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Benutzername: 
Magda
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 242 Bewertungen
Bewertung vom 23.09.2022
Die Mauersegler
Aramburu, Fernando

Die Mauersegler


sehr gut

Toni, 54 Jahre alt, ist Philosophielehrer in Madrid. Er ist geschieden von der Radiomoderation Amalia. Den gemeinsamen Sohn Nicolas, von ihm Nikita genannt, hält er für missraten. Nikita wohnt mit anderen jungen Leuten in einem besetzten Haus, hat auf dem Rücken ein Hakenkreuz und eine weitere Tätowierung auf der Stirn.
Tonis Mutter leidet an Demenz und lebt in einem Pflegeheim. Er besucht seine Mutter regelmäßig und geht dabei seinem Bruder aus dem Weg, dem er möglichst nicht begegnen will.
Toni hasst eigentlich alle in seiner Umgebung, seine Schüler, die Kollegen, seine Ex-Schwiegereltern (die besonders), er mag noch nicht mal seinen Bruder Raùl (den er gegen dessen Willen Raùlito nennt). Er hat nur einen Freund, der ebenfalls alleinstehend ist, und den er fast täglich in Alfonsos Bar trifft. Dieser Freund hat bei einem Terroranschlag einen Fuß verloren, seitdem nennt Toni ihn heimlich Humpel.
Er beschließt, in genau einem Jahr den Freitod zu wählen, da er meint, das Leben hätte ihm nichts mehr zu bieten, er hätte seine beste Zeit hinter sich, es könne nichts mehr kommen, was ihn dazu verleiten könnte, weiterzuleben. Er mag auch seinen Beruf nicht.
Jeden Tag in den 365 Tagen, die er es noch auf dieser Erde aushalten will, schreibt er ein Kapitel in ein Notizbuch, das er seinem Sohn hinterlassen will. Er erinnert an Ereignisse in seiner Kindheit und Jugend, die Zeit mit seinem Vater, der seine Söhne und seine Frau nicht gut behandelt, ja sogar misshandelt hat. Der Vater ist gestorben, als Toni zwanzig war. Eins seiner schönsten Erlebnisse war die erste Zeit mit seiner späteren Frau, daran denkt er oft wehmütig zurück.
Mir hat das Buch gut gefallen, auch wenn es einige Längen hat, und die Themen Philosophie und Politik für meinen Geschmack zu viel Raum einnehmen. Der Schreibstil ist sehr angenehm, die Aufteilung der Tage auf einzelne Kapitel war eine gute Idee. Eine anspruchsvolle Lektüre, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

Bewertung vom 18.09.2022
Ein Kind namens Hoffnung
Sand, Marie

Ein Kind namens Hoffnung


sehr gut

Ein Kind namens Hoffnung - die Geschichte einer heimlichen Heldin, der Debütroman von Marie Sand, Paperback 284 Seiten.
1938: Elly Berger, Pfarrerstochter und gelernte Köchin, arbeitet für die jüdische Familie Sternberg. Hanns Sternberg ist Neurologe, seine Frau Sara Pianistin. Elly hängt sehr an deren 6jährigem Sohn Leon, den sie von klein auf mit aufgezogen hat.
Als die Sternbergs eines Abends von den Nazis abgeholt werden, gibt Elly Leon als ihren Sohn aus. Noch in der gleichen Nacht verlässt sie mit ihm Berlin und flieht zu ihrer Familie nach Bonn. Elly Vater ist Pfarrer und nichtdestotrotz ein Anhänger der Nationalsozialisten. Bevor er Leon denunzieren kann, muss Elly wieder fliehen. Am Bahnhof lernt sie Stephan kennen, einen Bauer aus der Eifel, dessen Frau gestorben ist, und der seitdem mit seinen drei Söhnen alleine lebt. Sie heiratet ihn und verlebt auf dem Bauernhof die Kriegsjahre. Nach Kriegsende verlässt sie Stephan und geht mit Leon und ihrer kleinen Tochter Mathilda nach Berlin zurück, um Leons Mutter Sara zu suchen.
Die Geschichte war sehr fesselnd, ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen, da ich unbedingt wissen wollte, wie Elly die entbehrungsreichen Kriegsjahre übersteht und ob und wie sie es schafft, den jüdischen Jungen vor dem Konzentrationslager zu bewahren.
Der Schreibstil war recht flüssig, allerdings hätte ich mir mehr Dialoge gewünscht, und teilweise waren die Sätze abgehackt und für meinen Geschmack zu kurz. Ellys Gefühle und Taten wurden sehr verständlich und detailliert beschrieben.
Von mir gibt es eine klare Lesempfehlung.