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Sigrid

Bewertungen

Insgesamt 266 Bewertungen
Bewertung vom 03.10.2021
Madame Exupéry und die Sterne des Himmels
Villard, Sophie

Madame Exupéry und die Sterne des Himmels


ausgezeichnet

Jeder kennt wahrscheinlich die Geschichte um den "Kleinen Prinzen" von Antoine de Saint-Exupèry, aber die wenigsten Menschen kennen seine Ehefrau Consuelo und ihre Geschichte. In diesem sehr lebendig und interessant geschriebenen Buch, erleben wir die Lebensgeschichte von Consuelo und Antoine. Es war die große Liebe, aber es war kein einfacher Weg. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen. Auch mich begleitet "Der kleine Prinz" schon mein ganzes Leben, aber ich habe nie wirklich über das wahre Leben des Autors oder seiner Frau nachgedacht. Ein paar Eckpunkte von Antoine waren mir natürlich bekannt, aber in diesem Buch erlebe ich sein Leben aus der Sicht seiner Ehefrau Consuelo. Sie war eine sehr starke und bemerkenswerte Frau, die sich auch durch die vielen Unwägheiten nicht hat unterkriegen lassen. Sie verlässt ihre Heimat El Salvador um in Paris ein Leben als Künstlerin zu führen. Dort begegnet ihr Antoine und der verändert in meinen Augen ihr Leben total.

Es wird sehr gut rübergebracht, mit welcher Wucht Antoine in ihr Leben knallt und ihr Herz erobert. Aber auch da merkt man schon, dass er nicht so einfach ist. Und das wird sich ihr ganzes gemeinsames Leben zeigen. Consuelo versucht auch an der Seite dieses dominaten Mannes ihre Kunst weiter auszuüben. Aber das ist nicht ganz so einfach. Mir hat jedenfalls imponiert, dass sie sich zwar oft untergeordnet hat, aber nie ganz ihre Leidenschaft fürs Malen und Studieren aufgegeben hat. Die Schilderungen der Protagonisten sind sehr authentisch und man kann sich ihre Lebenssituationen gut vorstellen. Man trifft auch viele andere Persönlichkeiten dieser Zeit, denn Paris war nunmal das Zentrum der Künste und da begegneten sich natürlich die verschiedenen Künstler immer wieder. Es hat mir Spaß gemacht, die geschilderten Begegnungen vor meinen Augen zum Leben zu erwecken. Man bekommt einen guten Eindruck dieser Zeit. Consuelo war mir von Anfang an Sympathisch. Sie gibt nie auf und steht immer wieder auf. Sie folgt allerdings dann immer den Rufen von Antoine, wenn er mal wieder in Not ist. Ihr gemeinsames Leben ist ein auf und ab - wir erfahren viele Dinge, die mir und wahrscheinlich den meisten Lesern, nicht bekannt waren. Und auch meine Sicht auf Antoine hat sich etwas geändert und nicht unbedingt zum Besseren. Er war Consuelo gegenüber nicht immer sehr fair und nett. Er hat oft nur an sich gedacht und Consuelo musste seine getroffenen Entscheidungen "ausbaden". Aber trotzdem kommt in diesem Buch die starke Bindung zwischen den Beiden gut zum Ausdruck. Und durch die Aufteilung der Kapitel - es werden immer Kapitel aus dem Leben der 40er Jahren eingeschoben - kann man sich immer schon denken, wie manche brenzlige Situation ausgegangen ist. Das hat so Vorteile, aber nimmt dann natürlich auch etwas an Spannung. Mir hat diese Geschichte mit den vielen Aspekten des Lebens der damaligen Zeit viele interessante Informationen gebracht und eine schöne Lesezeit. Ich bin auch immer wieder überrascht, wie viel in dieser Zeit gereist wurde. Denn das war ja nicht einfach, ungefährlich oder günstig. Aber trotzdem waren gerade die Künstler viel unterwegs. Ich habe das schon in anderen Büchern kennengelernt, aber es erstaunt mich immer noch. Und die Geschichte mit der Überfahrt alleine auf dem Schiff, fand ich überaus amüsant. Es waren ja nicht nur gute Zeiten und ich fand die Schilderungen der Flucht und dem anschließenden Leben im Exil sehr interessant. Und zeigt wieder Consuelos Stärke. Wer also gerne über interessante Frauen liest, sollte dieses Buch unbedingt lesen. Es zeigt wieder einen besonderen Lebensweg einer starken Frau und erzählt auch nebenher die Entstehung des "Kleinen Prinzen", was mir sehr gut gefallen hat.

Ich kann dieses Buch guten Gewissens weiterempfehlen.

Bewertung vom 03.09.2021
Der Sucher
French, Tana

Der Sucher


ausgezeichnet

Wir erleben hautnah die Auswirkungen einer Auswanderung nach Irland mit. Auch wenn sich Cal Hooper sein neues Leben in Irland eigentlich als ein sehr entspanntes Dasein vorgestellt hat, kommt es natürlich ganz anders. Denn es gibt überall auf der Welt Probleme und auch hier in einem kleinen irischen Dorf wird er damit ganz persönlich konfrontiert. Mir hat die ganze Schilderung des Ortes und seiner Bewohner gut gefallen. Cal wohnt ziemlich einsam und nur sein nächster Nachbar Mart kommt ab und zu rüber zum Quatschen. Er kommt ein wenig schrullig rüber und man kann ihn sich anhand der genauen Beschreibungen gut vorstellen. Cal weiß nicht immer was er von ihm halten soll, aber zumindest gibt er ihm ein paar Tipps über das Leben hier im Ort. Und das ist auch nötig, denn Cal lernt schnell, dass man sich schnell Feinde machen kann oder oft in ein Fettnäpfchen treten kann. Mir haben auch die übrigen Beschreibungen der Bewohner und ihrer Eigenheiten gut gefallen. Das Dorfleben und seine Eigenarten bezüglich der Bewohner kommen sehr authentisch rüber. Cal kommt aus der Großstadt und hat hier echt Beratung nötig. Und so kommt er auch schnell in eine besonders heikle Situation. Als ehemaliger Cop hat er ein besonderes Gespür für Situationen und daher kommt ihm etwas seltsam vor. Und er hat recht. Er lernt Trey kennen, der ihn heimlich beobachtet hat. Hier fand ich das Einfühlungsvermögen von Cal schon sehr gut. Ich hätte nicht gedacht, dass er so gut mit Kindern umgehen kann. Aber er erlangt das Vertrauen von Trey. Da mir Cal sehr sympathisch ist, habe ich seine Handlungen sehr positiv aufgenommen. Er ist ein sehr ehrlicher Mensch und versucht das Richtige zu tun. Er ist noch mit seiner Vergangenheit beschäftigt - eine schmerzhafte Trennung von der Ehefrau. Und nun auch durch seine Auswanderung, die weite Entfernung von seiner erwachsenen Tochter. Er sucht die Ruhe und findet sie nicht. Denn er wird durch Trey zu einer brenzligen Ermittlung motiviert. Es wird sehr interessant und spannend. Man blickt nicht immer durch, aber die menschlichen Tragödien, die hinter allem stecken, werden klar und deutlich dargestellt. Es tat mir alles so leid und ich habe mitgezittert. Cal geht sehr zielsicher vor und er hilft somit einigen Menschen mit bestimmten Dingen ihren Frieden zu machen. Ich fand diese lebendige Erzählung sehr mitreißend. Der Text lässt sich auch sehr gut und flüssig lesen. Es kommt keine Langweile auf und man fiebert mit. Auch der Schluß war für mich richtig und hat mich mit einem guten Gefühl zurückgelassen.
Es war, wie erwartet ein tolles Leseerlebnis.

Bewertung vom 01.09.2021
Mein Wille geschehe
Schwarze, Bernd

Mein Wille geschehe


sehr gut

In diesem interessanten Kriminalroman erleben wir, wie ein farbloser und langweiliger Pastor nach einer sehr überraschenden Tat, zu einer charismatischen und interessanten Persönlichkeit mutiert. Ich fand es sehr amüsant zu lesen. Denn die Reaktionen von Benedikt kommen sehr überraschend und sind eigentlich nicht aktzeptabel. Aber irgendwie versteht man seine Handlung und unterstützt ihn in Gedanken moralisch. Benedikt ist Pastor aus Überzeugung, leider kann er das so überhaupt nicht an die Gläubigen seiner Gemeinde rüberbringen. Er langweilt mit seinen Predigten und fühlt sich sehr unsicher und diese Unsicherheit zeigt noch mehr sein nicht vorhandenes Selbstbewußtsein. Er wirkt unsicher und irgendwie bringt er die Leute gegen sich auf. Sogar seine Frau zeigt ihm offen seine Verachtung. Ich hatte total Mitleid mit ihm, denn er war mir irgendwie sympathisch und ich habe immer darauf gehofft, dass er noch Feuer zeigt. Das er das auf diese hier so detailreich geschilderten Art und Weise macht, hätte ich nie für möglich gehalten. Aber irgendwie kann ich ihn verstehen. Es hat jedenfalls auch Spaß gemacht, seinen Gedankengängen zu folgen. Auch seine Veränderungen machen das Lesen zu einem Vergnügen. Aber es kommen auch noch andere interessante und abwechslungsreiche Charaktere vor. Wir erleben wirklich die volle Bandbreite von menschlichen Eigenschaften und wie es sich auf die Personen und ihr Handeln auswirkt. Man kann dem Text sehr gut folgen und bleibt auch bei der Handlung immer auf dem Laufenden. Die Personen und die Situationen kommen für mich sehr authentisch rüber. Da die ganze Handlung ja nun mit Religion zu tun hat, kommt man hier natürlich nicht an entsprechenden Texten vorbei. Aber ich fand es ok und man muss auch nicht bibelfest sein. Gut gemacht sind auch die in kursiver Schrift dargestellten Kapitel. Da erfährt man auch mehr über die Vergangenheit von Benedikt. Die Handlung und besonders der Schluß ist voller Überraschungen, man hat nicht damit gerechnet. Aber es passt. Besonders die kleinen "Zeichen" bei dem Altbischoff fand ich recht interessant. Es geht schon schwer verschwörerisch zu. Ich hatte auch einige Personen total falsch eingeschätzt und das macht es auch so lebendig. Mir hat dieses Buch jedenfalls sehr gut gefallen und das Ende hat mich mit einem guten Gefühl zurückgelassen.Einfach mal eine etwas andere Art von Krimi und man kann sehr schöne Lesestunden mit dem Buch verbringen.

Bewertung vom 28.08.2021
Die Seele des Bösen - Rachlust / Sadie Scott Bd.16 (eBook, ePUB)
Dicken, Dania

Die Seele des Bösen - Rachlust / Sadie Scott Bd.16 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Titel "Rachlust" trifft es genau. In diesem Band erleben wir die schrecklichen Auswirkungen, die tiefgreifende Rachegedanken und ihre Umsetzung haben können. Die Familie um Sadie hat sich gerade mal wieder an einen normalen Alltag mit Baby gewöhnt, da passiert das Unvorstellbare: zwei der gefährlichsten und skrupellosesten Verbrechern gelingt die Flucht aus einem Hochsicherheitsgefängnis. Und das hat schreckliche Folgen. Denn diese beiden wollen sich rächen und das bekommt die Familie Whitman hautnah zu spüren. Der Leser wird hier wieder in die tiefsten Abgründe und gewissenlosen Aktionen von hemmungslosen Gewaltverbrechern hineingezogen. Es ist auch sehr schwer zu ertragen, da man die Protagonisten gut kennt und umso mehr mit ihnen bangt und zittert. Die Handlung ist sehr aufregend und sehr authentisch. Man erlebt hautnah die Ängste, aber auch die Hoffnungen, denn es gibt ja nicht nur die "bösen" Menschen hier, sondern wir erleben ja auch viele großartige Menschen, die zur Bekämpfung der Kriminalität ihr Wissen und ihre Fähigkeiten bereitstellen. Es ist wieder der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. Und wie es so ist im Leben, man erlebt die Gewalt an den Protagonisten stärker, als bei unbekannten Opfern. Ich war wieder beeindruckt von Sadies Stärke und ihren zielorientierten und außergewöhnlichen Handlungen. Sie trifft schwere Entscheidungen um ihre Liebsten zu retten. Aber gerade dafür bewundern und mögen wir sie. Aber auch andere Personen werden hier wieder über sich hinauswachsen. Und durch die vielen interessanten Dialogen im Text, erfährt man auch viel über die Personen und ihre Beweggründe. Mir hat diese Folge wieder sehr gut gefallen und ich kann mit den Schlussfolgerungen, die die Betroffenen hier aus den Erlebnissen ziehen, sehr gut leben. Es gibt schon einige Veränderungen, aber auch die Zukunft wird noch viele Neuerungen bringen. Man erlebt die Protagonisten an einer Wegkreuzung auf ihrem Lebensweg und die getroffenen Entscheidungen werden viele - hoffentlich - gute Veränderungen bringen. Das macht es auch alles so interessant beim Lesen: man wird tief in das Leben der Protagonisten hineingezogen und erlebt alles Hautnah mit. Hier bekommt der Leser alles: eine intakte Familie, sehr anspruchsvolle und auch gefährliche Berufe, interessante Freunde und Familienmitglieder - es wird nie langweilig. Es passiert ständig etwas und man bleibt im Fluss der Ereignisse. Es macht immer Spaß Sadie, ihrer Familie und ihren Freunden auf ihrem Lebensweg zu folgen. Und nach dieser aufregenden Folge, gönnen wir uns Leser und auch den Protagonisten etwas Ruhe - bis zum nächsten Band, denn dem wird es sicher wieder nicht an Spannung und Überraschungen fehlen. Es war wieder ein aufregendes und fesselndes Lesevergnügen.

Bewertung vom 18.08.2021
Die Leuchtturmwärter
Stonex, Emma

Die Leuchtturmwärter


sehr gut

In diesem Buch wird versucht, eine Erklärung für das unerklärliche Verschwinden von drei Leuchtturmwärtern von ihrem Leuchtturm zu finden. Wir lernen die Männer auf ihrem Leuchtturm kennen und im Rückblick erzählen die Frauen ihre Sicht auf die damaligen Ereignisse und ihre Folgen. Für mich war die Art der Erzählung erstmal gewöhnungsbedürftig. Man erlebt die Geschehnisse von 1972 als, die Männer verschwanden. Es wird immer aus der Sicht der einzelnen Protagonisten erzählt. Es wird sehr ausführlich berichtet und man lernt die Personen gut kennen. Dann wechselt die Zeit in die Gegenwart und man erlebt die zurückgebliebenen Ehefrauen oder Freundinnen bei ihren Erinnerungen, die sie einem Interviewer erzählen. Allerdings wird nur das Erzählte der Frauen im Text wiedergegeben. Das war für mich nicht immer so einfach. Auch muss man bei dem Wechsel der Zeiten und auch der Personen gut aufpassen, damit man nichts durcheinanderbringt. Es dauert seine Zeit, aber im Laufe des Textes bekommt man ein gutes Bild über die damaligen Lebenssituationen der Protagonisten und welche Auswirkungen die Ereignisse auf die Frauen bis heute haben. Es ist interessant, die Verwicklungen der Ereignisse, die verschiedenen Ansichten und Eindrücke der Personen und ihre Gedanken und Wünsche zu erfahren. Es ist nicht immer alles so einfach und ich glaube, die Vorstellung der Leute von ihrem eigentlichen Lebensweg, gehen nicht mit der Wirklichkeit zusammen. Sie hatten Träume und bestimmte Vorstellungen vom Leben, die aber auch nicht mit denen ihres Partners übereinstimmten. Es ist schon seltsam, dass so zu lesen, man möchte die Uhr zurück drehen und ihnen Tipps geben. Mir kam sofort in den Sinn, wie wichtig Ehrlichkeit und Offenheit hier geholfen hätte - zusammen reden - dann wären sicher einige der entstandenen Probleme nicht gewesen.

Es ist spannend und man wird auch mit der mystischen Seite in Kontakt kommen. Es gibt Gerüchte, Geschichten und unerklärliche Dinge, die hier offen dargelegt werden. Jeder Leser kann sich so seine eigenen Gedanken über die übersinnlichen Möglichkeiten machen. Es ist sicher kein einfaches Buch und man liest es nicht so nebenbei. Man braucht Zeit, um sich tief in diese Geschichte zu versenken, aber es lohnt sich doch. Denn die menschlichen Tragödien, Missverständnisse, aber auch Glück und Liebe werden gut angesprochen. Es gibt zwar auch zum Schluß eine Erklärung für das Verschwinden der Männer, aber es bleibt doch noch genug Spielraum für eigene Überlegungen.

Wer gerne über Schicksal und die menschlichen Lebenswege liest, wird dieses Buch lieben.

Bewertung vom 17.08.2021
Die Hebamme
Hoem, Edvard

Die Hebamme


ausgezeichnet

Mir ist erstmal das Cover aufgefallen. Dieser Kontrast zwischen den hohen Bergen und davor der Fjord und die Frau in dem Boot. Irgendwie hat man das Gefühl, dass der Mensch in dieser Natur nur geduldet ist und sich seinen Lebensraum hart verdienen muss. Das kommt auch in der Geschichte rüber. Wir erleben den Lebensweg von Marta Kristine Andersdatter Nesje, die Ende des 18 Jahrhunderts in Norwegen geboren wurde. Es ist für die Bewohner am Romsdalsfjord, aber nicht nur dort, ein sehr hartes und karges Leben. Man muss für sein Überleben täglich hart arbeiten. Die Armut ist groß und es gibt noch große Standesunterschiede. Mich hat die Schilderung der Lebensbedingungen der Menschen damals sehr beeindruckt. Mit welcher Kraft und Anstrengung sie mit und in der Natur lebten. Marta ist eine sehr mutige und eindrucksvolle Persönlichkeit. Ich fand ihre Umgangsweise und ihre offene Art sehr gut. Sie hatte einen starken Willen und hat es ja auch geschafft ihren Traum zu verwirklichen. Sie war immer sehr offen und geradeaus. Sie lies sich nicht unterkriegen und fand immer einen Weg für sich und ihrer Familie. Sie ist Hebamme geworden und das gegen viele Widerstände. Die Beschreibungen in dem Buch sind wirklich sehr authentisch und lebensnah. Man kann sich durch die detailreichen Beschreibungen alles sehr gut vorstellen. Der Leser wird tief ins Geschehen gezogen und man kann sich den Situationen kaum entziehen. Ich habe jedenfalls mitgelitten und mich auf der anderen Seite auch über die Erfolge von Marta gefreut. Für den heutigen Leser ist diese Zeit kaum nachvollziehbar. Die körperlichen Strapazen, aber auch die seelischen Leiden der Menschen waren schon groß. Die Standesunterschiede kamen noch klar raus und teilten die Menschen in verschiedene Klassen auf. Das Leben war hart und es gab klare Regeln, die teilweise schon sehr lange bestanden. Und daher war es für eine so zielstrebige Frau wie Marta nicht einfach. Aber irgendwie hat sie es hinbekommen, manchmal auch auf eine harte Weise. Aber solche Menschen braucht es, um Veränderungen zu bringen. Der Autor hat jedenfalls die Geschichte seiner Vorfahrin sehr gut veranschaulicht. Man liest den Text sehr flüssig und ich habe es fast nicht mehr aus den Händen gelegt. Der Text lässt keinen Raum für Unklarheiten, alles wird geschildert und nichts geschönt. Es ist einfach eine andere Zeit, in die man katapultiert wird. Und gerade der Beruf der Hebamme ist interessant. Er zeigt auch die Veränderungen und die Weiterentwicklung der Wissenschaft und das auch dann in Verbindung mit den alten Traditionen. Der Kampf zwischen Wissen und Glauben bzw. Traditionen wird hier auch gut dargestellt. Die Hebamme mit den wissenschaftlichen Neuerungen und daneben die Geburtshelferinnen mit ihren Ritualen, zeigen die Wandlungen der Zeiten. Das Leben bleibt hart, aber es gibt auch Veränderungen zum Guten. Wir haben in diesem Buch eine sehr interessante Zeitspanne erlebt. Für die Gesellschaft, aber auch für jeden einzelnen Menschen waren es Zeiten des Aufbruchs. Ich fand es auch sehr interessant, wie genau alles auch schriftlich fixiert wurde. Eine Hinterlassenschaft wurde akribisch aufgenommen und Verträge geschlossen und man kann viele Ereignisse auch heute noch genau aus den alten Schriften nachvollziehen z.B. aus den Kirchenbüchern. Also war die "Bürokratie" schon damals verbreitet. Das Buch bringt auch sehr viele Emotionen rüber. Man leidet mit den Menschen, freut sich mit ihnen oder bangt in schlechten Zeiten. Mich haben die vielfältigen Lebenswege der Personen sehr berührt. Es gab so viele verschiedene Charaktere in dem Buch und dadurch erlebte man viele verschiedene Aspekte dieser Zeit. Die Menschen hielten auch zusammen und das zeigt sich in vielen Situationen. Es ist ein wirklich sehr lesenswerte Buch und bringt einem die mutige und tolle Frau Maria Kristine sehr nahe. Ich kann dieses Buch nur weiterempfehlen.

Bewertung vom 04.08.2021
Eine Prise Meersalz
Burba, Nanni

Eine Prise Meersalz


sehr gut

In diesem Buch erfahren wir durch die Erzählung von Nanni Burba die Geschichte ihrer Entscheidung für eine Auswanderung nach Mallorca und ihre Erfahrungen dort.

Das Buch lässt sich sehr gut lesen. Der Erzählstil der Autorin ist sehr angenehm und man kann sich alles sehr gut vorstellen. Sie beginnt mit ihrer letzten Zeit in Deutschland. Die Erlebnisse mit ihrem Restaurant in Gronau lassen sie den Entschluß fassen auszuwandern. Sie wollen eigentlich dem harten Leben als Gastronom entsagen und auf Mallorca ein anderes Leben beginnen. Es ist interessant zu lesen, wie die beiden in Gronau gelebt haben und dann ihre erste Zeit auf Mallorca ohne ein eigenes Restaurant. Ich fand nämlich, die beiden sind zum Gastronom geboren. Sie sind kommunikativ, kreativ, lieben die Menschen und das Leben. Sie sind immer voll in ihrem Tun aufgegangen, daher war es für mich erstmal überraschend, dass sie ohne diese Arbeit als Selbstständige leben wollten. Und man merkt auch, wie sehr sie es später doch vermissen und wieder Freude am Planen haben. In der Geschichte wird alles sehr detailliert beschrieben und dadurch kann man es sich gut vorstellen. Fotos dazu wären sicher schön gewesen, aber es geht auch ohne. Man erlebt alles hautnah mit, der Text lässt sich gut und flüssig lesen. Es gibt sehr amüsante Stellen und andere zeigen den Ernst der Lage und man bangt und hofft mit den beiden. Es ist eine sehr persönliche Geschichte und man erlebt zwei sehr zielstrebige und arbeitsame Persönlichkeiten. Sie nehmen das Leben wie es kommt und versuchen immer das Beste daraus zu machen. Ich fand ihre Erlebnisse sehr interessant und ich konnte dadurch auch mal einen Eindruck von Mallorca und dem dortigen Lebensgewohnheiten bekommen. Eine Auswanderung ist nicht einfach und man sollte mit allem rechnen. Ich fand es nur etwas ungewöhnlich ohne Sprachkenntnisse dorthin zu gehen. Obwohl sich ja rausstellte, dass dort eh Dialekt gesprochen wird und das "normale" Spanisch nicht viel gebracht hätte. Jedenfalls haben sie immer allen Widrigkeiten getrotzt und ihre Erfahrungen gemacht. Die waren nicht immer positiv (seltsame Arbeitgeberin), aber sie hatten auch Glück (super Vermieter). Ich denke, dieses Buch ist ein Muss für Auswanderwillige, die sich hier durch die Erfahrungen von Nanni und Harald einen ersten Eindruck holen können, was auf einen zukommen könnte. Und was man dann braucht, um es schaffen zu können. Ich denke, man muss auch bereit sein hart zu arbeiten und manchmal Kompromisse einzugehen. Flexibel muss man auch sein und das haben die beiden auch gut dargestellt.

Mir hat die Lektüre jedenfalls großen Spaß gemacht und ich hoffe, die beiden werden auch die harten Folgen der Coronazeit überstehen.

Bewertung vom 03.08.2021
Eine Frau, ein Plan
Musk, Maye

Eine Frau, ein Plan


weniger gut

In diesem Buch erzählt Maye Musk Begebenheiten aus ihrem Leben und wie sie durch die Höhen und Tiefen ihres Lebens gekommen ist. Sie erzählt aus ihrer Kindheit und welche Erfahrungen sie daraus für ihr weiteres Leben gewonnen hat. Ich bin mir nicht ganz im Klaren, ob es eine reine Erzählung ihres Lebens mitsamt den gesammelten Erfahrungen sein soll oder ein Ratgeber für ein ehrliches und gesundes Leben. Die Schilderungen ihrer Lebenserfahrungen werden meist mit Tipps kommentiert, die der Leser für sein eigenes Leben umsetzten könnte, um glücklicher, zufriedener und evtl. erfolgreicher zu sein.

Der Erzählstil hat mir gut gefallen. Es waren prägnante Sätze und dadurch war auch der Lesefluss gut. Allerdings waren mir manche Dinge zu oberflächlich und bezogen sich öfter aufs Aussehen und diese Wirkung auf andere Menschen. Aber man muss sagen, dass sie ein aufregendes und erfolgreiches Leben hatte. Sie hat viel dafür getan und ich denke, ihre Erfahrungen waren schon heftig. Aber sie ist eine Kämpfernatur und hat immer versucht, das Beste aus allem zu machen. Und es hat ja auch funktioniert. Sie hat sich auf wesentliches konzentriert und Gelegenheiten wahrgenommen. Es war bestimmt nicht immer einfach. Langweile kam jedenfalls beim Lesen nicht auf. Auch wenn mir manche Tipps zu oft wiederholt wurden. Mir hat gut gefallen, dass der Text in einzelne Teile mit Unterkapiteln aufgeteilt wurde. Denn so kann man sich je nach Interesse gezielt ein Thema raussuchen und den entsprechenden Teil mit seinen Unterkapiteln lesen.

Wer gerne Denkanstöße und Tipps für Lebenssituationen möchte, ist hier genau richtig. Und wird sicher was für sein eigenes Leben aus den Erzählungen rausholen können.

Bewertung vom 25.07.2021
Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2
Izquierdo, Andreas

Revolution der Träume / Wege der Zeit Bd.2


ausgezeichnet

In diesem zweiten Band dürfen wir uns über das Zusammentreffen der drei Freunde Isi, Artur und Carl in Berlin freuen. Wir erleben ihre Bemühungen, sich in diesen unruhigen Zeiten ein schönes Leben aufzubauen. Aber die Ereignisse sind nicht immer schön und die Drei gehen durch Höhen und Tiefen. Aber ihre Freundschaft bleibt immer eine Konstante und sie stehen sich bei.

Mir hat dieser Band auch wieder sehr gut gefallen. Ich kannte die groben Fakten über diese Zeit, aber das Buch hat mir durch die detailreichen Erzählungen und die lebhafte Schreibweise diese Zeit doch viel näher gebracht. Die politischen Verhältnisse und die Folgen für die Menschen wurden ja beim Lesen auch durch die Erlebnisse der drei Freunde gut dargestellt. Man konnte es sich alles sehr gut vorstellen und ich fühlte mich perfekt in diese Zeit hineinversetzt. Die privaten Dramen und Lebenserfahrungen der Protagonisten waren schon sehr interessant. Die mir so sympathischen Freunde kamen sehr authentisch rüber und man ist den Geschehnissen gebannt gefolgt. Durch die klare Sprache und lebhaften Schilderungen konnte man sich auch die anderen Charaktere gut vorstellen. Es war ja wieder ein Zusammentreffen der unterschiedlichsten Menschentypen - über die sympathischen und freundlichen Personen bis hin zu den übelsten Gesellen. Aber es hat mich immer wieder gefreut, wie sich Artur mit seinen kreativen und komplizierten Plänen durchgesetzt hat. Gut, er ist zwar für mich ein sympathischer Mensch, aber auch er bedient sich nicht gerade zimperlicher Methoden. Er ist zwar ein Mann mit Herz, aber doch auch ein Krimineller. Trotzdem ist er für seine Freunde der beste Freund und hilft, wo er kann. Auch Isi zeigt mir wieder ihre Stärken. Sie lernt durch die harte Schule und auch die Liebe wird durch die äußeren Umstände gestört. Sie ist aber auch ein starker Mensch und steht immer wieder auf und macht weiter. Sie sucht sich ihren Weg und beweist viel Mut. Sie ist ein Kind ihrer Zeit und sie lässt sich nicht unterkriegen. Carl zeigt sich wieder von seiner liebevollsten Seite, als er ein Leben mit Hans beginnt. Es ist sicher nicht einfach, aber die beiden werden ihren Weg machen. Carl ist für mich immer der ruhende Pool in dieser Freundschaft. Und er muss zum Schluß schwierige Entscheidungen treffen. Mir haben diese Ereignisse in dem Buch sehr gut gefallen. Man liest den Text und taucht sofort ab in diese fremde Welt. Ich habe das Buch fast in einem Rutsch durchgelesen, weil ich einfach immer Neugierig war, wie es mit den Freunden weitergeht. Der Schluß ist für mich gut und passend. Ich hoffe allerdings, noch mehr über das weitere Leben der Freunde zu erfahren.

Das Lesen dieser Geschichte macht Spaß, allerdings rate ich dazu den ersten Teil auch zu lesen. Obwohl man es auch ohne Vorkenntnisse lesen kann, denn es wird schon noch über die Ereignisse in der Vergangenheit informiert. Aber es macht noch mehr Freude, das Leben der drei Freunde von Anfang an zu begleiten.

Ich kann das Buch wirklich guten Gewissens weiterempfehlen.

Bewertung vom 24.07.2021
Eskalation
Benrath, Nora

Eskalation


ausgezeichnet

Auf der Heimfahrt in der Nacht auf der Autobahn bekommt Dina Martin einen Telefonanruf und nimmt ihn über die Freisprechanlage an. Und dieser Anruf verändert ihr Leben total.
Ich fand gerade diese geschilderte Situation während des Telefonierens besonders spannend. Aus einer normalen Handlung heraus - ein Gespräch annehmen - entwickelt sich eine beängstigende und unvorstellbare Situation. Ich war sofort wie gebannt und konnte garnicht mehr aufhören zu lesen. Und sogar nur als Leser bekam ich sofort Beklemmungen und leichte Angstgefühle. Sowas zu erleben ist wirklich ein wahrgewordener Albtraum. Es gehen sofort die Gedanken los: was würde ich in dieser Situation machen? Wie wird das Enden? Es fesselt einen sofort und man verfolgt dem Geschehen voller ängstlicher Gedanken. Es ist auch alles so real geschildert. Man spürt die Angst der Frau und kann sich ihre erstarrten Handlungen gut vorstellen. Und auch die weiteren Entwicklungen geben keine Entwarnung. Obwohl alles eigentlich tägliche Handlungen mit beinhalten, werden sie doch durch die Umstände zu gefährlichen Situationen. Man kann es sich vorher nicht vorstellen, aber es geschieht. Die vorkommenden Personen sind alles sehr unterschiedliche Charaktere und daher reagieren sie auch sehr individuell auf die Ereignisse. Es bleibt die ganze Zeit spannend. Und gerade die aus der Sicht des Täters erzählte Abschnitte sind sehr interessant und man kann dadurch einige Dinge besser verstehen. Ich fand es auch sehr gut, was im Laufe der Handlungen an Informationen über die einzelnen Protagonisten zum Vorschein kam. Durch die extreme Stresssituationen zeigen sich die wahren Verhältnisse untereinander. Es ist eben nach Außen hin immer alles gut, aber die wahren Zustände offenbaren sich erst im Inneren. Für mich war alles sehr glaubwürdig und nachvollziehbar. Man wird zwar durch die offen gelegten Geheimnisse oft auf eine falsche Fährte geschickt, aber dafür ist das Ende total überraschend. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber es passt gut und lässt den Leser zufrieden zurück. Wer also Spannung sucht, ist bei diesem sehr gut geschriebenen Text mit den interessanten und authentischen Ereignissen gut aufgehoben. Es lässt einen beim Lesen von Anfang bis zum Ende mitfiebern und man hat eine tolle Lesezeit.