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Elchi130
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Essen

Bewertungen

Insgesamt 458 Bewertungen
Bewertung vom 27.03.2022
Der zweite Sohn
Peck, Loraine

Der zweite Sohn


sehr gut

Es war eine Hassliebe zwischen uns

In Liverpool, Australien, haben sich verschiedene Clans die Stadt aufgeteilt. Als der Erstgeborene von Milan, dem Oberhaupt des kroatischen Clans, erschossen wird, steht die Stadt vor einem Bandenkrieg. Denn die Kroaten sind sich sicher, als Täter kommt nur der serbische Clan in Frage. Also soll Johnny, der zweite Sohn von Milan, Rache nehmen und das serbische Clanoberhaupt erschießen. Johnny, der bisher nie töten musste, weil der Bruder ihn immer geschützt hat, ist nicht überzeugt von der Schuld der Serben. Vor allem will er keinen Bandenkrieg vom Zaun zu brechen und versucht einen Weg zu finden, um den wahren Täter zu ergründen.

Die Geschichte selbst ist spannend und ich war neugierig, wie eine moderne Mafiageschichte aussehen könnte. Besonders Johnny habe ich schnell ins Herz geschlossen. Auf Johnny wird von allen Seiten Druck ausgeübt. Sein Vater hält ihn für einen Schwächling und will ihn genau deshalb zwingen, schnell Rache an den Serben zu üben. Seine Frau wiederum verlangt von ihm, aus dem Clan auszusteigen und mit ihr und dem gemeinsamen Sohn ein neues Leben, weit weg von der Verwandtschaft, zu beginnen. Dazu kommt noch ein unbekannter Dritter, der Johnny in einem fort das Leben schwer macht. Dadurch fühlt Johnny sich ständig hin- und hergerissen zwischen seiner Verpflichtung der Familie gegenüber und der seiner Frau und dem Sohn gegenüber. Er versteht auch nicht, wer ihm zudem das Leben schwer macht und warum. Erst im Laufe der Geschichte klären sich diese Fragen für ihn und auch für mich als Leserin.

Zum Teil fand ich das Buch sehr spannend erzählt. Der Schreibstil war toll und mitreißend. Ich wollte wissen, wie Johnny aus der Situation herauskommt, ohne einen Bandenkrieg auszulösen bzw. ob ihm dies gelingt.

Doch besonders zwei Figuren haben mir das Lesen immer wieder verleidet, sodass ich mitunter gar keine Lust hatte, weiterzulesen. Da war zum einen Milan, das kroatische Clanoberhaupt. Er war ein störrischer alter Mann, der selbst nichts leistet, aber fürchterlich selbstgerecht ist. Wiederholt habe ich mir gewünscht, dass er das Zeitliche segnet, damit Johnny endlich seinen Frieden hat. Genauso erging es mir mit Johnnys Frau Amy. Statt ihren Mann zu unterstützen oder mit ihm gemeinsam nach einer Lösung zu suchen, übt auch sie Druck auf ihn aus. Sie erpresst ihn, ist ebenfalls sehr selbstgerecht und nervte mich oft durch ihre Einfältigkeit. Warum Johnny sie unbedingt wiederhaben wollte, war mir ein Rätsel. An Johnny Stelle hätte ich mir alles Bargeld geschnappt, das ich habe, und hätte irgendwo ein neues Leben ohne Vater und Ehefrau angefangen.

Fazit: Die Autorin, Loraine Peck, kann spannend und fesselnd erzählen. Leider haben mich ihre Charaktere teilweise extrem genervt. Trotzdem werde ich auch ihr nächstes Buch neugierig lesen.

Bewertung vom 22.03.2022
Engel des Todes / Paul Stainer Bd.3
Ziebula, Thomas

Engel des Todes / Paul Stainer Bd.3


ausgezeichnet

Wieder ein sehr gutes Buch mit dem Ermittler Paul Stainer

Wir befinden uns wieder in Leipzig, und zwar im März 1920. In Berlin hat der Kapp-Putsch stattgefunden. Die Auswirkungen sind bis nach Leipzig zu spüren. Die Menschen gehen auf die Straße und demonstrieren gegen die Putschisten und für ein demokratisches Deutschland. Mitten in diesen Unruhen treibt ein brutaler Mörder sein Unwesen. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, da Paul Stainer und seine Mitarbeiter kaum Spuren finden, denen sie folgen können.

Im dritten Teil um den Kriminalinspektor Paul Stainer „Engel des Todes“ von Thomas Ziebula stehen nicht die Ermittlungen im Vordergrund des Geschehens. Dafür passiert viel zu viel im persönlichen Umfeld von Paul Stainer vor einem aufregenden politischen Hintergrund. Trotzdem werden die Verbrechen sehr gut in Szene gesetzt. Wir begleiten den Täter auf seinem Rachefeldzug. Dadurch lernen wir seine Motive immer mehr kennen. Zudem wissen wir mit der Zeit, welche Personen noch auf der Liste des Mörders stehen. Das fand ich sehr gut und sehr spannend dargestellt.

Sehr gut gelungen finde ich zudem die Darstellung der historischen Ereignisse. Dem Autor gelingt es sehr gut, die verschiedenen Denkweisen der unterschiedlichen Lager zu vermitteln. Wie verhält sich das Militär in Leipzig während der Unruhen? Warum, welche Denkweise steckt dahinter? Was wollen die Royalisten? Was wünscht sich das Volk? Aus der Sicht der heutigen Zeit war ich erstaunt und schockiert, wie alltäglich der Einsatz von Waffen und die Anwendung von Gewalt für die Menschen damals waren. Viele schleppten sich mit einem Kriegstrauma durchs Leben und werden durch Unruhen und Schüsse getriggert. Es gibt jedoch auch unzählige Menschen, die sich den gerade beendeten Krieg und den Kampf zurückwünschen. Für sie bedeutet Kampf Heldentum, Ehre und Größe.

Die wiederkehrenden Figuren sind mir schon sehr ans Herz gewachsen, ganz egal, ob Paul Stainer, Mona König, Vera Sonntag, Familie Schilling und viele mehr. Dabei mag ich es besonders, wie gekonnt und scheinbar mühelos Thomas Ziebula diese Leben miteinander verflechtet und sie schnell wie eine große Gemeinschaft auf mich wirken. Zudem stellt er sie immer wieder in den Mittelpunkt der Handlung, sodass ich ihre Erlebnisse mit ihnen teilen kann. Das erhöht auf jeden Fall meinen Lesegenuss.

Fazit: Eine spannende Zeitreise, in eine politisch interessante Zeit; tolle Hauptfiguren, die ich mag und deren Entwicklung ich gerne begleite. Das Ganze ist verknüpft mit einer interessanten Kriminalhandlung, die für mich fesselnd, nachvollziehbar und schlüssig ist. Weiter so!

Bewertung vom 21.03.2022
Fluchbrecher / Legend Academy Bd.1 (2 MP3-CDs)
MacKay, Nina

Fluchbrecher / Legend Academy Bd.1 (2 MP3-CDs)


gut

Ich hatte mir mehr versprochen

Graylee verübt für ihr Leben gerne mit ihrem besten Freund Sinclair Streiche. Als ihre Schule eine neue Vertrauenslehrerin bekommt, rät diese dazu, Graylee für ein paar Monate an die Swanlake Academy zu schicken. Schweren Herzens kommen ihre Eltern dieser Empfehlung nach.

Graylee hat mir sofort sehr gut gefallen. Sie ist frech, mutig und nicht auf den Mund gefallen. Die Sprecherin Pia-Rhona Saxe ist die perfekte Besetzung zur Vertonung des Buches „Legend Academy 1 – Fluchbrecher“ von Nina MacKay. Sie hat eine angenehm dunkel tönende Stimme und entspricht genau der Stimme, die ich mir für Graylee vorgestellt habe. Sie liest diese Figur nicht nur, sie ist Graylee.

Nina MacKay lässt uns die Ereignisse der weiblichen Hauptfigur durch deren Augen und Gedanken miterleben. Leider waren die inneren Monologe von Graylee sehr ausschweifend, was für Längen gesorgt hat. Meiner Ansicht nach hätte es der Geschichte gut getan, wenn diese gekürzt worden wären und dadurch mehr Platz für Action-Szenen gewesen wäre. Das hätte dem Buch mehr Tempo verpasst und für mehr Spannung und Kurzweile gesorgt.

Die Fantasywelt, in die uns Nina MacKay mit ihrem Buch entführt, finde ich sehr gelungen. Sie hat tolle Ideen und verknüpft unterschiedliche Welten miteinander. Da sind die Nachfahren früherer Legenden, die sehr verschieden sind und tolle Fähigkeiten besitzen. Das Personal der Swanlake Academy, von Graylee Legend Academy genannt, besteht aus sprechenden Kolibris. Diese sind einfach nur süß und cool. Mit ihrer Hilfe zeigt uns die Autorin, was daraus erwachsen kann, wenn man sich nicht an überholte Regeln hält, sondern auch Außenseitern nett und freundlich begegnet, statt diese herabzuwürdigen und schlecht zu behandeln, nur weil andere es tuen. Genauso sehr habe ich die Gestaltwandler ins Herz geschlossen. Diese gelten als Feinde der Legenden. Doch Graylee geht ohne Vorurteile und aufgeschlossen auf diese zu und findet Freundschaft.
Schwieriger fand ich die Darstellung des Mobbings, welches an der Schule offenbar üblich ist. Jeder, der nicht ist, wie die anderen, wird ausgegrenzt und dient als Zielscheibe. Besonders unangenehm war für mich, dass selbst die Lehrer Teil des Problems sind. Weder unterbinden sie die Mobbingaktivitäten, noch bieten sie den Opfern Schutz. Sorry, aber das geht gar nicht. Unverständlich war für mich auch, wie man als Opfer dieses Treiben nicht unterbinden kann, wenn man doch genügend Geheimnisse einer Täterin kennt und dieser vermitteln kann, dass diese nur geschützt sind, wenn sie ihr Verhalten unterlässt.

Fazit: Tolle Idee einer Fantasywelt und einer Schule für besondere Wesen; die einzelnen Szenen wurden jedoch zu ausführlich erzählt, wodurch viel Potential verloren gegangen ist; bezaubernde Figuren, die man einfach liebhaben muss sowie gelungene Fieslinge, die hoffentlich in Band 2 noch ihre Strafe erhalten.

Bewertung vom 13.03.2022
Vertrauen
Mishani, Dror

Vertrauen


weniger gut

Ich bin einfach nur enttäuscht

Inspektor Avi Avraham und sein Team beschäftigen sich mit zwei Verbrechen. Da ist ein krankes, neugeborenes Mädchen, das in einer Tasche vor einem Krankenhaus ausgesetzt wird. Zudem verschwindet ein Mann aus einem Hotel, ohne sein Gepäck mitzunehmen und die Rechnung zu begleichen…

Zu Beginn war ich sehr angetan von dem Buch. Ich mag Kriminalromane, die in mir fremden Kulturen spielen. „Vertrauen“ von Dror Mishani ist in einem Vorort von Tel Aviv angesiedelt. Die Erzählung beginnt ruhig und lässt mir viel Raum, ein Gespür für die Stadt zu entwickeln.

Mir gefiel, wie der Inspektor Avraham seine Ermittlung zu dem verschwundenen Mann aufzieht. Er lässt sich keinen Sand ins Auge streuen, hinterfragt alles und geht jeder kleinen Spur nach. Leider nahm jedoch die Geschichte um das ausgesetzte Baby viel mehr Raum in dem Buch ein. Hier hatte ich von Anfang an Schwierigkeiten mit der Verdächtigen Liora. Ihre Gedanken waren stets negativ, misstrauisch und verschlagen. Meine Abneigung ihr gegenüber verfestigte sich immer mehr, so dass ich diesen Handlungsstrang nicht mehr weiterverfolgen wollte. Weitergelesen habe ich dann nur noch, weil ich wissen wollte, was der Inspektor bzgl. des vermissten Mannes herausfindet.

Doch je weiter das Buch voranschritt, desto enttäuschter wurde ich. Die Geschichte mit dem Vermissten dümpelte vor sich hin, kam gefühlt überhaupt nicht vorwärts. Und auch am Ende des Buches war ich mit der Auflösung nicht sonderlich zufrieden. Zuviele Fragen sind nicht beantwortet worden. Das Ende der Erzählung mit dem Baby habe ich ebenfalls als sehr unbefriedigend empfunden. Nach wie vor ist mir der Sinn und Zweck dieser Geschichte nicht klar. Eine Aufklärung kann ich nicht erkennen. Gestreute Hinweise werden nicht aufgelöst.

Fazit: Dieses Buch war eine einzige Enttäuschung für mich. So sehr habe ich gehofft, hier einen neuen Autor zu entdecken, dessen Kriminalromane ich sehnsüchtig erwarte. Bekommen habe ich ein Werk, durch das ich mich oft einfach hindurchgequält habe. Sehr schade!

Bewertung vom 13.03.2022
Flüsterwald - Der Schattenmeister erwacht
Suchanek, Andreas

Flüsterwald - Der Schattenmeister erwacht


sehr gut

Toller Abschluss der ersten Staffel

Der dunkle Magier ist zurück und will die Schattenzwillinge wieder in den Flüsterwald holen. Lukas, Ella, Punchy, Rani und Felicitas versuchen, dies mit allen Mitteln zu verhindern.

Neben Rani treffen wir in diesem Band den Rest seiner Familie, allen voran den Großmenok. Zudem können die Freunde das gefangene Menokweibchen Pera befreien. Mir hat es sehr viel Spaß bereitet, weitere Menoks zu treffen und Rani dadurch noch besser kennenzulernen. Denn so hat mich nicht nur Rani immer wieder zum Lachen gebracht, sondern der Rest der Menoks ebenfalls. Ein sehr interessantes Volk.

Die Geschichte ist, wie es vom Autor Andreas Suchanek zu erwarten ist, sehr spannend, voller toller Einfälle, unvorhersehbarer Ereignisse und temporeich. Es gibt weder Längen in der Erzählung noch sonst etwas, was bei mir Langeweile aufkommen ließ. Mich begeistert, wie ein Rädchen ins andere greift und am Ende alle Fragen beantwortet wurden. Die Geheimnisse sind aufgedeckt, das Meiste hat sich zum Guten gewendet und bei dem Rest bin ich zuversichtlich, dass sich noch eine Lösung finden wird.

Zum Schluss wird der Grundstein für die zweite Staffel gelegt. Auch hierbei hat der Autor mich überrascht. Ich hatte genaue Vorstellungen, was das Thema der nächsten Bücher sein wird. Aber der Autor hat alle meine Erwartungen über den Haufen geworfen und mich sehr neugierig auf die kommenden Geschichten gemacht.

Zudem bin ich der Ansicht, dass es sich auf jeden Fall lohnt, die Flüsterwald-Reihe als Hörbuch zu genießen. Der Sprecher Timo Weisschnur liest einfach mitreißend, haucht jeder Figur Leben ein und macht zumindest mich süchtig nach mehr. Auch in diesem Band „Flüsterwald – Der Schattenmeister erwacht“ hat er mir wieder ein tolles Hörerlebnis beschert.

Bewertung vom 13.03.2022
Blossom Bd.1 (eBook, ePUB)
Cadan, Amelia

Blossom Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Für mich ein Pageturner

Jun wird am College nur die Eisprinzessin genannt. Sie ist abweisend, stolz, beherrscht und eine begabte Schauspielerin. Leith ist der ewige Sunnyboy. Bis vor kurzem waren er und seine Freundin Ella das Traumpaar des Campus. Doch seitdem Ella ihn verlassen hat, ertrinkt Leith im Liebeskummer. Als sowohl Jun als auch Leith für einen Ball eine Begleitung benötigen, gehen sie zusammen dahin…

Zu Beginn war das Buch „Blossom“ von Amelia Cadan für mich einfach eine weitere New-Adult-Geschichte. Doch der Schreibstil ist unglaublich fesselnd und die Hauptfiguren Jun und Leith sind beide sehr interessante Persönlichkeiten, sodass ich schnell in den Sog des Buches geraten bin. Jun ist eine starke, mutige Person, die immer wieder für eine Überraschung gut ist. Und Leith ist von Anfang an der strahlende Goldjunge; was ich sehr genossen habe. Zum Ende hin haben beide Personen eine unglaubliche Entwicklung durchlaufen. Sie sind von College-Kids zu jungen Erwachsenen gereift.

Ein wenig erstaunt hat mich, dass dem Buch weder eine Triggerwarnung vorangestellt wurde noch im Anschluss der Geschichte zu finden ist. Denn das Buch behandelt sensible Themen, die Menschen mit einer entsprechenden Vorgeschichte triggern und das Trauma hochkommen lassen könnten. Zumal diese Themen etwa ab der Mitte des Buches einen großen Teil der Handlung einnehmen.

Selten habe ich ein Buch so schnell durchgesuchtet. In jeder freien Minute musste ich einfach wissen, wie die Geschichte von Jun und Leith weitergeht. Ich liebe das Setting und die Haupt- und Nebencharaktere des Buches. Sehr gerne würde ich noch weitere Bücher aus der Welt von Jun, Leith und ihren Freunden lesen. Zum Glück erscheint zumindest noch ein zweiter Band.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 07.03.2022
Deichfürst / Kommissar Möllenkamp Bd.1
Hoorn, Heike van

Deichfürst / Kommissar Möllenkamp Bd.1


weniger gut

Gute Idee, bei der die Umsetzung mich nicht erreichen konnte

Der steinreiche und steinalte Polderbauer Tadeus de Vries wird ermordet. Der neue Hauptkommissar Stephan Möllenkamp aus Leer soll den Fall mit seinem Team schnell aufklären. Wobei sein Chef und der Landrat eine genaue Vorstellung darüber haben, wo der Täter zu finden ist…

Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Zum einen begleiten wir das Mädchen Marion, die sich im Jahr 1946 mit ihrem jüngeren Bruder auf der Flucht vor den Russen nach Ostfriesland befindet. Zum anderen spielt der Krimi im Jahr 1999 in Ostfriesland und beginnt mit der Ermordung von Tadeus de Vries. Der alte Bauer wird von so ziemlich jedem gehasst, der mit ihm zu tun hatte. Egal, ob seine Familie, Verwandtschaft, Nachbarn, Arbeiter auf dem Hof. Tadeus de Vries hat keine Gelegenheit ausgelassen, um seine Mitmenschen zu demütigen oder zu schikanieren. Die Voraussetzungen für einen spannenden Krimi sind somit geschaffen und zu Beginn des Buches sah es für mich auch so aus, als würde dies der Autorin gelingen.

Doch dann dümpelte die Geschichte Seite um Seite vor sich hin. Die Ermittlungen der Polizei kommen bis zum Ende des Buches nicht richtig in Fahrt. Sie wirken wie ein Haufen Dilettanten, die mehr mit internen Animositäten und fehlendem Zusammenhalt im Team beschäftigt sind. Weiter kommen sie mit der Suche nach dem Täter nur dadurch, dass ihnen zufällig Wissen in den Schoß fällt. Und selbst dann ziehen sie oft nicht unbedingt den richtigen Schluss oder lassen daraus keine Handlungen folgen.

Ergänzt wird das Ganze noch durch eine eigenwillige Journalistin, die auf eigene Faust ermittelt. Dabei verfolgt sie das Ziel, den Fall vor der Polizei aufzuklären. Das führt dazu, dass sie ihr Wissen nicht mit den Ermittlern teilt und sogar Beweismittel von einem Tatort entfernt. Auf der anderen Seite möchte sie jedoch von Stephan Möllenkamp gedeckt werden, wenn sie bei etwas Illegalem erwischt wird.

Der Täter ist mir als Leserin schnell bekannt. Da ich die Auflösung der Tat jedoch als stimmig empfunden habe, war das überhaupt nicht schlimm für mich.

Schade ist jedoch, dass es keine Person in dem Buch gibt, die mir sympathisch ist oder zu der ich eine Verbindung aufbauen konnte. Das liegt unter anderem daran, dass alle Figuren sehr blass bleiben. Aber auch daran, dass ich die Handlungen aller Beteiligten oft als sprunghaft und widersprüchlich empfunden habe.

Fazit: Die Idee des Buches hat mir gut gefallen, die Umsetzung jedoch leider nicht. Die Handlung konnte mich nicht begeistern, da sie oft vor sich hinplätscherte. Auch die Figuren haben keine Neugierde bei mir aufkommen lassen, sodass ich auch den Nachfolger nicht lesen werde.

Bewertung vom 06.03.2022
Golden Hill Touches / Golden Hill Bd.1
Böhm, Nicole

Golden Hill Touches / Golden Hill Bd.1


ausgezeichnet

Buch mit Wohlfühlatmosphäre

Parker kauft die alte Golden Hill Ranch seiner Großeltern zurück, um dort mit seiner Schwester ein Therapiezentrum aufzubauen, bei der die Therapie mit Pferden im Mittelpunkt steht. Doch die Einwohner von Boulder Creek empfangen die beiden nicht mit offenen Armen. Denn vor 11 Jahren ist Parker nach einem Sommer auf der Ranch im Streit zurück nach Denver gegangen. Er hat damals nicht nur seine Großeltern, einen großen Schlamassel, sondern auch Clay, seine Sommerliebe, zurückgelassen. Doch jetzt ist Parker wieder da und möchte Clay zurückgewinnen.

Das Buch erzählt eine erstaunlich ruhige Geschichte. Es wird oft von der tollen Atmosphäre getragen, die die Wildnis, die Pferde und das beschauliche Leben auf dem Land vermitteln. Nicole Böhm erzählt in „Golden Hill – Touches“ die Liebesgeschichte von Parker und Clay so, dass ich diese authentisch finde. Es hat mir einfach Spaß gemacht, das Buch zu lesen. Es hat mich gut unterhalten und entspannt, da das Gelesene so eine große Ruhe auf mich ausstrahlte.

Ich konnte die Bedenken der Bewohner von Boulder Creek gegenüber Parker nachempfinden. Boulder Creek ist eine kleine Gemeinschaft, in der jeder jeden kennt und sich alles in Windeseile herumspricht. Hier vergisst keiner und vergeben dauert auch seine Zeit. Genauso wie ich die gemischten Gefühle von Clay verstehen konnte. Allerdings konnte ich die besondere Magie zwischen Parker und Clay schnell spüren. Ich habe es sehr genossen, ihre Geschichte zu lesen. Es hat gut getan, einmal nicht von großen Dramen zu lesen. Klar, gab es im Buch auch Auseinandersetzungen, Misstrauen und Ärger. Aber es wirkte oft realistisch und war nicht unnötig aufgebauscht.

Fazit: wer ruhige Liebesgeschichten verknüpft mit Naturverbundenheit mag, ist hier richtig. Ich freue mich schon darauf, in Band 2 den besten Freund von Parker kennenzulernen und in Band 3 die Geschichte seiner Schwester Sadie, die mir bereits jetzt sehr ans Herz gewachsen ist, zu lesen.

Bewertung vom 02.03.2022
Boom Town Blues
Dunne, Ellen

Boom Town Blues


sehr gut

Garantiert nicht mein letztes Buch von der Autorin

Patsy Logan braucht eine Auszeit – privat und beruflich. Deshalb befindet sich die Kriminalhauptkommissarin aus München bei ihrer Cousine in Dublin. Als bei einem Empfang in der österreichischen Botschaft die deutsche Praktikantin vergiftet wird, soll KHK Logan bei den Ermittlungen helfen, genauso wie der österreichische Magister Sam Feuerstein.

Zuerst einmal finde ich es sehr ungewöhnlich, die Geschichte aus der Ich-Perspektive der Ermittlerin zu schildern. Das kannte ich bislang lediglich aus Krimis, deren Hauptfigur ein Privatdetektiv bzw. eine Privatdetektivin waren. Es ist jedoch schon sehr lange her, seitdem ich über so eine Kriminalstory gestolpert bin. Diese Art der Erzählung bringt mir die Ermittlerin Patsy Logan jedoch sofort näher. Ich tauche in ihre Gedankenwelt ein und kann mir dadurch schnell ein Bild von ihrer Person, ihren Werten und ihrer Gefühlswelt machen. Daher finde ich die Erzählperspektive der Autorin Ellen Dunne sehr gut.

Dem Kern des Buches nähern wir uns auf zweierlei Art und Weise. Zum einen begleiten wir Patsy bei der Ermittlungsarbeit und wissen daher immer, wie der Stand der Dinge ist. Zum anderen führt uns die Autorin in die Hochzeit des Baubooms in Irland, den anschließenden Absturz in die Finanzkrise und den erneuten Aufstieg der Wirtschaft. Wir sehen, welche Folgen dies für die einfachen Menschen, ihre Arbeit, ihre Häuser und ihr Leben hatte. Ellen Dunne zeigt uns jedoch auch, wer vom Boom und der Krise profitiert hat und als Gewinner beim folgenden Aufschwung aus der Misere hervorgegangen ist.

Beide Erzählstränge waren für mich ungemein spannend und ich wollte unbedingt wissen, wie beide miteinander verknüpft sind. Warum musste eine junge Frau, die ihr gesamtes Leben noch vor sich hatte, sterben? Wer wird am Ende des Buches Opfer und wer Täter sein?

Fazit: Ein spannender und vom Thema her interessanter Fall, in Kombination mit einer Ermittlerin, die Ecken und Kanten hat und der ich hoffentlich noch öfter begegnen werde.