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Top-Rezensenten Übersicht

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Magda
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Köln

Bewertungen

Insgesamt 314 Bewertungen
Bewertung vom 13.01.2024
Zero Days
Ware, Ruth

Zero Days


sehr gut

Ruth Ware gehört zu meinen Lieblingskrimiautorinnen, auf ihren neuen Thriller habe ich mich sehr gefreut, da „Das College“ und „Hinter diesen Türen“ mir sehr gut gefallen haben.
Den Begriff Zero Day kannte ich nicht, hier die Definition: Der Begriff „Zero Day Exploit“ bezeichnet das Ausnutzen einer Schwachstelle in einer Software oder Hardware, die bis dato nur dem Entdecker bekannt ist.
Jacintha (genannt Jack) ist Penetration Testerin, das heißt, sie überprüft die Sicherheitsvorkehrungen in Firmen und öffentlichen Einrichtungen, sie ist für das Testen der äußerlichen Hürden wie Türen und Fenster zuständig, ihr Mann Gabe ist professioneller Hacker, der für das Eindringen in fremde Sicherheitssysteme bezahlt wird.
Eines Nachts kehrt sie von einem Auftrag nach Hause und findet Gabe ermordet vor. Ihm wurde die Kehle durchgeschnitten, kurz nachdem der gemeinsame Auftrag abgeschlossen war, bei dem er ihr wie üblich über Kopfhörer Anweisungen erteilt hatte.
Für die Polizei ist Jack die Hauptverdächtige. Als sie sich dessen bewusst wird, beschließt sie, selbst Gabes Mörder zu suchen. Was folgt ist ein actionreicher Roadmovie, Jack auf der Flucht vor der Polizei, die ihr immer dicht auf den Fersen ist. Schon bald wird ihr klar, wer die Schuld an Gabes Ermordung trägt.
Der Thriller war spannend und actionreich, für einen IT-Laien wie mich aber zu technisch. Einiges habe ich nicht verstanden, zum Beispiel wie Jack an Gabes Handy gekommen ist, das bei der Polizei in der Asservatenkammer verwahrt wurde.
Ich fand es unwahrscheinlich, dass sie ihre Stunts wie das Springen aus einem fahrenden Zug und das Abseilen vom Dach auf einen Balkon überlebt hat, und das Ganze mit einer stark entzündeten Wunde am Bauch und einem prall gefüllten Rucksack, der ein Notebook, einen Schlafsack, Wechselkleidung und Einbruchswerkzeuge enthalten hatte.
Das Ende war sehr konstruiert und meiner Meinung nach unrealistisch, gekrönt von der Wandlung der Polizistin, von der sie tagelang gejagt wurde, von Feindin zu Freundin.
Mein Fazit: Ein spannender Thriller, mit einem Thema, für das sich Computerfreaks begeistern können, bei dem jedoch einiges fern der Realität war. Es eignet sich hervorragend für eine Verfilmung, wer Actionfilme mag, wird auch dieses Buch mögen. Da mich der Schreibstil der Autorin und die actionreiche Geschichte durchaus gepackt haben, vergebe ich gute vier von fünf Sternen.

Bewertung vom 08.01.2024
Weil du meine Tochter bist
Kelly, Julia

Weil du meine Tochter bist


ausgezeichnet

Weil du meine Tochter bist ist mein erstes Buch der Autorin, gerne möchte ich weitere historische Romane von ihr lesen. Das Cover gefällt mir gut, und es passt perfekt zum Inhalt.
Liverpool, 1935: Viv kommt aus einem strenggläubigen katholischen Haus, als junges Mädchen lernt sie den jüdisch stämmigen Musiker Joshua kennen. Bereits zu Beginn der Bekanntschaft wird Viv schwanger. Ihre Eltern bestehen auf einer Heirat und bieten am Tag der Trauung Joshua Geld an, damit er Viv verlässt. Joshua muss sich entscheiden: Wird er nach New York gehen und dort seinen Traum von einer Musikerkarriere verwirklichen oder zu Viv stehen und mit ihr eine Familie gründen?
Als er sich für New York entscheidet, untersagt Viv ihm jeglichen Kontakt zu ihr oder ihrem Kind.
1939: Joshua kehrt aus New York nach England zurück, um für sein Land zu kämpfen. Er geht zur Royal Air Force, und wir erfahren einiges über seine Erlebnisse in Kampfflugzeugen.
Viv lebt mit ihrer knapp 5jährigen Tochter Maggie nach wie vor bei ihren Eltern. Um Kinder vor möglichen Bombenanschlägen zu schützen, sollen sie aufs Land evakuiert werden. Viv möchte Maggie am liebsten bei sich behalten, doch ihre Mutter und der Pfarrer der Gemeinde reden so lange auf sie ein, bis sie Maggie schweren Herzens aufs Land schickt. Sie erkämpft sich Besuchszeiten bei ihrer Tochter und nimmt regelmäßig eine weite Zugfahrt auf sich, um Maggie bei den Thompsons zu besuchen.
Familie Thompson bietet Maggie alle materiellen Annehmlichkeiten, die Viv ihr nicht bieten kann und Maggie lebt sich gut ein. Dann wird das Dorf der Thompsons bombardiert und ihr Haus bis zur Unkenntlichkeit zerstört, Viv muss davon ausgehen, dass Maggie umgekommen ist. Erst fünf Jahre später entdeckt sie per Zufall, dass Maggie noch lebt und macht sich auf die Suche nach ihr.
Es war spannend, die Suche nach Maggie zu verfolgen und es hat mich gefreut, dass auch Joshua seine Hilfe angeboten hat. Die Charaktere sind sehr vielschichtig. Vivs Vater und Mr. Thompson haben keinen eigenen Willen, sie sind wie Marionetten in den Händen ihrer Frauen, Vivs Mutter ist eine bigotte und gefühlskalte Person, Mrs. Thompson will Maggie nicht wieder abgeben, da sie sich immer Kinder gewünscht hat, aber keine bekommen konnte. Joshua ist jung und unerfahren, er hatte sich in Amerika die Verwirklichung seiner Träume erhofft, mit Viv verband ihn bis zur Heirat nur eine kurze Bekanntschaft.
Vom Antisemitismus in England wusste ich bis dato nichts. Joshua wurde aufgrund seiner Religionszugehörigkeit nicht nur von Vivs Familie, sondern auch von anderen abgelehnt, ja während des Krieges sogar von nicht-jüdischen Soldaten.
Mir hat der Roman sehr gut gefallen. Der Schreibstil ist flüssig und authentisch. Ich konnte mich gut in Viv hineinversetzen, ich weiß nicht, welche Entscheidung ich getroffen hätte, wenn es heißen würde, dass das Leben meines Kindes in Gefahr ist, wenn ich es nicht fortschicke. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für alle Leser*Innen von historischen Romanen, insbesondere für diejenigen, die sich für die Zeit des 2. Weltkriegs in Großbritannien interessieren.

Bewertung vom 05.01.2024
Die Melodie der neuen Zeit
Daniel, Sibel

Die Melodie der neuen Zeit


ausgezeichnet

Es handelt sich um den zweiten Band der Trilogie „Fremde Heimat“, die an die Geschichte der Familie der Autorin angelehnt ist. Obwohl ich den ersten Band, der in Bessarabien spielt, nicht gelesen habe, bin ich zügig in die Geschichte eingetaucht.
1942: Nach einem längeren Aufenthalt in einem Umsiedlungslager in Österreich kommt Alma mit ihrer Familie in ein Lager in Litzmannstadt in Polen. Dort wird ihnen als Entschädigung für ihren Besitz in Bessarabien ein Gutshof zugewiesen. Der polnische Gutsherr arbeitet von nun an als ihr Knecht. Almas kleine Geschwister freunden sich mit den polnischen Kindern an, doch das vermeintliche kleine Glück hält nicht lange an. Der Gutshof wird von Partisanen überfallen, die Familie zieht weiter.
Währenddessen arbeitet Alma als Krankenschwester an der Ostfront in der Ukraine. Dort trifft sie Emma und Gregor wieder, ihre Freunde aus Bessarabien. Emma ist ebenfalls Krankenschwester geworden. Beide verlieben sich in den Ungarn Janos. Gregor ist bei der Waffen-SS, und Alma zweifelt immer mehr daran, ob sie wirklich seine Frau werden will.
Am meisten hat mich die ausführliche und authentische Beschreibung der Flucht in den Westen berührt. Wochenlang waren Alma, ihr Vater, ihre Stiefmutter, ihre Schwägerin und deren drei Kinder im Flüchtlingstreck unterwegs, die Rote Armee im Nacken. Die Erlebnisse auf der Flucht haben mir Schauer über den Rücken gejagt, ein Kind ist unterwegs erfroren, eins ist beinahe ertrunken, als der Pferdewagen ins Eis eingebrochen ist. Es ist ein Wunder, dass die Vertriebenen nicht an Hunger oder Kälte gestorben sind, beides stellte eine genauso große Gefahr dar wie die Rote Armee.
Eine neue Heimat findet die Familie zunächst in Süddeutschland, Almas drei Brüder gelten als vermisst. Erst in den 1950er Jahren wandert ein Teil der Familie nach Argentinien aus. Die Geschichte der Auswanderung wird im dritten Band erzählt, den ich bereits mit Spannung erwarte.
Ich habe das Buch sehr gern gelesen und konnte es insbesondere ab der Hälfte kaum noch aus der Hand legen. Die Trilogie „Fremde Heimat“ empfehle ich allen Leser*Innen von historischen Romanen, insbesondere denjenigen, die sich für die Zeit des II. Weltkriegs und die Flucht aus den Ostgebieten interessieren.

0 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 05.01.2024
Endlich wieder im Gleichgewicht bei Hashimoto
Klasen, Jörn

Endlich wieder im Gleichgewicht bei Hashimoto


ausgezeichnet

Etwa fünf bis acht Prozent der Weltbevölkerung leiden an einer Autoimmunerkrankung, besonders viele davon an Hashimoto- Thyreoiditis und Diabetes Typ 1. Oft werden Autoimmunerkrankungen durch hormonelle Veränderungen wie eine Schwangerschaft oder Wechseljahre ausgelöst.
In dem Ratgeber von Dr. Klasen erfahren wir wie Hashimoto entsteht, welche Faktoren die Erkrankung auslösen, die wichtigsten Symptome und welche Untersuchungen für die Erstellung einer Diagnose nötig sind, inklusive eines Selbsttests.
Da die Schilddrüse auch als „Sitz der Seele“ bezeichnet wird, enthält der Ratgeber ebenfalls Tipps und Übungen für das seelische Gleichgewicht.
Die Einnahme von Schilddrüsenhormonen ist notwendig, um die fehlenden körpereigenen Hormone zu ersetzen. Doch auch die richtige Ernährung hilft dabei, die Entzündungen im Körper zu bekämpfen.
Es gibt einen Überblick über empfehlenswerte Lebensmittel und solche, die Hashimoto-Patienten meiden sollten sowie Tipps zum erfolgreichen Abnehmen.
Im Kapitel „Hilfe aus der anthroposophischen Medizin“ sind Präparate aufgelistet, die z.B. in depressiven Phasen oder bei Eisenmangel eingenommen oder äußerlich aufgetragen werden sollten. Es gibt auch eine Auflistung von Antioxidanzien, die wichtiger Bestandteil einer antientzündlichen Ernährung sind.
Der Ratgeber enthält auch viele Rezepte, die nach Empfehlungen fürs Frühstück, warmen Mahlzeiten und Snacks aufgeteilt sind, abgerundet durch einen Wochenplan.
Die fünfzig enthaltenen Rezepte sind leicht zum Nachkochen, und die Zutaten bekommt man in fast jedem Supermarkt oder Discounter.
Ich finde den Ratgeber äußerst informativ und habe bereits einige der Rezepte nachgekocht, besonders lecker finde ich das Möhrenbrot und die Paprika-Frittata. Ich werde meine Ernährung entsprechend umstellen und freue mich schon auf die leckeren Gerichte. Interessant fand ich auch die Kapitel über die Funktionsweise der Schilddrüse und ihren Einfluss auf den gesamten Organismus. Natürlich ist das Buch insbesondere für diejenigen empfehlenswert, bei denen der Verdacht auf Hashimoto oder eine Schilddrüsenunterfunktion vorliegt oder Patienten, bei denen Hashimoto bereits diagnostiziert wurde.

Bewertung vom 04.01.2024
Spiel der Lügner / Ffion Morgan Bd.2 (eBook, ePUB)
Mackintosh, Clare

Spiel der Lügner / Ffion Morgan Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es handelt sich um den zweiten Band der Reihe um die walisische Kommissarin Ffion Morgan und den englischen Ermittler Leo Brady. Ich empfehle, den ersten Band „Die letzte Party“ zuerst zu lesen, um Ffion und Leo bei ihrer ersten gemeinsamen Ermittlung kennenzulernen.
In Ffions Heimatort Cwm Coed in Nordwales wird auf dem Berg Pen y Ddraig, der von Nicht-Walisern Drachenberg genannt wird, die Reality Show „Exposure“ gedreht.
Es gab Tausende von Bewerbern, die am vermeintlichen Survival Camp teilnehmen wollten. In der ersten Folge wird bekanntgegeben, dass es sich keineswegs um ein Überlebenstraining handelt, sondern Geheimnisse der Teilnehmer*Innen in der Show enthüllt werden. Die Überraschung und das Entsetzen sind groß, einer der Teilnehmer verlässt sogar fluchtartig das Camp. Es dauert nicht mehr lange, bis ein Mitglied der Filmcrew ermordet aufgefunden wird.
Zur Unterstützung der walisischen Polizei wird der englische Ermittler Leo Brady angefordert, den Ffion bereits von einer früheren Ermittlung eineinhalb Jahre zuvor kennt. Ffion sieht Leos Kommen mit gemischten Gefühlen entgegen, da sie ihn seit der letzten Ermittlung nicht gesehen hatte, und die beiden damals beinahe ein Liebespaar geworden wären.
Anfangs fiel es mir schwer, die vielen Charaktere auseinanderzuhalten: das Ermitlerteam (Ffion, Leo, George, Malik und Alun), die sieben Teilnehmer*Innen der Show und die aus vier Personen bestehende Filmcrew, so dass ich öfter mal zurückblättern musste, um nachzulesen, wer nochmal wer war. Die Teilnehmer und ihre Geheimnisse wurden im Laufe der Handlung aber alle ausführlich vorgestellt.
Ffions Mutter Elen und ihre Tochter Seren kannte ich bereits aus dem ersten Band. Serens Freund Caleb verrichtet Aushilfstätigkeiten für den Produzenten der Show und ist deswegen mitten oft im Camp.
Dave, der Hund, den Ffion aus einem Tierheim hat, spielt eine große Rolle bei den Ermittlungen. Dave ist 40 kg schwer und kann nicht allein zuhause bleiben, da sich die Nachbarn über sein Geheule beschweren. Da er schon einige Hundesitter an den Rand der Verzweiflung gebracht hatte, überlegt Ffion schweren Herzens, ihn ins Tierheim zurückzubringen.
Auch der zweite Fall für Ffion und Leo hat mir sehr gut gefallen, nicht so sehr wegen der Spannung oder der atemberaubenden Enthüllungen bzw. Geheimnisse, sondern hauptsächlich wegen der sympathischen Protagonist*Innen und der Nebenhandlung. Bis zum Schluss habe ich gerätselt, ob Ffion und Leo zusammenkommen. Auch die walisische Sprache, das Setting in den walisischen Bergen und das Lokalkolorit haben es mir angetan. Ich freue mich schon jetzt auf weitere Fälle für Ffion und Leo.

Bewertung vom 29.12.2023
Der Schacherzähler
Pinnow, Judith

Der Schacherzähler


sehr gut

Optik und Haptik des Buches finde ich wunderschön, das Cover ist umwerfend. Ich habe noch kein Buch von Judith Pinnow gelesen und habe mich nach der Leseprobe sehr auf das Buch gefreut.
Zum Inhalt: Walter ist verwitwet und verbringt seine Tage allein mit Schachspielen im Park, seine verstorbene Frau ist seine imaginäre Schachgegnerin.
Malu ist alleinerziehende Mutter des 9jährigen Janne. Sie arbeitet im Blue Hour, dem einzigen Coffee Shop in dem kleinen Ort Bad Altbach. Mit Hinnerk, dem Inhaber des Cafés, ist sie gut befreundet.
Malu und Janne gehen fast täglich in den Park, wo Janne sich auf der Rampe mit seinem Scooter auspowert. Eines Tages spricht Janne Walter an, der sich als Oldman vorstellt. Oldman bringt Janne das Schachspielen bei, Janne erweist sich als Naturtalent. Malu ist angesichts der Bekanntschaft des ungleichen Paares erst skeptisch, nach und nach lernt sie Walter aber näher kennen, und die drei verbringen immer mehr Zeit miteinander.
Neben der sich allmählich entwickelnden Freundschaft der drei gibt es einen weiteren Handlungsstrang, in dem es um die Zukunft des Blue Hour geht. Das Café ist in den roten Zahlen und Malu überlegt, wie es gerettet werden kann.
Dann gibt es da noch Liv, Malus beste Freundin. Sie ist Künstlerin und lebt mit ihrem Mann Alex und Tochter Allegra zusammen, Sohn Vincent ist bereits ausgezogen, um zu studieren.
Alle Handlungsstränge drehen sich um das Thema Vaterschaft und die Frage, welche Rolle der biologische Vater im Leben eines Kindes spielt.
Den Aufbau und den Schreibstil fand ich etwas gewöhnungsbedürftig. Die kurzen Kapitel sind aus der Sicht der wichtigsten Charaktere geschrieben, wobei oft innerhalb des Kapitels die Personen wechseln, und auf einmal die Sicht eines anderen Charakters folgt. Beim Hörbuch würde ich durcheinanderkommen, es sei denn, es würden mehrere SprecherInnen vorlesen: Malu, Janne, Oldman, Liv und Hinnerk. Verwirrend fand ich, dass bei allen außer Oldman die Ich-Perspektive verwendet wird.
Sehr gut gefallen haben mir die kleinen Skizzen, von denen hätte es gerne noch mehr geben können. Berührt haben mich die Rückblenden aus Walters Vergangenheit, das Kennenlernen von Walter und Lieschen, ihre lange und glückliche Ehe. Malus und Jannes Beziehung wird als sehr liebevoll beschrieben, Malu ist eine tolle Mutter, die sich oft über Jannes Lehrerin aufregen muss, die kein Verständnis für den lebhaften Jungen aufbringt und ihn sogar für eine Zeit lang von der Schule suspendiert.
Das Ende ist schön, aber nicht sehr überraschend. Es kommt wenig bis gar keine Spannung auf, die Handlung ist vorhersehbar.
Bis auf die von mir erwähnten Kritikpunkte hat mir das Buch gut gefallen, ich empfehle es allen, die gerne ruhige Wohlfühlbücher lesen.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.12.2023
Kein guter Mann
Izquierdo, Andreas

Kein guter Mann


ausgezeichnet

Kein guter Mann ist das erste Buch, das ich von Andreas Izquierdo gelesen habe, aber ganz sicher nicht das letzte. Das Cover und die gesamte Aufmachung des knapp 400 Seiten starken Romans sind mir auf Anhieb sehr positiv aufgefallen.
Walter ist Postbote, er steht kurz vor der Rente und wird nach der Eskalation des Streits mit einem Kunden in die Christkind-Postfiliale in Engelskirchen versetzt. Die Wünsche der Kinder nach Playstations und Handys findet er ungeheuerlich, doch eines Tages öffnet er einen Brief, den der 10jährige Ben an den lieben Gott geschrieben hat. Er beantwortet den Brief und gibt sich als Gott aus. Bald schreiben sich die beiden täglich. Ben ist ein unglücklicher Junge, und Walter gibt sich große Mühe, das Leben des Zehnjährigen schöner zu machen.
Walters Geschichte, die in Form von Rückblenden erzählt wird, hat mich noch mehr berührt als die von Ben. An welcher Stelle ist Walters Leben aus den Fugen geraten, und welche seiner Entscheidungen hat dazu geführt, dass er zu einem einsamen und unglücklichen Menschen geworden ist? War es die nicht genutzte Telefonnummer des Trainers, die Begegnung in Juist mit Barbara und Rudolf oder Nicoles Anruf in der Sturmnacht? Wie wäre sein Leben verlaufen, wenn er den Trainer angerufen hätte oder wenn er Barbara nicht kennengelernt hätte?
Eigentlich hätte das Buch „Ein guter Mann“ ohne „k“ heißen müssen, da Walter die Entscheidungen, die sein Leben bestimmt haben, getroffen hat, weil er ein guter, hilfsbereiter und empathischer Mensch ist.
Der Roman hat mich sehr berührt, er wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Das Ende ist perfekt, auch wenn ich mir anderes Ende gewünscht hätte. Von mir eine große Leseempfehlung an alle, die tiefgründige und anspruchsvolle Bücher lieben.

Bewertung vom 11.12.2023
Die Freiheit so nah
Kästner, A. A.

Die Freiheit so nah


sehr gut

Lange habe ich gezögert, ob ich wieder ein Buch lesen soll, das in der ehemaligen DDR spielt. Die DDR ist Teil der deutschen Geschichte, und sie existierte über vierzig Jahre lang. Die meisten Bücher, die ich über die Zeit der deutsch-deutschen Teilung gelesen habe, spielen zur Zeit des Mauerbaus. „Die Freiheit so nah“ spielt Mitte/Ende der 1980er Jahre, also nur wenige Jahre vor dem Mauerfall.
Die Autorin erzählt die Geschichte ihres Ehemannes Andreas, der im Buch Kay genannt wird. Kay ist Teil einer Jungen-Clique, die acht Freunde, das sind neben Kay Sascha, Juri, der Prof, Oliver, die Zwillinge Alexander und Ricksen und Hannes. Sie sind seit der ersten Klasse befreundet und leben in Rostock. Alle, aber ganz besonders Kay, träumen von der großen weiten Welt. Kays Vater war Seemann und hat in ihm die Liebe zum Meer und die Sehnsucht nach fremden Ländern geweckt. Kay schafft es und schließt erfolgreich eine Ausbildung zum Seemann ab, doch bereits nach seiner ersten Reise nach Lateinamerika wird ihm sein Seefahrtsbuch entzogen und sein Berufsleben findet ein jähes Ende. Dann wird er auch noch von seiner Freundin und dem Prof tief enttäuscht.
Von da an geht es in seinem Leben bergab, die einzigen Lichtblicke sind die Treffen mit seinen Freunden in der Kneipe, die Saschas Vater gehört. Kay grübelt tage- und nächtelang darüber nach, warum ihm das Seefahrtsbuch entzogen wurde, und wer ihn bei der Stasi denunziert hat. In der Clique wird oft über eine Flucht in den Westen gesprochen, manch einer überlegt, die Stasi herauszufordern, um ins Gefängnis zu kommen und anschließend von der Bundesrepublik freigekauft zu werden.
Die Geschichte wird aus Kays Perspektive erzählt, der Schreibstil ist angenehm und flüssig, ich hatte anfangs Schwierigkeiten, die acht Jungs zuzuordnen und auseinanderzuhalten. Im Großen und Ganzen mochte ich das Buch und empfehle es allen, die sich für das Leben in der DDR in den 1980ern interessieren. Besonders interessant ist es sicherlich für Zeitzeugen, die wie Kay und seine Freunde unter dem DDR-Regime gelitten haben.

Bewertung vom 10.12.2023
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen


gut

Book lovers – Die Liebe steckt zwischen den Zeilen ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe. Den Titel und das Cover fand ich auf Anhieb ansprechend, erwartet habe ich eine RomCom à la Sophie Kinsella oder Mhairi Mcfarlane, die zu meinen Lieblingsautorinnen gehören.
Nora ist Literaturagentin in New York. Bei der Suche nach einem Lektor für das Buch „Einmal im Leben“, aus dem sie einen Bestseller machen möchte, lernt sie Charlie kennen. Charlie lehnt das Lektorat ab, zurück bleibt bei Nora der Eindruck von einem hochnäsigen Schnösel, dem sie nicht nochmal in ihrem Leben begegnen will.
Zwei Jahre später: „Einmal im Leben“ ist tatsächlich ein Bestseller geworden. Auch Noras Schwester Libby liebt das Buch und schlägt einen Urlaub in Sunshine Falls vor, dem Ort, an dem das Buch spielt. Da Nora ihrer Schwester keinen Wunsch abschlagen kann (warum, erfahren wir noch), fliegen die beiden nach North Carolina.
In Sunshine Falls trifft Nora Charlie wieder und diesmal kommen sie sich näher, sogar sehr nahe… Die körperliche Vereinigung wurde sehr ausführlich beschrieben, bestimmt etwas für Leser*Innen von erotischen Romanen, zu denen ich (leider) nicht zähle.
Sehr gefallen haben mir die Passagen, in denen Nora auf ihre Kindheit und Jugend mit ihrer Mom und Libby in New York zurückblickt. Es wird sehr klar, wie sehr sie New York liebt, und dass sie sich absolut nicht vorstellen kann, woanders zu leben, im Gegensatz zur pragmatisch veranlagten bald dreifach Mutter Libby, die in New York keine bezahlbare Wohnung für sich und ihre Familie finden kann.
Libby war mir von allen Protagonist*Innen am sympathischsten, mit Nora und Charlie konnte ich wenig anfangen. Beide sind sehr von sich überzeugte und um sich selbst kreisende Karrieretypen. Auch die Ereignisse aus ihrer Kindheit haben mich nicht dazu gebracht, die beiden zu mögen.
Das Ende hat mir gut gefallen, es war wirklich schön, emotional und doch nicht kitschig. Auch der Schreibstil ist flüssig und angenehm lesbar. Insgesamt muss ich feststellen, dass meine Erwartungen an das Buch leider nicht erfüllt wurden, es aber mit Sicherheit vielen Leser*Innen gefallen wird.

Bewertung vom 06.12.2023
Eine halbe Ewigkeit
Kürthy, Ildikó von

Eine halbe Ewigkeit


ausgezeichnet

Da mich die Bücher der Autorin schon seit meiner Jugend begleiten, habe ich mich sehr über die Fortsetzung von Mondscheintarif, fünfundzwanzig Jahre später, gefreut.
Cora Hübsch ist knapp 55 Jahre alt, zwei Kinder sind ausgezogen und auch der jüngste Sohn verlässt das Nest, um auf ein Internat in England zu gehen. Die Situation überfordert sie, sie blickt wehmütig in die Zukunft. Da findet sie ein Tagebuch, das sie als 30jährige geschrieben hatte. Damals hatte sie gerade Daniel kennengelernt, den sie für ihre große Liebe hält. Geheiratet hat sie Dito, ihre Ehe beschreibt sie als „eine alternde Beziehung, von der ich nicht weiß, ob sie ohne die gemeinsamen Kinder noch genug Gemeinsamkeiten hat.“
Zufällig trifft sie eine alte Bekannte wieder, die sie bittet, spontan als Fotografin bei einer Hochzeit einzuspringen. Eine gute Alternative zum Ins-Kopfkissen-des-Sohnes weinen, was eigentlich ihr Plan fürs Wochenende war. Die Hochzeit findet in einem Haus am Meer statt und dauert volle drei Tage.
Am Meer läuft ihr Daniel über den Weg. Sie blicken zurück auf ihre Beziehung und die Zeit mit Coras damaliger bester Freundin Johanna zurück. Cora muss sich entscheiden: Bleibt sie bei Dito oder wagt sie mit Daniel einen Neuanfang?
Der Roman hat mich tief berührt, ich bin mit Cora gealtert, habe zeitgleich Kinder bekommen und bin seit zwanzig Jahren mit meinem Mann zusammen. Ihre Gedanken und Gefühle über Beziehungen, Kinder und Alterserscheinungen kann ich gut nachempfinden. Beim Lesen habe ich gelacht, geschmunzelt und heftig genickt, und bei Johannas Geschichte ein Tränchen verdrückt. Der Roman hat ein sehr schönes Ende, und ich kann ihn vor allem Frauen empfehlen, die sich in der gleichen Lebenssituation wie Cora befinden, aber auch jüngeren oder älteren Leserinnen wird der Roman schöne Lesestunden bescheren.