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aebbies.buechertruhe

Bewertungen

Insgesamt 1003 Bewertungen
Bewertung vom 08.03.2023
Goldene Zeiten im Inselsalon / Norderney-Saga Bd.3
Lott, Sylvia

Goldene Zeiten im Inselsalon / Norderney-Saga Bd.3


ausgezeichnet

Um den Friseursalon Fisser auf Norderney weiter betreiben zu dürfen, heiratet Frieda im Jahr 1920 den Friseurmeister Paul Merkur. Was zuerst nur als Zweckehe vorgesehen war, entwickelt sich mit der Zeit zu einer glücklichen Ehe. Nur Friedas Tochter Lissy kann sich mit der neuen Situation schwer abfinden. Sie möchte so schnell wie möglich Norderney verlassen. Im Jahr 1927 ist Lissy endlich alt genug, um sich diesen Traum zu erfüllen. Sie geht nach Berlin, um in einem Friseursalon der gehobenen Klasse zu arbeiten und gleichzeitig eine Ausbildung zur Kosmetikerin zu machen. Bald hat sie viele Freundinnen und mit ihnen genießt sie das Berliner Nachtleben. Eines Tages lernt sie Ivo Sartorius kennen. Mit ihm ist Lissy glücklich und beide haben große Pläne.

Mit dem dritten Teil "Goldene Zeiten im Inselsalon" geht die spannende Norderney-Saga von Sylvia Lott weiter. Man begleitet Frieda Fisser, jetzt Merkur, durch die 1920er Jahre und erlebt, wie ihre Tochter Lissy erwachsen wird. Die großen und kleinen Sorgen der Insulaner werden auch diesmal wieder von Sylvia Lott sehr warmherzig geschildert. Man kann direkt mit den Menschen fühlen und sie sehr gut verstehen. Es ist interessant, die politischen Ereignisse aus der Sicht der einfachen Leute zu erleben. Wie gut, daß sie ihren trockenen Humor dabei nicht verlieren. Das liegt wohl auch an diesem besonders starken Zusammenhalt, der wahrscheinlich nötig ist, um die einsamen Winter auf einer Insel zu überstehen. Diese Stimmung kommt in dieser Geschichte gut rüber.
Wer die ersten Teile dieser Norderney-Saga gelesen hat, sollte diesen dritten Teil auf keinen Fall verpassen, aber auch für Neu-Leser dürfte der Einstieg hier nicht schwer sein.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2023
Die Herzchirurgin
Jordan, Jack

Die Herzchirurgin


gut

Der Sohn der Herzchirurgin Anna Jones wurde entführt, ihr Haus verwanzt. Die Entführer fordern, daß Anna den Politiker Ahmed Shabir während einer Operation sterben läßt, ansonsten ermorden sie ihren Sohn. Anna steht vor der Wahl: hält sie sich an ihren Eid, oder rettet sie ihren Sohn?

Das Buch "Die Herzchirurgin" von Jack Jordan verspricht eine spannende und interessante Handlung. Doch leider werden die Erwartungen nur bedingt erfüllt. Die Idee, eine Ärztin vor die Wahl zu stellen, einen Patienten zu töten oder den eigenen Sohn zu opfern ist nicht neu, hat aber Spannungspotential. Doch dies allein macht noch kein gutes Buch. Jack Jordan hat es leider nicht durchgängig geschafft, mich zu fesseln. Gerade der Mittelteil des Buches zieht sich und ich war versucht, einfach nicht weiterzulesen. Was störend wirkte, waren die Erzählperspektiven aus Sicht von Chirurgin Anna, Krankenschwester Margot und DI Rachel. Ich mag es nicht, wenn in der Ich-Form geschrieben wird. Noch dazu bei drei verschiedenen Charakteren - bei einer wäre es noch gegangen, aber so wirkte es leider sehr eintönig und man muß schon aufpassen, aus welcher Sicht nun geschrieben wird. Die drei Frauen waren mir auch allesamt unsympathisch und selbst die Schreibweise, die einem die Charaktere oft näher bringt, konnte dies nicht ändern. Spannung kam hier nur während der Operationen auf, die sehr gut beschrieben wurden. Hier wird es wirklich sehr detailliert lebendig und blutig...
Insgesamt basiert das Buch auf einer guten Idee, aber die Umsetzung hätte besser sein können!

Bewertung vom 05.03.2023
Inselhochzeit im kleinen Friesencafé / Das kleine Friesencafé Bd.3
Mommsen, Janne

Inselhochzeit im kleinen Friesencafé / Das kleine Friesencafé Bd.3


ausgezeichnet

Oma Anita und Kapitän Hark wollen heiraten! Nun hat Julia Stress- denn die Gäste sollen alle im Weber-Haus am Friesencafe untergebracht werden. Doch dafür muß das Haus erst eingerichtet werden. Das Chaos ist komplett, als Anitas Freunde aus Gelsenkirchen einfach kurzerhand viel eher anreisen und lautstark das Friesencafe in Beschlag nehmen. Sowohl die Einheimischen, als auch Harks Gäste sind von der Art einfach genervt. Einziger Lichtblick und Friedensstifter ist Harks Cousin Henry aus New York. Doch irgendetwas stimmt mit ihm nicht..

Janne Mommsen und seine Föhr-Romane gehören für mich einfach zu den absoluten Wohlfühlromanen. So auch "Inselhochzeit im kleinen Friesencafe". Man trifft hier auf alte Freunde, in deren Mitte man sich einfach geborgen fühlt. Es ist immer wieder eine Freude, erneut auf die Inselbewohner zu treffen und an ihrem Privatleben teilzuhaben. Denn eines sind sie alle: absolut sympathisch. Ganz besonders Hark habe ich hier wieder in mein Herz geschlossen. Wenn es nötig ist, hat er es faustdick hinter den Ohren. So zeigt er den Gelsenkirchenern auf See, was so ein Kapitänsmagen aushält - im Gegensatz zu dem der Landratten. Hier mußte ich herzhaft lachen und dachte mir so, daß dies die gerechte Strafe für ihr Verhalten ist. Denn die drei Gelsenkirchener mochte ich leider überhaupt nicht mit ihrer vorlauten Art. Ansonsten gab es aber nur angenehme Leute und es ist immer besonders schön, wenn Charaktere aus vorherigen Bänden immer wieder eine kleine Rolle spielen. Man verliert sie nicht aus den Augen und man hat das Gefühl, am kompletten Inselleben teilzuhaben. Hier geht es warmherzig und familiär zu. Janne Mommsen schreibt auf sehr leichte und authentische Art. Dies erreicht er durch seine schönen Inselbeschreibungen, bei denen man hautnah bei einer Wattwanderung dabei ist und die Schönheit der Insel vermittelt bekommt. Dazu schreibt er manche Dialoge der Insulaner in Fering, des Föhrer Dialektes. Diese Sätze kann man aber sehr gut verstehen oder einfach aus dem Sinn ableiten. Sie stellen kein Verständnisproblem dar.
Mich hat dieses Buch wieder begeistert und ich wurde auf perfekte Weise unterhalten! Wer Entspannung sucht ist hier genau richtig!

Bewertung vom 04.03.2023
Die Töchter der Kornmühle
Kölpin, Regine

Die Töchter der Kornmühle


ausgezeichnet

Die Schwestern Rena und Viktoria wachsen in den Nachkriegsjahren in Ostfriesland auf. Ihrer Familie gehört seit Generationen die Kornmühle im Dorf. Rena bleibt ihr Leben lang in ihrem Heimatdorf und kümmert sich um die in die Jahre gekommene Mühle. Viktoria dagegen hat schon früh gespürt, daß sie hier nicht leben will. Sie zieht es in die Stadt. Die Schwestern sind sich fremd geworden. Als ihre alte Mutter nun in die Klinik eingeliefert wird, muß Rena ihre Schwester benachrichtigen, denn die alte Frau will dringend mit ihren Töchtern sprechen. Sie möchte ihnen ein altes Familiengeheimnis anvertrauen. Dazu muß sie ihnen ihre Geschichte aus den 1940er Jahren erzählen. Was die beiden Schwestern dabei erfahren, zieht ihnen den Boden unter den Füßen weg und stellt die Familienbande auf eine harte Probe.

Das Buch "Die Töchter der Kornmühle" hat mich eigenartig berührt. Ich habe mich bei dieser Geschichte einfach nicht so ganz wohlgefühlt. Regine Kölpin gibt vielen Personen darin einen wenig liebenswerten Charakter. Die alte Hilka gefiel mir gar nicht. Sie war rechthaberisch und stur und ihre Tochter Rena ist auf dem besten Weg es ihr nachzumachen. Die Männer der Familie waren durchweg roh und gefühllos. Ich glaube nicht, daß man das alles mit der Kriegszeit entschuldigen kann. Soviel Streit und Hass in einer Geschichte ist schon bemerkenswert. Zum Ende des Buches wurde der Ton aber versöhnlicher. Da kam dann auch die herrliche Stimmung der Küstenlandschaft zum Vorschein, die Regine Kölpin immer so wunderbar beschreiben kann. Das Ende hat mich dann wieder versöhnt, so daß ich das Buch jedem empfehlen kann, der Lust auf eine nicht so heile Welt hat.

Bewertung vom 28.02.2023
Die Königin der Frösche
Akiz

Die Königin der Frösche


sehr gut

Herzogstochter Ragna soll sich mit dem Jagdfürsten Friedrich von Waidhofenstein vermählen. Kurz zuvor träumt sie, sie hätte einen Frosch geküsst. Immer wieder gelangt sie in ihren Träumen zurück zu ihm, der sich in einen Menschen verwandelt. Und auch sie verändert sich. Sie beginnt Insekten zu essen und aus ihrem Hals entweichen immer wieder komische Töne. Eines Tages gelangt der verwandelte Frosch in ihre Welt...

AKIZ hat mit "Die Königin der Frösche" einem alten Märchen ein neues Gewand verliehen. Wobei hier nur die Handlung ein neues Gewand bekommen hat, sprachlich bleibt man in der Wortwahl des Jahres 1799. Was zunächst recht gewöhnungsbedürftig ist, denn diese Sprache ist man nicht mehr gewohnt. Man muß sich hier erst "einlesen", dann hat man jedoch schnell Zugang zu diesem Stil. Irgendwie paßt es ja auch zur Handlung und seiner Zeit - die Sprache der heutigen Zeit würde für mich unglaubwürdig erscheinen und dem Buch seinen Zauber nehmen. Im Gegensatz zu dem Original-Märchen gibt es hier eine andere Perspektive der Verwandlung des Frosches in einen Menschen. Während der Prinz im Original glücklich über seine Verwandlung ist, ist es hier für den Frosch eine Qual, plötzlich Menschengestalt angenommen zu haben. Ich habe richtig mit ihm gelitten, als er sich durch seine ersten aufrechten Schritte gequält hat. Auch sein weiterer Weg war sehr Mitleid erregend. Erzählt wird die Geschichte aus Sicht von Ragna und anhand von Briefen, die Friedrich von Waidhofenstein an seinen sterbenskranken Vater schickt. Diese sind zum Teil sogar recht witzig - so beschwert sich Friedrich von Waidhofenstein darüber, daß "die Postversendung in diesem Teil des Landes von saumäßiger nature" sei. Das hat sich ja streckenweise bis heute nicht geändert. Ragna selbst macht übrigens ebenfalls eine interessante Verwandlung durch... Bei diesem Buch frage ich mich nun allerdings, ob AKIZ hier die Geschichte vom Froschkönig neu erzählen wollte, oder ob er ein ganz neues Märchen erschaffen wollte. Beides ist hier möglich, denn eine Ähnlichkeit zum altbekannten Märchen sehe ich hier überhaupt nicht mehr.
Dieses Buch ist etwas ganz besonderes und kann mit keinem der aktuellen Bücher auf eine Stufe gestellt werden!

Bewertung vom 26.02.2023
Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1
Aicher, Petra

Die Prinzregentenmorde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.1


ausgezeichnet

Anna Zech tritt im Jahr 1912 eine Stelle als Assistentin in der Gerichtsmedizin München an. Gleich an ihrem ersten Arbeitstag soll sie bei der Obduktion einer Wasserleiche helfen. Die nicht mehr ganz so junge Schauspielerin Adele Röckl wurde tot aus der Isar gezogen. Die Ärzte bestätigen Selbstmord, doch Anna glaubt nicht so recht daran. Der charmante Reporter Fritz Nachtwey umgarnt Anna, um von ihr mehr über den angeblichen Selbstmord zu erfahren. Er braucht Informationen, um einen Bericht für seine eigene Skandal-Zeitung zu schreiben. Die betreibt er nur, um die Doppel-Moral der besseren Gesellschaft bloßzustellen, denn er ist in Wahrheit selbst adelig und heißt Friedrich von Weynand. Anna merkt zu spät, daß sie ausgenutzt wurde. Nachdem sie dem angeblichen Reporter ordentlich die Meinung gesagt hat,beschließt sie trotzdem ihm bei seinen Nachforschungen zu helfen. Schließlich hatte die Tote viele Liebschaften bis in die allerhöchsten Kreise. Anna und Fritz decken unglaubliche Geschichten auf. Dabei entsteht eine seltsame Freundschaft zwischen den beiden so unterschiedlichen Menschen.

Es gibt eine neue Gerichtsmedizin-Serie - diesmal aus München. Petra Aicher läßt in ihrem Buch "Fräulein Anna Gerichtsmedizin" in der ersten Folge mit dem Titel "Die Prinzregentenmorde" ein ganz besonderes Paar zusammenkommen und ermitteln. Eigentlich passen sie so gar nicht zueinander, aber das macht den besonderen Reiz an der Geschichte aus. Das tugendhafte Mädchen vom Lande und der charmante Verführer geben ein seltsames Paar ab. Dabei kommen dann Dialoge zustande, die echt witzig sind. Ich fand es besonders wohltuend, daß die junge Anna in dieser Geschichte von ihren männlichen Kollegen freundlich empfangen wurde. Das ist einmal etwas Anderes, denn in vielen Geschichten dieser Art haben berufstätige Frauen immer Schwierigkeiten sich durchzusetzen. Dagegen ist in diesem Buch der Ton sehr harmonisch. Für Spannung ist natürlich auch gesorgt. Es gibt viele Verdächtige, aber erst am Schluß wird der Fall endgültig geklärt.
Das neue Ermittlerduo verspricht noch viel Lesespaß. Den zweiten Teil werde ich auf keinen Fall verpassen!

Bewertung vom 25.02.2023
Tote Lämmer lügen nicht / Ostfriesen-Krimi Bd.10
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Tote Lämmer lügen nicht / Ostfriesen-Krimi Bd.10


ausgezeichnet

Rosa und ihre Freundinnen vom Häkelbüdel-Club geben wieder ein Wohltätigkeitsessen für die hiesigen Rentner. Doch diesmal fehlt einer: Lenny. Kurz darauf finden Rosa und Hoyko ihn erschossen in seiner Wohnung. Zeitgleich reißt ein Wolf ein paar Schafe von Deichschäfer Gerhard, der ohnehin schon ein Wolfsgegner ist. Wolfsgegner und -freunde geraten aneinander. Als Gerhard tot im Watt gefunden wird, krempeln Rosa, Henner und Rudi die Ärmel hoch und zeigen, wie richtige Ermittlungsarbeit geht!

Wow - "Tote Lämmer lügen nicht" ist schon der 10. Fall für das Dreamteam Rosa, Henner und Rudi. So schnell vergeht die Zeit. Es ist wirklich erstaunlich, daß Christiane Franke und Cornelia Kuhnert noch immer gute Ideen für meine Carolinensieler Freunde haben. Denn das sind die Bewohner mittlerweile alle geworden. Sie sind so sympathisch, daß man sie gern in der Realität treffen würde. Und das dann natürlich in Carolinensiel. Denn dieser Ort Ostfrieslands wird hier so wunderschön beschrieben, daß man Lust bekommt, ihn zu besuchen. Wer ihn, so wie ich, bereits kennt, erkennt ihn wieder - ansonsten bekommt man durch die liebevollen Beschreibungen ein klares Bild vor Augen. Ich persönlich hatte einen ganz bestimmten Andenkenladen vor Augen, wenn es um das Geschäft von Adelheid geht. Die Autoren schaffen hier wieder eine absolute Wohlfühlatmospäre. Man fühlt sich in der Familie Steffens wohl, genießt die Gastfreundschaft von Mudder Steffens und würde gern mit am Tisch sitzen und auch helfen, die Weidezäune zu erhöhen. Sie schaffen leichte Spannung mit einer gelungenen Prise Humor. Und genau dies macht mir immer wieder aufs neue Spaß. Man kann rätseln und lachen gleichzeitig. Diesmal spielt ein aktuelles Thema eine Rolle: Pro und contra Wolfsansiedelung. Beide Parteien finden hier Gehör, wobei auch schwere Eskalationen nicht verschwiegen werden. Hier bleiben die Autorinnen neutral und lassen den Leser selbst entscheiden.
Auch dieser Jubiläumsband hat mir richtig gut gefallen - das Jubiläum habe ich dann mit Tante Hildegards superleckeren Eierlikörtorte gefeiert, das Rezept befindet sich nämlich mit einigen anderen Rezepten hinten im Buch!

Bewertung vom 24.02.2023
Rindviecher im Nebel
Weiler, Elke

Rindviecher im Nebel


gut

Bearded Collie Julchen ist in Aufregung: Bauer Thule ist spurlos verschwunden und seine Hoftiere drehen durch. Da die Polizei nichts unternimmt und für Julchen feststeht, daß er seine Tiere niemals freiwillig sich selbst überlassen hat, nimmt Julchen die Ermittlungen halt selbst auf. Und sie wird mit einer blutigen Harke auf einer Fenne und Thules angeschwemmten Gummistiefel fündig. Für sie steht fest, daß Thule einem Verbrechen zum Opfer fiel. Julchen stößt direkt auf mehrere Verdächtige...

Ein Hundekrimi? Ein Nordseekrimi? Oder doch eher ein Landkrimi? "Rindviecher im Nebel" von Elke Weiler ist irgendwie von allem etwas. Hier wird Eiderstedt so wunderbar mit seinen Besonderheiten beschrieben, daß diese Landschaft einfach vor Augen lebendig wird. Die Kühe auf der Weide umzingeln einen fast beim Lesen. Von daher: Land- und Nordseekrimi. Hauptperson ist hier eindeutig die neugierige Bearded Collie-Hündin Julchen. Angetrieben von ihrer Neugierde steckt sie ihre Hundenase einfach überall hinein und nimmt ihr Herz in die Pfoten. Sie hat mir richtig gut gefallen. Was mich doch leider etwas gestört hat, waren die Ausdrücke, die Elke Weiler Julchen in die Schnauze gelegt hat. Die speziellen Ausdrücke hätten nicht sein müssen und haben bei mir den Lesefluss gestört. Zum Glück gibt es für diese Ausdrücke ein sechsseitiges Glossar, das ich auch fast bei jeder gelesenen Seite benötigt habe, da ich mir die Ausdrücke streckenweise einfach nicht merken konnte. Die Handlung ist auf ihre eigene Art spannend. Man findet hier die ruhige, leichte Spannung, die dem Leser nicht den Blutdruck in die Höhe treibt, sondern trotz des Krimis entspannen läßt.
Wer ruhige Krimis und - ganz wichtig - Hunde mag, ist hier genau richtig!

Bewertung vom 21.02.2023
Frisch ermittelt: Der Fall Kaltwasser / Heißmangel-Krimi Bd.2
Franke, Christiane;Kuhnert, Cornelia

Frisch ermittelt: Der Fall Kaltwasser / Heißmangel-Krimi Bd.2


ausgezeichnet

1958: Als Martha Frisch, die clevere Heißmangel-Besitzerin aus Leer, das Grab ihres Mannes besuchen will, stolpert sie fast über die Leiche ihres Schwagers Siegfried Kaltwasser. Obwohl sie ihn nicht besonders mochte, trifft sie der Anblick doch sehr. Kommissar Onnen, arrogant wie immer, tappt im Dunkeln. Aber Martha hat für den Tratsch ihrer Kundinnen immer ein offenes Ohr. Zusammen mit ihrem Großneffen Polizeiwachtmeister Hans Frisch stöbert sie dadurch Geheimnisse über das Leben ihres Schwagers auf, die sie kaum glauben kann. Doch dann gibt es eine zweite Leiche. Beide Opfer waren Mitglied in einem Verein zur Wahrung von Sitte und Anstand. Martha Frisch kombiniert sofort: Wenn der Mörder es auf die Vereinsmitglieder abgesehen hat, wer ist dann wohl das nächste Opfer? Nur Marthas Mut ist es zu verdanken, daß der Fall endlich aufgeklärt wird.

Der zweite Teil von "Frisch ermittelt" heißt "Der Fall Kaltwasser" und hat in keiner Weise etwas von der Klasse des ersten Teils verloren. Der Zeitgeist der 1950er Jahre ist sofort wieder da. Man erfährt etwas über die Anfänge von Elvis Presley und kann heute über die Entrüstung der Alten über die Art von Musik und Tanz herrlich lachen. Die bekannten Personen sind auch wieder da und kamen mir schon sehr vertraut vor. Für Spannung ist auch wieder ausreichend gesorgt. Die Titelheldin Martha Frisch wird immer mutiger und sorgt diesmal für gefährliche Situationen. Sorgen muß man sich um sie aber nicht machen, denn sie weiß sich immer zu helfen. Auch in diesem Krimi der Autorinnen Christiane Franke und Cornelia Kuhnert klingt ganz leise Kritik an der Gesellschaft in den 1950er Jahren an. Bei der Vergabe der sogenannten "Persilscheine" ist es wohl nicht mit rechten Dingen zugegangen. Das kann man sich sehr gut vorstellen.
Dieses Buch ist ganz toll zu lesen und ich freue mich jetzt schon auf Teil drei!

Bewertung vom 20.02.2023
In blaukalter Tiefe
Hauff, Kristina

In blaukalter Tiefe


ausgezeichnet

In der Ehe von Caroline und Andreas kriselt es. Andreas beschließt daher, mit Caroline einen Segeltörn in die schwedischen Schären zu machen. Er chartert eine Yacht mit dem Slipper Eric. Mit an Bord lädt er seinen Geschäftspartner Daniel mit Freundin Tanja ein. Der Törn beginnt perfekt. Das Wetter ist gut und alle lassen es sich an Bord gutgehen. Nur Eric sondert sich immer wieder ab. Er wirkt auf alle sehr geheimnisvoll. Doch die Enge an Bord wird bald zum Problem. Als auch noch das Wetter umschlägt kommen die Konflikte der Paare immer deutlicher ans Licht. Caroline fühlt sich zu Eric hingezogen und Andreas flirtet offen mit Tanja. Da bricht nachts ein starker Sturm über die Yacht herein, der alle fünf Menschen in Lebensgefahr bringt. Nun muß jeder über sich hinauswachsen, um zu überleben.

Wer die heile Welt der Segelromantik sucht, der wird mit "In blaukalter Tiefe" nicht glücklich. Wer aber bereit ist, dem wahren Leben ins Auge zu blicken, der wird mit Kristina Hauffs Roman gut unterhalten. Sie beschreibt meisterhaft die Konflikte, die zuerst unter der Oberfläche brodeln, dann aber nach und nach ausbrechen. Bedingt durch die Enge an Bord einer Segelyacht braucht es nur einen Auslöser und die Situation eskaliert. Das wird in dieser Geschichte so perfekt dargestellt, daß man den großen Knall schon kommen sieht, bevor die Lage für die Personen brenzlig wird. Man weiß gar nicht, zu wem man halten soll. Jeder trägt seinen Teil zu der Misere bei. Kristina Hauff kehrt in diesem Roman das Innerste der Menschen nach außen und sie zeigt ihnen ihre Grenzen auf. Deshalb sollte man ein süßes Happy-End auch nicht erwarten.
Hier lernt man ganz klar, daß Segeln harte Arbeit ist!