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Mel.E
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Mein Blog: http://melbuecherwurm.blogspot.de/

Bewertungen

Insgesamt 1270 Bewertungen
Bewertung vom 19.10.2018
Lotta Schultüte
Roth, Sandra

Lotta Schultüte


ausgezeichnet

Zu hundert Prozent schwer mehrfachcharmant
Da mir "Lotta Wundertüte" schon sehr zugesagt hat, war ich erfreut darüber auch "Lotta Schultüte" lesen zu dürfen. Mein Dank an dieser Stelle an Vorablesen für diese wunderbare Möglichkeit Lotta näher kennen zu lernen und sie erneut zu begleiten. Klar ist, das Lotta zu hundert Prozent schwer mehrfachcharmant ist und ich mich nicht ausschließlich auf ihre Behinderung fokussiert habe. Über jeden kleinen Fortschritt habe ich mich sehr gefreut, denn ihre Eltern sind bemüht darum, Lotta ein Leben nach ihren Möglichkeiten zu gestalten. Mir imponiert es sehr, wie schonungslos Sandra Roth aus ihrem Alltag berichtet und dabei auch ihre Ängste eingesteht, denn auch sie wird nicht ewig für Lotta sorgen können und ich vermute, dass dieses im Leben mit einem Menschen mit Behinderung an der Tagesordnung ist. Der Alltag ist komplett durchstrukturiert und die Familie muss sich kleine Auszeiten schaffen, um wieder durchatmen zu können und Kraft zu tanken. Leider ist es die Umwelt, die Steine in den Weg werfen, da wir noch nicht Inklusionskompatibel sind. Mich macht es traurig, denn Kinder sollten, egal wie schwer die Behinderung ist integriert werden und nicht ausgegrenzt. Inklusion ist ein Thema, welches im Buch sehr viel Raum einnimmt, da die geeignete Schule für Lotta gesucht wird und es sich schnell herauskristallisiert, dass trotz gewünschter Inklusion oftmals kein Platz für Lotta ist, da zu wenig geschultes Personal, kein Fahrstuhl, kein Wickeltisch ... Die Aufzählung könnte endlos weitergehen. Klar ist, dass alle davon profitieren, wenn Lotta ihre Schule besuchen würde, denn 1. bringt sie eine Schulbegleitung mit, die für die Grundpflege sorgt und 2. ist Lotta eine echte Bereicherung für alle. Ein Kind mit Behinderung sorgt nämlich nicht nur für Mehrarbeit, aber wer sich nicht darauf einlassen kann und will, wird dieses niemals erfahren. Schon das Lesen lässt mich manchmal wütend reagieren oder treibt mir Tränen in die Augen, denn es ist sehr entmutigend, wenn einem dicke Steine den Weg ebnen. Es ist aber nicht nur die Suche nach einer geeigneten Schule, sondern auch das komplette Umfeld, die Mitmenschen, die Reaktionen auf Lotta, die den Alltag erschweren. Aussagen wie "Ich könnte das nicht" finde ich absolut geschmacklos. Kinder mit Down - Syndrom wird es irgendwann nicht mehr geben, da die Pränataldiagnostik mittlerweile so weit fortgeschritten ist, dass diese Behinderung ausstirbt. Manchmal frage ich mich in was für einer Welt wir leben, aber nun gut, dass ist ein anderes Thema. Hier geht es um Lotta, die sich sehr positiv entwickelt und jeder kleinste Fortschritt ist oskarreif. Mich begeistert, wie offen ihr Bruder Ben mit Lotta umgeht und wie sehr er seine Liebe zu ihr zeigt und wie wunderbar Lotta auch auf ihn reagiert. Mir geht da regelrecht das Herz auf. Ein Mensch mit Behinderung kann das Leben bereichern und tut dies auf vielfältige Art und Weise, man muss es nur zulassen können und sich nicht abwenden.
Aufgrund eigener Erfahrungen war für mich das Buch vielleicht um einiges bereichernder als für Menschen, die wenig Kontakt mit Menschen mit einer Behinderung haben. Ich fühlte mich in vielen Dingen bestätigt und empfand die persönlichen Erfahrungen, die in "Lotta Schultüte" einfließen wertschätzend und liebenswert. Es ist kein Makel Eltern oder Bruder einer Tochter oder Schwester mit einer Schwerstmehrfachbehinderung zu sein, sondern ein echter Gewinn. Lotta ist nämlich schwer mehrfachcharmant und das entfließt jeder Zeile im Buch niedergeschrieben. Danke, das ich erneut an eurem Leben teilhaben durfte. Ich freute mich über jeden noch so kleinen Fortschritt mit und wünsche euch für eure Zukunft mit Lotta nur das Allerbeste. Für mich ein Lesehighlight 2018.

Bewertung vom 18.10.2018
Saving Sophie - Ihr letzter Moment könnte auch Deiner sein.
Carrington, Sam

Saving Sophie - Ihr letzter Moment könnte auch Deiner sein.


sehr gut

"Saving Sophie - Ihr letzter Moment könnte auch Deiner sein." hat mich nicht sofort in den Bann gezogen, dieses geschah einige Zeit später. Auch wenn gleich zu Beginn ein Mord geschieht und es relativ schnell klar ist, dass auch Sophie in Gefahr ist, plätschert die Story erst einmal vor sich hin, um dann am Ende schnell an Fahrt aufzunehmen. Unbegreiflich ist für mich, das Sophie über das Geschehen schweigt und auch als der Mörder zu ihr Kontakt aufnimmt, weiterhin versucht ihr Leben zu leben, dabei ist sie diejenige, die nun in den Fokus des Täters rückt. Sieht sie die Gefahr nicht die ihr droht oder ist es Schuld die sie hindert sich mitzuteilen? Die Protagonistin Sophie empfand ich als sehr naiv und auch wenn sie sich nur teilweise an das Geschehen der besagten Nacht erinnert ist diese Geheimniskrämerei verstörend. Es läuft alles darauf hinaus, das Sophie das nächste Opfer wird und sie sitzt ihre Ängste und Sorgen aus, anstatt der Polizei oder auch ihren Eltern die Wahrheit oder zumindest die Flashbacks zu berichten. Dieses empfand ich als nicht sehr authentisch, denn niemand kann dieses auf Dauer aushalten ohne zusammenzubrechen. Ihre Mutter leidet nach einem Überfall an Agoraphobie und ist letztendlich diejenige, mit dem die Tat zusammenhängt. Ich empfand diese psychische Erkrankung als sehr gelungen dargestellt und was mich noch mehr fasziniert, ist, dass Mutterliebe dazu führt, diese Erkrankung ein Stück weit zu besiegen und sich selbst in einem völlig anderen Licht dazustellen. Die Kapitel werden aus unterschiedlichen Empfindungen und Erfahrungen dargestellt, in dem Kate und sowohl Sophie Einblicke in das Geschehen geben. Auch die Detectives, die den Mord aufklären sollen, geben Auskunft über die Ermittlungen, dadurch ergibt sich ein buntes Bild an Tatgeschehen und persönlichen Erleben. Für mich oftmals ein großer Spannungsmoment, denn alles fügt sich letztendlich so zusammen, um einen echten Überraschungsmoment präsentieren zu können. Die Autorin hat es verstanden, die Story letztendlich doch noch zu einem Thriller zu stricken. Die ersten 100 Seiten plätschern eher dahin, um dann schlussendlich doch noch genügend an Fahrt aufzunehmen, um dem Genre Thriller zu entsprechen.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung, obwohl ich natürlich einige Längen und Ungereimtheiten wahrgenommen habe, mich aber zum Ende hin auf die Story einlassen konnte. Wie schon erwähnt, begegnen uns einige psychische Erkrankungen, wobei Agoraphobie nur eine davon ist. Ich empfand es als sehr gelungen dargestellt, zumal Agoraphobie Thema meines Examens war und ich mich daher mit dieser Erkrankung schon vertraut gemacht hatte. Die Autorin hat sich da wirklich auf einer guten Ebene bewegt und diese Psychose glaubhaft dargestellt.

Bewertung vom 17.10.2018
Paradies
Fried, Amelie

Paradies


ausgezeichnet

"Paradies" der Autorin Amelie Fried sprang mir direkt durch das farbenfrohe Cover ins Auge. Es strahlt eine gewisse Harmonie aus und macht Lust auf Sommer, Sonne und Erholung. Der Einstieg in den Roman beginnt gleich spannend, da eine Leiche geborgen wird und der Tod in das Paradies Einkehr hält, wobei nicht klar ist, um wen es sich handelt. Es ist auch völlig überraschend und dennoch passend inszeniert zum Ende hin. Mir hat es gefallen, dass im Roman einige Protagonisten zu Wort kommen, um ihr Denken und Handeln zu verstehen, gleich zu Beginn oder auch erst im Nachhinein. Die Story ist definitiv nicht blass, sondern dem Cover angemessen. Meinen freien Tag verbrachte ich mit Lesen, denn diese mitunter chaotische Story packte mich und ich war einfach sehr gespannt darauf, immer tiefer in die Emotionen der Protagonisten einzutauchen.
Einmal abschalten und die Seele baumeln lassen, dass wäre auch mein Traum. Dem Alltag einfach entfliehen, obwohl ich sagen muss, dass ich in meinem Urlaub bitte auf diverse Unannehmlichkeiten wie hier im Roman auftretend, komplett verzichten möchte. Den Menschen im Roman wird mitunter übel mitgespielt, wobei manches selbstverschuldet ist und anderes eine Laune der Natur ist. Hier und da macht sich in mir auch Schadenfreude breit, da manches entstandene Chaos nicht fremd verschuldet ist, sondern dem Charakter des Menschen entsprungen.
Was harmonisch beginnt endet in einem Drama, denn die Geheimnisse, die einige Protagonisten mit sich herumtragen lassen sich leicht durch Google identifizieren oder auch Handynachrichten dienen der Wahrheitsfindung. Manches kommt für mich überraschend, manches ist vorhersehbar und dennoch gelungen präsentiert. "Paradies" ist definitiv nicht das Paradies, was sich die Teilnehmer der Reise erhofft haben. Es führt zu Veränderungen und für einige entwickelt sich die Reise zu einem Alptraum. Die Päckchen, die die beschriebenen Frauen mit sich herumtragen, werden im Verlauf der Story ausgepackt und der Inhalt ist nicht immer schön, sondern dient dazu, die Lebendigkeit des Geschehens aufrecht zu erhalten. Es sind nicht nur die Probleme der Frauen, sondern auch aktuelles Zeitgeschehen im Roman zu finden, daher kommt auch eine gewisse Authentizität ins Spiel. Mir hat "Paradies" wirklich sehr gefallen, denn Drama, Situationskomik oder auch Tantra lassen schmunzeln oder auch Mitleid empfinden. Insgesamt ein sehr gelungener Roman, den ich mir auch verfilmt sehr gut vorstellen könnte und daher eine uneingeschränkte Leseempfehlung an alle, die einfach mal abtauchen möchten in ein Paradies, welches sich im Nachhinein nicht als solches präsentiert.

Bewertung vom 16.10.2018
Piccola Sicilia
Speck, Daniel

Piccola Sicilia


gut

Einblicke in Religionen und Kulturen, gewebt in eine außergewöhnliche Liebesgeschichte

"Piccola Sizilia" erzählt atmosphärisch gelungen eine Liebesgeschichte, die Religionen und Kulturen gekonnt miteinander vereint. Leider fehlte mir mitunter ein klein wenig Tiefgang, da die Protagonisten doch eher oberflächlich bleiben. Ihr Denken und Handeln ist nicht immer nachvollziehbar, daher ergeben sich wenig Sympathiepunkte bei mir als Leserin. Wunderbar herausgearbeitet ist der zweite Weltkrieg, der auch in Italien nicht Halt gemacht hat und dort sehr verstörend auf Land und Leute wirkt. Romane mit Lerneffekt empfinde ich normalerweise als sehr eindrücklich und dennoch hatte ich mitunter das Gefühl mich nicht komplett auf die historischen Ereignisse einlassen zu können, da mir die eingewobene Liebesgeschichte zu sehr ausgeschmückt wurde und zuviel Raum einnahm. Die Liebesgeschichte ist außergewöhnlich, kann sich mir aber emotional nicht nähern. Die gelungene Atmosphäre des Anfangs ist leider zum Ende des Buches nicht mehr spürbar.
Erzählt wird in Gegenwart und Vergangenheit, wobei mir persönlich die Gegenwart ein klein wenig zu kurz kam. Das Bergen eines Wracks hätte um einiges interessanter gestrickt werden können. Ninas Lebenschaos berührte mich noch weniger als die der Protagonisten der Vergangenheit. Ich habe die 600 Seiten mitunter doch sehr mühsam gelesen, da leider einige Längen vorhanden sind und der Funke einfach nicht überspringen wollte. Was mich fasziniert hat, sind die unterschiedlich dargestellten Religionen und Kulturen, wobei der jüdische Glauben mich am meisten begeistert, da ich mich dort am wenigsten auskenne. Klar wird schnell, das Gottes auserwähltes Volk zerschlagen und ohne Heimat ist. Auch der Holocaust wird kurzzeitig angeschnitten und macht mir wieder einmal bewusst, welch Grauen und Fanatismus innerhalb Deutschlands auch vor anderen Teilen Europas nicht Halt gemacht hat.
Der Autor reißt vieles an und hat auch einige sehr gute Ansätze zu bieten, dennoch hatte ich oftmals das Gefühl, das ich meine hohen Erwartungen nicht erfüllt sehen kann.

Fazit: Eine außergewöhnliche Liebsgeschichte in den zweiten Weltkrieg verlegt, wobei hier auch ganz viel Drama inszeniert wurde, was mich aber leider nicht komplett überzeugt. Es wurde für mich relativ schnell deutlich, das die gelungene Atmosphäre des Anfangs nicht gehalten werden kann und die Story in meinen Augen dadurch leicht zu schwächeln beginnt. Da Bücher auf seine Leserschar unterschiedlich wirkt, wird "Piccola Sizilia" sicherlich für einiges an Gesprächsstoff sorgen. Ich bin leider nur mäßig begeistert, daher gibt es von mir nur eine eingeschränkte Leseempfehlung. Die Story innerhalb des Krieges zu verpacken ist gelungen, leider konnte es mich trotz Schrecken und Grauen nicht komplett überzeugen.

Bewertung vom 09.10.2018
Eine andere Vorstellung vom Glück
Levy, Marc

Eine andere Vorstellung vom Glück


ausgezeichnet

"Eine andere Vorstellung vom Glück" ist ein Roman, dessen ausgewählter Titel zunächst nicht passend erscheint zum Inhalt des Buches. Erst zum Ende hin pflegt der Autor einen Satz ein, der leicht zu überlesen wäre und sich dennoch eindrücklich in das Gedächtnis prägt, da er vom Glück zu sprechen vermag, der mich überzeugen konnte. Zu Beginn ist die Story nicht vom Glück geprägt, da Agatha auf der Flucht ist. Ob es eine Flucht ist vor der Justiz, der Vergangenheit oder sich selbst bleibt nicht lange ungeklärt, denn warum ausgerechnet Milly ihre Geisel wird, klärt sich relativ rasch, bzw. werden Verdachtmomente eingestreut, die offen darlegen, dass Agatha nicht nur ihre Flucht geplant hat, sondern auch die Kontaktaufnahme zu Milly oder führt der Autor uns schon zu Beginn an der Nase herum?
Ich empfand die Story sehr gelungen konstruiert, da der Roadtrip in die Vergangenheit die beiden Frauen näher zusammenführt und gerade der Altersunterschied den Wortwitz gekonnt wiedergeben kann. Dreißig Jahre Gefängnis sind eine echte Hausnummer und Agathe, die ihre Strafe fast abgesessen hat, beginnt das Leben neu aufzurollen indem sie flieht und sich den Dingen widmet, die sie schmerzlich vermisst hat. Es ist ein Ausbruch echter Gefühle und die Suche nach dem Glück, bevor es zu spät ist, es zu fassen zu bekommen.
Für mich war das Lesen ein Genuss, denn die Freude am Leben und der Authentizität Agathes waren wirklich wunderbar dargestellt. Eine Frau, die Verzicht übt über viele Jahre, um einem anderen Menschen damit dienlich zu sein verdient Achtung und Respekt, auch wenn das Drama hinter der Gefängnisstrafe fiktiv ist und somit natürlich aufgesetzt und unglaubwürdig, dennoch bin ich beeindruckt und konnte mich sehr gut darauf einlassen.
Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an einen Roman, der ebenso bunt ist wie das ansprechende Cover, welches ein großer Anreit war, dieses Buch lesen zu wollen. Der Autor Marc Levy tat ein übriges und ich wurde nicht enttäuscht in meinen Erwartungen.

Bewertung vom 01.10.2018
Rachewinter / Evelyn Meyers & Walter Pulaski Bd.3
Gruber, Andreas

Rachewinter / Evelyn Meyers & Walter Pulaski Bd.3


ausgezeichnet

"Rachewinter" ist der dritte Band einer Thrillerreihe, der unabhängig von den vorherigen Bänden gelesen werden kann. Komissar Walter Pulaski und Anwältin Evelyn Meyers sind als Protagonisten wunderbar gezeichnet und spielen sich gegenseitig in die Hände, was zur Auflösung der aktuellen Mordfälle dringend notwendig ist. Walter Pulaski ist persönlich betroffen, da einer der aufzuklärenden Morde, der Vater der Schulfreundin seiner Tochter ist und diese sich nun in die Auflösung des Mordes einmischt. Als Vater hat er nun alle Hände voll zu tun, denn er steht auch in der Verantwortung, seine Tochter zu beschützen, die ihm immer einen Schritt voraus zu sein scheint innerhalb der Ermittlungen. Da Mord und Familie beides einen hohen Stellenwert einnimmt, wirkt der Thriller um einiges persönlicher, was mir sehr gefallen hat. Gelungen ist auch die Verknüpfung der Schauplätze Wien und Leipzig, die vorerst einzeln betrachtet werden, um dann fast nahtlos miteinander verknüpft werden. Alles hat mit Michael zu tun, der von Evelyn Meyers verteidigt werden soll. Dieser sucht Rat bei der Anwältin und letztendlich verbirgt sich im Leben des Mandanten echtes Drama und ein Schicksal, welches mitunter auch Mitleid in mir hervorruft, denn nichts ist wie es scheint. Die Spürnase der Anwältin kommt dem Komplott relativ schnell auf die Schliche und zieht nun auch Walter Pulaski hinzu. Interessant hierbei ist auch, wie unsicher das Internet ist und wie schnell man Fallstricke aus dem Internet ziehen kann, wenn man das Gesetz hier und da missachtet. Datenschutz, der doch mittlerweile so groß geschrieben wurde, macht dennoch absolut gläsern und mit dem nötigen Wissen, kann man vieles umgehen und sich hier und da einhacken, ohne Angst aufzufliegen. Ich fand es bereichernd und gelungen für den weiteren verlauf der Story.
Für mich ist klar, dass "Rachewinter" nicht das letzte Buch des Autors war, welches ich gelesen habe, denn sowohl Protagonisten, als auch Spannungsaufbau sind wirklich gelungen dargestellt. Gleich zu Beginn ist der Thriller als solches zu erkennen und nimmt im weiteren Verlauf immer mehr an Fahrt auf, während die eine oder andere Lebenslüge letztendlich das ist, was zur Auflösung führt. Es zeigt auch relativ deutlich, dass Geld alleine nicht glücklich macht und Vertuschung, Korruption und Mord irgendwann zu Fall bringt. Außerdem gefiel mir der komplexe Aufbau der Story durch ein sehr brisantes, aktuelles Thema, welches nicht überfordert, sondern nachdenklich stimmen konnte. Oftmals wäre Akzeptanz und Liebe sinniger, als Menschen abzulehnen aufgrund ihrer Sexualität, aber mehr werde ich an dieser Stelle nicht schreiben, um die Neugier auf den Thriller zu erhalten. Auch wenn man nicht in allem zustimmen kann, geht es doch um den Einzelnen Menschen, dessen Glück man nicht im Wege stehen sollte, auch wenn man als Vater oder Mutter nicht einverstanden ist mit dessen Lebenswandel. Respekt Herr Gruber, dass Sie sich an diverse Themen herangewagt haben und so den Rachewinter verdeutlichen konnten. Sehr gerne eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 25.09.2018
Auge um Auge / Cornelius Teerjong Bd.1
Erler, Lukas

Auge um Auge / Cornelius Teerjong Bd.1


sehr gut

"Auge um Auge" ist ein sehr gelungener Thriller / Krimi, der aufzeigt, wie wichtig ist es, nicht die Augen zu verschließen, sondern hinzusehen und gegebenenfalls einzugreifen. Wer weg sieht, macht sich schuldig oder wird rasch Opfer einer Racheaktion, die Mord nicht ausschließt. Es ist faszinierend in die Gedankenwelt des Täters einzutauchen und noch mehr, Cornelius Teerjong zu verfolgen, dem das Augenlicht zwar fehlt, der dafür aber mit anderen Sinne großzügig ausgestattet wurde. Dadurch, dass ein Freund Mordopfer wird und die Polizei im Dunkeln tappt, wird er in den Fall involviert. Viel mehr, als zu Beginn angenommen, denn es betrifft nun auch ihn persönlich. Der Mörder hat zwar lange geruht, aber als er wieder in Erscheinung tritt, macht er Cornelius Teerjong angreifbar.

Zu Beginn ist die Spannung eher oberflächlich und noch im Verborgenen, um sich dann mit einem großen Schlag aufzubäumen und zu überzeugen. Dem Autor ist es gelungen Aktuelles und Vergangenes miteinander zu verknüpfen und ist dabei nah an der Wahrheit. Ich habe ein leises Fremdschämen in mir wahrgenommen und auch wenn ich nicht zum Töten bereit wäre, kann ich die Rachegedanken nachvollziehen. "Auge um Auge" ist als Titel sehr gut gewählt, wobei es sich nicht auf den blinden Protagonisten Cornelius Teerjong bezieht, wie zunächst angenommen. Die Erkenntnis ist viel dramatischer und ist auf psychologischer Ebene komplett angemessen, Mich hat es überzeugt und ich konnte mich gut auf die Story einlassen, da die Bröckchen die mir immer wieder hingeworfen wurden, meine Neugier schüren konnten. Letztendlich kann ich sehr gerne eine Leseempfehlung vergeben, an einen Thriller / Krimi, der nicht nur aufgrund seiner Protagonisten außergewöhnlich erscheint, sondern auch weitere tiefgehende Begebenheiten beinhaltet.

Bewertung vom 25.09.2018
Die Party
Winner, Jonas

Die Party


sehr gut

"Die Party" ist ein sehr gelungener Thriller, dessen Thrill sich nach und nach entwickelt. dem Klappentext ist zu entnehmen, dass der Gastgeber Brandon gleich zu Beginn der Party erschlagen wird, da seine Showeinlage missglückt oder ist es ein perfides Spiel und jemand anderes hält die Fäden in der Hand? Jeder misstraut jedem und das ist das große Ziel, nachdem nach und nach alle Spielfiguren fallen. Ein Mörder geht um, aber wer von den sich hier zu einer Helloween Party getroffenen Freunde ist so makaber, auf teilweise bizarre Art und Weise Menschenleben auszulöschen? Was ist das Geheimnis? Wie kann Brandon auch im Tode noch Fallen stellen und töten? Auch wenn ein echter WOW! Effekt gefehlt hat, konnte ich ab der ersten Seite eine gewisse Spannung und Unruhe wahrnehmen. Begonnen hat alles 1986 und nun etwa 30 Jahre später soll es ein Revival geben, der Party die damals gefeiert wurde. Was ist damals geschehen, was nach Rache schreit oder ist es etwas ganz anderes, was Brandon vorantreibt? Mir hat am besten gefallen in mein Jahrzehnt abzutauchen und mich erneut an diversen Filmklassikern und Musiktiteln zu erfreuen, die schon damals als Teenager mein Herz im Sturm erobern konnte. Ich war als Leserin definitiv im passenden Alter.

Gerne vergebe ich eine Leseempfehlung an einen Thriller, der wirklich Potential hat und mich hier und da wirklich gruseln konnte und das lag nicht allein an den Verkleidungen der geladenen Gäste, sondern an den tödlichen Absichten. Nur einer wird diesem makaberen Spiel entkommen, aber wer wird es sein? Absolut gelungen dargestellt und für mich ein echter Thriller mit mitunter sehr ekeligen und doch sehr spannenden Elementen. Immer wieder krass, was sich Autoren ausdenken, um Menschenleben auszulöschen. Von zehn Geladenen wird es nur einen Überlebenden geben und da sich alle mittlerweile misstrauen, ist das Spiel böse und widerwärtig und zeigt definitiv, wie weit ein Mensch zu gehen bereit ist, um der Sieger in diesem Spiel zu sein.

Bewertung vom 22.09.2018
Heute schon für morgen träumen
Spielman, Lori Nelson

Heute schon für morgen träumen


ausgezeichnet

" Heute schon für morgen träumen" ist ein weiterer Roman, der Autorin Lori Nelson Spielman, der mir außerordentlich gut gefallen hat. Ich mag die erschaffene Atmosphäre, die mitten in das Herz geht und mich hier und auch sehr berühren konnte. Ich empfand manches Verhalten als so unbegreiflich und beschämend, sodass mir die Betroffenen immer mehr sympathisch werden konnten. Es ist sogleich Fluch, als auch Liebesgeschichte, die über Jahrzehnte andauert. Letztendlich ist es aber auch eine Reise in die Vergangenheit, die für Emilia und Lucy, die Tante Poppy begleiten einen Neuanfang beinhaltet, denn als ewig unverheiratete Zweitgeborene, so sagt der Fluch der Familie, bleibt ihnen das Glück einer Beziehung oder Familie vorenthalten. Es gibt Familienmitglieder, die alles daran setzen, dass sich dieser Fluch bewahrheitet, bis zu dem Zeitpunkt als Emilia und Lucy sich daraus befreien wollen. Es ist also auch ein Roman der Hoffnung, der aus vielen geschriebenen Seiten dem Leser direkt entgegen springen will. Auch wenn die eigene Familie dich als Mensch nicht wertschätzt, ist es umso nötiger auszubrechen und eine Reise nach Italien anzutreten, auch wenn es vorerst komplett verrückt erscheint. Emilia, die sich bisher versteckt gehalten hat und sich immerzu dem Willen ihrer italienischen Großmutter gebeugt hat, bricht endlich aus und geht ihre eigenen Wege. Mit dabei ihre wunderbar gezeichnete Tante Poppy, die ich durch all ihre Lebensweisheiten sofort mochte. Poppy ist es, die diese reise antritt mit dem Ziel den Fluch der Zweitgeborenen zu brechen. Das letzte Drittel des Romans erwärmte mein Herz, denn auch wenn ich an die wahre Liebe glaube, ist es immer wieder ein Erlebnis darüber zu lesen und mich auch emotional darauf einzulassen.

"Wenn wir hoffen, die Liebe eines Menschen zu gewinnen, ignorieren wir die Botschaft unseres Herzens." - immer wieder im Roman als Zitat angeführt

“Das ist ein ursprüngliches Gefühl. Wenn wir auf die Welt kommen, wissen wir instinktiv, was Mutterliebe ist. Wenn sie fehlt, spüren wir eine Sehnsucht, die nicht gestillt werden kann.“ Zitat S. 200


Natürlich ist in " Heute schon für morgen träumen" auch sehr viel Kitsch und Übertreibungen zu finden, was ich aber nicht als störend empfunden habe, sondern als äußerst passend für den Lesemoment. Für mich ein absolutes Wohlfühlbuch mit einigen Ecken und Kanten, aber doch einer gewissen Schönheit, der ich mich nicht entziehen konnte. Sehr gerne eine Leseempfehlung, denn die Weisheit Poppys gibt dem Roman eine gewisse Emotionalität, die ich sehr genossen habe. Für mich ist sie letztendlich eine 80 Jährige Heldin, die an die wahre Liebe glauben konnte und daran festgehalten hat. Absolut gelungen dargestellt und für mich äußerst überzeugend. Emilia und Lucy wirken dadurch ein klein wenig blass, während Nonna Rosa sich als schlimmerer Drachen entpuppt. als zunächst angenommen. Es zeigt sich, dass Lebenslügen Menschen verändern und nicht immer das wahre echte Glück verheißen, also wieder etwas gelernt, was ich eigentlich schon vorher wusste und mich in meinen Vermutungen über diverse Familiendramen bestätigt sah.

Bewertung vom 20.09.2018
Borderland
Schwindt, Peter

Borderland


gut

"Borderland" hat sich anders als erwartet zu einem Roman entwickelt, der Trauerverarbeitung und auch psychische Probleme sehr intensiv behandelt, sodass es eben auch mitunter ein klein wenig zu konstruiert auf mich wirkte. Ob es für eine junge Leserschar ab 14 Jahren geeignet ist, ist fraglich. Es gibt zu Beginn wenig schöne Momente, da Vincent gefangen ist, den Verlust des Vaters zu verkraften und die Depression seiner Mutter zu verarbeiten. Hinzu kommt die neue Wohnsituation und das Einleben in eine neue Schule. Finanziell geht es auch bergab und Vincent ist oftmals auf sich alleine gestellt. Der Autor stellt ihm nach und nach einige sehr außergewöhnliche Personen an die Seite, die ihm helfen aus seinem eigenen schwarzen Loch herauszusteigen und weiterzumachen. Es ist interessant und paranormal, was mir sehr gefallen hat, dennoch blieb für mich einiges zu oberflächlich behandelt, um mich zu berühren. Natürlich litt ich mit Vincent und konnte mich in viele Gedanken und Handlungen hineinversetzen, aber komplett überzeugen konnte er mich als Protagonist nicht. Die hohen Erwartungen, die das Cover und auch der Klappentext in mir erweckten, wurden leider nicht gänzlich erfüllt. Ich vermute, dass die ausgelösten Empfindungen jeden Leser / jeder Leserin anders treffen wird. Mich hat es nur bedingt berührt und Zweifel geweckt, ob "Borderland"für die gewählte Zielgruppe junger Leser/-innen nicht überfordernd wirken könnte. Es ist nicht nur Trauer, sondern auch nicht angemessene Sexualität vorhanden, wobei ich damit nicht die dargestellte Homosexualität meine, sondern eine Dreiecksgeschichte, die ich als nicht angemessen empfand. Sexuell ist es mir zu ausschweifend für die gewählte Zielgruppe, da wenig Liebe vorhanden war, sondern Leidenschaft, gepaart mit One - Night - Stands, da hätte ich mir mehr Vermittlungen von Werten gewünscht. Gefallen hat mir die Persönlichkeit der Jane, die immer dann anzutreffen ist, wenn Vincent Unterstützung braucht, jemanden an seiner Seite, der Halt und Sicherheit gibt. All dieses, was er von seiner Mutter nicht erhält, da diese mit ihrer eigenen Trauer und den neuen Lebensumständen nicht umgehen kann. Es ist authentisch erzählt, wie Depressionen sich auf Körper und Geist auswirken können. Für mich blieb vieles zu oberflächlich erzählt, daher kann ich leider nur eine eingeschränkte Leseempfehlung an "Borderland" vergeben. Da Bücher immer unterschiedliche Empfindungen und Meinungen hervorbringen, werden andere diesen Roman sicherlich anders empfinden als ich es tat, daher möchte ich nicht beeinflussen, sondern lediglich meinen eigenen Eindruck darstellen. Mich hat "Borderland" leider wenig berührt und angesprochen. Schade, denn meine Erwartungen waren wirklich sehr hoch.