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Top-Rezensenten Übersicht

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Mel.E
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Mein Blog: http://melbuecherwurm.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1270 Bewertungen
Bewertung vom 08.05.2019
Ich werde fliegen
Czapnik, Dana

Ich werde fliegen


sehr gut

Lucy "Loose" Adler ist außergewöhnlich, da sie nicht dem typischen Klischee eines Mädchens entspricht. Sie kleidet sich anders und schminkt sich nicht. Ihr Äußeres scheint ihr komplett egal zu sein, daher entwickelte sie sich nach und nach zur Außenseiterin. Wichtig ist ihr das Basketballspiel und darin ist sie großartig, wobei auch hier das Problem ist, das sie von jungen Männern nicht anerkannt wird und diese herunterspielen, wie gut sie ist. Auch wenn die Story in New York der 90er Jahre spielt, gibt es viele Parallelen zum Heute, denn auch wenn Frauen mittlerweile in Männerberufen Fuß fassen können, sind sie dennoch "anders" als andere Frauen und bekommen dieses deutlich zu spüren. Von der schlechteren Bezahlung möchte ich gar nicht erst anfangen. Lucy muss also ihren Weg und ihren Lebenssinn entdecken und dabei leider auch manche schmerzlichen Umwege gehen. Ich gestehe, das ich manchmal ein klein wenig genervt war von dieser Protagonistin, denn ich reagiere immer mit Unverständnis, wenn zuviel Drogen oder unnötiger Sex wie hier dargestellt großen Raum einnehmen. Sich das Gehirn zu benebeln, kann nicht Sinn und Zweck zur Erfüllung von Träumen sein.
Da die Autorin durch ihre Arbeit als Sport - Redakteurin arbeitet, hat sie natürlich das nötige Know How im Bezug auf Basketball, der mir fehlt und ich daher nicht alles verstehen konnte, was Regeln und Ausführung dieses Sports betrifft. Natürlich habe ich als Jugendliche auch Basketball gespielt, aber eben nicht als Profi und daher fehlt mir einiges an Wissen. Das Lesen fällt deshalb nicht schwerer, dennoch wäre es hilfreicher gewesen, diesbezüglich ein klein wenig mehr Ahnung zu haben. Kunst ist auch ein großes Thema, welches auch auf die Autorin zurückgeführt werden kann, da diese Kunst studiert hat.
Was natürlich auch nicht fehlt, sind Freundschaft und erste große Liebe, welches für den Zusammenhang der Story absolut wichtig erscheint. Lucy als Protagonistin alleine, wäre schnell langweilig geworden, also zeichnete ihr die Autorin sehr interessante Menschen an ihre Seite.
Der Schreibstil ist einem Jugendbuch absolut angemessen. Die Schrift ist ein klein wenig größer, was das Lesen sehr angenehm gemacht hat.
Ich vergebe gerne eine Leseempfehlung, wobei ich natürlich auch ein paar winzige Kritikpunkte genannt habe und daher auf eine 3,5 Sterne Rezension gelangt bin. Das Lesen war leider nicht immer sehr flüssig für mich, da ich nicht immer Verständnis für Lucy aufbringen konnte. Sie geht relativ straight ihren eingeschlagen Weg, der sie aber leider nicht immer glücklich macht, da manche Umwege eben auch schmerzhaft sind. Insgesamt aber eine gelungene Story, die mich hier und da begeistern konnte, mich aber dann doch nicht komplett überzeugt hat.

Bewertung vom 05.05.2019
Schuldig
Minato, Kanae

Schuldig


sehr gut

"Schuldig" ist ein sehr gelungenes Drama, denn es berichtet von einem Unfalltod, an dem vier andere beteiligt waren, da sie Hirosawa trotz Alkoholkonsums nicht daran gehindert haben in das Auto zu steigen und loszufahren. Der Unfall ist der Aufhänger der Story und nimmt sehr viel Raum ein, da die Drohbriefe einige Zeit nach dem Unglück Hirosawa wieder in den Fokus rücken. Ich muss leider gestehen, das mir der Einstieg in den Roman sehr schwer gefallen ist, da ich mich zunächst mit den Namen der Protagonisten und den japanischen Gepflogenheiten nicht zurecht gefunden habe. Es dauert leider eine Weile eine innere Harmonie mit dem Roman zu verspüren. Dramatisch, philosophisch und definitiv hochkarätig nimmt die Autorin mich mit auf die Suche nach einem Mörder, denn es wäre doch zu einfach gewesen, wenn Hirosawa nur verunglückt wäre. Fukase fühlt sich auch einige Zeit später schuldig am Tod seines einzigen Freundes, den wir als einen jungen Mann mit einem großen Herzen kennen lernen werden. So macht sich Fukase auf die Suche nach der Wahrheit und diese ist letztendlich sehr schmerzlich. Das Buch endet mit einem echten WOW! Effekt, den ich so nicht erwartet hätte, da für mich die Story stimmig beendet war und erst der Epilog dann eine absolut unerwartete Wendung bringt. die Story erscheint schleppend, wobei einige Spannungsmomente vorhanden ist. Wer durchhält wird einen Roman lesen, der absolut stimmig ist und die Ruhe der Japaner komplett wiedergeben kann. Mich begeistert letztendlich mit wie viel Liebe ins Detail die Autorin zu agieren weiß.

Das Cover zeigt eine Biene und Honig, der vom Schriftzug "Schuldig" tropft. Ich bin wirklich begeistert von der Wahrheit die sich hier versteckt, denn Kaffee und Honig sind in Fukases Leben absolut präsent. Wie dieses mit der Story zusammenhängt, wird sich zeigen und hinterlässt mich mit einem großen Staunen.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da ich zwar nicht gleich zu Beginn begeistert war, aber je mehr ich mich in die Story vertiefte, begann ich zu verstehen, wenn ich auch andere Verdachtsmomente hatte und zum Ende hin eine große Überraschung erleben durfte. Der Titel meiner Rezension ist in männlicher Form gewählt, was aber keinen Einfluss nehmen soll darauf, einen männlichen Mörder zu überführen, sondern nur der Einfachheit halber so ausgeführt. Der Roman selbst ist aus Fukases Sicht als personaler Erzähler gewählt, was daher auch die gewählte männliche Form erklären könnte.

Bewertung vom 28.04.2019
Judith und das liebe Vieh
Reinhard, Judith

Judith und das liebe Vieh


sehr gut

"Judith und das liebe Vieh" sprach mich vom Klappentext sehr an, da es mich interessierte, wie eine erfolgreiche Modejournalistin Zufriedenheit finden kann in der Züchtung von Rindern. Das Buch ist sehr authentisch und bewegt mich zutiefst, zumal Judith Reinhard beginnt das Leben und die Natur wert zu schätzen. Auch die Einblicke in Schlachtung und Züchtung, die mir als Otto - Normalverbraucher normalerweise verborgen bleiben würde, sind zum Teil erschreckend, denn es gilt nur der Profit, wobei Judith R., anders agiert und dadurch gleich um einiges sympathischer erscheint. "Du bist, was du isst", kommt hier wirklich zum Tragen und ich gestehe, das ich mir wenig Gedanken darüber mache, woher mein Fleisch kommt und dieses definitiv für mich ein kleiner Wink mit dem Zaunpfahl war, dieses doch mehr zu bedenken, denn günstig ist nicht mehr die Variante, die mir vorschwebt, zumindest nicht nach Beenden des Buches. Auch mein Milchkonsum muss ich neu überdenken, denn das Bewusstsein, das die Milch eigentlich für das Neugeborene sein soll, ist mir wieder vor Augen geführt worden und stimmt mich nachdenklich. Insgesamt ein wunderbares Erleben einer mir völlig fremden Welt, in der ich mich fiktiv sehr wohlgefühlt habe. Für mich nicht das Leben, welches mir vorschwebt, da ich natürlich auch die Arbeit sehe, die mit Rinderzucht verbunden ist. Golloway Rinder kannte ich bisher nur aus heimischen Tierparks und es gab daher vieles erstaunliches zu entdecken. Ein wirklich wohltuendes, manchmal auch sehr erschreckendes Buch, da unverblümt auch darüber berichtet wird, sich nicht zu sehr an ein Tier zu binden, denn es ist tatsächlich dazu da, zu gebären oder zu decken, um dann letztendlich beim Schlachter zu landen. Human und besonnen sucht sie letztendlich nach Möglichkeiten dem Schlachthaus zu entgehen und dieses wirkte auf mich viel weniger barbarisch.
Natürlich ist die Rinderzucht für Judith R. nur möglich durch Hilfen und der Möglichkeit der Unterbringung, dieses lässt ihren Traum natürlich um einiges schneller wahr werden lassen. Trotzdem muss ich ihre Arbeit respektvoll anerkennen und kann daher nur eine Leseempfehlung aussprechen an ein Buch, welches vielleicht als Sachbuch wahrgenommen werden könnte, aber um einiges mehr verbirgt. Die Seiten waren zügig gelesen und wirken wie erwähnt immer noch nach. Vielen Dank dafür.

Bewertung vom 26.04.2019
Das Echo der Wahrheit
Chirovici, Eugene

Das Echo der Wahrheit


sehr gut

"Das Echo der Wahrheit" bleibt lange sehr verwirrend, da immer mehr Handlungsstränge und Personen in die Story eingeflochten werden und das Lesen daher sehr unspektakulär ist bis etwa zur Mitte des Romans. Irgendwann kippte meine Stimmung, denn das Ende ist dann doch schlüssig und begreifbar, sodass sich das Lesen von "Das Echo der Wahrheit" doch lohnenswert erscheint. Zu Beginn war ich eher enttäuscht, da ich nicht verstand, warum sich die Ereignisse aneinanderreihen und wer letztendlich schuldig ist. Wer ist Schuld an dem Verschwinden einer jungen Frau in Paris?
Der Psychiater Dr. James Cobb ist selbst unsicher darüber, wo Schuld und Sühne liegen und nutzt sein Wissen, um die richtige Fährte zu finden, wobei er meiner Meinung nach einige Umwege nimmt, die noch mehr für Verwirrung sorgen. Geschrieben ist der Roman aus der Sicht von Dr. James Cobb und bleibt daher sehr sachlich und emotionslos. Eigentlich kein Problem, aber dadurch schlich sich in mir ein klein wenig Langweile auf. Warum ich dennoch eine Leseempfehlung und vier Sterne vergebe liegt daran, das das Ruder irgendwann herumgerissen wird und sich Spannung aufbaut, die ich zuvor vermisst habe. Letztendlich gelingt es dem Autor doch noch, mich für sich zu gewinnen. Manchmal muss man einfach durchhalten, um ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen. Dieses ist ein Grund für mich, ein Buch nicht abzubrechen, sondern weiterzulesen, denn es gab eben schon oftmals diese Momente während des Lesen, das ein Roman seine Schönheit oder Spannung zum Ende doch noch entfalten kann. "Das Echo der Wahrheit" verwirrt und begeistert gleichermaßen. Je mehr sich der Psychiater in die Geschehnisse verstrickt, umso verrückter wirkt die Story und lässt einfach keinerlei Lösung erkennen. Es wirkt zunächst blass und aufgesetzt und der Schreibstil ist zunächst sehr sachlich, was sich zwar nicht ändert, aber irgendwann leichter zu lesen wurde. Als ich anfing zu begreifen und mein persönlicher AHA-Effekt einsetzte, wurde ich warm mit Dr. James Cobb und dem Schreibstil des Autors. Das Ende ist absolut schlüssig und eben nicht vorhersehbar, sodass ich den Roman doch als gelungen erachtete. Auch wenn ich Hypnose zur Wahrheitsfindung befremdlich finde, war es für das Buch eine interessante Begebenheit, auch wenn sie letztendlich nicht der Wahrheitsfindung diente. Die Verbissenheit und Cleverness des Psychiaters, der sich selbst auf die Suche der Wahrheit macht, ist es zu verdanken, das Licht in das Dunkle dringt, auch wenn es für mich unerklärlich ist, wie viel Zeit es braucht, um Schuldige zu überführen und es nie zu Verdachtsmomenten innerhalb der Familie kam oder anderen, die den Menschen kannten. Wenn ein Mensch urplötzlich verschwindet, muss doch gefahndet und vermisst werden, oder? Trotzdem ein stimmiges Ende, wobei ich natürlich meine Zweifel darüber habe, das es im wahren Leben zu solch Verschleierungen kommen kann, aber in Büchern ist eben alles möglich.

Bewertung vom 24.04.2019
Ein Cottage für deinen Sommer (eBook, ePUB)
Shipman, Viola

Ein Cottage für deinen Sommer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

"Ein Cottage für deinen Sommer" ist ein stimmungsvoller Roman, der von Enttäuschungen, Rückschlägen und Neuanfängen berichtet. Adie Lou hat eine wunderbare Kindheit am Michigansee verbracht, wo ihre Großeltern ein Cottage besaßen. Die Rückblenden sind sehr harmonisch und zeigen auf, wie wunderbar und liebevoll Adie Lous Großeltern waren. Im Dorf werden sie als "Originale" betitelt und genau das ist, was Adie Lou geprägt hat. Unbeschwert und glücklich durfte sie zu einer Frau heranreifen, die ihre unglückliche Ehe nun hinter sich lässt, um neu durchzustarten. Das Cottage zu einem Bed & Breakfast umzugestalten erfordert sehr viel Kraft, Ideenreichtum und Geld. Geld, welches Adie Lou nicht besitzt, aber Neuanfänge sind oftmals auch damit verbunden, Schulden zu machen. Sie bekommt sehr viel Hilfe, manchmal unerwartet, manchmal herzerweichend und es zeigt sich, das viele Menschen ihr wohlgesonnen sind. Durch ihr Wesen kann Adie Lou Menschen verändern, was sich auch dann zeigt, als ihr Leben als Geschäftsfrau zu blühen beginnt.
Mir hat es sehr gefallen Adie Lou zu begleiten, da sie natürlich voller Ängste steckt und auch Verletzungen mit sich trägt, die durch ihre Ehe mit Nate entstanden sind. Ethan, ihr Sohn, ein wahrer Schatz, der oftmals Ängste und Sorgen zerstreuen kann, ist etwas, was sie positives aus ihrer Ehe entnehmen kann. Jeder Mutter geht hier wahrscheinlich das Herz auf, denn die Worte die er nutzt, sind für verwundete Seelen Heilung.
Sehr harmonisch wirken die Regeln des Cottage, die jedes Kapitel beginnen und nicht nur Rückblenden auf Adie Lous Kindheit und Jugendzeit geben, sondern auch aufzeigen, welch wunderbare Menschen ihre Großeltern waren. Jedes Zimmer des neuen Bed & Breakfast steckt voller Erinnerungen und ist somit wertschätzend den Menschen gegenüber, die Adie Lou immer bei der Erfüllung ihrer Träume unterstützt haben. So sind es letztendlich wertvolle Weisheiten, die sich auch auf die Gäste übertragen kann. "Lass deine Sorgen vor der Tür" und "Wach mit einem Lächeln auf" sind nur einige davon. Am Ende bekommt Adie Lou ihre Tradition der magischen Camper inklusive Wunderkerzen und so wird ihr sehr berührend aufgezeigt, das Wünsche in Erfüllung gehen, wenn man nur fest daran glaubt. "Ein Cottage für deinen Sommer" endet so, wie ich es mir für Adie Lou gewünscht habe und hinterlässt mich mit einem regelrechten Glücksgefühl. Es ist wirklich wertvoll Menschen um sich zu haben, die das Leben auf eine sehr anrührende Weise geprägt haben und auch im Nachwort geht die Autorin noch einmal darauf ein. Für mich ein Buch angefüllt mit Hoffnung und vielen wunderbaren Momenten. Echte Leseempfehlung, da ich mich wirklich rundum wohlgefühlt habe im Cozy Cottage mit seinen vielen wunderschönen Ereignissen und es gab auch Augenblicke, die mir sehr gut getan haben und mir die Tränen in die Augen getrieben haben. Jeder Mensch wünscht sich Wertschätzung und echte Liebe. Eine Liebe, die Adie Lou letztendlich auch begegnen wird, auch wenn sie es nicht darauf angelegt hat, sondern ihr Ziel es zunächst war, die Adie Lou (ein Boot ihres Großvaters), das Sommerhaus und auch ihre Träume zu erhalten, was letztendlich dazu geführt hat, die Regeln des Cozy Cottage zu bewahren.

2 von 4 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 20.04.2019
Tsunami im Kopf
Sprenger, Max

Tsunami im Kopf


ausgezeichnet

In "Tsunami im Kopf" erzählt Max Sprenger von seiner Hirnblutung, die fatale Folgen in seinem jungen Leben aufweist. Schonungslos ehrlich ist es ein Tatsachenbericht seines Erlebens und für mich als Pflegekraft ist es kaum zu ertragen, da ich selbst mit Menschen im Wachkoma oder dem Lock - In - Syndrom arbeite. Wie viel mehr werde ich nun unseren zu versorgenden Menschen, die sich nicht bemerkbar machen können zu Hilfe eilen? Das Bewusstsein für den Hilfebedarf ist erneut geweckt, da ich Lagerungen nun eindeutig noch wichtiger nehmen werde. In meinem Alltag geht vieles verloren, da leider nicht immer die Zeit so verfügbar ist, wie es angemessen wäre.

Ich bin sehr dankbar für dieses Buch, da es mir noch einmal deutlich gemacht hat, wie wertvoll unser Leben ist und wie schnell sich die eigene Situation ändern kann. Max ist sehr jung als die Hirnblutung sein Leben komplett auf den Kopf stellt und ein Zeugnis dafür nicht aufzugeben, auch wenn es noch so hart erscheint. Mein Respekt gilt an dieser Stelle auch seiner Familie für die wunderbare Unterstützung. Mehrfach wird in der Bibel erwähnt: "Dein Glaube hat dir geholfen." und so nahm ich es auch wahr. Trotz aller Schwierigkeiten und Ängste vergisst Max Mutter nicht zu beten und sich an Gott festzuhalten. Es beeindruckte mich zutiefst.

Insgesamt konnte mich "Tsunami im Kopf" wirklich fesseln, da ich beeindruckt bin von dem Überlebenswillen des jungen Manns über den ich lese, der sich lediglich von anderen Jugendlichen dadurch unterscheidet, das er in einigen Bereichen seines Lebens durch die Hirnblutung eingeschränkt ist, was aber nicht heißt, das seine "Behinderung" im Fokus steht. Wie er selbst sagt, ist "Behinderung oder auch behindert" ein Stempel oder auch im Wortschatz vieler ein Schimpfwort. Für mich ein Wort, was ich nicht nutze, da ich mir bewusst bin, wie wenig wertschätzend es ist. Es ist für Max ein Kampf, den er täglich ausfechten muss und das, obwohl er dieselben Bedürfnisse hat wie andere junge Menschen seines Alters. Party, Freunde, Führerschein ...... Und dennoch kommt in mir kein Mitleid auf, da ich mir bewusst bin, das Max sein Leben trotz Einschränkungen in gewissen Bereichen meistern wird, denn er ist eine starke Persönlichkeit und dieses Buch eine Bereicherung für alle. Ich empfand es als sehr authentisch, wenn auch mitunter schmerzlich, da ich selbst Mutter bin und eben auch Pflegekraft. Ich arbeite täglich mit Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen und freue mich über jeden kleinen Schritt der Genesung, wobei leider nicht alle das Vorrecht haben unsere Einrichtung gesund zu verlassen, sondern im eigenen Körper gefangen bleiben werden. Max hat ein Wunder erlebt und es war wirklich eine wertvolle Erfahrung daran teilhaben zu dürfen. Absolute Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.04.2019
Gott wohnt im Wedding
Scheer, Regina

Gott wohnt im Wedding


sehr gut

"Gott wohnt im Wedding" verknüpft damaliges Zeitgeschehen mit der Gegenwart, was großartig inszeniert wurde, auch wenn ich mitunter ein klein wenig überfordert war, mit den ganzen Menschen, die ihren Auftritt im Roman haben. Hierzu befindet sich im hinteren Teil des Buches eine Auflistung über alle wichtigen Personen. Mit "Gott wohnt im Wedding" hat Regina Scheer sich mit der Geschichte der Juden und Sinti und Roma beschäftigt, wobei mir nicht bewusst war, das es so viele Gruppierungen diesbezüglich gibt, Scheinbar schert man alle über einen Kamm. Zumindest mir geht es so. Ich habe also einiges lernen können, da es gerade im Bezug der Geschichte der Sinti und Roma ein Thema ist, welches irreführend und sehr klischeebehaftet ist. Leicht zu lesen ist "Gott wohnt im Wedding" nicht, da sich die Leserschar Zeit nehmen muss, um wichtige Ereignisse innerhalb der Story zu verstehen, da es immer wieder neu miteinander verknüpft wird. Es ist definitiv kein Buch für zwischendurch.
Interessant ist, das das Mietshaus selbst, in dem diese vielen beschriebenen Menschen aufeinander treffen auch zu Wort kommt. Da das Haus schon in die Jahre gekommen ist, sind die Worte weise und beleben die Story ungemein, da es sich wie ein allwissender Erzähler verhält. Mir hat es sehr gefallen, da es doch ungewöhnlich ist und dennoch mitreißen konnte. Gerade diese kursiv geschriebenen Szenen geben Nachhaltigkeit. Ein in die Jahre gekommenes Haus hat vieles gesehen und gehört , was natürlich in Bezug auf die Protagonisten sehr viel Wert hat.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an einen doch sehr außergewöhnlichen Roman, der aufzeigt, das sich in unseren Köpfen vieles ändern müsste und wir gerade im Vertreiben von Menschen nichts dazu gelernt haben. Das Ende des Romans hätte ich mir anders gewünscht, aber so wie es ist, ist es passend, wenn auch anders gewählt wurde, als von mir erhofft oder erwartet. Letztendlich ist "Gott wohnt im Wedding" hochkarätige Literatur, die konzentriert gelesen werden muss, damit das Verständnis für die teilhabenden Personen nicht verloren geht und auch Vertrauen geweckt wird.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 15.04.2019
Die Frauen von Salaga
Attah, Ayesha Harruna

Die Frauen von Salaga


sehr gut

"Die Frauen von Salaga" ist ein Roman, der von dem Drang nach Freiheit bereichtet und dabei sehr facettenreich und bunt erscheint, auch wenn das Thema Sklaverei natürlich sehr barbarisch ist. Nach Aminahs Entführung wird sie mehrfach verkauft und es zeigt sich schnell, das man als Frau seine Rechte auch an seinem Körper verliert, wobei Aminah dabei Glück im Unglück hat. Wäre eine Vergewaltigung oder anderer Missbrauch zu lesen gewesen, hätte es mich noch mehr erschüttert. Aminah ist lediglich Fleisch, welches zum Arbeiten genutzt wird.
Die Autorin verarbeitet in diesem Roman das Leben ihrer Urgroßmutter, daher wirkt die Story definitiv authentisch und eindrücklich. Es schildert von einem wirklich harten Leben, wobei die Protagonisten zunächst sehr unterschiedlich erscheinen. Aminah wird zur Sklavin und Wurche, reich geboren, wird ihre Freiheit durch Zwangsheirat und der Tatsache eine Frau zu sein, einbüßen müssen. Keine wirklichen Rechte zu haben oder seine Meinung frei äußern zu können, ist grausam und dieses zieht sich komplett durch das Buch.
Die Zeit aus der die Story berichtet, ist gelungen dargestellt. Die Autorin besitzt einen sehr fesselnden Schreibstil, der das Leben von Aminah und Wurche wunderbar spiegeln kann. Meine eigenen Empfindungen während des Lesens konnte ich außen vor lassen, wobei ein bitterer Beigeschmack durch sehr viel Unrecht immerzu vorhanden war. Beim Lesen wird mir immer wieder bewusst, wie einfach mein Leben als Frau im Heute ist. Ich darf Entscheidungen treffen, ohne Angst vor Strafen. Ich muss meinen Körper nicht zur Schau stellen lassen, um einen möglichst hohen Preis zu erzielen. Das Sklaverei barbarisch ist, müsste ich eigentlich nicht erwähnen, wobei es Aminah noch gut getroffen hat, im Vergleich anderer Sklavinnen. Wurche ist eine Prinzessin, selbstbewusst und definitiv auch sehr klug, wobei manches Handeln Konsequenzen mit sich zieht, die dem geschuldet ist, als Frau nicht frei entscheiden zu dürfen, da Traditionen im Weg stehen. Selbstbestimmung sieht anders aus.
Zeitlich ist die Story an die Koloniealisierung Ghanas angepasst und kann somit überzeugen. Im Mittelpunkt stehen zwei Frauen, die trotz ihrer Unterschiede lernen miteinander zu agieren. Für mich ein sehr gelungener Roman, den ich gerne weiterempfehlen kann. Ein hartes Leben mitunter, welches eindrücklich und authentisch wiedergegeben wurde. Das Einzige, was mir mitunter schwer gefallen ist, ist die vielen Menschen mit ihren doch sehr schweren Namen auseinander zu halten. Irgendwann im Laufe des Lesens konnte sich dieses verbessern. Letztendlich ein sehr interessantes Buch, welches zwar anders war, als ich erwartet hatte, aber dadurch nicht weniger überzeugend.

Bewertung vom 10.04.2019
Zum Glück gibt es Umwege
Buist, Anne;Simsion, Graeme

Zum Glück gibt es Umwege


sehr gut

"Zum Glück gibt es Umwege" ist aus persönlichen Erfahrungen des Autorenduos entstanden, wobei natürlich auch Begebenheiten und Protagonisten hinzugefügt wurden, um die Stimmung zu erhellen oder aufzuwerten. Im Nachwort wird ganz klar über die Entstehung des Romans definiert, was den Erfahrungswert noch steigert. Meine Vermutung in diese Richtung gehend ist, das ein Buch über den Jakobsweg nur entstehen kann, wenn man diesen tatsächlich selbst gegangen ist, ansonsten wird die emotionale Sicht zu oberflächlich und gerade eben dies konnte ich nicht einen Augenblick lang wahrnehmen. Martin und Zoe zu begleiten, die sich aus unterschiedlichen Motivationen aufmachen, um den Camino zu wandern hat nicht immer Spaß gemacht, dennoch ist "Zum Glück gibt es Umwege" absolut rund in seinen mitunter sachlichen Schilderungen, sodass es letztendlich ein Roman war, in den ich mich gedanklich tief versinken konnte.
Die Protagonisten sind sehr gut gewählt, da sie trotz unterschiedlicher Motivation sich dem Jakobsweg zu stellen, innerhalb der Story wichtig für einander werden. Zoe hat ihren Ehepartner durch einen Autounfall verloren und ist inmitten von Trauer und auch späteren Schuldgefühlen komplett gefangen. Es ist ein zur Ruhe kommen, eine Trauerbewältigung und definitiv ein Loslassen, während Martin als Architekt seine Wanderung komplett durchgeplant hat und sein Ziel eher darauf ausgerichtet ist, an seinem selbstgebauten Karren zu verdienen. Auch er trägt sein Päckchen und nicht alles läuft rund in seinem Leben. Der Jakobsweg ist für beide ein Neuentdecken von Möglichkeiten und eine Selbsterfahrung. Mir hat es gefallen in die Gefühlswelt und den vielen Begegnungen unterwegs einzutauchen. Nicht alle Begegnungen mit anderen Wanderern macht diese zu Sympathieträgern, aber einige, die immer wieder auf Zoe und Martin treffen könnten sich zu Freunden oder auch Gleichgesinnte entwickeln.
Viele Zitate und Weisheiten prägen diesen mitunter sachlichen Text und werten dieses definitiv auf.

"Der Nebel lichtete sich, durch die Schönheit der umgebenden Landschaft wurde mir bewusst, wie gesegnet ich war" Zitat Seite 73

Wobei auch die Umgebung und Landschaft des Caminos seinen Platz im Buch erhält. Besonders gelungen ist die Karte, die sich direkt vorne im Buch befindet und die immer wieder von mir aufgeschlagen wurde, um zu sehen, wo sich Zoe oder auch Martin gerade eben befinden. Es ist eine fiktive Wanderung, die ich sehr gerne unternommen habe, da sie mir im normalem Alltag nicht möglich ist, denn es benötigt Zeit, das Wollen viele Kilometer zu wandern und auch Durchhaltenvermögen, eine echte Verbissenheit, die ich definitiv nicht mein Eigen nennen kann. So war es gut, das niemand diese Erwartungen an mich stellt und ich nur fiktiv auf eine Wanderung gehen durfte, um Begegnungen unterschiedlichster Art und Weise zu genießen. Letztendlich zählt, das diverse Begegnungen zum Ziel führen und es gerade im Bezug auf Martin und Zoe einer Tatsache entspricht, das der Camino dich geht, denn es führt für beide zu enormen Veränderungen, die mir sehr gefielen.

"Vielleicht musst du dich erst mit der Vergangenheit auseinandersetzen, bevor du an die Zukunft denken kannst" Zitat S. 281

Gerne eine Leseempfehlung an einen Roman, den ich als sehr gelungen betrachte. Die Ruhe, die mitunter ausgestrahlt wurde, übertrug sich auch auf mich. Ich konnte trotz aller Strapazen, die durch den Jakobsweg hervorgerufen wurden, herrlich entspannen. Vielleicht weil ich nur stille Begleiterin war und mir keine Blasen gelaufen habe?

Bewertung vom 29.03.2019
Blackwood
Sabbag, Britta

Blackwood


sehr gut

"Blackwood - Briefe an mich" ist ein Buch angefüllt mit dem Zauber und der Magie Irlands. Ich fühlte mich sehr angezogen vom wirklich schönen Cover und freute mich sehr darauf den Roman zu lesen. Das Cover glänzt und ist von der Aufmachung her ein echter Hingucker. Die Farben sind warm und ansprechend gewählt. Die Libelle, die in den Vordergrund gerückt wird, findet Raum innerhalb der Story. Sehr gelungen ist auch die Karte vom beschaulichen Örtchen Blackwood, die gleich ins Auge springt, wenn man das Buch öffnet.
Da der Roman keine direkte Altersempfehlung aufweist, würde meine persönliche Empfehlung jungen Leser_innen ab 12 Jahren entsprechen, wobei der Verlag natürlich auf einen All- Age_Roman hinweist, dem ich absolut zustimmen kann. Inmitten magischer Wesen wie Elfen und Leprechaun kann man sich einfach nur wohlfühlen, wenn dann auch noch Briefe eines zukünftigen Ichs auftauchen, dann ist Magie spürbar und erwärmend. Ich gestehe, das ich eine sehr hohe Erwartung an "Blackwood - Briefe an mich" hatte und mich sehr für die Story begeistern konnte. Die vielen Male als es mir auf diversen Plattformen begegnet ist, ließ meine Neugier immer mehr und mehr erwachen. Wie gut, das es schon in meinem Buchregal darauf wartete gelesen zu werden.
Gesine, die Protagonistin muss einen schweren Schicksalsschlag verarbeiten und das ist die einzige Kritik die ich an "Blackwood - Briefe an mich" habe, da mir der Trauerprozess zu oberflächlich behandelt wird. Den Verlust der Mutter wird wie mir scheint, immer nur nebensächlich eingebaut. Da hätte ich mir einfach mehr an Gesprächen oder anderen Halt gewünscht, da für Gesine urplötzlich alles aus dem Ruder läuft. Mutter verstorben und eine neue Heimat, fernab vom Schnitzelland. Der Umbruch geschieht in meinen Augen viel zu plötzlich, aber dieses ist nur meiner emotionalen Wahrnehmung geschuldet. Gesine lebt sich relativ schnell in Irland ein und bekommt auch zügig neue Aufgaben, die ablenken, wobei natürlich der Brief des zukünftigen Ichs eine große Rolle spielt. Elfen und andere magische Wesen wirken zunächst sehr befremdlich auf sie. Manche Begebenheiten sind auch sehr witzig dargestellt und werten die anfängliche Spannung eines neuen Zuhauses definitiv auf. In die Schuhe sprechen, um diese von magischen Wesen zu befreien würde mich auch am Verstand meiner Tante zweifeln lassen.
Es ist nicht nur die Magie die aus den Seiten des Romans hervortreten kann, sondern auch Familenstreitigkeiten, Freundschaft und die erste große Liebe, wobei diese boykottiert wird und nicht einfach zu gestalten ist, wenn dadurch andere vom Neid zerfressen werden. Von den Charakteren her, bedient sich die Autorin üblichen Klischees, denn wir treffen auf Zicken, Nerds, Mauerblümchen und Co. Gesine muss sich erst beweisen, denn anfänglich ist sie als Neue in Blackwood mehr als überfordert. Ich habe übrigens diese Rosinengeschichte nicht verstanden Frau Autorin. Entweder bin ich diesbezüglich zu doof um es zu kapieren oder die Hinweise sind nicht eindeutig oder eben auch zweideutig gemeint, sodass es bei mir zu leichter Überforderung kam.
Klatsch und Tratsch wird durch den örtlichen Radiosender vermittelt und diese kurzen, knackigen Einblicke beleben das Buch. Natürlich ist das Theaterstück, in dem Gesine neben Arian die Hauptrolle spielt, Thema Nummer Eins in Blackwood. Küsse und Text müssen geübt werden und daher kommen sich die beiden Hauptdarsteller recht nah. Die eingewobene Liebesgeschichte hat mir gefallen, zumal Arian trotz Reichtum nicht arrogant oder überheblich wirkt.
Insgesamt gesehen konnte sich in mir während des Lesens ein Wohlgefühl entwickeln, daher vergebe ich trotz kleiner Schwächen eine Leseempfehlung, da ich mir mehr Magie gewünscht hätte, zumal Irland einfach dazu einlädt, in Mythen und Sagen einzutauchen. Ansonsten ein gelungener Roman, der meine hohen Erwartungen zwar nicht gänzlich erfüllt hat, aber nah dran war.