Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
anette1809 - katzemitbuch.de
Wohnort: 
Sulzheim
Über mich: 
Mein Blog: https://katzemitbuch.de/

Bewertungen

Insgesamt 1038 Bewertungen
Bewertung vom 18.04.2019
Gordon und Tapir
Meschenmoser, Sebastian

Gordon und Tapir


ausgezeichnet

Gordon und Tapir teilen sich eine Wohnung. Doch auch, wenn die beiden gute Freunde sind, gestaltet sich das Zusammenleben schwierig.
Wo Pinguin Gordon ordentlich und minimalistisch ist, verbreitet Tapir nur Chaos und Unordnung. Ständig ist das Klopapier leer, das Bad wird von Tapirs Freundin blockiert, der Boden ist verklebt von Obstsaft und auch Tapirs Liebe zu Tieren und Pflanzen teilt Gordon nicht.
Doch auch das Zusammenleben mit Gordon ist nicht immer einfach. In der Küche stinkt es nach den Fischabfällen seiner Mahlzeiten und wenn er sich mit anderen Pinguinen trifft, lässt er Tapir außen vor.
Eines Tages eskaliert die Situation und Gordon fasst einen folgenschweren Entschluss…

“Gordon und Tapir” ist eine besondere Freundschaftsgeschichte, die aufzeigt, dass es unmöglich ist, sein Leben miteinander zu teilen, wenn man keine Rücksicht aufeinander nimmt oder Kompromisse schließen kann. Umgekehrt soll sich aber auch niemand selbst verleugnen.
Um eine Freundschaft aufrecht zu erhalten und gleichzeitig sich selbst treu zu bleiben, sind Freiräume wichtig. Gordon zieht in dieser Geschichte vielleicht einen auf den ersten Blick extremen Entschluss, aber am Ende wird deutlich, dass dies passieren musste, damit sowohl Gordon als auch Tapir glücklich werden und trotz aller Unterschiede befreundet bleiben können.

Auch wenn die Geschichte von Gordon und Tapir schon Kindern aufzeigen kann, dass jeder nach seiner Fasson selig werden muss, so ist das Buch in meinen Augen noch weitaus mehr für Erwachsene geeignet. Ich denke, die Geschichte kann so einigen die Augen öffnen – als Erwachsener ist man doch häufig festgefahrener in seinen Ansichten als im Kindesalter und es liegt wohl den meisten im Blut, dass man sich und seinen Geschmack in einer gemeinsamen Wohnung durchsetzen möchte. Kompromisse finden und einen gemeinsamen Nenner finden, wird mit zunehmendem Alter eher schwerer als leichter.

Die Gestaltung der Geschichte ist sehr interessant: sie gliedert sich in drei Teile, wobei der Mittelteil zwischen Streit und wieder aufeinander zugehen klar abgegrenzt ist durch verschiedene stilistische Mittel. Wo die anderen beiden Teile farbig gestaltet sind, beschränkt sich Sebastian Meschenmoser hier auf schwarzweiß Illustrationen und lässt die Bilder für sich alleine stehen. Statt einen Begleittext mit auf den Weg zu geben, lässt Sebastian Meschenmoser die Zuschauer alleine mit ihren Gedanken und Ideen, was in diesem Moment wohl in den Köpfen von Gordon und Tapir vorgehen mag. Auch nutzt er hier nicht die Gänze des Blattes, sondern zwingt den Leser einen Schritt zurückzutreten, als wären wir nicht mehr Teil des Geschehens, sondern würden nur noch einen Blick durch ein Fenster auf die beiden ungleichen Freunde werfen, um Abstand zu gewinnen und damit die Chance zu erhalten, eine Lösung für das Problem zu finden.

“Gordon und Tapir” ist eine sehr vielschichtige Geschichte, die weitaus mehr vermittelt, als es auf den ersten Blick scheint. Ich finde die Geschichte liefert viele Perspektiven und Denkanstöße und offenbart mit jedem Ansehen und Lesen neue Facetten.
Erwachsene werden die Botschaft(en) zu schätzen wissen, wohingegen Kinder nicht nur durch das Gewimmel in Tapirs Chaos fasziniert sein werden.
Es ist ein Buch, das verschiedene Generationen anzusprechen weiß. Außerdem ist es in meinen Augen ein tolles Geschenk für beste Freunde, die trotz dessen und eben aus dem Grund beste Freunde sind, weil sie ganz anders sind als wir selbst und damit unseren Horizont erweitern.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Kekse - Lebkuchen - Teegebäck
Ruckser, Elisabeth

Kekse - Lebkuchen - Teegebäck


sehr gut

Das Buch “Kekse – Lebkuchen – Teegebäck” lässt keine Wünsche offen, was Klassiker und traditionelle Rezepte angeht.
Man findet in dem Buch nicht nur zahlreiche Rezepte für die Weihnachtszeit, sondern auch Gebäcke, die für das ganze Jahr geeignet sind. Zudem wurde nicht nur an süße Kleinigkeiten gedacht. Für all jene, die es lieber herzhaft statt süß mögen, enthält dieses Buch Rezepte wie verschiedene Käsekekse und Knusperstangen mit unterschiedlichen Zutaten. So wurde wirklich an jeden Geschmack und vielerlei Anlässe gedacht.

Da die Autorin aus Österreich stammt, sind die Rezepte und Zutatenliste von österreichischen Ausdrücken geprägt. Diese werden leider nicht alle im angehängten Glossar übersetzt, so dass man sich gegebenenfalls anderweitig über deren Bedeutung informieren muss, falls einem die Begriffe nicht geläufig sind. Hier hätte man das Glossar ausweiten sollen in Hinblick auf die deutschsprachige Leserschaft in anderen Regionen.
Ein weiterer, kleiner Kritikpunkt ist für mich das Layout, dass durch die Farbgestaltung und die Arrangements der Fotos etwas altbacken und sehr auf die Winterzeit hin ausgerichtet wirkt. Es wird dem umfangreichen und äußerst vielseitigen Werk in meinen Augen nicht gerecht und wird die jüngeren Backfans möglicherweise einen Bogen um das Buch machen lassen.

Von der Rezeptauswahl, sowie der Zubereitungsfolge und Zutatenliste, gibt es kaum etwas zu kritisieren. Bestenfalls hätten für Backanfänger einige Erklärungen noch ausführlicher ausfallen können, aber jeder Bäcker mit etwas Backerfahrung sollte keine Probleme beim Nachbacken haben, zudem einem die Fotos der Endprodukte ja auch einen Anhaltspunkt bieten.
Die Zutatenliste ist immer ergänzt darum, wie viele Kekse und Knabbereien aus dem Rezept entstehen. Zudem ist der Zeitaufwand mit aufgeführt.

Neben den Rezepten beinhaltet des Buch ein Inhaltsverzeichnis, ein interessantes und kurzweilig zu lesendes Vorwort, das Glossar und ein Register von A-Z.

Ein umfangreiches “Backwerk”, das hinsichtlich der Rezeptauswahl keine Wünsche offen lässt!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Songbird
Fischer, Anna Rosina

Songbird


sehr gut

Sich in den besten Freund des älteren Bruders verlieben, der selbst fast wie ein Bruder für einen ist, ist die eine Sache. Wenn dieser jedoch sein Referendariat an der eigenen Schule absolviert und man von ihm unterrichtet wird, sind die Probleme vorprogrammiert…
Genau so ergeht es Ella. Sam und sie kennen sich eine gefühlte Ewigkeit. Irgendwann muss sich Ella eingestehen, dass sie für den besten Freund ihres Bruders mehr empfindet als Geschwisterliebe oder Freundschaft. Auch Sam hegt tiefere Gefühle für Ella und bei einem Unfall, der sich auf der Klassenfahrt von Ellas Klasse ereignet, nimmt die Beziehung der beiden eine Entwicklung, die zwischen Schüler und Lehrer verboten ist.
Statt nach einer Lösung zu suchen, wie einem Schulwechsel durch Sam, spielen die beiden ein Versteckspiel, was selbst vor Freunden und Familie nicht Halt macht. Dazu kommen persönliche Probleme wie Sams schwierige Kindheit und Ellas offensichtliche Essstörung… Die Beziehung von Ella und Sam scheint von vornherein zum Scheitern verurteilt. Oder kann ihre Liebe dennoch eine Zukunft haben?

Beim Inhalt von “Songbird” reiht sich ein Klischee an das nächste und die Autorin hat die Figuren eindeutig mit zu vielen Problemen ausgestattet. Dennoch konnte ich nicht von dem Buch lassen. Sie hat einen tollen und flüssigen Schreibstil und einige Charaktere erschaffen, die den Leser für sich einnehmen, auch wenn das für mich auf keinen Fall Ella war. Von Ella – und manchmal auch Sam – war ich stellenweise sehr genervt, aber ich mochte Ellas Eltern beispielsweise unheimlich gerne. Da Ellas Eltern sehr lieb und verständnisvoll sind und Sam wie ein zweiter Sohn für sie ist, habe ich mir häufig die Frage gestellt, warum man solch enge Bezugspersonen nicht in seine Probleme einweiht. Noch unverständlicher war es für mich, warum ständig von Ellas Essstörung zu lesen war, aber keiner eingreift. Gefühlt war jedem bewusst, dass Ella magersüchtig ist, aber außer sie darauf hinzuweisen, dass sie doch bitte mal etwas essen soll, hat keiner etwas getan. Und das hat man verdammt oft gelesen! An manchen Stellen habe ich gedacht, wenn ich das noch einmal lesen muss, schmeisse ich das Buch in die Ecke.

Trotz aller Klischees und Kritik hat “Songbird” irgendetwas, was einen total von sich einnimmt. Ich kann es nicht anders erklären, warum ich trotz aller Probleme, die ich mit dem Buch hatte, es dennoch sehr gerne gelesen habe. Vielleicht soll das Draufstoßen auf Ellas Essstörung auch Lesern die Augen öffnen, dass man jemandem schnellstmöglich helfen muss, wenn man von so einer Erkrankung Wind bekommt. Denn am Ende der Geschichte wirken plötzlich die anderen auf Ella ein und sie erkennt, dass sie Hilfe von außen braucht, um ihre Magersucht zu bekämpfen.
Ich hätte mir diese Wendung dennoch um einiges früher gewünscht, da ich mir gut vorstellen kann, dass es Leser gibt, die das Buch wirklich in die Ecke pfeffern, bevor dieser Umschwung einsetzt – viel hat bei mir dazu ja auch nicht gefehlt!

Sehr schön ist der allgegenwärtige Bezug zur Musik, der dank der angeführten Playlist das Leseerlebnis noch intensiver werden lässt.

“Songbird” ist ein intensives Leseerlebnis mit Charakteren, die greifbar sind. Jedoch hätte ich mir einen sensibleren Umgang mit den angeschnittenen Problemen gewünscht. Auch wäre hier weniger mehr gewesen. Die verbotene Lehrer-Schüler-Beziehung, sowie Ellas Magersucht wiegen alleine schon schwer genug.

Wie schon gesagt: ich kann es niemandem schlüssig erklären, warum ich das Buch letzten Endes dennoch gerne gelesen habe, jedoch kann ich die kritischen Stimmen zu “Songbird” nur zu gut nachvollziehen.

Bewertung vom 18.04.2019
LAMA (Kartenspiel)

LAMA (Kartenspiel)


sehr gut

Die Idee hinter L.A.M.A. (L-eg A-lle M-inuspunkte A-b) ist zwar nicht neu, macht aber dennoch großen Spaß. Der Vorteil von diesem – und vielen anderen Kartenspielen – liegt unter anderem darin, dass es schnell erklärt ist und über eine kurze Rundendauer mehrfach hintereinander gespielt werden kann. Außerdem ist der Karton kompakt, so dass man es gut auf Reisen und Ausflügen mitnehmen kann, zudem zum Ausspielen der Karten nicht allzu viel Platz benötigt wird.
Vom Spielprinzip hat es mich zunächst an den Klassiker Mau Mau erinnert, da es ebenfalls ein Ablegespiel ist mit dem Ziel möglichst schnell seine Handkarten loszuwerden.
Das Spielmaterial umfasst 56 Karten mit einem Wert von 1-6, sowie Lama-Karten, von denen jeder Mitspieler zu Beginn sechs Handkarten erhält. In jeder Runde hat der Spieler die Wahl zwischen drei Optionen: eine Karte ablegen, eine Karte nachziehen, oder aus dem Spiel aussteigen. Das heißt, man kann das Spiel auch vorzeitig beenden, obwohl man noch Karten übrig hat. Dies ist die einzige Stelle im Spiel, an der man taktieren kann, ansonsten muss man auf sein Glück beim Ziehen hoffen.
Das Ablegen verläuft folgendermaßen: auf die Vorgängerkarte des Ablagestapels kann immer der gleiche Wert oder ein Zähler höher gelegt werden. Nach einer 6 folgt das Lama, danach geht es mit einer 1 wieder von vorne los. Nach jeder Runde werden Minuspunkte gezählt, dafür erhält man Chips im Gegenwert der Minuspunkte. Man kann über eine bestimmte Anzahl Runden spielen oder bis ein Mitspieler einen bestimmten Wert an Minuspunkten überschreitet. Der Spieler, der dann die wenigsten Minuspunkte gesammelt hat, geht als Sieger hervor.
Die Spielregeln liegen nur in Deutsch vor, obwohl das Spielmaterial sprachneutral ist und von daher auch in anderen Sprachen ohne Einschränkungen funktioniert. Da die Spielregel sehr kompakt ist, hätte ich zumindest eine Ausführung in Englisch erwartet.
Das Spiel ist schon ab zwei Spielern spielbar, was mir sehr zusagt, da ich öfter alleine mit meiner Tochter spiele. Allerdings denke ich, dass es mit mehreren Spielern spannender und reizvoller ist, da es mehr taktisches Denken erfordert, wenn man nicht nur von einem Gegenspieler herausgefordert wird. Zu zweit fehlt es etwas an Reiz, was das taktische Aussteigen aus dem Spiel angeht. Es kommt fast rein auf das Glück beim Ziehen der Karten an, was den Spielspaß doch sehr mindert.
Da die Spielregeln wirklich sehr einfach sind, kann man das Spiel bereits mit fitten Kindern ab sechs Jahren spielen. Notfalls helfen ältere Mitspieler beim Zusammenzählen der Punkte.
Ohne die Lama-Karten wäre das Spielmaterial recht fade, dass finde ich sehr schade, da gerade Kinderspiele in der Ausführung etwas mehr Pepp haben sollten.
Trotz der Kritik kann ich L.A.M.A. empfehlen, allerdings eher für eine größere Runde von Spielern, da es in einer Zweierrunde seinen Reiz nicht voll entfalten kann.

5 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
Der große schwarze Vogel
Höfler, Stefanie

Der große schwarze Vogel


ausgezeichnet

An einem sonnigen Herbsttag ist auf einmal nichts mehr wie es war. Bens Mutter stirbt ganz plötzlich und hinterlässt Ben, seinen jüngeren Bruder Krümel und deren Vater. In “Der große schwarze Vogel” erzählt Stefanie Höfler aus Bens Perspektive im zeitlichen Wechsel zwischen “Davor”, “Jetzt” und “Danach” wie Ben und seine Familie mit dem Tod der Mutter klarkommen, aber auch davon, wie das Familienleben vor ihrem Tod war, denn der Tod umfasst nie nur den Verlust eines Menschen, sondern auch die Erinnerung an ihn, die in denen weiterlebt, die er zurücklässt.

Das Buch ist sprachlich auf das Niveau der Zielgruppe abgestimmt, aber dennoch anspruchsvoll und aus meiner Sicht auch für ältere Leser empfehlenswert, da es sehr gut beschreibt, wie unterschiedlich sich Trauer auf Menschen auswirken kann. Ben, Krümel und deren Vater gehen ganz unterschiedlich mit dem Verlust und der Trauer um.
Es gibt Menschen, die scheinbar stark sind und den Schmerz alleine verarbeiten, es gibt Menschen, die leise und zurückgezogen trauern und es gibt solche, die ihre Trauer am besten dadurch verarbeiten, in dem sie mit anderen darüber sprechen. Stefanie Höfler stellt diese unterschiedlichen Arten sehr gut an Bens Familie dar, aber auch an einer neugewonnenen Freundin, die für Ben eine große Stütze in der schweren Zeit nach dem Tod seiner Mutter wird. Umgekehrt wird Ben zu einer Hilfe für seine neue Freundin, was ihm bei seiner Trauerverarbeitung weiterhilft.
Gleichzeitig spart die Autorin aber auch Freunde und Familie nicht aus, die durch den Verlust nicht ganz so nah betroffen sind, die aber gleichermaßen trauern und nun vor der Frage stehen, wie sie Ben und seiner Familie am besten beistehen können.

'Der Tod ist wie ein Flügelschlag, hatte Ma mal gesagt. Sie liebte solche Sprüche. Wie der Flügelschlag von einem großen schwarzen Vogel, der vorbeifliegt, und sein Schatten fällt kurz auf den, der zufällig darunter sitzt, und etwas länger auf diejenigen, die vielleicht gerade drum herum sind.' (S.96f)

Ich finde Stefanie Höflers Buch zum einen sehr authentisch, denn ich kenne Bens Situation aus eigener Erfahrung und habe mich an verschiedenen Stellen wiedererkannt. Schon zu Beginn des Buches konnte ich die Intensität spüren, wie sich Details des Todestages in den Erinnerungen der Hinterlassenen einbrennen, weil die Sinne ganz sonderbar reagieren und sensibilisiert sind, wenn sie mit einer solchen Situation konfrontiert werden.
Zum anderen ist “Der große schwarze Vogel” eine sehr wichtige Geschichte, da sie aufzeigt, dass nicht jeder Mensch gleich mit seiner Trauer umgeht, und dass es in Ordnung ist, wenn auch die scheinbar starken Parts – wie hier der Familienvater – Schwäche zeigen und Zeit und Hilfe brauchen, um den Verlust zu verarbeiten, um irgendwann wieder soweit zu funktionieren, um ihren täglichen Pflichten nachgehen zu können.

Stefanie Höfler meistert die Gradwanderung zwischen Trauer und Hoffnung, dem “Jetzt” und dem “Danach”, zwischen Tränen und dem wieder Lachen können, bravourös.
Es ist eine trostspendende Geschichte, die nicht nur jugendliche Leser anspricht, sondern für die ganze Familie geeignet ist und möglicherweise als Stütze oder gar als Hilfe in ähnlichen Situationen dienen kann.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 18.04.2019
So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt
Voß, Maike

So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt


sehr gut

“So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt” beginnt mit einem Anfang, der in einem anderen Buch durchaus das Happy End sein könnte. Leon und Viola sind seit über einem Jahr Freunde. Nach einer Feier verbringt Viola die Nacht in Leons Wohnung, da sie ihren Schlüssel vergessen hat und dort führt eins zum anderen.
Die beiden gestehen sich gegenseitig ihre Liebe, und dennoch wacht Leon am nächsten Morgen alleine im Bett auf. Wieso hat Viola sich aus dem Staub gemacht, ihre Nummer gelöscht und Leon über Monate hinweg nie zu sich nach Hause mitgenommen, obwohl die beiden füreinander bestimmt zu sein scheinen?

Die ersten Kapitel überrumpeln den Leser regelrecht, bevor man einen Draht zu Leon und Viola entwickeln kann und insbesondere Violas Beweggründe versteht, warum sie nach der gemeinsam mit Leon verbrachten Nacht, die der Beginn von einer wunderbaren Beziehung hätte sein können, klammheimlich das Weite gesucht hat. Wenn man jedoch die ersten Kapitel bewältigt hat, kann man sich dem Sog der Geschichte und dem wunderbaren Schreibstil von Maike Voß nur noch schwer entziehen.

Zu Leon konnte ich zwar eine bessere Verbindung als zu Viola knüpfen, dennoch sind Violas Beweggründe für ihr Verschwinden aus Angst davor verletzt und enttäuscht zu werden nachvollziehbar, wenn man die Details ihrer vorherigen Beziehungen erfährt. Im späteren Verlauf der Geschichte zieht man zudem aus dem Verhältnis zwischen Viola und ihren Eltern den Schluss, dass hier eine der Ursachen für Violas verkorkstes Selbstbewusstsein liegt und kann sich dadurch besser in sie hineinversetzen.
Einiges an Violas Beziehungsdramen ist selbstverschuldet, da Viola nach der ersten schweren Enttäuschung häufig nur noch das Verhalten ihrer Freunde interpretiert hat, anstatt mit ihnen zu reden und sich darüber hinaus in Beziehungen verrannt hat, um Vergangenes zu vergessen.
Es ist tragisch, wie weit einen mangelndes Selbstwertgefühl treiben kann. Viola treibt es auf die Spitze, man bekommt das Gefühl, dass sie der Meinung ist, dass sie es gar nicht verdient glücklich zu werden, weil sie sich “beschädigt” fühlt und dies niemandem zumuten will, an dem ihr wirklich etwas liegt – Leon.
Doch auch Leon verschweigt Viola in ihrer monatelangen Freundschaft wichtige Dinge über sich und hat Violas Vertrauen möglicherweise so verspielt ohne es jemals gewonnen zu haben.
Es tut wirklich weh zwei Menschen leiden zu sehen, die sich gegenseitig Halt und Liebe hätten geben können :(

Maike Voß treibt ein perfides Spiel mit den Gefühlen ihrer Protagonisten, aber auch mit denen ihrer Leser. Statt Leon und Viola getrennte Wege gehen zu lassen, führt das Schicksal die beiden wieder zusammen, um sie anschließend erneut zu trennen. Es ist zu viel zwischen den beiden vorgefallen, um sie nochmals an dem Morgen nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht anknüpfen zu lassen. Oder sollten die beiden doch noch eine zweite Chance bekommen?

Egal, was ich aus dem Buch bis zu den letzten beiden Kapiteln mitgenommen hätte… Allein das Ende verdient es, dass man dieses Buch liest! Ich feiere Maike Voß für ihre Idee und ihren Mut die Geschichte von Leon und Viola auf diese Art enden – oder beginnen? – zu lassen.
Ob das Glühwürmchen – wie Leon Viola, beziehungsweise ihr Leuchten, bezeichnet – am Ende stirbt, das muss jeder Leser selbst erkunden. Ich kann nur so viel verraten, dass Maike Voß es auch am Ende weder ihren Charakteren noch ihren Lesern einfach macht. Das Buch lässt einen, auch nachdem der Deckel über der letzten Seite zugeklappt ist, noch lange nicht los!

Bewertung vom 18.04.2019
On The Come Up
Thomas, Angie

On The Come Up


ausgezeichnet

Bri wächst nach dem Tod ihres Vaters – einer Rap Legende – mit ihrer Mutter und ihrem älteren Bruder in Garden Heights auf. Ihre Mutter war lange Zeit drogenabhängig und während dieser Zeit wurden Bri und ihr Bruder von ihren Großeltern betreut. Das Verhältnis zwischen Bris Mutter und deren Schwiegereltern liegt nicht nur deswegen im Argen, aber es ist der Hauptgrund für das zerrüttete Verhältnis zwischen ihnen.
In Bris Welt ist so vieles falsch und paradox. Wo Drogen fast ihre Familie zerstört hätten, retten sie sie an anderer Stelle. Würde ihre Aunt Pooh ihre ältere Schwester in finanziellen Engpässen nicht mit dem Geld unterstützen, dass sie durch Dealen verdient, hätte diese wahrscheinlich schon lange ihre Wohnung verloren.
Bri träumt davon mit ihrer Leidenschaft den Durchbruch zu schaffen und dank des Raps der Armut den Rücken zu kehren. Für ihre Mutter ist dies jedoch ein rotes Tuch. Nicht nur, dass Bri über ihre Leidenschaft die Schule vernachlässigt, ihr verstorbener Vater stand damals kurz vor dem Durchbruch und Bris Kampf für ihren Traum reisst schmerzhafte Wunden auf. Mit ihrem ersten Song, den sie ins Netz stellt, erregt sie viel Aufmerksamkeit, jedoch nicht nur von der Art, die man sich wünscht. Sie gerät zwischen die Fronten der Gangs in ihrem Viertel, wird zum Gesprächsstoff bei den Weißen, die sich in ihren rassistischen Vorurteilen bestätigt sehen und riskiert den Rückhalt ihrer Freunde und Familie.
Bri wollte nie zum Politikum werden. Sie ist letzten Endes nur ein Mädchen, dass die gleichen Rechte und Chancen wie alle anderen haben will, unabhängig von ihrer Hautfarbe, ihrer Herkunft oder ihren finanziellen Möglichkeiten. Sie wird jedoch von mehreren Seiten in diese Rolle gedrängt.

Angie Thomas schreibt voller Leidenschaft. Da sie Bri eine ganz eigene Stimme mit deren Rap Songs verleiht, wird dies noch deutlicher als in ihrem Debütroman “The Hate U Give”. Die Songs spiegeln Bris Innersten wider, ihre Gefühle und Gedanken und damit auch Angie Thomas Sicht auf den Rassismus, wie er heute immer noch zum alltäglichen Leben der farbigen Bevölkerung in den USA gehört.
Bris Raps wurden in der Originalfassung im Buch abgedruckt, dass heißt, sie wurden nicht ins Deutsche übersetzt. Da der Inhalt jedoch durch ihre Gedankengänge, bevor sie losrappt, recht gut zusammengefasst wird, kann man sie auch verstehen, wenn man über gute Grundkenntnisse in Englisch verfügt. Auch Jugendsprache und Slangausdrücke wurden im Original belassen, diese sind jedoch in einem angehängten Glossar aufgeführt und erklärt.
“On The Come Up” spricht jedoch nicht nur das Thema Vorurteile und Rassismus an. Angie Thomas nutzt ihre Geschichte, um auch anderen Randgruppen eine Stimme zu verleihen. So ist einer von Bris beiden besten Freunden homosexuell. Dieser verliebt sich über das Internet in einen geheimnisvollen Fremden, dessen Identität bis kurz vor Schluss geheim bleibt und dann für eine große Überraschung sorgt… Kommt jemandem dieser Plot bekannt vor? ;) Angie Thomas zitiert damit Becky Albertallis Roman “Love, Simon”. Der Titel wird im Buch zwar nicht genannt, aber Bri und ihre Freunde witzeln von Anfang an darüber, dass die Geschichte von Sonny und seiner Flamme an einen bekannten Jugendroman erinnert. Überhaupt ist es wieder sehr herzig zu lesen, wie Angie Thomas in ihrem Buch ihre Fangirlmomente zu anderen fiktiven Geschichten auslebt und Harry Potter oder Star Wars zitiert.

“On The Come Up” ist authentisch und facettenreich. Noch weit mehr als in “The Hate U Give” hat man als Leser das Gefühl Angie Thomas selbst zu hören und nicht bloß einer fiktiven Geschichte zu folgen.
Angie Thomas nimmt uns mit in eine Welt, die durch Rassismus, Armut, Vorurteile, Gewalt und Hass geprägt ist, und dennoch schafft sie es, dass Bris Geschichte nicht bedrückt, sondern Hoffnung und Mut verleiht für seine Leidenschaften und Ziele zu kämpfen und eigene Wege zu beschreiten, statt in den Fußstapfen weiter zu laufen, die Eltern und Großeltern für e

Bewertung vom 06.04.2019
Grüne Gurken
Hach, Lena

Grüne Gurken


ausgezeichnet

Ich habe seit “Ja. Nein. Vielleicht” mehrere Bücher von Lena Hach gelesen und gemocht, aber so verliebt wie in genannten Titel bin ich erst mit “Grüne Gurken” wieder.

Landkind Lotte ist neu in Berlin. Ihre Eltern haben sie gegen ihren Willen vom hessischen Dorfleben in die Großstadt verwurzelt, da die beiden dort einen neuen Job antreten. Lottes Eltern, sowie ihre komplette Familie – wie Tanten, Onkel, Cousins und Cousinen, sind hochbegabt, wohingegen Lotte, wie sie immer betont, nur “normal begabt” ist und auch keine Ambitionen hegt in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Ihre Eltern drängen sie immer wieder zu IQ Tests, so dass sich Lotte nicht nur fehl am Platz in Berlin fühlt, sondern auch wie ein Außenseiter in der eigenen Familie.
Durch Zufall findet sie Anschluss in Berlin, als die Lust auf Milchreis sie in den gegenüberliegenden Spätkauf verschlägt, wo der Inhaber sie kurzer Hand als Aushilfe anheuert. Für Lotte startet hier nicht nur ihr erster Job, sondern auch die erste Liebe, die mit “Grünen Gurken” anfängt…
Einmal die Woche kommt ein Junge in den Laden, am selben Tag zur selben Zeit, der exakt 10 grüne Gurken kauft.

Lena Hach hat mit “Grüne Gurken” einen lockeren Teenagerroman mit Tiefgang geschrieben, dem man den Tiefgang auf den ersten Blick gar nicht anmerkt. Lotte hat eine lockere Art. Auch wenn sie teilweise von Selbstzweifeln geplagt wird, da sie den hohen Erwartungen ihrer Eltern nicht gerecht werden kann und will, so zieht sie doch mit ihrer tollpatschigen Art und ihrem Sinn für Humor die Leser auf ihre Seite. Als sie zufällig ihren Job im Spätkauf antritt, kommen Lottes Stärken zu Tage. Es fällt direkt auf, dass ihre Eltern ihr wenig zutrauen und den Job zudem als minderwertig empfinden. Wo Lottes Eltern ihre Tochter leider oft nur auf messbare Intelligenz reduzieren, sehen der Besitzer des Spätkaufs und dessen Freundin viel mehr in Lotte und diese blüht regelrecht auf.
Vielleicht ist dadurch auch zu erklären, dass Lotte über ihren Schatten springt und dem “Grüne Gurken” Einkäufer ein Signal setzt, dass sie ihn gerne näher kennenlernen möchte – manchmal sagen Weingummis eben mehr als Worte ;)

Neben Lotte mochte ich vor allem Yunus vom Spätkauf und seine Freundin Miri, sowie “Vincent” sehr gerne. Neben Lotte schafft es Lena Hach auch diesen Figuren viel Leben und besondere Eigenheiten mit auf den Weg zu geben, obwohl der Umfang des Buches recht überschaubar ist.
Die Entwicklung zwischen Lotte und Luke, wie der grüne Grüne Gurken Käufer “Vincent” tatsächlich heißt, sowie Yunus und Miri war so nicht vorhersehbar. Die Geschichten sind sehr lebensnah und spannen einen Bogen von der ersten Liebe, über die Weiterentwicklung zweier Menschen bis zum Gehen von getrennten Wegen.
Besonders intensiv und bewegend ist das Geheimnis, das hinter den 10 Grünen Gurken steht, die Luke nicht für sich selbst besorgt.

Lena Hachs Roman “Grüne Gurken” ist eine Liebeserklärung an Berlin und die Liebe, es ist aber auch eine Geschichte über das Erwachsenwerden, Verlust und Abschied. Hinter dem farbenfrohen und jugendlichen Cover steckt viel Tiefe, trotz dessen bleibt die Geschichte locker und liebenswert – eine Kunst, die nicht jeder Autor beherrscht!

Besonders erwähnenswert sind die Infografiken von Katja Berlin. Im Buch ein Hobby von Lotte, ergänzen sie die Geschichte auf wunderbare und ungewöhnliche Weise und verkörpern Lottes lakonische Art und ihren speziellen Humor perfekt.