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Benutzername: 
Pharo72
Wohnort: 
Zittau
Über mich: 
Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 479 Bewertungen
Bewertung vom 21.06.2015
Nur mit deinen Augen
Bielen, Valerie

Nur mit deinen Augen


ausgezeichnet

Die 24jährige Alice Breuer aus Berlin lebt zurückgezogen in einer Traumwelt aus Büchern. Als sie nach dem Tod ihrer an MS erkrankten Mutter, die sie aufopferungsvoll gepflegt hat, eine Anzeige liest, in der ein Au-Pair-Mädchen in Venedig gesucht wird, erscheint es ihr wie ein Wink des Schicksals. Denn sie selbst ist das Ergebnis einer heißen Romanze ihrer Mutter mit einem Italiener und diese liebte die Stadt über alles. Kurzentschlossen bricht sie aus ihrer gewohnten Welt aus und nimmt die Stelle an.

Von der Familie Scarpa wird sie jedoch gnadenlos ausgenutzt und findet nur in den frühen Morgenstunden Zeit, die wunderschöne Stadt auf ihre Weise zu erkunden. Dabei begegnet ihr der attraktive und vermögende Amerikaner Tobia Manin, der jedoch aufgrund seiner Erblindung zutiefst verbittert und in sich zurückgezogen wirkt. Sie werden Freunde und Alice bringt Tobia Venedig nahe und ihn damit ein Stück ins Leben zurück. Doch die Beziehung wird weder von Alices Gasteltern noch von Tobias Bruder gern gesehen, und so heißt es für eine Liebe zu kämpfen, die keiner der beiden gesucht hat.

Meine Meinung:

Mit ihrem Debütroman „Nur mit deinen Augen“ hat mich Valerie Bielen von der ersten Seite an in ihren Bann gezogen. Vor der traumhaften Kulisse Venedigs erzählt sie eine herzzerreißende Liebesgeschichte, die wirklich unter die Haut geht.

Beginnen wir beim Setting. Ich selbst war bisher leider nie in Venedig, aber das Buch hat mir die Stadt viel näher gebracht, als ich je erwartet hatte. Umso größer jetzt der Wunsch, das alles selbst mal zu erleben. Man erkennt beim Lesen sehr deutlich, dass die Autorin sowohl Ortskenntnisse besitzt als sich auch mit der Gesellschaft dort und ihren Ritualen/Festivitäten auseinandergesetzt hat.

Die beiden Hauptcharaktere berühren den Leser. Alice, anfangs unbedarft und schüchtern, gewinnt im Laufe des Buches an Format und kämpft mit allem Mut für ihre Liebe. Auch der vor allem innerlich stark verletzte Tobia weiß zu überzeugen und es ist sehr schön zu lesen, wie er langsam Vertrauen und Hoffnung zurückgewinnt. Natürlich sind die Antagonisten dazu wenig vielschichtig, aber das stört nicht wirklich.

Mit ihrer wunderbar bildhaften Sprache bringt Valerie Bielen den Leser zum Träumen. Die Liebesgeschichte voller Romantik, wobei die Erotik mal wohltuender Weise keine so große Rolle spielt, ist zu keiner Zeit langweilig und entwickelt sich sogar so einem wahren Krimi, der durchaus einen tödlich Ausgang hätte nehmen können. Neben großen Gefühlen, die eben nicht dem äußeren Schein entstammen, taucht man in Abgründe, die Neid und Missgunst zum Vorschein brachten.

Dieses rundum gelungene Leseerlebnis empfehle ich herzlich gern weiter und ich bin gespannt, was sich die Autorin für ihren nächsten Roman ausgedacht hat. Ich werde sie auf jeden Fall im Blick behalten.

Bewertung vom 12.06.2015
Im Tal der Kolibris
Stevens, Danielle

Im Tal der Kolibris


ausgezeichnet

Schwer fällt es der jungen Charlotte von Grünau zu Meersberg nicht, ihr liebloses Zuhause in Deutschland zu verlassen und zu einer arrangierten Heirat nach Chile aufzubrechen. Wobei sie weniger Interesse an ihrem zukünftigen Ehemann hat, als vielmehr den Plan verfolgt, den Spuren ihrer Mutter nachzugehen, die sie vor achtzehn Jahren im Stich gelassen hat und ebenfalls diesen Weg nahm.

Doch während der Schiffsreise begegnet ihr in Gestalt des Maats Leander unerwartet die große Liebe. Für ihn möchte sie mit allen Regeln brechen, ihre gemeinsame Zukunft wird zu ihrem einzigen Ziel. Doch das Schicksal meint es nicht gut mit den Liebenden, und schließlich findet sich Charlotte in einer Ehe mit einem gewalttätigen und gefühllosen Mann wieder. Besteht noch eine Chance für sie, ihr Glück zu finden?

Meine Meinung:

Der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts spielende Schicksalsroman von Danielle Stevens hat mich wieder sehr begeistert. Das Autorenehepaar schafft es vorzüglich, eine knisternde Atmosphäre aufzubauen und die Spannung reißt zu keiner Zeit während der Geschichte ab. Neben der bedingungslosen Liebe der beiden Hauptprotagonisten, die dem Leser selbstverständlich unmittelbar ins Herz springen, gibt es genug Lügen, Intrigen, Verrat und Gewalt, um ein abwechslungsreiches Lesevergnügen zu bereiten.

Sehr nett fand ich die Assoziation zum Film „Titanic“, die sich am Anfang und in der Schlussszene, womit sich der Kreis schließt, wiederfindet. Neben der dramatischen Story findet der Leser auch Einblick in die Lebensumstände der chilenischen Bevölkerung zur damaligen Zeit ebenso wie in die Geschlechterrollen, und geschickt wird auch eine tatsächlich stattgefundene Naturkatastrophe ins Geschehen eingeflochten.

Eine Verbindung des Titels zum Inhalt konnte ich nicht wirklich feststellen, jedoch finde ich das Cover mit dem Kolibri und den tollen Hibiskusblüten wunderschön.

Wer sich gern in andere Zeiten und zu ungewöhnlichen Schauplätzen verführen lässt, dem kann ich „Im Tal der Kolibris“ uneingeschränkt ans Herz legen. Die mitreißende Liebesgeschichte von Charlotte und Leander wird kaum einen Romantiker kalt lassen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 25.04.2015
Schlusstakt
Strobel, Arno

Schlusstakt


sehr gut

Ich gebe zu, ich habe mich, zumindest in den Anfangsjahren, auch sehr für Castingshows a la DSDS oder Popstars interessiert. Daher war ich bereits bei seiner Ankündigung sehr auf den neuen Jugendthriller von Arno Strobel gespannt. Bei der Leipziger Messe konnte ich das Buch erwerben und gleich noch eine Lesung dazu genießen. Hier erzählte der Autor u. a., dass er zu Recherche-Zwecken die Möglichkeit hatte, mit echten DSDS-Teilnehmern aus den Top-Ten ein Interview zu führen. Dabei durfte er feststellen, dass die von ihm im Buch verarbeiteten Praktiken der Show nur die Spitze des Eisberges in der Realität abbilden.

Gerade dieser Punkt, nämlich wie stark manipuliert und in Szene gesetzt das Ganze ist, hat mir im Buch besonders gut gefallen. Nach der Lektüre nimmt man die momentan wieder rauf und runter laufenden Shows noch mal mit ganz anderen Augen wahr. Das Buch liest sich unglaublich flüssig und interessant, sodass man, wenn man einmal angefangen hat, es kaum zur Seite legen mag. Die Sprache trifft auch den Nerv der Jugend und ist passend eingesetzt.

Mir sind ein weiteres Mal, wie auch schon in „Abgründig“, die Protagonisten etwas blass geblieben, selbst die Hauptfigur Vicky. Sie ist sogar schon fast etwas zu gut in ihrem ständigen Bestreben, jedem helfen zu wollen. Allerdings fragt man sich schon, ob es wirklich so wenige Menschen ohne Skrupel gibt.

Die kursiv gehaltenen Zwischenblenden in die Vergangenheit einer anfangs unbekannten Person, sollten sicher Spannung aufbauen, was meiner Meinung nach aber nicht so richtig gelungen ist, zumal das Ganze irgendwie im Sande verläuft.
Insgesamt ist die Auflösung aber schlüssig, ebenso wie das weitere Verhalten der anderen Teilnehmer und Crewmitglieder, sodass man das Buch mit einem guten Gefühl zuklappt.

Wer kleine Abstriche in punkto Spannung hinnehmen kann, wird mit „Schlusstakt“ gut unterhalten und bekommt einen interessanten Einblick hinter die Kulissen einer Castingshow.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 03.04.2015
Bernsteinsommer
Schomann, Susanne

Bernsteinsommer


ausgezeichnet

Der Industrielle Edgar Lengrien bekommt seit einiger Zeit Drohbriefe. Er sorgt sich jedoch hauptsächlich um seine Tochter Kira, die erst kürzlich aus Amerika zurückgekehrt ist. Froh sie überreden zu können, den Sommer in ihrem kleinen Häuschen auf Sameland, einer winzigen Ostseeinsel, zu verbringen, setzt er außerdem seinen besten Sicherheitsmitarbeiter, den Ex-Polizisten Finn Andersen, auf sie an.

Schon beim ersten Aufeinandertreffen sprühen zwischen beiden die Funken und Finn muss sich, von Gefühlen überwältigt, schon bald der Anziehungskraft zwischen ihnen ergeben. Als Kira jedoch erfährt, warum Finn wirklich auf der Insel ist, verlässt sie diese umgehend und kommt damit der realen Gefahr, in der sie schwebt, unaufhaltsam näher.

Meine Meinung:

Da ich mittlerweile alle weiteren Romane, die von Susanne Schomann erschienen sind, gelesen und in vollen Zügen genossen habe, war es an der Zeit, mich auch endlich ihrem Debütroman zu widmen. Auch wenn mich Kiras und Finns Geschichte emotional nicht ganz so sehr abgeholt hat, wie es beispielsweise in „Sophies Melodie“ der Fall war, so verbirgt sich hinter „Bernsteinsommer“ dennoch eine wunderschöne Liebesgeschichte mit individuellen Haupt- und Nebencharakteren.

Allein schon das Setting lässt mein Herz höher schlagen. In einer Talkrunde hatte ich erfahren, dass die Autorin lange nach einer passenden Insel gesucht hat, die die gewünschten Voraussetzungen bietet. Als dieses sich als gar nicht so einfach herausstellte, hat sie Sameland kurzerhand erfunden. Schade eigentlich, dass es die Insel nicht wirklich gibt, denn sie wäre mit Sicherheit ein Traumurlaubsziel für mich, wenn nicht gar ein Ort, an dem ich gern leben würde.

Wie immer bei Susanne Schomann ist ein kleiner Krimi-Plot enthalten. Die Bedrohung wird anfangs zum Thema, danach steht lange Zeit die von großen Gefühlsschwankungen geprägte Beziehung von Kira und Finn im Mittelpunkt. Hier wird auch auf eindeutige Sexszenen nicht verzichtet, wobei diese niemals ins Niveaulose abgleiten. Mit dem dramatischen Ende kehrt die Autorin dann wieder zur großen Gefahr für Kiras Leben zurück und hält den Leser dabei extrem in Atem.

Flüssig geschrieben, voller Romantik und großer Gefühle, aber auch Spannung ist bereits das Debüt von Susanne Schomann ein Muss, das kein Liebesromanleser verpassen sollte.

Bewertung vom 23.02.2015
Love Letters to the Dead (eBook, ePUB)
Dellaira, Ava

Love Letters to the Dead (eBook, ePUB)


sehr gut

Die 15-jährige Laurel hat einiges zu verarbeiten. Neben der Trennung der Eltern ist es vor allem der plötzliche Tod ihrer nur zwei Jahre älteren, über alles geliebten Schwester May, der das Mädchen belastet. Der Start an ihrer neuen Highschool fällt ihr alles andere als leicht, und da ist auch noch ein Junge, Sky, der sie interessiert. Für ein Englischprojekt sollen die Schüler einen Brief an eine verstorbene Persönlichkeit schreiben. Laurel entscheidet sich für Kurt Cobain, den Lieblingssänger ihrer Schwester. Sie gibt den Brief nicht ab, vielmehr entsteht ein – natürlich einseitiger – Briefwechsel mit zumeist jung gestorbenen Idolen, wie Jim Morrison, Janis Joplin, Judy Garland, Heath Ledger oder auch River Phoenix. In diesem ersten Jahr an der Highschool, mit Hilfe der Briefe findet Laurel zu sich selbst, lernt mit ihrer Trauer umzugehen und sich der Außenwelt zu öffnen.

Meine Meinung:

Mich hat die Idee hinter diesem „Briefroman“ sofort fasziniert, und der Debütroman der Autorin Ava Dellaira kann mit Recht als etwas Besonderes angesehen werden. Es ist ihr sehr gut gelungen, in den Briefen sowohl die Lebensgeschichte und teilweise deren vorzeitiges Ende der entsprechenden Berühmtheiten einfließen zu lassen als auch den Alltag des jungen Mädchens und ihren Weg zum Erwachsenwerden zu beleuchten.

Ein paar Kritikpunkte habe ich dennoch. Zum einen kann ich mir nicht wirklich vorstellen, dass Teenager der heutigen Zeit, auch in den USA, gerade solche Idole haben bzw. ständig mit Musik von z. B. Nirvana, The Doors oder auch Janis Joplin in Berührung kommen. Das geht nicht mal mir so und ich gehöre zur Generation Ü40. Amy Winehouse und Heath Ledger sollten einigen noch ein Begriff sein. Mir sind sie es, ebenso River Phoenix, aber das Buch ist an Leser ab 14 gerichtet.

Zum anderen gibt es auch einige Längen, und die fast schon blinde Heldenverehrung von Amy, die ja ganz offensichtlich keineswegs so großartig gehandelt hat, was auch Laurel weiß, nervt ein wenig. Ich kann Skys Unvermögen, sich auf dieses Glatteis begeben zu wollen, durchaus nachvollziehen. Neben den nebulösen Andeutungen, wie es nun eigentlich zu Amys Tod gekommen ist, spielen Kindheitserinnerungen, ganz normale Highschoolprobleme sowie die erste Liebe eine Rolle. Der eigentliche und erschreckende Hintergrund kommt recht spät zutage, und zwar mit der Gewalt eines Vorschlaghammers.

Hier gelingt es dann der Autorin auch, sehr gefühlvolle Akzente zu setzen und den Leser zutiefst zu berühren. Gegen Ende habe ich mir ein paarmal einige Tränen verdrücken müssen. Man freut sich mit Laurel von Brief zu Brief mehr, wie sie an Mut gewinnt, sich auch mal über Handlungen ihrer Adressaten beschwert, und dabei endlich aus dem Schatten ihrer Schwester heraustritt. Indem sie beginnt, sich zu öffnen, erst ihren Briefpartnern, dann auch den Freunden, verarbeitet sie ihre eigene schlimme Vergangenheit sowie die Trauer um ihre Schwester.

Der Debütroman von Ava Dellaira legt eindrucksvoll Zeugnis ab über das Erwachsenwerden unter schwersten Bedingungen, inklusive Fehltritte und Überreaktionen, und macht Hoffnung, auch schwere Schicksalsschläge wenigstens teilweise unbeschadet überstehen zu können.

Bewertung vom 21.02.2015
Der Holundergarten
Schomann, Susanne

Der Holundergarten


ausgezeichnet

Für die junge Luisa Milchert ist der unverschämt gut aussehende Rafael Brix seit ihrer Teenagerzeit der Mann ihrer Träume. Sie hätte nicht gedacht, ihn je wiederzusehen, denn geächtet vom ganzen Dorf hat er diesem schon vor langer Zeit den Rücken gekehrt. Als er nun wegen einer familiären Tragödie zurückkehrt, kann Luisa ihr Glück kaum fassen. Sofort sind die Gefühle wieder da, doch Luisa findet sich schnell in einem Albtraum wieder. Denn Rafael ist nur gekommen, um ihr sowohl Job als auch Zuhause zu nehmen.

Meine Meinung:

Mit „Der Holundergarten“ kehrt Susanne Schomann zurück in das fiktive, beschauliche Dorf Lunau in der Lüneberger Heide. Eine wunderschöne Liebesgeschichte entspinnt sich hier zwischen dem ewigen Rebell Rafael, einem Bad-Boy erster Güte, dem die Autorin ein bewegendes Schicksal auf den Leib geschrieben hat, und der stets fröhlichen und dabei herzensguten Luisa, der man alles Glück dieser Welt gönnen möchte. Absolut mitreißend geschrieben, entwickelt die Story einen Sog, dass man am liebsten den Roman in einem Stück durchlesen möchte, weil man so dermaßen mit den Figuren mitfiebert und –leidet.

Susanne Schomann lässt in ihren Romanen immer mal gern Protagonisten aus früheren Büchern auftauchen. Bei ihren Lunau-Geschichten handelt es sich jedoch zumindest um eine Trilogie, wenn es nach mir geht, dürfte gern mehr daraus werden. Denn bereits im ersten Band „Wilder Wacholder“ wurden einige sympathische Figuren eingeführt, die weiterhin eine große Rolle spielen. So ist es zwar nicht unbedingt nötig, den ersten Band gelesen zu haben, doch es steigert das Lesevergnügen enorm, wenn man die liebgewonnenen Figuren wiedertreffen darf. Und natürlich feuert es nun auch die Neugier an, was sich die Autorin wohl für den dritten „Musketier“ aus Lunau ausgedacht hat.

Leidenschaftliche Liebesszenen, große Gefühle fernab vom Kitsch, wunderschöne landschaftliche Momentaufnahmen sowie dramatische Spannung, wie man es nicht anders von der Autorin gewohnt ist, machen das Buch erneut zu einem Lieblingsstück für mich. Dabei sollen auch das wieder sehr stimmige Cover und die Holunder-Rezepte im Anhang nicht unerwähnt bleiben.

Susanne Schomann schreibt Romane zum Wohlfühlen mit dem Potenzial, ein glückliches Lächeln auf das Gesicht des Lesers zu zaubern. Uneingeschränkte Empfehlung von mir für jeden Liebesromanfan.