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Mel.E
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Mein Blog: http://melbuecherwurm.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1270 Bewertungen
Bewertung vom 19.11.2018
Dünenwinter und Lichterglanz
Janz, Tanja

Dünenwinter und Lichterglanz


ausgezeichnet

"Dünenwinter und Lichterglanz" erzählt atmosphärisch eine Liebesgeschichte, die sich zunächst in einem Gefühlschaos widerspiegelt. Alida verliert ihren Job, ihre geliebte Oma verstirbt und Alida macht es sich zum Auftrag der großen Liebe ihrer Großmutter deren letzten Brief zu übergeben, daher reist sie nach St. Peter Ording, um sich auf die Suche nach Hans zu machen. Hans wird kurz im Prolog erwähnt und es scheint eine dramatische Wendung im Leben ihrer Großmutter zu beinhalten. Hans erscheint immer präsent gewesen zu sein und dennoch konnten die beiden Liebenden keinen Weg zueinander finden. Dieses wird als Auftakt des Romans genutzt und da Alida ohne Anstellung ist, nutzt sie die Zeit für eine Reise in die Vergangenheit.
Die Gastfreundschaft der Familie in dessen Gästezimmer Alida einkehrt, ist sehr heimisch und ich hätte mich auch sofort sehr wohlgefühlt. es erscheint kuschelig und warmherzig gleich ab Beginn des Urlaubsantritts. Für Alida wird die Suche letztendlich zu etwas ganz Besonderem, da sie völlig unerwartet zu diversen neuen Jobs kommt und sich innerhalb ihrer Begabung als Dekorateurin so will ich es nennen, komplett austoben kann. So verhilft sie auch der Familie mit der sie relativ schnell warm wird zu einer Internetpräsenz für das Antiquitätengeschäft und der Puppenwerkstatt und kurbelt so auch den Verkauf an. Alida selbst wird auch belohnt für ihre Mühe, denn sie bekommt ein gigantisches Jobangebot und auch in der Liebe läuft es letztendlich hervorragend.
Wer sich auf "Dünenwinter und Lichterglanz" einlässt bekommt eine gelungene Wintergeschichte mit ganz viel Lichterglanz und Weihnachtszauber präsentiert. Der Lokalkolorit St. Peter Ordings ist ausführlich beschrieben und macht Lust und Laune selbst zu verreisen, auch wenn der Sommer vielleicht um einiges wärmer und beschaulicher wäre. Scheinbar scheint eine Winterreise in die Dünen ebenfalls sehr empfehlenswert zu sein. Mir hat es einfach Spaß gemacht in diese Wintergeschichte einzutauchen und stimmungsvoll in die Vorweihnachtsfreude einzutauchen. Sehr gelungen empfand ich auch die kurzen Einblicke in die Erkrankung Demenz, da diese belebt und auch aufzeigt, wie schwer oftmals der Umgang mit dem jeweiligen Menschen ist, der seine Höhen und Tiefen erlebt. Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, da mir der Roman trotz Kitsch und Knatsch sehr gefallen hat. Ich wusste worauf ich mich einlasse und habe mich ganz bewusst dafür entschieden, denn Cover und auch Klappentext versprachen einen Wohlfühleffekt, den ich auch oftmals wahrnehmen konnte.

Bewertung vom 18.11.2018
Die Schneeschwester
Lunde, Maja

Die Schneeschwester


ausgezeichnet

"Die Schneeschwester" ist ein Kinderbuch, welches nicht nur durch seine wunderbare Story glänzt, sondern auch durch die vielen Illustrationen. Ich empfand das Buch mit seinen 24 Kapiteln wie einen Adventskalender gestaltet, obwohl die Thematik doch sehr dramatisch und traurig ist. Maja Lunde, die mir bekannt ist durch ihr Buch "Die Geschichte des Wassers" hat Trauer und Hoffnung miteinander vereint, wobei ich den Tod mitunter für Kinder doch als sehr überfordernd finde. Wichtig wäre hierbei Ansprechpartner für das lesende Kind zu sein, dennoch ist die Story wirklich wertvoll und sprach mich sehr an.
Ich möchte die Story einmal kurz wiedergeben, da ich wichtig finde, bevor das Buch eventuell verschenkt wird, kurz inne zu halten und sich mit dem Thema Trauer und Kind auseinander zu setzen. Meine Tochter ist 10 Jahre alt und hat zu Beginn des Jahres ihren Großvater verloren, den sie immer noch schmerzlich vermisst. Im Buch ist es Julian, der seine Schwester verloren hat und seitdem gibt in seinem Zuhause kein Lachen und auch kein Glück mehr, da die Eltern tief in ihrer Trauer vergraben ist, was natürlich selbstverständlich ist. Weihnachten wird wahrscheinlich unter den Tisch fallen, da sich niemand darum kümmert, das der Lichterglanz des Weihnachtsbaumes in das Haus einzieht. Schlimm ist, das Julian an Heiligabend Geburtstag hat und wahrscheinlich auch dieser Tag vergessen werden wird. Julian als Protagonist führt eine Wandlung seiner Eltern durch und dieses tut er auf ganz besonders bezaubernde Art und Weise. Hilfreich ist dabei vielleicht auch, das er Hedvig kennen lernt, die seine innere Einsamkeit verdrängt. Julian hat eine ganz besondere Stärke und die kann er nun dazu verwenden sich Hedvig anzunähern, sich mit der Trauer um seine Schwester auseinander zu setzen, seine Eltern aus dem Winterschlaf zu wecken, sich mit seinem Freund zu versöhnen und die Macht von Bildern einsetzen, die diesem Buch anhaftet und es dadurch einfach nur wundervoll macht. Ich bin immer noch begeistert, obwohl mich das Buch auch traurig gemacht hat, zeigt es auf, wie schwer es für Kinder ist, wenn Eltern sich wie Zombies verhalten, nicht reden und das Lachen und die Lebensfreude verschwinden. Es benötigt mitunter Kinder wie Julian, die sich damit nicht abfinden wollen und dadurch ungewöhnliche Wege gehen müssen, um Veränderungen voranzutreiben. Hedvig wird Julians Schneeschwester und ist für ihn genauso wichtig, wie er für Hedvig. So ein klein wenig Gespenst hat der Story sehr gut getan und mir sehr gefallen. Letztendlich heilt nicht nur Julians Familie, sondern auch die von Hedvig.

Gerne möchte ich eine Leseempfehlung aussprechen für ein ganz besonderes Kinderbuch, wobei darauf geachtet werden muss, sein Kind nicht zu überfordern oder eben sich die Zeit zu nehmen, das Buch gemeinsam zu lesen. Die 24 Kapitel laden förmlich dazu ein, es vielleicht auch im Advent zu lesen, um dann gemeinsam über Tod und Trauer zu sprechen. Dieses wäre besonders wichtig für Kinder mit einer Vorbelastung, denn jemanden zu verlieren schmerzt sehr und wirkt lange nach. Trotz der Thematik empfehle ich "Die Schneeschwester" sehr gerne weiter, da ich das Buch wirklich wundervoll finde und gerade die Zeichnungen ganz viele liebevolle Details hineinzaubern

Bewertung vom 17.11.2018
Zerrissene Wahrheit
Rommel, Heike

Zerrissene Wahrheit


sehr gut

Ich liebe Regionalkrimis, zumal Bielefeld lange meine Wahlheimat war und ich auch dort geboren wurde ich habe also großen Bezug zu vielen Schauplätzen die von der Autorin ausführlich beschrieben werden. Mir gefällt es sehr und nun konnte ich schon in den vierten Band der Reihe eintauchen und es ist fast wie ein Nachhausekommen. wie in Krimis üblich gibt es den einen oder anderen Toten und das trübt natürlich ein klein wenig die Stimmung, obwohl der Wohlfühleffekt meiner Heimat bleibt. Ich kann nicht zählen wie oft ich schon in Olderdissen spazieren gegangen bin und endlich gibt es dort auch wieder Wölfe, die im Krimi auch eine große Rolle spielen. Faszinierend ist der psychologische Aspekt einer Angst - oder Panikstörung, die wahrscheinlich schon der Beruf der Autorin mit sich bringt und auch mir nicht unbekannt ist, denn Heike Rommel und ich haben denselben Arbeitgeber.
Das Cover empfinde ich als gut gewählt, denn die Wahrheit die sich letztendlich offenbart zerreißt eine Ehe und das Vertrauen was darin eigentlich entstehen sollte. Es entwickelt sich letztendlich nach und nach ein Wahn, der in Wahnsinn endet sozusagen. Als Leserin hatte ich den einen oder anderen Verdachtsmoment, war mir erst aber zum Ende hin sicher was die Person Kord und dessen Intuition betrifft. WOW, da wurde ich mehrfach mitten aufs Glatteis geführt.
Die Krimreihe lässt sich sehr gut lesen und jeder Band ist in sich abgeschlossen. Man kann also jederzeit einsteigen, wobei die Komissare Domeyer und Co natürlich alte Bekannte sind, die sich innerhalb der Bücher natürlich weiterentwickeln. Trotzdem benötigt es keine Vorkenntnisse, obwohl es für mich wie ein Treffen mit alten Freunden ist. Was kitschig klingt ist eine Tatsache, denn ich freute mich sehr darauf "Zerrissene Wahrheit" lesen zu dürfen innerhalb einer Leserunde auf Lovelybooks, da ich einfach neugierig war, was Heike Rommel kriminaltechnisch wieder gebastelt hat. Letztendlich einen Krimi, der wieder einmal beweist, das Bielefeld tatsächlich existiert und eben auch da ganz schnell mal ein Mord geschehen kann, den es aufzulösen gilt. Oftmals sind es die Fehler der Vergangenheit die sich offenbaren und so geschieht es auch hier und gibt ganz viel Einblicke in die menschliche Psyche, die eben auch manchmal über Leichen geht um voranzukommen. Ein genialer Plot, der mich einige Abende sehr beschäftigt hielt. Gerne eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 14.11.2018
Alice im Wunderland
Carroll, Lewis

Alice im Wunderland


ausgezeichnet

"Alice im Wunderland" von Lewis Carroll gehört zu den Klassikern die ich immer und immer wieder lesen, bzw. hören kann. Das Hörbuch, welches aktuell im cbj audio Verlag erschienen ist, präsentiert die verrückte Geschichte rund um Alice zwar nicht neu, aber durch die Stimme von Josefine Preuß wird sie komplett wiederbelebt. Meine Tochter und ich haben das Hörbuch während der Autofahrt gehört und ich habe Alice dadurch für mich wiederentdecken können. Es hat einfach Spaß gemacht, da die Stimmen der verschiedenen Protagonisten wirklich authentisch wiedergegeben wurden, obwohl ich den Gesang der Schildkröte ehrlich gesagt wirklich schrecklich fand, waren auch ganz viele amüsante Begebenheiten zu entdecken, die man schon lange vergessen meinte. Es war für mich ein Wiederentdecken meiner Kindheit und ich konnte es sehr genießen. Es muss nicht immer Disney sein um Klassiker neu zu beleben, auch wenn dieses mitunter auch sehr gelungen ist.
Alice, die sich in einem interessanten Abenteuer befindet, nennt dieses zu Recht "Wunderland", denn Menschen und Tiere verhalten sich eindeutig merkwürdig und laden zum Wundern ein. Der gewählte Titel ist also äußerst passend, wobei irgendwann dann auch klar wird, das Alice einfach nur eine Träumerin ist und sich in Dinge hineinversetzt, als würden sie tatsächlich geschehen. Menschen mit viel Phantasie sind oftmals diejenigen die unser tristes Leben bunter und farbenfroher gestalten. Natürlich muss es dann auch Charaktere geben, die recht bösartig und beängstigend wirken wie die Königin im Hörbuch, die immer wieder "Ab mit dem Kopf" brüllt und sich damit nicht sehr beliebt macht. Im Prinzip muss jedes Wesen im Wunderland sich fürchten, denn es könnte ja auch sein / ihr Kopf sein der rollen soll.
Insgesamt sind wir mehr als zufriedengestellt und vergeben daher sehr gerne ein Hörempfehlung. Vielleicht sind die neu aufgelegten Klassiker ja auch ein tolles Weihnachtsgeschenk? Wir freuen uns auf jeden Fall über die neu entdeckten Schätze der Weltliteratur die unseren Alltag um einiges bunter gestaltet haben.

Bewertung vom 12.11.2018
Tattoo / Carver & Lake Bd.1
Dyer, Ashley

Tattoo / Carver & Lake Bd.1


gut

Angesprochen durch Klappentext und gelungenes Cover war "Tattoo" ein Thriller, der absolut in mein Leseschema zu passen schien. Ein Täter, der seine Opfer mit kryptischen Tätowierungen bedeckt und dabei auf äußerst schmerzhafte Art und Weise vorgeht. Schon der Gedanke daran ließ mich erschauern.
Die Autorin bedient sich eines Ermittlerduos, welches auf den ersten Blick nichtssagend erscheint und sich erst im weiteren Verlauf dahingehend entwickelt sich auf den aktuellen Fall einlassen zu können, wobei beide ein Geheimnis haben, welches sich erst später auflöst und dem Thriller eine ganz andere Wendung nehmen lässt. Trotzdem empfand ich den Spannungsbogen als zu lasch, um "Tattoo" einen Thriller zu nennen.
Nicht wirklich überzeugt vergebe ich eine eingeschränkte Leseempfehlung, da Bücher im allgemeinen immer Geschmacksache sind und was mir nicht gefallen will, wird jemand anderen vielleicht komplett begeistern?

Bewertung vom 07.11.2018
Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.11
Maurer, Jörg

Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt / Kommissar Jennerwein ermittelt Bd.11


sehr gut

"Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt" ist der elfte Band einer Krimreihe rund um Komissar Jennerwein uns sein Team. Es schadet nicht, nicht alle Bänder der Reihe gelesen zu haben, denn jeder Krimi ist in sich abgeschlossen, dennoch lohnt es sich, da die Personen mitunter doch sehr skurril dargestellt sind und ihre eigenen Macken und Eigenarten haben, die man zu schätzen lernt. Ich mag den Humor, auch wenn mir in diesem Krimi die Zukunftsvorhersagen nicht passend erscheinen, aber der Autor wird sich sicherlich etwas dabei gedacht haben, auch wenn ich bis zum Ende hin nicht dahinter gestiegen bin, was es sein könnte. Meinem Lesefluss hat es definitiv nicht geschadet, auch wenn es mir eigentümlich erschien.
Komissar Jennerwein lädt zum Weihnachtsfest auf eine Hütte ein, nichtsahnend, das ihm nach dem Leben getrachtet wird. Der "Bomber" passt ideal als Titel meiner Rezension, denn auf ihn wird die Story immer wieder gelenkt. Komissar Jennerwein erzählt aus seiner Schulzeit, als Streiche in Form von Stinkbomben und anderen schauerlichen Gerüchen das Gymnasium ereilt. Ich bin selbst in meiner Kindheit in den Genuss einer Stinkbombe gekommen, die noch wochenlang in unserem Treppenhaus zu riechen war. Es ist abscheulich und löst immer noch unangenehme Erinnerungen in mir aus. Wobei ich tatsächlich bis heute nicht weiß, wer die Stinkbombe losgelassen hat und warum ausgerechnet in unserem Treppenhaus. Wirklich witzig ist es nicht, das muss auch Jennerwein als junger Mann erfahren, denn der Täter, genannt "Der Bomber" ist ihm immer einen Schritt voraus. Auch das besinnliche Weihnachtsfest wird durch eine Sprengladung empfindlich gestört und es ist an Jennerwein seine Kollegen zu beschützen und natürlich auch seinen eigenen Hals zu retten.
Auf bekannte Art und Weise nimmt uns Jörg Maurer mit in die Alpen und vergisst dabei auch seinen Wortwitz, wobei mir dieses Mal natürlich auch die ausführlichen Beschreibungen der Ortschaften sehr gefallen hat. Die Kälte des Winters war spürbar und eingemummelt in eine dicke Decke, den Temperaturen draußen angepasst, ist "Im Schnee wird nur dem Tod nicht kalt" ein ideales Winterbuch, welches spannend geschrieben ist, angefüllt voller Newsflash und einer gewissen Situationskomik, die natürlich keine ist, denn Komissar Jennerwein und sein Team stecken ganz schön in der Patsche, aber mehr will ich nicht verraten, denn es soll ja jedem Leser / jeder Leserin eine Freude sein hinter das Geheimnis des Bombers zu kommen. Viel Spaß dabei!

Bewertung vom 01.11.2018
Kirche, öffne dich!
Glööckler, Harald

Kirche, öffne dich!


gut

Ich bekam die Gelegenheit über Lovelybooks an einer Leserunde zu Harald Glööcklers Buch "Kirche öffne dich!" teilzunehmen. Ich war sehr gespannt, wie mir diese schillernde Persönlichkeit in Bezug auf Gott und Kirche begegnen wird und hatte natürlich die eine oder andere Erwartungshaltung. Da ich mit Gott in einer persönlichen Beziehung stehe und auch regelmäßig Gottesdienste besuche und auch in der Bibel lese und diese als wahr empfinde, hat mich manche Aussage des Autors schockiert, da sie nicht zu dem passen wollen, wie ich Gott wahrnehme. Viele Ansätze und Worte sind sehr gelungen und ich kann sie annehmen und akzeptieren, ohne sie zu werten, andere hinterlassen leider einen bitteren Nachgeschmack, da sie zu allgemein gehalten sind und für Menschen, die sich nicht mit dem Glauben auseinandersetzen sicherlich eine andere Wirkung haben, die so aber nicht ganz richtig sind. Ich möchte nicht beurteilen oder verurteilen, daher werde ich nicht auf die Gedanken des Autors eingehen, denn seine Erfahrungen, die leider auch negativ geprägt sind, sind auf jeden Fall nachvollziehbar und darum geht es ja letztendlich auch ein klein wenig, den Autor diesbezüglich begleiten, auch wenn meine Denkweise eine ganz andere ist und ich mich mitunter auch persönlich angegriffen gefühlt habe oder es eben ein Kopfschütteln in mir ausgelöst hat.
Herr Glööckler pickt sich aus einigen der großen Weltreligionen das Tortenstück heraus, was für ihn passend erscheint und baut sich daraus seine eigene Religion. Dies verwirrt zum Teil und dennoch muss ich ihm zugestehen, das er derjenige sein wird, der Rechenschaft ablegen muss, da werde ich definitiv nicht vorgreifen. Er selbst spricht mehrfach von Gott als Richter und von uns als Menschen, die gerne über andere richten und daher möchte ich mich nicht zu denjenigen einreihen, die Herrn Glööckler verurteilen.
Auch wenn ich einiges nicht nachvollziehen konnte, sind einige Gedanken des Autors auch sehr wertvoll. Diese werden natürlich, wenn man ein gläubiges Herz wie ich besitzt, leicht überlesen. Mir ist es so vorgekommen, als wenn Herr Glööckler nur die Evangelische und Katholische Kirche bewertet und dabei viele andere Kirchengemeinden nicht beachtet, die vielleicht ein klein wenig moderner agieren als die Kirchen, die der Autor in seinem Buch beschreibt.
Für mich war "Kirche öffne dich!" eine echte Herausforderung. Gepaart mit vielen Bibelstellen und Zitaten gab es mir Einblicke in das Leben und die Erfahrung des Harald Glööcklers, die für manche Menschen vielleicht sehr wertvoll sind, mir aber einen andere Gott und eine andere Wahrnehmung dessen was ich glaube präsentiert haben, was mich eher abschreckt und ich dem nicht zustimmen kann. In meinem Wohnort ist die Kirche offen. Die Evangelische Allianz in Bielefeld macht vieles möglich, gerade was Suchterkrankungen, Menschen mit Behinderungen, Flüchtlinge oder auch Obdachlose (die Aufzählungen der Zielgruppen könnten definitiv noch weiter aufgezählt werden) betrifft, so dass ich hier zumindest wahrnehme, dass die Türen weit offen stehen und Menschen die Hilfe benötigen diese auch bekommen. Ich sehe mit eigenen Augen, dass sich etwas tut und der Glaube sich zwar nicht an unsere heutige Zeit anpasst, aber es viele Menschen gibt, die wertschätzend auf andere reagieren, denn so hat Jesus uns vorgelebt und auch den Auftrag erteilt.

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Bewertung vom 01.11.2018
Die Abenteuer des Tom Sawyer
Twain, Mark

Die Abenteuer des Tom Sawyer


ausgezeichnet

Wer kennt sie nicht, die Abenteuer des Tom Sawyer? Für mich war es ein Eintauchen in meine Kindheit und ich fühlte mich sehr wohl am Mississippi Mitte des 19. Jahrhunderts, als Lausbuben noch von den Mädchen getrennt im Unterricht saßen, von den Lehrern mit dem Stock verprügelt wurden, aber sehr viel Freiheiten hatten und die Eltern nicht wie Helikopter über ihnen kreisten. Tante Polly muss dennoch so einiges ertragen und einige Begebenheiten fand ich auch ganz entsetzlich für mein Mutterherz.
Udo Wachtveil gibt der Story die benötigte Würze an Spannung, indem er seine Stimme den Personen und Stimmungen anpasst. Es hat mir sehr gefallen mich diesem Klassiker erneut zu widmen, da es zwar nicht neu für mich war, aber dennoch erneut hochkarätig. Tom ist amüsant, manchmal handelt er kopflos, aber er ist dennoch ein Lausbub, den man einfach ins Herz schließen muss. Seine Neugier ist gefährlich und dennoch ist er sehr bemüht, Wahrheiten auszusprechen und damit anderen den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, ganz egal, ob er selbst dabei bestraft wird.
Es gibt Lausbuben, Mädchen, die einem den Kopf verdrehen und den Schmerz der ersten Liebe, die dazu führt auszureißen. Es gibt Bösewichte, die ihre gerechte Strafe erhalten und es gibt jede Menge Abenteuer in einer Zeit, die so ganz anders ist als das Heute in dem wir leben, aber dadurch entsteht ein Gefühl von Freiheit, denn die dargestellten Jungen können sich noch in Piraten verwandeln und draußen spielen. Ähnlich meiner Kindheit und nicht der meiner Kinder, denen oftmals die Fantasie fehlt. Es werden tote Mäuse getauscht und damit ausgedrückt, das Geld nicht zählte. Immer wieder überraschte mich Tom, der trotz seiner Streiche sehr intelligent ist und Tante Polly damit zwar auf der Nase herumtanzt, aber dennoch geliebt wird. Er hat ein stabiles Zuhause, in das er sich immer wieder flüchten kann. Huck Finn ist da ein anderes Kaliber, dennoch ist diese Figur notwendig, um auch die andere Seite der Medaille, die Armut darzustellen, denn Huck ist eher verwahrlost und in dem fiktiven Städtchen eher Ausgestoßener. Klar ist auch, das Alkohol die Menschen verändert und Erinnerungen verschleiert, sodass fast ein Unschuldiger aufgeknüpft wird, der während eines Mordes zu benebelt war, um die Wahrheit zu erkennen und auszusprechen. Ein Schatz verändert die Situation der beiden Jungen Tom und Huck ganz gewaltig und damit endet die Geschichte dann auch, denn die Zukunft und das Erwachsenenleben der Jungen und Mädchen bleibt der Fantasie des Hörers oder Lesers überlassen und das empfand ich als sehr gelungen.
Gerne vergebe ich eine Hörempfehlung an diesen Klassiker von Mark Twain, der mich erneut begeistern konnte. Die knapp drei Stunden waren mir fast schon zu schnell gehört, denn mir gefiel es einfach mich Tom, Huck und Becky zu widmen, die Tom erst verschmäht und ihm dann doch noch ihr Herz schenkt. Süße erste Liebe mit gebrochenen Herzen, gepaart mit ganz viel Abenteuer machen dieses Hörspiel zu einem echten Vergnügen.

Bewertung vom 31.10.2018
Die Unsterblichen
Benjamin, Chloe

Die Unsterblichen


gut

"Die Unsterblichen" ist ein Roman voll von Dramen und Lebensweisheiten. Klar ist, dass das Aufsuchen einer Wahrsagerin das Leben der Geschwister Gold mitbestimmt, denn auch wenn sie keinen Glauben daran haben, ist die Suggestion groß. Der Roman ist in unterschiedliche Kapitel geteilt, sodass das Leben der vier Geschwister komplett aufgerollt wird. Als erstes erzählt Simon seine Geschichte von seinem Ausbruch aus dem Schoss der Familie, um seine Homosexualität auszuleben. Für mich war hierbei interessant, wie AIDS Einzug in die USA hält und wie wenig über diese Erkrankung gewusst wurde, die zu Beginn als Schwulenkrebs betitelt wurde. Durch sein ausschweifendes Leben ist Simon nun auch davon betroffen und das Schicksal nimmt seinen Lauf, denn rein zufällig verstirbt Simon an dem Tag der ihm vorausgesagt worden ist und beeinflusst damit Klaras Leben. Es ist emotional hervorragend, da die Auseinandersetzung mit dem Tod deutlich hervorgehoben worden ist und deutlich wird, dass es oftmals besser ist, den Zeitpunkt seines Todes nicht zu kennen, damit dieses nicht immer deutlich vor Augen steht. Den Tod auszuklammern ist auch keine Lösung, aber so zu leben, wie es die Geschwister Gold im Buch beschrieben tun, kann nur krankhaft oder auch wahnsinnig wirken. Klara, die sich ein Leben als Magierin aufbaut ist vom Tod ihres Bruders tief getroffen und fühlt sich schuldig, da sie es ist, die gemeinsam mit ihm aufgebrochen ist und ihn in seinem neuen Lebenswandel unterstützt hat. Simon war mir tatsächlich zu oft intim und genaue Details hätte ich auch nicht benötigt, aber vielleicht dient es dazu, ihn als Person wahrzunehmen?

Die Story insgesamt ist sehr gut gewebt, wobei ich natürlich auch einige Längen wahrgenommen habe. Durch das Cover wurde ich gleich an einen Lebensbaum erinnert, was ich äußerst passend empfand. Die Geschehnisse innerhalb des Buches werden immer wieder miteinander verknüpft, da der Tod nicht trennt, sondern Erinnerungen aufleben lässt. Durch den Bund der Familienzugehörigkeit wird immer wieder auf den Einzelnen eingegangen. Für mich ein Roman, den ich als ungewöhnlich wahrnehmen konnte, aber mich leider nicht komplett begeistern konnte. Ich empfand den Schmerz des Verlustes und den Kampf zum Weiterleben als sehr intensiv, denn der Tod hinterlässt Lücken, die sehr deutlich wurden. "Die Unsterblichen" ist interessant, aber mitunter leider auch etwas lahm und konnte mich nicht so sehr begeistern, wie ich es erhofft hatte. Ich vergebe daher eine eingeschränkte Leseempfehlung, da Bücher einfach Geschmackssache sind und mich das Buch nicht so tief berührt hat, wie ich es erwartet hätte.

Bewertung vom 26.10.2018
Nur in der Dunkelheit leuchten die Sterne
Nijkamp, Marieke

Nur in der Dunkelheit leuchten die Sterne


sehr gut

"Nur in der Dunkelheit leuchten die Sterne" ist ein Jugendroman, dessen leise Untertöne zum Ende immer lauter werden. Zu Beginn des Buches habe ich zunächst nicht verstanden, welches Ziel die Autorin verfolgt und war letztendlich sehr begeistert, wie sie es schafft Gegenwart und Vergangenheit miteinander zu verweben, um offen zu legen, wie schmerzhaft und beängstigend eine bipolare Störung auf Außenstehende wirkt. Manchmal so eindrücklich, dass Menschen ihre Grenzen vergessen. Kyra war erst eine Außenseiterin, die gemieden wird, um dann für das verschlafene Städtchen Lost Creek zu einer Ikone zu werden. Corey, die Kyra versprochen hat immer für sie da zu sein kommt zu spät. Kyra ist tot und die Aufklärung des Todes ist Aufhänger der Story mit ganz vielen Einblicken und winzig kleinen Puzzlestücken, die sich nach und nach zusammenfügen. "Nur in der Dunkelheit leuchten die Sterne" ist ein Roman, dessen leise Töne die lauten überwiegen, was auch daran liegt, dass Corey als Person eher besonnen ist. Sie ist nach Lost Creek gereist, um an der Beerdigung ihrer besten Freundin teilzunehmen und muss erkennen, dass sich vieles anders entwickelt hat wie es zunächst schien. Mir hat sehr gefallen, wie ein Tagebuch und Briefe, die niemals abgeschickt wurden in die Story eingebunden wurden, um begreiflich zu machen, wie sehr Kyra gelitten hat und von den Dorfbewohnern beeinflusst wurde, bis in den Tod hinein. Was fasziniert, ist, dass niemand wirklich trauert, sondern den Tod des Mädchens als Abschluss der Zerrissenheit und der bipolaren Störung zuschreiben. Corey entdeckt in diesen sechs Tagen ihres Besuchs viele Ungereimtheiten und bringt sich letztendlich selbst in Gefahr, da die Wahrheit des Selbstmordes oder Unfalls eine ganz andere ist, als zunächst angenommen.
"Nur in der Dunkelheit leuchten die Sterne" war für mich das zweite Buch der Autorin. Ich konnte mich ebenso wie in "54 Minuten" sehr gut auf Schreibstil und Orginalität der Story sehr gut auf Plot und Protagonisten einlassen. Es dauerte eine ganze Weile, bis die Story an Fahrt aufnimmt und das Ziel der Autorin erkennbar wird. Erst ist es lediglich eine ganz besondere Freundschaft, deren Darstellung auf der bipolaren Störung aufgebaut ist und einem schlechten Gewissen nicht zur rechten Zeit am Ort des Geschehens gewesen zu sein, um dann umzuschwenken in Manie und Suggestion. Absolut gelungen und fantastisch dargestellt, da auch Übernatürliches ihren Platz findet. Sehr gerne vergebe ich eine Leseempfehlung für "Nur in der Dunkelheit leuchten die Sterne", da ich positiv überrascht war, was die Autorin in diese Story hineingewebt hat.