Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Danni89

Bewertungen

Insgesamt 245 Bewertungen
Bewertung vom 14.10.2014
Das Geheimnis der Totenmagd
Neeb, Ursula

Das Geheimnis der Totenmagd


gut

Im Frankfurt des Jahres 1509 arbeitet die Tochter des örtlichen Totengräbers Katharina Bacher als Totenwäscherin; ein Beruf, der nicht gerade als ehrbar angesehen wird. Jedoch setzt Katharina ihr verpönter Berufsstand weniger zu, als ihre unglückliche Ehe mit dem Nachtwächter Ruprecht. Als sie eines Tages von der Hurenkönigin mit der Waschung einer tot aufgefundenen Gildenschwester, der Hübscherin Hildegard Dey, beauftragt wird, stellt Katharina fest, dass diese nicht, wie von den Stadtbütteln konstatiert, ertrunken, sondern erdrosselt worden ist. Wenig später wird ihr Vater, der Totengräber Heinrich Sahl, in der Nacht von Allerseelen Zeuge eines unheimlichen Rituals auf dem Friedhof und findet am darauffolgenden Tag die Leiche einer jungen Frau, der Patriziertochter Mechthild Stockarn, im Beinhaus. Auch sie scheint ermordet worden zu sein und der Verdacht fällt schnell auf den Totengräber. Nur Katharina ist davon überzeugt, dass ihr Vater unschuldig ist und setzt alles daran, den wahren Mörder zu finden.
Neben den Erlebnissen von Katharina ist der erste Teil das Romans immer wieder durchzogen von Berichten eines jungen Mönches, der das Manuskript der Offenbarung Jakobus fand, und von Aufzeichnungen über "König Tod", einem Mann, der die Pest überlebte und auszog, um die Menschen den Tod zu lehren ...

"Das Geheimnis der Totenmagd" stellt wohl eine Mischung aus historischem Kriminal- und Liebesroman dar, was meiner Meinung nach hätte besser gelingen können, da ich finde, dass sich hier gerade diese beiden Ebenen der Geschichte teilweise gegenseitig etwas im Weg stehen: Für einen "schönen" Liebesroman kommt dieser Aspekt zu kurz und kann ohne eine tiefere Ebene zu erreichen als äußerst kitschig und vorhersehbar abgestempelt werden. Auch durch diese schnulzigen Episoden schafft es der Roman zumindest bei mir nicht, ein Gefühl der Spannung aufzubauen. Zwar erscheint der Verlauf der Geschichte durchaus interessant und plätschert so vor sich hin, aber als fesselnden Pageturner würde ich das Buch keinesfalls bezeichnen.
Schließlich noch ein Satz zum Schreibstil: Die Autorin versteht sich darin, eine Atmosphäre zu schaffen und alles detailreich zu umschreiben, ohne dass es einem dabei allzu langatmig vorkommt, aber nach rund 400 Seiten könnte man sich vielleicht auch mal nach dem einen oder anderen Satz ohne Adjektiv sehnen.

Insgesamt kann ich den Roman als vielleicht etwas seichte, aber dennoch unterhaltsame Lektüre im historischen Gewand empfehlen, solange man seine Erwartungen nicht allzu hoch schraubt. Wenn man allerdings auf der Suche nach einer mitreißenden Kriminalgeschichte ist, würde ich weiter suchen.

Bewertung vom 14.10.2014
It's Gintime
Jonas, Melanie;Jürgen Kaffer;Schulze Lohoff, Margitta

It's Gintime


sehr gut

Bereits ein erster Blick in „It's Gin Time“ verschafft dem Leser den Eindruck, dass es sich eben nicht um ein staubtrockenes Sachbuch handelt. Natürlich kommt auf insgesamt rund 140 Seiten der informative Teil über den berühmten Wacholderschnaps keineswegs zu kurz, aber der Fokus liegt dennoch auf dem Unterhaltungswert.

Die Autoren haben es sich zum Ziel gemacht, dem Leser das „Lebensgefühl Gin“ zu vermitteln und haben dies – natürlich abhängig davon, wie hoch man seine Erwartungen setzt – auch auf eine gewisse Weise geschafft. Aufgeteilt in die vier Kapitel „Sunset“, „Dusk“, „Midnight“ und „Dawn“ entführen sie den Leser eben sogar wörtlich in eine Nacht der Welt des Gins. Eingeleitet wird jedes Kapitel dabei mit einigen Bildern, die die Ausgangsstimmung des Kapitels widerspiegeln sollen, bevor dann in relativ kurzen Artikeln von verschiedenen Autoren auf alle möglichen Aspekte des Gins eingegangen wird. So werden neben klassischen Informationen etwa über den Anbau oder die Zusammensetzung des Gins auch viele kleine Anekdoten rund um die Spirituose erzählt, wobei die Darreichungsform stets variiert und das Lesen damit nie langweilig wird. So wird eine „Informationsflut“ etwa durch das Einfließen von Interviews oder die clevere Nutzung von Randbemerkungen und nicht zuletzt durch das Abdrucken diverser Cocktail-Rezepte sichtlich aufgelockert – wenngleich es für meinen Geschmack von letzteren eindeutig zu wenig gab, dafür dass es sich um ein Buch handelt, das sich einem klassischen Cocktail-Bestandteil gewidmet hat.

Auch darüber hinaus habe ich noch einige weitere kleine Kritikpunkte: Zum Einen mag das etwas andere Format des Buches vielleicht ebenso innovativ wie die Grundidee an sich sein, mir persönlich gefällt es allerdings nicht, denn für meinen Geschmack ist es für ein gemütliches Schmökern zu unhandlich.
Außerdem beinhaltet das Buch für mich zu viele reine Bilderseiten. Mit Sicherheit sollen diese eben dazu beitragen, „das Lebensgefühl Gin zu vermitteln“, aber ich finde, eine (höchstens zwei) solcher Doppelseiten mit Bildern von Gingläsern, Gin-Trinkern sowie dem dazu passenden Essen und der dem aktuellen Thema entsprechenden Atmosphäre pro Kapitel wären völlig ausreichend gewesen, zumal diese Seiten auch nicht sich vom Rest des Buches abhebend in Hochglanz gedruckt worden sind.

Dies sind allerdings nur kleine Mankos, die der Gesamtqualität des Buches in meinen Augen nur wenig Abbruch tun.
Insgesamt wurde mit „It's Gin Time“ und seinem angenehmen Softcover mit praktischem Lesebändchen aber eine innovative Idee von den Autoren gut umgesetzt mit dem Ergebnis eines tollen Geschenkbuchs für Gin-Liebhaber.

Bewertung vom 14.10.2014
Plötzlich Shakespeare
Safier, David

Plötzlich Shakespeare


weniger gut

"Au Mann, ich war ja so etwas von einem Frauenklischee!" ... So heißt es gleich auf der ersten Seite und nach 314 weiteren Seiten bleibt mir nur zu sagen: Ja, Rosa, das bist du!

Die Protagonistin Rosa ist unzufrieden mit ihrem Leben, besonders nachdem sie erfahren hat, dass ihr Ex, den sie immer noch zu lieben glaubt, heiraten will - und sie zerfließt daher in Selbstmitleid. Nach einer Hypnose findet sich Rosa nun nicht nur im London des Jahres 1596, sondern auch noch gemeinsam mit der Seele Shakespeares in dessen Körper wieder. Selbstverständlich lernen sich die beiden im Verlaufe der Geschichte immer besser kennen, auch wenn sie dabei das eine oder andere Mal etwas aneinander geraten. Nun muss Rosa nicht nur versuchen, die Probleme, in die sich Shakespeare hinein manövriert hat, als er noch Herr seines eigenen Körpers war, zu lösen, so gut es eben geht, sondern sie muss auch die Wahre Liebe finden, denn dies ist ihr einziger Weg zurück in ihr altes Leben ...

Zwar liest sich das Buch flüssig und locker weg und einige seltene Male brachte mich die Situationskomik zum Schmunzeln, insgesamt bediente der Roman für meinen Geschmack aber eindeutig zu viele Klischees. Auf mich wirkte die Handlung oft unbedingt zum Komischen hin konstruiert und das hat mein Lesevergnügen doch stark beeinträchtigt. Schade eigentlich, denn die Idee an sich fand ich durchaus interessant und auch der Klappentext hat meine Neugier geschürt. Doch leider blieb die Umsetzung für meinen Geschmack um Einiges hinter den Erwartungen zurück - sowohl in Hinblick auf den Inhalt als auch auf den Unterhaltungswert.

Bewertung vom 14.10.2014
Vater, Mutter, Tod
Langer, Siegfried

Vater, Mutter, Tod


ausgezeichnet

Ich empfinde es als unheimlich schwierig, einen kurzen Überblick über den Inhalt des Buches zu geben, ohne dabei etwas Entscheidendes zu verraten, dass das Lesevergnügen trüben könnte. Aus diesem Grunde hier nur der Klappentext, um einen kleinen Eindruck zu vermitteln:

Wenn dir das Liebste genommen wird - was würdest du tun?
Ein Vater, der große Schuld auf sich lädt.
Eine Mutter, die alles tun würde, um ihren Sohn zurückzubekommen.
Ein kleiner Junge, der tot in einer Berliner Wohnung liegt.
Eine Frau, deren Erinnerungen sie betrügen.
Kommissar Manthey sucht nach den Zusammenhängen. Er will ein Kind retten - um jeden Preis. Und stößt auf einen Abgrund aus Verzweiflung und Wahn.

Der Autor versteht es, in jedem einzelnen Kapitel genau das richtige Maß an Informationen für den Leser zu verarbeiten, dass sowohl die Spannung, also auch dessen Neugier geschürt wird. Dabei verwendet er einen leicht eingängigen Schreibstil, ohne dabei in endlose Beschreibungen abzudriften, so dass die Spannung wirklich von Zeile zu Zeile getragen wird. Die insgesamt meist relativ kurz gehaltenen Kapitel stellen dabei nicht den chronologischen Handlungsablauf nach, sondern springen immer wieder zwischen den Sichtweisen einiger Protagonisten hin und her. Wo der jeweilige Abschnitt zeitlich in das Gesamtgeschehen einzuordnen ist, ist immer jeweils zu Beginn des Kapitels angegeben - meist gemessen am Zeitpunkt der "Katharsis", laut Duden dem "Sichbefreien von psychischen Konflikten und inneren Spannungen durch emotionales Abreagieren" und das beschreibt es ziemlich treffend. Erst nach gut der Hälfte des Buches beginnt sich dem Leser langsam, Stück für Stück der Zusammenhang der sprunghaften Geschehnisse zu offenbaren. Dieser Aufbau, einige geschickt gesetzte Überraschungseffekte, die tiefgründige Darstellung der Hauptcharaktere und das inhaltliche Gesamtkonzept machen diesen Thriller zu einem bemerkenswerten Vertreter seines Genres.

Es ist schon lange her, dass mich ein Thriller von der ersten bis zur letzten Seite derart fesseln konnte, ohne dabei für meinen Geschmack auch nur eine dramaturgische Schwachstelle aufzuweisen. Bei "Vater, Mutter, Tod" handelt es sich wirklich um einen Pageturner erster Klasse - einmal angefangen, wird man das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollen. Vielen Dank, Herr Langer, für dieses ausgezeichnete Lesevergnügen!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2014
Sommerfreundinnen
Hellberg, Åsa

Sommerfreundinnen


ausgezeichnet

Im Alter zwischen Mitte Vierzig und Mitte Fünfzig stehen die besten Freundinnen Sonja, Rebecka, Maggan und Susanne mitten im Leben: Seit einem Unfall geht die ehemalige Kindergärtnerin Maggan darin auf, sich um ihren 5-jährigen Enkel zu kümmern, während sie ihr eigenes Leben stets hinten an stellt; Rebekka ist eine Geschäftsführerin, die ihren Beruf lebt und sich Gedanken macht, welchen Sinn ihr Leben ohne ihren Job noch hätte; als Stewardess ist Susanne hauptsächlich in Hotels zu Hause und lebt aktuell mit den Konsequenzen der Affäre, die sie mit einem verheirateten Piloten hatte - alles hat also seinen geregelten Lauf... bis Sonja ganz plötzlich und für die anderen drei völlig unerwartet verstirbt.
Doch für Sonja selbst kam das Ende alles andere als überraschend, nachdem sie sich nach der Diagnose einer Herzkrankheit gegen eine Operation und für das Leben entschieden hat. Und so konnte Sonja nicht nur ihr Leben in vollen Zügen genießen, sondern auch ihren Tod detailliert planen – was in erster Linie ein Testament umfasst, mit Hilfe dessen sie ihre drei besten Freundinnen auch über den Tod hinaus noch positiv beeinflussen und auf eine Reise zu sich selbst schicken will. Ganz nach dem Motto „niemand darf so ehrlich sein wie eine Tote“ zeigt Sonja ihren Liebsten auf, was ihr zu Lebzeiten aufgefallen ist und ihr nicht gefallen hat. Rebecka, Maggan und Susanne sollen sich fragen, was wirklich wichtig ist im Leben und wie weit sie in ihrem jetzigen Alltag doch von ihrem persönlichen Glück entfernt sind.

Nachdem zwar die Grundidee des Buches selbst schon vielversprechend genug ist, muss dazu noch gesagt sein, dass es wirklich angenehm geschrieben ist. In recht übersichtlichen Kapiteln mit teilweise passend eigebauten Rückblenden werden die Schicksale der vier Freundinnen spannend und interessant erzählt. Beim Lesen hat man vielleicht so manches mal das Gefühl, dass eine Szene auf den ersten Blick zu abrupt endet, aber im Nachhinein passt es gut in die jeweilige Situation und hat in etwa den Effekt eines „Cliffhangers“, wie man ihn etwa vom Film her kennt– ein Stilmittel, welches mir gerade bei der Kürze der Kapitel als sehr geschickt gewählt aufgefallen ist.
Auch über die Wahl der stilistischen Mittel hinaus ist der Roman in sich sehr schlüssig. Einige Ereignisse erscheinen vielleicht etwas vorhersehbar, aber das ist fast unumgänglich. Andere Geschehnisse überraschen dafür genug, um leicht darüber hinwegzusehen, was den Gesamteindruck der Erzählung einfach stimmig macht und dem Leser ein Gefühl guter Unterhaltung gibt.

Alles in allem handelt es sich bei „Sommerfreundinnen“ um eine wunderschöne Geschichte über Freundschaft, Liebe, Glück und vor allem vielleicht darüber, dass es nie zu spät ist, sein Leben richtig anzufangen.
Von mir also eine ganz klare Leseempfehlung – ich werde das Buch bestimmt nicht zum letzten Mal gelesen haben.

Bewertung vom 14.10.2014
Mama mag keine Spaghetti
Hennig, Tessa

Mama mag keine Spaghetti


gut

Hanna hat's nicht leicht. Nach fast 25 Jahren Ehe frisch von ihrem Mann Michael getrennt muss sie Tag für Tag glücklich verheirateten Paaren begegnen und diesen dann auch noch Hypotheken vermitteln, damit sie ihr neues gemeinsames Leben mit der Erfüllung ihrer Träume beginnen können. Ihre Gefühle dabei im Griff zu haben, ist für Hanna gar nicht so einfach. Und damit noch nicht genug ist ihre Tochter Julia auch noch nach Italien durchgebrannt, wo sie nun ihren Freudn Lorenzo heiraten will.
Also macht sich Hanna zur Hochzeit auf den Weg nach Bella Italia, wo sie nicht nur ihre zukünftige „Schwieger-Familie“ kennenlernen soll, sondern sich auch noch mit den Früchten der Midlife-Crisis ihres Ex-Mannes, namentlich seiner zwanzig Jahre jüngeren Freundin Katrin, auseinandersetzen muss. Zwischen italienischem Temperament, kleinen und großen Eifersüchteleien, sowie dem einen oder anderenans Licht kommenden Geheimnis ist das absolute Familienchaos selbstverständlich vorprogrammiert und lässt in diesem gut 350-Seiten-Roman nicht lange auf sich warten!

Bei „Mama mag keine Spaghetti“ von Tessa Hennig handelt es sich in meinen Augen um einen gut geschriebenen Unterhaltungsroman, der als Sommerlektüre bestimmt gut geeignet ist. Insgesamt werden zwar viele deutsche wie italienische Klischees bedient und so einiges wirkt ein bisschen überspitzt, so dass ich so manches Mal nicht umhin konnte, zu denken „Das nun auch noch?!“, aber wenn man alles nicht ganz so ernst nimmt, fühlt man sich beim Lesen des Buches bestimmt gut unterhalten. Übertrieben oder nicht, die Geschichte ist gut gestrickt, irgendwo in sich schlüssig, doch recht kreativ und schlichtweg amüsant.

Bewertung vom 14.10.2014
Ein Mann namens Ove
Backman, Fredrik

Ein Mann namens Ove


ausgezeichnet

Alle lieben Ove! Warum? Tja, zu Beginn des Buches weiß das wohl noch keiner so genau, aber gerade diese Entwicklung macht dieses gut 360-seitige Werk eben aus!

Der Leser lernt Ove schon früh als einen sehr gradlinigen, ehrlichen und besserwisserischen Menschen kennnen. Jeden Morgen macht er seine Kontrollrunde durch die Siedlung, notiert sich Autokennzeichen, um „Zu-lange-Parkern“ auf die Schliche zu kommen, begutachtet die Mülltrennung und so weiter. Kurzum: So einen pedantischen und anstrengenden Nachbarn wünscht sich wohl keiner. Und doch kann man nicht umhin, Ove ins Herz zu schließen und seine Einstellung zum Leben einen gewissen Respekt zu zollen, je mehr von seiner Vergangenheit und der Unzahl an Schicksalsschlägen, die er ertragen musste, aufgedeckt wird.
Genaueres dazu sei an dieser Stelle natürlich nicht verraten, nur soviel, denn letztendlich ist es das, worum es in diesem Buch eigentlich geht: Am Anfang des Romans wurde Ove gerade sein geregelter Alltag genommen, als man ihn gegen seinen Willen in den Frühruhestand versetzt hat. Nachdem kurz davor auch noch seine geliebte Frau verstorben ist, bleibt ihm so in seinen Augen also nichts mehr. Er sieht keinen Sinn mehr in seinem Leben und beschließt, seiner Frau so bald wie möglich zu folgen. Doch dieses Vorhaben scheint leichter gesagt als getan, vor allem wenn einem das Schicksal ständig Steine etwa in Form neuer (und in Oves Augen völlig unfähiger) Nachbarn oder Herausforderungen für sein beachtliches Pflichtbewusstsein in den Weg legt.

Der Schreibstil ist dabei doch etwas speziell, hat meinen Geschmack aber gut getroffen. Oves Leben wird mit verhältnismäßig wenigen Dialogen erzählt und ist größtenteils stark an seine Gedanken angelehnt, so dass sich einige Passagen dabei auch gerne mal wiederholen. Dies ist aber nicht so stark ausgeprägt, dass es einem beim Lesen negativ auffallen würde. Vielmehr gelingt es dem Leser dadurch sehr gut, sich in den Kopf von Ove und dessen stellenweise doch recht spezieller Logik hineinzuversetzen. Dazu tragen ebenso die regelmäßig auftauchenden Kapitel bei, die Oves Vergangenheit beleuchten; Schlüsselereignisse seines Lebens, die ihn zu dem Menschen gemacht haben, der er nun ist. Und so begibt sich der Leser auf eine emotionale Achterbahnfahrt zwischen der unterhaltsamen Kuriosität von Oves Gedankengängen, den stark bewegenden Ereignissen seiner Vergangenheit und der wohlig rührenden Entwicklung seines gegenwärtigen Lebens.

Insgesamt hat Fredrik Backmans Debüt-Roman „Ein Mann names Ove“ also alles, was man sich von einem guten Buch wünscht: eine kreative aber dennoch irgendwo realistische Geschichte, die ans Herz geht, einen hohen Unterhaltungswert und natürlich einen – für manche früher, für manche später, aber irgendwann definitiv für alle – liebenswerten Protagonisten. Oves Geschichte ist mal zum Lachen, mal zum Weinen, mal zum Nachdenken und stets empfehlenswert!

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 14.10.2014
Die Schmetterlingsinsel
Bomann, Corina

Die Schmetterlingsinsel


sehr gut

Diana Wagenbach befindet sich an einem Schlüsselpunkt in ihrem Leben, als sie ihren Ehemann mit einer anderen Frau erwischt hat und einen beunruhigenden Anruf aus England erhält: Ihre Tante Emmely hatte einen Schlaganfall und befindet sich nun im Krankenhaus. Ohne lange über ihre Entscheidung nachzudenken, macht sich die junge Anwältin auf den Weg zu ihrer Tante und deren Anwesen, wo unterdessen der Butler schon schwer beschäftigt ist. Kaum dort eingetroffen, beginnt für Emmelys Nichte nämlich eine Art Schnitzeljagd (entlang der vom Butler nach strikten Anweisungen platzierten Hinweise), um ein lang- und wohlgehütetes Familiengeheimnis aufzudecken, dessen Erkundung Diana in ein fernes Land des Tees führen soll – genau so, wie es sich ihre Tante vorgestellt hatte.
Die Geschichte wird dabei abwechselnd zwischen Vergangenheit und Gegenwart erzählt und das Geheimnis damit Stück für Stück von zwei Perspektiven her gelüftet. Insgesamt gelingt es der Autorin sehr gut, den Ort, an dem sich der Leser gerade befindet, bildlich und nahezu malerisch derart einzufangen und in passende Worte zu fassen, dass man sich im Geiste so richtig dorthin versetzen kann. Dennoch konnte ich stellenweise leider nicht umhin mir zu wünschen, dass besagte Umschreibungen auch mal ein wenig kürzer ausfallen würden, damit beide interessanten Handlungsstränge schneller voran kommen – dieses konstant aufrecht erhaltene Interesse am Fortlauf der Geschehnisse würde zwar eigentlich für das Buch sprechen, bei insgesamt mehr als 500 Seiten wurde es mir persönlich dann aber irgendwann leider ein wenig lästig.
Insgesamt hat mir der Roman doch recht gut gefallen: den Schreibstil habe ich als sehr angenehm zu lesen und flüssig empfunden, die Charaktere wirkten nahezu durchweg sympathisch sowie in sich stimmig und schließlich war die Geschichte selbst wirklich gut durchdacht und spannend erzählt. Punktabzug gibt es von mir daher nur für die stellenhafte Langatmigkeit der Erzählung, aber das ist eben Geschmacksache.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.