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leseratte1310
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Niederrhein
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 3660 Bewertungen
Bewertung vom 23.01.2024
Das Buch Eva (eBook, ePUB)
Clothier, Meg

Das Buch Eva (eBook, ePUB)


gut

In der Zeit der Renaissance haben noch die Männer die Herrschaft. Sie wollen nicht, dass kluge Frauen ihnen die Macht streitig machen. Die junge Nonne Beatrice ist Bibliothekarin in einem Kloster, wo sie sehr zurückgezogen lebt. Eines Tages werden zwei schwer verletzte Frauen vor den Klostertoren gefunden. Ihnen kann nicht mehr geholfen werden, aber eine der beiden überreicht Beatrice kurz vor ihrem Tod ein Buch. Doch die Vertreter der Kirche waren den Frauen schon auf den Fersen, denn sie wollen unbedingt dieses Buch haben. Beatrice jedoch will dieses Buch unter allen Umständen schützen
Zunächst einmal hat mich dieses wunderschöne Cover angezogen und auch der Klappentext war ansprechend. Die Autorin Meg Clothier hat sich bei diesem Roman von der Geschichte des mittelalterlichen Voynich-Manuskripts inspirieren lassen. Der Schreibstil an sich ist blumig und toll, allerdings ist die Geschichte recht sachlich erzählt. Sie hätte eine gute Portion mehr Emotion vertragen können. Außerdem wurde es doch streckenweise etwas langatmig.
Nonnen leben an sich schon sehr zurückgezogen, aber Beatrice ist besonders kontaktscheu. Ihr sind die Bücher und das Unterrichten der alten Sprachen wichtig, nicht aber so sehr das Miteinander. Für die Vertreter der Kirche ist das Buch die Schrift eines Ketzers. Das Buch hat auf Beatrice eine ganz besondere Anziehungskraft, und sie will dieses mysteriöse Buch, das lebendig zu sein scheint, schützen – um jeden Preis. Die anderen Charaktere sind individueller gezeichnet und haben mir daher mehr zugesagt, als diese unnahbare Beatrice. Die Oberin setzt sich für Frauen ein, womit sie sich einerseits beliebt, aber andererseits auch einen Feind macht. Die Männer kommen in diesem Buch nicht besonders gut weg.
Das Leben im Orden ist nicht nur frömmlerisch, sondern auch dort gibt es Eifersucht, Abneigung und Intrigen.
Ich hatte aufgrund der Beschreibung eine interessante und spannende Geschichte erwartet, das Potenzial war vorhanden, doch so wirklich konnte sie mich dann doch nicht wirklich packen.

Bewertung vom 23.01.2024
Höllenkalt / Die Áróra-Reihe Bd.1 (eBook, ePUB)
Sigurðardóttir, Lilja

Höllenkalt / Die Áróra-Reihe Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Die Privatermittlerin im Bereich Wirtschaftskriminalität Áróra Jónsdóttir lebt in London und hat schon seit geraumer Zeit keinen Kontakt mehr zu ihrer Schwester Ísafold. Als ihre Mutter sie bittet, nach Island zu fahren und nach ihrer Schwester zu schauen, die sich nicht mehr meldet, ist Áróra wenig begeistert. Dennoch macht sie sich auf den Weg. Bei ihren Nachforschungen bekommt sie aber weder vom Lebensgefährten der Schwester noch von den Nachbarn brauchbare Auskünfte. Daher wendet sie sich an den Polizisten Daníel, der das alles auch sehr seltsam findet. Was sie dann herausfinden, ist erschreckend.
„Höllenkalt“ ist Der Auftaktband der Áróra-Reihe von Lilja Sigurðardóttir. Auch wenn ich oft meine Schwierigkeiten mit den uns so fremden Namen habe, so lese ich sehr gerne Bücher, die in Island spielen. Auch bei diesem Krimi wurde ich nicht enttäuscht, denn die Schauplätze sind sehr gut beschrieben und ebenso die besondere Mentalität der Menschen dort. Erzählt wird die Geschichte aus unterschiedlichen Perspektiven und Rückblenden erlauben einen Einblick in die Familienverhältnisse der Schwestern. Der Schreibstil lässt sich gut lesen.
Áróra und Ísafold sind Schwestern. Sie sind nicht nur charakterlich sehr verschieden, sondern auch äußerlich. Während Ísafold elfengleich wirkt, ist ihre Schwester groß und robust und lässt sich nicht bange machen. Immer mehr zeigt sich, warum das Verhältnis der Schwestern so schwierig ist. Áróra war mir nicht auf Anhieb sympathisch, aber als Ermittlerin ist sie sehr fähig. Sie erkennt, dass sie ihre Schwester vielleicht nicht richtig kannte. Aber auch die anderen Personen sind gut gezeichnet und sehr individuell. Den sympathischen Daníel mochte ich von Anfang an. Die unabhängige Áróra mag den Polizisten und muss sich ihren Gefühlen stellen. Neben ihrem persönlichen Fall versucht Áróra aber auch noch einer anderen Sache auf den Grund zu gehen.
Ich hatte frühzeitig eine Ahnung, wie sich die Geschichte entwickeln wird. Doch es gab auch immer wieder Wendungen, die mich nicht sicher sein ließen und die Spannung aufrecht hielten.
Mir hat dieser interessante und vielschichtige Island-Krimi gut gefallen und nun bin ich gespannt auf den nächsten Band.

Bewertung vom 19.01.2024
Himmelfahrt (eBook, ePUB)
Binge, Nicholas

Himmelfahrt (eBook, ePUB)


sehr gut

Seit 1990 wird der Wissenschaftler Harold Tunmore vermisst. Daher wurde er von seinen Geschwistern für tot erklärt. Doch dann teilt ein Bekannter seinem Bruder Ben mit, dass er Harold in einem Pflegeheim in England gesehen hat. Ben kann es kaum glauben, als er sich dort überzeugen will. Sein Bruder lebt. In Harolds Besitz befinden sich Briefe an Seine Nichte Harriet. Benn liest die Briefe und erfährt so, dass Herold auf einer geheimen Operation im Pazifik unterwegs war. Dort hat er Unglaubliches entdeckt und einige seiner Kollegen haben diese Forschungstour nicht überlebt.
Der Autor Nicholas Binge erzählt diese Geschichte sehr flüssig und bildgewaltig. Es ist eine Mischung aus unterschiedlichen Genres, die aber ausgesprochen spannend und ein wenig gruselig ist. Auch der Handlungsort mitten im Pazifik ist sehr atmosphärisch und düster beschrieben, so dass man ein beklemmendes Gefühl bekommt.
Die Personen sind gut und individuell ausgearbeitet. Harold ist zwar ein intelligenter Physiker, aber mit ihm ist auch nicht einfach auszukommen.
Es ist ein ungewöhnlicher, interessanter und spannender Roman, der aber auch aufmerksam gelesen werden sollte, um nicht den Faden zu verlieren. Immer wieder gibt es Wendungen, die man nicht erwartet hat.

Bewertung vom 18.01.2024
Diamantnächte
Rød-Larsen, Hilde

Diamantnächte


sehr gut

Agnete ist zum zweiten Mal verheiratet, hat eine Tochter und einen guten Job. Sie hat ihr Leben im Griff. Dann fallen ihre Haare aus. Das muss doch einen Grund haben. Ihr Körper zeigt ihr, dass etwas nicht in Ordnung ist. Als ihr Mann für eine Zeit abwesend ist, findet sie die Ruhe, um in sich zu gehen, sich zu erinnern und zu ergründen, was ihr Körper ihr mitteilen will.
Es hat eine ganze Zeit gedauert, bis ich im Lesefluss war, denn die Begebenheiten werden etwas sprunghaft erzählt. Es lag aber auch wohl daran, dass es dauerte, bis Agnete wirklich bereit war, sich wahrhaftig zu erinnern. Es gab schmerzvolle Zeiten und sie war wohl anfangs nicht bereit, das nochmal aufleben zu lassen. Doch dann entschließt sie sich, ihre Geschichte zu erzählen. Sie betrachtet sich und ihr Leben distanzierter und kann damit erkennen, wie es ihr wirklich geht
Aber es ist nicht immer einfach, ehrlich mit sich selbst zu sein. Man erzählt Geschichten so, dass man in einem guten Licht erscheint. Was nicht gut läuft, wird geleugnet oder schöngeredet. Auch Agnete versucht während der Zeit ihrer Selbstfindung immer wieder auszuweichen. Nicht immer konnte ich mich mit Agnete identifizieren.
Dennoch habe ich diesen tiefgründigen Roman über eine Frau in der Lebenskrise gerne gelesen.

Bewertung vom 16.01.2024
Rotkäppchen lügt
Haller, Elias

Rotkäppchen lügt


ausgezeichnet

Die LKA-Ermittlerin Nora Rothmann ist zuständig für Korruptionsfälle in den eigenen Reihen. Sie geht den Fällen knallhart nach und ist daher sehr unbeliebt. Als sie den pensionierten LKA-Präsidenten ins Visier nimmt, löst das ungeahnte Folgen aus. Berlin wird zum Schauplatz eines grausamen und blutrünstigen Killers. Er glaubt, dass Rotkäppchen gelogen hat und inszeniert seine ganz persönliche Version des Märchens.
Dies ist der Auftaktband zur Grimm-Trilogie. Wie schon mit seinen anderen Büchern konnte mich Elias Haller auch mit diesem Thriller wieder packend. Er schreibt gut und fesselnd. Allerdings sind seine Bücher nichts für Leser mit schwachen Nerven.
Die Charaktere sind gut und individuell dargestellt. Nora Rothmann nimmt ihren Job ernst und will ihre Fälle zu lösen. Dabei geht sie unnachgiebig und beinhart vor. Da ist es nicht verwunderlich, dass die Kollegen sie nicht mögen, aber auch ich fand sie nicht sehr sympathisch. In dieser Sache gerät sie selbst unter Verdacht und will ihre Unschuld nachweisen. Sie muss der Sache also unbedingt nachgehen. Dabei gerät sie nicht nur mit Konrad König aneinander, der die grausamen Morde aufklären möchte, sondern sie bringt auch ihr Umfeld in Gefahr, denn der Killer hat es wohl auf sie abgesehen.
Immer wieder gibt es Wendungen, die einen nie sicher sein lassen, wer der Täter ist. So bleibt es bis zum rasanten Schluss spannend.
Ein spannender Thriller, der auch neugierig auf die weiteren Bände macht.

Bewertung vom 16.01.2024
Und am Ende die Freiheit
Rabe, Verena

Und am Ende die Freiheit


sehr gut

Helene studierte in den zwanziger Jahren in Berlin Jura. Das war für eine junge Frau in der Zeit sehr ungewöhnlich. Sie hat es auch nicht leicht und muss zeigen, was in ihr steckt. Zum Glück hat sie Julius an ihrer Seite. Die beiden lieben sich, was sie sich aber nicht eingestehen wollen. Dann kommt die Nazizeit und für den Juden Julius und seine Familie wird es in Deutschland gefährlich. Helene hat zwar promoviert, aber die beruflichen Aussichten für sie sehen düster aus, denn die Frauen sollen Kinder bekommen und sich um die Familie kümmern. Julius flüchtet in die Schweiz und beginnt dort ein neues Leben, und Helene heiratet, zieht nach Hamburg, wird Mutter von zwei Kindern und kümmert sich um die Familie. Doch wirklich glücklich ist sie nicht, denn nun tut sie das, was sie nie so wollte. Dann begegnet sie Julius wieder.
Dieser Roman lässt sich angenehm lesen. Erzählt wird die Geschichte auf zwei Zeitebenen, so dass ich die Entwicklung der Protagonistin gut nachvollziehen konnte.
Immer wieder ertappte ich mich dabei, dass ich Helene hätte schütteln und sie zur Vernunft bringen wollen. Helene hat große Träume und sogar die Möglichkeit zu studieren, was zu jener Zeit nur wenige junge Frauen hatten. Sie promoviert und dann…? Dann heiratet sie und lässt sich von ihrem Mann unterbuttern. Sobald die Heirat vollzogen war, zeigt er seine wahre Seite. Helene soll es ihm nett und bequem machen, keine eigene Meinung haben und schon gar nicht einen Beruf ausüben. Aber auch Familie und Freunde haben die Erwartung, dass die Frau im Haushalt, in der Familie und im gesellschaftlichen Leben funktioniert. Helene ist unterfordert und muss sogar die Fachlektüre, die sie abonniert hat, verstecken. Als sie ihrem alten Freund begegnet, sind nicht nur die Gefühle wieder da, auch die früheren Sehnsüchte drängen an die Oberfläche. Sie muss eine Entscheidung treffen. Helene ist eine starke Frau und diese Stärke muss sie nutzen, um zufrieden zu werden in ihrem Leben.
Julius und Helene haben sich ihre Gefühle nie eingestanden. Wer weiß, wie alles gelaufen wäre, wenn sie ehrlich zu sich selbst und zueinander gewesen wären. Die Schikanen den jüdischen Mitbürgern gegenüber werden immer drastischer und sie müssen um ihr Leben fürchten, so dass die Familie von Julius in die Schweiz fliehen muss. Zunächst glaubten alle noch an einen kurzen Spuk, doch dann muss Julius einsehen, dass ein Ende nicht abzusehen ist und baut sich ein Leben in der Schweiz auf. Helmut umwirbt Helene, was ihr gefällt. Da sie unter dem Nazi-Regime keine Chance hat, Richterin zu werden, nimmt sie Helmuts Antrag an und gerät damit in eine Rolle, die sie nie haben wollte.
Mir hat dieser Roman gut gefallen. Er zeigt, dass man mutig sein und sein Schicksal selbst in die Hand nehmen sollte.

Bewertung vom 15.01.2024
Paris Requiem
Lloyd, Chris

Paris Requiem


ausgezeichnet

Nachdem mir der Vorgängerband „Die Toten vom Gare d’Austerlitz“ ausnehmend gut gefallen hat, musste ich diesen Roman natürlich auch lesen. Chris Lloyd ist es gelungen, Historisches mit einem spannenden Kriminalfall zu verknüpfen. Der Schreibstil ist anspruchsvoll, aber dennoch angenehm zu lesen. Die bedrückende und düstere Atmosphäre des damaligen Paris ist gut zu spüren.
Inspector Eddie Giral bekommt es 1940 mit einem merkwürdigen Fall zu tun. In einem geschlossenem Nachtclub wurde die Leiche von Julot le Bavard gefunden und dessen Lippen sind zugenäht. Doch der müsste eigentlich im Gefängnis sein, denn Giral selbst hat ihn dorthin gebracht. Bei seinen Ermittlungen findet Giral heraus, dass es weitere Häftlinge gibt, die aus dem Gefängnis freigelassen wurden. Wer steckt dahinter und warum geschieht das? Niemand scheint etwas zu wissen.
In Paris herrscht unter der deutschen Besatzung viel Misstrauen, was man gut nachvollziehen kann. Das bekommt auch Giral immer wieder zu spüren. Er hat im 1. Weltkrieg Grauenhaftes erlebt, was seine Spuren hinterlassen hat. Er ist ein Polizist mit Ecken und Kanten und sehr intelligent. Ich konnte gut mit ihm fühlen, auch wenn er mir durch seine Art nicht auf Anhieb sympathisch war. Er ist sehr direkt und tut seine Meinung kund, auch wenn er damit aneckt. Die Zusammenarbeit mit den Besatzern gestaltet sich nicht immer einfach, zumal Eddie oft stur ist und unkonventionelle Wege geht, um seine Fälle aufzuklären. Sein Kollege Boniface ergänzt ihn gut, auch wenn er manchmal den Eindruck macht, nicht besonders engagiert zu sein. Aber auch die anderen Charaktere sind gut und glaubhaft dargestellt.
Es ist ein spannender historischer Kriminalroman, der mich wirklich gefesselt hat. Ich kann ihn nur empfehlen.

Bewertung vom 11.01.2024
Hope's End
Sager, Riley

Hope's End


ausgezeichnet

Die junge Pflegerin Kit kommt nach Hope’s End, um sich um Leonora Hope zu kümmern, die nach mehreren Schlaganfällen kaum noch bewegungsfähig ist und auch nicht mehr sprechen kann. Leonora verständigt sich durch Klopfzeichen und kann mit einem Finger die Schreibmaschine bedienen. Nun ist sie entschlossen, ihre Geschichte Kit mitzuteilen. Vor ungefähr fünfzig Jahren wurde sie als Siebzehnjährige verdächtigt, ihre Eltern und ihre Schwester ermordet zu haben. Doch sie hat die Tat abgestritten und man konnte ihr nichts nachweisen. Doch die Menschen in ihrem Umfeld betrachten sie als schuldig.
Der Schreibstil von Riley Sager ist flüssig zu lesen und packend. Die Geschichte ist spannend und bietet auch überraschende Wendungen. Erzählt wird aus der Perspektive von Kit. Dazwischen gibt es Seiten, die Leonora getippt hat. Die Atmosphäre in Hope’s End ist düster und alles wirkt, wie aus der Zeit gefallen.
Auch die Protagonisten sind gut gezeichnet. Leonora will ihre Version der Geschichte erzählen, ist aber dennoch zögerlich. Kit war eine Weile vom Dienst suspendiert und nimmt diesen neuen Job nicht gerade mit Begeisterung an, da sie sich sieben Tage die Woche ganztags um die alte Dame kümmern muss. Sie möchte die Geschichte von Eleonora erfahren, doch merkt sie, dass es nicht ungefährlich ist.
Alle Personen scheinen ihre Geheimnisse zu haben und wirken irgendwie verdächtig. Wem kann man trauen? Was ist damals wirklich geschehen? Das ist die Frage, die einen bis zum Schluss umtreibt. Zum Ende hin überschlagen sich die Ereignisse und es löst sich alles überraschend auf.
Ein düsterer und sehr spannender Thriller, der mich von Anfang an gepackt hat.

Bewertung vom 06.01.2024
Und dann verschwand die Zeit
Greengrass, Jessie

Und dann verschwand die Zeit


ausgezeichnet

Die Autorin Jessie Greengrass führt uns mit ihrer Dystopie in eine Welt, in welcher der Klimawandel für Dürren und Überschwemmungen, für extreme Hitze und ebensolche Kälte sorgt. Die Situation ist besorgniserregend und die Menschen sorgen sich. Caro und ihr jüngerer Halbbruder Pauly werden von ihren Eltern, die Umweltwissenschaftler sind, aufgefordert, London zu verlassen und ins High House zu ziehen. Dort an der englischen Küste haben sie vorsorglich einen Rückzugsort geschaffen, der von Grandy und seine Enkeltochter Sally betreut wird. Grandy hat ein Leben lang im Einklang mit der Natur gelebt und daher großes Wissen darüber. High House ist höher gelegen und bestens ausgestattet, um zu überleben, wenn das steigende Wasser die Stadt überflutet. Doch wie lange sind sie dort sicher?
Man kann den Klimawandel nicht mehr wegdiskutieren, die Auswirkungen treffen uns heute schon. Dieser Roman ist also sehr nahe an der Realität und das macht die Geschichte besonders beklemmend, denn sie zeigt uns, was uns droht. Andererseits ist sie von Anfang an spannend und packend.
Erzählt wird aus der Perspektive von Caro, Sally und Pauly. Sally ist bei ihrem Großvater aufgewachsen und er hat sein Wissen an sie weitergegeben. Sie ist sehr praktisch veranlagt. Caro hat sich immer viel um ihren kleinen Bruder Pauly gekümmert, da ihre Eltern beruflich viel unterwegs waren. Pauly ist noch sehr jung und entsprechend naiv. Er nimmt alles so hin, wie es kommt. Grady ist alt und krank. Es ist nicht leicht für die Vier, so abgeschieden und autark zu leben mit der drohenden Katastrophe vor Augen.
Dieser Roman regt zum Nachdenken an, was der Einzelne tun kann, wenn er mit den Gefahren solcher Katastrophen konfrontiert wird. Könnte ein solcher Zufluchtsort wirklich über Jahre Sicherheit bieten? Kann man im Voraus wirklich alle Notwendigkeiten bedenken?
Mir hat dieser bedrückende Roman sehr gut gefallen, aber auch nachdenklich gestimmt.

Bewertung vom 06.01.2024
Lichtungen (eBook, ePUB)
Wolff, Iris

Lichtungen (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Es ist eine ganz besondere Verbindung zwischen Lev und Kato, eine Verbindung, die Lev nicht gewollt hatte und der er doch nicht entkommen konnte. Nach einem Unfall kann Lev nicht laufen und ist in seinem Zimmer, in seinem Bett gefangen. Kato soll ihm die Hausaufgaben bringen. Sie ist eine Außenseiterin – in der Schule und im Dorf. Doch sie kommt jeden Tag zu Lev und es entsteht eine Freundschaft. Später suchen beide ihren eigenen weg und während es Kato in die Ferne zieht, bleibt Lev dort, wo er schon immer war. Aber die Verbindung bleibt über die Postkarten, die Kato von ihrer Reise schickt. Und dann kommt eine Karte aus Zürich: „Wann kommst du?“ Sie treffen sich wieder und die Freundschaft ist immer noch da.
Es ist eine ungewöhnliche Erzählweise, welche die Autorin Iris Wolff hier nutzt. Die Geschichte beginnt mit Kapitel Neun und geht immer weiter zurück in die Vergangenheit, zurück in die Kindheit von Lev. Aber es ist nicht nur Levs Geschichte, es ist auch Katos Geschichte. Iris Wolff erzählt meisterhaft, poetisch und einfühlsam. Sie verwebt die Erinnerungen von Lev mit den politischen Verhältnissen im Rumänien unter Ceaușescu, der Öffnung der Grenzen und den Traditionen der Menschen.
Lev und Kato sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten. Sie nutzt die erste Gelegenheit, um aufzubrechen, frei zu sein und Neues zu erleben. Lev ist eher zögerlich, gibt vor, dass ihn doch einiges zurückhält. Als er nach Katos Abreise eine Fahrradtour macht, mit seinen Brüdern im Wald oder des Militärdienstes im Tunnel arbeitet, immer wieder zieht es ihn zurück nach Hause. Ob Lev und Kato wohl auch Freunde geworden wären, wenn es Levs Unfall nicht gegeben hätte?
Aber auch die anderen Personen sind gut beschrieben und prägend für die Entwicklungen von Lev. Die Menschen um Lev herum wundern sich, dass Lev bleibt. Es braucht erst die Karte mit Katos Frage, die ihn dazu bringt, sein Umfeld zu verlassen.
Mir hat dieser ruhig erzählte Roman um eine besondere Freundschaft sehr gut gefallen.