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haberlei
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Wien
Über mich: 
Begeisterte Leserin von Krimis, Thrillern, Humorvollem, historischen (Frauen-)Romanen, Biografien

Bewertungen

Insgesamt 338 Bewertungen
Bewertung vom 29.05.2023
Kuschelglück und Gummistiefel / Lichterhaven Bd.7
Schier, Petra

Kuschelglück und Gummistiefel / Lichterhaven Bd.7


ausgezeichnet

Liebe geht durch den Magen

„Kuschelglück und Gummistiefel“ von Petra Schier ist bereits der siebente Band der romantischen Liebesroman-Reihe, die im idyllischen fiktiven Örtchen Lichterhaven an der Nordsee spielt.

Worum geht es?
Der Anwalt Maik hat sich nach einem Burnout entschlossen, kürzer zu treten und zieht nach Lichterhaven, zusammen mit Jakob und Michelle, den Kindern seiner kürzlich verstorbenen Schwester, für die er die Vormundschaft übernahm. Mit von der Partie ist Finchen, ein Airdale Terrier. Die Kinder vermissen die Großstadt, sie trauern und sind unglücklich, Maik ist noch ein Fremder für sie, und für Maik ist es schwierig, ihr Vertrauen zu erringen. Auch der Alltag hat so seine Tücken, denn Maik kann nicht kochen. Doch mit einem Kochkurs bei der quirligen Hannah ändert sich so einiges …

Wir fahren immer wieder gerne an Urlaubsorte, wo wir schon oft waren, wo wir uns wie zu Hause fühlen. Irgendwie geht es mir mit der Lichterhaven-Reihe ähnlich. Ein Wiedersehen mit Altbekannten, man fühlt sich sofort wieder wohl und mitten im Geschehen. Auch wenn sich natürlich ein roter Faden durch die Serie zieht, so ist doch jeder Roman für sich abgeschlossen, Quereinsteiger kommen also sicher ebenfalls problemlos in die Geschichte hinein.

Der Schreibstil ist flüssig und locker, mit humorvollen Szenen, schlagfertigen Dialogen und anschaulichen Stimmungsbildern vom idyllischen Leben an der Nordsee, ebenso von den rauen Wetterbedingungen und dem wunderbaren Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft. In die Handlung mit hinein verwoben ist so einiges Wissenswertes über das Watt, die Landwirtschaft und Umweltschutz.

Wie stets in dieser Serie gibt es einen süßen Hund, diesmal eine putzige Airedale Terrier-Hündin namens Finchen, deren Gedanken und Übermut die Handlung auffrischen. Die Welt aus der Perspektive von Finchen zu betrachten, regt zum Schmunzeln an. Doch sie spielt eher eine Nebenrolle. Im Zentrum steht das Paar Maik und Hannah, deren Beziehung sich kontinuierlich von anfänglicher Abneigung zu großer Zuneigung entwickelt, sowie die beiden Kinder, die Maik nach dem Tod deren Mutter zu sich nahm. Mit großem Einfühlvermögen und sehr authentisch schildert die Autorin die Gefühlswelt und die Trauer der beiden Kinder, des kleinen Jakob und des Teenagers Michelle. Hannah und Maik wirken lebendig und sind ausführlich charakterisiert. Maik musste sein Leben nach dem Burnout und der Übernahme der Vormundschaft für die Kinder komplett umkrempeln. Auch muss er erst lernen, Emotionen zu zeigen. Hannah benötigt einige Zeit, um zu erkennen, dass ihr erster negativer Eindruck von Maik nicht mehr zutrifft. Die Beziehungsgeschichte entwickelt sich langsam, aber geradlinig und kommt ohne die üblichen Klischees, wie entzweiende Missverständnisse oder unnötige Eifersucht aus, was ich ebenso wohltuend empfand wie die zarten, gefühlsbetonten, romantischen und dezent erotischen Liebesszenen.

Die Lesestunden, die ich in Lichterhaven und mit seinen liebenswerten Bewohnern verbringen durfte, bescherten mir wieder zahlreiche wunderbare Wohlfühlmomente. Am liebsten hätte ich gleich das nächste Buch zur Hand genommen, möchte ich doch erfahren, wie sich all die Beziehungen weiter entwickeln bzw. welche neue Konstellationen sich bilden.

Eine unbedingte Leseempfehlung für alle, die romantische Liebesromane mögen bzw. einmal abschalten wollen von diversen Problemen, von den Hiobsbotschaften draußen in der realen Welt.

Bewertung vom 19.05.2023
Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens
Berg, Mathias

Die Kriminalistinnen. Der Tod des Blumenmädchens


ausgezeichnet

1969 – erstmals Frauen im Polizeidienst

„Die Kriminalistinnen – Der Tod des Blumenmädchens“ von Mathias Berg beinhaltet nicht nur einen spannenden Kriminalfall, sondern thematisiert insbesondere das Frauenbild Ende der 60er Jahre.

Klappentext:
Düsseldorf, 1969: Erstmals werden Frauen zu Kriminalbeamtinnen ausgebildet – ein Novum, das Widerstände in der Behörde und der Bevölkerung hervorruft. Die zweiundzwanzigjährige Lucia Specht lässt sich davon nicht abhalten. Sie ist fasziniert vom Beruf der Kriminalistin und fest entschlossen, der Enge ihrer Heimatstadt zu entkommen. Als ein junges Hippiemädchen brutal ermordet wird, nimmt sich Lucia unter Mithilfe ihrer Kolleginnen des Falls an – und beweist, dass sie das Zeug zur Ermittlerin hat.

Ich kannte bereits Mathias Bergs Krimis „Preis der Rache“ und „Lohn des Verrats“ und freute mich, Otto Hagedorn, dem Ermittler aus diesen Bänden, wieder zu begegnen. Dennoch ist dieses Buch keine Fortsetzung, sondern offensichtlich der Start einer neuen Reihe rund um sechs Frauen, die sich im von Männern dominierten Polizeiapparat behaupten müssen. Die Handlung des Romans ist zwar erfunden, doch basiert sie auf einer Tatsache. Dieses Experiment „Frauen bei der Kriminalpolizei“ im Jahr 1969 gab es tatsächlich.

Das Buch erschien 2023. Bereits das Cover stimmt durch Motiv und Farbgebung auf die sogenannte Flower-Power-Zeit ein. Das Buch gliedert sich in drei Teile, innerhalb dieser wiederum in Kapitel mit angenehmer Länge, die zum Teil datiert sind. Der Handlungszeitraum umfasst zwei Wochen im August des Jahres 1969.

Der Schreibstil liest sich flüssig, die Sprache ist jener Zeit angepasst. Sehr bildhaft wurde ich in meine Teenagerzeit zurückversetzt. Ende 1969 war ich 16, zwar kein Hippiemädchen und manches, das hier geschildert wird, habe ich nie selbst erlebt, wie Hippie-Partys oder verrauchte Bars oder Beisln, aber das bürgerliche Umfeld ist mir noch lebhaft vor Augen: Telefonzellen, Telefone mit Wählscheibe, diktierte Texte zu stenografieren, die Schlagermelodien, Buchtitel, Marken wie Tosca, Pitralon oder Sinalco, VW-Käfer, natürlich die Mode, aber auch die Ermordung von Sharon Tate ist mir erinnerlich, u.v.a.m. Der Autor zeichnet ein authentisches Bild der damaligen Zeit, mit deutlichem Fokus auf das damalige Frauenbild, die Abhängigkeit der Frauen von den Ehemännern, die bestimmen durften, ob man und welchen Beruf man ausübt, dieses „Frauen-gehören-hinter-den-Herd“-Denken bis hin zu den riskanten verbotenen Abtreibungen. Deutlich spürt man, wie Frauen behandelt wurden, als Me-Too und Political Correctness noch nicht erfunden waren.

Im Mittelpunkt der Handlung steht Lucia Specht, eine dieser jungen Frauen, die sich zur Kriminalbeamtin ausbilden lassen. Die Geschehnisse werden in Ich-Form aus ihrer Perspektive geschildert. Man ist einerseits mitten drinnen in den Ermittlungen, in den offiziellen ebenso wie in Lucias eigenmächtigen Aktionen, blickt andererseits aber auch in ihre Seele, lernt ihr privates Umfeld kennen, ihre Vergangenheit, ihre Motivation für die Berufswahl. Sie zeigt ihre verletzliche Seite ebenso wie ihren Durchsetzungswillen und ihre Zielstrebigkeit. Die Charakterisierung ihrer Person ist am ausführlichsten, doch auch ihre Kollegenschaft u.a. Nebenfiguren zeichnen sich durch markante Eigenschaften und Verschiedenartigkeit aus, wirken lebendig, mehr oder weniger sympathisch und sind gut vorstellbar beschrieben. Die Milieuschilderungen spannen sich vom Spießbürgerlichen bis zur lockeren Hippie-Party, inklusive einer Prise Erotik.

Die Handlung ist gut aufgebaut. Nachdem man im ersten Teil in die Atmosphäre dieser Zeit eingeführt wird und die handelnden Personen kennenlernt, steigert sich die Spannung ab Teil 2 zusehends, durch gefährliche Momente, Action und dramatische Ereignisse, bis sich letztlich, nach einigen irreführenden Fährten, der Fall schlüssig löst. Das Ende, der Aufbruch zum nächsten Fall, macht bereits neugierig auf die Fortsetzung.

Mir hat das Buch in seiner Gesamtheit ausnehmend gut gefallen, eine gut dosierte Mixtur aus Kriminalfall und Zeitbild. Eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 02.05.2023
Salzburger Männerherzen
Keferböck, Natascha

Salzburger Männerherzen


ausgezeichnet

Einbruch- und Mordserie in Koppelried

„Salzburger Männerherzen“ von Natascha Keferböck ist ein typischer Regionalkrimi, wo sich Lokalkolorit mit Spannung und Humor verbindet. Es ist bereits der 3. Band dieser Reihe.

Worum geht es?
Kauzige Charaktere treffen auf schrägen Humor und Salzburger Charme. Als am Eröffnungsabend des jährlichen Volksfests ein umstrittener Lokalpolitiker tot aufgefunden wird, drängt sich die Frage auf: War es ein Mord aus Eifersucht, oder war der Mann in ein krummes Ding verstrickt? Kommissar Aigner stürzt sich kopfüber und mit zweifelhaften Methoden in die Ermittlungen und bekommt es mit unwirklich schönen Schönheitschirurgen, Kleinkriminellen und zwielichtigen Oldtimerliebhabern zu tun.

Da es schon eine Weile her war, dass ich den ersten Band „Bierbrauerblues“ gelesen hatte, waren mir Details ziemlich entfallen, sodass ich mich wie ein Quereinsteiger erst wieder mit dem Personenkreis vertraut machen musste. Wegen des roten familiären Fadens rund um den Protagonisten Raphi Aigner kann ich nur empfehlen, alle Bände in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Ich kam aber dennoch rasch in die Handlung hinein und fühlte mich nach wenigen Seiten wieder heimisch in Koppelried. Nichtsdestotrotz wäre ein Personenverzeichnis recht angenehm gewesen.

Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft, detailliert. Das Salzburger Lokalkolorit wird durch Volkstümliches, auch typisch Kulinarisches, unterstrichen sowie durch typisch österreichisches Vokabular, für das es am Ende des Buches ein Glossar gibt. Sprachlich wird gut differenziert, denn abgesehen vom Dialekt fand ich auch den Jargon der Jugendlichen sehr authentisch. Die Kapitel haben eine angenehme Länge; sie sind mit dem jeweiligen Wochentag übertitelt, wodurch die Ermittlungszeitspanne von eineinhalb Wochen gut nachvollziehbar ist. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart. Das Buch erschien 2023.

Die Ereignisse werden aus Sicht von Chefinspektor Aigner, dem Leiter der Polizeistelle Koppelried, in Ich-Form erzählt. Von Beginn an ist man voll in sein Privatleben und in der Folge in die Ermittlungen integriert. Der Fall erweist sich von Anfang an als rätselhaft. Hat auch die Einbruchserie mit dem Mord zu tun? So nach und nach tröpfeln Erkenntnisse, finden sich Spuren und Verdächtige kristallisieren sich heraus, es ergeben sich unerwartete Wendungen. Das bietet viel Raum für eigene Theorien und zum Miträtseln, was ich sehr schätze. Es passiert auch sonst noch so einiges in dem scheinbar so friedlichen Ort, was nicht nur für Abwechslung sorgt, sondern auch die Spannung anfeuert – bis zum dramatischen Showdown, der einen unerwarteten Täter offenbart.

Abgesehen von der in einem Krimi erwarteten Spannung, haben mich vor allem auch die immer wieder eingestreuten humorvollen Szenen bestens unterhalten, mich nicht nur zum Schmunzeln, sondern sogar zu herzhaftem Lachen gebracht.

Die handelnden Personen sind gut vorstellbar beschrieben, die meisten sind sympathisch gezeichnet, doch wie im wahren Leben gibt es auch ungute Charaktere. Alle wirken lebendig und authentisch. Die Mischung Ermittlungsarbeit und Privatleben ist gut ausgewogen. Man spürt den familiären Zusammenhalt und gut funktionierendes Teamwork in der Polizeistation. Am meisten begeisterte mich Chefinspektorin Gescheitmeier – ich sage nur dazu: nomen est omen.

Für mich war es ein köstliches Lesevergnügen, das ich gerne all jenen weiterempfehlen, die amüsante Regionalkrimis mögen!

Bewertung vom 28.04.2023
Teufelskreuz
Prokopetz, Joesi

Teufelskreuz


sehr gut

Es ist kein Krimi im langläufigen Sinn, sondern eine mit Leichen gepflasterte Milieustudie, abgründig, schräg, spannend und unterhaltsam.

Das Buch ist sehr ansprechend gestaltet. Das Cover wirkt hell und freundlich. Ein kleines Kirchlein, von Bäumen umgeben, doch es lodert auch ein rotes Feuer, aus dem ein Teufel hervor lugt, und ein schwarzer heulender Wolf mit glühendroten Augen stört die Idylle. Das Pentagramm, das Symbol des Teufels, drückt der Lektüre den Stempel auf. ebenso der Titel - das auf den Kopf gestellte Kreuz, gilt als Zeichen der Satanisten. Der Roman ist in 5 Teile unterteilt, die Titelblätter jeweils mit einer der schon vom Cover bekannten Zeichnungen versehen.

Der Schreibstil ist sprachlich facettenreich, ironisch, witzig, bildhaft. Er beschreibt sehr anschaulich Menschen wie Szenerie, teils authentisch, teils skurril; natürlich ist da auch manches wie aus dem Leben gegriffen politisch inkorrekt, gruselig oder ekelig, derb und ordinär. Was ich besonders mag, sind die zahlreichen typisch österreichischen Ausdrücke.

In die Geschichte kommt man grundsätzlich leicht hinein. Nach und nach werden die handelnden Personen vorgestellt, wobei der Vielzahl wegen wohl ein Personenverzeichnis angebracht wäre. Die diversen Szenen- und Perspektivenwechsel gestalten die Handlung zwar abwechslungsreich, doch verliert man manchmal die Übersicht über den Personenkreis, die genaue Zusammengehörigkeit. Die Atmosphäre im Ort ist generell trist, freud- und lieblos, die Menschen sind in unglücklichen Beziehungen gefangen. Es scheint, als wüsste jeder alles über jeden, dennoch haben alle so ihre Geheimnisse, die sie dem Pater beichten. Statt sie zu mahnen, animiert der Pater sie, ihre sündigen Gedanken in die Tat umzusetzen, wodurch die Katastrophe ihren Lauf nimmt.

Da es keine übliche Krimihandlung gibt, kreiert sich auch die Spannung auf andere Art und Weise. Man ahnt das kommende Unheil, weiß aber nicht, wie und wann es wen ereilen wird. Und der Variantenreichtum, wie man in diesem Buch zu Tode kommen kann, ist faszinierend. Es häufen sich natürliche Tode, Unfälle, Selbstmorde und Morde. Von dem Moment an, wo jener teuflisch anmutende Pater im Ort eintrifft, sind die Totengräber beinahe im Dauereinsatz. Von Abschnitt zu Abschnitt steigert sich die Dramatik, werden immer mehr Dorfbewohner Opfer ihrer Verfehlungen bzw. der Manipulationen des Paters. Er ist wie ein Trojaner im PC, seit er ins Dorfleben eingeschleust wurde, herrscht das Chaos – Yalbaoth, wie Hildegard ihn nennt, die einzige, die ihn durchschaut, aber nichts gegen ihn ausrichten kann. Es ist letztlich, als hätte ein Hurrikan eine Schneise durch den Ort gezogen, dem eben einige zum Opfer fielen, vor allem die Haute•volee von Ursprung. Sobald der Pater verschwunden ist, nimmt das Leben, der eintönige Alltag wieder seinen Lauf, allerdings trostloser als zuvor, Infrastruktur und Personal ist verloren gegangen. Ein Ende, das mich persönlich ein wenig verloren zurückgelassen hat. Cui bono?
Die Charaktere sind wunderbar detailliert gezeichnet, nicht nur äußerlich markant, sondern es wird jeweils eine Vorgeschichte präsentiert, ein Werdegang, wie diese Menschen so wurden wie sie nun sind, wie sie in die teils ziemlich verfahrene Situation kamen. Die Figuren wirken dadurch lebendig und exzellent vorstellbar. Im Fokus stehen allerdings primär die negativen Angewohnheiten und Eigenschaften. Daher fand ich eigentlich keinen Sympathieträger, niemanden, mit dem ich mich irgendwie verbunden fühlte. Am unheimlichsten ist die Gestalt des Mano Urian, der rein äußerlich modern und weltaufgeschlossen erscheint, in Jeans und mit teurer Markenuhr, sich auf Du und Du mit der Bevölkerung fraternisiert, sie mit scheinbarer Freundlichkeit einlullt und manipuliert; die Männer vertrauen sich ihm an, suchen Rat, und die Frauen verfallen ihm sowieso, weil sie ihn als Mann attraktiv finden; beides nutzt er in bösartiger Weise aus.

Ich mag grundsätzlich den Stil bzw. Humor von Joesi Prokopetz, ob in seinen Liedern, Kabarettabenden oder in seinen Büchern. Daher hatte auch „Teufelskreuz“ so seinen Reiz für mich, sprachlich sowieso, inhaltlich auch weitgehend. Ich habe das Buch letztlich nicht als Krimi betrachtet, sondern als eine mit spitzer Feder verfasste Satire auf die Kirche, ihre Bedeutung gerade in kleinen Dorfgemeinschaften, aber auch als ein Spiegel-Vorhalten, was die Moral der Menschen anbelangt. Wenn man sich auf dieses Buch einlassen kann, wird man es genießen wie ich.

Bewertung vom 18.04.2023
Venezianische Finsternis
Gesing, Daniela

Venezianische Finsternis


ausgezeichnet

Dunkle Machenschaften in Venedig

„Venezianische Finsternis“ von Daniela Gesing ist ein spannender Whodunit-Krimi mit sehr stimmigem Venedig-Flair.

Worum geht es?
Während ganz Venedig aufgrund eines merkwürdiger halbstündigen Stromausfalls in völliger Finsternis liegt, wird in einem Antiquitätengeschäft eingebrochen, der Tresor ausgeraubt. Und ein Nachbar, der Geräusche vernommen und nachgeschaut hat, wird brutal niedergeschlagen. Am nächsten Morgen findet man den ermordeten Inhaber des Antiquitätengeschäfts. Er wurde durch einen Schuss mitten ins Herz getötet, davor längere Zeit gefoltert, vermutlich um den Zugangscode für den Tresor zu bekommen. Was war derart Wertvolles in dem Tresor, für das jemand zu töten bereit war?

Das Buch erschien 2023 und ist bereits der 8. Band dieser Reihe mit Commissario Luca Brassoni im Mittelpunkt. Nichtsdestotrotz kam ich als Quereinsteigerin problemlos in die Geschichte hinein und überblickte auch den relevanten Personenkreis mühelos. Der Schreibstil ist flüssig und bildhaft. Das Ambiente der Stadt Venedig kommt sehr eindrucksvoll zum Ausdruck durch stimmungsvolle Szenerien, anschauliche Beschreibungen architektonischer Besonderheiten oder von kulinarischen Genüssen. Die Kapitel haben eine angenehme Länge, verfügen jedoch über keine Zeitangaben. Die Handlung spielt in der nicht näher festgelegten Gegenwart.

Der Spannungsbogen ist von Beginn an gegeben und hält sich bis zuletzt auf gutem Niveau. Nicht nur Perspektiven- und Ortswechsel gestalten die Handlung abwechslungsreich, es mangelt auch nicht an brenzligen Situationen und Action. Da sich relativ bald mehrere Verdächtige herauskristallisieren, gibt es ausreichend Spielraum fürs Miträtseln und das Erstellen eigener Theorien. Die polizeilichen Recherchen erweisen sich als mühsam, doch so nach und nach offenbaren sich die Zusammenhänge, wird so manches Geheimnis enthüllt und schließlich klärt sich alles schlüssig und die Falle schnappt für den Mörder zu.

Das polizeiliche Ermittlerteam ist generell sehr sympathisch gezeichnet, durch gute Zusammenarbeit und private Kontakte zueinander. Auch das Familienleben der Kommissare ist geprägt von Verständnis, Teamgeist und Harmonie. Endlich einmal ein Krimi, wo es weder einen unguten Leiter der Mordkommission gibt noch Kommissare mit Beziehungsproblemen. Inwieweit es eine Entwicklung der Protagonisten gibt, kann ich nicht beurteilen, weil ich die Vorgängerbände (noch) nicht kenne.

„Venezianische Finsternis“ war ein Krimi genau nach meinem Geschmack: Wohlfühlambiente kombiniert mit Spannung und ein bisschen Reisesehnsucht.
Eine unbedingte Leseempfehlung!

Bewertung vom 15.04.2023
Lemmings Blues
Slupetzky, Stefan

Lemmings Blues


ausgezeichnet

Die Wahrheit hat viele Gesichter

„Lemmings Blues“ von Stefan Slupetzky ist ein etwas anderer Kriminalroman, einer der in erster Linie Menschen begeistern wird, die schräge Geschichten mögen.

Klappentext (gekürzt):
Was tun, wenn man plötzlich nicht mehr weiß, was wahr ist?
Diese Frage muss sich der Lemming stellen. Der trifft nämlich innerhalb kürzester Zeit auf eine schwebende Mariengestalt, einen Motorradritter ganz in Schwarz und auf einen sprechenden Mops namens Herkules. Passiert das alles wirklich mitten im krisengebeutelten Wien oder hat der Lemming plötzlich Halluzinationen?
Schon das Cover mit dem Mops in psychedelischen Farben stimmt auf die nicht ganz reale Welt ein, mit der man im Roman konfrontiert wird. Das Buch erschien 2023. Die Kapitel sind kurz, ohne Orts- oder Zeitangaben. Es existieren bereits mehrere Bände mit dem Lemming als Protagonisten. Dieses Buch ist problemlos ohne Vorkenntnisse lesbar.

Die Handlung spielt im Juni 2022. Thematische Basis bildet der Umgang mit der Wahrheit, mit Fake oder Fakten, insbesondere seit der Pandemie. Der Schreibstil des Autors ist humorvoll, gespickt mit Wortspielen und Situationskomik, beinhaltet aber auch viele philosophische Gedanken. Die Art und Weise, wie sich Slupetzky mit dem Thema der Verschwörungstheoretiker auseinandersetzt, ist genial. Man lacht darüber. Ich erinnere mich jedenfalls vor jeder roten Ampel schmunzelnd an diese Story. Aber trotz all der (irr)witzigen Szenen und Situationen ist der ernsthafte Hintergrund der Thematik spürbar.

Es ist auch viel Wiener Lokalkolorit mit hinein verwoben – Lemming führt die Leserschaft entlang den Donaukanal bis zur Donau, hinauf auf den Nußberg, zum Schönbrunner Zoo und durch Teile des neunten Bezirks. Sogar als Wienerin lernt man da so manches noch unbekannte Plätzchen kennen.

Der Lemming alias Leopold Wallisch, Privatdetektiv, steht im Mittelpunkt der Handlung. Durch sein Bestreben, den kleinen Hund vor Verfolgern zu beschützen, gerät Lemming in irreale, skurrile Situationen, über die ich mich königlich amüsiert habe. Die Story ist abwechslungsreich, von originellen Charakteren bevölkert und durch gefährliche Situationen und Verfolgungsjagden sehr spannend gestaltet.

Mir hat das Buch sehr vergnügliche Lesestunden beschert, aber „Lemmings Blues“ ist kein 0815 Kriminalroman. Ich empfehle das Buch gerne an jene weiter, die einmal etwas Andersgeartetes lesen möchten, voller Witz und wertvollen Gedanken.

Bewertung vom 15.04.2023
Die Toten von Friesland / Jaspari & van Loon ermitteln Bd.1
Jacob, Fynn

Die Toten von Friesland / Jaspari & van Loon ermitteln Bd.1


ausgezeichnet

Mysteriöse Morde an Frieslands historischen Stätten

„Die Toten von Friesland“ von Fynn Jacob ist ein packender Kriminalroman, der so nebenbei sehr viel Wissen über Friesland vermittelt.

Klappentext:
Schiermonnikoog, Aurich, Sylt. Kurz hintereinander werden drei Leichen in unterschiedlichen friesischen Regionen gefunden. Den Opfern sind Botschaften in die Haut geritzt, ein Mordmotiv ist nicht erkennbar. Der junge Kriminalhauptkommissar Marten Jaspari übernimmt die Ermittlungen in Deutschland, stößt jedoch schnell an seine Grenzen. Erst die Zusammenarbeit mit der niederländischen Kollegin Iska van Loon führt zu einem alten Geheimnis und zu einem ungeheuerlichen Verdacht. Als eine weitere Leiche auftaucht, rennt ihnen die Zeit davon – und der Fall spitzt sich dramatisch zu.

Bereits das Cover stimmt auf die friesische Landschaft, Strand, Dünen und Meer ein. Das Buch erschien 2023. Der Schreibstil ist flüssig, die Kapitel sind kurz, jeweils mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich stets sehr schätze, weil man sich sowohl örtlich als auch chronologisch bestens zurechtfindet. Die Handlung spielt in der jahresmäßig nicht konkret festgelegten Gegenwart.

Das Buch ist von Beginn an spannend, findet sich doch bereits nach wenigen Seiten der erste Tote. Und die Spannung steigt von Leiche zu Leiche. Denn der Täter schlägt rasch hintereinander zu, länderübergreifend jeweils an für Friesland bzw. in Bezug auf dessen Historie bedeutsamen Orten. Weder finden sich Verdächtige im Umkreis der Ermordeten, noch ist ein Motiv erkennbar. Ist es reine Lust am Töten? Handelt es sich um Zufallsopfer? Doch die eingeritzten Zeichen führen auf eine andere Spur. Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit beginnt und das deutsch-niederländische Ermittlerteam Marten und Iska hinkt dem Täter lange Zeit hinten nach, bis es ihnen schließlich in einem dramatischen Showdown gelingt, die Motivation für die Morde zu erkennen und die Mordserie zu stoppen. Die Auflösung ist schlüssig, wenn man gegen Ende doch so einiges ahnt, in letzter Konsequenz doch überraschend.

Das Ermittler-Duo, die erfahrene Iska und der junge Marten, der sich in seinem ersten großen Fall bewähren will, harmonieren nicht von Beginn an, wachsen aber zu einem Team zusammen. Sie wirken beide sympathisch und gehen voll und ganz in ihrem Beruf auf. Ihre Charaktere sind anschaulich dargelegt, ihre Handlungen sind nachvollziehbar. Ihre Wesenszüge sind erkennbar, doch denke ich, Facetten werden sich erst in zukünftigen Bänden herauskristallisieren. Das Privatleben wurde bislang eher nur gestreift, man erfährt ihren familiären Background. Doch der Fokus der Handlung lag bei diesem Fall auf der Ermittlungsarbeit.

Die Handlung basiert auf friesischer Geschichte bzw. einer Legende, was ich sehr wissensbereichernd empfand. Auch war mir (als Österreicherin) bislang das Ausmaß Frieslands nicht wirklich bewusst, dass es sich bis in die Niederlanden erstreckt, ebenso nicht, dass es eigenständige friesische Sprachen (es handelt sich nicht um Dialekte) gibt.

Gut dosiert detailliert, sodass es zwar anschaulich und atmosphärisch, aber nie langatmig wirkt, beschreibt der Autor Besonderheiten von Landschaften, für die jeweilige Gegend typische Baustile und Traditionen, wie die Skutsjesilen-Regatta, und gestaltet somit ein stimmiges Bild der Region. Man spürt das Faible des Autors zu Friesland, zur Nordsee generell, was er im Übrigen im Nachwort auch bestätigt. Schiermonnikoog war ein Lieblingsort seiner Kindheit, aber auch die anderen Schauplätze des Romans kennt er persönlich.

„Die Toten von Friesland“ ist ein gelungener, vielversprechender Auftakt zu einer neuen Krimireihe. Für mich war es ein Pageturner, thrillermäßig fesselnd. Zudem gelang dem Autor eine exzellente Kombination überlieferter Historie, friesischer Atmosphäre mit einem ungewöhnlich motivierten Fall. Ich freue mich schon auf den nächsten Fall und gebe eine unbedingte Leseempfehlung ab!

Bewertung vom 15.04.2023
Winzerblut
Ittensohn, Uwe

Winzerblut


ausgezeichnet

Winzerfehden - Winzerträume

„Winzertod“ von Uwe Ittensohn bietet alles, was ein ausgezeichneter Regionalkrimi beinhalten sollte: sympathische Protagonisten, regionales Flair, einen Schuss Humor und natürlich Spannung und Action.

„Winzerblut“ ist bereits der 5. Band dieser Reihe. Mir waren die Protagonisten vom Vorgängerband bereits vertraut, doch ich denke, auch als Quereinsteiger kommt man problemlos in die Geschichte hinein. Zudem ist das Personenverzeichnis sehr hilfreich, um auch die zahlreichen Nebenfiguren zuordnen zu können. Das Buch ist sehr übersichtlich in angenehm kurze Kapitel unterteilt, jeweils mit Datums- und Zeitangaben. Letztere sind bei diesem Fall wegen der stetigen Wechsel zwischen Gegenwart und Rückblenden auf frühere Geschehnisse essentiell. Das Buch spielt im Herbst 2021, Corona wird minimalst erwähnt.

Der Schreibstil ist nicht nur flüssig, sondern begeisterte mich auch sprachlich, weil wunderbar differenziert wird – z.B. sprechen manche Winzer und die alte Großmutter breiten pfälzischen Dialekt, der Franzose Deutsch mit Akzent und Irina bedient sich vieler flapsiger Ausdrücke der Jugendsprache. Insbesondere die humorvollen, schlagfertigen Dialoge zwischen der jungen Studentin Irina und dem (wie sie ihn nennt) „alten Mann“ André amüsierten mich wieder sehr. Im Übrigen war der Dialekt auch für mich als Österreicherin gut verständlich.

Das Cover unterstreicht das Kernthema des Buches, denn der Autor erweist sich sehr versiert in punkto Weinsorten und Weinanbau. Dieses Fachwissen fließt jedoch so gut dosiert in die Handlung mit hinein, dass dadurch nie die Spannung einbricht. Auch als ein kaum Wein trinkender Mensch fand ich die Ausführungen äußerst interessant und wissenserweiternd. Für besonders Interessierte bietet der Autor im Nachwort noch zusätzliche ausführliche Erklärungen.

Der Fall ist ausgezeichnet konzipiert. Aus einem auf dem ersten Blick klaren Unfalltod erwächst aufgrund intensiver Recherchen ein komplexer, weit in die Vergangenheit reichender Kriminalfall. Dadurch dass diesmal nicht nur André in seinem Undercover-Einsatz, sondern auch Verena Bertling andere Spuren verfolgen als ihr Chef Achill, zum Teil hinter dessen Rücken, ergeben sich verschiedene Handlungsstränge, werden scheinbar zusammenhanglos immer mehr Geheimnisse gelüftet und Machenschaften aufgedeckt. Die stetigen Perspektivenwechsel, kurze Kapitel, immer wieder mit einem Cliffhanger endend, erzeugen nicht nur eine temporeiche Handlung, sondern lassen einen das Buch kaum aus der Hand legen. So fügt sich Puzzleteil zu Puzzleteil bis sich letztendlich in einem dramatischen Showdown alles klärt.

Im Gegensatz zum Vorgängerband, wo Irina durch einen Undercover-Einsatz im Mittelpunkt stand, lag diesmal der Fokus mehr auf Verena Bertling, die endlich aus dem Schatten ihres Chefs Frank Achill hervortritt, Eigeninitiative ergreift. Die Protagonisten sind generell sympathisch dargestellt, wirken lebendig und empathisch, zeigen Stärken und Schwächen. Über ihr Privatleben erfährt man eher wenig. Auch die diversen Nebenfiguren sind gut vorstellbar beschrieben.

Mich hat „Winzerblut“ nicht nur von Beginn an gefesselt, sondern mir auch Einblicke in einen Lebensbereich gewährt, von dem ich bislang kaum etwas wusste. Ich habe das Miträtseln genossen und freue mich schon jetzt auf den nächsten Fall des sog. Speyrer Kleeblatts. Ich empfehle das Buch gerne jedermann weiter, es ist nicht nur für Weinliebhaber spannend!

Bewertung vom 08.04.2023
Mord in Weiß
Winger, Luc

Mord in Weiß


ausgezeichnet

Doch kein perfekter Mordplan

„Mord in Weiß“ von Luc Winger ist bereits der 19. Band der St. Tropez-Reihe mit der Kommissarin Lucie Girard im Mittelpunkt.

Der Schreibstil ist flüssig, die kurzen Kapitel sind mit Orts- und Zeitangaben versehen, was ich persönlich immer sehr schätze. Das französische Flair wird nicht nur durch anschauliche Beschreibungen des munteren Treibens in St. Tropez und Umgebung dargestellt, sondern auch durch landessprachliche Begriffe und Redewendungen unterstrichen. Die Handlung spielt im Jahr 1978. Ich kenne die Serie fast seit Beginn und finde es stets interessant, die technische und gesellschaftliche Entwicklung in den 70er Jahren zu verfolgen. So werden in diesem Band der zunehmende Touristenstrom, dessen Nachteile, der Verlust der Exklusivität von St. Tropez, sowie das Aufkommen von Schönheitsoperationen thematisiert. Im Übrigen ist jeder Band dieser Reihe ohne Kenntnis der Vorgängerbände problemlos lesbar und der Personenkreis ist überschaubar.

Das Besondere dieser Reihe ist der Variantenreichtum der Fälle. Die Morde ereignen sich in den verschiedensten Milieus, mit der Handlung ist teilweise das Familiäre von Lucie Girard mehr, manchmal weniger verwoben. Der Schwerpunkt liegt somit nicht immer auf der reinen Ermittlungsarbeit der Polizei – wie in diesem Fall, der meiner Meinung nach einer der spannendsten, wenn nicht sogar der spannendste Krimi dieser Reihe ist. Es ist ein komplexer Fall mit etlichen Mordmotiven und Verdächtigen, ideal für die Leserschaft zum Miträtseln. Der Tathergang ist genial ausgeklügelt – wieder einmal ist einem Täter der perfekte Mord nicht gelungen.

Da ich die Entwicklung von Lucie Girard bereits seit über zehn Bänden verfolge, ist sie mir charakterlich vertraut, dennoch entdecke ich immer wieder neue Züge an ihr. Sehr gut gefällt mir ihr neu aufgekommener Teamgeist, dass sie ihre Kollegen mehr in den Fall mit einbezieht. Dadurch profilieren sich Bruno und Hugo nicht nur, sondern ihre Charaktere werden sichtbarer. Capitaine Purenes Pensionierung naht. Lucie, Bruno und Huge sind ein routiniertes Team. Der erfahrene Polizist wird nicht leicht zu ersetzen sein.

Ich habe das Buch fast in einem Zug verschlungen, so sehr hatte es mich in seinen Bann gezogen. Voller Vorfreude auf den nächsten Fall gebe ich hiemit eine unbedingte Leseempfehlung ab!

Bewertung vom 07.04.2023
Prost, auf die Gaukler
Kalpenstein, Friedrich

Prost, auf die Gaukler


ausgezeichnet

Mörderische Volksfeststimmung

„Prost, auf die Gaukler“ von Friedrich Kalpenstein ist ein spannender, aber vor allem auch ein sehr humorvoller Krimi mit bayrischem Flair.

Worum geht es?
Mitten in der ausgelassenen Volksfeststimmung in Brunngries passiert ein Mord. Der Volksmusiksänger Goldinger ist das Opfer. Die Ermittlungen erweisen sich als langwierig. Denn je mehr Tischler und Fink das Umfeld des Sängers durchforsten, desto größer wird der Verdächtigenkreis.

Das bunte Cover assoziiert bereits die Zeltfeststimmung, und das entzückende Dackelweibchen Resi, quasi das Maskottchen dieser Serie, zieht den Blick sofort auf sich. Das Buch erschien 2022. Die Handlung spielt in der nicht näher bezeichneten Gegenwart. Die Kapitel sind angenehm kurz, ohne Orts- und Zeitangaben, aber mit originellen, auf die zu erwartenden Ereignisse hinweisenden Überschriften betitelt. Es handelt sich bereits um den sechsten Fall dieser Reihe, von dem ich vor einigen Jahren den ersten Band zwar gelesen hatte, aber mich nun doch fast wie ein Neueinsteiger fühlte, weil ich mich an Details nicht mehr erinnern konnte. Man kommt aber problemlos in die Geschichte hinein, auch ohne Vorkenntnisse. Der Schreibstil ist flüssig, aber vor allem sehr humorvoll. Die Volksfeststimmung ist so anschaulich beschrieben, dass man sich mitten im Geschehen fühlt und Lust auf den Spaß und die kulinarischen Köstlichkeiten bekommt. Vor allem die humorvollen Dialoge der Ermittler fand ich so erfrischend, sowie die diversen Szenen voll Situationskomik und das eine oder andere Hoppala brachte mich zum Schmunzeln.

Der Spannungsbogen hält sich von Anfang an auf gutem Niveau. Der Kreis der Verdächtigen erweitert sich im Laufe der Ermittlungen stetig. Das Opfer war ein Frauenheld und war so manchem gehörnten Ehemann ein Dorn im Auge. Und er hatte viele Verehrerinnen. Doch kaum verläuft eine heiße Spur im Nichts, ergibt sich eine neue Wendung. Als Leser hat man ausreichend Gelegenheit, eigene Theorien aufzustellen, was ich sehr genoss. Bis letztlich – in einem dramatischen Showdown – der Täter gefasst wird, ein für mich dann doch überraschender Täter.

Die beiden sympathischen Ermittler Tischler und Fink sind nicht nur beruflich gut aufeinander eingestimmt, sondern sind auch bei privaten Beziehungsproblemen mit Rat und Tat füreinander da.
Und Resi begleitet Tischler überall hin, ihre Anwesenheit zieht sich wie ein liebenswerter roter Faden durch die Handlung.

„Prost, auf die Gaukler“ hat mich wunderbar unterhalten, war lustig und spannend in einem. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung bzw. will ich nun endlich die Vorgängerbände nachlesen!