Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Elchi130
Wohnort: 
Essen

Bewertungen

Insgesamt 458 Bewertungen
Bewertung vom 23.06.2022
A Touch of Darkness / Hades & Persephone Bd.1 (eBook, ePUB)
Clair, Scarlett St.

A Touch of Darkness / Hades & Persephone Bd.1 (eBook, ePUB)


weniger gut

Die toxische Beziehung - eine Erfindung der Götter

Persephone ist die Tochter der Göttin Demeter. Demeter hält ihre Tochter geheim und lässt sie isoliert von der Umwelt in Gefangenschaft aufwachsen. Schließlich lässt Demeter sich davon überzeugen, dass Persephone unter strengen Auflagen in New Athens studieren darf. Die wichtigste Regel lautet, dass Persephone keinen Kontakt zu Göttern haben darf und unter keinen Umständen zu Hades, dem Gott der Unterwelt. Doch ausgerechnet Hades kommt Persephone näher…

Schon zu Beginn hatte ich den Eindruck im Buch „A touch of darkness“ von Scarlett St. Clair, in einer Seifenoper gelandet zu sein. Alles dreht sich um wunderschöne Menschen und Götter, um Abendkleider, angesagte Clubs und ausschweifende Partys. Als Leserin hatte ich schnell den Eindruck, dass es um reiche und schöne Lebewesen geht. Die Welt, die die Autorin uns in ihrem Buch präsentiert, ist jedoch nicht nur äußerlich ausgesprochen oberflächlich. Auch das Geschehen dreht sich um wunderschöne und grausame Götter und Menschen, um Manipulation, Intrigen, Machtspiele, Dekadenz und wer wem überlegen bzw. unterlegen ist.

Das finde ich sehr schade. Denn ich liebe Geschichten über Menschen aus unserer Zeit, die auf antike Götter treffen. Leider war mir jedoch schnell klar, dass es in dieser Geschichte nur um Äußerlichkeiten und Oberflächlichkeiten geht.

Ab der Hälfte des Buches kommen dann noch vielfältige Sexszenen dazu. Diese haben mich unsäglich gelangweilt. Habe ich mir doch Sex mit einem Gott als ein außergewöhnlich gutes Erlebnis vorgestellt. Aber nein, Götter bevorzugen ganz gewöhnlichen Sex. Dieser soll zudem meistens schnell und hart sein. Besonders wichtig ist, wer Dominanz gegenüber dem anderen ausübt und wer die Macht hat. Zudem ist der Sex meistens in Streitigkeiten eingebettet. Entweder Hades und Persephone streiten sich und brauchen leidenschaftlichen Versöhnungssex. Oder sie haben Sex und streiten sich im Anschluss. Dabei ist mir dann aufgefallen, dass zwischen den beiden ständig Misstrauen herrscht und über wichtige Themen möglichst nicht gesprochen wird. Eine gesunde Beziehung sieht anders aus.

Doch mit dieser toxischen Beziehung stehen die beiden nicht alleine dar. Auch Aphrodite übt lieber Rache an dem Mann, dem ihr Herz gehört, als mit ihm das Gespräch zu suchen. Andere Götter zeichneten sich meistens durch viele Liebeleien und Affären aus, statt sich auf jemand anderen einzulassen.

Fazit: Soap Opera mit ausgeprägtem Sexanteil, der uns Beziehungen zeigt, wie sie nicht sein sollten. Ich habe mich durch das Buch gequält und werde mir weitere Bände schenken.

Bewertung vom 19.06.2022
In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3
Ventura, Luca

In einer stillen Bucht / Capri-Krimi Bd.3


sehr gut

Wie erwartet gut

Die Bücher von Luca Ventura gehören zu den Krimis der leisen Sorte. Der Autor entführt uns in der Reihe um die beiden Inselpolizisten Enrico Rizzi und Antonia Cirillo auf die traumhafte Insel Capri. Es wird nicht viele Leser und Leserinnen geben, die bei der Lektüre nicht am liebsten sofort die Koffer packen würden, um die schöne Insel zu erkunden.

„In einer stillen Bucht“ ist bereits der dritte Teil der Reihe. Auf Capri wird die Leiche der resoluten Leiterin des bekannten Konservatoriums von Neapel gefunden. Ermordet. Die beiden Inselpolizisten Rizzi und Cirillo stürzen sich mit Eifer in die Ermittlungen. Was wollte Maria Grifo auf Capri? War sie beruflich oder privat auf der Insel? Wen hat sie getroffen? Warum musste sie sterben?

Wie schon in den vorherigen Bänden der Serie, ist für die Mordermittlung wieder die Mordkommission in Neapel zuständig. Diese sieht es nicht gerne, dass Rizzi und Cirillo eigene Ermittlungen anstellen und sich nicht zu Laufboten der Mordkommission degradieren lassen. Zumal die beiden Inselpolizisten voller Motivation und echtem Interesse an der Lösung des Verbrechens ermitteln. Im Gegensatz zu den Kollegen, denen das Dolce Vita wichtiger ist als die Verbrecherjagd.

Auch bei diesem Buch der Reihe habe ich wieder das Flair der Insel, die sommerliche Atmosphäre und den Dorfcharakter von Capri genossen. Jeder kennt jeden und überall regiert der Klatsch, sodass Geheimnisse nicht lange geheim bleiben. Und, man glaubt es kaum, auch eine Großstadt wie Neapel hat in dieser Geschichte ihre dörflichen Züge.

Den Kriminalfall um die ermordete Leiterin der Musikschule fand ich interessant und spannend. Nach und nach gewannen sowohl die Ermittler als auch ich neues Wissen und wir gelangten gemeinsam zu neuen Erkenntnissen. Das Rätsel um den Täter und das Tatmotiv hat mir viel Spaß bereitet.

Nicht ganz so gut gefallen hat mir der Schwerpunkt, den der Autor neben den Ermittlungen gelegt hat. Die Beschreibungen der Insel Capri und auch von Neapel waren mir zu umfangreich. Dafür ist mir das Privatleben von Rizzi und auch von Cirillo zu knapp und zu oberflächlich abgehandelt worden. Hier würde ich mich über eine Verschiebung der Prioritäten in den nächsten Büchern freuen.

Fazit: Wem die ersten beiden Bände gefallen haben, der wird auch seine Freude an Band 3 haben.

Bewertung vom 17.06.2022
Die Schattenheilerin / Prison Healer Bd.1 (MP3-Download)
Noni, Lynette

Die Schattenheilerin / Prison Healer Bd.1 (MP3-Download)


ausgezeichnet

Hat mich nach und nach überzeugt

Ich habe mich ganz bewusst dazu entschieden, „Prison Healer – Die Schattenheilerin“ der Autorin Lynette Noni als Hörbuch zu hören. Denn das Hörbuch wird von Nina Reithmeier gesprochen, eine meiner Top Five Hörbuch-Sprecherinnen. Sie schafft es immer wieder, mich mit ihrer angenehmen Stimme in die Geschichten zu ziehen. Auch bei „Prison Healer – Die Schattenheilerin“ hat sie mir nicht einfach ein Buch vorgelesen, sondern sie verkörperte für mich Kiva, die Schattenheilerin. Dadurch hat sie das Hörbuch wieder zu einem Hörgenuss für mich gemacht, bei dem mir jede Minute Freude bereitete.

Trotzdem hat es ein wenig gedauert, bis ich mich in der Erzählung angekommen gefühlt habe. Das lag daran, dass wir als Hörer und Hörerinnen Mitten in die Geschichte geworfen werden. Im Prolog erleben wir, wie Kiva und ihr Vater von der Königsgarde festgenommen werden. Die eigentliche Erzählung startet dann jedoch viele Jahre später. Kiva ist mittlerweile die Heilerin im berüchtigten Gefängnis Zalindov. Als Tilda, die Königin der Rebellen, in Gefangenschaft gerät, wird Tilda auf die Krankenstation gebracht, da sie schwer erkrankt ist. Trotz aller Bemühungen, gelingt es Kiva nicht, dass sich Tildas Zustand bessert. Trotzdem soll Tilda sich einer 4-teiligen Prüfung unterziehen, dem Elementarurteil. Aus Verzweiflung meldet sich Kiva, um an Tildas Stelle die Prüfungen abzulegen. Gewinnt sie alle vier Prüfungen, sind beide frei – verliert sie, werden beide sterben…

Die Autorin baut ihre Geschichte langsam auf. Sehr lange begleiten wir Kiva in ihrem Alltag. Wir lernen das Gefängnis, die brutalen Wärter und gewalttätigen Mitgefangenen kennen. Neben Kiva werden noch weitere positive Figuren eingeführt, die sich nach und nach zu Verbündeten und Freunden entwickeln. Auch diese Entwicklung wird ausführlich geschildert.

Zum ersten Mal richtige Spannung kommt auf, als Kiva sich der ersten Elementarprüfung unterzieht. Auch die anschließenden Entwicklungen, die sich aus dieser Prüfung ergeben, waren sehr interessant. Doch dann geht der Erzählstrang wieder zurück zum Gefängnisleben. Bis die weiteren Prüfungen geschildert werden, dauert es sehr lange.

Und obwohl ich die Geschehnisse spannend fand und mir zudem die Figuren sehr gut gefallen haben, hätte das Hörbuch ein höheres Tempo gut vertragen können. Es war nicht langweilig und ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Trotzdem hätten mehrere Spannungsbögen aus einem guten Buch ein Highlight machen können.

Nichtsdestotrotz freue ich mich auf Band 2 und am liebsten wieder als Hörbuch, gelesen von Nina Reithmeier.

Bewertung vom 09.06.2022
Kiss Me Now / Kiss the Bodyguard Bd.3 (2 MP3-CDs)

Kiss Me Now / Kiss the Bodyguard Bd.3 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Spannend, aber die Dialoge waren zum Teil albern

Als Kingsley von der Schule fliegt, schickt seine Mutter ihn nach Kanada zu seinem Vater. Dieser ist Bodyguard am Königshof und für die Sicherheit von Prinzessin Eve verantwortlich. Schnell entspinnt sich zwischen Eve und King ein Flirt. Doch dieser endet abrupt, als Kingsleys Vater bei einem Einsatz das Leben von Eve rettet und seines verliert. Nach diesem Ereignis trennen sich die Wege von King und Eve. Bis Kingsley zwei Jahre später in die Fußstapfen seines Vaters treten und das Leben von Prinzessin Eve beschützen soll. King hat eine Ausbildung zum Bodyguard hinter sich und Eve befindet sich auf einer renommierten Eliteschule für Adlige.

Der humorvolle Schreibstil der Autorin, Stella Tack, sorgt schnell dafür, dass ich mich als Leserin den Figuren und der Geschichte nahe fühle. Besonders Kingsley ist mir mit seiner fürsorglichen Art schnell ans Herz gewachsen. Egal, ob es um seinen besten Freund Dexter, seine Mutter oder Eve geht, er hilft und beschützt einfach alle. Eve dagegen entwickelt sich im Laufe der Geschichte von einer leicht unsicheren 16-jährigen zu einer mutigen, kämpferischen jungen Frau, die weiß, was sie will.

Hin und wieder waren mir die Dialoge, die die Autorin ihre Figuren führen ließ, zu albern. Besonders, wenn es um Mister Burton, den Direktor der Eliteschule, ging, rutschte die Geschichte leicht schon ins Groteske ab.

Mit „Kiss me now“ liefert uns die Autorin jedoch nicht nur eine schöne Liebesgeschichte, sondern das Buch ist gleichzeitig auch ein spannender Thriller, der besonders zum Ende hin extrem temporeich ist. Diese Kombination von Teenagerliebe mit Kriminalstory macht das Buch zu einem Vergnügen, das von einem leichten, humorvollen Schreibstil getragen wird.

Ein besonderer Spaß besteht für mich bei romantischen Liebesgeschichten darin, diese als Hörbuch zu genießen. Deshalb habe ich mir von diesem Buch bewusst das Hörbuch angehört. Die Stimme des männlichen Sprechers, Jonas Minthe, hat mir sehr gut gefallen. Er hat es super geschafft, Kingsley Leben einzuhauchen. Die weibliche Sprecherin, Elise Eikermann, hat eine angenehm tiefe Stimme, besonders für ein Jugendbuch. Allerdings war ihr Sprachstil nicht immer mein Fall. Immer wieder war mir bewusst, dass mir hier gerade eine Sprecherin ein Buch vorliest. Sie hat es nicht geschafft, mir das Gefühl zu vermitteln, dass sie Eve nicht einfach liest, sondern diese verkörpert.

Fazit: Eine schöne Geschichte, die sowohl humorvoll, spannend und romantisch ist. Lediglich manchmal war sie mir zu albern.

Bewertung vom 08.06.2022
The Moment I Lost You / Lost Moments Bd.1
Weiler, Rebekka

The Moment I Lost You / Lost Moments Bd.1


ausgezeichnet

Wider Erwarten ein tolles Buch

Auf einer Party stirbt Mias bester Freund Brant in ihren Armen. Vier Jahre später steht ihr plötzlich der Mensch gegenüber, der für den Tod von Brant verantwortlich ist. Sein Name ist Nathan und er ist wieder da. Mia ist außer sich vor Zorn und Schmerz. Doch Stück für Stück lernt sie Nathan kennen.

Nachdem ich gelesen habe, wie Brant auf der Party in Mias Armen gestorben ist und wie sehr Mia unter diesem Verlust gelitten hat, war ich mir sicher, dass ich diese Geschichte nicht mögen werde. Denn ich hielt es für ausgeschlossen, dass die Autorin Rebekka Weiler mich davon überzeugen kann, dass aus Mia und Nathan ein Liebespaar werden könnte. Doch sie hat es geschafft! Das lag daran, dass sie die Gedanken- und Gefühlswelt von Mia sehr sorgfältig herausgearbeitet hat. Wir tauchen tief ein in das Innerste der weiblichen Hauptfigur Mia und kommen dabei nicht nur ihr, sondern auch Nathan Stück für Stück immer näher.

Sehr geschickt fand ich, dass lediglich zwei Kapitel von „The Moment I lost you“ aus der Sicht von Nathan geschildert werden. So erleben wir fast das gesamte Buch aus Sicht von Mia.

Eine Szene hat mir allerdings im Buch gefehlt. Als Mia und Nathan bei einem Poetry Slam Festival sind, begegnen sie einem Pärchen aus Mias Trauergruppe. Dort kommt es zu einem Eklat. Diese Begegnung hätte ich gerne beim nächsten Treffen der Trauergruppe aufgearbeitet gehabt. Ich denke, dass die Autorin darauf verzichtet hat, weil zwar der Eklat für die Beziehung zwischen Mia und Nathan wichtig war, die Aufarbeitung in der Trauergruppe jedoch nicht.

Die beiden Hauptfiguren konnten mich überzeugen und haben mich emotional erreicht, sodass ich ihnen unbedingt ein Happy End gewünscht habe.

Fazit: Eine Liebesgeschichte, die sensible und gefühlvoll geschrieben sowie zudem sorgfältig herausgearbeitet wurde. Sehr gerne würde ich noch die Geschichten zu Adam, Jack, Sarah und den Studienfreundinnen von Mia lesen.

Bewertung vom 08.06.2022
Talberg 2022 / Talberg Bd.3
Korn, Max

Talberg 2022 / Talberg Bd.3


ausgezeichnet

Der Krimi hat mich wieder überzeugt

Bei einem starken Unwetter finden Bewohner von Talberg unter einem großen Baum die Knochen eines Jungen. Dem Dorfpolizisten Adam Wegebauer gelingt es, einen Teil des Skeletts zu bergen, bevor der Sturzbach alles mit sich davon reißt. Doch wer ist dieser Junge? Etwa der vor fast 100 Jahren verschwundene Alfred Hirscher?

Der Autor Max Korn nimmt uns zum dritten Mal mit in das Dorf Talberg. Talberg ist ein abgeschiedenes Fleckchen Erde, wo nichts lange geheim bleibt. Die Bewohner begegnen jedoch allem Fremden mit Misstrauen. In der Talberg-Trilogie haben wir es immer wieder mit den gleichen Sippen, jedoch anderen Generationen zu tun. Band 1 spielt 1933, Band 2 1977 und der dritte Band 2022.

Auch in diesem Buch gelingt es dem Autor wieder hervorragend, uns die Atmosphäre des Dorfes zu vermitteln. Der Ort ist den Naturgewalten schutzlos ausgeliefert. Das Leben in Talberg ist auch im Jahr 2022 nicht leicht. Obwohl der Fortschritt auch vor diesem Ort nicht Halt macht, sind die zentralen Begegnungsstätten immer noch die Kirche und die Kneipe. Doch in dem Dorf regiert immer noch das Misstrauen, die Schwermut und Gewalt. Beim Lesen habe ich die düstere, erdrückende Stimmung genauso wie die Resignation der Bewohner jederzeit deutlich gespürt.

Nach und nach rollt der Autor die Geschehnisse auf, die zu dem Fund des Skeletts im Jahr 2022 führen. Im Mittelpunkt des Buches stehen der Dorfpolizist Adam Wegebauer und seine Familie. Adam hatte eine harte Kindheit, der er zu entfliehen suchte, indem er Polizist geworden ist. Auch seinen Vater, der die beiden Kinder aus dem Haus getrieben hat, lernen wir als Teenager kennen. Nach und nach verstehen wir, welches Erbe in dieser Familie Generation für Generation weitergegeben wird.

Richtig spannend wird die Geschichte erst mit der Ankunft der LKA-Ermittlerin Eva Engler in Talberg. Vorher dümpelt die Geschichte etwas vor sich hin . Adam Wegebauer versucht eher unstrukturiert herauszufinden, wer das Skelett sein könnte. Aber mit der Ermittlerin kommt auch Unruhe ins Dorf und die Handlung gewinnt an Tempo. Nun überschlagen sich die Ereignisse fast. Der Fall wird spannend, erschreckend und auch erdrückend.

Fazit: Auch das dritte Buch „Talberg 2022“ konnte mich wieder überzeugen. Es ist nach anfänglichen Startschwierigkeiten spannend zu lesen. Ich möchte in Talberg nicht leben, treffe im Buch aber viele interessante Figuren.

Bewertung vom 29.05.2022
Die Toten von Rungholt
Nellen, Kerstin

Die Toten von Rungholt


ausgezeichnet

Konnte mich mit ihrem Erstlingswerk überzeugen

1362 geht die nordfriesische Siedlung Rungholt in den Fluten eines Unwetters unter. Um dieses Ereignis ranken sich Mythen und Legenden – und nun auch der Mystery Krimi „Die Toten von Rungholt“ der Autorin Kerstin Nellen. Im Juni 2013 wird der LKA Mitarbeiter Piet Boekhoff zu einem im Watt gefundenen Toten in Wyk auf Föhr gerufen. Als er zusammen mit Polizeihauptkommissar Jan Johansen beim Fundort einen Blick auf den Toten wirft, ist er, wie sein Kollege, erst einmal fassungslos. Schnell wird Ihnen klar, dass sie es hier mit einem besonderen Verbrechen zu tun haben.

Bereits nach ein paar Sätzen hatte mich Kerstin Nellen von ihrem gefühlvollen und bildhaften Schreibstil überzeugt. Ich habe mich sofort in der Geschichte angekommen und Zuhause gefühlt. Manchmal waren mir die Szenen zu ausführlich beschrieben. Aber aufgrund des schönen Erzählstils war dies nicht wirklich störend.

Die Geschichte wird auf mehreren Zeitebenen geschildert. Das erfordert ein wenig Konzentration, zumal dadurch auch die Anzahl der Figuren höher ist als bei anderen Krimis. Ich fand es jedoch sehr spannend, zu erfahren, was in dem jeweiligen Jahr passiert ist und wie die Ereignisse aus der Vergangenheit mit denen der Gegenwart zusammenhängen. Zum Teil haben mich die Geschehnisse so in ihren Bann gezogen, dass mein Herzschlag sich erhöhte. Denn an der einen oder anderen Stelle waren die Schilderungen ein wenig gruselig.

Besonders beeindruckt hat mich, dass der Autorin die Verknüpfung von unserer normalen Welt mit den geisterhaften Ereignissen so gut gelungen ist, dass ich gebannt war, ob und wie die Polizisten diesem übernatürlichen Geschehen das Handwerk legen können. Ich lese für mein Leben gerne Fantasyromane. Geschichten, in denen Geistererscheinungen eine Rolle spielen, kann ich im Allgemeinen nicht viel abgewinnen. Doch in diesem Krimi wirkte auch das Übernatürliche so natürlich, dass ich es keinen Moment als störend empfunden habe.

Das Einzige, was nicht mein Fall war, war, dass zwischendurch Plattdeutsch gesprochen wurde. Das unterbricht meinen Lesefluss und daher empfinde ich es als störend.

Fazit: Ein spannendes Buch, das durch seine tolle Erzählweise besticht. Ich würde mich über weitere Bücher der Autorin freuen.

Bewertung vom 29.05.2022
Tiefes, dunkles Blau
Kobler, Seraina

Tiefes, dunkles Blau


weniger gut

Zu viele Beschreibungen, zu wenig Handlung

Der Arzt einer Kinderwunschklinik, Dr. Moritz Jansen, wird tot aus dem Zürichsee gefischt. Die Seepolizistin Rosa Zambrano soll zusammen mit dem Ermittler Martin Weiss von der Kriminalpolizei in dem Fall ermitteln. Doch ist sie dafür die richtige Person? Denn ihre Schwester und deren Frau waren ebenso Kundinnen bei Dr. Jansen, wie sie selbst…

Als Leserin kommt man gar nicht darum herum, die tiefe Verbundenheit der Autorin Seraina Kobler mit Zürich zu bemerken. In ihrem ersten Zürich-Krimi mit der Ermittlerin Rosa Zambrano nimmt sie uns immer wieder mit auf eine Führung durch die Stadt. Dabei kommt nach meiner Meinung die Krimihandlung viel zu kurz in diesem Buch. Auf den ersten 100 Seiten beschäftigen sich nach einer wohlwollenden Schätzung etwa 10 Seiten mit dem Verbrechen und dem Auffinden der Leiche. Die restlichen Seiten liefert uns die Autorin Landschafts- und Stadtbeschreibungen, beschreibt Wohnungseinrichtungen, Dekorationsartikel und Nahrungsmittel. Da mich solche Beschreibungen maßlos langweilen, war ich versucht, das Buch einfach abzubrechen. Was ich nicht getan habe.

Nach dem ersten Drittel des Buches starteten zum Glück endlich die Ermittlungen zu dem Toten und seinem Umfeld. Sofort schöpfte ich Hoffnung, da das Buch erst einmal spannender wurde. Zudem nahmen die im ersten Drittel ausufernden Beschreibungen auch endlich ab.

Bei ihrem ersten Krimi hat sich die Autorin einem sehr kontroversen Thema zugewandt. Es geht um Genforschungslabore und die Fragen, welche Versuche gesetzlich erlaubt sind und was ethisch vertretbar ist. Leider hat sie diesem wichtigen Thema jedoch nicht den Raum eingeräumt, den sie den oben genannten Beschreibungen gewährt hat. Das Thema wurde in meinen Augen nur angerissen und hätte mehr Tiefe verdient.

Auch die Ermittlungen weisen für einen Kriminalroman große Lücken auf. Zum Ende des Buches kann man sich durchaus fragen, warum der Arzt nun eigentlich sterben musste. Wiederholt hatte ich den Eindruck, dass es der Autorin nicht gelungen ist, die Arbeit der Polizei handwerklich auszuarbeiten. Denn Erkenntnisse erlangen die Ermittler zum Teil per Geistesblitz während anderer Tätigkeiten.

Die Figuren konnten bei mir ebenfalls nicht punkten. Obwohl wir über die weibliche Hauptfigur ein paar Dinge erfahren, ist es mir nicht gelungen, eine emotionale Verbindung zu ihr einzugehen. Ich konnte die Fakten zur Kenntnis nehmen, aber Nähe zu ihrer Person ist nicht entstanden.

Für mich ist somit der erste Krimi um die Ermittlerin Rosa Zambrano auch mein letzter Krimi mit ihr.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 29.05.2022
Die Knochenleser
Ross, Jacob

Die Knochenleser


sehr gut

Leise erzählter Krimi, der vor allem kulturell interessant war

Der Detective Superintendent Chilman stellt sich auf der Karibikinsel Camaho sein eigenes Team an Ermittlern zusammen. Dabei rekrutiert er sehr gerne Menschen, die bislang Kleinkriminelle waren oder am Rande der Gesellschaft gelebt haben. Zu ihnen gehört auch Michael "Digger" Digson. Nichts lag ihm ferner als Polizist zu werden. Doch Chilman überzeugt ihn schließlich und schickt ihn zur forensischen Ausbildung nach London. Als Chilman in den Ruhestand geht und erwartet, dass seine bisherige Abteilung seinen wichtigsten Fall löst, geraten die Dinge außer Kontrolle...

Das Buch "Die Knochenleser" zeichnet sich durch seinen besonderen Schreibstil aus. Es wurde bei der Übersetzung versucht, den Slang, der auf der karibischen Insel gesprochen wird, einzudeutschen. Dabei entsteht eine eigenwillige Sprache. Diese ist jedoch beim Lesen leicht verständlich. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive von Michael "Digger" Digson. Die Beziehungen, die er zu seiner Umwelt pflegt, wirken generell sehr speziell. Doch gerade dieser Blick auf die Insel und seine Bewohner macht einen Teil des Charmes aus, den dieses Buch versprüht. Doch genau dieser Erzählstil führte bei mir regelmäßig dazu, dass ich den Eindruck hatte, es mit einer mir vollkommen fremden Kultur zu tun zu haben. Das bedeutet auch, dass es oft einen Subkontext gab, den ich nicht entschlüsseln konnte. Das erschwerte mir das Verständnis für die Zusammenhänge immer wieder.

Trotzdem hat mir der Blick auf Digger, sein Leben und seine Arbeit sehr gut gefallen. Ich habe es sehr interessant gefunden, das Weltbild, die Kultur und die Vorgehensweise der Figuren zu erkunden. "Die Knochenleser" ist weniger ein klassischer Kriminalroman als vielmehr ein Blick auf eine fremde Kultur und ihre Eigenheiten. Und diese Sicht findet auch auf die Ermittlungsarbeit der Polizei statt.

Für mich ein außergewöhnliches, wenngleich nicht immer ganz verständliches Buch. Auf jeden Fall hat es mich neugierig gemacht und ich bin auf weitere Bücher mit und über Digger gespannt.