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Benutzername: 
Lesezauber_Zeilenreise
Wohnort: 
Eggenstein-Leopoldshafen
Über mich: 
Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 757 Bewertungen
Bewertung vom 11.02.2024
Tod macht erfinderisch
Greifenstein, Gina

Tod macht erfinderisch


ausgezeichnet

Schwarzhumorig, furztrocken, liebenswert und so lustig!

Florentine, fast 60, wird nach 20 Jahren Beziehung von ihrem Kurtchen endlich der Heiratsantrag gemacht. Damit sie versorgt ist, so Kurt. Florentine vermutet, dass Kurt krank ist und sie einfach abgesichert ist, wenn er irgendwann stirbt. Dass er dann schon kurz darauf und noch dazu eine Woche vor der Hochzeit das Zeitliche segnet, damit hat sie nicht gerechnet. Und nun? Sie hat nie gearbeitet, war immer für Kurt und das Haus da. Sozialhilfe? Das ist für Florentine nicht auszudenken. Und so fasst sie einen folgenschweren Plan, um doch noch an Kurtchens Pension heranzukommen. Dass dieser Plan eher eine Kurzschlusshandlung ist, aus der sie jetzt nicht mehr herauskommt, wird ihr schnell klar. Gut, dass ihre beste Freundin Vera felsenfest an ihrer Seite steht – sogar dann, als es nicht bei der einen Leiche bleibt.

Herrlich! Ich habe echt viel gelacht und gekichert beim Lesen dieser schwarzhumorigen Komödie, die furztrocken daherkommt. Genau mein Humor also. Der wunderbar lockere, lesenswerte Schreibstil hat es mir möglich gemacht, mir alle Settings und Figuren bildlich vorzustellen, den einen oder anderen Charakter konnte ich sogar fast, aber zum Glück nicht wirklich riechen. Rabenschwarz und staubtrocken kichere und pruste ich mich also durch die Story und bin begeistert von deren Fortgang und auch von Floris Entwicklung, die sich so richtig von ihrer langweiligen Vergangenheit als Kurtchens Heimchen am Herd, die sie sich wohl doch sehr schöngeredet hat, freikämpft. Als ich dann irgendwann dachte: ja, gut, jetzt weiß ich, wohin das führt, wurde ich doch glatt nochmal völlig überrascht, weil die Story, die dann so ein bisschen Friede Freude Eierkuchen-mäßig war (positiv gemeint, das hat super gepasst) dann doch wieder eine ganz andere Richtung eingeschlagen hat mit einem Ende, das ich so echt nicht habe kommen sehen. Super! Und wer wissen will, wie da jetzt Obdachlose, Rhododenrdren, ein neugieriger Hund, eine nicht minder neugierige Nachbarin und Gulasch reinpassen, der muss das Buch einfach selbst lesen.

Für alle Freunde furztrockener, rabenschwarzer und sehr lustiger Komödien eine volle Empfehlung. Ich habe mich so gut amüsiert und liebe Story und Figuren sehr. 5/5 Sterne.

Bewertung vom 10.02.2024
Verborgen / Mörderisches Island Bd.3
Ægisdóttir, Eva Björg

Verborgen / Mörderisches Island Bd.3


ausgezeichnet

Leise, eindringlich und sehr spannend

Marinó verbrennt in seinem eigenen Bett, der Brandherd begrenzt sich auf sein Zimmer im Elternhaus und schnell ist klar, dass es sich um Brandstiftung handelte. Bei den Ermittlungen stellen Elma und Sævar fest, dass Marinó vor seinem Tod im Netz danach gesucht hat, wie man eine Leiche verschwinden lassen kann. Als sie feststellen, dass Lise, das Au-pair-Mädchen der Familie von Marinós Freund Andri, spurlos verschwunden zu sein scheint, schrillen die Alarmglocken. Trotz aller privaten Schwierigkeiten, mit denen Elma aktuell zu kämpfen hat, wirft sie sich mit Feuereifer in die Ermittlungen und gerät damit selbst in größte Gefahr.

Ich liebe diese Krimireihe, weil sie so herrlich unaufgeregt und leise daherkommt. Keine reißerische Action, sondern gute alte Polizeiarbeit gepaart mit einem sehr spannenden Fall und verziert mit Sequenzen aus dem Privatleben der Ermittler. Die Atmosphäre ist typisch nordisch und stimmungsvoll. Der Aufbau ist gut gewählt, weil ich neben dem aktuellen Geschehen, also der Ermittlungsarbeit, auch immer wieder durch kursiv gedruckte Kapitel in Rückblicken Lises Geschichte nach und nach erfahre. Das brachte mich immer wieder dazu mit zu rätseln, wer jetzt wie oder ob überhaupt mit drinhängt. Und ich muss sagen: ich war komplett auf dem Holzweg. Die Auflösung war sehr überraschend und hat mir richtig gut gefallen. Die Wendungen im Lauf der Geschichte haben den Spannungsbogen immer schön weit oben gehalten, waren aber nie to much, sondern einfach fesselnd.

Das Personenregister finde ich gut, weil die isländischen Namen bei uns ja nicht so geläufig sind. Ich hätte es mir jedoch vorne im Buch gewünscht, nicht hinten. Ich schaue bei einem Buch nämlich niemals zuerst hinten rein, das ist für mich ein No Go. Das Cover hat Erkennungswert und reiht sich schön ein.

Ich wäre total happy, wenn diese Reihe noch lange weiterginge. Nicht nur, weil ich Schreibstil und Aufbau jedes Mal so genial finde und mir die Fälle auch total gefallen, sondern auch, weil ich gerne noch mehr von Elma, Sævar, Hörður & Co. erfahren möchte. Hervorragende 5/5 Sterne von mir und eine klare Leseempfehlung an alle Fans nordischer Krimis.

Bewertung vom 09.02.2024
Katzen können Geister sehen
Joe, Emily

Katzen können Geister sehen


sehr gut

Lustige Katzenstudie in eher gedeckten Farben

Das Buch erzählt in kurzen Reimen, was in einer Katze vorgeht, wenn sie wie erstarrt scheinbar ewig einen Punkt in der Luft, an der Wand, der Decke oder sonst wo fixiert und dann ihre berühmten 5 Minuten hat und wie angestochen durch die Bude flitzt. Wer mit Katzen zusammenlebt weiß, wovon ich schreibe. Die Momente, wo man angestrengt versucht zu sehen, was die Mieze da so anstarrt und auch die Momente, wo man am besten einfach nur in Deckung geht und leicht Zerbrechliches aus dem Weg räumt. Jetzt wissen wir also, was da los ist: die Katze sieht Geister, die sie dann jagt und vertreibt. Finde ich eine sehr nette Erklärung. Und so ist es nur klar, dass die mutige, pelzige Geisterjägerin nach getaner Arbeit Streicheleinheiten und einen Platz im Bett bekommt.

Mir gefällt die Aufmachung sehr gut, ich mag die kurzen, witzigen Reime und die dazu passenden Zeichnungen, die Gestik und Bewegungen von Katzen wirklich ausgesprochen perfekt einfangen. Es dürfte wohl klar sein, dass Emily Joe selbst Katzen hat. Die Farben sind für ein Kinderbuch meiner Meinung nach ein bisschen zu duster geraten. Mir gefällt das gut, für Kinder erwarte ich eher buntere Farben bzw. eine hellere Grundstimmung. Liest man das Buch um die Halloween-Zeit den Kids vor, passt es wiederum. Für Katzenbesitzer, pardon, ich meine natürlich für Katzenpersonal ein überaus witziges Buch, das eine der vielen Marotten unserer felligen Familienangehörigen in den Mittelpunkt stellt. 4/5 Sterne.

Bewertung vom 04.02.2024
Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1
Stevenson, Benjamin

Irgendwen haben wir doch alle auf dem Gewissen / Die mörderischen Cunninghams Bd.1


gut

Ein mörderisches Familientreffen

Die Cunninghams finden sich zu einem ganz besonderen Familientreffen in einem abgelegenen australischen Skiresort ein. Es soll das Widersehen mit Sohn Michael gefeiert werden, der heute aus dem Gefängnis entlassen wird, in dem er gelandet ist, weil ihn sein Bruder Ernie wegen Mordes bei der Polizei verpfiffen hat. Die Cunninghams und die Polizei waren sich noch nie wirklich grün, weswegen Ernie jetzt unten durch ist bei seiner Familie. Dennoch sieht er das Treffen als Chance, dass alle wieder zusammenfinden. Dumm nur, dass direkt ein Toter auftaucht, auf sehr spezielle Art ermordet. Keiner weiß, wer er ist, doch klar fällt der Verdacht sofort auf Michael. Ernie sieht sich gezwungen, den Fall aufzuklären. Dürfte für ihn als Autor eines Sachbuchs zum Schreiben von Krimis ja ein Leichtes sein. So eingeschneit kann der Mörder ja nur aus den eigenen Reihen kommen. Was sich dann aber so nach und nach tatsächlich offenbart, zieht allen den Boden unter den Füßen weg.

Die Idee finde ich super, den Schauplatz ebenso und die Todesart ist mal echt was anderes. Mir gefällt, dass die Hauptfigur, Ernie, die Story aus seiner Sicht erzählt und sich dabei auch immer mal direkt an den Leser wendet. Witzig auch, dass im Prolog die Seitenzahlen der Todesfälle angegeben sind, die entweder passieren oder über die berichtet wird. Ich bin ein großer Fan der Krimis von Christie und die Auflösungen im Kreis aller Verdächtigen liebe ich schon immer. Daher gefällt mir natürlich, dass auch dieses Buch das besondere Flair alter Krimis ausstrahlt. Und trotzdem, ich kann da gar nicht so wirklich den Finger drauflegen, fehlt mir was. Liegt es an der Vielzahl der Charaktere, die alle zu klischeehaft rüberkommen? Den Sprüngen zwischen Gegenwart und Vergangenheit, die für mich ein bisschen Struktur vermissen lassen? Dem für mich irgendwie seltsamen Wechsel zwischen ernstem Krimi und Slapstick-Komödie? Oder dem Ende, dass ich für viel zu konstruiert halte? Ich weiß es nicht. Aber wenn ich Schnellleserin für ein Buch mit normal vielen Seiten satte 10 Tage benötige, heißt das schon was. Ich kann auf jeden Fall sagen, dass der Vergleich des Verlags mit Knives Out tatsächlich super passt, auch wenn mir der Film besser gefällt als das Buch hier. Wie auch immer, ich empfehle Fans klassischer Krimis und Fans des Films Knives Out das Buch auf jeden Fall. Schließlich hat jeder ein eigenes Empfinden. Für mich sind es gute 3/5 Sterne.

Teil 2 erscheint am 29.08.2024.

Bewertung vom 03.02.2024
Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3
McDonnell, C. K.

Love Will Tear Us Apart / The Stranger Times Bd.3


ausgezeichnet

Stranger Times Teil 3: Magie, Geister, englischer Humor und jede Menge Fantasy!

Banecroft ist von dem Gedanken getrieben, seine Frau zu retten. Die ist zwar tot, Banecroft glaubt da aber nicht dran. Der ohnehin versoffene Chef der Stranger Times ist beruflich daher zu nichts zu gebrauchen und Hannah hat sich auch ohne Verabschiedung aus der Redaktion verabschiedet, weswegen nun eine Vertreterin hingeschickt wird, um den Laden am Laufen zu halten und ein Auge auf Banecroft zu werfen. Währenddessen lässt sich Hannah in einem Gesundheitszentrum rundum erneuern. Oder steckt da was anderes dahinter?

Es ist mal wieder zu gut, die Stranger Times Truppe zu begleiten. Das Buch strotz nur so vor fantasievollen Ideen, schrägen Vögeln, magischen Situationen, schwarzhumorigen Passagen und großartigen Szenen. Worauf es letztlich alles hinausläuft ist total überraschend und der Weg dorthin natürlich überaus witzig und spannend. Ich liebe die skurrilen Figuren, den englischen Humor und die Art und Weise, wie McDonnell alles zu einer Geschichte verwebt, bei der ich einerseits total gespannt bin und die mich sehr fesselt, die mich andererseits aber auch immer wieder zum laut Lachen bringt. Es gibt auch jetzt wieder den Irren-Tag in der Redaktion, an dem jeder reinkommen und seine verrückte Geschichte loswerden kann und der jedes Mal so witzig ist. Außerdem gibt es explodierende Köpfe, nächtliche Grabräuberei, beißende Steinputten, magische Vögel, einen sprechenden Hund und so weiter. Ich sage euch: einfach genial. Wie schon in den Vorgängerbänden sind auch hier zwischendurch einige Zeitungsartikel der Stranger Times abgedruckt, einer schräger als der andere.

Das Cover hat Wiedererkennungswert und wer es sich mal ganz genau ansieht, entdeckt darauf so allerhand, was man auf den ersten Blick gar nicht sieht. Der schwarze Buchschnitt passt perfekt zur Story und ich freue mich auch immer, wenn ein Buch ein Lesebändchen hat. Ich vergebe sehr gerne die vollen 5/5 und freue mich jetzt schon auf den nächsten Band, der am 31.05.2024 erscheint.

Teil 4 mit dem schönen Titel „Relight my fire“ erscheint am 31.05.2024 – juhuuuu!

Bewertung vom 02.02.2024
Simply Keto for you
Ryan, Suzanne

Simply Keto for you


sehr gut

Ausführliches Nachschlagewerk mit vielen Rezepten

Zunächst ist mir wichtig anzumerken, dass ich hier das Buch bewerte, nicht die Keto-Diät an sich. Meine Bewertung sagt also nur aus, wie ich das Buch finde und ist keine Bewertung der Keto-Ernährung. Ich betone das deswegen, weil ich die Keto-Diät nicht gut finde, weil sie mir absolut zu einseitig, fleisch- und fettintensiv ist. Das ist nicht meine Welt. Außerdem finde ich sie kompliziert. Wenn ich so Dinge lese wie Makros tracken oder Netto- oder Gesamtkohlenhydrate berechnen oder Ketone messen, Serumketone, exogene Ketone, dann ist mir das einfach zu heftig. So viel dazu, jetzt aber zum eigentlichen Buch:

Es beginnt mit der persönlichen Geschichte der Autorin und einer Abhandlung darüber, dass Diät allein nicht alles ist, sondern eine Änderung im Verhalten und Denken stattfinden muss, also eine Auseinandersetzung mit und eine Arbeit an sich selbst. Dann wird erklärt, was Keto ist und wie man am besten damit beginnt. Ich erfahre etwas über ketotaugliche Lebensmittel und bekomme eine Liste einfacher Zutaten, durch deren Kombination ich eine schnelle Mahlzeit erhalte. Keto unterwegs wird thematisiert und es gibt auch ein Kapitel Gesundes Essen für Kinder. Ab Seite 83 beginnen dann die Rezepte, die in 9 Kategorien unterteilt sind (1. Dressings, Dips, Soßen, 2. Frühstück, 3. Mittagessen und leichte Mahlzeiten, 4. Appetizer und Snacks, 5. Huhn und Pute, 6. Rind- und Schweinefleisch, 7. Fisch und Meeresfrüchte, 8. Beilagen, 9. Desserts und Getränke). Die Rezepte sind ausführlich mit Angabe von Portionen (von 1-9 ist alles dabei), Zubereitungsdauer, Nährwertangaben. Ein 30-Tage-Speiseplan jeweils mit wöchentlicher Einkaufsliste fehlt auch nicht, wobei ich diese als verzichtbar erachte, da ich für mich allein ja keine Zutaten für 4, 6 oder mehr Portionen benötige, die Liste also ohnehin anpassen muss. Ich habe auch lieber Rezepte für maximal 1-2 Portionen, das ist bei einem Diätbuch alltagstauglicher, da ja nie die ganze Familie diätet, sondern meist nur eine Person. Arbeitsblätter zum Ausdrucken sowie ein Rezeptregister fehlen auch nicht. Dieses gefällt mir sehr gut, weil es mit Miniaturbildern ausgestattet ist. Ein Allergen- und Sachregister schließen das Buch ab.

Ausführlich und anschaulich aufgebaut bietet dieses Buch allen, die sich mit Keto näher beschäftigen wollen, einen Mehrwert mit vielen unterschiedlichen und gut umsetzbaren Rezepten. Würde ich in Keto einsteigen, wäre das mein Nr. 1 Nachschlagewerk. Von daher: sehr gute 4/5 Sterne.

Bewertung vom 27.01.2024
Der Heimweg
Fitzek, Sebastian

Der Heimweg


ausgezeichnet

Fesselnder Thriller mit der Lizenz zum Nägelkauen

Jules hat eines abends Klara am Begleit-Telefon. Sonst eher ein telefonisches Händchenhalten für verängstigte Personen auf dunklen Wegen, mausert sich dieses Telefonat bald zur nervenaufreibenden Ausnahmesituation. Klara hat Angst vor dem Serienmörder, der in Berlin umgeht. Dieser teilt seinen Opfern immer deren Todesdatum mit und das von Klara steht unmittelbar in wenigen Stunden bevor. Klara will dem entsetzlichen Foltertod entgehen, in dem sie Suizid begeht. Jules versucht, sie davon abzuhalten und verwickelt sie in lange Gespräche. So erfahren beide einiges über den jeweils anderen. Klaras alles andere als rosiges Leben mit einem extrem gewalttätigen Ehemann und Jules schwere Schicksalsschläge. Und über allem hängt ständig die Angst vor dem Serienmörder.

Gleich vorneweg: es ist schon alles sehr überzogen, keine Frage. Und trotzdem hat mich das Buch total gefesselt. Ich habe es in kürzester Zeit verschlungen, war gleichzeitig angewidert, entsetzt, voller Mitleid, wütend und überrascht. Und immer sehr neugierig, wohin mich die Geschichte letztlich wohl führen wird. Wohin sie dann geführt hat, war überraschend, wenn auch weit hergeholt. Der Weg dahin hat mich völlig in den Bann gezogen. Die Beschreibungen von Klaras Erlebnissen sind nichts für Zartbesaitete und vom Autor noch dazu sehr anschaulich beschrieben. Sich vorzustellen, dass es so etwas wirklich gibt und tagtäglich in unserer Welt, unserem Land, unserer Stadt stattfindet (und das tut es!), ist schlicht beängstigend. Sämtliche Szenen sind auf nervenstrapazierende Spannung geschrieben, ein Psychothriller, der diese Bezeichnung absolut verdient. Auch wenn die Story schon sehr, naja, reißerisch ist, was ich eigentlich nicht so mag, bekommt sie von mir trotzdem 5/5 Sterne, weil ich schlicht völlig davon gefesselt war, einfach weiterlesen MUSSTE und die 400 Seiten innerhalb allerkürzester Zeit verschlungen habe. Zum Glück war gerade Wochenende, puh!

Eine Empfehlung für Fans nervenaufreibender Psychothriller, die sich von teils sehr brutalen, gewalttätigen Szenen nicht triggern lassen und auch mal über die eine oder andere weithergeholte Handlung hinwegsehen können. Wer sowieso schon ein Problem mit Nägelkauen hat, sollte sich die Lektüre dieses Buches gut überlegen.

Bewertung vom 26.01.2024
Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4
Osman, Richard

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt / Die Mordclub-Serie Bd.4


ausgezeichnet

Die sympathische Rentnergang ermittelt im Drogenmilieu

Antiquitätenhändler Kuldesh Shamar wird eines nachts erschossen in seinem Auto auf einem Waldweg aufgefunden. Der Donnerstagsmordclub ist bestürzt, kannten sie Kuldesh doch und nun soll der nette ältere Herr in ein Drogengeschäft verstrickt gewesen und deswegen getötet worden sein. Doch von dem nach England eingeschmuggelten Heroin keine Spur. Die Such nach dem Wertvollen Weiß ruft verschiedene mehr oder weniger kriminelle Subjekte auf den Plan. Die denken zunächst, sie hätten mit den Senioren, die überall ihre Nasen hineinstecken, leichtes Spiel. Doch da haben sie sich getäuscht. Elizabeth, Joyce, Ron und Ibrahim tüfteln einen ausgeklügelten Plan aus, kräftig unterstützt von den Polizisten Chris und Donna und von Bogdan, dem Mann für alles in der Seniorenresidenz. Währenddessen geht es Stephen, Elizabeths an Demenz erkranktem Ehemann, immer schlechter. Die beiden sehen den Tatsachen ins Auge und stehen vor einer schwierigen Entscheidung.

Dass ich die Hauptcharaktere über alles liebe, habe ich in meinen Rezensionen zu den Bänden 1-3 schon mehrfach erwähnt. Und diese Liebe wird immer intensiver, von Buch zu Buch. Richard Osman schafft es immer wieder, mich vollständig in die Story hineinzuziehen. Seine Art, die Dinge zu erzählen, ist schlicht brillant! Lebendig, eindrücklich, leichtfüßig und doch ergreifend. Dabei kommen weder Spannung noch Humor zu kurz. Ich habe so viel gelacht, musste dieses Mal aber auch das eine oder andere Mal schlucken und ein Tränchen verdrücken. Schließlich lesen wir hier über Menschen am Ende ihres Lebensweges, über Demenz und andere Gebrechen. Und doch kommt keine Wehmut auf, sondern ganz viel Mut und Freude und ein warmes, wohliges Gefühl im Bauch machen sich breit. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben. Die vier Senioren könnten unterschiedlicher nicht sein und ergänzen sich doch perfekt. Dabei spürt man als Leser jederzeit deutlich die Liebe und den Respekt, die die vier und auch die Nebencharaktere (wenn man sie so nennen will) füreinander empfinden. Bogdan ist weiterhin mein erklärter Liebling und wie warmherzig und liebevoll er mit Stephen umgeht, das ging unter die Haut. Der Fall selbst, es gibt einige Tote und Bösewichte, ist wie immer spannend, voll mit furztrockenem Humor und wenig vorhersehbar. Ich hoffe mit jeder Faser meines Herzens, dass diese Reihe noch ganz lange weitergeht. Die Mischung zwischen Figuren, Story, Humor, Spannung, Gefühl und unglaublich menschlichem Schreibstil ist schlicht umwerfend! Für mich ein Highlight!

Bewertung vom 21.01.2024
Zimmer 55
Kubicek-Boye, Helena

Zimmer 55


gut

Auftakt zu einer schwedischen Thrillerreihe rund um Psychologin Anna Varga

Vom quirligen Stockholm in die Wälder von Dalarna. Anna Varga weiß eigentlich schon, worauf sie sich einlässt, als sie die Stelle in der Klinik für Forensische Psychiatrie annimmt, in der vor allem psychisch kranke Schwerverbrecher untergebracht sind. Doch schon an ihrem ersten Tag in der neuen Wohnung findet sie einen eher kryptischen Brief, unter ihrer Tür durchgeschoben. Und weitere sowie das Foto einer Frau kommen dazu. Als Anna auf dem beschlagenen Spiegel in ihrem Büro in der Klinik, welches sie von ihrer spurlos verschwundenen Vorgängerin übernommen hat, dann auch noch vor „Den Anderen“ und dem „Zimmer 55“ gewarnt wird, fühlt sie sich wie in einem falschen Film. Sie beginnt, Ermittlungen anzustellen, wendet sich an einen Journalisten und einen ehemaligen Polizisten. Dabei stößt sie in ein Wespennest, dessen Ausmaße sie nicht einmal erahnen kann. Und dann geschieht ein Mord in der Klinik und alles steht Kopf. Findet Anna heraus, was es mit den verschwundenen Frauen von Dalarna auf sich hat? Und mit den alles beherrschenden Anderen sowie dem Zimmer 55?

Ich habe mich ein bisschen schwergetan, in das Buch hineinzukommen. Das lag an dem Schreibstil, der für meinen Geschmack zu distanziert war. Die meist kurzen, irgendwie leblosen Sätze haben es mir schwer gemacht, einen Bezug zu den Figuren oder zur Handlung oder dem Setting herzustellen. Andererseits sorgte gerade der Schreibstil, der nüchtern und ein Stückweit emotionslos ist, für eine sehr kalte Stimmung, die wiederum sehr gut zur Story passt. Einerseits war ich gefesselt und wollte wissen, was bei der ganzen Geschichte rauskommt. Andererseits waren mir nahezu alle Charaktere durchweg unsympathisch bis gleichgültig, was bei mir für ein Buch eigentlich fast ein Abbruch-Grund ist, weil es mich einfach nicht berührt, wenn die Figuren so sind. Doch auch das passte wiederum irgendwie ins Bild. Ihr seht schon, ich bin hin und hergerissen und irgendwie in Erklärungsnöten. Das eine oder andere in der Handlung war für mich jedoch deutlich zu unglaubwürdig und/oder vermeidbare Effekthascherei und hat mich daher ein Stückweit gestört. Gar nicht mag ich dieses Klischee der zwar jungen, aber doch gebildeten Frauen, die dem Charme des erfahrenen Arztes nicht widerstehen können und ihm schon fast sexuell hörig sind bzw. sich ständig zu ihm hingezogen fühlen, obwohl der ein echter Schmierlappen ist. Sorry, geht gar nicht! Die Auflösung war irgendwie ein bisschen hopplahopp. Ich komme mir ein bisschen wie schnell durch die Handlung gezogen vor. Das Zusammenspiel von Klinik(personal), Polizei (die eigentlich nur durch den ehemaligen Polizisten vertreten war) und Presse hatte für mich zu wenig Hand und Fuß, Anna ist viel zu naiv, Lina verstehe ich eigentlich gar nicht und wer Die Anderen sind und was es mit dem ominösen Zimmer 55 auf sich hat wurde zwar klar, war für mich in dem ganzen Ausmaß aber auch irgendwie fernab der Realität. Fazit: tolle Grundidee, deren Umsetzung nicht ganz geglückt ist, weil unglaubwürdig, unrealistisch und distanziert geschrieben. Von mir 3/5 Sterne.

Bewertung vom 20.01.2024
Achtsam morden durch bewusste Ernährung / Achtsam morden Bd.5
Dusse, Karsten

Achtsam morden durch bewusste Ernährung / Achtsam morden Bd.5


sehr gut

Ernährungsratgeber mal anders! Witziger 5. Teil der Achtsam morden-Reihe

Björn stellt schon länger fest, dass es sich mit offenem Hosenknopf deutlich bequemer sitzt, hat sich darüber bisher aber eher keine Gedanken gemacht. Bis er es eines Tages nur mit Mühe und Not und einer gehörigen Portion Schnappatmung schafft, den Entführern seiner Tochter hinterherzusprinten und diese in die Flucht zu schlagen. Der Speck muss weg, so viel ist klar. Hilfe holt er sich bei seinem Achtsamkeits-Coach, der ihm Heilfasten und achtsames Essen ans Herz legt. Dabei lernt Björn so einiges Interessantes über die Ernährungsbausteine, entdeckt ungeahnte Energien in sich und löst nach und nach auch noch die knifflige Frage, was er mit den Beinahe-Entführern seiner Tochter sowie mit der unter dem Tigergehege im Keller des Zoos befindlichen Bio-Marihuana-Plantage macht.

Diesmal geht es also um Ernährung, um achtsames Essen, ums Abnehmen und Wohlfühlen. Tatsächlich interessante und gut umsetzbare Ernährungstipps sind hier überaus humorvoll in eine Achtsam-morden-Geschichte verpackt. Da lernt nicht nur Björn was dabei, sondern auch der geneigte Leser. Klar spielen bei dem Thema Björns Ernährung, seine Leibesfülle und „Unfitness“ eine große Rolle, doch wie immer geht es auch um die Machenschaften rund um Björns „Gewerbe“. Er regiert ja als rechte Hand eines toten Gangsterbosses ein ganzes Verbrechersyndikat und dabei gibt es natürlich auch so ein bisschen Mord hier und Kriminalität dort. Herrlich einfallsreich die Foltermethode im Tigerkeller (ich sage nur Einlauf) sowie die endgültige Lösung des Entführerproblems. Wie immer sprüht der Schreibstil nur so vor Wortwitz, ist furztrocken, schwarzhumorig, politisch unkorrekt und wunderbar ausgefeilt. Das macht schon Spaß zu lesen. Und Anregungen für einen gesünderen Lebensstil bekommt man gleich gratis dazu. Und zwar nicht als Humbug oder Witz, sondern tatsächlich mit Hand und Fuß und sehr schön anschaulich erklärt.

Ich fühlte mich gut unterhalten und bin drauf und dran, das Heilfasten auszuprobieren. Von mir aus hätte es gerne noch ein bisschen grober zugehen können, so wie in den Vorgängerbänden, wo gefühlt überall Leichen auftauchten, aber auf unterhaltsame, sehr lustige Art und Weise. Das fehlte hier fast vollständig, zumindest bis zum Ende. 4/5 Sterne. Und ich bin echt gespannt, mit welcher Achtsamkeits-Story Karsten Dusse beim hoffentlich nächsten Teil um die Ecke kommt.

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