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Benutzername: 
Magda
Wohnort: 
Köln

Bewertungen

Insgesamt 314 Bewertungen
Bewertung vom 14.08.2023
Spargel-Geheimnis im Allertal
Reimann, Bettina

Spargel-Geheimnis im Allertal


ausgezeichnet

Ein spannender Regionalkrimi, der zu Beginn der Pandemie im Jahr 2020 in Eickeloh im Allertal spielt.
Es ist bereits der zweite Fall für die Hobby-Ermittler Flora, ihre Mutter Anna und Großvater Carsten, einen pensionierten Polizisten. Familie Blume-Kamphusen betreibt eine Pension mit Restaurant, die im März 2020 coronabedingt geschlossen werden müssen. Ein Gast bleibt ihnen erhalten, es gibt in absehbarer Zeit keine Flüge, und er kann nicht nach Amerika zurück. Henry Baumert gibt nicht viel über sich preis, aber nach einiger Zeit bekommt die Familie heraus, dass er auf der Suche nach seinen Vorfahren ist, und in den 1950er Jahren in der Gegend geboren wurde.
Die Handlung wird zum einen aus der Sicht von Henry Baumert und zum anderen aus der von Flora und ihrer Familie wiedergegeben.
Henry ist 1962 als Kind mit seiner Mutter und Schwester Christine nach Amerika ausgewandert. Seine deutsche Vergangenheit wirft viele offene Fragen auf: Wer war Henrys und Christines Vater? Warum haben sie in einer Nacht und Nebel-Aktion Deutschland verlassen? Welches traumatische Erlebnis aus der Kindheit belastet sein Unterbewusstsein?
Als Henry schwer verletzt im Spargelfeld aufgefunden wird, und die Polizei sich bei der Aufklärung des Überfalls nicht viel Mühe gibt, nehmen Flora und ihr Großvater die Ermittlungen auf. Über Rückblenden erfahren wir, wie Henry Briefe, Verträge und andere Unterlagen in Sütterlin und auf Polnisch findet und nach und nach herausfindet, was vor sechzig Jahren Ungeheuerliches passiert ist. Die Autorin hat den Fundort der „Beweismittel“, das unbewohnte, halb verfallene Haus mitten im Nirgendwo, einen richtigen Lost Place, authentisch und detailgetreu beschrieben.
Über Facetime nimmt Henrys Schwester Christine in Amerika regen Anteil an den Ermittlungen, zuerst über Gespräche mit Henry, später mit Familie Blume-Kamphusen.
Mir hat der Zweitling von Bettina Reimann sehr gut gefallen, die Ermittlungen der sympathischen „Cold Case Unit Blume-Kamphusen“ waren spannend und fesselnd. Etwas Schwierigkeiten hatte ich mit den vielen Namen der Dorfbewohner und ehemaliger Pflegekinder. Bettina Reimann hat mich drei Jahre zurückversetzt, als Kontaktbeschränkungen unser Leben beherrschten. Nach diesem Roman ist mir noch bewusster geworden, wie glücklich ich darüber bin, dass das Leben wieder in normalen Bahnen verläuft, mit Konzerten, Restaurantbesuchen und Partys. Von mir eine Leseempfehlung für alle Krimileser*innen, die es nicht allzu blutig und grausam mögen.

Bewertung vom 05.08.2023
Bei euch ist es immer so unheimlich still
Schröder, Alena

Bei euch ist es immer so unheimlich still


ausgezeichnet

Aus zwei Gründen konnte ich bei diesem Buch nicht widerstehen, der erste ist das wunderschöne Cover mit Blumen und Vögeln auf blauem Hintergrund, der zweite, dass mir bereits der Debütroman der Autorin „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ sehr gut gefallen hat. Dabei war mir gar nicht bewusst, dass es auch in diesem Buch um Evelyn Borowski geht.
Der Roman spielt im Jahr 1989 und erzählt in Rückblenden die Geschichte von Silvia Borowski und ihrer Mutter Evelyn. Silvia, Anfang 30, ist vor kurzem Mutter geworden. Sie lebt seit vielen Jahren in Berlin und hat kaum Kontakt zu ihrer Mutter, die noch immer in der schwäbischen Kleinstadt wohnt, in der Silvia aufgewachsen ist.
Nach und nach erfahren wir, welche Ereignisse in Silvias Kindheit und Jugend dazu geführt haben, dass sie einem Leben weit weg von Zuhause den Vorzug gegeben hat.
Evelyn hat nach Silvias Geburt ihren Beruf als Ärztin aufgegeben, da das von ihr in damals so erwartet wurde. Als Hausfrau und Mutter ist sie nie glücklich geworden. Auch ihre Schwägerin Betti, die nie geheiratet hatte, musste sich den geltenden Konventionen beugen und die alten Eltern pflegen, anstatt ihre Träume zu verwirklichen.
Silvia ist bereits als Jugendliche aus dem spießigen Kleinbürgertum in der schwäbischen Kleinstadt ausgebrochen, um ein freies und unkonventionelles Leben in Westberlin zu führen. Erst nachdem sie selbst Mutter geworden ist, beschließt sie, ihre Mutter zu besuchen und die Mutter-Tochter-Beziehung aufzuarbeiten.
Der zweite Roman von Alena Schröder hat mir auch sehr gut gefallen. Sie hat die Annäherung zwischen Mutter und Tochter sehr authentisch geschildert, die Atmosphäre und das Leben in den 1970er und 1980er Jahren bildhaft dargestellt und den Zeitgeist perfekt eingefangen. Das Ende ist überraschend und stimmt optimistisch. Der Roman kann unabhängig von „Junge Frau, am Fenster stehend, Abendlicht, blaues Kleid“ gelesen werden, ich kann beide weiterempfehlen, insbesondere den Leser*innen, die ihre Kindheit oder Jugend in den 1970er und 1980er verlebt haben und in Erinnerungen schwelgen möchten.

Bewertung vom 02.08.2023
Zwischen den Sommern / Heimkehr-Trilogie Bd.2 (eBook, ePUB)
Hennig Von Lange, Alexa

Zwischen den Sommern / Heimkehr-Trilogie Bd.2 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die von mir lange ersehnte Fortsetzung der Heimkehr-Trilogie ist endlich erschienen! Das Cover ist ähnlich wie beim Vorgängerband, schlicht und elegant. Es ist die Geschichte der Großmutter der Autorin und beruht auf ihren Erinnerungen.
Der Roman schließt nahtlos an „Die karierten Mädchen“ an und beginnt mit Klaras und Gustavs Trauung im Jahr 1939. Klara leitet bereits seit einigen Jahren ein Frauenbildungsheim in Sandersleben in Sachsen-Anhalt. Sie heiratet ihre große Liebe, den Lehrer Gustav. Als der Krieg ausbricht, muss Gustav an die Front.
Die Autorin beschreibt abwechselnd Klaras Leben während des Krieges und die Zeit nach Klaras Tod im Jahr 2000, als ihre Enkelin Isabell mit ihrer Mutter Inge Klaras Hausstand auflöst und dabei mehr als 130 Tonbandkassetten findet, auf denen die 93jährige aus ihrem Leben erzählt.
Es ist die dunkelste Zeit der deutschen Geschichte. Die Stimmung im Heim ist bedrückend. Nicht nur Klaras Mann, auch der Geliebte ihrer besten Freundin Susanne und der Tanzlehrer Waldemar müssen in den Krieg ziehen. Die Mädchen, die im Heim ausgebildet werden, schreiben Briefe an deutsche Soldaten, die sie nicht kennen, um ihnen eine kleine Freude zu machen. Kinderkrankheiten, Typhus und Diphterie grassieren, viele Kinder sterben. Nach den Siegesmeldungen zu Beginn des Krieges wandelt sich die Lage im Laufe der Jahre, bis niemand mehr an den von den Nazis propagierten Endsieg glaubt.
„Es war ein bisschen so, als wären sie das Orchester auf der untergehenden Titanic: Sie machten weiter, ausgestattet mit dem letzten Fünkchen Hoffnung, dass sie zu den glücklichen Überlebenden gehören würden, während alle um sie herum in den eisigen Fluten versanken.“ (S. 339)
Während des Krieges bekommt Klara drei Kinder, um die sie sich neben der Leitung des Heimes sehr hingebungsvoll kümmert.
Als Isabell die Kassetten abhört, lernt sie eine ganz andere Klara kennen, als die, die sie ihr Leben lang kannte. Sie ist sehr froh darüber, dass ihre Großmutter ihr mit den besprochenen Kassetten diesen tiefen Einblick in ihr Leben gewährt hatte.
Obwohl sie wusste, dass sie ihr Leben riskiert, kümmerte Klara sich um ein kleines Mädchen jüdischer Abstammung wie um ihr eigenes Kind. Um sie vor den Nationalsozialisten zu retten, sollte Tolla zusammen mit anderen Kindern nach England reisen. Sehr lange weiß Klara nicht, ob Tolla dort angekommen ist, täglich wartet sie auf eine Nachricht von ihr.
Auch diesen, mittleren Band der Trilogie habe ich sehr gern gelesen, die Autorin schreibt bildhaft und fesselnd. Ich bin schon sehr gespannt auf den letzten Band der Trilogie, der in der Nachkriegszeit spielen wird. Ein eindrucksvolles Zeitzeugnis, das ich sehr gern weiter empfehle, insbesondere Leser*Innen von historischen Romanen und solchen, die sich für die jüngere deutsche Geschichte interessieren.

Bewertung vom 29.07.2023
Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3 (eBook, ePUB)
Graw, Theresia

Der Freiheit entgegen / Die Gutsherrin-Saga Bd.3 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

München 1962: Die 18jährige Clara möchte Fotografin werden und macht eine Ausbildung an einer renommierten Photoakademie. Ihre Freundin Sanni träumt von einer Karriere als Filmschauspielerin. Nachdem ihre Träume zu platzen drohen und Claras Freund Freddy in seine Heimatstadt Hamburg zurückgeht, um den väterlichen Betrieb zu übernehmen, beschließen auch die beiden jungen Frauen, ihr Glück in Hamburg zu suchen und machen sich per Autostopp auf den Weg – Der Freiheit entgegen!
Auf dem Weg nach Hamburg lernen sie Dino und Maria kennen, die aus Neapel kommen und in Hamburg in der Pizzeria ihres Onkels arbeiten wollen. Die Pizzeria Bella Napoli wird für die jungen Leute zum Dreh- und Angelpunkt in Hamburg.
Um ihre Träume zu verwirklichen, müssen Clara, Sanni und Maria viele Hindernisse aus dem Weg räumen, die Emanzipation steckt noch in den Kinderschuhen, ein wichtiger Schritt dahin ist die Erfindung der Anti-Baby-Pille.
Die Autorin beschreibt lebensnah, bildhaft und authentisch das Leben in den 1960er Jahren, als die Welt von Männern dominiert und die fast 20 Jahre zurückliegende Schreckensherrschaft der Nazis noch nicht aufgearbeitet war. Sie verbindet meisterhaft Fiktion und Geschichte und fängt den damaligen Zeitgeist perfekt ein.
Clara ist als Fotoreporterin beim Staatsbesuch von John F. Kennedy in Berlin dabei, bejubelt die Beatles bei ihren Konzerten in Hamburg und berichtet über den Ausschwitz-Prozess in Frankfurt, bei dem sie sogar einen Anteil daran hat, dass die Naziverbrecher verurteilt werden.
Auch die Liebe kommt nicht zu kurz, die jungen Frauen bleiben vom Liebeskummer und schlechten Erfahrungen nicht verschont, bis sie den Mann fürs Leben finden.
Es war eine wunderbare Zeitreise in die turbulenten 1960er Jahre, die ich am liebsten gar nicht mehr verlassen hätte. Da mich der Roman sehr begeistert konnte, will ich unbedingt auch die beiden Vorgängerbände der Gutsherrin-Saga lesen, in denen Claras Eltern im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Ich empfehle diesen Roman allen LeserInnen von historischen Romanen und solchen, die sich für die jüngere deutsche Geschichte interessieren.

Bewertung vom 27.07.2023
Perlenbach
Caspari, Anna-Maria

Perlenbach


ausgezeichnet

Cover und Name des Buches haben mich direkt für sich eingenommen, wobei eigentlich zwei Jungs und ein Mädchen am Perlenbach in Monschau gespielt haben und nicht drei Jungs, wie auf dem Cover dargestellt.
Die Handlung spielt im Zeitraum von 1867 bis 1904 in den Eifler Städtchen Wollseifen und Monjoie (heute Monschau). Bauernjunge Wilhelm freundet sich mit Jacob, dem Sohn eines Monschauer Tuchfabrikanten an. Er darf die Wintermonate in dessen hochherrschaftlicher Villa verbringen, wo er zusammen mit Jacob und der Arzttochter Luise von einem Hauslehrer unterrichtet wird. Als Luise und Jacob das Gymnasium besuchen, macht Wilhelm eine Lehre in der Tuchfabrik.
Das Leben auf dem Bauernhof in Wollseifen ist hart. Wilhelms Mutter bekommt ein Kind nach dem anderen, die wenigsten Kinder überleben. Sein Bruder wandert nach Amerika aus, eine der Schwestern läuft weg und sucht ihr Glück in Köln.
Jacob und Luise führen ein privilegiertes Leben. Luise möchte wie ihr Vater Medizin studieren, was Frauen damals jedoch nicht erlaubt war. Mit Unterstützung und Fürsprache ihres Vaters schafft sie es dennoch, alle Hürden zu überwinden und Ärztin zu werden.
Die drei Freunde tun sich schwer mit der Liebe. Wilhelm liebt Luise, Luise liebt nur ihren Beruf, Jacob muss erfahren, dass er nicht lieben darf, wen er lieben will.
Der Roman ist genau wie die Fortsetzung „Ginsterhöhe“ hervorragend recherchiert. Die Autorin beschreibt lebensnah und authentisch das Leben in der Eifel im ausgehenden 19. Jahrhundert. Das Buch endet mit dem Bau der Urfttalsperre bei Wollseifen, die dem Dorf zum unverhofften Aufschwung verholfen hatte. Die Fortsetzung „Ginsterhöhe“ beginnt 1918, und es geht es um Wilhelms Sohn Albert und dessen Familie. Ich empfehle beide Bücher LeserInnen von historischen Romanen und allen, die sich für das Leben in der Eifel im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts interessieren.

Bewertung vom 25.07.2023
Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2
Aicher, Petra

Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2


sehr gut

Es handelt sich um den zweiten Band der Fräulein-Anna-Reihe, man kann das Buch aber problemlos lesen, ohne den ersten Band zu kennen, da mehrmals auf die Vorgeschichte Bezug genommen und erläutert wird wie sich die aus eher ärmlichen Verhältnissen stammende Anna und der adelige Friedrich von Weynand kennengelernt haben.
1914 in München-Schwabing: Anna arbeitet seit zwei Jahren als Assistentin in der Gerichtsmedizin. Als ein toter Säugling in einem schmuddeligen Hinterhof gefunden wird, wittert Friedrich von Weynand alias Skandalreporter Fritz Nachtwey eine interessante Story für sein Klatschblatt. Anna und Friedrich versuchen herauszufinden, welche Frau vor kurzem entbunden haben könnte. Kurze Zeit später werden zwei weitere Tote aufgefunden, die beide in der Nähe des Fundortes des toten Säuglings gewohnt haben.
Neben dem Kriminalfall lässt die Autorin uns am Privatleben von Anna und Friedrich teilhaben. Er führt eine unglückliche Ehe, liebt aber seine beiden Kinder über alles. Für einen geringen Mietpreis überlässt er Anna und ihrer Schwester Franzi einer seiner Wohnungen. Franzi wird von der adeligen Christiane von Arnsberg protegiert, die ihr die Ausbildung auf einer Schule für Höhere Töchter finanziert. Frau von Arnsberg ist eine sehr moderne und selbständige Frau, die sich sehr für Fritz‘ Zeitung interessiert und das Klatschblättchen in eine seriöse Zeitung verwandeln möchte.
Der Roman ist sehr kurzweilig und unterhaltsam, die Autorin beschreibt die Zeit zu Beginn des Ersten Weltkriegs bildhaft und authentisch, die Begeisterung, mit der junge Männer an die Front gezogen sind, die Folgen des Krieges mit ihren Toten und schwer Verletzten, deren Leben durch den Krieg grausam zerstört wurden.
Besonders interessant ist der Roman auch für LeserInnen, die München gut kennen, da er viel Lokalkolorit enthält, und sie sicherlich viele Straßen und vielleicht auch Kneipen wiedererkennen und sehen, wie sich diese in den vergangenen hundert Jahren verändert haben.
Ich spreche eine Leseempfehlung für alle LeserInnen von historischen Kriminalromanen aus und würde Fräulein Anna und Fritz gern bei weiteren Fällen begleiten.

Bewertung vom 17.07.2023
Gone with the Wind - Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten (eBook, ePUB)
Leonard, Charlotte

Gone with the Wind - Eine Liebe in Hollywood und der größte Film aller Zeiten (eBook, ePUB)


sehr gut

Da ich den Film „Vom Winde verweht“ schon mehrmals gesehen habe und er zu meinen Lieblingsfilmen gehört, wollte ich unbedingt den Roman lesen, in dem es um die Dreharbeiten und die Hauptdarstellerin Vivien Leigh geht.
Die junge britische Schauspielerin Vivien steht am Anfang ihrer Karriere als Theaterschauspielerin, als sie den gerade erschienenen Roman „Vom Winde verweht“ von Margaret Mitchell liest. Die Rolle der Scarlett O’Hara scheint wie für sie gemacht, und ihr größter Traum ist es, die Südstaatenschönheit zu spielen.
Vivien ist verheiratet und Mutter einer kleinen Tochter, verliebt sich jedoch während einer Theatervorstellung Hals über Kopf in den britischen, ebenfalls verheirateten Schauspieler Laurence (Larry) Olivier. Als dieser eine Rolle in Amerika annimmt, folgt sie ihm wenige Wochen später. Im prüden Amerika müssen die beiden ihre Liebe geheim halten.
Der Roman spielt in Atlanta, wird jedoch in Los Angeles gedreht und von einem relativ kleinen Unternehmen produziert. Der Produzent David Selznick macht mit seinem Perfektionismus den Darstellern und dem gesamten Filmteam das Leben schwer. Die Dreharbeiten dauern sechs Monate, Vivien arbeitet 6 Tage die Woche, 14 Stunden täglich. Sie ist ausgelaugt und erschöpft, raucht in jeder Drehpause und schläft zu wenig. Nur aus ihrer Liebe zu Larry schöpft sie Kraft, um weiterzumachen.
Die Dreharbeiten werden ebenfalls aus der Perspektive des Produzenten dargestellt. Dieser tauscht aus vielfältigen Gründen mehrfach den Regisseur aus, und überarbeitet nächtelang das Drehbuch, da kein Drehbuchautor ein Drehbuch vorlegen kann, das zu Selznicks Zufriedenheit ist. Margaret Mitchell weigert sich, dem Filmteam beratend zur Seite zu stehen.
Die Darstellung der Sklaverei ist ein weiteres von Selznicks Problemen. Ihm wird nahelegt, einen Berater einzustellen, um zu verhindern, dass die Sklaverei, wie von Margaret Mitchell in ihrem Roman dargestellt, beschönigt wird.
Unfassbar, dass die farbigen Darstellerinnen aufgrund der Rassentrennung in einigen Südstaaten, so auch in Atlanta, nicht an der Premierenfeier teilnehmen durften.
Auch über Clark Gable erfahren wir einiges in dem Roman. Positiv ist seine Distanzierung von der Rassentrennung, negativ seine Starallüren.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen, die Autorin hat die Dreharbeiten und das Privatleben von Vivien Leigh und Laurence Olivier authentisch und unterhaltsam beschrieben, man ist mittendrin auf dem Filmset in Hollywood. Ich empfehle den Roman allen Fans des Romans und des Films und allen Leser*innen von historischen Romanen.

Bewertung vom 17.07.2023
Refugium / Stormland Bd.1
Lindqvist, John Ajvide

Refugium / Stormland Bd.1


sehr gut

Als begeisterte Leserin von skandinavischen Thrillern wollte ich diesen Auftakt einer neuen Trilogie aus Schweden unbedingt lesen. Das Cover mit dem verletzten Birkenstamm ist sehr ausdrucksstark.
Julia, Anfang 50, ist erfolgreiche Krimiautorin und soll eine Fortsetzung der Millennium-Trilogie schreiben. Da ihre IT-Kenntnisse begrenzt sind, die Protagonistin Lisbeth Salander jedoch Hackerin ist und sich im Worldwide Web bestens auskennt, vermittelt ihr der Verlag ein Treffen mit Kim, einem Computerspezialisten. Kim ist Ende 20, hat lange schwarze Haare und wirkt auf den ersten Blick unnahbar und emotionslos. Nichtsdestotrotz landen die beiden miteinander im Bett.
Am Mittsommerabend werden sie Zeugen einer Schießerei auf der Nachbarinsel. Julias Jugendfreund Olle feiert dort mit Geschäftsfreunden und deren Ehefrauen. Julia und Kim sind die Ersten, die auf der Insel ankommen und sechs Tote vorfinden. Nur Olles 14jährige Tochter Astrid hat das Massaker überlebt. Kim erkennt sich in Astrid wieder, beide kommen aus einem reichen Elternhaus und müssen traumatische Erlebnisse verarbeiten. Als Astrid in die Psychiatrie eingeliefert wird, will Kim sie dort unbedingt herausholen.
Kim ist so reich, dass er nicht arbeiten muss, aus reinem Interesse mischt er bei den Mordermittlungen mit. Bald findet er durch Nachforschungen im Netz heraus, dass sich alles um illegale Geschäfte dreht und die Mittelsmänner in Shanghai und Kuba sitzen.
Mir hat das Duo Julia/Kim gut gefallen, besonders Julia ist eine sympathische Frau, die über viel Lebenserfahrung verfügt und genau weiß, was sie will. Die eine Szene, bei der sie übergriffig wird, fand ich unpassend und überflüssig. Kim ist mir ein Rätsel geblieben, was wohl daran liegt, dass seine Gefühlswelt in der Kindheit komplett zerstört wurde, und er keine Emotionen an sich heranlässt.
Dieser Thriller war anders als üblich und hat mich sehr gut unterhalten. Erzählt wird sowohl aus Julias als auch aus Kims Perspektive. Kims Freundschaft mit Fliege und Fedo in Kuba hat mir besonders gut gefallen, ebenso die amüsanten Gespräche Julias mit ihrer Freundin Irma. Der Spannungsbogen ist konstant, die kurzen Kapitel enden meist mit einem Cliffhanger, woraufhin die Handlung an einem anderen Ort fortgesetzt wird: Stockholm-Shanghai-Stockholm-Havanna. Ich empfehle diesen Thriller allen Krimi- und Thrillerleser*Innen und freue mich schon auf den nächsten Fall für das ungewöhnliche Ermittlerduo.

Bewertung vom 14.07.2023
Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1
Martin, Lily

Sommertage im Quartier Latin / Paris und die Liebe Bd.1


ausgezeichnet

Da ich sowohl Frankreich als auch die französische Sprache sehr liebe, wollte ich diesen Sommerroman, der in Paris im Quartier Latin spielt, unbedingt lesen!
Lilly Martin ist das Pseudonym von Anne Stern, von der ich bereits einige wunderbare historische Romane gelesen habe.
Lola, Anfang 30, ist gebürtige Pariserin. Sie hat der Stadt schon vor Jahren den Rücken gekehrt und lebt im Moment in Bordeaux, wo sie als Kellnerin jobbt. Eines Tages erreicht sie der Anruf ihres Vaters, der ihr mitteilt, dass ihre Großmutter Rose verschwunden ist und nur eine Notiz hinterlassen habe, dass es ihr gut gehe und nicht nach ihr gesucht werden soll. Kurzerhand beschließt Lola herauszufinden, wohin ihre „Mamie“ verschwunden ist. Sie fährt nach Paris ins Quartier Latin, wo ihre Großmutter seit eh und je gewohnt hatte. Schon bald findet sie Hinweise auf Roses Vergangenheit, die auf ein lang gehütetes Geheimnis hindeuten.
In Paris trifft Lola ihren alten Schulfreund Fabien wieder, mit dem sie ein kurzes, aber prägendes Erlebnis in ihrer Jugend verbindet. Fabien betreibt ein Café am Place de la Contrescarpe und ist Roses unmittelbarer Nachbar.
Die Geschichte wird hauptsächlich aus Lolas Perspektive erzählt, zwischendurch erfahren wir aber auch einiges über Lolas Vater Emile, ihren Schulfreund Fabien, die alternde Diva Jacobine, die das Geschehen auf dem Place de la Contrescarpe haarscharf beobachtet und kommentiert, und den liebenswerten Pierre, der selbstgebackene Lebkuchenherzen mit klugen Sprüchen verziert, und im Quartier Latin an Touristen und Einheimische verkauft.
Sehr gut gefallen hat mir Fabiens und Lolas Ausflug in die Bretagne, bei dem sich Fabien und Lola bei einem Boef à la bretonne und anschließendem Kouign amann näherkommen.
Durch ihre bildhafte und poetische Sprache lässt die Autorin das Pariser Flair, das spätsommerliche Ambiente im Quartier Latin und nicht zuletzt die sich langsam anbahnende Liebesgeschichte lebendig werden. Dazu tragen auch die vielen französischen Sätze und Begriffe bei. Die leckeren Spezialitäten, die im Café des Artisans und von Fabiens Mutter Jeanne zubereitet werden, ließen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.
Anne Stern/Lilly Martin hat einen unvergleichlich schönen, poetischen Sprachstil. Ich empfehle diesen wunderbaren Liebesroman allen, die Frankreich und Paris lieben und natürlich allen LeserInnen von Liebesromanen. Wenn ich den Epilog richtig gedeutet habe, ist „Sommertage im Quartier Latin“ der Auftakt von weiteren Sommerromanen, die in Paris spielen werden. Ich freue mich schon auf die Fortsetzung dieser Reihe!

Bewertung vom 11.07.2023
Der Himmel am nächsten Morgen
Laudin, Ira

Der Himmel am nächsten Morgen


ausgezeichnet

Durch das wunderschöne Cover bin ich auf den Debütroman von Ira Laudin gestoßen. Es handelt sich um einen Liebesroman, der auf zwei Zeitebenen spielt, direkt nach Kriegsende in den 1940er Jahren und in den 1980er Jahren.
Wuppertal 1945: Nachdem die 12jährige Lissi nach einem Bombenanschlag ihre Mutter verloren hat, wird sie von ihrer Tante Helene in deren Wohnung auf dem Ölberg aufgenommen. Helene hat zwei Kinder, Ursula und Paul, sie warten sehnsüchtig auf die Rückkehr ihres Mannes bzw. Vaters aus der Kriegsgefangenschaft.
Viele Jahre später verunfallt Lissis Mann Johann, und ihre Welt bricht zusammen. Einige Monate nach Johanns Tod meldet sich sein Jugendfreund Georg bei Lissi. Er wohnt in Hamburg und bestreitet seinen Lebensunterhalt mit dem Verkauf von Trödel auf Flohmärkten. Endlich entschließt sich Lissi, Johanns Kleidung, Schallplatten und Bücher auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Dabei kommen sie und Georg sich näher und bleiben über Briefe und besprochene Kassetten in Kontakt.
In ihrem Roman hat Ira Laudin zwei große Lieben beschrieben, die erste Liebe in sehr jungen Jahren und die zweite im reiferen Alter. Sie hat sowohl den Zeitgeist der 1940er als auch den der 1980er Jahre authentisch eingefangen und sympathische ProtagonistInnen geschaffen. Neben Lissi habe ich ihre Freundin Anna und Tante Helene ins Herz geschlossen. Bewundernswert war Lissis Mut nach Johanns Tod, ihren alten Beruf wiederaufzunehmen und sogar den Führerschein zu machen. Zickig und egoistisch fand ich Lissis Tochter Miriam, die ihrer Mutter keine zweite Liebe gönnen wollte und ihr auch sonst nicht zur Seite stand. Wie schön, dass Lissi Anna hatte, die immer für sie da war. Gerne hätte ich mehr über Paul und Max erfahren, die in dem Buch etwas zu kurz gekommen sind.
Ein herzerwärmender und berührender Roman über eine starke Frau, die nach einem Schicksalsschlag ihren Weg geht und einen Neuanfang wagt. Es war schön, einen Roman zu lesen, der zur Zeit meiner Jugend spielt, in der es kein Internet und nur wenige TV-Programme gab. Ich wurde sehr gut unterhalten und gebe gerne eine Leseempfehlung für alle LeserInnen von historischen und Liebesromanen. Aufgrund des Lokalkolorits ist der Roman sicherlich auch für WuppertalerInnen interessant, da sowohl die Schwebebahn als auch einige Anekdoten aus der Geschichte Wuppertals Erwähnung finden.

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