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Lesefee23.05
Wohnort: 
Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 315 Bewertungen
Bewertung vom 30.06.2020
Die Schattenschwester / Die sieben Schwestern Bd.3
Riley, Lucinda

Die Schattenschwester / Die sieben Schwestern Bd.3


ausgezeichnet

Star ist mir bisher die liebste der sechs Schwestern d’Apliese. Obwohl sie bislang meist im Schatten von ihrer Schwester Cece gelebt hat und die meisten Entscheidungen sowie das Reden ihr überlassen hat, ist auch Star selbst eine starke Persönlichkeit. Sie redet nicht gerne und fühlt sich mit den meisten Menschen eher unwohl, trotzdem besitzt sie den Mut ihre eigenen Wünsche und Träume zuzulassen und schließlich auch langsam die Verbindung zu ihrer Schwester zu kappen. Der Tod ihres Adoptivvaters Pa Salt und dessen Abschiedsbrief tragen ihren Teil zu diesem Prozess bei, denn nicht nur die anderen Schwestern, auch Pa Salt hatte erkannt, dass die enge Verbindung der beiden Schwestern auf Dauer nicht gut für beide ist.
Ihr erstes Ziel auf der Suche nach ihrer Herkunft ist eine Londoner Buchhandlung, in der sie den ungewöhnlichen Besitzer Orlando kennenlernt. Ganz entgegen ihrer Natur traut sie sich, ihn auf das Rätsel anzusprechen, das ihr Adoptivvater ihr hinterlassen hat und findet schließlich Hinweise auf ihre Herkunft, die sie nach Kent an den Anfang des 20. Jahrhunderts befördern und einige Geheimnisse der Vergangenheit bergen.
Neben der Suche nach ihrer Herkunft lernt Star auch die Familie Orlandos mehr und mehr kennen und lieben. Sie ist jemand, der sich für ihre Mitmenschen einsetzt und sich um sie kümmert. Sie besitzt die Fähigkeit sie zu unterstützen und ihnen ein besseres Gefühl von sich selber zu geben, sie gar zum positiven zu verändern. Dies ist eine Eigenschaft, die mir an Star sehr gut gefallen hat. Ihr Einfühlungsvermögen und ihre Hilfsbereitschaft sind sehr bemerkenswert. Sie lassen sie sympathisch und authentisch wirken und machen Star zu einer Person, die man gerne kennenlernen möchte. Stars persönliche Entwicklung und ihre Suche nach sich selbst werden im Laufe der Handlung sehr deutlich. Sie beginnt mehr und mehr eigene Entscheidungen zu treffen und diese auch durchzusetzen und versteht schließlich, was es bedeutet zu lieben und an sich selbst zu glauben.
Insgesamt haben mir alle Figuren der Geschichte haben sehr gut gefallen - sie sind jeder für sich authentisch beschrieben und haben Wiedererkennungswert. Nur Cece als vierte Schwester ist mir bisher eher unsympathisch, ich bin sehr gespannt, was mich in ihrem Band erwartet…
Ebenfalls wieder brillant gelungen sind die Verknüpfungen von Gegenwart und Vergangenheit sowie die Einarbeitung mythologischer Aspekte, historischer Eckdaten und die Verbindung zur Gesamthandlung der Buchreiche. Durch die Wiederholung von Szenen aus der Perspektive der jeweiligen Schwester werden Aspekte aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet und dargestellt, ohne dabei langweilig zu wirken.
Der Schreibstil tut sein Übriges und so wird der Leser erneut gefesselt und in die Welt der Schwestern d’Apliese entführt. Mehr und mehr faszinieren mich die Dynamik und die unterschiedlichen Verbindungen zwischen den einzelnen Schwestern.
Mein Fazit: Ein weiterer großer und faszinierender Roman der Sieben-Schwestern-Reihe. Star ist bisher meine „Lieblingsschwester“ und ich bin in ihrer Geschichte vollständig versunken. Es werden erneut Brotkrumen gestreut, die den Tod von Pa Salt rätselhaft erscheinen lassen und verknüpft mit einer verbotenen Liebe, einer außergewöhnlichen Familie und der Suche nach sich selbst. Ich freue mich sehr auf die nächsten Teile der Reihe und vergebe 5 von 5 Sternen für „Die Schattenschwester“.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 28.06.2020
Die geheimnisvollen Gärten der Toskana
Beyer, Anja Saskia

Die geheimnisvollen Gärten der Toskana


sehr gut

„Ob man positiv oder negativ an das Leben ranging, konnte man selbst lenken und für sich entscheiden.“

Jessy ist für mich eine sympathische und authentische Protagonistin. Sie ist häufig mit sich selbst unzufrieden und kommt nur schwer zur Ruhe. Meist hat sie das Gefühl, auf der Suche nach irgendetwas zu sein und lediglich die Zeit mit ihrer Hündin Bella kann sie erden. Der Job in der Toskana ist für Jessy ein kompletter Neubeginn, aber auch ein Abenteuer, das zu ihrem unruhigen Wesen passt. Sie bricht ihre Zelte in München ab und reist mit Bella nach Italien. Als sie in der Toskana ankommt, verliebt sie sich sogleich in den wunderschönen Garten des Anwesens der Russos. Leider scheinen sowohl ihr Arbeitgeber, als auch dessen Mutter nur bedingt begeistert von ihr zu sein. Immerhin hatten sie einen Mann erwartet und haben nur wenig Zeit das Anwesen vor dem Verkauf zu retten.
Doch Jessy ist entschlossen den Job anzutreten und Gregorio ist verzweifelt, sodass er die Hilfe schließlich annimmt. Gemeinsam versuchen sie das Familienanwesen vor dem Verkauf zu retten und nähern sich dabei mehr und mehr aneinander an. Die aufkeimende Beziehung der beiden ist dabei emotional und herzerwärmend beschrieben, die daraus resultierenden Probleme und Zweifel, sowie die ablehnende Haltung von Gregorios Mutter nachvollziehbar.
Die Liebesgeschichte zwischen Jessy und Gregorio wird überschattet von alten Geheimnissen und Familienfehden, wodurch eine gewisse Spannung erzeugt und eine leichte Parallele zu „Romeo und Julia“ erkennbar ist.
Jessys Art hat mir von Anfang an gut gefallen, durch ihre Liebe zu Hunden und Tieren im Allgemeinen ist sie mir sofort ans Herz gewachsen und auch ihre grundsätzlich eher positive Lebenshaltung fand ich sehr ansprechen. Gefallen hat mir zudem der Hinweis auf ihr Glückstagebuch, durch das Jessy gelernt hat, positiv an das Leben heranzugehen. Durch die Arbeit in der Toskana beginnt sie sich selbst besser kennenzulernen, die Arbeit im Garten sowie das Leben in Italien erden sie. Sie wird im Laufe des Romans ruhiger und selbstbewusster und findet schließlich auch ihren Platz im Leben. Diese Entwicklung Jessys hat mir sehr gut gefallen. Sie wird durch die personale Erzählperspektive aus Jessys und Gregorios Sicht gut verdeutlicht und auch Gefühle und Gedanken der beiden werden durch die gewählte Perspektive klarer.
Der Schreibstil und die Handlung des Romans sind durchgehend flüssig und leicht, sodass ich das Buch mühelos an einem Tag durchlesen konnte.
Insgesamt hätte ich mir ein wenig mehr Aufregung oder Wiedererkennungswert für die Geschichte gewünscht, eine ähnliche Faszination wie „Die Sterne über Venedig“ konnte sie bei mir nicht erzeugen. Trotzdem überzeugte mich der Roman durch einer großen Portion Charme und Wohlfühlfaktor und ist ideal zum Schmökern und Entspannen. Die wunderschöne Kulisse der Toskana mit ihren verwunschenen und geheimnisvollen Gärten trägt einen Großteil dazu bei, lädt zum Träumen ein und verführt einen dazu, sofort eine Reise antreten zu wollen.

Mein Fazit: „Die geheimnisvollen Gärten der Toskana“ ist ein Roman, der sich hervorragend für den Sommerurlaub und das virtuelle Reisen in ferne Länder eignet. Er entführt einen mit einer wunderschönen Liebesgeschichte in die Toskana und deren traumhafte Kulisse und lässt sich unkompliziert und leicht lesen. Er ist ein Roman zum Träumen und Genießen und bekommt von mir 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 28.06.2020
Die Sturmschwester / Die sieben Schwestern Bd.2
Riley, Lucinda

Die Sturmschwester / Die sieben Schwestern Bd.2


sehr gut

„Sei glücklich. Das ist deine Gabe.“

Auch „Die Sturmschwester“ ist wieder ein faszinierender Roman von Lucinda Riley, der Fiktion und historische Fakten miteinander verknüpft. Eingebettet in die Gesamthandlung der Buchreihe erfahren wir mehr über die zweite Schwester Ally und ihre Herkunft.
Die Reise führt uns nach Norwegen und von dort aus auf eine Zeitreise von Norwegen nach Leipzig und ins 19. Jahrhundert. Historische Ereignisse und Figuren werden dabei geschickt in die fiktionale Geschichte eingebettet und der Leser erfährt einiges über die Welt der Musik. Edvard Grieg und Henrik Ibsen dürften vielen von uns ein Begriff sein, doch in einem Roman aufgegriffen, sind auch reale Personen irgendwie immer greifbarer. Durch die gute Verknüpfung wirken die realen Begebenheiten nicht trocken oder langweilig, man kann sich mit ihnen beschäftigen oder sich auf die Romanhandlung konzentrieren.
Insgesamt haben Ally und ihre Vorfahrin Anna mich nicht so berühren können wie Maia und Bel aus dem ersten Band der Reihe.
Allys Geschichte war für mich ein bisschen zu tragisch. Erst verliert sie ihren Vater, dann ihren Seelenverwandten und gerade erst kennengelernten Partner. Ich bewundere, dass sie darüber nicht ihren Verstand verloren hat, sondern an ihrem Weg festhält und sich eine Zukunft erkämpft. Verwunderlich ist dabei für mich nur, dass sie wenig Unterstützung durch ihre Adoptivschwestern sucht und erhält, sondern sich auf die Familie Theos und neue Bekannte stützt. Gerade dies ist aber vermutlich die Art, die Ally ausmacht. Sie ist die „Anführerin“ der Schwestern und ausgesprochen lebensfroh und zuversichtlich. Sie gibt die Hoffnung nicht auf und das ist auch das, was Pa Salt ihr in seinem Abschiedsbrief geraten hat. Damit und mit ihrem liebsten Hobby und Beruf, dem Segeln, entspricht auch sie ihrem mythologischen Vorbild Alkyone, die als Schutzpatronin der Seeleute gilt.
Anna hingegen, Allys Vorfahrin, war mir ein wenig zu naiv und leichtgläubig. Ihr Handeln und ihre Unsicherheit stimmten zwar überein mit der Figur die sie verkörpert – ein junges, unbedarftes Mädchen vom Land, trotzdem hat es mich eher genervt. Zwar entwickelt sie sich im laufe der Zeit und beginnt ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, trotzdem wurde sie mir nicht unbedingt sympathisch.
Nichtsdestotrotz haben mich aber der fesselnde Schreibstil und die interessante Gesamthandlung der Reihe fasziniert und mir tolle Lesestunden bereitet. Erneut werden die Fragen über Pa Salt aufgeworfen und weitere Rätsel sowie Hinweise hinzugefügt. Ich bin so gespannt, worauf schließlich alles hinauslaufen wird…!
Auch haben mir die Verknüpfung von Gegenwart und Vergangenheit, sowie die Verknüpfung der verschiedenen Bände der Buchreihe wieder sehr gut gefallen. Bestimmte Szenen aus den unterschiedlichen Bänden werden mehrfach aufgegriffen und aus der Perspektive der jeweiligen Schwester beschrieben, ohne dabei jedoch etwas aus den anderen Bänden zu verraten. Dies zeugt von der großen Erzählkunst der Autorin und der Detailliebe zu ihren Romanen.

Mein Fazit: Obwohl mich Allys Geschichte nicht so sehr überzeugen konnte wie Maias, bin ich fasziniert von der Buchreihe um die Sieben Schwestern und habe das Buch unglaublich gern gelesen. Ich vergebe 4 von 5 Sternen und freue mich auf die nächsten Schwestern!

Bewertung vom 24.06.2020
Die sieben Schwestern Bd.1
Riley, Lucinda

Die sieben Schwestern Bd.1


ausgezeichnet

Als Pa Salt stirbt, merkt Maia, dass sie ihren Adoptivvater eigentlich nie richtig gekannt hat. Wer war Pa Salt außerhalb von „Atlantis“, dem abgelegenen Familienanwesen am Genfer See? Womit hat er sein Geld verdient, warum hat er die Schwestern adoptiert und warum fehlt die siebte Schwester? Und ist sein Tod nicht doch ein wenig mysteriös, immerhin hat ihn keine der Schwestern tot gesehen…?
All dies sind Fragen, die zur übergeordneten Handlung der Sieben-Schwestern-Reihe gehören, weshalb es in diesem Band auch noch keine Lösungen, sondern eher mehr Fragen und Spekulationen zu diesem Thema gibt.
Lucinda Riley webt damit geschickt eine überaus interessante Haupthandlung, die mich unglaublich neugierig macht. Schon jetzt bin ich gespannt, wie sich im letzten Band alles auflösen wird und freue mich auf die Hinweise und Brotkrumen zur Rätsels Lösung, die wohl in jedem Band der Reihe versteckt sind.
Zunächst geht es aber um Maia und ihre Herkunft, die ebenfalls alles andere als langweilig ist. Nach Pa Salts Tod ist Maia das erste Mal seit langer Zeit mutig genug, das Familienanwesen für eine längere Zeit zu verlasen. Nach einem traumatischen Erlebnis in ihrer Jugend, dass sie vor allen geheim hält, hatte sie dies bisher eher gescheut und war auch fremden Menschen gegenüber eher zurückhaltend.
Auf der Suche nach ihrer Herkunft begibt sie sich nun jedoch auf eine Reise, die sie nach Rio und ins ferne Brasilien bringt. Dort bekommt sie durch den bekannten Autor und Historiker Floriano unerwartete Hilfe bei ihrer Spurensuche.
Hierbei werden Gegenwart und Vergangenheit geschickt miteinander verknüpft und der Leser erhält die Gelegenheit, selbst mit zuraten, wie Maias Herkunft wohl aussieht. Bei der Reise in Maias Vergangenheit erfahren wir zusätzlich zur bewegenden Geschichte von Izabela Bonifacio, die eine Vorfahrin von Maia zu sein scheint, auch einiges über den Bau der Cristo-Statue, was ich sehr interessant fand. Historie und Fiktion werden geschickt miteinander verknüpft und Fakten mit Erfindung gemischt.
Beide Protagonistinnen haben mir sehr gut gefallen. Maia selbst ist eine eher zurückhaltende und schüchterne Frau, dabei aber pragmatisch und vernünftig und diejenige, die sich immer um andere kümmert. Auf ihrer Reise entdeckt sie jedoch, dass es sich durchaus lohnt, mutig zu sein und dass die eigene Angst einen nicht lähmen sollte – ganz genau so, wie ihr Adoptivvater es ihr immer schon gesagt hat. So wird in Rio aus der eher zurückhaltenden Frau langsam eine Frau, die ihr Leben wieder genießen kann und die beginnt, ihre Vergangenheit zu verarbeiten und zu akzeptieren. Auch ein Blick in die Zukunft und der Weg in ein selbstständiges Leben scheint plötzlich greifbar. Die Unterstützung, die sie dabei durch den eigentlich unbekannten Floriano erhält, wirkt dabei nicht übertrieben oder aufdringlich, sondern hat mir sehr gut gefallen.
Izabelas Geschichte hingegen ist den Frauen ihrer Zeit voraus. Sie ist intelligent und gebildet und wünscht sich im Leben etwas anderes, als den Weg, den ihr Vater für sie ausgesucht hat. Obwohl ihr Verlobter eigentlich ein netter Kerl ist, sehnt sie sich doch nach etwas anderem und während sie mit Pflichtgefühl und Sehnsüchten kämpft, werden wir als Leser in eine hochemotionale und nahegehende Geschichte eingesogen. Bels Teil des Buches hat mir insgesamt ein bisschen besser gefallen, da er mir sehr naheging und sehr bewegend geschrieben war.
Fazit: Wieder mal ein brillanter und überzeugender Roman von Lucinda Riley, der mit ihrem typischen mitreißendem und faszinierendem Schreibstil geschrieben ist. Er erzählt eine Geschichte, die mich begeistert hat, die Fiktion und historische Fakten geschickt miteinander verknüpft und gleichzeitig einen ausreichenden Tiefgang mitbringt, der mir bei Romanen wichtig ist. Ich bin sehr schnell dem Sog der Handlung erlegen und hatte das doch recht dicke Buch innerhalb kurzer Zeit durchgelesen. Ich freue mich sehr auf die folgenden Bände!

Bewertung vom 27.05.2020
Zwei in einem Herzen
Silver, Josie

Zwei in einem Herzen


ausgezeichnet

Josie Silvers Roman „Zwei in einem Herzen“ ist kein Roman, in dem es um die verlorene Liebe und die neue / alte Liebe zu seinem besten Freund geht. Jedenfalls nicht nur. Ausgehend vom Klappentext hatte ich erwartet, dass der Hauptkonflikt die aufkommenden Gefühle zu Lydias und Freddies bestem Freund Jonah sein würden. Dies ist allerdings eher nicht der Fall. Vielmehr beschreibt der Roman den Weg, den Lydia beschreitet, um ihre Trauer zu bewältigen. Mit viel Witz und Humor, aber auch tiefgehenden Gefühlen und Gedanken begleiten wir Lydia auf einem langen und steinigen Weg der Trauer und der Trauerbewältigung.
Anschaulich wird dabei beschrieben, dass jeder seinen eigenen Weg für die Trauer finden muss, dass es kein Patentrezept gegen die Trauer über den Verlust eines geliebten Menschen gibt und dass einfach jeder Mensch anders ist. Ebenso wird deutlich, dass man zwar selbst seinen Weg gehen muss, dass man aber Hilfe und Unterstützung annehmen darf, wenn man sie braucht.
Lydias Familie und Freunde übernehmen diesen Part im Roman sehr gut und sind dabei unglaublich einfühlsam, obwohl sie ebenso trauern und keine Ahnung haben, was falsch und was richtig ist.
Lydia selbst war mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie ist, ebenso wie die anderen Figuren, authentisch dargestellt und eine liebenswerte junge Frau. Während sie im realen Leben nach Freddies Tod kaum noch Freude empfinden kann und einfach nur noch am Leben teilnimmt, ohne es selbst zu planen, taucht sie nachts in eine Traumwelt ab. In dieser lebt Freddie noch und die Zeit vergeht, als ob der Unfall nie geschehen wäre. Doch während sich viele Dinge zwischen Traum und Realität gleichen, gibt es doch gravierende Unterschiede, die vielleicht der Preis für ein glückliches Leben mit Freddie sind. Denn während einer lebt, muss ein anderer gehen. Diese Moral ist uns wohl allen bekannt und wird schließlich auch Lydia bewusst.
Im Laufe der Zeit erkennt sie zudem, dass sie sich nach Freddies Tot weiterentwickelt hat. Aus einer Frau, die eher im Schatten ihres Partners gelebt hat und vieles akzeptiert hat, was ihr eigentlich wehtat, wurde durch die Herausforderung des Alleinseins eine Frau, die stark und mutig ist. Sie hat es geschafft weiterzuleben und sich ein Leben aufzubauen, auf das sie stolz ist.
Dies hat mir sehr gut gefallen und ist ein Zeichen für jeden, der ähnliches durchlebt oder aus anderen Gründen an seinem Leben zweifelt. Man muss das eigene Leben anerkennen als das, was es ist. Es ist unser Leben und es will gelebt werden. Es ist keine Alternative. Es ist eine Chance und zwar die beste, die wir haben.
Die Erzählperspektive als Ich-Erzählung von Lydia war für den Roman sehr gut gewählt. Eindeutig wird, wie Lydia denkt und fühlt und was sie erlebt. Besonders gefallen haben mir dabei die Passagen, in denen sie sich selbst reflektiert und über Dinge nachdenkt. Durch diesen Schreibstil bekommt auch der Leser Erkenntnisse, die er sonst möglicherweise übersehen hätte. In diesem Licht betrachtet ist das Romanende ideal gewählt und auch die Parallelwelt, die mich zunächst massiv gestört und irritiert hat, ergibt rückblickend Sinn.
Obwohl das Thema des Romans anders war als von mir erwartet und mich häufig an vergleichbare Bücher wie „P.S. Ich liebe dich“ erinnerte, bin ich letztendlich vom Roman überzeugt. Mit viel Gefühl, aber auch viel Humor beschreibt Josie Silver Lydias Weg aus der Trauer und gibt dem Leser viele wichtige Botschaften mit auf den Weg. Der mitreißende und leichte Schreibstil regt zum Weiterlesen und Abtauchen in die Geschichte ein.
Die kontroversen Diskussionen und auch negativen Buchmeinungen zu „Zwei in einem Herzen“ kann ich nachvollziehen, teile sie aber nicht. Ich ziehe lediglich einen halben Stern ab, sodass es von mir 4,5 von 5 Sternen gibt.

Bewertung vom 22.05.2020
Hochzeitsglück auf Gracewood Hall / Gracewood Hall Bd.4 (eBook, ePUB)
Rehle, Sandra

Hochzeitsglück auf Gracewood Hall / Gracewood Hall Bd.4 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Seit ihrer Kindheit versucht Melinda „Mindy“ Miller sich in den elitären Kreisen, in denen sich ihre Familie bewegt, zurecht zu finden. Gerade ihrer besten Freundin Candice möchte sie dabei gefallen. Infolgedessen tritt die wahre Mindy nur in seltenen Momenten zum Vorschein und meistens lernt man die arrogante und eher abgehobene Mindy kennen. So ergeht es auch Nigel Bedford, der mit Mindy seine erste Kundin für eine Hochzeit auf Gracewood Hall gefunden hat. Schon während der letzten Bände der Reihe haben wir als Leser einen Eindruck bekommen, wie sprunghaft und launisch Mindy ist. Immer wieder wurden die Hochzeitspläne umgeworfen und durch andere ersetzt, nur mit viel Geduld und Frustessen ist es Nigel gelungen dabei nicht auszurasten.
Nun ist es fast so weit und die Hochzeit von Mindy und Andrew steht kurz bevor. Um den perfekten „Hochzeitsglow“ zu erreichen, begibt sich Mindy für ein Wochenende in ein Wellness Hotel in der Schweiz. Dort angekommen beginnt sie plötzlich über sich selbst und ihre Hochzeit nachzudenken. Sie bemerkt, dass sie bisher kaum auf ihre eigenen Wünsche geachtet hat und es recht machen wollte. Kurzentschlossen beginnt sie ein weiteres Mal, ihre Hochzeit umzuplanen und entdeckt dabei, dass vieles nicht so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Kurz sieht es so aus, als ob die Hochzeit gar nicht stattfinden würde, doch letztlich findet Mindy nicht nur ein Stück zu sich selbst zurück, sondern erkennt auch, was für ein Glück sie mit ihrem Verlobten hat, der sie bestmöglich unterstützt…
Mindy war mir zunächst natürlich sehr unsympathisch. Bekannt aus den vorherigen Bänden war sie für mich eher „Brightzilla“, sodass es nun umso interessanter war, hinter ihre Fassade zu blicken. Ihre Entwicklung von einer unsicheren jungen Frau, die nur anderen gefallen will, hin zu einer deutlich selbstbewussteren Frau war sehr schön zu beobachten. Auch die Unterstützung, die sie dabei von Freunden und Familie erhält war sehr schön dargestellt. Natürlich scheinen zwei Wochen für eine solche Entwicklung viel zu kurz, für mich fühlte es sich aber irgendwie nicht so an.
Der flüssige Schreibstil und die sympathische Mindy haben mich vollkommen in die Geschichte eintauchen lassen. Ich habe mit der jungen Braut gebangt und gelitten und konnte viele ihrer Entscheidungen nachvollziehen. Manchmal benötigt man eben einen gewissen Anstoß, um sich darüber klar zu werden, was man eigentlich möchte. Und wenn diese Erkenntnis kommt, dann kann man sie sicherlich auch innerhalb kürzester Zeit umsetzen. Mindy erkennt plötzlich, worauf es im Leben wirklich ankommt und beginnt mehr auf sich selbst zu achten – ein wichtiger Schritt im Leben von jedem von uns und eine Botschaft, die wir uns immer wieder zu Herzen nehmen sollten.
Von der Familie Bedford und Gracewood Hall erfahren wir diesmal nicht allzu viel, jedoch treffen wir einige bekannte Gesichter wieder und bekommen einen kurzen Vorgeschmack auf das, was möglicherweise im nächsten Band passieren wird…

Mein Fazit: „Hochzeitsglück auf Gracewood Hall“ hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, Liebe und Selbsterkenntnis, die sich für lockere und entspannte Lesestunden eignet. Ich habe den Roman in einem Zug durchgelesen und war vor, mal wieder ein Teil von Gracewood Hall zu sein! Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich schon auf die nächste Reise, denn mit Band 4 war es ja nun überraschender Weise doch noch nicht vorbei 3!

Bewertung vom 21.05.2020
Denn das Leben ist eine Reise
Miller, Hanna

Denn das Leben ist eine Reise


sehr gut

Aimée ist eine junge Frau, die in ihrem Leben schon viel erlebt hat. Lange Zeit hat sie sich um ihre alkoholsüchtige Mutter gekümmert und mehr Rücksicht auf sie genommen, als auf sich selbst. Natürlich hatten sie auch schöne Tage, aber einige Taten ihrer Mutter sind unverzeihlich, sodass Aimée den Kontakt abbrach, als ihr Sohn Len zur Welt kam.
Aimées Geschichte beginnt in der Vergangenheit, die Geschichte wechselt anschließend zwischen Gegenwart und verschiedenen Erlebnissen aus der Vergangenheit hin und her, was mich zunächst etwas irritiert hat. Ich hatte Schwierigkeiten die Zusammenhänge zu erkennen und hatte das Gefühl, dass kein richtiger Handlungsfluss entstehen konnte, da die Zeitebene so oft gewechselt wurde. Im Laufe des Romans änderte sich dieses Gefühl dann zum Glück, die Zeitsprünge wurden weniger und die Handlung für mich dadurch deutlich flüssiger. Ebenso empfand ich es mit dem Schreibstil, den ich zunächst als abgehakt empfand, dann aber zunehmend flüssiger und schließlich sogar wirklich fesselnd und leicht.
Zu Beginn jedes Kapitels gibt es kurze Rückblicke auf frühere Erlebnisse, die häufig auch mit dem Geschehen im Kapitel zusammenhängen. Dies hat mir sehr gut gefallen.
Mit Aimée selbst konnte ich mich ebenfalls zu Beginn des Romans nicht wirklich identifizieren, ich habe ihre Reaktionen und Gefühle nur schlecht verstanden, ihr Unwohlsein in der Gesellschaft und auch Zuhause.
Die Erzählperspektive als personaler Erzähler beschreibt die Handlung aus Aimées Sicht. Dies ermöglicht Einblicke in Aimées Gedanken und Gefühle, an manchen Stellen hätte ich mir aber dennoch eine Ich-Perspektive gewünscht, die möglicherweise noch mehr Eindrücke in das Gefühlsleben der Protagonistin gewährt hätte.
Erst nach einigen Seiten begann ich zu begreifen, wodurch Aimées Gefühle und Gedanken geprägt sind und nach und nach habe ich sie besser verstehen können. Ihr Ausbruch aus dem eigentlichen Traumleben und dem Traumhaus, das sie sich immer wünschte, wurde immer besser deutlich, je mehr ich von der Geschichte las. Immer klarer wurde, was alles in Aimées Vergangenheit passiert ist, wie oft sie vor einem Abgrund stand und welche Hürden sie meistern musste.
Umso mehr gefallen hat es mir daher, dass sie einen Neuanfang wagt und zunächst in das Leben zurückkehrt, das sie so gehasst hat. Ein Leben im VW-Bus, ohne festen Wohnsitz, ohne ein „richtiges“ Zuhause. Aimée steht erneut vor einer schweren Entscheidung und die Begegnung mit ihrem ehemals besten Freund Daniel, wirbelt zusätzliche Gefühle auf, die einfach nicht sein dürfen.
Die junge Frau kämpft mit ihrer Gegenwart und mit ihrer Vergangenheit und sucht einen Weg, auf dem sie ihr Leben meistern und zufrieden leben kann. Sie sucht ihr „Haus der Träume“ und die große Liebe an einem Ort, an dem sie sich wohl fühlt. Schnell wird klar, dass sowohl Aimée, als auch ihr Sohn Len diesen Herzensort scheinbar in Südengland, an der wunderschönen Küste von St. Ives gefunden haben. Sie finden Anschluss und passen in die Gesellschaft, wo sie vorher irgendwie immer anders waren. Len findet Freunde und darf „anders“ sein, denn jeder ist nun mal einzigartig und das müssen die anderen akzeptieren und nicht ändern wollen.
Die Idee eines Lebens im Bulli und das Kennenlernen dieses Lebensstils haben mir sehr gut gefallen. Nicht wenige träumen heutzutage von einem Ausbruch aus der Gesellschaft und von individuellen Lebensmodellen. Dass diese nicht immer einfach sind, ist dabei vermutlich vielen klar, dennoch hat es mir gefallen, dass wir am Beispiel von Aimée Vor- und Nachteile des Lebens in einem Bulli erfahren können.

Fazit: Insgesamt hat mir „Denn das Leben ist eine Reise“ sehr gut gefallen. Alle Figuren waren ansprechend und authentisch gestaltet, die Handlung insgesamt sehr interessant und individuell. Der Roman lässt sich, nach anfänglichen Startschwierigkeiten, flüssig lesen und vermittelt auf charmante Art und Weise, wie eine Reise zu sich selbst aussehen kann. Ich vergebe 4 von 5 St

Bewertung vom 09.05.2020
Das Glück zwischen den Dünen (eBook, ePUB)
Rogasch, Julia

Das Glück zwischen den Dünen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

„Liebe ist, wenn man dem anderen bei seinen Träumen zuhört und gemeinsam überlegt, wie man sie erreichen kann.“

„Das Glück zwischen den Dünen“ ist ein Liebesroman von Julia Rogasch und in sich abgeschlossen. Er erschien am 04.05.2020 im Forever Verlag.
Kurz vor ihrer Hochzeit reist Sophie mit ihrer Tante Änne spontan ein paar Tage auf die Insel Sylt. Sie möchte dem Hochzeitsstress entkommen und auch noch einmal über diese nachdenken, denn seit kurzer Zeit plagen sie Zweifel, ob die Hochzeit mit Philip wirklich der richtige Schritt ist. Auf ihrer Herzensinsel Sylt angekommen, beginnt Sophie plötzlich klarer zu sehen und ihr bisheriges Leben zu überdenken. Das Wiedersehen mit ihrem Jugendfreund Klemens bereitet ihr dann zusätzliche Grübeleien und der Urlaub entpuppt sich in vielerlei Hinsicht als überraschend.

„Das Glück zwischen den Dünen“ ist mein erster Roman von Julia Rogasch, dabei aber ein Buch, das meinen Lesegeschmack unglaublich gut trifft. Von der ersten Seite an konnte ich mich in der herzerwärmenden Geschichte von Sophie verlieren und mich mit ihr gemeinsam auf die wunderschöne Nordseeinsel Sylt träumen. Der leichte und flüssige Schreibstil lässt den Leser leicht vorankommen und auch die Handlung regt zum stetigen Weiterlesen an.
Die Beschreibungen der Nordseeinsel, sowie die Dinge, die Sophie und ihre Tante unternehmen, lassen einen das Fernweh regelrecht spüren und den nächsten Sylturlaub planen.
Mit der Protagonistin Sophie, aus deren Ich-Perspektive der Roman verfasst ist, konnte ich mich sehr gut identifizieren. Eigentlich denkt sie, dass sie das perfekte Leben vor sich hat: einen Verlobten, einen guten Job und eine nicht mehr allzu ferne Traumhochzeit. Dennoch gibt es Dinge, die sie unglücklich machen. Diese Gedanken schiebt sie allerdings meistens weit von sich weg.
Erst ein Brief, der von ihrer verstorbenen Freundin Nele kommt, erinnert Sophie an ihre Jugendträume. Neben den Dingen, die ein Traummann mitbringen sollte, ist auch der gemeinsame Sylturlaub geplant und so entschließen sich Sophie und ihre Tante Änne eine letzte Reise zur Entspannung vor der Hochzeit zu unternehmen.
Sophie möchte bei dieser Reise ihre Gedanken ordnen und eine schöne Zeit mit ihrer Tante verbringen.
Auf Sylt angekommen stellt Sophie fest, dass ihr das Denken auf der Nordseeinsel tatsächlich leichter fällt und dass sie sich hier schon immer Zuhause gefühlt hat. Mit den Dingen, die auf der Insel schließlich geschehen und Sophies Lebensweg mehrfach infrage stellen, hatte sie allerdings nicht gerechnet. Sie begibt sich auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle, auf die Suche nach verloren geglaubten Träumen und auf die Suche nach der wahren Liebe.
Sophies Gefühle sind dabei unglaublich gut nachvollziehbar, ihre Gedanken für mich logisch und ihre Beziehung zu ihrer Tante wunderschön.
Insgesamt haben mir aber alle Figuren gut gefallen. Sie sind authentisch dargestellt, die Sympathien werden schnell klar und anhand der Handlungen der Figuren noch deutlicher.
Die angerissenen Themen bringe eine Tiefgründigkeit mit, die daran erinnert, das Leben zu genießen und sich nicht aufgrund von Bequemlichkeit und Komfort in einem Leben einzurichten, das eigentlich nicht zu einem passt. Man muss die schönen Momente genießen und für seine Träume kämpfen. Der eigene Partner soll einen unterstützen und seine Gefühle nicht ignorieren. Mir hat diese Thematik sehr gut gefallen, denn wer kennt die Frage nach der Richtung des eigenen Lebens nicht und auch ich habe mich mit ihr bereits beschäftigt. Bücher zu diesem Thema gefallen mir daher häufig sehr gut und ein Happy End rundet die ganze Sache dabei natürlich noch ab.

Mein Fazit: Julia Rogaschs Roman ist ein Roman mit Herz. Er beschreibt eine wunderschöne Liebesgeschichte mit ausreichend Tiefgang und vielen Emotionen. Ich habe ihn unglaublich gern gelesen und meine Strandsehnsucht ist durch ihn auch wieder gewachsen. Ich vergebe 5 von 5 Sternen und freue mich auf weitere Romane der Autorin!

Bewertung vom 07.05.2020
Das weiße Gold der Hanse
Laurin, Ruben

Das weiße Gold der Hanse


sehr gut

„Bring mich zurück nach Lübeck […]. Wenn du das tust, […] dann werde ich dir in Lübeck ein neues Hospital bauen […].“

„Das weiße Gold der Hanse“ ist ein historischer Roman von Ruben Laurin und in sich abgeschlossen. Er erschien im Oktober 2019 im Bastei Lübbe Verlag.
Durch einen Piratenüberfall verliert der junge Bertram nicht nur seinen Vater, sondern auch sein Gedächtnis. Mit viel Glück gelangt er schließlich nach Lübeck, wo er bereits als Kind das Herz einer jüngeren Kaufmannstochter gewinnt und als Kaufmannsgeselle bei ihrem Vater angestellt wird. Die Liebe des ungleichen Paars erscheint jedoch unmöglich und so begibt sich Bertram auf eine gefährliche Seereise, von der es womöglich kein Zurück mehr gibt…

Bertrams Geschichte ist emotional und geprägt von Trauer und Verlust auf der einen Seite, aber Glück und Freude auf der anderen. Nach einer schwierigen Kindheit und aufregender Jugendzeit muss er sich selbst auf dem Meer beweisen und so manches Hindernis in seinem Leben überwinden. Auf seiner Schiffsreise über Riga, bis ins ferne Nowgorod gerät er in eine scheinbar ausweglose Lage, während der er verspricht ein Hospital in Lübeck zu erbauen, sollte er überleben…
Im Laufe der Jahre wird also aus dem jungen und naiven Kind ein selbstbewusster und mutiger Mann, der das Herz am rechten Fleck hat. Auf seinem Weg lernt er, was es heißt sich durchzusetzen und zu wehren, dabei aber stets gerecht zu bleiben. Später setzt er sich sogar für schwächere Menschen ein und unterstützt sie, soweit es ihm möglich ist. Er ist eine Figur, die einem mehr und mehr ans Herz wächst und definitiv sympathisch ist.
Die Handlung erzählt Bertram Morneweg dabei als personaler Erzähler selbst, die Zeitebene wechselt zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Geschickt wird die Lebensgeschichte Bertrams in die Gegenwart eingebettet und dient zudem als aufmunterndes Beispiel für einen jungen Mann, der den Glauben an das Glück verloren hat.
Ruben Laurin schreibt seinen Roman sehr bildreich und ausführlich. Ortsbeschreibungen sind detailliert und wecken gerade dann, wenn man die benannten Städte von heute kennt, ein unglaublich reales Bild in der Lesefantasie.
Die detailgenaue Beschreibung der Orte spiegelt sich auch insgesamt in der Beschreibung der Figuren wider. Jede für sich ist authentisch dargestellt und bildhaft beschrieben.
Die Geschichte des Stifters des Heiligen Geist Hospitals beruht auf historischen Fakten. Fiktion und Realität werden dabei im Roman sehr gut miteinander vermischt und durch Nachwort und Glossar noch einmal erläutert. Die historischen Fakten wirken dabei sehr gut recherchiert und werden ebenso gut veranschaulicht beziehungsweise in die Handlung eingefügt.
Die Kombination von Fiktion und Realität, sowie die anschaulichen Beschreibungen Lübecks und die guten Erklärungen von vergangen Bräuchen haben mir sehr gut gefallen. Ich habe einiges über die Geschichte Lübecks erfahren und auch über die Entstehung des Heiligen Geist Hospitals neues lernen können.
Insgesamt war auch der Schreibstil des Romans sehr flüssig, wobei ich zu Beginn die Handlung als sehr zäh und langatmig empfunden habe. Erst im Laufe der Geschichte wurde der Erzählstil dann flüssiger und die Handlung spannender.
Schade fand ich, dass der Titel des Buches kaum aufgegriffen wird und das „weiße Gold der Hanse“ – das Salz, mit dem die Hanse ihren Hauptumsatz machte, kaum bis gar nicht erwähnt wurde. Hier hätte ich mir eine größere Relevanz oder einen anderen Buchtitel gewünscht.

Mein Fazit: Die Geschichte des Stifters des Heiligen Geist Hospitals ist unterhaltsam und gerade für Lübecker oder Lübeck-Fans sehr interessant. Fiktion und Realität werden gut miteinander kombiniert und durch ein Nachwort abgerundet. Ich habe den Roman gern gelesen, ziehe aber einen Stern ab, da ich zunächst Schwierigkeiten hatte in die Handlung hineinzukommen und ich den Titel als unglücklich gewählt empfinde. Daher gibt es für den Roman von mir 4 von 5 Sternen.

Bewertung vom 23.04.2020
Ohne ein einziges Wort
Walsh, Rosie

Ohne ein einziges Wort


ausgezeichnet

Die Geschichte von Eddie und Sarah ist mir sehr nahe gegangen. Sowohl ihr Kennenlernen, als auch ihre jeweiligen Schicksale haben mich sehr berührt. Fast während der gesamten Lesezeit war ich angespannt und nervös, da ich mir einen guten Ausgang so sehr gewünscht habe. Immer wieder hatte ich Ideen und Vermutungen, weshalb Eddie sich nicht mehr meldet und was in der Jugend der beiden passiert sein könnte, wurde jedoch durch den unglaublich geschickten und faszinierenden Erzählstil immer wieder auf falsche Fährten gelockt. Es ergaben sich mehrfach Wendungen, mit denen ich nicht gerechnet hatte und ich war dadurch mehrfach erstaunt über den wahren Verlauf der Handlung.
Leider kann ich nicht weiter ins Detail gehen, ohne zu spoilern, weshalb ich zum Inhalt an dieser Stelle gar nicht viel mehr sagen möchte.
Der Roman wird hauptsächlich aus Sarahs Ich-Perspektive erzählt und wechselt erst spät auf die Perspektive von Eddie, was mich kurz durcheinanderbrachte. Zwischendurch werden immer wieder Briefe und Nachrichten eingewoben, welche den Roman abrunden und neue Rätsel aufgeben, aber auch manche lösen. Teilweise gibt es Zeitsprünge, in denen aus der Vergangenheit berichtet wird. Insgesamt bin ich mit diesen Wechseln aber sehr gut klargekommen und finde, dass nur durch sie die Geschichte vollständig erzählt werden kann. Durch die Ich-Perspektive werden Gedanken und Gefühle der Protagonisten sehr gut dargestellt, es fällt dadurch leichter, eine Beziehung zu ihnen aufzubauen.
Alle Buchfiguren waren mir von Anfang an sehr sympathisch. Sie sind gut dargestellt und überzeugen durch Authentizität und Menschlichkeit. Nicht selten musste ich über den Sohn von Sarahs bester Freundin Jo lachen und auch im Allgemeinen gibt es einige Stellen die einen zum Schmunzeln, aber auch zum Nachdenken bringen. Jede Romanfigur hat ihr eigenes Schicksal und es wird deutlich, dass man mit seinem Leben unterschiedlich umgehen kann. Viele sehen sich als „Opfer der Umstände“ und finden keine bessere Beschäftigung als eben über genau dies zu klagen. Einige wenige nehmen ihr Leben aber leicht und entscheiden sich, auch bei nicht optimalen Bedingungen, glücklich zu sein. Zu einer solchen Entscheidung gehört sicherlich eine gewisse Portion Mut und Selbstbewusstsein, aber ebenso setzt es voraus, dass man erkennen muss, was eigentlich nicht ideal für einen ist. Zu häufig akzeptieren wird Lebensmodelle als gegeben, obwohl wir sie eigentlich ändern könnten. Dies wird im Roman an mehreren Stellen deutlich und hat mir, wie bereits andere Romane mit diesem Thema, sehr gut gefallen.
Auch wird deutlich, dass man mit der Vergangenheit nicht immer so leicht abschließen kann, wie man es sich manchmal wünscht. Hierbei fand ich es sehr gelungen, dass die Romanfiguren eine Therapeutin aufsuchen, da Hilfe dieser Art leider zu häufig als „nicht notwendig“ angesehen wird.
Interessant fand ich zudem Sarahs Job als Besitzerin einer Organisation, die Menschen zu „Clownsärzten“ ausbildet und sie in Krankenhäuser schickt, um dort mit den Kindern zu arbeiten. Eine tolle Idee und ein wichtiges Thema!
Fazit: Mich hat der Liebesroman vollständig gefesselt und durch seinen flüssigen Schreibstil nahezu eingesogen. Die Geschichte tauchte mich in ein Wechselbad von Emotionen und Gefühlen: Hoffnung, Angst, Freude und Trauer, fast hatte ich das Gefühl im Roman mitzuspielen. Zeitgleich wurde ich durch einen geschickten Erzählstil mehrfach aufs Glatteis geschickt. Die Handlung balanciert geschickt zwischen kitschigem Liebesroman und spannender Erzählung und bringt auch den nötigen Tiefgang mit, den für mich ein guter Roman benötigt. Ich vergebe daher 5 von 5 Sternen.