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Benutzername: 
Sandhaas
Wohnort: 
Bodenheim

Bewertungen

Insgesamt 243 Bewertungen
Bewertung vom 21.03.2021
Blütengrab
Fink, Ada

Blütengrab


sehr gut

Nachwendekrimi aus Meckpomm
Wussnitz ein Provinznest irgendwo in Mecklenburg-Vorpommern im Jahr 1993 - Nachwendezeit. Ulrike Bandow, ermittelnde Kommissarin wird mit Ereignissen aus Ihrer Kindheit konfrontiert und versucht sich trotz und wegen ihres persönlichen Bezuges objektiv und impulsiv der Klärung eines Mordfalles anzunehmen. Passend zum persönlichen Chaos erhält sie genau in diesem Moment einen neuen Partner aus dem Westen, der nicht minder mit persönlichen Problemen kämpft. Beide sind totale Gegensätze. Ulrike mit Hang zum Aktionismus und der andere, Ingo Larssen, staubtrocken und kaum aus der Reserve zu locken. Trotzdem raufen die beiden sich zusammen und decken die dunkle Vergangenheit des Kinderheimes in Stabenow und die Machenschaften des DDR-Regimes auf der einen und den westlichen Nutznießern auf der anderen Seite auf. Überdies erkennt man schnell, dass "Fehler im System" gerne auch in der Zukunft totschweigen will.
Garniert wird die Geschichte mit germanischen Gottheiten und Runen, die allem eine mystische Bedeutung geben.
Der Spannungsbogen ist gut aufgebaut und am Ende nimmt die Geschichte richtig Fahrt auf.
Nervig ist aber der Berichtsstil der Autorin, der es nicht leicht macht wie sonst gewohnt in das Geschehen einzutauchen. Ein Stilmittel, dass sicherlich bewusst gewählt wurde, um eine neutrale Distanz zu den Geschehnissen aufzubauen.
Gewöhnungsbedürftig!
Außerdem bleiben am Ende noch einige Fragen offen. Ada Fink hat hier ganz offensichtlich kein einfach zu konsumierendes Buch schreiben wollen, sondern versucht viele drängende politische Themen anzusprechen.
Dennoch handelt es sich um ein spannendes Buch, dass zahlreiche kleine und große Helden hat.

Bewertung vom 06.03.2021
Klima
Klass, David

Klima


sehr gut

Es beginnt mit einem Anschlag auf einen Staudamm - generalstabsmäßig geplant und ausgeführt. Es soll der vorletzte Anschlag von Green Man werden. Das Ziel wird erreicht, aber wieder fordert der Anschlag Menschenleben. Dies wird von Green Man billigend in Kauf genommen, da der Kampf gegen die Umweltzerstörung und Eingriffe in die Natur über alles gestellt werden, da das selbstgesteckte Ziel, die Rettung der Erde mit allem ihrem Leben, über alles Andere gestellt wird.

Doch dann reihen sich unglückliche Zufälle aneinander und der neu beim FBI arbeitende Tom nimmt analytisch die Fährte auf. Der als Nerd vielfach unterschätzte Tom Smith zeigt Kampfgeist. Geprägt von seinem Vater möchte er in dessen Fußstapfen treten, obwohl oder gerade weil sein Vater ihn als nicht tough genug erachtet. Am Ende ermittelt Tom ohne dienstlichen Auftrag, da der Präsident dem FBI den Fall entzogen hat. Es kommt zum Showdown bei Green Mans letztem Anschlag...

Die Handlung ist schlüssig und flüssig geschrieben. Das Buch lebt nicht von übermäßiger Spannung oder Action. David Klass stellt die ethische Botschaft über künstlich erzeugte Spannung. Beide Hauptakteure haben ein "grünes Gewissen", aber die Motivation ihres Handelns ist grundverschieden. Gesinnungsethik prallt auf Verantwortungsethik.

Fazit:
Wer einen nervenaufreibenden Thriller erwartet und schätzt, wird von diesem Buch sicher enttäuscht sein. Aber Klima ist ein Buch zum Überdenken des eigenen Handelns und der Frage, ob man ein guter Mensch ist, wenn man nur die beabsichtigte (gute) Wirkung des eigenen Handelns als Richtschnur nimmt.