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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 435 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2022
Vertrauen
Mishani, Dror

Vertrauen


weniger gut

Ich bin einfach nur enttäuscht

Inspektor Avi Avraham und sein Team beschäftigen sich mit zwei Verbrechen. Da ist ein krankes, neugeborenes Mädchen, das in einer Tasche vor einem Krankenhaus ausgesetzt wird. Zudem verschwindet ein Mann aus einem Hotel, ohne sein Gepäck mitzunehmen und die Rechnung zu begleichen…

Zu Beginn war ich sehr angetan von dem Buch. Ich mag Kriminalromane, die in mir fremden Kulturen spielen. „Vertrauen“ von Dror Mishani ist in einem Vorort von Tel Aviv angesiedelt. Die Erzählung beginnt ruhig und lässt mir viel Raum, ein Gespür für die Stadt zu entwickeln.

Mir gefiel, wie der Inspektor Avraham seine Ermittlung zu dem verschwundenen Mann aufzieht. Er lässt sich keinen Sand ins Auge streuen, hinterfragt alles und geht jeder kleinen Spur nach. Leider nahm jedoch die Geschichte um das ausgesetzte Baby viel mehr Raum in dem Buch ein. Hier hatte ich von Anfang an Schwierigkeiten mit der Verdächtigen Liora. Ihre Gedanken waren stets negativ, misstrauisch und verschlagen. Meine Abneigung ihr gegenüber verfestigte sich immer mehr, so dass ich diesen Handlungsstrang nicht mehr weiterverfolgen wollte. Weitergelesen habe ich dann nur noch, weil ich wissen wollte, was der Inspektor bzgl. des vermissten Mannes herausfindet.

Doch je weiter das Buch voranschritt, desto enttäuschter wurde ich. Die Geschichte mit dem Vermissten dümpelte vor sich hin, kam gefühlt überhaupt nicht vorwärts. Und auch am Ende des Buches war ich mit der Auflösung nicht sonderlich zufrieden. Zuviele Fragen sind nicht beantwortet worden. Das Ende der Erzählung mit dem Baby habe ich ebenfalls als sehr unbefriedigend empfunden. Nach wie vor ist mir der Sinn und Zweck dieser Geschichte nicht klar. Eine Aufklärung kann ich nicht erkennen. Gestreute Hinweise werden nicht aufgelöst.

Fazit: Dieses Buch war eine einzige Enttäuschung für mich. So sehr habe ich gehofft, hier einen neuen Autor zu entdecken, dessen Kriminalromane ich sehnsüchtig erwarte. Bekommen habe ich ein Werk, durch das ich mich oft einfach hindurchgequält habe. Sehr schade!

Bewertung vom 13.03.2022
Flüsterwald - Der Schattenmeister erwacht
Suchanek, Andreas

Flüsterwald - Der Schattenmeister erwacht


sehr gut

Toller Abschluss der ersten Staffel

Der dunkle Magier ist zurück und will die Schattenzwillinge wieder in den Flüsterwald holen. Lukas, Ella, Punchy, Rani und Felicitas versuchen, dies mit allen Mitteln zu verhindern.

Neben Rani treffen wir in diesem Band den Rest seiner Familie, allen voran den Großmenok. Zudem können die Freunde das gefangene Menokweibchen Pera befreien. Mir hat es sehr viel Spaß bereitet, weitere Menoks zu treffen und Rani dadurch noch besser kennenzulernen. Denn so hat mich nicht nur Rani immer wieder zum Lachen gebracht, sondern der Rest der Menoks ebenfalls. Ein sehr interessantes Volk.

Die Geschichte ist, wie es vom Autor Andreas Suchanek zu erwarten ist, sehr spannend, voller toller Einfälle, unvorhersehbarer Ereignisse und temporeich. Es gibt weder Längen in der Erzählung noch sonst etwas, was bei mir Langeweile aufkommen ließ. Mich begeistert, wie ein Rädchen ins andere greift und am Ende alle Fragen beantwortet wurden. Die Geheimnisse sind aufgedeckt, das Meiste hat sich zum Guten gewendet und bei dem Rest bin ich zuversichtlich, dass sich noch eine Lösung finden wird.

Zum Schluss wird der Grundstein für die zweite Staffel gelegt. Auch hierbei hat der Autor mich überrascht. Ich hatte genaue Vorstellungen, was das Thema der nächsten Bücher sein wird. Aber der Autor hat alle meine Erwartungen über den Haufen geworfen und mich sehr neugierig auf die kommenden Geschichten gemacht.

Zudem bin ich der Ansicht, dass es sich auf jeden Fall lohnt, die Flüsterwald-Reihe als Hörbuch zu genießen. Der Sprecher Timo Weisschnur liest einfach mitreißend, haucht jeder Figur Leben ein und macht zumindest mich süchtig nach mehr. Auch in diesem Band „Flüsterwald – Der Schattenmeister erwacht“ hat er mir wieder ein tolles Hörerlebnis beschert.

Bewertung vom 13.03.2022
Blossom Bd.1 (eBook, ePUB)
Cadan, Amelia

Blossom Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Für mich ein Pageturner

Jun wird am College nur die Eisprinzessin genannt. Sie ist abweisend, stolz, beherrscht und eine begabte Schauspielerin. Leith ist der ewige Sunnyboy. Bis vor kurzem waren er und seine Freundin Ella das Traumpaar des Campus. Doch seitdem Ella ihn verlassen hat, ertrinkt Leith im Liebeskummer. Als sowohl Jun als auch Leith für einen Ball eine Begleitung benötigen, gehen sie zusammen dahin…

Zu Beginn war das Buch „Blossom“ von Amelia Cadan für mich einfach eine weitere New-Adult-Geschichte. Doch der Schreibstil ist unglaublich fesselnd und die Hauptfiguren Jun und Leith sind beide sehr interessante Persönlichkeiten, sodass ich schnell in den Sog des Buches geraten bin. Jun ist eine starke, mutige Person, die immer wieder für eine Überraschung gut ist. Und Leith ist von Anfang an der strahlende Goldjunge; was ich sehr genossen habe. Zum Ende hin haben beide Personen eine unglaubliche Entwicklung durchlaufen. Sie sind von College-Kids zu jungen Erwachsenen gereift.

Ein wenig erstaunt hat mich, dass dem Buch weder eine Triggerwarnung vorangestellt wurde noch im Anschluss der Geschichte zu finden ist. Denn das Buch behandelt sensible Themen, die Menschen mit einer entsprechenden Vorgeschichte triggern und das Trauma hochkommen lassen könnten. Zumal diese Themen etwa ab der Mitte des Buches einen großen Teil der Handlung einnehmen.

Selten habe ich ein Buch so schnell durchgesuchtet. In jeder freien Minute musste ich einfach wissen, wie die Geschichte von Jun und Leith weitergeht. Ich liebe das Setting und die Haupt- und Nebencharaktere des Buches. Sehr gerne würde ich noch weitere Bücher aus der Welt von Jun, Leith und ihren Freunden lesen. Zum Glück erscheint zumindest noch ein zweiter Band.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2022
Deichfürst / Kommissar Möllenkamp Bd.1
Hoorn, Heike van

Deichfürst / Kommissar Möllenkamp Bd.1


weniger gut

Gute Idee, bei der die Umsetzung mich nicht erreichen konnte

Der steinreiche und steinalte Polderbauer Tadeus de Vries wird ermordet. Der neue Hauptkommissar Stephan Möllenkamp aus Leer soll den Fall mit seinem Team schnell aufklären. Wobei sein Chef und der Landrat eine genaue Vorstellung darüber haben, wo der Täter zu finden ist…

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen begleiten wir das Mädchen Marion, die sich im Jahr 1946 mit ihrem jüngeren Bruder auf der Flucht vor den Russen nach Ostfriesland befindet. Zum anderen spielt der Krimi im Jahr 1999 in Ostfriesland und beginnt mit der Ermordung von Tadeus de Vries. Der alte Bauer wird von so ziemlich jedem gehasst, der mit ihm zu tun hatte. Egal, ob seine Familie, Verwandtschaft, Nachbarn, Arbeiter auf dem Hof. Tadeus de Vries hat keine Gelegenheit ausgelassen, um seine Mitmenschen zu demütigen oder zu schikanieren. Die Voraussetzungen für einen spannenden Krimi sind somit geschaffen und zu Beginn des Buches sah es für mich auch so aus, als würde dies der Autorin gelingen.

Doch dann dümpelte die Geschichte Seite um Seite vor sich hin. Die Ermittlungen der Polizei kommen bis zum Ende des Buches nicht richtig in Fahrt. Sie wirken wie ein Haufen Dilettanten, die mehr mit internen Animositäten und fehlendem Zusammenhalt im Team beschäftigt sind. Weiter kommen sie mit der Suche nach dem Täter nur dadurch, dass ihnen zufällig Wissen in den Schoß fällt. Und selbst dann ziehen sie oft nicht unbedingt den richtigen Schluss oder lassen daraus keine Handlungen folgen.

Ergänzt wird das Ganze noch durch eine eigenwillige Journalistin, die auf eigene Faust ermittelt. Dabei verfolgt sie das Ziel, den Fall vor der Polizei aufzuklären. Das führt dazu, dass sie ihr Wissen nicht mit den Ermittlern teilt und sogar Beweismittel von einem Tatort entfernt. Auf der anderen Seite möchte sie jedoch von Stephan Möllenkamp gedeckt werden, wenn sie bei etwas Illegalem erwischt wird.

Der Täter ist mir als Leserin schnell bekannt. Da ich die Auflösung der Tat jedoch als stimmig empfunden habe, war das überhaupt nicht schlimm für mich.

Schade ist jedoch, dass es keine Person in dem Buch gibt, die mir sympathisch ist oder zu der ich eine Verbindung aufbauen konnte. Das liegt unter anderem daran, dass alle Figuren sehr blass bleiben. Aber auch daran, dass ich die Handlungen aller Beteiligten oft als sprunghaft und widersprüchlich empfunden habe.

Fazit: Die Idee des Buches hat mir gut gefallen, die Umsetzung jedoch leider nicht. Die Handlung konnte mich nicht begeistern, da sie oft vor sich hinplätscherte. Auch die Figuren haben keine Neugierde bei mir aufkommen lassen, sodass ich auch den Nachfolger nicht lesen werde.

Bewertung vom 06.03.2022
Golden Hill Touches / Golden Hill Bd.1
Böhm, Nicole

Golden Hill Touches / Golden Hill Bd.1


ausgezeichnet

Buch mit Wohlfühlatmosphäre

Parker kauft die alte Golden Hill Ranch seiner Großeltern zurück, um dort mit seiner Schwester ein Therapiezentrum aufzubauen, bei der die Therapie mit Pferden im Mittelpunkt steht. Doch die Einwohner von Boulder Creek empfangen die beiden nicht mit offenen Armen. Denn vor 11 Jahren ist Parker nach einem Sommer auf der Ranch im Streit zurück nach Denver gegangen. Er hat damals nicht nur seine Großeltern, einen großen Schlamassel, sondern auch Clay, seine Sommerliebe, zurückgelassen. Doch jetzt ist Parker wieder da und möchte Clay zurückgewinnen.

Das Buch erzählt eine erstaunlich ruhige Geschichte. Es wird oft von der tollen Atmosphäre getragen, die die Wildnis, die Pferde und das beschauliche Leben auf dem Land vermitteln. Nicole Böhm erzählt in „Golden Hill – Touches“ die Liebesgeschichte von Parker und Clay so, dass ich diese authentisch finde. Es hat mir einfach Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Es hat mich gut unterhalten und entspannt, da das Gelesene so eine große Ruhe auf mich ausstrahlte.

Ich konnte die Bedenken der Bewohner von Boulder Creek gegenüber Parker nachempfinden. Boulder Creek ist eine kleine Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt und sich alles in Windeseile herumspricht. Hier vergisst keiner und vergeben dauert auch seine Zeit. Genauso wie ich die gemischten Gefühle von Clay verstehen konnte. Allerdings konnte ich die besondere Magie zwischen Parker und Clay schnell spüren. Ich habe es sehr genossen, ihre Geschichte zu lesen. Es hat gut getan, einmal nicht von großen Dramen zu lesen. Klar, gab es im Buch auch Auseinandersetzungen, Misstrauen und Ärger. Aber es wirkte oft realistisch und war nicht unnötig aufgebauscht.

Fazit: wer ruhige Liebesgeschichten verknüpft mit Naturverbundenheit mag, ist hier richtig. Ich freue mich schon darauf, in Band 2 den besten Freund von Parker kennenzulernen und in Band 3 die Geschichte seiner Schwester Sadie, die mir bereits jetzt sehr ans Herz gewachsen ist, zu lesen.

Bewertung vom 02.03.2022
Boom Town Blues
Dunne, Ellen

Boom Town Blues


sehr gut

Garantiert nicht mein letztes Buch von der Autorin

Patsy Logan braucht eine Auszeit – privat und beruflich. Deshalb befindet sich die Kriminalhauptkommissarin aus München bei ihrer Cousine in Dublin. Als bei einem Empfang in der österreichischen Botschaft die deutsche Praktikantin vergiftet wird, soll KHK Logan bei den Ermittlungen helfen, genauso wie der österreichische Magister Sam Feuerstein.

Zuerst einmal finde ich es sehr ungewöhnlich, die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Ermittlerin zu schildern. Das kannte ich bislang lediglich aus Krimis, deren Hauptfigur ein Privatdetektiv bzw. eine Privatdetektivin waren. Es ist jedoch schon sehr lange her, seitdem ich über so eine Kriminalstory gestolpert bin. Diese Art der Erzählung bringt mir die Ermittlerin Patsy Logan jedoch sofort näher. Ich tauche in ihre Gedankenwelt ein und kann mir dadurch schnell ein Bild von ihrer Person, ihren Werten und ihrer Gefühlswelt machen. Daher finde ich die Erzählperspektive der Autorin Ellen Dunne sehr gut.

Dem Kern des Buches nähern wir uns auf zweierlei Art und Weise. Zum einen begleiten wir Patsy bei der Ermittlungsarbeit und wissen daher immer, wie der Stand der Dinge ist. Zum anderen führt uns die Autorin in die Hochzeit des Baubooms in Irland, den anschließenden Absturz in die Finanzkrise und den erneuten Aufstieg der Wirtschaft. Wir sehen, welche Folgen dies für die einfachen Menschen, ihre Arbeit, ihre Häuser und ihr Leben hatte. Ellen Dunne zeigt uns jedoch auch, wer vom Boom und der Krise profitiert hat und als Gewinner beim folgenden Aufschwung aus der Misere hervorgegangen ist.

Beide Erzählstränge waren für mich ungemein spannend und ich wollte unbedingt wissen, wie beide miteinander verknüpft sind. Warum musste eine junge Frau, die ihr gesamtes Leben noch vor sich hatte, sterben? Wer wird am Ende des Buches Opfer und wer Täter sein?

Fazit: Ein spannender und vom Thema her interessanter Fall, in Kombination mit einer Ermittlerin, die Ecken und Kanten hat und der ich hoffentlich noch öfter begegnen werde.

Bewertung vom 02.03.2022
Wann immer wir träumen / Immer-Trilogie Bd.2
Schrenk, Michelle

Wann immer wir träumen / Immer-Trilogie Bd.2


ausgezeichnet

Das Buch hat mich mitgerissen

Kaia ist ein Kopfmensch. Sie ist sehr diszipliniert, strukturiert und erstellt für alles einen Plan. Jakob ist das Gegenteil. Er ist spontan, unorganisiert und will das Leben genießen. Doch dann sollen sie gemeinsam für die Uni ein Projekt ausarbeiten. Und schon steht beider Leben Kopf…

Kaia und Jakob sind wie Feuer und Wasser, wie Tag und Nacht, wie Regen und Sonnenschein. Aber gerade das macht die Magie dieser Geschichte aus. Denn wenn die beiden aufeinandertreffen, dann spüre ich das Kribbeln und das Knistern, das entsteht, bis zu mir in meine Welt außerhalb des Buches. Als Leserin spüre ich sofort, dass etwas Besonderes geschieht und sie sich prima ergänzen könnten, wenn ihnen ihre Gegensätze nicht im Weg stehen. Das Buch hat mehrere Szenen, die einfach magisch sind. Ich bin beim Lesen ganz in die Welt der Geschichte eingetaucht und habe mich mitreißen lassen. Das ist mir schon lange nicht mehr passiert und ich habe jede einzelne Seite sehr genossen.

Ich habe schon lange nicht mehr mit so viel Freude und Spaß eine Liebesgeschichte gelesen. Durch die Seiten bin ich nur so geflogen und habe mich dabei auch ein kleines Bisschen in Kaia und Jakob verliebt. Sie haben mir wirklich sehr miteinander gefallen.

Das Buch lebt jedoch auch durch die enge Verbindung von Kaia zu ihren Schwestern Lina und Nika sowie ihrer besten Freundin Sophie. Sie bilden eine tolle Einheit und leben eine aufrichtige, enge Freundschaft miteinander.

Alle Figuren haben liebenswerte Eigenschaften. Jedoch zeigt uns die Autorin Michelle Schrenk auch ihre schlechten Seiten, sodass die Personen nicht nur schwarz oder weiß wirken. Ich mag sie zwar alle, habe mich jedoch im Laufe des Buches auch über alle mindestens einmal geärgert. Doch genau so soll es sein, denn das macht die Menschen im Buch lebensechter.

Es gibt jedoch einzelne Szenen, die mir nicht ganz so gut gefallen haben. Einfach, weil mir Kaia da zu abhängig war oder keine Grenzen gesetzt hat. Genauso wie Jakob mir ab und an zu sprunghaft erschien und ich seine Handlungsmotive nicht verstanden habe. Auch der große Konflikt der beiden und die Auflösung dieses Konfliktes haben mir nicht besonders gefallen. Denn die Botschaft, die dadurch transportiert wird, halte ich für verkehrt.

Das Ende war mir persönlich zu kitschig. Toll war jedoch, dass das Buch nicht sofort endete, sondern wir noch ein wenig aus dem Alltag der beiden erfahren haben.

Bewertung vom 24.02.2022
Tell
Schmidt, Joachim B.

Tell


gut

Ich habe mich durchgebissen

Joachim B. Schmidt erzählt die berühmte Saga um Wilhelm Tell neu. Er charakterisiert Tell als sturen, eigensinnigen und wortkargen Menschen, dem mit dem Schuss auf den Apfel, den sein Sohn auf dem Kopf trägt, ein Meisterschuss gelingt.

Zu Beginn hat mir das Buch aufgrund seiner Sprache sehr gefallen. Die Ausdrucksweise habe ich als veraltet, aber wortreicher und ausdrucksstärker als unsere Sprache heute empfunden. Das habe ich sehr genossen. Doch im Laufe des Buches habe ich dies nicht mehr so wahrgenommen.

Geblieben ist meine Abscheu vor der Gewalt, der Willkür und der Härte der damaligen Welt. Die Habsburger Soldaten ziehen saufend, vergewaltigend und plündernd durchs Land. Sie sind die Herren, denen die einfachen Bauern nichts entgegenzusetzen haben. Dabei ist das Leben der Bergbauern auch so schon beschwerlich genug. Das alles wirkte sehr realistisch und ist vom Autor sehr gut herausgearbeitet worden. Doch gerade diese Atmosphäre der Ungerechtigkeit, Brutalität und Ausweglosigkeit hat mir das Buch sehr verleidet, sodass ich mich irgendwann von Seite zu Seite, von Kapitel zu Kapitel durch das Buch gekämpft habe. Zum Glück besteht das Buch aus vielen kurzen Kapiteln.

Gut gefallen hat mir, dass die Ereignisse aus vielen unterschiedlichen Sichtweisen geschildert wurden. Da ist Tell, sein ältester Sohn, seine Frau, die uns erzählen, wie sich alles zugetragen hat. Aber da ist auch der Landvogt, sein Stellvertreter und einzelne Soldaten. Weitere Bergbauern, der Pastor und sonstige Figuren kommen zu Wort. Das hat für Abwechslung gesorgt, sodass es mir nach und nach doch gelungen ist, das Buch zu beenden.

Fazit: Eine bekannte Geschichte, anders und neu, jedoch für mich zu brutal erzählt.

Bewertung vom 20.02.2022
Im Schatten der Wende
Goldammer, Frank

Im Schatten der Wende


sehr gut

Eine Beurteilung fällt mir sehr schwer

Polizeianwärter Tobias Falck glaubt an die DDR, den Staat, in dem er lebt. Er ist davon überzeugt, dass das Leben im sozialistischen System ein gutes Leben ist, in einem Staat, der sich um seine Bürger kümmert. Und dieser Staat muss vor den wenigen Menschen geschützt werden, die der DDR schaden wollen. Doch dann kommt die Wende und von einem Tag auf den anderen ist alles anders…

Frank Goldammer schildert sehr eindrücklich die Zustände, die zu Zeiten der Wende in Dresden herrschten. Viele Menschen haben den Glauben an die DDR verloren. Die Häuser verfallen, es mangelt an allen möglichen Dingen, die zum Leben notwendig sind. Der Autor zeigt uns die Missstände sehr nachdrücklich auf. Und da fängt für mich schon eine Schwierigkeit des Buches an. Die eher sachliche und kalte Sprache erinnert an ein Sachbuch, sodass die Schilderung eines Landes im Verfall sehr authentisch wirkt. Für mich ist es jedoch nur schwer zu glauben, dass viele Häuser verfallen und im Grunde unbewohnbar waren. Die Einwohner jedoch darin hausen mussten, weil es keine Alternative gab. Ich selbst war etwa ein Jahr nach dem Mauerfall in Wittenberg. Da ist mir auch aufgefallen, dass alles trist und grau wirkte. Die Hausfassaden waren renovierungsbedürftig und die Geschäfte erinnerten mich an meine Kindheit in den 70er Jahren. Trotzdem kann ich nicht beurteilen, ob die Zustände so schlimm waren, wie in „Im Schatten der Wende“ dargestellt.

Gestört hat mich auf jeden Fall, dass die Polizei nach der Wende wie ein Haufen Trottel dargestellt wird. Von meinem Vater weiß ich, dass das Heer dem Westdeutschen um Längen voraus war, wenn es um Disziplin, Bereitschaft und Strukturen ging. Denn er war nach der Wende als Soldat in Ostdeutschland, um die Bundeswehr und das DDR-Heer aneinander anzugleichen.

Gut gefallen hat mir, dass wir hier nicht ein bestimmtes Verbrechen und seine Aufklärung verfolgen, sondern den Arbeitsalltag des jungen Polizisten Tobias Falck. Sehr deutlich dargestellt ist die Entwicklung von Tobias Falck. Zu Beginn ist er ein Verfechter des DDR-Regimes und kann die häufige Kritik an der DDR und ihren Politikern nicht verstehen. Nach der Wende sieht er sowohl die Vor- als auch die Nachteile der DDR. Doch er sieht auch die Gefahren, die in den Glorifizierungen der BRD gegeben sind – auch hier sieht er Licht und Schatten. Als Polizist entwickelt er sich von einem schüchternen, unterwürfigen Menschen, der blind gehorcht, zu einem Menschen mit Selbstvertrauen, der seine Meinung kundtut, analytisch denkt und selbstständig handelt. Diese Studie eines Menschen, der sich von einem stets gehorsamen Befehlsempfänger zu einem emanzipierten Wesen entwickelt, ist sehr gut gelungen.

Fazit: Das Buch hat mir gerade deshalb gut gefallen, weil der Ansatz ein für mich neuer war. Ob die Schilderung der damaligen Zeit den Tatsachen entspricht, vermag ich jedoch nicht zu beurteilen.