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Lesezauber_Zeilenreise
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Eggenstein-Leopoldshafen
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Buchnerd durch und durch

Bewertungen

Insgesamt 758 Bewertungen
Bewertung vom 19.12.2023
Was wir nie verzeihen / River Delta Bd.3
Tuominen, Arttu

Was wir nie verzeihen / River Delta Bd.3


sehr gut

Gerechtigkeit oder Rache – Deutsch-Finnische Geschichte gekonnt in einen Krimi verpackt

Der fast 100jährige Albert entgeht auf seinem abendlichen Spaziergang im Park des Seniorenheims fast einem Mordanschlag. Die Polizei findet ein Stück abseits des Weges einen Galgenstrick, an dem der Senior offensichtlich gehängt werden sollte. Kurz danach wird ein erneuter Mordversuch auf Albert durch Kommissar Jari Paloviita nur knapp verhindert. Wer ist hinter diesem Alten Mann her? Warum zwei Mordversuche hintereinander? Als dann ein gleichaltriger Mann kurz später aus dessen Haus entführt und dann hingerichtet wird und die Polizei in der Wohnung des Opfers eine SS-Uniform entdeckt, gehen sie von einem Racheakt aus. Doch Albert bestreitet jegliche Nazi-Vergangenheit vehement und auch seine Familie hält die Anschuldigungen für lächerlich. Jari und sein Team hingegen sind sich da nicht so sicher und stehen vor der moralischen Frage, wie lange man für seine Vergangenheit geradezustehen hat.

Die ersten beiden Bände habe ich jeweils mit 5 Sternen bewertet, dieser hier bekommt 4. Es ist ein unglaublich spannendes und interessantes Buch, war mir doch die Vergangenheit, die Verbindung von Finnland und Deutschland (dass sich 1.400 Finnen für die deutsche SS haben rekrutieren lassen) nicht bewusst und ich habe sehr viel über diesen dunklen Abschnitt der Geschichte gelernt. Tuominen hat dies sehr bildhaft und lebendig erzählt, in dem er zwischen den Jahren 1941 und 2019 hin und hergesprungen ist. Die Rückblicke waren teils sehr heftig und gingen unter die Haut. Was mir in diesem 3. Band ein bisschen gefehlt hat, war der Blick auf die Hauptfiguren, also auf Jari und seine Kollegen. Diese wurden in den letzten Bänden intensiv thematisiert, was sicherlich daran lag, dass sie unmittelbar in den jeweiligen Kriminalfall verwickelt waren. Mir gefällt es immer sehr gut, wenn ich aus dem Leben der Hauptfiguren viel persönliches erfahre, immer mehr entdecke. Das fehlte hier fast völlig. Auch war mir schnell klar, wo der Hase lang läuft, um es mal so auszudrücken. Letztlich ging es also wohl nicht darum, bei einem Krimi mitzurätseln, sondern um die Aufarbeitung eines Stücks der Geschichte. Das ist auch sehr gut gelungen und es ist ein wirklich sehr gutes Buch, doch in meinen Augen etwas schwächer als die Vorgänger. Ich hoffe, in der Fortsetzung (die es hoffentlich geben wird) ist das Augenmerk wieder mehr auf die Ermittler gerichtet.

Fazit: ein sehr interessanter, fesselnder Krimi mit deutsch-finnischem Geschichtshintergrund, Rückblicken, die unter die Haut gehen und altbekannten Ermittlern, die ein bisschen hinter dem Fall zurückstehen. Dennoch sehr gute 4/5 Sterne.

Bewertung vom 16.12.2023
Wollwut / Der Handarbeitsclub ermittelt Bd.2
Kramer, Leonie

Wollwut / Der Handarbeitsclub ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

I´m blue da ba dee da ba die – farbenprächtiger Regionalkrimi mit Witz, Spannung und Gefühl

Vorneweg: von mir bekommt das Buch 4,5 Sterne - in Ermangelung halber Sterne runde ich hier sehr gerne auf die vollen 5 auf.

Die Damen vom MKHC (Madlfinger Krimi- und Handarbeitsclub) verbringen ein von Ariadne geleitetes Wollefärben-Workshop-Wochenende im naheliegenden Hotel. Als dort im Moorbad am nächsten Tag ein Toter liegt, der einen indigoblauen Kopf hat scheint schnell klar: hier ist ein Mord mit dem Wollfärbetopf passiert. Wer und warum jemand den Madlfinger Versicherungsvertreter, der das Opfer ist, töten wollte, erschließt sich nicht auf den ersten Blick und so nimmt die Polizei, vertreten durch Kommissar Tim Wallenstein, die Ermittlungen auf. Doch nicht nur er, auch der MKHC stellt Nachforschungen an. Indessen befinden sich Tim und Ariadne in einer Achterbahn der Gefühle, zu der Tims bester aber auch ziemlich nerviger Freund und Frauenversteher Arne sehr beiträgt. Lösen alle gemeinsam den Fall, hinter dem sogar die Mafia vermutet wird?

Band 1 fand ich schon sehr amüsant und hier geht es genau so weiter. Leonie Kramers Schreibstil ist herrlich locker und humorvoll und lädt geradezu dazu ein, über die Seiten hinwegzufliegen. Die einzelnen Kapitel, die hier allerdings nicht Kapitel, sondern Farbton heißen und jeweils mit einem handarbeitsinspirierten, lustigen Satz eingeläutet werden, sind schön kurz, so dass ich mir immer wieder sagte: nur noch ein Kapitel und es dann letztendlich doch zehn geworden sind. Was ja eindeutig für Story und Schreibstil spricht. Der Kriminalfall selbst ist spannend und war für mich nicht vorhersehbar, die Auflösung war dementsprechend überraschend. Mir gefällt vor allem sehr gut, wie die einzelnen Figuren ausgearbeitet sind, so bunt und detailreich und unterschiedlich und wie sie miteinander agieren. Das hat mich immer wieder zum schmunzeln und lachen gebracht. Die im jetzigen Fall neu aufgetauchte Figur Arne, Tims bester Freund, ging mir anfangs schwer auf die Nerven, wuchs mir aber im Lauf der Geschichte immer mehr ans Herz und ich hoffe, er ist auch in den Folgebänden mit von der Partie. Insofern hoffe ich natürlich, dass in und um Madlfing herum künftig noch einige wollüstige oder doch wenigstens fadenscheinige Morde geschehen werden. Denn ich will auf jeden Fall mehr davon lesen.

Fazit: ein super kurzweiliger, sehr gut zu lesender humorvoller Regionalkrimi mit spannendem Fall und einprägsamen Charakteren. Bitte mehr davon. Von mir sehr gute 4,5/5 Sterne und eine Empfehlung für alle Fans humorvoller Krimis, die sich einfach mal wieder lockerleicht und dennoch fesselnd unterhalten lassen wollen.

Bewertung vom 14.12.2023
Biblioteca Obscura: Frankenstein
Shelley, Mary

Biblioteca Obscura: Frankenstein


sehr gut

Der weltbekannte Klassiker in kunstvollem Gewand

Victor Frankenstein stürzt sich in seine wissenschaftlichen Forschungen und hat den Drang, der Welt zu zeigen, zu was er fähig ist. Nach langen Jahren schafft er es endlich, aus Leichenteilen neues Leben zu erschaffen. Doch als er sieht, was er da an Hässlichkeit und Monstrosität geschaffen hat, bekommt er Angst und verspürt große Reue. Was um Himmels Willen hat er nur für eine Kreatur erschaffen? Ohne sich die Mühe zu machen, sein Werk kennenzulernen, verleugnet er es fortan, während sein Werk flüchtet und versucht, sein Leben in den Griff zu bekommen. Das Monster will nichts anderes, als geliebt und akzeptiert werden, erfährt aber überall nur Ablehnung und Angst. So zieht es sich zurück, lehrt sich selbst das Sprechen und Lesen und lebt komplett im Verborgenen. Als sein Schöpfer Frankenstein ihm seinen größten Wunsch, eine Frau geschaffen wie er selbst, verwehrt, startet die Kreatur einen Rachfeldzug und macht alles zunichte, was Frankenstein je etwas bedeutet hat. Der wiederum verfolgt nun sein Monster, um es zu Strecke zu bringen.

Jeder kennt Frankenstein. Ich auch, jedoch bisher nur als Film. Ich hatte gar nicht mehr auf dem Schirm, dass die Geschichte so voller Traurigkeit ist. Das hat mich echt ein Stückweit umgehauen. Ich bin vor Mitleid mit dem vorgeblichen Monster fast zerflossen und war richtig wütend auf Frankenstein. Dann drehte sich das Blatt und ich habe genau umgekehrt gefühlt. Bis es dann am Ende nochmal richtig herzergreifend war. Diese Story in ihrer Originalfassung lässt sicher keinen kalt. Es ist weniger ein Schocker oder Schauermärchen, als eine Erzählung über die Undinge, die Menschen oftmals tun, über Gier, Macht und Erfolg, über zerplatzte Träume, enttäuschte Gefühle, Angst, Hass, Vorurteile und den unstillbaren Wunsch, geliebt zu werden und selbst zu lieben. Zu Recht ein ganz großer Klassiker! Die Story ist wirklich absolut fabelhaft. Die Kunstausgabe macht zudem echt was her. Sie ist aufwändig gestaltet in schwarz, weiß, rot und blau, hat viele größere und kleinere Zeichnungen. Allerdings stört mich tatsächlich, dass diese sich ständig wiederholen. Ich habe aufgegeben zu zählen, wie oft z.B. das Auge darin vorkommt. Da hätte ich mir einfach mehr erwartet. Nämlich viele verschiedene Illustrationen, die dann auch zum Gelesenen passen. Das ist hier nicht der Fall. Es fühlt sich so an, als hätte man einfach nur die Seiten irgendwie füllen wollen. Sehr schade. Nichtsdestotrrotz ist das Buch eine kleine Augenweide mit dem schwarzen Buchschnitt, dem Coverbild mit Spotlack und den glitzernden Elementen. Es fühlt sich zudem rau an, was irgendwie zu einem Klassiker wie diesem super passt.

Fazit: fürs Bücherregal ein optisches Highlight, fürs Herz eine schwer zu ertragende Story, wunderbar detailreich erzählt, mal aus Sicht von Frankenstein, mal aus Sicht des Monsters, mal aus Sicht desjenigen, dem Frankenstein seine Geschichte erzählt. Gefällt mir sehr gut und macht auf jeden Fall Lust, weitere Klassiker zu lesen. 4/5 Sterne.

Bewertung vom 09.12.2023
Lady Hardcastle und der Mord am Meer / Lady Hardcastle Bd.6
Kinsey, T E

Lady Hardcastle und der Mord am Meer / Lady Hardcastle Bd.6


ausgezeichnet

Spritzig, witzig, spannend – ich liebe dieses Frauen-Duo


Da wollen die Lady und ihre Zofe einfach mal nur Urlaub am Meer machen und schlittern schon hinein in das nächste Kriminalabenteuer. Im Hotel verschwindet ein Gast, der angeblich an einem geheimen Regierungsauftrag arbeitet, spurlos. Mit ihm auch seine große Stahlkassette, in der das Geheimnis vermutet wird. Als dann nicht nur ein Mord geschieht ist klar: hier ist was Großes am Werk! Und Spionage scheint dabei eine große Rolle zu spielen. Lady Hardcastle und Zofe Armstrong befragen die dubiosen Hotelgäste, kümmern sich um die Beseitigung der Leichen, suchen die Stahlkassette und arbeiten mehr gezwungenermaßen als freiwillig mit Lady Hardcastles Bruder zusammen. Sicher ist nur eins: die beiden abenteuerlustigen Frauen kommen voll auf ihre Kosten.

Ich freue mich jedes Mal wie ein Kind, wenn ein neuer Band dieser Reihe herauskommt. Für mich wohl die beste Cosy-Crime-Reihe, die ich je gelesen habe. Wir befinden uns Anfang 1900, wo Frauen eigentlich eher hübsche Nebensache waren. Doch die Lady und Ihre Zofe pfeifen auf die Konventionen, fahren selbst Auto, drehen kleine Filme, trinken sehr gerne Brandy, nehmen kein Blatt vor den Mund, haben schon den ein oder anderen Schurken um die Ecke gebracht und stehen absolut ihren Mann. Ich liebe die beiden, vor allem ihre Dialoge, die vor trockenem Humor und Schlagfertigkeit nur so sprühen. Doch auch das Setting drumherum lädt zum Träumen ein und löst Fernweh nach England aus und die Fälle – auch dieser hier – sind super spannend! Ich habe in diesem Band zwar den Inspektor Sunderland ein wenig vermisst, wurde aber mit anderen herrlichen Charakteren entschädigt. Beim Lesen habe ich ein Permanent-Grinsen im Gesicht und ein wohliges Gefühl im Bauch. Der Schreibstil ist unglaublich lebendig und ich fliege über die Seiten. Viel zu schnell sind auch diese nicht ganz 500 Seiten weggesuchtet und ich kann schon jetzt kaum die Fortsetzung erwarten. So geht Buch! Grandios! 5/5 Sterne und eine von Herzen kommende Empfehlung für alle, die England, das 20. Jahrhundert, starke Frauen, schwarzen Humor, Cosy Crime und allerbeste typisch englische Unterhaltung mögen.

Bewertung vom 02.12.2023
Instant Karma - Der Tag an dem es geschah
Michie, David

Instant Karma - Der Tag an dem es geschah


ausgezeichnet

Humorvolle Was-wäre-wenn-Geschichte, die zum Nachdenken anregt

Amy gewinnt eine Reise und schenkt diese ihren Eltern. Direkt danach erhält sie die freudige Nachricht eines sehr großen Geldsegens, den sie erwarten kann. Grace rettet eine Biene vor dem sicheren Tod und erhält direkt danach von Ihrem Onkologen die unglaubliche Nachricht, dass ihr unheilbarer Krebs weg ist (Spontanremission). Gleichzeitig bricht im ganzen Land eine Art Pandemie aus, die nur diejenigen trifft, die Fleisch essen und mehrere Unglücke weltweit merzen die viele der bösartigsten Menschen aus. Alle fragen sich, was da los ist, bis der sympathische Lama Tashi ihnen die Lösung nennt: Instant Karma, also das sofortige Einsetzen einer Wirkung auf unsere Gedanken und Taten. Stellen wir die Bedürfnisse anderer über unsere eigenen, werden wir belohnt, andersherum vom Karma gestraft. Dies setzt außergewöhnliche Ereignisse in Gang und ein sofortiges Umdenken.

Es hat so viel Spaß gemacht, dieses Buch zu lesen! David Michie schafft es, mich gleichzeitig zum Schmunzeln und zum Nachdenken zu bringen, mir den Buddhismus auf lockere Art noch ein bisschen näher zu bringen und mich dabei wunderbar zu unterhalten. Und weckt in mir den Wunsch, dass alle Welt von jetzt auf nachher diese Erfahrung erlebt, damit auch wir endlich in Frieden und Glück alle zusammen existieren können. Ohne Neid, Leid, Krieg, Hass und dergleichen. Was wäre das schön, oder? Doch leider funktioniert das mit dem Instant Karma im echten Leben nicht und die Menschen haben keine ausreichende Vorstellungskraft, um sich da reinzudenken. Oder wollen es halt auch einfach nicht glauben. Ich mag die Aussagen dieses Buchs bzw. des Buddhismus sehr und würde mir wünschen, dass viel mehr Menschen danach leben. Sie können nur gewinnen.

Sehr gerne lege ich Instant Karma allen aufgeschlossenen Menschen ans Herz. Egal ob Buddhismus-Profi oder völliger Neuling. Hier kommt jeder auf seine Kosten, sei es einfach durch die tolle und sehr humorvolle Story, oder durch die neuen Erkenntnisse, die durch das Lesen dieses Buchs möglicherweise erlangt werden. Mir hat es unglaublich gut gefallen. Es kommt so gut wie nie vor, dass ich bei einem Roman kleine Post-Its ins Buch klebe. Hier sind es einige geworden, weil es so viele Stellen gibt, die zum Nachdenken und immer wieder durchlesen anregen und die ich mir unbedingt merken möchte. Natürlich 5/5 Sterne! Ein richtig gutes Buch!

Bewertung vom 01.12.2023
Dunkelsee (Thriller)
Schwermer, Melisa

Dunkelsee (Thriller)


ausgezeichnet

Hart & Hertzlich ermitteln in ihrem 3. Fall

Die 17jährige Internatsschülerin Fabienne verschwindet während einer Internatsveranstaltung spurlos. Da engagiert der wohlhabende, 50jährige von Baumer Anwältin Annabelle Hart. Grund: er möchte, dass sie ihn aus der Öffentlichkeit heraushält, ihn davor bewahrt, im Fall Fabienne zum Gesprächsstoff zu werden. Denn keiner, vor allem nicht seine Ehefrau, soll erfahren, dass er mit Fabienne eine Affäre hat. Annabelle mag von Baumer aus offensichtlichen Gründen nicht, nimmt den Fall aber dennoch an und engagiert Privatermittler Felix Hertzlich, damit dieser sich von Baumer mal näher ansieht. Dann taucht eines Tages Fabiennes Leiche im See auf und zwei Freundinnen, ebenfalls Internatsschülerinnen, verschwinden. Felix und Annabelle erfahren immer mehr dunkle Geheimnisse rund um Fabienne, von Baumer und andere. Doch wer der Mörder bzw. Entführer ist, müssen sie noch herausfinden.

Nachdem ich von den ersten beiden Bänden der Hart & Hertzlich-Reihe sehr angetan war, war klar, dass ich auch Band 3 lesen möchte. Und wieder konnte mich die Story überzeugen. Ich mag die Hauptcharaktere (Annabelle, Felix) einfach sehr, weil sie ziemlich normal sind und keine abgehobenen Superspürnasen. Und auch Felix´ autistische, inselbegabte Schwester Natalie passt super ins Gefüge. Jetzt kommt auch noch ein neuer Charakter dazu: Ruth. Eine Graupapageidame, die Annabelle zugeflogen ist und nun bei ihr bleiben darf. Auch Ruth passt einfach dazu und mich persönlich freut es, das es nun auch ein tierisches Mitglied gibt. Doch wer nun denkt, es handelt sich um Cosy Crime, ist schief gewickelt. Der Fall ist auch jetzt wieder ziemlich brutal und wird ungeschminkt geschildert. Das lässt einem schon manchmal kalt den Rücken runterlaufen. Der Humor kommt dennoch nicht zu kurz, schon allein wegen Felix Hertzlich und seinen Methoden bzw. seiner Art, mit Menschen umzugehen. Ich mag ihn, wie gesagt. Durchweg konnte mich die Story fesseln und ich wusste bis zum Schluss nicht, wer der Täter ist. Die Auflösung war super spannend und ich habe echt mitgefiebert. Dank des sehr gut zu lesenden Schreibstils der Autorin bin ich durch die 240 Seiten nahezu durchgerauscht und hatte herrlichstes (und manchmal auch beängstigendes) Kopfkino vor Augen. Hoffentlich geht die Reihe weiter. 5/5 Sterne.

Bewertung vom 25.11.2023
Das geheime Leben der Bäume
Wohlleben, Peter

Das geheime Leben der Bäume


ausgezeichnet

Ein Augenöffner! Hochinteressantes Wissen über das wunderbare Lebewesen Baum

Auf 240 Seiten, üppig und wunderschön illustriert, nimmt uns Peter Wohlleben mit in seinen Lieblingslebensraum: den Wald. Die Geheimnisse bzw. ganz besonderen Fähigkeiten von Wald, Bäumen, Pflanzen, Pilzen werden hier eindrücklich und herrlich bildhaft vermittelt.

Ein Sachbuch als Graphic Novel, geht das? Ja! Sogar sehr gut, wie dieses Buch eindeutig beweist. Die hochwertige und edle Aufmachung mit Halbleinenausstattung macht schon mal rein optisch echt was her und das Cover ist einfach toll! Innen setzt sich das genauso fort. Ein wunderschönes Bild nach dem anderen, mal groß, mal kleiner, immer detailliert, aussagekräftig, künstlerisch, aber dennoch bodenständig. Ich erfahre einiges über den Autor, über sein Leben, seine Einstellung, seine Träume und Rückschläge. Am allermeisten aber erfahre ich über diese wunderbaren Lebewesen, die man eigentlich so gar nicht richtig wahrnimmt, weil sie halt einfach da sind. Doch sie sind so vieles mehr, beschützen sich und die Bäume um sich herum, kümmern sich um ihre Babys (seltsamer Ausdruck, wenn es um Bäume geht, ist aber so), sie kommunizieren untereinander und sind weitaus mehr, als nur ein Rohstoff. Bäume sind lebende Wesen. Das wusste ich natürlich schon vorher. Doch wie sehr sie leben, uns in so vielem ähneln, ihr Überleben versuchen zu sichern, sich und andere schützen und eine Art Gemeinschaft mit anderen Bäumen bilden, das war mir nicht in dem Ausmaß klar. Ein wahrer Augenöffner und ich sehe Bäume und Wälder ab sofort ganz anders.

Wer sich auch nur ein bisschen für Natur interessiert, sollte dieses Buch lesen! Unbedingt! Da es eine Art Comic ist, können sich bestimmt auch Lesemuffel damit anfreunden. Ich bin restlos begeistert und das nächste Peter Wohlleben-Buch liegt schon bereit. 5/5 Sterne! Großartig!

Bewertung vom 23.11.2023
The Hebridean Baker
MacLeod, Coinneach

The Hebridean Baker


ausgezeichnet

Rezepte und Geschichten von den schottischen Inseln – ein echter Schatz!

Nach einem Vorwort des Autors, ein paar Hinweisen und einer Liebeserklärung an seine Heimat startet das Buch direkt durch mit Rezepten und Geschichten in acht Kapiteln:

• Traditionelles aus der Küche
• Rund um den Hafer
• Aus dem Backofen
• Vom Land zum Meer
• Kleine Leckereien
• Crumbles & Desserts
• Slàinte (Getränke)
• Backen zum Fest

Zwischen den Kapiteln werden ganz persönliche Geschichten des Autors zum Besten gegeben, kombiniert mit schottischen Mythen und Legenden, sowie geschichtlichen Begebenheiten. Das Buch schließt mit einer Playlist zum Backen.

Ich bin vielleicht voreingenommen, weil ich Schottland schon immer sehr liebe, bereits ein paar Mal dort war und es sich jedes Mal anfühlt wie Heimkommen. Doch ich kann nur sagen: das ist sicher eins der besten Kochbücher, die ich kenne. Diese Mischung aus Erzählung, Geschichte, Mythologie, Kochen, Backen und Reiseführer ist phänomenal, was sicher auch daran liegt, dass Coinneach MacLeod so ein sympathischer, authentischer Mensch ist, was ich auf jeder Seite des Buches deutlich spüre. Seine Geschichten sind super interessant und sehr mitreißend. Er erzählt zum Beispiel die Legende von each-uisge, einem Gestaltswandler. Die Geschichte selbst ist schon berührend, der Autor verweist aber auch auf ein traditionelles Lied, das die Geschichte aus der Sicht des each-usige erzählt (Julie Fowlis: Dh’èirich Mi Moch, b' Fheàrr Nach Do Dh’èirich). Ich habe es mir angehört und Mann! Das geht unter die Haut! Neben den vielen fesselnden Geschichten gibt es aber natürlich auch viele Rezepte und auch die sind schlicht genial. Ganz einfach, mit Zutaten, die man kennt oder doch zumindest adäquat austauschen kann. Der Aufbau ist verständlich, mit Zutatenliste und Zubereitungsablauf und jedes Rezept hat ein Foto. Da läuft einem schon beim Betrachten und Durchlesen das Wasser im Mund zusammen und es kribbelt in den Fingern, weil man sofort losbacken oder -kochen möchte.

Ein Buch, aus dem einen von jeder Seite die Liebe und Leidenschaft entgegenspringt, die der Autor seinem Land, der Insel und seiner Geschichte, den Menschen und Traditionen gegenüber empfindet. Ein absolutes Wohlfühlbuch. Ich werde förmlich infiziert und würde am liebsten meine Sachen packen und nix wie hin! 5/5 Sterne und ein extra Highlight-Stern! Is toigh leam e! (Ich liebe es!)

Bewertung vom 17.11.2023
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


sehr gut

Humorvolles aus dem Amt

In vielen kurzen Kapiteln erzählt die Autorin über ihr Leben als Beamtin im Amt. Sie es der Umgang mit schwierigen Bürgern oder neugierigen Kollegen, mit Neuerungen im Büroalltag und einer manchmal sehr nervigen Chefin oder auch die Auswirkungen des Jobs auf das Privat- und Liebesleben.

Gleich vorneweg: das ist kein Roman, sondern eine Ansammlung lustiger kleiner Storys aus dem Amtsalltag der Autorin. Es liest sich, wie eine Comedy-Bühnenshow und ich finde, dort würde das auch irgendwie besser hinpassen, als in Buchform gepresst. Zwar kann ich mir die Szenen und den Berliner Dialekt auch so ganz gut vorstellen, doch es live mitzuerleben ist halt nochmal eine ganz andere Nummer. So habe ich eine durchaus witzige Lektüre, bei der ich oft lachen musste (so manches kommt mir aus meinem Berufsalltag, der mit dem Öffentlichen Dienst vergleichbar ist, schon sehr bekannt vor) und die ich einfach so weglesen konnte. Der lockere Schreibstil gibt das einfach her. Wie bei dieser Art von Comedy üblich, wirkt alles überzogen und plakativ. Wenn man das einordnen kann, hat man auf jeden Fall seinen Spaß mit dem Buch. Wer jetzt denkt, hier geht es um Beamtenschelte: jein! Conny schafft es, sich zum einen über das Beamtentum durchaus lustig zu machen, es aber andererseits auch zu feiern. Das gefällt mir gut. Witzig ist auch das Glossar am Ende des Buchs mit Ausdrücken aus dem Amt/Büro. Wusstet ihr z.B., was ein Aktendulli ist? Nein? Ich verrate es euch: ein Heftstreifen.

Fazit: ich habe viel gelacht und fand das gesamte Buch durchaus witzig. Leichte Unterhaltung für zwischendurch und damit auf jeden Fall 4/5 Sterne wert.

Bewertung vom 16.11.2023
Asiatische Nudelküche
Yen, Dennis

Asiatische Nudelküche


ausgezeichnet

Perfekt für Fans asiatischer Nudelgerichte

Das Buch beginnt mit einigen Kapiteln, die sich mit der Praxis rund ums Kochen der asiatischen Gerichte drehen. Welche nützlichen Utensilien man benötigt, was an Zutaten vorrätig sein sollte, Tipps für die Zubereitung unterschiedlicher Nudelsorten und eine kleine Nudelkunde. Auch kommen Einblicke in das Privatleben des Autors nicht zu kurz, damit wir erfahren, warum es überhaupt zu diesem Buch gekommen ist. Danach geht es mit den Rezepten weiter, die unterteilt sind in

• Saucen und Würzmittel
• Schnelle Nudeln
• Weniger schnelle Nudeln
• Ramen
• Essen von Zuhause (von Dennis´ Mama)

Rein vom Cover her wäre mir das Buch wohl nicht aufgefallen, da es für meinen Geschmack sehr altbacken rüberkommt. Das ist schade, denn der Inhalt ist großartig. Neben vielen leckeren Rezepten gibt es auch immer wieder kleine, sehr liebenswerte Anekdoten aus Dennis Yens Privatleben, seiner Kindheit, seinen Erlebnissen. Das gefällt mir gut, macht es den Autor doch ausgesprochen sympathisch und lockert das Kochbuch unterhaltsam auf. Jedes Gericht wird von einem ansprechenden, aussagekräftigen Foto begleitet, so dass man gleich eine Vorstellung davon hat, wie alles am Ende bestenfalls aussehen sollte. Die Rezepte sind sehr gut gegliedert mit einer Auflistung aller benötigten Zutaten sowie der Zubereitung Schritt für Schritt. Diese ist leicht verständlich und umfassend, so dass sich das Kochbuch auch für Kochneulinge eignet, die sich mal in der Asiaküche ausprobieren möchten. Die verwendeten Zutaten sind naturgemäß teils exotisch und nicht überall zu bekommen. Doch mittlerweile gibt es ja überall sehr gute Asia-Shops, so dass man sich gut damit versorgen kann. Es sind insgesamt 48 Rezepte und damit ist sicher für jeden Geschmack und jeden Könnensgrad etwas dabei. Lachen musste ich über das sehr einfache Rezept Cheddarnudeln, das deswegen einen Platz im Buch gefunden hat, weil „Käse, Ei und Nudeln – muss man einfach lieben!“ (vgl. Seite 47), so der Autor. Ganz hinten im Buch gibt es dann noch ein alphabetisches Rezeptregister.

Alles in allem ein tolles Buch, um in die asiatische Nudelküche reinzuschnuppern. Egal ob Anfänger oder Fortgeschrittener, hier ist für jeden was dabei. Von einfach bis anspruchsvoll, von minutenschnell bis stundenlang. Für mich persönlich deswegen ein echter Gewinn, weil ich schon ein paar Wochen in Vietnam war und das Essen dort heiß und innig geliebt habe. Großartige 5/5 Sterne.