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Leseigel
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Villingen

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Insgesamt 1129 Bewertungen
Bewertung vom 21.03.2024
Tödlicher Duft / Ein Fall für Commissaire Campanard Bd.1
Anour, René

Tödlicher Duft / Ein Fall für Commissaire Campanard Bd.1


ausgezeichnet

Gelungener Start einer neuen Krimireihe
Sentir, der Star des Parfümherstellers Fragonard in Grasse, schwimmt tot in einem Bottich mit roten Kamelien. Unfall, Selbstmord oder Mord ? Die Klärung der Todesumstände von Sentir bringen Kommissar Campanard um das Vergnügen, seinen Lavendelgarten zu genießen. Der Fall ist knifflig. Schließlich ist Grasse berühmt für seine Parfümherstellung und nicht für spektakuläre verbrechen und Sentir war der schillernde Star der Branche. Die einen hielten ihn für ein Genie, die anderen für überbewertet.

Unterstützung erhält Campanard von seinem Mitarbeiter Olivier und der Polizeipsychologin Linda Delacours aus Paris. Sie soll Undercover bei Fragonard ermitteln. Das ist ein guter Schachzug. Zum einen erfährt Linda manches, was man der Polizei nicht erzählt hat, zum anderen bekomme ich als Leser dadurch interessante Einblicke in die Parfümherstellung.

Das Ermittlertrio ist nicht unumstritten, denn alle drei haben ihr persönliches Päckchen zu tragen, das sich möglicherweise auf den Erfolg der Untersuchung negativ auswirkt. Was das Trio auf jeden Fall hat, sind ungewöhnliche Ermittlungsmethoden, die für zusätzliche Spannung sorgen. Für mich war auch schön zu sehen, wie aus drei Fremden eine verschworene Gemeinschaft wird.

Verdächtige gibt es genug, denn das Opfer war nicht unbedingt ein Sympathieträger - selbstherrlich, egozentrisch und stets um Aufmerksamkeit bemüht. Die Zeugenbefragung beschert mir ein persönliches Highlight, als Campanard in Hercule-Poirot -Manier einen der Hauptverdächtigen vernimmt. Sentirs Hauptkonkurrent ist Duchapin, der mir nicht weniger unsympathisch war als das Opfer. Er lässt keine Meinung gelten außer der eigenen und liebt es, andere bloß zu stellen.

Gegen Ende läuft die Spannung auf ihren Höhepunkt zu. Der Mörder ist bereit, jeden zu töten, der ihm gefährlich werden kann oder der nicht mehr von Nutzen für ihn ist. Dabei gerät Linda in den Fokus. Als ich schon dachte, ich müsste Abschied von ihr nehmen, gelingt ihre Rettung in letzter Sekunde. Die Person des Täters hat mich überrascht. Die Motivation und Vorgehensweise werden in meinen Augen überzeugend dargelegt. Mitleid oder Verständnis konnte ich dennoch nicht empfinden.

Der Krimi bietet für mich spannende Unterhaltung, interessante Einblicke in die Welt der Düfte, wunderschöne bildhafte Beschreibungen von Grasse und seiner Umgebung und nicht zuletzt ein sympathisches und überzeugendes Ermittlergespann.

Bewertung vom 14.03.2024
Tote Fische fängt man schneller (eBook, ePUB)
De Vries, Annie

Tote Fische fängt man schneller (eBook, ePUB)


sehr gut

Jenny und der tote Pensionsgast
Die Pensionswirtin Jenny vermisst ihren Gast Markus und die Polizei scheint sich nicht besonders dafür zu interessieren. Selbst als Jenny zusammen mit ihrem alten Bekannten Rainer die Leiche findet, geschieht nicht viel. Jenny, die schon immer ein Faible für Krimis hatte, nimmt deshalb die Sache selbst in die Hand und macht tatsächlich Markus Bruder Harald ausfindig. Erst als noch ein Mord geschieht, arbeitet die Kommissarin mit Jenny zusammen. Was sie gemeinsam aufdecken, ist so perfide, dass man es kaum fassen kann.

Ich lerne mit Jenny und Rainer ein neues sympathisches Ermittlerduo kennen. Jenny ist die forsche, die auch mal legale Grenzen überschreitet. Rainer ist eher der Bedenkenträger , der Jenny aber machen lässt. Jenny erinnert mich ein wenig an Miss Marple in einer jüngeren Version. Sie hat eine tolle Beobachtungsgabe und bringt Dinge in die richtige Reihenfolge. Da Rainer wie ich noch nie in Zuiderdijk in Zeeland war, fand ich den Rundgang mit Jenny sehr interessant und ich habe eine gute Vorstellung vom Örtchen bekommen, das eine Reise wert sein könnte. Gemeinsam decken wir ein gut durchdachtes Komplott auf, das zeigt zu was Menschen fähig sind, wenn sie etwas haben wollen. Mich hat die Beweisführung überzeugt.

Da der Krimi nur 100 Seiten umfasst, lässt er sich gut in einem Rutsch lesen. Welches Rätsel ich nicht lesen konnte, wie der Krimi zu diesem Titel kam.

Bewertung vom 11.03.2024
Zeit der Schuldigen
Thiele, Markus

Zeit der Schuldigen


ausgezeichnet

Keine Gerechtigkeit für Nina

Die Handlung des Buches spielt auf zwei verschiedenen Zeitebenen. Am Anfang steht die Entführung des 72jährigen Volker März durch die Kriminalhauptkommissarin Anne Paulsen. Diese Handlungsweise wirft Fragen auf, denn sie riskiert mit diesem Tun ihr berufliches Leben. Geht es wirklich nur um die Bestrafung von März, der 1982 die 17jährige Nina vergewaltigt und brutal ermordet haben soll ?

Der 2. Handlungsstrang führt mich in die Vergangenheit und schildert die damaligen Ereignisse. Ich lerne Nina, die bei ihrer alleinerziehenden Mutter lebt, als typischen Teenager voller Träume und Plänen gepaart mit Unsicherheit kennen. Zufällig hilft ihr März aus einer unangenehmen Situation, als Nina von einem betrunkenen Jungen aus ihrer Schule auf der Kirmes bedrängt wird. Nina freundet sich mit dem 17 Jahren älteren Mann an. Sie fühlt sich zum einen geschmeichelt, dass er ihr so viel Aufmerksamkeit schenkt. Zum anderen ist er auch ein wenig Vaterersatz. März war mir unsympathisch und in meine Augen auch zwielichtig. Er lebt noch bei seinen Eltern, füllt Zigarettenautomaten auf und ist Kettenraucher. Ich fand sein Verhalten gegenüber Nina nicht angemessen. Dann verliebt sich Nina in den neuen Klassenkameraden und beendet die Freundschaft mit März. Wenig später wird sie auf dem Heimweg von einer Chorprobe ermordet. Ermittlungen werden aufgenommen. Verantwortlicher ist der Kommissar Klaus Margraf. Sein Weg führt ihn auch zu Ninas Vater. Die beiden werden Freunde. Immer mehr Indizien sprechen für März Täterschaft. Es kommt zum Prozess und März wird mangels Beweisen frei gesprochen.

Die Jahre vergehen und es gibt immer bessere Ermittlungsmethoden. Durch einen DNA-Abgleich wird März Täterschaft bewiesen. Da das Gesetz keine zweite Anklage zulässt, ermutigen Klaus und Sabine, eine Journalistin, die die damalige Verhandlung beobachte hat, eine zivilrechtliche Klage einzureichen. Die Klage scheitert.

In der Gegenwart versucht Anne , März ein Geständnis abzupressen.

Was den Roman in meinen Augen besonders aufwühlend macht, die Handlung entspricht in weiten Teilen einem wahren Kriminalfall. Ich mochte Nina, die gerade dabei ist , die Welt zu entdecken. Wie hätte sie die Gefahr in Person von März erkennen sollen ? Die Verzweiflung der Mutter und die Trauer des Vaters, der sich der Möglichkeit beraubt sieht, das eigene Kind kennenzulernen, lassen mich nicht kalt. Demgegenüber März, der sein Leben weiter leben kann. Da kann man schon die Frage nach der irdischen Gerechtigkeit stellen. Die Antwort ist nicht einfach und manche zerbrechen daran. All die Emotionen , die Ninas Familie durchlebt, hat der Autor sehr eindringlich und lebendig geschildert. Ich musste sogar nach einem Taschentuch greifen.

Annes Verhalten dagegen war mir unverständlich. Gerade sie als Teil der Polizei muss solche Spannungen meiner Ansicht nach aushalten, sonst leidet das Vertrauen in die Justiz. Für mich ein lesenswertes Buch, das in unterhaltsamer und spannender Weise die Frage stellt "Was ist Gerechtigkeit ? "

Bewertung vom 10.03.2024
Der Taliban
Owen, Marley Alexis

Der Taliban


ausgezeichnet

Saras erster Auftrag für die Sisterhood
Sara ist mitten in der Ausbildung, die es ihr ermöglichen soll, erfolgreich Aufträge für die Sisterhood auszuführen. Sie ist unzufrieden, da sie weiterhin viele offene Fragen hat. Völlig überraschend erhält sie dann ihren ersten Auftrag, der für sie eine emotionale Herausforderung bedeutet. Sara soll nach Afghanistan und dort Jaleela, die über wichtige Informationen verfügt, nach Deutschland bringen. Sara kennt Jaleela gut. Deren Mann Casim , der von den Taliban ermordet wurde, hat mit der Bundeswehr zusammen gearbeitet. Sara kennt die Familie und hat beim Truppenabzug aus Afghanistan versprochen, sie nach Deutschland zu holen. Doch Max scheint es nur um die Informationen zu gehen, nicht um die Menschen.

Sara geht nach Afghanistan, fest entschlossen, ihr Versprechen von damals zu erfüllen. Sie landet in der Hölle, in der Frauen im besten Fall nicht gesehen werden und ansonsten übler Gewalt ausgesetzt sind..

Ich bin in meiner Haltung gegenüber Sara ambivalent. Ich bewundere ihren Mut und ihren Wunsch, das gegebene Versprechen zu erfüllen, fordert meine Hochachtung . Was mein Bild etwas trübt, dass sie ihre kleine Tochter und ihren Mann zurücklässt, wohlwissend, dass die reale Möglichkeit besteht, dass sie nicht zurückkommt.

Erstmal in Afghanistan hatte Sara meine volle Unterstützung. Was die Bevölkerung, vor allem die Frauen und Mädchen, dort durch fanatische Taliban erleiden müssen, ist so grausam, dass ich Saras Impuls zu helfen komplett verstehe. Gut, dass Sara über eine exzellente Kampfausbildung und gute Instinkte verfügt.

Wer mir in dieser Geschichte zu meiner Überraschung eher unangenehm aufgefallen ist, ist Max. Habe ich they im letzten Band selbstbewusst, empathisch und der Gerechtigkeit verpflichtet kennengelernt, zerstört they dieses positive Bild durch in meinen Augen unangemessene Wutausbrüche und dem Befehl, den Informationen vor Menschenleben höchste Priorität einzuräumen. Ich hoffe, sie fängt sie wieder.

Das Buch war ausgesprochen packend und zu meiner Freude sind Frauen die Macherinnen und nicht nur die Anhängsel männlicher Superhelden. Mit Sara habe ich am Ende meinen Frieden geschlossen. Ich verstehe sie und sie hat auch versprochen, etwas mehr Rücksicht auf die Familie zu nehmen. Jetzt warte ich zusammen mit ihr auf den nächsten spannenden Auftrag.

Bewertung vom 10.03.2024
Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5
Benedict, Marie

Das verborgene Genie / Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte Bd.5


ausgezeichnet

Wer war Rosalind Franklin ?
Ich gebe es offen zu, der Name sagte mir nichts, was meine Neugierde auf das Buch verstärkt hat. Wusste ich doch, dass die Autorin der Verdienst gebührt, bedeutende Frauen, die zu Unrecht im Dunklen der Geschichte verschwunden sind, ins Scheinwerferlicht des Interesses zu holen und dadurch starke weibliche Vorbilder sichtbar zu machen.
Rosalind Franklin stammt aus einer alten, bedeutenden und wohlhabenden jüdischen englischer Familiendynastie. Die Männer haben wichtige Stellungen in Unternehmungen. Die Frauen widmen sich der Wohltätigkeit. Rosalind wird 1920 geboren und brennt für die Wissenschaft, besonders für die Physik. Sie sah sich nie als Ehefrau und Mutter, sehr zum Leidwesen ihrer Familie, die sie deshalb unter Druck setzt. Die konservativen wissenschaftlichen Kreise in England nahmen Rosalind als Forscherin nicht ernst trotz brillanter Ergebnisse. Deshalb nimmt sie 1947 eine Stelle in Paris an und wird zur anerkannten Expertin für Röntgenkristallographie. In Paris kann sie in einem kollegialen Umfeld forschen und hat einen großen Freundeskreis.
Dann geschieht, was Rosalind nicht für möglich gehalten hat. Sie verliebt sich - leider in den falschen Mann und verlässt Paris, um eine Stelle am Londoner Kings College anzutreten. Hier wird sie mit der Erforschung der DNA beauftragt. Rosalind ist begeistert und stürzt sich in die Arbeit - erfolgreich. Das weckt den Neid der männlichen Kollegen. Was dann passiert, hat mich einfach nur wütend gemacht. Ich kann das Ausmaß ihrer Wut, Enttäuschung und Verletztheit nur erahnen. Erneut wechselt sie die Stellung. Hier zumindest findet sie kollegiale Anerkennung und lernt einen Mann kennen, den sie lieben könnte. Rosalind stirbt 1958 an Krebs.
Sie hat nie eine wissenschaftliche Auszeichnung erhalten. Männer haben den Nobelpreis für ihre Forschung verliehen bekommen. Ehrlich gesagt, verstehe ich nicht, warum man sie nicht posthum ehren kann. Rosalind war keine einfache Frau, die schnell Freundschaften schloss. Ihr Leben war die Wissenschaft. Dementsprechend findet normales Privatleben auch in diesem Buch kaum statt. Aber ihre wissenschaftliche Arbeit und ihre Hingabe erregen zu Recht Bewunderung. Gleichzeitig erfüllt mich unbändige Wut auf den Teil der männlichen Kollegen, die den Frauen ihren Erfolg nicht gönnen.
Das Buch hat mich sehr bewegt und dabei sehr gut unterhalten. Die wissenschaftlichen Aspekte, die eine große Rolle spielen, sind verständlich dargestellt und ich habe einiges gelernt.

Bewertung vom 02.03.2024
König von Albanien
Izquierdo, Andreas

König von Albanien


ausgezeichnet

Eine wahre Geschichte und dabei so unglaublich wie ein Märchen
Im März 1913 wird in die Salzburger Heilanstalt für Gemütskranke Otto Witte eingeliefert, der der sich selbst als König von Albanien bezeichnet. Mit seinen phantasievollen Geschichten zieht er alle in seinen Bann und weckt die Aufmerksamkeit des Arztes Schilchegger . Otto erzählt dem Arzt seine Lebensgeschichte.

Otto und sein Freund Max leben 1912 in Konstantinopel. Die beiden halten sich mit Varietekunststücken und kleineren Gaunereien über Wasser. Richtige Arbeit lehnen beide strikt ab. Otto ist der führende Kopf, der durch Improvisationstalent und unglaubliches Glück brilliert. Max ist ihm ein treuer Freund und Wegbegleiter. Zu ihren Freunden zählt der osmanische Hauptmann Arzim, der mächtig in Rage ist, weil das das osmanische Reich an allen Fronten seinen Krieg verliert. Er hält seine Vorgesetzte für unfähig und ist der festen Ansicht, den idealen Plan zu haben, um doch noch das Ruder rumzureißen. Diese Idee fällt bei Otto auf fruchtbaren Boden und führt zu Ereignissen, die an mancher Stelle an den Hauptmann von Köpenick erinnern. Kleider machen Leute und wenn der Schein den eigenen Interessen dient, ist jeder nur allzu bereit, es auch zu glauben. So gelingt Otto der Coup seines Lebens, aber weil wir uns in der realen Welt befinden, lebte er nicht glücklich bis ans Ende seiner Tage, sondern muss um sein Leben fürchten.

Im Grunde erzählt der Autor für mich zwei Geschichten, die jede auf ihre Weise unterhält und berührt. Schilchegger beginnt seine Arbeit durch die Bekanntschaft mit Otto mit anderen Augen zu sehen. Waren die Patienten bisher lediglich Fälle, sieht er sie nun als Menschen. Das führt zu gravierenden Änderungen in seiner Arbeitsweise. Dieser Handlungsstrang hat mich sehr berührt. Die Zustände in der Heilanstalt haben mich entsetzt, weil es so völlig unseren heutigen Vorstellen widerspricht. Schilchegger wurde zu meinem Helden.

Die Ereignisse rund um Otto und Max waren zu Beginn pure Unterhaltung. Ich fand deren Lebensweise nicht lobenswert. Auf jeden Fall war ich von seinem Einfallsreichtum fasziniert. Auch seine Fähigkeit Dinge, die stören, auszublenden, war beindruckend. Die Stimmung kippt für mich mit ihrer Ankunft in Albanien. War es vorher ein Spiel, das amüsiert, wird nun bitterer Ernst daraus. In meinen Augen hat Otto hier den Bezug zur Realität verloren und die Gefahr nicht richtig eingeschätzt. Ein Scheitern hat er nicht in Betracht gezogen. In letzter Sekunde gelingt ihm die Flucht.

Der Roman liest sich kurzweilig und ist dabei spannend. Was ich bei der Lektüre oft vergessen habe, dass die Handlung auf Tatsachen beruht , denn sie ist einfach märchenhaft.

Bewertung vom 24.02.2024
Reichenau - Insel der Geheimnisse
Kinkel, Tanja

Reichenau - Insel der Geheimnisse


ausgezeichnet

Unterhaltsam, spannend und informativ
Ich bin mit der Insel Reichenau vor der Nase groß geworden und habe sowohl Ausflüge dorthin als auch das Gemüse von dort immer geschätzt. Die Kirchen dort sind trotz ihrer Bescheidenheit sehenswert und ich fand es richtig, sie zum Weltkulturerbe zu erklären. Nun konnte ich die historische Seite der Insel auf ausgesprochen unterhaltsame Weise näher kennenlernen, was mit daran liegt, dass sehr bekannte Autorinnen sich der Thematik angenommen haben.

Kloster Reichenau war lange ein geistiges Zentrum und eine reiche Abtei. Das Buch nimmt mich mit auf eine Reise von den Anfängen 724 bis zum Ende der eigenständigen Geschichte 1540, als das Kloster an den Bischof von Konstanz verkauft wurde. Die Schriftstellerinnen vermischen gekonnt Fiktion mit den geschichtlichen Fakten. Die Erzählungen lassen wichtige Stationen der bewegten Historie lebendig werden und geben gleichzeitig interessante Einblicke in das mönchische Leben, die politischen Verhältnisse und die Beziehungen zu der einfachen Menschen im Umfeld der Abtei. Das macht das Buch in meinen Augen auch lesenswert für diejenigen, die der Insel bisher noch keinen Besuch abgestattet haben. Ich selbst habe neue Einblicke in die Inselgeschichte gewonnen und mein Eindruck, dass die Reichenau nicht nur gutes Gemüse hervorbringt, sondern auch ein kulturelles Kleinod ist, bestätigt.

Bewertung vom 18.02.2024
Vino, Mord und Bella Italia! Folge 1: Das vergiftete Fest (eBook, ePUB)
Homma, Christian; Frank, Elisabeth

Vino, Mord und Bella Italia! Folge 1: Das vergiftete Fest (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Tödliche Bloody Mary
Anna hat sich von Norddeutschland nach Italien aufgemacht, um das Haus ihrer verstorbenen Nonna in Besitz zu nehmen. Sie verbindet viele schöne Erinnerungen damit. Nur befindet sich das Haus in einem desolaten Zustand. Da nimmt sie mit Freude, die Stelle als Aushilfsbedienung an, um etwas Geld zu verdienen. Nur blöd, dass ausgerechnet bei ihrem Einsatz drei Männer eine Vergiftung erleiden. Das Gift war in den von ihr servierten Bloody Marys . Um sich vom Mordverdacht zu befreien und ihr eigenes Gewissen zu beruhigen, macht sie sich auf Mördersuche.

Ebenfalls auf Tätersuche ist Commissario Vico, der aus Rom in das kleine Dorf Fontenaia strafversetzt wurde. Anna und Vico sind von einander nicht begeistert, aber am Ende muss Vico zugeben, dass er ohne Anna den Fall nicht hätte lösen können.

Der Krimi beginnt sehr beschaulich mit Annas Erinnerung an eine schöne Zeit mit ihrer Nonna. Am liebsten wäre ich sofort in die Vergangenheit gereist. Anna selbst ist sympathisch, wenn auch etwas anstrengend. Sie neigt zu ausufernder Spontanität.

Die drei Opfer lerne ich kurz vor der Tat kennen und ehrlich gesagt, hat das völlig gereicht, um sie nicht all zu sehr zu bedauern.

Gegen Commissario Vico hatte ich zu Beginn Vorbehalte. Er war ständig genervt, ungerecht zu seinen Mitarbeitern und hat den Römer raushängen lassen. Als ich mehr über ihn erfahren habe, habe ich innerlich Abbitte geleistet.

Wenn etwas für Anna spricht, dann ihre Hartnäckigkeit und Kombinationsgabe. Sie kommt tatsächlich auf die richtige Spur. Das führt zu einer rasanten Verfolgung mit dem Rad und bringt Anna in Lebensgefahr. Nur gut, dass die Polizei zur Stelle war, wenn man sie braucht.

Der Krimi liest sich angenehm, ist unterhaltsam und hält eine spannende Krimihandlung mit einem überraschenden und packenden Ende bereit. Anna und Vico passen mit ihren unterschiedlichen Charakteren gut zusammen und machen definitiv Lust auf mehr.

Bewertung vom 17.02.2024
Das Geheimnis von St. Benet's
Menzel, Marlene

Das Geheimnis von St. Benet's


ausgezeichnet

Der Reverend unter Mordverdacht
Kurz vor Weihnachten gibt Reverend Hughing Althea den Auftrag, ein Grab umzusetzen. Als Althea dieser Aufgabe nachkommt, findet sie die Überreste einer zweiten Leiche. Bei der Toten handelt es sich um Susan Mcanelly, die vor einem Jahr nach einem Beuch beim Reverend spurlos verschwand. Sie wollte die Kirche abreißen lassen, was zu einem heftigen Streit führte. Alle Indizien weisen auf Hughing als Täter hin. Althea ist fassungslos. Sie hält den Verdacht für ein Missverständnis. Darüber kommt es zum Streit mit ihrer Freundin , der Polizeibeamtin Evans. Althea beginnt auf eigene Nachforschungen anzustellen und stellt fest, es gibt durchaus auch andere mögliche Täter. Evans kümmert sich um den Hintergrund des Opfers, die wenig beliebt war. Mein Mitgefühl mit ihr ging rapide gegen Null. Sie war rücksichtslos, hat jeden vor den Kopf gestoßen und auf ihren eigenen Vorteil bedacht. Die Aufklärung dieses Mordes war wie immer spannend und voller Überraschungen. Ständig zeigt der Scheinwerfer auf eine andere Person und das mit durchaus überzeugenden Argumenten . Die Auflösung ist logisch begründet und ein wenig hatte ich auch Mitgefühl, weil hier der Täter auch Opfer ist.

Was mich aber neben der fesselnden Krimihandlung ebenso für die Bücher der Autorin einnimmt, sind die Nebenschauplätze. Dieses Mal erfahre ich mehr über die beiden unsympathischen Beißzangen Jolene und Lucretia. Das hat mein Verständnis für die beiden beflügelt und sogar etwas Sympathie geweckt. Überrascht war ich über Callans dunkle Seiten. Und nicht zu vergessen Emilia, die plötzlich in Pendle auftaucht. Sie ist unverschämt, selbstherrlich und macht dem Churchyard Crimes Club das Leben schwer.Mit anderen Worten ich konnte sie nicht ausstehen.

Der Krimi hat mich erneut sehr gut unterhalten und mittlerweile fühle ich mich in Pendle heimisch. Einige Rätsel wurden gelöst, aber das größte, nämlich die Ereignisse um Altheas Vater Nathan wartet weiter darauf gelöst zu werden. Ich kann es kaum erwarten.

Bewertung vom 17.02.2024
Die Kommissarin und der Teufel
Eckmann, Peter

Die Kommissarin und der Teufel


gut

Ein besonderes Geschäftsmodel mit dem Teufel als Partner
Angenommen man könnte den Tod eines Menschen innerhalb von 4 Wochen nur anhand des Namens vorhersagen, was könnte man damit anfangen ? Den Menschen warnen oder Kapital daraus schlagen ? Frank Torberg sieht das ganz wirtschaftlich und baut sich ein Unternehmen auf, das andere erpresst und verdient damit Millionen. Denn Frank trifft zufällig Ludwig, einen Autisten, der diese Gabe besitzt. Durch geschicktes Taktieren und indem er Ludwig in seinem Wahn bestärkt, er sei Luzifer, bringt er ihn dazu, ihm regelmäßig Namen von Todeskandidaten zu nennen.

Soweit, so gut. Dann läuft einiges schief. Franks Geliebte Julia findet auch Gefallen an Franks Mitarbeiter Sebastian. Das kann Frank nicht hinnehmen und ruft damit die Polizei, in Gestalt der Kommissarin Christine auf den Plan, die nun das Unternehmen ernsthaft gefährdet. Es gibt nur eine Lösung, sie muss weg. Das wiederum bringt den Ex GSG 9 Beamten Alexander ins Spiel, der sich in Christine verliebt hat und von deren Eltern um Hilfe gebeten wird.

Der Krimi hatte für mich Licht und Schatten. Die Vorstellung, jemand könne zuverlässig Tode vorhersagen, fand ich abenteurlich, aber wie heißt es so treffend, es gibt Dinge zwischen Himmel und Erde. Gefesselt hat mich der Mittelteil, der schildert, wie Frank sein Unternehmen aufbaut. Die Idee war schlichtweg genial und perfide. Frank wäre möglicherweise in einer legalen Branche ebenfalls ein erfolgreicher Unternehmer geworden. Auch die Ereignisse rund um Julia und ihren Geliebten Sebastian waren spannend.

Meine Probleme hatte ich mit Kommissarin Christine, die ich als unprofessionell und eher unrealistisch empfunden habe. Das war für mich an mancher Stelle richtig ärgerlich. Besonders als sie wie eine Anfängerin in die Falle tappt und in die Gewalt von Frank und Julia gerät. Auch die weitere Entwicklungen zu diesem Handlungsstrang waren für mich nicht überzeugend. Dagegen hat mir die Zerschlagung des Erpresserrings wieder gut gefallen.

Insgesamt konnte mich der Krimi in einigen Teilen gut unterhalten. Einiges habe ich der dichterischen Freiheit des Autors zugerechnet und was ich als Mangel empfunden habe, stört andere möglicherweise nicht. Gut gefallen hat mir insgesamt der Erzählstil des Autors.