Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Elchi130
Wohnort: 
Essen

Bewertungen

Insgesamt 435 Bewertungen
Bewertung vom 14.01.2022
David Bowie - Alle Songs
Clerc, Benoit

David Bowie - Alle Songs


ausgezeichnet

Beeindruckend

Worum es in diesem Buch geht, sagt bereits der Titel. Wir begleiten die Karriere von David Bowie. Zu Beginn des jeweiligen Kapitels gibt es einen kurzen Abriss, wo Bowie sich gerade in seiner Schaffensperiode befindet. Im Anschluss folgt das Album. Hier wird auf jeden Titel Bezug genommen und etwas zur (Entstehungs-)Geschichte des Songs sowie der Aufnahme geschrieben. Ergänzt wird das Kapitel um Singles und sonstige Lieder, die der Sänger zu der Zeit aufgenommen hat. Dabei finden wir jeweils zusätzliche Informationen, wie z.B. Interpreten, Aufnahmestudio, Aufnahmetag.

Als ich das Buch zum ersten Mal in der Hand gehalten habe, war ich völlig aus dem Häuschen, da ich niemals mit so einem monumentalen Werk gerechnet habe. Sofort musste ich durch die Seiten blättern und mir die vielen Fotos anschauen. Tolle Bilder von David Bowie, aber auch welche, die mich erstaunt oder zum Lachen gebracht haben. Es sind auf jeden Fall ein paar ganz besondere Perlen dabei. Zudem enthält das Buch viele Fotos von Menschen, die den Künstler beeinflusst oder begleitet haben. Schon alleine dadurch hat sich das Buch für mich gelohnt.

Ich selbst habe die Musik von David Bowie erst in den 80er Jahren kennen- und lieben gelernt. Aus den 60er und 70er Jahren sind mir lediglich die Hits bekannt. Doch nun in sein Gesamtwerk einzutauchen, bringt mich dem Künstler nahe. Doch nicht nur dem Künstler, sondern auch dem jeweiligen Jahrzehnt, seiner Musik, seiner Mode und seinen Stars.

Besonders gut gefallen hat mir, dass mir durch das Buch meine Lieblingsstücke des Künstlers wieder ganz nahegebracht worden sind und ich in für mich unbekannte Werke eintauchen konnte, die ich mir begleitend zum Lesen angehört habe.

Da ich keine Noten lesen und kein Instrument spielen kann, waren die Ausführungen bei den einzelnen Liedern zum Teil zu technisch für mich. Das wird den Menschen, die dies können, jedoch bestimmt anders gehen. Zumal diese Angaben auch zu den Stücken dazu gehören.

Leider konnte mich der Schreibstil des Autors Benoit Clerc nicht vollends begeistern. Die Texte waren mir zu unrund bzw. holprig. Sie haben mich dem Künstler auch nicht nähergebracht, weil ich kein Gefühl für die beschriebenen Person darin wahrnehmen konnte. Viele Anekdoten wurden mir überdies zu oft wiederholt. Teilweise konnte ich mich auch des Eindrucks nicht erwehren, dass der Autor sich ab und an widersprochen hat. Hier hätte ein Co-Autor, der durch seinen Schreibstil besticht, helfen können.

Insgesamt finde ich das Buch jedoch super. Es eignet sich nicht dazu, es von vorne bis hinten am Stück weg zu lesen. Ich empfehle, sich jede Woche ein anderes Album vorzunehmen und dabei gleichzeitig in die Lieder einzutauchen, die beim Hören besprochen werden. So wird das Buch zu einem tollen Ausflug zu einem Ausnahmekünstler und seiner Musik. Außerdem hat man so viel länger etwas davon. Natürlich eignet sich das Buch auch hervorragend, um es als Nachschlagewerk zu verwenden. Und für Bowie Fans ist es sowieso ein MUSS.

Bewertung vom 10.01.2022
Das gebrannte Kind / Cold Case Bd.3
Frennstedt, Tina

Das gebrannte Kind / Cold Case Bd.3


gut

Enttäuschend

Die Cold Case Ermittlerin Tess Hjalmarsson soll bei einem aktuellen Fall von Brandstiftungen mit Todesfolge aushelfen. Die Ermittler brauchen dringend Unterstützung, da es bereits fünf Brände mit vier Toten gegeben hat. Schnell wird klar, dass die aktuellen Brände einem Fall von vor 15 Jahren ähneln, der nie aufgeklärt werden konnte.

Nachdem der erste Fall von Tess Hjalmarsson im Jahr 2020 zu meinen Highlights gezählt hat, war ich sehr gespannt auf „Cold Case – Das gebrannte Kind“ von Tina Frennstedt. Dieses Buch ist der mittlerweile dritte Fall der Cold Case – Reihe.

Das Buch startet direkt mit viel Tempo. Sowohl in Tess Privat- als auch in ihrem Berufsleben passiert jede Menge. Dadurch präsentiert uns die Autorin sehr viele Verdächtige, sowohl für die Brände als auch für Ungereimtheiten im Privatleben der Ermittlerin. Durch die vielen Brände und verdächtigen Umstände im privaten Umfeld von Tess habe ich die ersten Seiten förmlich verschlungen.

Gut gefallen hat mir, dass die Autorin Corona und seine Folgen wie selbstverständlich in die Handlung einfließen lässt. Immer wieder tragen Menschen Masken, halten Abstand, Besprechungen finden im größten Raum der Behörde statt usw. Da die Autorin das Pandemiethema jedoch nur da anbringt, wo es für mich schon zum Alltag dazu gehört, habe ich es nie als störend empfunden. Die Geschichte wird dadurch mit Realität geimpft.

Sehr schnell war mir als Leserin jedoch klar, wer für die Taten verantwortlich ist. Das hat dem Buch ein wenig die Spannung genommen. Wäre die Auflösung spannend und nachvollziehbar, hätte dies meiner Lesefreude nichts anhaben können. Leider hat die Autorin es nicht geschafft, mir den Täter und seine Motive nahezubringen. Ganz im Gegenteil finde ich sein Handeln völlig unlogisch und nicht nachvollziehbar. Bei den Opfern gab es für mich dann auch noch einen großen Logikfehler, den die Autorin nur durch weitreichende Erklärungen hätte ausgleichen können. Dies hat sie jedoch unterlassen.

Tess ist in diesem Buch leider nicht gut weggekommen. Sie verhält sich immer wieder wie eine unbedarfte Bürgerin. Sie fühlt sich in ihrem privaten Umfeld bedroht, merkt sich jedoch weder KFZ-Kennzeichen von verdächtigen Autos noch wird sie aktiv, als jemand versucht, ihren Hund zu vergiften. Aber auch in ihrer Funktion als Polizistin verhält sie sich mehrere Male vollkommen unprofessionell, sodass ich an ihrer Eignung für diesen Beruf zweifle.

Fazit: Leider hat mich das Buch enttäuscht, da ich es nicht für gut durchdacht halte.

Bewertung vom 09.01.2022
Helles Land
Garner, Mary E.

Helles Land


ausgezeichnet

In jeder Hinsicht ein tolles Buch

Zwei Sonnen scheinen unerbittlich nieder auf Helles Land. Lediglich eine Lichteiche beschützt die Welt vor dem Untergang. Die Welt ist in drei Landesteile aufgeteilt: die Türme, Savannah und das Refugium. In den Türmen sitzt die Elite, die Wissenschaft und die politische Führung des Landes. In Savannah leben viele Händler und es herrscht Wasserknappheit und Hunger. Das Refugium besteht in weiten Teilen aus Natur und Wald. Hier steht auch die letzte Lichteiche. Clay ist ihre höchste Hüterin. Als die Eiche bedroht wird, nimmt Clay mit ihren Freunden den Kampf gegen einen mächtigen Gegner auf.

Die Welt, die Mary E. Garner in diesem Buch erschaffen hat, ist einfach toll. Nach und nach lernen wir alle drei Landesteile von Helles Land kennen. Die Autorin beschreibt sie so anschaulich, dass man beim Lesen den Eindruck gewinnt, sich in dem jeweiligen Bereich der Welt zu befinden. Alle drei Teile haben ihren Reiz, verströmen ihren Zauber, lassen uns jedoch auch die Gefahren sehen, die hier lauern. Und obwohl die Welt fast komplett untergegangen ist, wirkt der überlebende Rest so hell, positiv und heimelig, dass ich mir gewünscht habe, dieses Universum betreten zu können.

Der Schreibstil ist so mitreißend, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen mochte. Ich fieberte mit der Welt, der Eiche und den Hauptakteuren mit. Die Figuren sind mir sehr schnell ans Herz gewachsen und ich hätte ihnen sehr gerne geholfen. Man wünscht sich einfach, dass die Helden eine Lösung finden, die die gesamte Welt vor dem Untergang bewahrt.

Besonders gut hat mir gefallen, dass man fast von Beginn des Buches an Rätseln und Raten kann. Stimmt die Geschichte so, wie sie Clay erzählt wird? Sind wirklich alle Personen das, was sie vorgeben zu sein? Werden Clay und ihre Freunde verraten? Oder finden sie Unterstützer? Wem ist zu trauen und wem nicht. Das hält die Spannung schnell auf einem hohen Niveau. Die Handlung ist abwechslungsreich. Das Buch steckt voller fantastischer Ideen. Es lädt zum Mitfiebern, aber auch zum Nachdenken ein. Nachdenken darüber, wie wir mit unserer Welt umgehen wollen, damit es nicht soweit kommt, wie in Helles Land.

Bewertung vom 26.12.2021
Strahlentod / Sabine Kaufmann Bd.6
Holbe, Daniel;Tomasson, Ben

Strahlentod / Sabine Kaufmann Bd.6


sehr gut

Unterhaltsamer Krimi

Als sich die Umweltaktivisten der Gegend im hessischen Knüllwald treffen, um gegen Atommülltransporte zu demonstrieren, explodiert ein VW Bus. Geschockt denkt Kommissar Ralph Angersbach, dass die verkohlte Leiche in dem Camper nur sein Vater sein kann. Wer bringt einen Umweltaktivisten um und warum? Doch der Tote bleibt nicht der einzige, dem jemand nach dem Leben trachtet.

„Strahlentod“ von Daniel Holbe und Ben Tomasson ist bereits der sechste Kriminalroman um das Ermittler-Duo Ralph Angersbach und Sabine Kaufmann. Für mich war es das erste Buch der Reihe.

Die Kriminalstory fand ich gut überlegt und logisch aufgebaut. Die Jagd nach dem Täter, die vielen Verdächtigen und ihre Motive sowie die weiteren Morde waren für mich überzeugend. Es hat mir sehr viel Spaß gemacht, wie die beiden Ermittler im Trüben fischen bzw. im Nebel stochern. Sie rennen ständig von einem Verdacht zum nächsten. Immer wieder bekommen sie vom Pathologen oder dem LKA neue Hinweise. Doch leider gelingt es ihnen nicht, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen. Mir war von Anfang an klar, worauf die Auflösung hinausläuft. Da ich diese jedoch schlüssig fand, habe ich das Buch trotzdem weiterhin mit viel Freude gelesen und das Ermittlerteam bei seinen Irrungen und Wirrungen begleitet.

An die beiden Ermittler musste ich mich jedoch erst einmal gewöhnen. Da ist der verstockte, brummige und undiplomatische Kommissar Ralph Angersbach. Er stürzt immer mit der Tür ins Haus und handelt stets, ohne zu überlegen. Er ist in Sabine Kaufmann verschossen, schafft es jedoch nicht, den Gedanken Taten folgen zu lassen. Bei Sabine Kaufmann dreht sich das Denken zum großen Teil darum, dass sie sich den richtigen Partner wünscht. Allerdings geht es dabei offenbar mehr um die Sehnsucht als um eine wirkliche Beziehung. Sie ist zwar an Ralph Angersbach interessiert, allerdings erwartet sie, dass der Mann den Anfang macht. Zudem ist sie in Gedanken ständig damit beschäftigt, aufzuzählen, was sie an ihrem Kollegen alles nicht mag. Daher frage ich mich, was sie mit einem Mann will, den sie nicht akzeptieren kann, wie er ist. Als ein vermeintlicher Traumpartner auftaucht, macht sie auch bei diesem schnell einen Rückzieher. Dadurch hatte ich den Eindruck, dass sie viel zu viel Angst vor einer Bindung hat und deshalb ihr Schwärmen für ihren Teamkollegen, der sich sowieso nicht traut, die perfekte Ausrede ist. Ehrlich gesagt, könnten die Autoren diesen Aspekt der Reihe gerne weglassen, denn für mich war er eher nervend als unterhaltend.

Fazit: Gut konstruierte Geschichte, die leider schnell zu durchschauen ist. Trotzdem unterhaltsam, da sie gut aufgebaut ist. Weiter so!

Bewertung vom 23.12.2021
You will be the death of me (eBook, ePUB)
McManus, Karen M.

You will be the death of me (eBook, ePUB)


sehr gut

Meine Erwartungen wurden erfüllt

Vor vielen Jahren haben sich Mateo, Cal und Ivy kennengelernt, als sie zusammen einen Tag Blau gemacht und gemeinsam den schönsten Tag ihres Lebens miteinander geteilt haben. Das war der Beginn einer großen Freundschaft. Mittlerweile, kurz vor dem Schulabschluss, sind sie schon länger nicht mehr befreundet. Doch dann treffen sie auf dem Schulparkplatz zusammen und beschließen spontan, noch einmal miteinander Blau zu machen. Als sie über die Leiche eines Mitschülers stolpern, ist klar, dass dies keine Neuauflage des „schönsten Tages ihres Lebens“ wird.

Die Autorin Karen M. McManus stellt uns zu Beginn des Buches „You will be the death of me“ ausführlich die drei Hauptfiguren ihrer Geschichte vor. Dadurch passiert erst einmal nicht viel, außer dass wir ein Gespür für Ivy, Mateo und Cal bekommen. Doch nach und nach baut sich eine fesselnde Geschichte auf. Jeder der drei hatte seine ganz eigenen Gründe, den Toten nicht zu mögen. Doch hat deshalb einer von ihnen ihn umgebracht?

Im Laufe der Geschichte werden immer mehr Geheimnisse offenbart, Lügen offengelegt und Fehlentscheidungen aufgedeckt, die ungeahnte Auswirkungen mit sich gebracht haben. Schnell wird klar, dass alles irgendwie miteinander verbunden ist und am Ende stets der tote Mitschüler steht und die Frage, wer für seinen Tod verantwortlich ist. Die frühere und wiederaufkeimende Freundschaft von Cal, Ivy und Mateo wird immer wieder auf die Probe gestellt.

Zu Beginn fehlte mir bei dem Buch das Tempo. Doch nachdem die Drei über die Leiche gestolpert sind, nimmt die Geschichte immer mehr an Fahrt auf. Schließlich konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Zum einen konnte ich miträtseln, warum der Schüler tot ist, wer dafür verantwortlich ist und welche Geheimnisse die einzelnen Personen verbergen. Je mehr Figuren auftauchen, desto mehr Verdächtige gibt es.

Leider hat die Autorin es jedoch erst etwa 80 Seiten vor Buchende geschafft, mich komplett in die Geschichte hineinzuziehen. Bis dahin fühlte ich mich eher wie eine Beobachterin, die von außen auf das Drama blickt. Ich konnte mich in die Figuren nicht einfühlen, fühlte mich ihnen nicht verbunden. Erst gegen Ende des Buches habe ich wirklich Anteil an den Ereignissen genommen. Das ist sehr schade, denn so fehlte mir das Miterleben mit den Figuren, wie Mitfiebern, Leiden und Hoffen.

Fazit: eine gute und spannende Geschichte, die mich jedoch nicht komplett erreichen konnte.

Bewertung vom 12.12.2021
Der Stoff, aus dem Gefühle sind
Deisseroth, Karl

Der Stoff, aus dem Gefühle sind


sehr gut

Faszinierend, spannend, jedoch manchmal zu wissenschaftlich

Der Psychiater und Biotechniker Karl Deisseroth hat sich bei seiner Arbeit mit Menschen, die an psychischen Erkrankungen leiden, gefragt, ob es möglich ist, zu erfahren, wo diese Erkrankungen herkommen. Dazu hat er mit einem Team Möglichkeiten entwickelt, um die Zellen im Gehirn zu benennen, die aufgrund ihrer Funktion für die Erkrankungen zuständig sind.

In seinem Buch „Der Stoff, aus dem Gefühle sind“ stellt er uns nun an Fallbeispielen aus seiner Berufswelt die einzelnen Erkrankungen vor. Er macht sich viel Gedanken über seine Patienten und stellt sich immer wieder die Frage, welche Region im Gehirn für das Entstehen der jeweiligen Erkrankung verantwortlich ist und welche Möglichkeiten es gibt bzw. geben könnte, um dem Patienten zu helfen. Dabei überlegt er auch immer wieder, welchen möglichen evolutionären Hintergrund diese Erkrankung haben könnte, d.h. welchen Vorteil kann die Gesellschaft aus der Erkrankung einzelner ziehen. Die Fallbeispiele und die Erläuterungen zu den einzelnen Erkrankungen waren für mich sehr spannend. Die Gedanken des Autors zu dem Sinn dieser Krankheiten und den Möglichkeiten, wie diese in Zukunft vielleicht einmal geheilt werden könnten, waren für mich zum Teil ungeheuer faszinierend. Auch die Erklärungen, wie die Forschung anhand von Mäusen herausgefunden hat, welche Gehirnzellen für welche Verhaltensweisen verantwortlich sind und welche Möglichkeiten sich daraus ergeben könnten, haben mich oft sehr beeindruckt.

Doch gerade zu Beginn und zum Ende des Buches waren mir die Erklärungen immer wieder zu wissenschaftlich und abstrakt, um ihnen gut folgen zu können. Für Lesende aus dem naturwissenschaftlichen Bereich war dies bestimmt interessant. Ich selbst fand es schade, denn am Anfang hätte ich das Buch deswegen fast zur Seite gelegt und nicht weitergelesen. Zum Glück habe ich das nicht getan, denn ich hätte etwas verpasst.

Bewertung vom 12.12.2021
Talberg 1935 / Talberg Bd.1
Korn, Max

Talberg 1935 / Talberg Bd.1


sehr gut

Tolle düstere Atmosphäre

Wir befinden uns 1935 in Talberg, einem abgeschiedenen Dorf in den Bergen. Hier ist das Leben hart, oft trostlos und der reichste Bauer im Ort, Josef Steiner, hat das Sagen. Als sein ältester Sohn, der Dorflehrer, Wilhelm Steiner, tot aufgefunden wird, befiehlt er die Gendarmerie in den Ort, um die Todesumstände zu beleuchten.

Besonders eindringlich ist von Anfang an die düstere, bedrohlich wirkende Atmosphäre in der das Buch „Talberg 1935“ von Max Korn spielt. Josef Steiner als reichster Bauer im Dorf ist ein Choleriker und Tyrann. Es gibt niemanden, der keine Angst vor ihm hat und nicht schon seinen Stock zu spüren bekommen hätte. Besonders schwer ist das Leben in diesem Dorf für die Frauen. Sie haben nichts zu sagen, werden regelmäßig geschlagen und haben sich um das Haus und die Kinder zu kümmern. Dabei sind sie nicht nur den Gewalttätigkeiten durch ihre Männer ausgesetzt.

Die Kriminalgeschichte habe ich sehr spannend gefunden. Zum Ende hin nimmt diese noch einmal enorm Fahrt auf und ich konnte das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Wir tauchen tief in das Leben im Dorf ein. Zum einen, indem wir den Kommissarmajor Karl Leiner bei seinen Ermittlungen begleiten. Zum anderen erfahren wir durch Rückblenden, in Form von Erinnerungen der einzelnen Figuren, viel über die Vergangenheit des Dorfes und der Bewohner. Dabei hat der Autor den literarischen Kniff angewandt, dass wir die Gedanken der jeweiligen Figur begleiten und dadurch in die Geschichte der Vergangenheit gelangen. Damit habe ich mich sehr schwer getan, denn ich empfinde so etwas immer als Abschweifen von der eigentlichen Handlung und brauche dann lange, um mich auf das erzählte Geschehen einzustellen. Mir hätte es besser gefallen, wenn anhand von Jahreszahlen zu Beginn des Kapitels klar gewesen wäre, ob ich mich in der Vergangenheit oder in der Gegenwart befinde.

Doch ansonsten konnte dieses Buch mit einer spannenden Kriminalgeschichte, einem Gespür für das Leben zur damaligen Zeit und viel Atmosphäre aufwarten. Nun bin ich sehr gespannt darauf, was mich in Teil 2 und Teil 3 der Reihe erwartet, da diese in den Jahren 1977 und 2022 spielen. Ich freue mich darauf, mich von Max Korn überraschen zu lassen.

Bewertung vom 12.12.2021
Der Schwur der Jagdlinge / Feuerblut Bd.1 (1 MP3-CD)
Fowler, Aisling

Der Schwur der Jagdlinge / Feuerblut Bd.1 (1 MP3-CD)


ausgezeichnet

Ich will mehr!

Zwölf lässt sich bei der Loge vom Jagdling zur Jägerin ausbilden. Dabei glänzt sie während der Ausbildung durch ihre Kampfkunst. Allerdings lassen ihre zwischenmenschlichen Fähigkeiten zu wünschen übrig. Als die Loge überfallen und die Mitschülerin Sieben entführt wird, begibt sich Zwölf auf das Abenteuer, Sieben zu befreien. Nach und nach trifft sie auf Hund, den Wächter der Loge, sowie auf Fünf und Sechs, die ebenfalls nach Sieben suchen. Sie schließen sich zusammen, um Sieben wiederzufinden…

Zu Beginn der Geschichte „Feuerblut – Der Schwur der Jagdlinge“ von Aisling Fowler fiel es mir schwer, die verstockte und sture Zwölf, die mit anderen Menschen nichts zu tun haben will, in mein Herz zu schließen. Ihre Streitereien mit Fünf sind gerade so an der Grenze. Noch ein wenig mehr und sie hätten mich genervt. Auch mit Sieben will Zwölf nichts zu tun haben. Sieben ist, genauso wie sie, eine Außenseiterin und versucht immer wieder Kontakt zu Zwölf aufzubauen. Als Sieben entführt wird, kann Zwölf Sieben jedoch nicht den Kobolden überlassen. Dieses Szenario fand ich sehr gut und überzeugend aufgebaut. Man merkt, dass Zwölf doch Kontakt zu Personen innerhalb der Loge aufgebaut hat, obwohl sie genau dies verhindern wollte.

Genauso, wie die Jagdlinge samt Wächter aufeinandertreffen und sich einander nach und nach annähern, geht es mir als Leserin auch. Immer mehr schleichen sich die Gefährten in mein Herz und ich beginne mit ihnen zu fiebern und zu leiden. Beim Lesen der Geschichte ist mir nicht einmal langweilig geworden. Das liegt daran, dass die Gruppe von einem Abenteuer ins nächste gerät. Sie begegnen vielen gefährlichen Fantasiewesen auf ihrer Reise und geraten laufend in Gefahr. Das hat die Geschichte sehr kurzweilig gemacht. Besonders gut gefallen hat mir zudem, dass das Buch zum Ende hin eine überraschende Wendung nimmt, die das sowieso schon hohe Tempo noch einmal steigen lässt.

„Feuerblut – Der Schwur der Jagdlinge“ ist ein tolles Buch und ich kann es kaum erwarten, die Fortsetzung zu lesen.

Das Hörbuch besticht durch seinen Sprecher. Gelesen wird das Buch von Rainer Strecker, bekannt als Sprecher für Cornelia Funke. Zu Beginn war ich skeptisch, ob mir Rainer Strecker als Sprecher gefallen wird. Bei der Reckless-Reihe von Cornelia Funke empfinde ich ihn oft als hölzern. Doch bei dem Buch von Aisling Fowler hat er mich schnell überzeugt. Er hat den einzelnen Figuren Leben eingehaucht und hat die Actionszenen lebendig gesprochen. Mir fällt kein anderer Sprecher ein, der die Aufgabe besser hätte übernehmen können. Ich finde es positiv, dass das Buch nicht von einer Sprecherin gelesen wird, da diese eher das Genre der Romantik-Fantasy besetzen. Ein Sprecher mit einer zu jugendlichen Stimme hätte dem Hörbuch nicht das notwendige Standing verleihen können. Daher ist Rainer Strecker für mich genau die richtige Wahl.

Bewertung vom 05.12.2021
Meeressarg / Fabian Risk Bd.6
Ahnhem, Stefan

Meeressarg / Fabian Risk Bd.6


sehr gut

Typischer Ahnhem

Dunja Hougard will Kim Sleizner endlich zu Fall bringen. Doch der Polizeichef von Kopenhagen scheint ihr immer einen Schritt voraus zu sein. Aber auch er hätte nichts lieber, als Dunja endlich in seinen Fängen. Für Fabian Risk bricht derweil eine Welt ein. Wieder einmal bringt er seine Familie gegen sich auf, denn er kann erst Ruhe geben, wenn er seine Ermittlungen abgeschlossen hat. Dafür muss auch er sich nach Kopenhagen begeben.

Sehr lange habe ich schon darauf gewartet, dass das Duell zwischen Dunja Hougard und Kim Sleizner startet. In diesem Band „Meeressarg“ ist es endlich soweit. Und natürlich hoffte ich darauf, dass der Autor Stefan Ahnhem, Dunja als Siegerin aus der Geschichte hervorgehen lässt.

Das Buch startet sehr spannend. Die Geschichte wird über mehrere Erzählstränge geschildert. Dunja Hougard ist endlich soweit. Sie kann ihren Plan in die Tat umsetzen, sich an ihrem Feind Kim Sleizner zu rächen. Als Leserin kann ich ihr Vorgehen mitverfolgen und erlebe ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel.

Währenddessen muss Fabian Risk einen weiteren Schicksalsschlag wegstecken. Doch er wäre nicht Fabian Risk, wenn er sich nicht in die Aufklärung der Tat festbeißen würde. Es hat mir auch in diesem Teil wieder sehr zugesetzt, zu sehen, wie Fabian in seiner Familie schon wieder gegen Windmühlen kämpfen muss und wie er stets auf verlorenem Posten steht.

Als in Kopenhagen ein Auto mit zwei Toten aus dem Meer gezogen wird, beginnt die Mordkommission zu ermitteln. Der neue Teamleiter Hesk setzt alles daran, die Tat schnell aufzuklären. Hier hat mir besonders die Entwicklung von Hesk und später des gesamten Teams sehr gefallen. Wirken sie zu Beginn eher wie Lemminge, die stets machen, was der Polizeichef Kim Sleizner will, entwickeln sie in der weiteren Erzählung einen eigenen Willen und auch das Können, um ein Verbrechen aufzuklären.

Die ersten 300 Seiten hat mich das Buch völlig in seinen Bann gezogen. Ich fand es spannend, habe mitgerätselt, mitgefiebert und mitgelitten. Doch dann, als die meisten Fragen geklärt waren, setzt das Buch zu einem sehr langen Showdown an. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel, bei dem sich immer mal wieder ändert, wer die Katze und wer die Maus ist. Doch insgesamt habe ich das Buch ab da eher langatmig und zäh gefunden. Der Autor schafft es zwar noch, mit kleinen Überraschungen aufzuwarten, aber die Spannung der ersten Hälfte habe ich nicht mehr gefunden.

Was mich zum Teil gestört hat, waren die Brutalität und die blutreichen Beschreibungen. Hier hätte ich mir mehr Zurückhaltung gewünscht. Die Kämpfe und Überfälle hätte man auch mit weniger Blut, Ekel erzeugenden Szenen und Gewalt beschreiben können.

Ganz deutlich konnte ich im 6. Teil der Fabian-Risk-Reihe die Handschrift von Stefan Ahnhem wiederfinden. Das betrifft sowohl den Schreibstil, der sehr angenehm zu lesen ist. Aber auch im Handlungsaufbau und in den Wendungen ist der Autor ganz deutlich zu erkennen

Fazit: ich habe bekommen, was ich erwartet habe. Es wäre jedoch besser gegangen.

Bewertung vom 29.11.2021
Late Night / Unter Haien Bd.1
Welling, Nora

Late Night / Unter Haien Bd.1


sehr gut

Nora Welling schreibt einfach toll

Der erfolgreiche Selfmade-Millionär Ruben Stephanski ist Teil der TV-Show Unter Haien. Hier suchen Jungunternehmer nach Investoren, die sie und ihre Ideen beim Unternehmensstart unterstützen. Die junge Programmiererin Louisa hat ein Programm entwickelt, das Autisten die Kommunikation erleichtern soll. Ruben ist sowohl von der Idee als auch von Louisa überzeugt und bietet ihr an, ein Jahr lang ihr Mentor zu sein. Obwohl beide versuchen, ihre geschäftliche Professionalität zu wahren, kommen sie sich doch unweigerlich näher…

Nora Welling gelingt auch in ihrem neuen Buch „Late Night – Unter Haien“ wieder der Spagat zwischen einer schönen Liebesgeschichte und der Vermittlung tiefgründiger, ernster Themen. Sie zeigt uns, welchen Preis Workaholics für den Ruhm und den Erfolge zahlen können. Wir können sehen, wie unterschiedlich die Kommunikation von Menschen aus dem Autismusspektrum und aus dem Bereich der Neurotypiker ist. Zudem dürfen wir an einer Liebesgeschichte teilhaben, die nicht in dem Bereich der Märchen fällt, sondern sich an der Realität orientiert.

Sehr gut gelungen ist auch die Darstellung von Louisa. Ist sie zu Beginn noch unerfahren und unsicher auf dem Parkett der Arbeitswelt, findet sie nach und nach in ihre Rolle hinein und lernt es, selbstbewusst aufzutreten und für sich und ihr Produkt einzustehen, indem sie anderen klare Grenzen setzt.

Der Schreibstil der Autorin ist einnehmend, sowohl für die Geschichte als auch für die Figuren. Es macht Spaß, sich in der beschriebenen Welt zu verlieren, was an den tollen Einfällen der Autorin liegt. So schafft sie es, aus einem hektischen und anstrengenden Büroalltag durch innovative Ideen und spielerische Elemente einen Platz zu erschaffen, an dem ich als Leserin sehr gerne meiner Arbeit nachgehen würde. Die Ideen, wie unser Leben nachhaltiger und umweltfreundlicher gestaltet werden könnte, haben mir ebenfalls super gefallen.

Das Besondere an den Büchern der Autorin ist, dass sie versucht, uns eine Geschichte zu erzählen, die sich an der Wirklichkeit orientiert. Dadurch schafft sie persönliche Nähe zu den Figuren. Diese Figuren haben zudem mit realen Problemen zu kämpfen, die auch in unserem Leben auftreten könnten. In diesem Buch haben diese Schwierigkeiten, mit denen die Protagonisten zu kämpfen hatten, jedoch so viel Raum eingenommen, dass mir die Liebesgeschichte zu sehr in den Hintergrund getreten ist. Zudem hätte mir eine Sexszene genügt. Dafür hätte ich lieber noch eine Szene gelesen, in der die Verbundenheit, Nähe und Gefühle der beiden Liebenden verdeutlicht worden wären.

Fazit: Alles im Allem eine schöne Geschichte, die ernste Themen behandelt, tolle Ideen aufweist. Für mich hätte lediglich die Liebesgeschichte noch weiter im Vordergrund stehen dürfen.