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anette1809 - katzemitbuch.de
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Bewertungen

Insgesamt 1032 Bewertungen
Bewertung vom 26.04.2019
Lieber Papa, bist du jetzt verrückt?
Hauck, Katja

Lieber Papa, bist du jetzt verrückt?


sehr gut

Nach Uwe Haucks autobiographischer Aufarbeitung seiner Depression, der Angststörung und des Selbstmordversuchs, die unter dem Titel “Depression abzugeben” nachzulesen ist, kommt nun seine Tochter Katja im gemeinsamen Briefwechsel zu Wort, der einen Blick auf die andere Seite freigibt. Auf die Angehörigen, auf die Familie, Frau und Kinder, auf die Personen, die zurückgeblieben wären, wenn sein Selbstmordversuch ein tragisches Ende gefunden hätte.
Wie lebt es sich nun als Familie mit dem Wissen um Uwe Haucks Depression und Ängste? Wie hat die Familie, insbesondere die Kinder, die Zeit vor dem Selbstmordversuch empfunden?
Im Brief kommt nicht allein Katja Hauck zu Wort, ihr Vater Uwe Hauck hat all ihre Briefe beantwortet, aber auch Sibylle Hauck – Mutter von Katja und Ehefrau von Uwe Hauck -, sowie Katjas Brüder kommen zumindest indirekt zu Wort.
Dabei wird nicht nur Uwe Haucks Depression und Angststörung weiter aufgearbeitet, man erfährt auch endlich mehr Details aus seiner Kindheit und Jugend, sowie zu dem gestörten Verhältnis zu seiner Mutter, welches in “Depression abzugeben” immer wieder angedeutet wurde.
Nicht zuletzt erzählt dieses Buch davon, dass auch die Kinder der Haucks nach dem tragischen Vorfall Therapiebedarf hatten und wie weit die Kreise sind, die psychische Erkrankungen tatsächlich ziehen, denn sie machen nicht vor der Türschwelle eines Betroffenen halt.

“Lieber Papa, bist du jetzt verrückt?” verdeutlicht am Beispiel der Familie Hauck, dass Depressionen und andere psychische Erkrankungen nicht bei der Person enden, die an ihnen erkrankt ist. Eine Depression, Angststörung, oder Hypersensibilität, die hier ebenfalls ein großes Thema ist, schlägt Wellen, und um sie zu verstehen und zu bekämpfen, muss auch immer das Umfeld einbezogen werden. Dies betrifft bei weitem nicht nur Familie und Freunde, bei Kindern sollten auch Kindertagesstätten und Schulen sensibilisiert und aufgeklärt werden, im Erwachsenenalter dann die Arbeitgeber.
Ich meine das nicht nur fallbezogen in akuten Situationen, sondern generell sollten psychische Erkrankungen weiter entstigmatisiert und thematisiert werden in der Öffentlichkeit. Die Vorurteile sind immer noch groß, die Hilfe dagegen gering oder schwer zu finden. So erzählen Katja und Uwe Hauck davon, wie viel Glück die gesamte Familie hatte relativ schnell passende Therapeuten zu finden, mit denen sie auf einer Wellenlänge lagen. In der Realität ein viel zu seltener Glücksfall!

Auch wenn Katja Haucks Buch in meinen Augen vielleicht sogar noch wichtiger ist als Uwe Haucks “Depression abzugeben”, so ist es durch den Briefwechsel und die Themenfülle etwas schwerfälliger zu lesen. Dennoch ist es in meinen Augen ein absolutes Lesemuss, egal, ob man persönlich betroffenen ist oder nicht.
Ich finde es unheimlich wichtig, dass psychischen Erkrankungen eine Stimme gegeben wird, da unsere Gesellschaft häufig deren Ernsthaftigkeit nicht in vollem Maße erfasst oder sie im schlimmsten Fall als Anlass zur Belustigung und Mobbing dienen.
Für mich wäre durch eine verständnisvolle und sensibilisierte Gesellschaft ein sehr großer Schritt in die richtige Richtung getan, um Menschen mit psychischen Erkrankungen ein Sicherheitsnetz zu bieten, das in der heutigen Zeit noch viel zu oft große Löcher aufweist.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 26.04.2019
Was mir von dir bleibt
Silvera, Adam

Was mir von dir bleibt


ausgezeichnet

'Du hast mir versprochen, niemals zu sterben. Dass du es dennoch getan hast, tut umso mehr weh, weil es nicht das erste Versprechen ist, das du gebrochen hast.' (S.7)

Adam Silvera setzt seine Leser gleich zu Beginn der Trauer Griffins und den Trümmern seines Lebens aus. Sein Lieblingsmensch Theo ist mit gerade mal 18 Jahren gestorben und die Beerdigung steht kurz bevor.

Auf Grund Theos Studiums in Kalifornien musste Griffin ihn zwar schon vor längerer Zeit ziehen lassen, dennoch hatte er immer einen hoffnungsvollen Blick auf eine gemeinsame Zukunft. Diese Hoffnung wurde ihm jedoch genommen, als Theo in Kalifornien Jackson kennen- und liebenlernte. Und nun ist es kein geringerer als Jackson, mit dem Griffin auf Theos Beerdigung konfrontiert wird.

Sicherlich hätte keiner der beiden gedacht, dass sein jeweiliger Konkurrent um Theos Liebe und Freundschaft eines Tages zu seinem Rettungsanker werden könnte, und doch tritt genau dies ein… Jackson und Griffin fangen an miteinander zu reden, sich auszutauschen und sich gegenseitig Erlebnisse und Geschichten von Theo zu schenken.
Die Beziehung zu Wade hingegen, mit dem Theo und Griffin jahrelang in New York ein Team bildeten, scheint erkaltet.
Nach und nach erhascht der Leser verschiedene Blickwinkel auf die Figuren aus vergangenen und aktuellen Ereignissen, die zwar gänzlich aus Griffins Sicht geschildert werden, aber dennoch die Sicht auf seine Freunde vertiefen und letzten Endes sogar verändern.
Irgendwann werde ich dieses Buch ein zweites Mal mit dem Wissen um diese Entwicklungen lesen, denn ich werde einige Figuren und Ereignisse im Verlauf der Story mit ganz anderen Augen sehen als ich es beim ersten Lesen getan habe.

Adam Silveras Geschichte von Griffin, Theo, Jackson und Wade ist gleichermaßen traurig wie lustig und hoffnungsvoll. Er versteht es die komplette Bandbreite an Gefühlen zu bedienen.
Die traurige Grundstimmung lässt sich zwar niemals völlig ausblenden, da der Leser von der ersten Seite an um Theos viel zu frühen Unfalltod weiß, dennoch besitzt Adam Silvera einen derart wundervollen Humor, dass man nicht umhin kann bei einigen Szenen herzhaft zu lachen oder zumindest zu schmunzeln. Ein Highlight ist hier sicherlich die Kondomkaufszene, bei der Griffin, Theo und Wade von Griffins Vater überrascht werden. Dazu Griffins und Theos Outing und Zusammenkommen – einfach herzergreifend schön und ebenfalls voller Humor!
Man weiß wirklich nie, ob man auf den nächsten Seiten Tränen vor Lachen oder Weinen aus den Augen wischen muss.
Über den kompletten Verlauf der Geschichte schwingt zudem eine Grundspannung mit: Warum ist Theo gestorben? Was ist zwischen dem “New Yorker Team” vorgefallen? So kommt man nicht umhin “Was mir von dir bleibt” in einem Rutsch zu verschlingen, insofern es die Zeit zulässt.

Obwohl Adam Silvera verschiedene Themen, wie Homosexualität, Eifersucht, Verlust, Tod und Zwangsstörungen behandelt, wirkt die Geschichte niemals zu schwer oder überladen. Sein Schreibstil sowie die Figuren wirken zu jederzeit authentisch und ihre Gefühle nachvollziehbar.

“Was mir von dir bleibt” lege ich jedem Leser ans Herz, der über wahre Gefühle lesen und mal wieder zu einem Buch greifen möchte, das einen im Innersten berührt.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Du bringst mein Leben so schön durcheinander
Christian, Claire

Du bringst mein Leben so schön durcheinander


ausgezeichnet

“Weißt du, was die Japaner über zerbrochene Dinge sagen?” Robbie sieht mich an. “Kintsukuroi nennen sie sie. Sie nehmen die Porzellanscherben und flicken die Sprünge mit Gold. Sie stellen das her, was war, aber auch etwas Neues. Sie glauben, dass Sprünge eine Sache schöner machen können, wertvoller.” (S.129)

In Ava ist nach dem Selbstmord ihrer besten Freundin Kelly etwas zerbrochen. Nachdem einer ihrer Mitschüler etwas Negatives über Kelly gesagt hat und der Großteil ihres Umfeldes so tut, als müsste ein halbes Jahr nach dem Verlust alles wieder so sein wie zuvor, rastet Ava bei einer Schulversammlung aus. Vielleicht war es auch diese Ignoranz und das Unverständnis ein Grund dafür, dass Ava nach Kellys Tod mit deren älterem Bruder Lincoln im Bett gelandet ist.
Eines Tages fängt der schüchterne Gideon im Magic Kebab zu arbeiten an, dem Laden, in dem auch Ava angestellt ist. Zunächst schenkt sie ihm kaum Beachtung, doch nachdem Gideon von einigen anwesenden Gästen zum Rap Battle herausgefordert wird, erregt er Avas Aufmerksamkeit. Gideon hat seine Therapie im Poetry Slam gefunden. Ein Weg, den er nicht zuletzt dank seines Therapeuten Robbie eingeschlagen hat. Ava und Gideon kommen sich nach diesem Ereignis im Magic Kebab näher.
Da Gideon schon seit einiger Zeit weder ein Handy noch Social Media verwendet, schreiben die beiden sich ganz altmodisch Briefe und offenbaren so stückweise dem jeweils anderen ihre Gefühle. Vertrauen macht aber auch verletzlicher, und gerade Ava in in dieser Hinsicht noch nicht soweit wie Gideon. Die Schatten der Vergangenheit drohen die aufkeimende Freundschaft zwischen den beiden zu ersticken.

Zwar erscheinen sowohl Ava als auch Gideon zu Beginn der Geschichte recht unnahbar, da ihre Reaktionen jedoch nachvollziehbar sind und die Geschichte abwechselnd aus Avas und Gideons Sicht erzählt wird, legt sich dieses Gefühl jedoch spätestens zu dem Zeitpunkt, als die beiden sich miteinander anfreunden.
Die Poetry Slam Texte, sowie die Briefe, die die beiden sich schreiben, machen Ava und Gideon immer nahbarer und sympathischer, sowie ihre Trauer und Probleme greifbarer.
Zudem hat Claire Christian einige sehr liebenswerte und einzigartige Nebencharaktere erschaffen. Kellys großen Bruder Lincoln mochte ich zwar nicht – meiner Meinung nach rührt hier auch die anfängliche Abneigung gegen Ava her – aber der Inhaber des Magic Kebabs, Gideons Therapeut Robbie, sowie seine beiden Mütter und seine besten Freunde sind auf eine coole Art einfühlsam, verständnisvoll und witzig.

Es ist wie Laufen auf zerbrochenem Glas, wenn zwei kaputte Menschen versuchen sich gegenseitig zu stützen. Ob es Ava und Gideon gelingt, wie den Japanern beim Kintsukuroi, sich mit Hilfe ihrer Freundschaft gegenseitig zu reparieren oder ob sie dabei Ausrutschen und sich noch größere Verletzungen zufügen, das verrät die Geschichte erst ganz am Ende.

Mich hat Claire Christian mit Avas und Gideons Geschichte sehr berührt und in meinen Augen hat sie darüberhinaus einen wertvollen Beitrag zur Verarbeitung von psychischen Problemen geleistet, da sie anhand der beiden Schicksale aufzeigt, wie wichtig es ist miteinander zu reden und sich gegebenenfalls professionelle Hilfe zu holen.
Mit der Geschichte allein lässt sie es nicht bewenden, sie gibt im Nachwort Tipps und Adressen, an die man sich wenden kann, wenn man beispielsweise unter Depressionen leidet oder Beistand bei der Trauerverarbeitung benötigt.

Es ist okay, nicht okay zu sein. Es wird wieder besser. Rede darüber.
Du bist wichtig.
Alles Liebe
Claire

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Gordon und Tapir
Meschenmoser, Sebastian

Gordon und Tapir


ausgezeichnet

Gordon und Tapir teilen sich eine Wohnung. Doch auch, wenn die beiden gute Freunde sind, gestaltet sich das Zusammenleben schwierig.
Wo Pinguin Gordon ordentlich und minimalistisch ist, verbreitet Tapir nur Chaos und Unordnung. Ständig ist das Klopapier leer, das Bad wird von Tapirs Freundin blockiert, der Boden ist verklebt von Obstsaft und auch Tapirs Liebe zu Tieren und Pflanzen teilt Gordon nicht.
Doch auch das Zusammenleben mit Gordon ist nicht immer einfach. In der Küche stinkt es nach den Fischabfällen seiner Mahlzeiten und wenn er sich mit anderen Pinguinen trifft, lässt er Tapir außen vor.
Eines Tages eskaliert die Situation und Gordon fasst einen folgenschweren Entschluss…

“Gordon und Tapir” ist eine besondere Freundschaftsgeschichte, die aufzeigt, dass es unmöglich ist, sein Leben miteinander zu teilen, wenn man keine Rücksicht aufeinander nimmt oder Kompromisse schließen kann. Umgekehrt soll sich aber auch niemand selbst verleugnen.
Um eine Freundschaft aufrecht zu erhalten und gleichzeitig sich selbst treu zu bleiben, sind Freiräume wichtig. Gordon zieht in dieser Geschichte vielleicht einen auf den ersten Blick extremen Entschluss, aber am Ende wird deutlich, dass dies passieren musste, damit sowohl Gordon als auch Tapir glücklich werden und trotz aller Unterschiede befreundet bleiben können.

Auch wenn die Geschichte von Gordon und Tapir schon Kindern aufzeigen kann, dass jeder nach seiner Fasson selig werden muss, so ist das Buch in meinen Augen noch weitaus mehr für Erwachsene geeignet. Ich denke, die Geschichte kann so einigen die Augen öffnen – als Erwachsener ist man doch häufig festgefahrener in seinen Ansichten als im Kindesalter und es liegt wohl den meisten im Blut, dass man sich und seinen Geschmack in einer gemeinsamen Wohnung durchsetzen möchte. Kompromisse finden und einen gemeinsamen Nenner finden, wird mit zunehmendem Alter eher schwerer als leichter.

Die Gestaltung der Geschichte ist sehr interessant: sie gliedert sich in drei Teile, wobei der Mittelteil zwischen Streit und wieder aufeinander zugehen klar abgegrenzt ist durch verschiedene stilistische Mittel. Wo die anderen beiden Teile farbig gestaltet sind, beschränkt sich Sebastian Meschenmoser hier auf schwarzweiß Illustrationen und lässt die Bilder für sich alleine stehen. Statt einen Begleittext mit auf den Weg zu geben, lässt Sebastian Meschenmoser die Zuschauer alleine mit ihren Gedanken und Ideen, was in diesem Moment wohl in den Köpfen von Gordon und Tapir vorgehen mag. Auch nutzt er hier nicht die Gänze des Blattes, sondern zwingt den Leser einen Schritt zurückzutreten, als wären wir nicht mehr Teil des Geschehens, sondern würden nur noch einen Blick durch ein Fenster auf die beiden ungleichen Freunde werfen, um Abstand zu gewinnen und damit die Chance zu erhalten, eine Lösung für das Problem zu finden.

“Gordon und Tapir” ist eine sehr vielschichtige Geschichte, die weitaus mehr vermittelt, als es auf den ersten Blick scheint. Ich finde die Geschichte liefert viele Perspektiven und Denkanstöße und offenbart mit jedem Ansehen und Lesen neue Facetten.
Erwachsene werden die Botschaft(en) zu schätzen wissen, wohingegen Kinder nicht nur durch das Gewimmel in Tapirs Chaos fasziniert sein werden.
Es ist ein Buch, das verschiedene Generationen anzusprechen weiß. Außerdem ist es in meinen Augen ein tolles Geschenk für beste Freunde, die trotz dessen und eben aus dem Grund beste Freunde sind, weil sie ganz anders sind als wir selbst und damit unseren Horizont erweitern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Kekse - Lebkuchen - Teegebäck
Ruckser, Elisabeth

Kekse - Lebkuchen - Teegebäck


sehr gut

Das Buch “Kekse – Lebkuchen – Teegebäck” lässt keine Wünsche offen, was Klassiker und traditionelle Rezepte angeht.
Man findet in dem Buch nicht nur zahlreiche Rezepte für die Weihnachtszeit, sondern auch Gebäcke, die für das ganze Jahr geeignet sind. Zudem wurde nicht nur an süße Kleinigkeiten gedacht. Für all jene, die es lieber herzhaft statt süß mögen, enthält dieses Buch Rezepte wie verschiedene Käsekekse und Knusperstangen mit unterschiedlichen Zutaten. So wurde wirklich an jeden Geschmack und vielerlei Anlässe gedacht.

Da die Autorin aus Österreich stammt, sind die Rezepte und Zutatenliste von österreichischen Ausdrücken geprägt. Diese werden leider nicht alle im angehängten Glossar übersetzt, so dass man sich gegebenenfalls anderweitig über deren Bedeutung informieren muss, falls einem die Begriffe nicht geläufig sind. Hier hätte man das Glossar ausweiten sollen in Hinblick auf die deutschsprachige Leserschaft in anderen Regionen.
Ein weiterer, kleiner Kritikpunkt ist für mich das Layout, dass durch die Farbgestaltung und die Arrangements der Fotos etwas altbacken und sehr auf die Winterzeit hin ausgerichtet wirkt. Es wird dem umfangreichen und äußerst vielseitigen Werk in meinen Augen nicht gerecht und wird die jüngeren Backfans möglicherweise einen Bogen um das Buch machen lassen.

Von der Rezeptauswahl, sowie der Zubereitungsfolge und Zutatenliste, gibt es kaum etwas zu kritisieren. Bestenfalls hätten für Backanfänger einige Erklärungen noch ausführlicher ausfallen können, aber jeder Bäcker mit etwas Backerfahrung sollte keine Probleme beim Nachbacken haben, zudem einem die Fotos der Endprodukte ja auch einen Anhaltspunkt bieten.
Die Zutatenliste ist immer ergänzt darum, wie viele Kekse und Knabbereien aus dem Rezept entstehen. Zudem ist der Zeitaufwand mit aufgeführt.

Neben den Rezepten beinhaltet des Buch ein Inhaltsverzeichnis, ein interessantes und kurzweilig zu lesendes Vorwort, das Glossar und ein Register von A-Z.

Ein umfangreiches “Backwerk”, das hinsichtlich der Rezeptauswahl keine Wünsche offen lässt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Songbird
Fischer, Anna Rosina

Songbird


sehr gut

Sich in den besten Freund des älteren Bruders verlieben, der selbst fast wie ein Bruder für einen ist, ist die eine Sache. Wenn dieser jedoch sein Referendariat an der eigenen Schule absolviert und man von ihm unterrichtet wird, sind die Probleme vorprogrammiert…
Genau so ergeht es Ella. Sam und sie kennen sich eine gefühlte Ewigkeit. Irgendwann muss sich Ella eingestehen, dass sie für den besten Freund ihres Bruders mehr empfindet als Geschwisterliebe oder Freundschaft. Auch Sam hegt tiefere Gefühle für Ella und bei einem Unfall, der sich auf der Klassenfahrt von Ellas Klasse ereignet, nimmt die Beziehung der beiden eine Entwicklung, die zwischen Schüler und Lehrer verboten ist.
Statt nach einer Lösung zu suchen, wie einem Schulwechsel durch Sam, spielen die beiden ein Versteckspiel, was selbst vor Freunden und Familie nicht Halt macht. Dazu kommen persönliche Probleme wie Sams schwierige Kindheit und Ellas offensichtliche Essstörung… Die Beziehung von Ella und Sam scheint von vornherein zum Scheitern verurteilt. Oder kann ihre Liebe dennoch eine Zukunft haben?

Beim Inhalt von “Songbird” reiht sich ein Klischee an das nächste und die Autorin hat die Figuren eindeutig mit zu vielen Problemen ausgestattet. Dennoch konnte ich nicht von dem Buch lassen. Sie hat einen tollen und flüssigen Schreibstil und einige Charaktere erschaffen, die den Leser für sich einnehmen, auch wenn das für mich auf keinen Fall Ella war. Von Ella – und manchmal auch Sam – war ich stellenweise sehr genervt, aber ich mochte Ellas Eltern beispielsweise unheimlich gerne. Da Ellas Eltern sehr lieb und verständnisvoll sind und Sam wie ein zweiter Sohn für sie ist, habe ich mir häufig die Frage gestellt, warum man solch enge Bezugspersonen nicht in seine Probleme einweiht. Noch unverständlicher war es für mich, warum ständig von Ellas Essstörung zu lesen war, aber keiner eingreift. Gefühlt war jedem bewusst, dass Ella magersüchtig ist, aber außer sie darauf hinzuweisen, dass sie doch bitte mal etwas essen soll, hat keiner etwas getan. Und das hat man verdammt oft gelesen! An manchen Stellen habe ich gedacht, wenn ich das noch einmal lesen muss, schmeisse ich das Buch in die Ecke.

Trotz aller Klischees und Kritik hat “Songbird” irgendetwas, was einen total von sich einnimmt. Ich kann es nicht anders erklären, warum ich trotz aller Probleme, die ich mit dem Buch hatte, es dennoch sehr gerne gelesen habe. Vielleicht soll das Draufstoßen auf Ellas Essstörung auch Lesern die Augen öffnen, dass man jemandem schnellstmöglich helfen muss, wenn man von so einer Erkrankung Wind bekommt. Denn am Ende der Geschichte wirken plötzlich die anderen auf Ella ein und sie erkennt, dass sie Hilfe von außen braucht, um ihre Magersucht zu bekämpfen.
Ich hätte mir diese Wendung dennoch um einiges früher gewünscht, da ich mir gut vorstellen kann, dass es Leser gibt, die das Buch wirklich in die Ecke pfeffern, bevor dieser Umschwung einsetzt – viel hat bei mir dazu ja auch nicht gefehlt!

Sehr schön ist der allgegenwärtige Bezug zur Musik, der dank der angeführten Playlist das Leseerlebnis noch intensiver werden lässt.

“Songbird” ist ein intensives Leseerlebnis mit Charakteren, die greifbar sind. Jedoch hätte ich mir einen sensibleren Umgang mit den angeschnittenen Problemen gewünscht. Auch wäre hier weniger mehr gewesen. Die verbotene Lehrer-Schüler-Beziehung, sowie Ellas Magersucht wiegen alleine schon schwer genug.

Wie schon gesagt: ich kann es niemandem schlüssig erklären, warum ich das Buch letzten Endes dennoch gerne gelesen habe, jedoch kann ich die kritischen Stimmen zu “Songbird” nur zu gut nachvollziehen.

Bewertung vom 18.04.2019
LAMA (Kartenspiel)

LAMA (Kartenspiel)


sehr gut

Die Idee hinter L.A.M.A. (L-eg A-lle M-inuspunkte A-b) ist zwar nicht neu, macht aber dennoch großen Spaß. Der Vorteil von diesem – und vielen anderen Kartenspielen – liegt unter anderem darin, dass es schnell erklärt ist und über eine kurze Rundendauer mehrfach hintereinander gespielt werden kann. Außerdem ist der Karton kompakt, so dass man es gut auf Reisen und Ausflügen mitnehmen kann, zudem zum Ausspielen der Karten nicht allzu viel Platz benötigt wird.
Vom Spielprinzip hat es mich zunächst an den Klassiker Mau Mau erinnert, da es ebenfalls ein Ablegespiel ist mit dem Ziel möglichst schnell seine Handkarten loszuwerden.
Das Spielmaterial umfasst 56 Karten mit einem Wert von 1-6, sowie Lama-Karten, von denen jeder Mitspieler zu Beginn sechs Handkarten erhält. In jeder Runde hat der Spieler die Wahl zwischen drei Optionen: eine Karte ablegen, eine Karte nachziehen, oder aus dem Spiel aussteigen. Das heißt, man kann das Spiel auch vorzeitig beenden, obwohl man noch Karten übrig hat. Dies ist die einzige Stelle im Spiel, an der man taktieren kann, ansonsten muss man auf sein Glück beim Ziehen hoffen.
Das Ablegen verläuft folgendermaßen: auf die Vorgängerkarte des Ablagestapels kann immer der gleiche Wert oder ein Zähler höher gelegt werden. Nach einer 6 folgt das Lama, danach geht es mit einer 1 wieder von vorne los. Nach jeder Runde werden Minuspunkte gezählt, dafür erhält man Chips im Gegenwert der Minuspunkte. Man kann über eine bestimmte Anzahl Runden spielen oder bis ein Mitspieler einen bestimmten Wert an Minuspunkten überschreitet. Der Spieler, der dann die wenigsten Minuspunkte gesammelt hat, geht als Sieger hervor.
Die Spielregeln liegen nur in Deutsch vor, obwohl das Spielmaterial sprachneutral ist und von daher auch in anderen Sprachen ohne Einschränkungen funktioniert. Da die Spielregel sehr kompakt ist, hätte ich zumindest eine Ausführung in Englisch erwartet.
Das Spiel ist schon ab zwei Spielern spielbar, was mir sehr zusagt, da ich öfter alleine mit meiner Tochter spiele. Allerdings denke ich, dass es mit mehreren Spielern spannender und reizvoller ist, da es mehr taktisches Denken erfordert, wenn man nicht nur von einem Gegenspieler herausgefordert wird. Zu zweit fehlt es etwas an Reiz, was das taktische Aussteigen aus dem Spiel angeht. Es kommt fast rein auf das Glück beim Ziehen der Karten an, was den Spielspaß doch sehr mindert.
Da die Spielregeln wirklich sehr einfach sind, kann man das Spiel bereits mit fitten Kindern ab sechs Jahren spielen. Notfalls helfen ältere Mitspieler beim Zusammenzählen der Punkte.
Ohne die Lama-Karten wäre das Spielmaterial recht fade, dass finde ich sehr schade, da gerade Kinderspiele in der Ausführung etwas mehr Pepp haben sollten.
Trotz der Kritik kann ich L.A.M.A. empfehlen, allerdings eher für eine größere Runde von Spielern, da es in einer Zweierrunde seinen Reiz nicht voll entfalten kann.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.