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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 945 Bewertungen
Bewertung vom 01.04.2023
Im Bann des Bösen (eBook, ePUB)
Przyrembel, Alexandra

Im Bann des Bösen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ja, es gab wohl auch „nette“ Aufseherinnen in den Konzentrationslagern. Zu denen gehörte Ilse Koch aber nicht. Das belegen die Akten amerikanischer und deutscher Gerichte. Die Historikerin Alexandra Przyrembel zeigt in dem Buch "Im Bann des Bösen" den Werdegang Kochs. Von ihrem Eintritt in die NSDAP bis zu ihrem Suizid. Diese „Hexe von Buchenwald“ war der Schrecken vieler Gefangener und lebte selbst in Luxus und Sorglosigkeit, sehr nah an den Baracken der Gefangenen.

Kaum zu glauben, dass die Einwohner von Weimar damals nicht mitbekamen, was im Buchenwald vor sich ging. Zumindest die Stadtväter wussten es und es ist davon auszugehen, dass sie sich Vorteile durch ihr Schweigen erhofften. Ilse und ihr Ehemann kamen erst durch ihre Verbindungen ins Lager zu ansehnlichem Reichtum. Bis sie überhaupt heiraten durften, mussten sie ausführliche Befragungen über sich ergehen lassen. Die kamen vom „Sippenrat der SS“. Eine Institution, die ein wachsames Auge auf all ihre Mitglieder und deren hatte. Der einwandfreie Leumund und die Belege einer „reinen“ Rasse gestatten eine Heirat. Und diese durfte nicht in einer Kirche stattfinden.

„Das Christentum ist die Angelegenheit erbsündiger Menschen“, so hieß es damals. Auch die Hochzeitsfeier der Kochs wurde dem Brauchtum der Kelten angelehnt und nur mit SS-Kameraden veranstaltet. Die Gerichtsverhandlungen der Angeklagten Koch waren für etliche Deutsche ein Instrument zur eigenen Entlastung. Nach dem Motto: „Nein, so schlimm war ich aber nicht, oder Schau mal, was sie den Gefangenen antat“ ließ sie denken, dass sie zu den „Guten“ oder gar zum Widerstand gegen den Diktator gehörten.

Das Sachbuch hat eine sehr lange Einführung in die Geschichte. Es beleuchtet nicht nur den kleinen Kreis um Frau Koch und ihre Familie. Die ganze Situation damals wird aufgezeigt und es bedarf einer gewissen Stärke, dieses Sachbuch zu lesen. Wichtig ist es allemal. Wir, als nachfolgende Generation, dürfen nicht schweigend zusehen, wie Tendenzen rechter Gesinnung in unserer Gesellschaft Fuß fassen.

Bewertung vom 31.03.2023
Florentia - Im Glanz der Medici (eBook, ePUB)
Martin, Noah

Florentia - Im Glanz der Medici (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es sollte in rauschendes Fest werden. Lorenzo, der älteste Sohn der Eheleute Medici wird heiraten. Eine Römerin, die er noch nie sah. Guilamo, der jüngere Bruder von Lorenzo, holte sie nach Florenz. Obwohl er bei seinem Vater gar nicht gut gelitten war, verstand er sich mit seinem Bruder sehr gut. Die Medicis waren eigentlich die unangefochtenen Herrscher in Florenz. Warum nur eigentlich? Weil sie unter anderem von dem Clan der Pazzis verachtet und zuweilen sogar angegriffen wurden.

Fioretta Gorini ist die Tochter des Leibarztes der Medici. Sie verbrachte ihre Kindheit mit den beiden Söhnen und hatte lange ein inniges Verhältnis zu ihnen. Leonardo da Vinci, damals noch ein unbekannter Ausnahmekünstler malte immer mal wieder Familienangehörige der Medici und Fioretta schaute ihm dabei über die Schulter. Ihr inniger Wunsch war es, ebenfalls das Malen zu lernen und sich damit den Lebensunterhalt zu verdienen. Und wie passt nun der reiche Guilamo zu diesen jungen Menschen? Was verbindet die drei? Spannend und äußerst faktenreich berichtet die Autorin über das Leben im Florenz 1469. Gedanken, Sehnsüchte und Erwartungen unterscheiden sich kaum von jenen der heutigen Zeit.

Wie kann einem die Geschichte eines Landes eindrücklicher entgegengebracht werden, als durch einen gut recherchierten historischen Roman. „Florentia – Im Glanz der Medici“ ist solch ein Buch. Eintauchen in vergangene Tage, das konnte ich beim Lesen. Gleichzeitig erfuhr ich, in welcher Weise die „Heilige Mutter Kirche“ in Form des Papstes Einfluss auf das Leben ihrer Anhänger nahm. Brautpaare, die nur ganz selten aus Liebe zueinander fanden und Homosexuelle, die in abartiger Form verfolgt und sogar getötet wurden, das war damals normal.

Nicht nur die gute Recherche machen das Buch zu etwas Besonderem. Auch die abwechslungsreiche Sprache und der gehobene Stil ließen mich voller Begeisterung lesen. Viel mehr als die Höchstzahl der Sterne würde ich gerne geben. Fraglos ein Highlight im Lesejahr 2023.

Bewertung vom 31.03.2023
Durch das große Feuer (eBook, ePUB)
Winn, Alice

Durch das große Feuer (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Neulich las ich bei Facebook, dass ein 13jähriger Junge Suizid beging. Er war homosexuell und wurde von seinen Mitschülern gemobbt. So sehr, dass er keinen Ausweg mehr wusste. Und das in unserer ach so aufgeklärten Welt im Jahr 2023. Wie mag es damals gewesen sein? Kurz vor dem Ersten Weltkrieg? In einem Eliteinternat unter lauter männlichen Jugendlichen? In England? Unvorstellbar, was die beiden Hauptpersonen in dem Buch „Durch das große Feuer“ erleiden mussten.

Henry und Sidney sind verliebt und scheuen sich vor der Realität, vor dem „Outing“. Sie befürchten, dass ihre Liebe in den Schmutz gezogen und von den Mitschülern verlacht wird. Dabei gibt es auch bei denen einige, die homosexuell sind. Als dann der Erste Weltkrieg ausbricht und Henry Gault sich freiwillig zum Dienst an der Waffe meldet, ist die unbeschwerte Zeit vorbei. Das Grauen ist wahr geworden. Wer nicht zur Front gerufen wird, ist ein Feigling, so war die einhellige Meinung der Unwissenden. Also meldet auch Sidney sich zum Kriegsdienst und hofft auf ein Wiedersehen mit seiner großen Liebe.

Nicht nur die Probleme der beiden jungen Männer sind realistisch und liebevoll beschrieben. Auch die schrecklichen Erlebnisse an der Front. Und das so bildhaft, dass ich sogar davon träumte. Alice Winn schrieb einen großartigen Antikriegsroman, der mitnimmt und mich immer noch beschäftigt. Wie gehe ich mit Vorurteilen um und wie reagiere ich auf Mitmenschen, die nicht in mein Bild der Welt passen? Fragen, die durch die Lektüre des Romans wach wurden. Meine Empfehlung ist klar, dass dieses Werk mit Sicherheit eine wertvolle Lektüre ist.

Bewertung vom 27.03.2023
Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1 (eBook, ePUB)
Achterop, Amy

Tödlicher Genuss / Die Hausboot-Detektei Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Was macht ein Polizist, wenn er überraschend nach Hause kommt? Und seine Ehefrau im Bett mit seinem Kollegen und Freund vorfindet? Sagt er „Oh, fein. Dass du so viel Spaß hast, wenn ich arbeite“? Nein, das machte auch Arie nicht. Er holte seine Pistole aus dem Halfter und hielt diese seinem Konkurrenten an den Kopf. Tja, aus die Maus. Er wurde verurteilt und verlor Posten und Beamtenstatus. Ach ja, die Frau samt Kindern ebenfalls. Kurz entschlossen zog er auf ein Hausboot und gründete eine Detektei. Mitarbeiter sind rasch gefunden, denn es gibt in Amsterdam etliche Menschen, die keine Arbeit haben.

Es dauerte viele Seiten, bis ich einigermaßen in einen Lesefluss kam. Die Story hat keinen roten Faden. Sie wechselt vom Hausboot, über den Hund bis hin zu dem Privatleben der Ermittler. Ein Mord soll aufgeklärt werden, aber es spielt nur eine Nebenrolle. Es gibt zwar einige Verdächtige, aber spannend ist die Aufklärung nicht wirklich.

Was mir sehr gut gefiel, das waren die Darstellungen der sehr unterschiedlichen Charaktere. Eine stelle ich auch hier heraus. Da ist eine junge Frau Maddy, die mit ihrer behinderten Schwester zusammenlebt. Trotz aller Schwierigkeiten hält Maddy zu ihr und vergisst dabei häufig ihre eigenen Träume und Wünsche. Die anderen Besonderheiten verrate ich hier nicht. Sie sollen das Buch ja lesen.

„Die Hausboot – Detektei Tödlicher Genuss“ ist der erste Band einer Reihe. Meine Überzeugung: Die nächsten Bücher werden (noch) besser. Und auch für diesen Kriminalroman gibt es eine Leseempfehlung von mir.

Bewertung vom 21.03.2023
Ewig währt der Sturm
Oppenlander, Annette

Ewig währt der Sturm


ausgezeichnet

Emma ist ganz aufgeregt. Sie kann nicht ruhig sitzen, wirbelt in der Wohnung herum und fasst es nicht. Die Mauer ist gefallen. Jetzt will sie nur noch feiern und fragt ihre Mutter Anna, ob sie nicht auch mitkommen möchte. Raus auf die Straße und den Tag der Tage angemessen begehen. Aber Anna steht der Sinn nicht nach feiern. Sie möchte das Geschehen viel lieber im TV anschauen. Dann, sie erstarrt ganz plötzlich. Wirkt abwesend, während ein Reporter beschreibt, was an der Grenze los ist. Kann es denn wahr sein? Ist es wirklich ihre große Liebe Werner? Der, von dem sie Jahrzehnte nichts hörte und dachte, er sei tot?

Ein fesselndes Stück deutsche Geschichte. Anna und Werner leben in Ostpreußen, in der Nähe von Insterburg und sind seit Kindertagen ein Paar. Als der Krieg ausbricht, erfahren sie zunächst nur aus der Ferne davon. Das ändert sich aber schnell und Werner muss in den Krieg. Und dann kommt das Unfassbare. Anna und ihre Familie müssen ihre Heimat verlassen und so schnell es geht in Richtung Deutsches Reich fliehen. Nach dem Krieg dann die Teilung Deutschland und die Hoffnung auf ein Wiedersehen der beiden Liebenden schwindet dahin.

Kaum vorstellbare Qualen durchlitten die Vertriebenen. Sie kämpften nicht nur gegen Hunger, Kälte und Misstrauen. Nein, sie waren keineswegs willkommen. Es gab zu viele, die Zuflucht suchten. Die Autorin schreibt so realistisch, dass ich das Grauen förmlich spürte. Kinder verhungerten, Säuglinge erfroren und Frauen wurden geschändet. Und das alles geschah, weil ein Mann gute Reden schwingen und eine Nation zur Nachfolge bringen konnte. Welche ein außergewöhnliches Buch.

Bewertung vom 20.03.2023
Die spürst du nicht (eBook, ePUB)
Glattauer, Daniel

Die spürst du nicht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Eltern der 14jährigen Sophie-Luise sind sehr beschäftigt. Sie als Politikerin und er ebenfalls in führender Position. Also erfüllen sie ihrer Tochter (fast) jeden Wunsch. Und mal ehrlich. Wie gut kommt es an, wenn eine „Grüne“ sich als „Gutmensch“ offenbart, und einem Flüchtlingskind aus Somalia einen Urlaub in der Toskana schenkt? Das Mädchen ist schüchtern und alle Beteiligten sind davon überzeugt: „Die spürst du nicht“. Welches Drama sich dann allerdings im Feriendomizil ereignet, das sprengt alles Vorstellbare.

Ayana, so heißt das Mädchen aus Somalia, besucht die gleiche Klasse, wie Sophie-Luise. Ihre Eltern sprechen kaum Deutsch. Nur ihr Bruder und sie selbst können sich einigermaßen verständigen. Dass sie mit in die Toskana reisen soll, das gefällt den Eltern überhaupt nicht. Der Bruder überredet sie dann doch noch und vielleicht freut sich Ayana ja auch auf die Zeit. Neben den Eltern Sophie-Luises fährt noch ein befreundetes Ehepaar mit in den Urlaub. Chillen am Swimmingpool, Sekt trinken und über Nebensächlichkeiten plaudern, das gefällt den vier Erwachsenen. Wichtig für sie: vor den Freunden so gut wie möglich dazustehen und mit ihrem Reichtum zu prahlen. Wie sich diese Freundschaft allerdings entwickelt, als zu dem Unglück kam, das ist vorauszusehen.

Ein Buch, welches den Finger in etliche Wunden legt. Wie fühlen wir uns, wenn wir mit Menschen aus fernen Landen kommunizieren? Denken wir, dass wir besser seien? Oder sind wir sogar dankbar, dass wir nicht vor Krieg und Misshandlung fliehen müssen? Erkennen wir die Furcht unserer Mitmenschen an, oder setzen wir uns darüber hinweg? Kann man Recht mit Geld und/oder dem Zutun von Freunden kaufen?

Besonders gut gefielen mir die verschiedenen Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird. Diese fiktiven Kommentare auf Facebook sind perfekt getroffen. Dann diese Furcht vor gesellschaftlichem und finanziellem Absturz, wenn gewisse Dinge an die Öffentlichkeit kommen. An die Eltern Ayanas wird dabei nicht gedacht. Die Sprache wechselt je nach Charakter und ist bildgewaltig. Und die Charaktere optimal herausgearbeitet. Klare Empfehlung und einen Sternenregen gibt es von mir.

Bewertung vom 16.03.2023
Die Toten der King Charles Street
Harris, C. S.

Die Toten der King Charles Street


ausgezeichnet

Und erneut muss Sebastian einen Mordfall klären, der nur von ihm selbst und seinem Freund als solcher erkannt wurde. Der Verdächtigen sind viele und sogar der künftige Schwiegervater Sebastians gehört zwischenzeitlich dazu. Als er zudem auch noch angegriffen wird, während er die Wohnung des Toten betritt, kommt St. Cyr ins Grübeln. Leider bleibt es nicht bei diesem einen Mordfall….

Die Geschichte um den sympathischen Hobbydetektiv Sebastian St. Cyr verfolge ich seit dem ersten Band. Und bisher wurde mir nie langweilig beim Lesen. Auch die private Geschichte des Mannes ist abwechslungsreich geschrieben. Besonders gefällt mir, dass immer wieder auch historische Fakten in die Story eingebunden werden. Ich bin also nicht nur gut unterhalten, sondern lerne noch etwas dazu.

Spannend war für mich nicht nur der Kriminalfall mit all seinen Wendungen. Die Darstellung der unterschiedlichen Charaktere ist besonders gelungen. Wie verhält sich ein türkischer Diplomat gegenüber einem russischen? Welche Sorte von Spionen gab es damals? Realistisch und kurzweilig werden nicht nur diese Fragen beantwortet.

Bewertung vom 14.03.2023
Hinter dem falschen Glanz / Schloss Liebenberg Bd.2
Caspian, Hanna

Hinter dem falschen Glanz / Schloss Liebenberg Bd.2


ausgezeichnet

Ist es Hass gegenüber der Gräfin, der Adelheid umtreibt? Auch wenn sie eigentlich eine junge Frau ist, die Gehorsam und Demut lebt? Ja, das zeigt sich spätestens dann, als sie von einem Bekannten des Journalisten Harden angesprochen wird. Die Ereignisse überschlagen sich in diesem zweiten Band um Schloss Liebenberg und auch gegen den miesen Opitz wollen einige Bedienstete vorgehen.

Der zweite Band schließt nahtlos an das erste Buch an. Wieder ist es eine gute Mischung aus Erzählung und historischen Fakten, die mir gut gefällt. Sehr bewegend fand ich die Beschreibung der Situation von Kindern aus Arbeiterfamilien. Sie hatten kaum Chance, eine gute Schule zu besuchen. Wurden sie krank, waren sie auf die Gnade vom Adel oder anderen reichen Nachbarn angewiesen. Kein Wunder, dass so viele starben. Es kümmerte kaum jemanden.

Ja, und dann war da noch dieser Skandal, der auch den Kaiser nicht unbehelligt ließ. Interessant zu sehen, dass schon damals das Wort „Rückgrat“ nicht für jedermann galt. Freunde wurden zu Gegnern und jeder versuchte, für sich Ausreden zu finden, die auch vor Gericht anerkannt wurden. Das Thema Kolonien spielt in dem Buch ebenfalls eine Rolle. Und alles, was geschrieben steht, kann in guten historischen Sachbüchern nachgelesen werden.

Wieder einmal überzeugte mich die Autorin Hanna Caspian durch ihre akribische Recherche. Sie überlässt nichts dem Zufall oder ihrer Phantasie. Danke für die abwechslungsreichen Stunden, die Sie mir mit dem Buch beschert haben. Jetzt freue ich mich sehr auf den letzten Band und das große Finale. Es sind ja noch einige Fragen offen.

Bewertung vom 14.03.2023
Fünf Winter
Kestrel, James

Fünf Winter


ausgezeichnet

Sehr spät am Abend wird Joe Mc Grady zu einem Haus gerufen. Dort findet er einen völlig verstörten und gleichzeitig über die Maßen alkoholisierten Mann, der behauptet, in seiner Hütte hinge ein Toter Mensch. Joe glaubt das nicht wirklich und möchte sich selbst ein Bild von dem angeblichen Tatort machen. Dort findet er nicht nur die Leiche eines Mannes. Der Zustand des Toten ist es, der bei ihm Gänsehaut hervorruft. Während seiner Einsätze in den vergangenen Jahren sah er viele Leichen. Diese hier toppt alles bisher dagewesene. Und es ist nicht die einzige, die in diesem Mordfall eine Rolle spielt.

Es dauerte eine Weile, bis ich voll in das Geschehen eintauchen konnte. Aber die Ausdauer lohnte sich, denn dieser Roman ist tatsächlich einzigartig. Nicht nur die Geschehnisse in den 1940er Jahren beschreibt der Autor sehr genau. Und ja, es ist wirklich ein Krimi im Breitbildformat. So lebendig, farbenfroh und bildhaft ist die Sprache von James Kestrel. Der Übersetzer Stefan Lux hat zudem hervorragende Arbeit geleistet.

Wer nicht nur Spannung mag, sondern ebenfalls in die Historie von Japan, Hawaii und USA eintauchen möchte, der muss dieses Werk lesen. Es zeigt gut die Hintergründe zu den Geschehnissen, das Zusammenspiel von Geheimdiensten und Polizeibehörden. Für mich besonders bemerkenswert, dass die Ermittler und weitere Beteiligte so ganz ohne Handy, PC und Skype auskamen. Ein wirklich fantastisches Buch, das viele Leser in seinen Bann ziehen wird.

Bewertung vom 13.03.2023
Als wir die Maikäfer waren (eBook, ePUB)
Heubner, Christoph

Als wir die Maikäfer waren (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wer schwimmen kann, hat etliche Vorteile. Wie viele Flüchtende aus afrikanischen Ländern ertrinken, weil sie sich nicht über Wasser halten können. Wie wichtig es ist, wusste bereits der Vater von Eva. Immer wieder nahm er sie mit ins Wasser und hemmte so ihre Scheu davor. Und das wiederum rettete ihr das Leben. Als sie nämlich mit zwei weiteren Mädchen, alle drei jüdischen Glaubens, ins kalte Nass der Donau katapultiert wurde. Durch Seile verbunden, mussten die drei ans Ufer treten, die Mittlere wurde erschossen und riss die beiden Anderen mit ins Wasser. Wie grausam können Menschen sein.

„Als wir die Maikäfer waren“ ist die Niederschrift von Zeitzeugen, die hier ihre unvorstellbaren Leiden schildern. Es beginnt mit dem Hinweis auf das „Schuhdenkmal“ an der Donau. Ein Künstler platzierte Schuhe aus Metall, die an das Massaker der Pfeilkreuzler erinnern. Für mich nicht vorstellbar, dass dieses Denkmal vor wenigen Jahren geschändet wurde. Daher immer wieder: Wehret den Anfängen und vergesst niemals.

Neben dem Erleben der Mädchen gibt es weitere Schilderungen von Überlebenden des Holocaust. Einfühlsam berichtet Christoph Heubner davon und gibt damit nicht nur denen eine Stimme, die mit dem Leben davonkamen. „Als wir Maikäfer waren“ ist der dritte Band einer Trilogie und das Lesen und Verstehen jedes einzelnen Buches sollte ein Muss für jeden Menschen sein.