Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
hapedah

Bewertungen

Insgesamt 754 Bewertungen
Bewertung vom 30.09.2022
Auf See (eBook, ePUB)
Enzensberger, Theresia

Auf See (eBook, ePUB)


gut

Die Gesellschaftskritik verliert sich in der teilweise oberflächlichen Handlung

Seit zehn Jahren lebt Yada auf einer künstlich erschaffenen Insel mitten in der Ostsee, unter den anderen Bewohnern gibt es nur wenige Frauen und gar keine Kinder und Jugendliche, so dass sie sich sehr isoliert fühlt. Längst haben die anderen Gründer der Seestatt ihrer Idee den Rücken gekehrt, nur Yadas Vater hält an seinem Traum einer unabhängigen Enklave fest, obwohl der Verfall der einst funkelnden Wohneinheiten bereits deutlich spürbar ist und auch die angestrebte Unabhängigkeit vom Festland nicht umgesetzt werden konnte.

Die unkonventionelle Künstlerin Helena lebt in Berlin und lässt sich - ohne finanzielle Sorgen zu kennen - ziellos durch ihren Alltag treiben, selbst die Sekte, die sie einst eher zufällig ins Leben gerufen hat, vermag kaum noch ihr Interesse zu wecken.

"Auf See" von Theresia Enzensberger ist eine dystopische Geschichte, die mich nicht in dem Maß zu fesseln vermochte, wie ich es mir erhofft hatte. Weder Yada noch Helena konnte ich emotional allzu nahe kommen, obwohl ein Großteil der Handlung abwechselnd aus ihren Perspektiven beschrieben war. Zwischendrin gab es immer wieder Abschnitte, die mit "Archiv" überschrieben waren, hier stellte die Autorin geschichtliche Informationen bereit, deren Bezug zum eigentlichen Handlungsstrang für mich erst nach und nach ersichtlich wurde. Was die beiden Frauen miteinander verband, hatte ich dagegen schon zeitig geahnt, vielleicht lag es daran, dass ich während des Lesens keinerlei Spannung empfunden habe.

Der Schreibstil ist durchaus angenehm zu lesen, leider habe ich den Roman inhaltlich stellenweise ziemlich belanglos empfunden. Mir ist schon klar, worauf die Autorin schlussendlich hinaus wollte, die Archivbeiträge zeigen recht deutliche Verbindungen zu der Weltuntergangsstimmung, die Yadas Vater dazu brachte, seinen eigenen Inselstaat zu gründen. Auch die Art und Weise, wie er seine Tochter hintergeht und für die Erfüllung seiner Träume benutzen möchte, lässt gedankliche Parallelen zu einem im Archiv vorgestellten Betrüger aufkommen. Diese gesellschaftliche Kritik verliert sich meiner Meinung nach aber in der oberflächlich anmutenden Handlung, so dass ich am Ende nicht mehr sicher war, warum ich dieses Buch eigentlich lesen wollte.

Fazit: So ganz kann ich nicht nachvollziehen, warum dieser Roman für den Deutschen Buchpreis nominiert war, trotz der durchaus anklingenden Gesellschaftskritik fand ich den Handlungsfaden recht oberflächlich und belanglos, für mich leider kein Lesevergnügen.

Bewertung vom 29.09.2022
Hidden Lies. Mein Geheimnis kann dich töten
Richter, Charlotte

Hidden Lies. Mein Geheimnis kann dich töten


ausgezeichnet

Eine furchtbare Krankheit verwandelt infizierte Menschen zeitweilig in mordlüsterne Irre, so dass die Erdbevölkerung drastisch minimiert wurde. Nachdem ein Medikament dagegen entwickelt wurde, findet Kara in einem Krankenhaus zu ihrem früheren Bewusstsein zurück - doch die Welt ist nicht mehr, wie sie vor dem Ausbruch von Morbus Shade war, die Industrie ist zusammen gebrochen und auch die Menschen haben sich verändert. Die Infizierten werden mit Furcht und Misstrauen betrachtet, sie müssen Armbänder zur Kennzeichnung tragen und werden zur Zwangsarbeit verpflichtet.

Kara kann zu ihrer Familie zurück kehren, doch niemand in ihrem Umfeld darf von ihrer Infektion erfahren. Als sie Adrian trifft, kann sie zum ersten Mal die grausige Vergangenheit hinter sich lassen, doch er gehört der Initiative an, einer Organisation, die es sich zur Aufgabe gemacht hat, ihre infizierten Mitmenschen in Schach zu halten. Denn schon bald wird die Medizin aufgebraucht sein und die Krankheit erneut die Oberhand über die Infizierten gewinnen.

"Hidden Lies. Mein Geheimnis kann dich töten" von Charlotte Richter ist eine spannende Dystopie, die mich bis zur letzten Seite gefesselt und begeistert hat. Die Geschichte wird beinahe ausschließlich aus Karas Perspektive erzählt, zwischendurch gab es immer wieder kurze Einblicke in die Gedankenwelt von Personen aus ihrem Umfeld, die mir sehr gefallen haben - auf diese Weise wurden manche Beweggründe für mich verständlicher und es hat mir geholfen, mein Bild der einen oder anderen Figur abzurunden. Obwohl ich bereits Kinder im Alter der angestrebten Zielgruppe habe, hat mich das Leseerlebnis fasziniert, Kara war mir schnell ans Herz gewachsen und ich konnte mich emotional gut in sie hinein versetzen.

Auch die anderen Personen im Buch habe ich als authentisch und lebensecht empfunden, und ich war mit meinen Gefühlen im positiven und im negativen Sinn immer bei ihnen. Meiner Meinung nach gab es erschreckende Parallelen zur Realität - sei es stellenweise der Verlust der Menschlichkeit, der mir besonders aus geschichtlichen Überlieferungen aus der Zeit des zweiten Weltkriegs bekannt vor kam, oder auch die Ausgrenzung von Infizierten beim Auftauchen neuer Krankheiten - so dass mich die Lektüre häufig zum Nachdenken angeregt hat. Den Schreibstil kann ich nur als mitreißend bezeichnen, ich hatte einige wunderbare Lesestunden, so dass ich für den Roman gern eine Leseempfehlung ausspreche.

Fazit: Die spannende Geschichte hat mich bis zur letzten Seite in ihrem Bann gehalten und zwischendurch oft zum Nachdenken gebracht, dieses faszinierende Leseerlebnis empfehle ich gern weiter.

Bewertung vom 28.09.2022
The Girl in the Love Song / Lost Boys Bd.1 (eBook, ePUB)
Scott, Emma

The Girl in the Love Song / Lost Boys Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Äußerlich betrachtet scheint das Leben der dreizehnjährigen Violet perfekt zu sein, mit ihren Eltern lebt sie in einer großen Villa und kennt keine finanziellen Sorgen. Der gleichaltrige Miller hingegen ist obdachlos, er wohnt mit seiner Mutter zusammen in einem Auto. Als die beiden Teenager sich begegnen, dauert es nicht lange, bis sich zwischen ihnen eine intensive Freundschaft entwickelt, nur heimlich gesteht sich jeder von ihnen ein, dass es sich bereits um Liebe handelt. Jahre später drückt Miller seine Emotionen hauptsächlich durch gefühlvoll vorgetragene Lieder aus, doch Violet, deren Leben von Streit und Hass zwischen ihren Eltern geprägt ist, wehrt sich gegen ihre Gefühle, um Millers Freundschaft nicht zu verlieren.

"The Girl in the Love Song" von Emma Scott ist wieder einmal eine Geschichte, deren wundervolle Protagonisten mir beinahe sofort ans Herz gewachsen sind. Wie ich es von der Autorin kenne (und liebe) hatten Violet und Miller bereits in jungen Jahren schwere Zeiten erlebt und ich war während des Lesens emotional tief in ihrer Geschichte versunken. Sowohl die Hauptdarsteller als auch die anderen Figuren in ihrem Umfeld fand ich authentisch und lebensecht beschrieben, ich habe sie alle als reale Persönlichkeiten erleben können. Der Schreibstil war ebenfalls auf gewohnte Weise fesselnd, so dass ich schnell und leicht durch die Seiten geglitten bin.

Was mich ein wenig irritiert hat war die Tatsache, dass die anhand des Klappentextes zu erwartende Handlung in meinen Augen bereits in der Mitte des Buches einen für mich zufrieden stellenden Abschluss gefunden hat. Wenn der Roman hier geendet hätte, wäre mir das wahrscheinlich recht kurz vorgekommen, hätte aber inhaltlich für eine Fünf-Sterne-Bewertung genügt. Was danach kam, war Dramatik - mir ist natürlich klar, dass bisher jedes Buch, das ich von Emma Scott gelesen habe von dramatischen und dadurch besonders emotionalen Wendungen geprägt ist, für meinen Geschmack war es dieses Mal allerdings etwas zu viel des Guten, die Lektüre fühlte sich dadurch leicht in die Länge gezogen. Nichtsdestotrotz habe ich mich insgesamt recht gut unterhalten gefühlt und werde mit Sicherheit auch die Folgebände der Lost Boys Trilogie lesen.

Fazit: Für meinen Geschmack kam die Dramatik ein wenig zu gewollt daher, dennoch hatte ich ein unterhaltsames Leseerlebnis, das ich gern weiter empfehle.

Bewertung vom 26.09.2022
Am liebsten sitzen alle in der Küche (eBook, ePUB)
Karnick, Julia

Am liebsten sitzen alle in der Küche (eBook, ePUB)


sehr gut

Drei Freuen um die Fünfzig, die unterschiedlicher nicht sein könnten, freunden sich an. Da ist zunächst Almut, die ihr Leben bisher damit zugebracht hat, ein gemütliches Zuhause für ihren Mann und die vier Kinder zu pflegen. Nun sind fast alle Kinder aus dem Haus und der Ehemann hat eine Andere, so richtet sich Almut in der einst als Geldanlage gekauften Wohnung neu ein. Ihre Nachbarin, die allein erziehende Ärztin Tille, die mir ihrem pubertierenden Sohn oft überfordert ist, genießt Almuts Gastfreundschaft ebenso, wie die vielbeschäftigte Werberin Yeliz. Schnell werden die gemeinsamen Donnerstagabende für alle drei Freundinnen zum Mittelpunkt der Woche, doch im Lauf der Zeit wird ihre Freundschaft auch heftig auf die Probe gestellt.

"Am liebsten sitzen alle in der Küche" von Julia Karnick ist eine durchaus unterhaltsame Geschichte, ich mochte den E-Reader zwischendurch kaum aus der Hand legen. Alle drei Protagonistinnen sind mir schnell ans Herz gewachsen und es hat mir Freude gemacht, sie auf einem Stück ihres Weges zu begleiten. Sie sind sehr verschieden und haben bereits einige Höhen und Tiefen des Lebens hinter sich, umso schöner fand ich die intensive Freundschaft, die sich zwischen ihnen entwickelt hat, die letztendlich auch zur persönlichen Weiterentwicklung der Frauen beitragen konnte.

Der locker-leichte Schreibstil hat mich schnell durch die Seiten gleiten lassen, lediglich den Klappentext fand ich ein wenig irritierend - meiner Meinung nach spielt die angekündigte Rachegeschichte eine bedeutend kleinere Rolle in der Handlung, als die Inhaltsübersicht andeutet. So habe ich während des Lesens recht lange darauf gewartet, was sich denn in dieser Hinsicht tun wird und als es dann schlussendlich so weit war, schien mir das Geschehen recht unspektakulär aufgelöst zu sein. Ohne die von der Zusammenfassung geweckten Erwartungen hätte ich das Buch deutlich entspannter genießen können. Nichtsdestotrotz habe ich mich insgesamt gut unterhalten gefühlt und spreche für die angenehme Lektüre gern eine Leseempfehlung aus.

Fazit: Obwohl ein im Klappentext recht in den Mittelpunkt gestellter Handlungsstrang in meinen Augen eher unspektakulär abgehandelt wurde, bietet der Roman eine angenehm zu lesende Geschichte über eine Frauenfreundschaft, die ich gern weiter empfehle.

Bewertung vom 26.09.2022
Sisi (eBook, ePUB)
Duve, Karen

Sisi (eBook, ePUB)


gut

Kaiserin Elisabeth von Österreich ist vom steifen Wiener Hofzeremoniell gelangweilt und vertreibt sich die Zeit lieber mit ausgiebigen Reisen. Besonders in England gefällt es ihr gut, die risikoreichen Jagdgesellschaften lassen das Herz der passionierten Reiterin höher schlagen. Für ihre Reitkünste wird Sisi ebenso sehr bewundert, wie für ihre Schönheit, auch der legendäre Reiter Bay Middleton wurde nach anfänglicher Skepsis in ihren Bann gezogen. Als Sisi ihr Nichte Marie Wallersee, die aus einer nicht standesgemäßen Ehe ihres Bruders mit einer Schauspielerin entstammt, nach Schloss Gödöllö einlädt, steht diese zunächst im Schatten ihrer kaiserlichen Tante. Marie zeigt sich im Sattel genau so tollkühn wie Sisi und wird deren dauerhafte Begleiterin - so dauert es nicht lange, bis die adlige Gesellschaft der jungen Frau eben so viel Aufmerksamkeit entgegen bringt und damit Sisis Unmut erregt.

"Sisi" von Karen Duve ist ein Roman, der sich eng an realen Überlieferungen über die Kaiserin Elisabeth orientiert, allerdings beschränkt sich die Handlung auf einen relativ kurzen Zeitraum ihres Lebens. Zu Beginn der Geschichte ist Sisi bereits 38 Jahre alt und damit weit entfernt von dem kitschigen Backfisch, den uns die berühmte Filmreihe seinerzeit vorgeführt hat, die Autorin zeichnet ein weit weniger illusorisches Bild der schillernden geschichtlichen Figur. Dabei bedient sie sich einer Sprache, die für einen höfischen Chronisten jener Zeit angemessen gewesen wäre, selbstverständlich ist die Kaiserin wunderschön, unendlich liebenswürdig und nahezu unfehlbar, jede ihrer Handlungen wird aus dem Blickwinkel einer Person in Sisis Umfeld gezeigt. Nur mit kleinen, dezenten Sätzen am Ende des entsprechenden Abschnitts, wird der schöne Schein in Frage gestellt. (z.B. nach einer Jagd des Kaisers, als die getöteten Gämsen in einer Linie aufgereiht werden: "Achtunddreißig tote Tiere sind es diesmal. Das ist ein schöner Ausdruck repräsentativer Lebenslust,..")

Mit dieser feinen Ironie hat die Autorin die Schattenseiten des kaiserlichen Glanzes dargestellt, ohne die Kritik in direkte Worte zu fassen, den Schreibstil habe ich recht passend zur höfischen Etikette empfunden. Allerdings ist es mir durch die gestelzte Ausdrucksweise schwer gefallen, tiefer in die Geschichte einzutauchen, oder den Figuren gar emotional näher zu kommen. Wenn ich bedenke, dass es sich nicht um ein geschichtliches Sachbuch, sondern um einen Roman handelt, fehlte mir nicht nur bei der Protagonistin, sondern auch ihrem Umfeld die Lebendigkeit. Da die Kaiserin beinahe ausschließlich durch die Augen dritter betrachtet wurde, wirkte das Buch auf mich eher wie eine etwas ausführlichere Zusammenstellung historischer Fakten. Für eingefleischte Sisi-Fans zeigt Karen Duve sicherlich einen interessanten Ausschnitt aus ihrem bewegten Leben, für mich hatte das Buch leider kaum einen Unterhaltungswert.

Im Prinzip fasst der Klappentext bereits den kompletten Handlungsverlauf zusammen und für meinen Geschmack war der Rest umständliche Umschreibung. Besonders der Anfang hat sich meiner Meinung nach zähe in die Länge gezogen, bei aller Begeisterung, die Sisi selbst für die wilden Jagdritte empfunden haben mag, fand ich es kaum spannend, die ausführlichen Schilderungen der sich beinahe täglich wiederholenden Jagden zu lesen. Als Marie Wallersee in Erscheinung trat, kam mir das Handlungstempo schon angenehmer vor, nichtsdestotrotz kann ich dieses Buch nur begeisterten Anhängern der Kaiserin Elisabeth empfehlen, für alle Anderen ist es eine recht langwierige Lektüre.

Fazit: Der gestelzte Schreibstil hat für mich den Unterhaltungswert des Romans deutlich geschmälert, auch die feine Ironie, mit der die Autorin ihre Abschnitte enden lässt, konnten das Leseerlebnis in meinen Augen nicht retten. Für eingefleischte Sisi-Fans mag dieser Ausschnitt aus ihrem Leben eine durchaus lesenswerte Lektüre darstellen, meine Begeisterung hielt sich leider in Grenzen.

Bewertung vom 19.09.2022
Nachtschwur / Midnight Chronicles Bd.6 (eBook, ePUB)
Iosivoni, Bianca; Kneidl, Laura

Nachtschwur / Midnight Chronicles Bd.6 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Am Tag des Blutbades hatte Jules, der von einem Grim-Hunter zum Vampir umgewandelt wurde, Holden Iwanow so schwer verletzt, dass dieser für immer im Rollstuhl sitzt. Daher ist es auch nicht verwunderlich, dass seine früheren Gefährten ihm nun mit Misstrauen begegnen - allen voran Holdens Zwillingsschwester Harper, in die Jules seit Jahren hoffnungslos verliebt ist. Harper hat sich geschworen, die Verletzung ihres Bruders zu rächen, warum fühlt sie sich ausgerechnet jetzt stärker zu Jules hin gezogen, als jemals zuvor?

"Midnight Chronicles - Nachtschwur" von Bianca Iosivoni ist der finale sechste Band einer wunderbaren Fantasy-Reihe, der mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und begeistert hat. Zum Verständnis sehe ich es als unabdingbar an, zunächst die voran gegangenen Bände gelesen zu haben, da die Hintergrundgeschichte um den Kampf der Hunter gegen diverse übernatürliche Wesen fortlaufend erzählt wird. Für mich fühlte sich das Eintauchen in diesen Roman ein wenig wie ein Treffen mit lieb gewonnenen Freunden an, die Protagonisten Harper und Jules kannte ich bereits als Nebenfiguren aus den vorigen Büchern.

Wobei ich von Harper bisher nur die recht abweisende Fassade gesehen hatte, Jules hingegen, der Cains Cousin ist, war mir bereits seit dem zweiten Teil der Midnight Chronicles ans Herz gewachsen. Obwohl er nach seiner Umwandlung zunächst den Befehlen des Vampirkönigs folgen musste, hat er inzwischen zu seiner wahren Persönlichkeit zurück gefunden und ist in meinen Augen noch genau so liebenswert, wie er einst in seiner menschlichen Existenz gewesen ist. Mein Bild von Harper, die ich früher als sehr arrogant empfunden habe, hat sich dagegen gewandelt, in dieser Geschichte zeigt sich der verletzliche Mensch hinter der rauen äußeren Schale.

Den eingängigen Schreibstil der Autorinnen mag ich immer noch sehr, ich bin nur so durch die Seiten geflogen und war gefühlt viel zu schnell am Ende angelangt. Besonders gefallen hat mir, dass alle Protagonisten der Reihe noch einmal in den Vordergrund gerückt sind, in diesem grandiosen Finale gab es zum Ende hin Abschnitte aus den Blickwinkeln aller acht Hauptfiguren. Deshalb habe ich nach Beendigung der Lektüre den E-Reader mit einem lachenden und einem weinenden Auge beiseite gelegt, es war wunderbar, sie alle vereint zu erleben, doch nun ist die Buchserie, die ich über zwei Jahre hinweg fasziniert verfolgt habe, beendet und ich musste mich von den lieb gewonnenen Huntern verabschieden. Insgesamt hat mich dieses Buch - wie seine Vorgänger - prächtig unterhalten, so dass ich dafür gern eine Leseempfehlung ausspreche.

Fazit: Für mich stellt dieser Abschlussband das großartige Finale einer wunderbaren Reihe dar, zum Abschluss hatten alle lieb gewonnenen Figuren noch einmal ihren Auftritt, so dass ich den Roman rundum zufrieden beendet habe.

Bewertung vom 15.09.2022
Corregidora (eBook, ePUB)
Jones, Gayl

Corregidora (eBook, ePUB)


gut

Corregidora hieß der portugiesische Sklavenhalter, der bereits Ursas Urgroßmutter zur Prostitution zwang. Er zeugte sowohl ihre Großmutter als auch ihre Mutter, nach Abschaffung der Sklaverei werden Unterlagen vernichtet, um die brutalen Methoden zu vertuschen, doch die traumatische Vergangenheit wird innerhalb der Familie weiter vererbt, Ursa soll "Generationen machen", damit die Geschichte nicht in Vergessenheit gerät - doch sie kann keine Kinder bekommen und äußert ihre Emotionen in dem Blues, den sie jeden Abend im Happy´s Café singt.

"Corregidora" von Gayl Jones ist ein Buch, mit dem ich trotz des wichtigen Themas ziemlich zu kämpfen hatte, der sperrige Schreibstil und die Sprünge zwischen den Szenen haben es mir nicht leicht gemacht, einen emotionalen Zugang zu Ursa und ihrer Geschichte zu finden. Es sind recht kleine Abschnitte, die die Verletzungen der einst versklavten Frauen durch Corregidora zum Ausdruck bringen, doch zwischen aktuellen Passagen aus Ursas Leben, wiederholen sich ständig die Erinnerungen an den verhassten Sklavenhalter, dessen Namen Ursa weiterhin trägt, auch als sie heiratet behält sie den portugiesischen Familiennamen bei.

Zwischenzeitlich verschwimmen die Grenzen zwischen den vier Generationen der Frauen, es scheint, als ob Corregidoras Opfer eine Art kollektives Gedächtnis entwickeln, um für seine Taten Zeugnis abzulegen.

Zweifelsohne hat die Autorin ein wichtiges Zeitdokument geschaffen, das in teilweise brutaler Ausdrucksweise eine Vergangenheit ans Licht zerrt, die das Trauma ganzer Generationen ehemaliger Sklaven widerspiegelt. Wer den Blues im Blut hat, mag dieses Buch intuitiv verstehen und entsprechend wertschätzen, mir hat sich die eigenwillige Erzählweise, die von Wiederholungen und zeitlichen Sprüngen geprägt war, während des Lesens nicht wirklich erschlossen. Erst das Nachwort des Übersetzers, der den Schreibstil mit der musikalischen Darstellung des Blues vergleicht, konnte mein Verständnis für die zäh empfundene Lektüre etwas verbessern.

Fazit: Der sperrige und sprunghafte Schreibstil hat es für mich schwierig gestaltet, emotional in die Geschichte einzutauchen, dennoch betrachte ich dieses Buch als wichtiges Zeugnis einer Vergangenheit, die Generationen ehemalige Sklaven traumatisiert hat.

Bewertung vom 13.09.2022
Double Booked - Wenn die Liebe zweimal kommt (eBook, ePUB)
Lindon, Lily

Double Booked - Wenn die Liebe zweimal kommt (eBook, ePUB)


sehr gut

Seit dem Tod ihres Vaters vor einigen Jahren bewältigt Georgina ihren Alltag mit Hilfe fester Routinen, selbst mit ihrem festen Freund Douglas ins Bett zu gehen ist als Termin im gemeinsamen Google-Kalender eingetragen. Erst als Gina von ihrer besten Freundin zu einem Konzert der queeren Band Phase mit geschleppt wird, ändert sich plötzlich alles - denn die Musik und auch die Schlagzeugerin Kit wecken bisher verdrängte Sehnsüchte. So beginnt für Gina ein Doppelleben, tagsüber bleibt sie Douglas´ bodenständige Freundin, nachts spielt sie unter dem Namen George Keyboard bei Phase - doch wer ist sie tatsächlich?

"Double Booked – Wenn die Liebe zweimal kommt" von Lily Lindon ist eine unterhaltsame Geschichte über eine Frau auf der Suche nach der eigenen Identität. Anfangs habe ich mich etwas schwer getan, in die Handlung hinein zu finden, auch Georgina war für mich zunächst wenig greifbar. Seit ihr Vater vor einigen Jahren starb, während sie mit ihrer damaligen Band einen Auftritt hatte, treibt Gina durch den fest strukturierten Alltag und hat sich selbst schon lange aus den Augen verloren - ihre Persönlichkeit war so versteckt, dass ich sie kaum spüren konnte. Erst nach dem Abend in einer queeren Bar, beginnt die Protagonistin, ihre eigenen Wünsche zu entdecken, von diesem Zeitpunkt an hat mich das Leseerlebnis deutlich mehr in seinen Bann gezogen.

Der Schreibstil war locker-leicht gehalten, nachdem ich die Startschwierigkeiten überwunden hatte, bin ich nur so durch die Seiten geglitten und habe mich in Georginas Leben auch recht wohl gefühlt. Die Figuren in ihrem Umfeld fand ich lebensecht beschrieben, so dass ich sie mir alle gut vorstellen konnte. Es hat Spaß gemacht, Georgina auf einem Abschnitt ihres Weges zu begleiten, insgesamt habe ich mich wunderbar unterhalten gefühlt, so dass ich für diesen Roman gern eine Leseempfehlung ausspreche.

Fazit: Nach dem in meinen Augen etwas holprigen Einstig hat mich die Geschichte dann doch recht schnell gefesselt und bis zur letzten Seite nicht mehr los gelassen, das unterhaltsame Leseerlebnis empfehle ich gern weiter.

Bewertung vom 12.09.2022
Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1
Jager, Jennifer Alice

Totenbeschwörung für Anfänger / Emily Seymour Bd.1


ausgezeichnet

Unterhaltsame Jugendfantasy

In einer Familie von Nekromanten wird Emily wegen ihrer fehlenden Begabung als Außenseiter angesehen, ihre Tollpatschigkeit erschwert ihr das Leben noch zusätzlich. Ausgerechnet als Ashton, der Sohn einer früher verfeindeten Nekromantenfamilie, an einem Ritual der Seymours teilnimmt, unterläuft Emily bei der Vorbereitung ein folgenschwerer Fehler. Ihre Verwandten wollen Ashtons Tod vertuschen, doch Emily wagt sich an einen verbotenen Zauber und holt ihn zurück ins Leben - kurz drauf muss sie feststellen, dass auch sie selbst in großer Gefahr ist.

"Emily Seymour: Totenbeschwörung für Anfänger" von Jennifer Alice Jager ist eine fantastische Geschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und begeistert hat. Emily war mir mit ihrer leicht verpeilten Art schnell sympathisch, es hat Spaß gemacht, die Handlung aus ihrer Perspektive zu erleben. Bei Ashton hat es etwas länger gedauert, ehe ich mit ihm warm geworden sind, mit seinen achtzehn Jahren schien er der Pubertät ebenfalls noch nicht so ganz entwachsen zu sein, so dass ich ihn stellenweise recht sprunghaft in seinen Emotionen empfunden habe.

Den Schreibstil habe ich gemocht, meiner Meinung nach passt die locker-leichte Erzählweise gut zum Alter der angestrebten Zielgruppe. Denn man sollte sich darüber im Klaren sein, dass es sich hier um einen Jugendroman handelt, die Protagonisten sind Teenager und bei aller Verantwortung, die sie durch ihr nekromantisches Erbe tragen, verhalten sie sich oft ihrem Alter entsprechend wechselhaft. Die Spannung habe ich ebenfalls passend zu der jugendlichen Fantasy empfunden, ich habe mich bis zum Ende hin wunderbar unterhalten gefühlt und selbst der Cliffhanger am Schluss war für mich nicht nervig sondern hat die Lust auf die Fortsetzung geweckt. Für die unterhaltsamte Lektüre spreche ich gern eine Leseempfehlung aus.

Fazit: Mit der Lockeren Schreibweise, den teenagerhaften Protagonisten und der spannenden Handlung konnte mich dieser Jugendfantasy-Roman prächtig unterhalten, so dass ich das Buch gern weiter empfehle.

Bewertung vom 05.09.2022
Raue Havel
Pieper, Tim

Raue Havel


ausgezeichnet

Nach dem Fund von drei alten Skeletten erfährt KHK Toni Sanftleben, dass sich kurz zuvor bereits eine Journalistin für das betreffende Grundstück interessiert hat. Als er deswegen mit der jungen Frau sprechen möchte, wird diese vermisst und Toni Suche führt ihn bald darauf zu ihrer Leiche. Noch ehe er heraus finden kann, auf welcher Spur die Journalistin recherchiert hatte, wird ihm der Fall entzogen - doch Toni ermittelt auf eigene Faust weiter, ohne zu ahnen, wie die Ereignisse mit seiner eigenen Familiengeschichte verknüpft sind.

"Raue Havel" von Tim Pieper ist der sechste Fall für den sympathischen Ermittler Toni Sanftleben. Die Krimi-Handlung ist in sich abgeschlossen, daher kann das Buch auch ohne Kenntnis der Vorgänger gut gelesen werden - ich persönlich finde es allerdings noch schöner, alle Bände in der chronologischen Reihenfolge zu entdecken, denn neben den eigentlichen Fällen spielt immer auch das Privatleben des Protagonisten eine Rolle in der Geschichte. Da ich inzwischen alle Vorgängerbände gelesen habe, fühlte sich dieses Leseerlebnis für mich wie ein Wiedersehen mit guten Freunden an, nicht nur Toni, sondern auch einige Figuren aus seinem Umfeld waren mir bereits länger ans Herz gewachsen.

Den spannenden Schreibstil kenne und mag ich ebenfalls schon aus den voran gegangenen Fällen, zwischendurch mochte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Die Spuren dieser Ermittlung reichen dieses Mal weit in die Vergangenheit zurück, deshalb erzählt Tim Pieper die Handlung in zwei verschiedenen Zeitebenen, die mich beide gleichermaßen gefesselt haben, die Verknüpfung der geschichtlichen Fakten mit Tonis familiärer Vergangenheit fand ich sehr gelungen. Die Liebe des Autors zur Region war für mich ebenfalls deutlich spürbar, immer wieder werden reale Orte erwähnt, die beim Lesen die Lust auf einen Besuch der Havelregion wecken. Insgesamt hat mich dieses Buch - wie auch die anderen fünf Fälle um KHK Toni Sanftleben - auf ganzer Linie begeistert, so dass ich dafür gern eine Leseempfehlung ausspreche.

Fazit: Tonis sechster Fall verknüpft die spannende Krimihandlung mit einen Ausflug in die regionale Geschichte, bis zur letzten Seite mochte ich den Roman kaum aus der Hand legen, so dass ich das fesselnde Leseerlebnis gern weiter empfehle.