Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Bücherfreundin

Bewertungen

Insgesamt 329 Bewertungen
Bewertung vom 30.03.2023
Haus der Stimmen
Carrisi, Donato

Haus der Stimmen


ausgezeichnet

Faszinierender Thriller
Der Atrium Verlag hat den Thriller "Haus der Stimmen" des italienischen Schriftstellers und Juristen Donato Carrisi veröffentlicht. Es handelt sich hier um den ersten Band einer Trilogie um den Psychologen Pietro Gerber, der im Original bereits 2019 erschienen ist.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht der 33jährige Kinderpsychologe Pietro Gerber, der einen ausgezeichneten Ruf als Hypnosetherapeut genießt. Er befindet sich gerade in einer gerichtlichen Anhörung, als er einen Anruf aus Australien erhält. Eine Kollegin, Theresa Walker, bittet ihn um Hilfe. Ihre neue Patientin Hanna Hall habe sich während einer Hypnosetherapie an einen Mord erinnert, der während ihrer Kindheit in Italien geschah, wo sie bis zu ihrem 10. Lebensjahr lebte. Das Mordopfer sei in Italien begraben, und Hanna habe den Mord begangen. Nun wolle sie nach Florenz kommen, um herauszufinden, was damals passiert ist.

Pietro zögert, da er eigentlich nur Kinder behandelt. Dennoch interessiert ihn der Fall, und er nimmt die 30jährige Hanna als Patientin an. Behutsam führt er sie in ihre Vergangenheit. Unter Hypnose erzählt Hanna von den Erlebnissen und Geheimnissen ihrer Kindheit, von den Heimatlosen und den Fremden. Derweil kommt es in Pietros privatem Leben zu Ereignissen, die ihn zutiefst beunruhigen und in deren Ursache er Hanna sieht ..

Der spannende und intelligent geschriebene Thriller hat mich von Beginn an gefesselt und in seinen Bann gezogen. Er ist raffiniert konstruiert, der Spannungsbogen bleibt auf beständig hohem Niveau. Es gibt viele unerwartete Wendungen, nach und nach fügt sich alles zusammen. Ich tappte vollkommen im Dunkeln, und die Auflösung hat mich sehr überrascht.

Der Autor hat die interessanten Charaktere sehr bildhaft und authentisch gezeichnet. Er beschreibt eindrucksvoll das sehr spezielle Verhältnis zwischen Arzt und Patientin und deren Grenzüberschreitungen. Für Gänsehautmomente sorgt er, wenn Hanna den Psychologen mit Geheimnissen seines Lebens konfrontiert, von denen nur er Kenntnis haben kann.

Leseempfehlung von mir für diesen außergewöhnlichen und beeindruckenden Thriller!

Bewertung vom 29.03.2023
Melody
Suter, Martin

Melody


ausgezeichnet

Melancholische Geschichte - wunderbar erzählt
Meine Freude war riesig, als ich "Melody" entdeckte, das neue Buch von Martin Suter. Es ist im Diogenes Verlag erschienen, und das wunderschöne Cover ist einfach hinreißend. Ich habe nach "Small World" noch weitere Bücher von Martin Suter mit großer Begeisterung gelesen, und auch "Melody" macht da keine Ausnahme. 
 
Der dreißigjährige Tom Elmer, arbeitsloser Jurist in Zürich, ist in Geldnöten. Sein vermeintlich vermögender Vater hat Selbstmord begangen und nur Schulden hinterlassen. Tom entdeckt in der Zeitung eine Anzeige, in der ein jüngerer Mann mit juristischen Vorkenntnissen für das Ordnen eines Nachlasses gesucht wird. Seine Bewerbung ist erfolgreich, schon bald wird er zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Er lernt den 84jährigen und gebrechlichen Dr. Peter Stotz kennen, einflussreicher und angesehener Alt-Nationalrat und dazu äußerst wohlhabend. Dr. Stotz bietet ihm eine Vollzeitstelle mit Kost und Logis in seiner imposanten Villa an, die Bezahlung ist mehr als bestens. Dieses attraktive Angebot kann Tom nicht abschlagen und stimmt einem Vertrag für die Dauer eines Jahres zu.
 
Nachdem Tom seinen Dienst angetreten hat, widmet er sich dem Sichten und Aussortieren von Unterlagen vergangener Jahrzehnte. Nur Wichtiges soll für die Nachwelt aufbewahrt werden. Sein Arbeitgeber, der nach eigenen Angaben nur noch eine Lebenszeit von einem Jahr zu erwarten hat, hat das große Bedürfnis, Tom im Laufe vieler Abende von der Liebe seines Lebens zu erzählen. Er lernte die 20 Jahre jüngere Melody vor über 40 Jahren kennen und verliebte sich in sie. Kurz vor der Hochzeit verschwand die schöne Buchhändlerin plötzlich spurlos, die aufwendige Suche nach ihr war erfolglos. Wurde sie von ihrer muslimischen Familie, die gegen ihre Ehe mit Peter war, nach Marokko entführt? Zurück bleiben unzählige Bilder von ihr, die die Wände der Villa schmücken. Tom, der sich immer öfter fragt, ob Dr. Stotz ihm wirklich die Wahrheit erzählt hat, gerät in den Sog der mysteriösen Geschichte und begibt sich gemeinsam mit Laura, der Nichte von Dr. Stotz, auf Spurensuche ....
 
Die raffiniert konstruierte Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt: Im Hier und Jetzt steht Tom im Mittelpunkt, auf der zweiten Zeitebene erzählt Dr. Stotz in den Kamingesprächen mit Tom als rückblickender Ich-Erzähler die Geschichte seiner lebenslangen Liebe, beginnend vom Kennenlernen bis hin zu seiner Suche nach Melody. 
 
Die melancholische, ruhig erzählte Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Sie hat mich von der ersten Seite an gefesselt und berührt. Im letzten Drittel kommt es zu unerwarteten Wendungen, und das stimmige Ende hat mich sehr überrascht. Der feine und kluge Sprachstil des Autors ist ganz wunderbar. Nicht nur die Hauptfiguren, auch sämtliche Nebenfiguren zeichnet der Autor bildhaft und authentisch. Die lukullischen Schilderungen haben mir mehr als einmal das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.
 
Es hat mir sehr viel Freude bereitet, diesen spannenden Roman zu lesen - unbedingte Leseempfehlung und 5 Sterne von mir! 

Bewertung vom 25.03.2023
Die Ungleichzeitigen
Brotz, Philipp

Die Ungleichzeitigen


ausgezeichnet

Emotionale und tiefgründige Geschichte
Der 8 Grad Verlag hat "Die Ungleichzeitigen", den neuen Roman von Philipp Brotz, veröffentlicht. Das gebundene Buch mit dem Kleiber auf dem Cover ist sehr hochwertig und ansprechend gestaltet.

Hagen, Anfang dreißig und ewiger Student, hat sein Leben bisher nicht auf die Reihe bekommen. Aufgewachsen in Löwenau, einem beschaulichen Ort im Schwarzwald, wird er seiner Heimat beraubt, als sein Vater ihn zwingt, zum Studieren nach Berlin zu gehen. Das ist mittlerweile 13 Jahre her, und Hagen ist nun in sein Elternhaus zurückgekehrt, nachdem seine Eltern verstorben sind. Es entsetzt ihn, das Haus anders vorzufinden, als er es kannte, mit modernen Möbeln und neu gestaltetem Garten. Mit dem Kauf alter Möbel versucht er, sein Elternhaus wieder zurückzuverwandeln. Auch vor dem Garten macht er nicht Halt, durch Anpflanzungen versucht er, auch hier den alten Zustand wiederherzustellen.

Wir erleben die Neueingewöhnung Hagens, den im Ort kaum noch jemand kennt. Sein Leben ändert sich, als er die aus dem Irak kommende Jesidin Adana kennenlernt und mit den Problemen der Flüchtlinge im Ort konfrontiert wird.

Die emotionale und tiefgründige Geschichte mit dem Kernthema Heimatlosigkeit hat mir sehr gut gefallen. Sie fesselte mich von Beginn an, das Ende lässt viel Raum für eigene Gedanken. Ich mochte den sensiblen und fürsorglichen Hagen, dessen Entwicklung der Autor sehr eindrucksvoll schildert. Philipp Brotz ist es gelungen, nicht nur den sympathischen Hauptprotagonisten, sondern auch die Nebenfiguren bildhaft und authentisch zu zeichnen.
Das Buch ist in schönem und intelligentem Sprachstil geschrieben, in vielen Passagen zeigt sich aber auch der feine Humor des Autors.

Der Roman hat mir sehr viel Lesefreude bereitet - Leseempfehlung von mir!

Bewertung vom 23.03.2023
Morgen und für immer
Meta, Ermal

Morgen und für immer


ausgezeichnet

Intensiver und erschütternder Roman
Der Hanser Verlag hat "Morgen und für immer", den Debütroman des erfolgreichen italienisch-albanischen Sängers und Songwriters Ermal Meta, veröffentlicht. Der Roman basiert auf den Erzählungen von Verwandten und Freunden des Autors.

Die außergewöhnliche Geschichte spielt in Albanien. Wir schreiben das Jahr 1943: Der siebenjährige Kajan und sein Großvater Betim leben in einem kleinen Bergdorf in Nordalbanien. Das Land befindet sich im Krieg, die Eltern Kajans kämpfen als Partisanen gegen die Deutschen. Eines Tages steht der deutsche Deserteur Cornelius auf dem Hof. Er ist zutiefst erschöpft und Betim dankbar, bei ihm Zuflucht zu finden. Der Fremde beherrscht das Klavierspiel und beginnt, Kajan zu unterrichten, nachdem er die musikalische Begabung des Jungen erkannt hat. Die Jahre vergehen, und Kajan wird ein berühmter Pianist. Als er sich in Elizabeta, die Tochter eines Regimekritikers verliebt, setzt seine Mutter alles daran, die Liebenden zu trennen. Kajans Leben nimmt eine dramatische Wendung, als er 1962 als Vertreter seines Landes zu einem Konzert in Ostberlin eingeladen wird .....

Ermal Meta hat die herzzerreißende Geschichte brillant und mitreißend geschrieben, sie hat mich von Anfang an gefesselt und tief berührt. Es geht um Liebe, Familie und Freundschaft, aber auch um schrecklichen Verrat, Lügen und Ungerechtigkeit. Wir begleiten Kajan über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten, erleben seine Höhen und Tiefen und sind erschüttert von seinen schweren Schicksalsschlägen. Im Leben Kajans gibt es mehrere Wendungen, und es bleibt spannend bis zum stimmigen und tröstlichen Ende.
Der Autor erzählt nicht nur Kajans Lebensgeschichte, sondern auch die Geschichte Albaniens, er schildert schonungslos die Grausamkeiten, denen die Albaner nach Kriegsende durch das kommunistische Regime ausgesetzt waren. Misshandlungen und Gewalt waren an der Tagesordnung. Die Schilderung der Gräueltaten war für mich nur schwer zu ertragen.

Nicht nur die sympathische Hauptfigur Kajan, auch sämtliche Nebenfiguren sind authentisch und bildhaft gezeichnet. Das Buch ist keine leichte Kost, es ist bewegend und erschütternd.
Absolute Leseempfehlung von mir für diesen intensiven Roman, der mich noch lange beschäftigen wird und bereits jetzt zu meinen diesjährigen Highlights gehört!

Bewertung vom 19.03.2023
Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1
Ægisdóttir, Eva Björg

Verschwiegen / Mörderisches Island Bd.1


ausgezeichnet

Spannendes und mitreißendes Debüt
Der Verlag Kiepenheuer & Witsch hat "Verschwiegen", das Krimidebüt der isländischen Autorin Eva Björg Ægisdóttir, veröffentlicht. Es handelt sich hierbei um den ersten Band einer neuen Krimireihe um die Polizistin Elma.
 
Die Ermittlerin Elma zieht nach der Trennung von ihrem Freund David aus Reykjavík zurück nach Akranes, dem Ort, in dem sie aufgewachsen ist und in dem ihre Eltern leben.
Kurz nach ihrem Dienstantritt bei der örtlichen Polizei wird am Strand, in der Nähe des Leuchtturms, die Leiche einer Frau aufgefunden. Gemeinsam mit ihren Kollegen beginnt Elma zu ermitteln. Sie findet heraus, dass die Frau bereits als Kind in Akranes lebte und mit ihrer Mutter ganz plötzlich fortgezogen ist. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, aber nach und nach gelingt es Elma, gemeinsam mit ihrem Kollegen Saevar die Geheimnisse einiger Bewohner des Ortes aufzudecken und Licht in das Dunkel zu bringen.
 
Gleich zu Beginn des Buches lernen wir viele Personen kennen, was aufgrund der isländischen Namen eine kleine Herausforderung sein kann. Wir erfahren auch viel über das private Leben und die Probleme der beiden Ermittler Elma und Saevar.
Die Geschichte wird auf zwei Zeitebenen erzählt, die eine spielt im Hier und Jetzt, die andere beginnt 1989 und zieht sich über einen recht kurzen Zeitraum, in dem die erschütternden Erlebnisse der kleinen Elisabet erzählt werden. 
 
Ich mag ruhige und atmosphärische Krimis ohne blutiges Gemetzel und war von dem Buch begeistert. Es war spannend, Elma und Saevar bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Immer wieder legt die Autorin gekonnt falsche Fährten. Der schöne und ruhige Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Ich war gefesselt vom Anfang bis zum für mich vollkommen überraschenden, aber stimmigen Ende. Die interessanten Charaktere waren bildhaft und authentisch beschrieben, die beiden Ermittler fand ich äußerst sympathisch. Ich freue mich bereits jetzt auf den nächsten Band der Reihe.
 
Leseempfehlung von mir für diesen spannenden Krimi, der mich sehr gut unterhalten hat!

Bewertung vom 13.03.2023
Kannibal. Jagdrausch
Benecke, Mark

Kannibal. Jagdrausch


gut

Ein grausiger Fund
Mark Benecke, der "Herr der Maden", hat seinen zweiten Krimi um das Privatermittler-Duo Bastian Becker und Janina Funke veröffentlicht. "Kannibal.Jagdrausch" beinhaltet einen eigenen Kriminalfall und kann daher sehr gut auch ohne Kenntnis des Vorgängerbuches gelesen werden.

In Berlin wird neben einem Müllcontainer ein alter Koffer mit Knochen aufgefunden, außerdem ein Buch, "Ludwig Bechsteins Märchenbuch". Die Gerichtsmedizin findet schnell heraus, dass es sich bei den Knochen um Menschenknochen handelt. Die zuständige Hauptkommissarin Kami Bogatsu ist ratlos und bittet das Ermittlerduo um Unterstützung. Bastian und Janina haben drei Wochen Zeit, den brisanten Fall aufzuklären. Sehr schnell ist Bastian davon überzeugt, dass sie es mit Kannibalismus zu tun haben. Seine intensiven Recherchen führen ihn in einschlägige Foren, er leiht sich Fachbücher aus und widmet sich geradezu besessen seiner Suche nach dem Täter. Janina unterstützt ihren Partner nach Kräften, kann aber nicht verhindern, dass Bastian einen riskanten Weg einschlägt und dadurch nicht nur sich in Gefahr begibt ....

Ich kenne den sehr sympathischen Autor seit vielen Jahren aus unzähligen Talkshows, in denen er auf anschauliche, aber auch humorvolle Art über seine Arbeit als Kriminalbiologe erzählt. Darüber hinaus habe ich ihn auch schon live bei einer seiner mitreißenden Bühnenveranstaltungen erlebt. "Kannibal.Jagdrausch" ist das erste Buch, das ich von ihm gelesen habe. Er widmet sich hier dem Tabuthema Kannibalismus und vermittelt dem Leser viele schockierende Einblicke.

Die Kriminalgeschichte ist in kurzen, teilweise abgehackten Sätzen erzählt. Diese Art des Erzählens muss man mögen, ich fand sie nicht sehr ansprechend. Ich mag Krimis, bei denen ich lange im Dunkeln tappe - bei diesem war das leider nicht der Fall. Bei der ersten Erwähnung einer bestimmten Person hatte ich bereits einen Verdacht und lag damit auch richtig. Hier hätte ich mir mehr Spannung und Raffinesse gewünscht. Sehr spannend hingegen fand ich die Kapitel, die aus der Perspektive des Täters geschrieben waren.

Das hochwertig gestaltete Buch ist schnell gelesen, es umfasst nur 197 Seiten, und wenn man die 20 unbedruckten Seiten abzieht, bleiben noch 177 Seiten. Etliche Rechtschreib- und Grammatikfehler sollten für die nächste Auflage korrigiert werden.

Bewertung vom 11.03.2023
Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1
Pearse, Sarah

Das Sanatorium / Ein Fall für Elin Warner Bd.1


sehr gut

Spannender Thriller vor eisiger Kulisse
"Das Sanatorium" ist der Debütroman der britischen Autorin Sarah Pearse. Das Cover des Buches ist sehr ansprechend gestaltet durch den gelbglänzenden Titelaufdruck, auch der bedruckte Buchschnitt ist ein Hingucker. Das Buch wurde auf Anhieb ein internationaler Bestseller, und auch Reese Witherspoon hat in ihrem vielbeachteten Buchclub eine Empfehlung ausgesprochen.
 
Hoch in den Schweizer Bergen und weit abgelegen liegt ein luxuriöses Hotel, das Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts ein Sanatorium für Lungenkranke war. Elin Warner, aufgrund eines traumatischen Ereignisses während eines Polizeieinsatzes seit Monaten von ihrer Tätigkeit als Detective Inspector freigestellt, reist aus Großbritannien mit ihrem Freund Will an. Ihr Bruder Isaac, den sie lange nicht gesehen hat, hat sie dorthin eingeladen. Er will seine Verlobung mit Laure feiern, die im dem Hotel arbeitet und einst mit Elin befreundet war. Elin hat die Einladung nur widerstrebend angenommen, sie hofft jedoch, dass es ihr endlich gelingen wird, in Gesprächen mit ihrem Bruder das Rätsel um eine Tragödie, die sich während ihrer Kindheit ereignete, zu lösen. 
 
Am nächsten Morgen ist Laure verschwunden, durch einen schweren Schneesturm mit Lawinenabgang ist das Hotel von der Außenwelt abgeschnitten, und bald wird eine Leiche aufgefunden. Da die örtliche Polizei wegen der katastrophalen Wetterverhältnisse keine Möglichkeit hat, zum Schauplatz des Geschehens zu gelangen, beginnt Elin im durch die Polizei telefonisch genehmigten Alleingang mit den Ermittlungen. Nach und nach gelingt es ihr, die düsteren und tragischen Geheimnisse um das ehemalige Sanatorium aufzudecken. Dabei begibt sie sich immer wieder in Gefahr ....
 
Das Buch liest sich flüssig und ist sehr spannend aufgebaut. Das eingeschneite Hotel bietet die ideale Kulisse für einen Thriller und sorgt beim Leser für Gänsehautmomente. Die Anzahl der Verdächtigen scheint überschaubar, und doch führt uns Sarah Pearse bis zur überraschenden und erschreckenden Auflösung immer wieder auf falsche Fährten. Wir begleiten die sympathische Elin bei ihren Ermittlungen, sie lässt uns teilhaben an ihren Gedanken und Vermutungen. Die Autorin beschreibt auch Elins Ängste und Panikattacken, an denen sie seit ihrer Kindheit leidet, sehr authentisch und einfühlsam.
 
Eine Szene am Ende des Buches lässt vermuten und darauf hoffen, dass es vielleicht bald eine Fortsetzung mit Elin geben wird.
Ich habe mich von dem packenden und atmosphärischen Thriller sehr gut unterhalten gefühlt - klare Leseempfehlung! 

Bewertung vom 06.03.2023
Die spürst du nicht
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht


ausgezeichnet

Ein Meisterwerk!
In seinem neuen Roman "Die spürst du nicht" erzählt der österreichische Autor Daniel Glattauer die Geschichte zweier gutsituierter Familien, die gemeinsam in die Toskana gereist sind, um dort in luxuriöser Umgebung schöne Ferientage zu verbringen. 
 
Das Buch beginnt in humorvoll-ironischem Ton, mit dem uns die Beteiligten vorgestellt werden: zuerst die Familie Binder, bestehend aus dem Vater Engelbert, einem Weinbauern in den Vierzigern, seiner Ehefrau Melanie, einer ehemaligen Schauspielerin, und dem 9jährigen Benjamin. Die Familie Strobl-Marinek besteht aus dem Vater Oskar, Ende Vierzig und Geisteswissenschaftler, seiner 10 Jahre jüngeren Frau Elisa, Berufspolitikerin bei den Grünen und den beiden Kindern Lotte und Sophie Luise, 9 und 14 Jahre alt. Sophie Luise hat durchgesetzt, ihre Schulfreundin Aayana, ein somalisches Flüchtlingskind, in den Urlaub mitnehmen zu dürfen. Die Familien kennen sich schon lange, Melanie und Elisa sind bereits seit ihrer Jugend enge Freundinnen.
Der Urlaub hat gerade begonnen, man lässt gut gelaunt den ersten Abend bei gutem Wein und leckerem Essen ausklingen, da ereignet sich eine schreckliche Katastrophe mit ungeahnten Folgen ....
 
Das von Beginn an fesselnde Buch ist ganz großartig erzählt, die Sprache des Autors ist meisterhaft, ebenso die bildhafte und authentische Skizzierung der Charaktere. Der Übergang vom unbeschwerten, humorvoll erzählten Ankunftstag zum berührenden und beklemmenden Drama ist Daniel Glattauer hervorragend gelungen. Er  beschreibt das veränderte Leben der beiden Familien, ganz besonders das der beiden Ehefrauen, deren Freundschaft auf eine harte Probe gestellt wird. Es ist erschütternd zu lesen, wie Sophie Luise verzweifelt darum kämpft, das Geschehene zu verarbeiten und sich Trost im Internet sucht. Die dramatische Lebensgeschichte der Familie Ahmed geht unter die Haut, sie macht traurig und betroffen.
 
In die Handlung sind immer wieder aktuelle Berichte der sozialen Medien mit zahlreichen zynischen und bösartigen Internetkommentaren eingeflossen. Diese Kälte in den sozialen Medien habe ich als sehr erschreckend empfunden. Des weiteren zieht sich ein längerer Chatverlauf zwischen Sophie Luise und Pierre, einer Internetbekanntschaft, durch das Buch.
 
Ich habe lange kein Buch mehr gelesen, das mich derart berührt und nachdenklich gemacht hat. Für mich bereits jetzt ein Jahreshighlight - absolute Leseempfehlung und 5 Sterne!

Bewertung vom 28.02.2023
Ein letztes Opfer: Thriller
Troi, Heidi

Ein letztes Opfer: Thriller


ausgezeichnet

Äußerst spannender und mitreißender Thriller
Die aus Südtirol stammende Autorin Heidi Troi hat ihren neuen Thriller "Ein letztes Opfer" vorgelegt, der im Empire-Verlag erschienen ist.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht die junge Vera Profanter, die glücklich mit ihrem Freund Jakob in der gemeinsamen Wohnung in Graz lebt. Sie arbeitet als Redakteurin bei der Zeitung "Wochenblatt". Auf ihre Initiative hin wurde eine neue Rubrik eingeführt, die "Literarischen Seiten", mit der jungen Autoren eine erste Publikationsmöglichkeit geboten wird. Die Idee kommt gut an, und Vera erhält zahlreiche Zuschriften, darunter auch Texte von einem Dichter namens Wilhelm Schneider. Die düsteren Texte über Schuld und Sühne berühren sie, sie fühlt sich persönlich angesprochen, es fühlt sich so an, als wären sie für sie geschrieben. Vera möchte Wilhelm Schneider gern kennenlernen und mit ihm ein Interview führen. Als ihr Vorgesetzter die Dienstreise nach Rabenstein, wo der Dichter lebt, ablehnt, beschließt Vera, ihn während ihrer Freizeit zu besuchen. Sie bucht gemeinsam mit ihrer Freundin Anna ein Hotelzimmer in Rabenstein.

Die Freundinnen treffen am 27. September dort ein, zwei Tage vor dem Michaelistag, den die Dorfbewohner in jedem Jahr traditionell feiern. Vera und Anna wissen nicht, dass jedes Jahr in Rabenstein eine Frau ums Leben gekommen ist, immer genau am Michaelistag. Alle Frauen standen in Kontakt zu Wilhelm Schneider, der hoch über dem Dorf ein Einsiedlerdasein führt, verachtet von den Dorfbewohnern ...

Das Buch ist in kurze Kapitel gegliedert, die mit Datum und Ortsangabe versehen sind. Die Kapitel sind nicht chronologisch, daher springt die Handlung zwischen Gegenwart und Vergangenheit hin und her. Diese Zeitsprünge erhöhen die Spannung, und durch die genauen Angaben zu Beginn jeden Kapitels kann man der Handlung sehr gut folgen. Die Autorin erzählt die Geschichte aus der Perspektive mehrerer Protagonisten. Der klare und schöne Schreibstil liest sich sehr flüssig, die Charaktere sind authentisch und lebhaft skizziert und die düstere Stimmung im Dorf hervorragend wiedergegeben.

Ich fand die Geschichte von Beginn an sehr fesselnd, die Spannung baut sich stetig weiter auf. Die Autorin legt gekonnt falsche Fährten, und es gibt immer wieder neue Wendungen bis hin zum atemberaubenden und vollkommen überraschenden Ende.

Der gut durchdachte Thriller hat mich begeistert - daher klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.02.2023
Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1
Werrelmann, Lioba

Tod in Siebenbürgen / Paul Schwartzmüller ermittelt Bd.1


sehr gut

Gelungener Auftakt einer neuen Krimireihe um Paul Schwartzmüller
Die Autorin Lioba Werrelmann war mir bisher unbekannt, aber das schön gestaltete Cover und der Klappentext ihres neuen Buches, das den Leser nach Siebenbürgen entführt, sprachen mich sofort an.

Der 49jährige Journalist Paul Schwartzmüller erhält am Telefon gerade ein vielversprechendes Jobangebot , als es an der Tür klingelt und der Postbote ihm ein Einschreiben überreicht. Es ist ein Brief aus Siebenbürgen, seiner Heimat, die er gemeinsam mit seinem Vater vor 35 Jahren verlassen hat. Seitdem ist er nie wieder dort gewesen. Paul hat von seiner Tante Zinzi einen Bauernhof geerbt. Er erinnert sich an die wunderschönen Ferienaufenthalte bei seiner Tante, dort fühlte er sich umsorgt und war glücklich. Und er hatte dort einen Freund, Sorin, mit dem er viel Zeit verbrachte.

Paul bucht einen Flug und macht sich auf den Weg in seine alte Heimat. Auf dem heruntergekommenen Hof lernt er die geheimnisvolle Maia kennen. Die Bewohner des kleinen Dorfes begegnen ihm mit Misstrauen und Zurückhaltung. Wenig später trifft er Sorin wieder und erfährt, dass seine Tante nicht, wie sein Vater ihm erzählt hatte, kurz nach der plötzlichen Abreise nach Deutschland gestorben ist, sondern erst vor wenigen Wochen. Paul fragt sich, warum sein Vater ihn belogen hat. Den traurigen Grund wird er erst später erfahren.

Wenig später geschieht auf dem legendären Dracula-Schloss Bran, auf dem Sorin als Fremdenführer arbeitet, ein Mord. Das Opfer ist Günther Huber, der viele Feinde im Ort hatte. Sorin wird wegen dringenden Tatverdachts verhaftet. Paul, der von der Unschuld seines Freundes überzeugt ist, beginnt zu recherchieren ....

Nach und nach lernen wir die Bewohner des Dorfes kennen und begleiten den sympathischen Paul bei seiner Suche nach dem Mörder. Die flüssig erzählte Geschichte ist durchgehend spannend und teilweise sehr unheimlich. Es gibt einige Wendungen, und das Ende ist für mich vollkommen überraschend.

Das Buch beschäftigt sich nicht nur mit dem Kriminalfall, sondern nimmt den Leser mit auf die Reise nach Rumänien, das Land des Grafen Dracula. Wir erfahren viel über die Geschichte Siebenbürgens und seine Bewohner, ihren Aberglauben, Bräuche und religiöse Traditionen. Sehr gut gefallen haben mir die bildhaften Landschaftsbeschreibungen. Auch die rumänische Küche ist immer wieder Thema und macht Appetit auf die herrlichen Köstlichkeiten, die beschrieben werden.

Leseempfehlung von mir für dieses spannende Buch!