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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Pharo72
Wohnort: 
Zittau
Über mich: 
Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 479 Bewertungen
Bewertung vom 18.01.2015
Wilder Wacholder
Schomann, Susanne

Wilder Wacholder


ausgezeichnet

Nach einer aufreibenden Zeit als Elitesoldat kehrt Dr. Kjell Loewenthal in seinen Heimatort Lunau zurück, um dort eine Landarztpraxis zu eröffnen. In direkter Nachbarschaft führt seine Mutter Christa ein Buchladen-Café und bekommt dort seit Neuestem Unterstützung von Isabell Valentine. Die junge Engländerin erstrebt nach dem tragischen Unfalltod ihres Mannes einen Neuanfang in dem bezaubernden Ort inmitten der Lüneburger Heide. Schon bald knistert es gewaltig zwischen beiden, aber an einer neuen Beziehung oder überhaupt etwas Längerfristigem haben beide kein Interesse. Als Isabells Vergangenheit sie einholt und sie dabei in tödliche Gefahr gerät, ist Kjell an ihrer Seite und muss dabei feststellen, dass sein Herz im Begriff ist, seinen eigenen Weg zu gehen.

Meine Meinung:

Mit „Wilder Wacholder“ hat es Susanne Schomann ein weiteres Mal geschafft, mich restlos zu begeistern. Sie bietet in ihren Romanen stets ein übergroßes Maß an Romantik, wobei ihre Hauptfiguren emotional alle Höhen und Tiefen durchleben. Dazu spricht sie mit einem intelligent konstruierten Krimiteil auch noch den Spannungsliebhaber in mir an. Einfach die perfekte Mischung für gelungene Unterhaltung.

Mit dem fiktiven Lunau kreiert sie eine bezaubernde Örtlichkeit in der Lüneburger Heide, in die der Leser immer gern zurückkehren möchte. Zum Glück werden wenigstens zwei weitere Romane hier spielen, die ich bereits jetzt kaum erwarten kann. Neben originell und liebenswert beschriebenen Nebenfiguren, auch tierischer Art, auf deren Wiedertreffen ich mich schon freue, sind es in diesem Buch natürlich Kjell und Isabell, aus deren Sichtweise abwechselnd erzählt wird, die das Herz des Lesers berühren. Wie aus anfänglicher, fast animalischer Anziehung eine tiefe Liebe erwächst, wird von der Autorin wunderschön beschrieben. Manchmal möchte man beide schütteln, ihre Gedanken doch mal nach außen zu tragen, aber was wäre eine schöne Liebesgeschichte ohne Missverständnisse und Zweifel.

Die Liebesszenen werden geschmackvoll präsentiert, gehen nicht zu sehr ins Detail und lassen vielmehr das Kopfkino auf Hochtouren laufen. Die detailreich beschriebenen Landschaften in Deutschland und Cornwall erwecken den Wunsch, sie selbst kennenzulernen, und die Spannung auf den letzten Seiten würde einem Thriller alle Ehre machen.
Als besonderen Bonus enthält das Buch eine Reihe von Tortenrezepten, die es lohnt, nachzubacken. Mit dem außerdem sehr gelungenen Cover ist „Wilder Wacholder“ somit ein besonderer Schatz für das Bücherregal jedes Liebesromanlesers. Nach dieser Lektüre wirst du „Der Holundergarten“, das bereits am 10. Februar 2015 erscheint und in dem ein weiterer „Musketier“ von Lunau sein Glück findet, bestimmt nicht verpassen wollen.

Bewertung vom 10.01.2015
Wenn das Glück anklopft
Hohlfeld, Kerstin

Wenn das Glück anklopft


ausgezeichnet

Nur äußerst unwillig begibt sich Milena Mielke nach einem Bandscheibenvorfall in die empfohlene Rückenschule. Wider Erwarten trifft sie auf Frauen in ihrem Alter, die ebenfalls nicht nur „Rücken“ haben, sondern auch von den normalen Sorgen des Alltags betroffen sind. Milena, die neben Gewichtsproblemen auch in der Liebe endlich aufs Ganze gehen will, die schüchterne Bibliothekarin Ann-Kathrin, die aufopferungsvolle Caroline sowie die stets gestresste Vivien werden Freundinnen. Gemeinsam finden sie endlich einen Weg, ihr Leben in neue Bahnen zu lenken, auch wenn das für die eine oder andere einen Umweg bedeutet.

Meine Meinung:

Was ich an dem Roman am meisten bedaure? Dass ich das inzwischen so liebgewonnene Frauen-Quartett jetzt verlassen musste. Kerstin Hohlfeld hat mit diesem Gegenwartsroman ein Plädoyer an die Freundschaft geschaffen. Aber das Buch ist noch so viel mehr. Die Liebe kommt keineswegs zu kurz, wenn sie auch bei jeder der Frauen ein anderes Gesicht trägt. Dazu fehlt es nicht an Humor, großen Gefühlen, schmerzlichen Rückschlägen und Mut machender Inspiration.

So unterschiedlich die vier Frauen auch sind, so konnte ich doch in jeder (okay, in Vivien vielleicht eher nicht) einen Teil von mir entdecken. Und so wird es sicher jeder Frau ergehen, die das Buch liest. Die Protagonistinnen sind so lebensecht beschrieben, dass sie einem tagtäglich über den Weg laufen könnten. Und ich wünschte, das würden sie. An Rückenproblemen fehlt es mir nicht, vielleicht sollte ich auch mal einen Kurs wagen.

Vor allem wird klar, dass gerade der Rücken äußerst sensibel auf die Psyche des Menschen reagiert, wie ich selbst schon schmerzlich erfahren durfte. Daher ist es auch so schön, dass die Frauen in der Rückenschule nicht nur lernen, bewusster mit ihrem Körper umzugehen, sondern vor allem durch die Macht der Freundschaft die Kraft finden, neue Wege zu beschreiten auf ihrem Weg zum Glück. Wie dieses auszusehen hat, muss jeder für sich entscheiden und auch, ob er den Mut findet, sich auf Neues einzulassen.

Kerstin Hohlfeld hat mich einmal mehr mit ihrer gefühlvollen Schreibweise mitgenommen. Keine Sekunde kommt Langeweile auf, während jede der Frauen ihr ganz persönliches Drama erlebt. Weil ich mich so unheimlich wohlgefühlt habe mit den Damen, würde ich mir wirklich sehr wünschen, es käme zu einer Fortsetzung.

Wer keinen seichten Chick-lit oder eine wiederholte Erotikstory mit dominantem Helden sucht, sondern tiefgründige und warmherzige Frauenunterhaltung, der ist mit „Wenn das Glück anklopft“ bestens bedient.

Bewertung vom 28.12.2014
Engelsgleich / Kommissar Kalkbrenner Bd.4
Krist, Martin

Engelsgleich / Kommissar Kalkbrenner Bd.4


sehr gut

In der Nähe des Schauplatzes eines neuen Mordfalls machen Hauptkommissar Paul Kalkbrenner und seine Kollegen eine furchtbare Entdeckung. Elf grausam zugerichtete Kinderleichen, die offenbar niemand vermisst. Juliane Kluge sucht verzweifelt nach ihrer Pflegetochter Merle und geht dabei so weit, ihre Beziehung zu ihrer Lebenspartnerin aufs Spiel zu setzen. Haben beide Fälle miteinander zu tun? Drogenkurier Markus versucht mit allen Mitteln in der Hierarchie der Russenmafia aufzusteigen. In deren Händen ist Anezka, die mehrere verzweifelte Fluchtversuche unternimmt. Gibt es für beide ein Happy End?

Meine Meinung:

Auf den neuen Thriller von Martin Krist habe ich mich wieder sehr gefreut. Leider kenne ich die bisherigen Kalkbrenner-Thriller (Wut, Gier und Trieb) noch nicht, aber das ist kein Grund, sich dem aktuellen Werk nicht zu widmen. Was das Tempo und die Vielzahl der Protagonisten angeht, bleibt der Autor seinem Stil aus „Drecksspiel“ treu. So sind es anfangs direkt vier Perspektiven, auf die sich der Leser einstellen muss. Dies verlangt eine enorme Aufmerksamkeit, was mir dieses Mal jedoch besser gelungen ist als beim letzten Mal. Da jeder der Handlungsstränge gleich spannend und interessant ist, beschleunigt sich somit das Lesetempo enorm. Auf den letzten ca. fünfzig Seiten nimmt die Dramatik derart zu, dass man das Buch unmöglich aus der Hand legen mag.

Die im Gegensatz zu den anderen in der ersten Person verfasste Handlungsebene von Juliane wartet in der Mitte mit einer Überraschung auf, die sich aber wunderbar ins Ganze einfügt. Überhaupt gelingt es dem Autor, die angesprochenen Themenkomplexe wie Kindesmissbrauch und -folter, Drogenhandel, Zwangsprostitution und allerlei weitere miese Geschäfte zu einem komplexen Konglomerat zu verbinden. Wer generell ein Problem damit hat, über Kindesmissbrauch zu lesen, dem sei das Buch vielleicht nicht empfohlen, denn gerade die Beschreibung des Gerichtsmediziners bezüglich der Kinderleichen ist wahrlich nichts für schwache Nerven.

Neben dem kriminellen Aspekt geht der Autor jedoch auch jeweils auf das familiäre Umfeld der Protagonisten ein, macht sie dadurch noch menschlicher, in einem Fall das Ende aber auch besonders schmerzhaft. Von einem wirklichen Happy End kann man eigentlich nicht sprechen, aber es erscheint mir so auch sehr realitätsnah und daher passend. Ein paar angeschnittene Handlungsstränge bleiben unbeendet (Anezka, Ilanka), was mir nicht so gefallen hat. Aber wer weiß, vielleicht liest man ja eines Tages noch von ihnen.

„Engelsgleich“ von Martin Krist bietet spannende Thrillerkost, die auf mehreren Ebenen zu überzeugen weiß. Treffsicher, kompromisslos, hart. Der Autor schreckt auch vor schmerzlichen Entscheidungen nicht zurück, und als Leser muss man damit erst mal klarkommen. Von mir eine Empfehlung und 4,5 Sterne.

Bewertung vom 18.12.2014
Das Dorf
Strobel, Arno

Das Dorf


ausgezeichnet

Bastian Thanner erhält einen Anruf von seiner Exfreundin Anna, die ihn zwei Monate zuvor von jetzt auf gleich verlassen hat. Todesangst schwingt in ihrer Stimme, und Bastian begibt sich mit seinem besten Kumpel Safi umgehend auf die Suche nach ihr. Diese führt ihn in ein mysteriöses Dorf an der Müritz. Obwohl er jede Menge deutliche Spuren von Anna findet, will ihm keiner der Bewohner weiterhelfen. Ein unerklärliches Ereignis jagt das nächste, bis Bastian an seinem Verstand zu zweifeln beginnt. Sein Freund Safi verschwindet und als sich der Verdacht erhärtet, es mit einer abartigen Sekte zu tun zu haben, ist Bastian längst viel zu tief verstrickt, um unbeschadet davonzukommen.

Meine Meinung:

Rein optisch reiht sich „Das Dorf“, der neueste Psychothriller von Arno Strobel wunderbar in die Reihe seiner erfolgreichen Vorgänger ein. Doch was den Inhalt angeht, hat sich der Autor mal wieder komplett neu erfunden. Fast ein bisschen ans Horrorgenre kratzt er hier, so gruselig, beklemmend und unheimlich ist die Atmosphäre während des Lesens teilweise.

Nach einem eher gemächlichen Beginn steigert sich die Spannung im Laufe des Romans kontinuierlich, bis man gegen Ende wirklich unmöglich abbrechen kann. Ich zumindest habe mir schlussendlich eine halbe Nacht um Ohren geschlagen. Dabei nimmt die Verwirrtheit beim Protagonisten im gleichen Maße zu wie beim Leser. Völlig unerwartete Wendungen, die mitunter sehr aufmerksames Lesen erfordern, führen schließlich zu einer Auflösung, mit der so wohl kaum einer gerechnet hat. Hier gelingt es Arno Strobel einmal mehr meisterhaft, falsche Spuren zu legen, den Leser zu verwirren und zu überraschen. Aber das müsst ihr selbst lesen.

So ist es denn auch kein Wunder, dass ich wiederholt nur Positives über Arnos schriftstellerisches Handwerk zu berichten weiß, und da der Thriller diesmal schon vor Jahresfrist erschienen ist, eignet er sich hervorragend als Weihnachtsgeschenk für jeden Fan der Spannungsliteratur.

2 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 30.11.2014
Blackbird Bd.1
Carey, Anna

Blackbird Bd.1


gut

Ein junges Mädchen erwacht auf den Gleisen einer U-Bahn-Station und ist kurz davor, überrollt zu werden. Sie flieht vom Schauplatz, denn obwohl sie sich an rein gar nichts erinnern kann, ist ihr eines schmerzlich bewusst: Sie wird verfolgt. In den nächsten Tagen verfestigt sich der Gedanke und wird zur Tatsache. Jemand will sie töten. Doch warum? In Ben findet sie Unterstützung, und ein klein wenig verliebt sie sich sogar in ihn. Was jedoch tun, wenn dein einziger Rettungsanker sich ebenfalls als Enttäuschung entpuppt?

Meine Meinung:

Beworben wird „Blackbird“ als atemberaubender Jugend-Thriller um ein schockierendes Reality-Spiel. Gut, dies vorab zu wissen, denn sonst hätte der Leser für reichlich die Hälfte des Buches komplett im Dunkeln getappt. Das Thema ist, wenn auch nicht neu, so doch für mich interessant genug gewesen, um das Buch lesen zu wollen.

Für den Roman wurde die nicht oft verwendete Perspektive der 2. Person benutzt. Ich muss gestehen, dass ich es nicht sehr mag, ständig mit „du musst, du tust, du wirst“ angesprochen zu werden. Das ist anfangs gewöhnungsbedürftig, irgendwann nervt es einfach. Wahrscheinlich soll die hier anvisierte jugendliche Leserschaft damit noch mehr ins Geschehen gezogen, ein größeres Identifikationspotential mit der Protagonistin erreicht werden. Der Stil ist also Geschmackssache.

Die Story lässt sich gut lesen, keine Frage, hat kaum Längen und sogar einige gute Spannungsmomente. Letztlich wirkt aber vieles wie eine Wiederholung und erst zum Endes des Buches wird ein wenig Licht ins Dunkel gebracht, worum es überhaupt geht. Natürlich bleibt sehr viel offen, aber es soll ja auch, wie ich inzwischen erfahren habe, eine Dilogie werden.

Allerdings hat man den Eindruck, dass hier arg gestreckt wurde. Dicke Seiten, großer Zeilenabstand, oftmals leere Seiten nach Kapiteln. Ich denke, man hätte die beiden Bücher gut und gern zu einem zusammenfassen können. So wäre es auch nicht zu dem Gefühl gekommen, die Geschichte nur angekratzt zu haben. Dem Verlag kann man keinen Vorwurf machen. Auch der erste Band im Original ist sehr dünn. Entweder traut man jugendlichen Lesern nicht mehr zu, richtig dicke Bücher zu lesen (bei Harry Potter hat das doch auch prima funktioniert) oder es ist halt wirklich lukrativer, zweimal abzukassieren.
Denn natürlich möchte man an genau dieser Stelle keinen Haken dranmachen, sondern wissen, wie es weitergeht mit „Blackbird“ und den anderen Zielen bzw. Jägern. Von daher – anfüttern gelungen, ich werde sicher auch Band 2 lesen, gefallen muss mir die Praxis dennoch nicht.

Bewertung vom 21.11.2014
Bittersüß - davor & danach (eBook, ePUB)
Mann, Adele

Bittersüß - davor & danach (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Vier Jahre nach ihrer Trennung begegnen sich Ella und Jan per Zufall. Er war ihre große Liebe, doch diese fand jäh ein unglückliches Ende. Viel ist passiert in der Zwischenzeit. Ella hat den Schmerz der Trennung mit großem Einsatz im Job kompensiert und klettert auf der Erfolgsleiter nach oben. Der einstige Sonnyboy Jan jedoch leidet an den Folgen eines schweren Unfalls und kann sich kaum mehr selbst im Spiegel ansehen. In Ella wächst der Wunsch, ihm zu helfen und so verführt sie ihn. Doch kann die Affäre alte Wunden heilen, und gibt es sogar eine Chance für einen Neuanfang?

Meine Meinung:

„Bittersüß – davor & danach“ ist der erste Teil einer wirklich wunderschönen Liebesgeschichte, mit der Adele Mann den Sprung ins Selfpublishing wagt. Und der Titel ist hier Programm, denn was zwischen Ella und Jan passiert, ist tatsächlich sowohl süß als auch bitter.

Besonders in Ella kann sich der Leser wunderbar hineinversetzen. Sie ist keine perfekte Frau, aber eine die aus ganzem Herzen liebt und das auch zeigt. Wie sie und Jan miteinander umgehen, ist voller Emotionen. Die Autorin hat großes Talent, diese Gefühle eindringlich zu beschreiben. Vor allem die Darstellung der starken Verletzungen, einerseits seelischer Natur bei Ella, andererseits körperlicher bei Jan ist sehr gut gelungen.

Durch Rückblenden erfährt der Leser, wie das Paar sich kennengelernt hat, sein Alltag aussah und warum die Liebe schließlich zerbrochen ist. Das bringt einem die Protagonisten noch näher. Das vorsichtige Herantasten, vier Jahre nach dem zerbrochenen Traum, ist einfühlsam erzählt, berührt im Innersten. Wunderbar integriert in die Geschichte sind die erotischen Szenen voller Sinnlichkeit und Romantik, die das Ganze einfach perfekt abrunden.

Ich bin bereits sehr gespannt, wie es mit Jan und Ella weitergeht und ob es tatsächlich gelingt, entgegen aller Widrigkeiten, in ein gemeinsames Leben zu starten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.11.2014
Ich heirate einen Arsch
Hohlfeld, Kerstin;Andersson, Leif L.

Ich heirate einen Arsch


ausgezeichnet

Den privilegierten Chefredakteur des "Monday", Björn Bengt Becker, hat es so richtig erwischt. Luisa Stein, die neue Redaktionsassistentin, hat mehr zu bieten als die Frauen, die üblicherweise in sein Beuteschema gehören. Für sie will er sich komplett ändern. Auch Luisa hat schon bald nur noch Augen für Björn, und obwohl kaum einer ihrer Liebe eine Chance gibt, wagen sie schlussendlich sogar den Gang zum Traualtar. Doch hat ihre Liebe wirklich das Potenzial, gegen alle Widerstände zu bestehen?

Meine Meinung:

„Ich heirate einen Arsch“ - allein schon der Titel ist, sagen wir, ungewöhnlich. Dieser und auch der Klappentext deuten auf einen lustigen Chick-lit-Roman hin, in dem natürlich ein Happy-End nicht fehlen darf. Aber genau das alles trifft nicht wirklich zu. Gerade das Ende polarisiert und ich habe auch sehr lange darüber nachdenken müssen, wie ich es nun eigentlich finde. Allein schon diese Tatsache macht für mich ein gutes Buch zu einem sehr guten.

Kerstin Hohlfeld hat hier gemeinsam mit Leif Lasse Andersson einen sehr realistischen Liebesroman geschrieben. Immer abwechselnd lassen sie jeweils ihren weiblichen bzw. männlichen Part zu Wort kommen. Dabei bringt der Autor durch seine jahrelange Tätigkeit als Redakteur nicht nur große Authentizität in die Geschichte, sondern versteht es auch ausgezeichnet, die männliche Gedankenwelt in Worte zu fassen. Genau so muss es wohl klingen, wenn Männer unter sich reden. Aber auch Kerstin Hohlfeld überzeugt mit großem Talent, Gefühle erlebbar zu machen.

Natürlich gibt es auch einige humorvolle Szenen, die das Ganze immer wieder auflockern, aber schlussendlich erfährt der Leser hier den Verlauf einer Beziehung, wie sie wirklich jedem passieren könnte. Sind die Sympathien anfangs noch klar verteilt, ändert sich das im Verlaufe des Romans. Der arrogante, selbstherrliche Aufreißer Björn wird zu Wachs in Luisas Händen. Sie dagegen - jung, klug, ehrgeizig – weist mit der Zeit immer mehr Charaktereigenschaften auf, die sie Sympathiepunkte kosten.

Der Schluss, nun ja, für viele wird er vielleicht enttäuschend sein. Aber ich frage mich wirklich, ob ein anderer nicht letzten Endes auch zu einer Enttäuschung geführt hätte. Schon klar, beim Happy-End wird abgeblend … Jedoch kristallisieren sich im Laufe des Romans so viele Unterschiede, Zweifel und Unsicherheiten bei beiden heraus, dass genau dieses Ende das einzig Richtige zu sein scheint. Ich bin mir sicher, ein Leben lang Kompromisse einzugehen, tötet selbst die größte Liebe. Luisas Mutter ist da das beste Beispiel. Von daher bin ich rundum zufrieden mit diesem erfrischend anderen Schluss, der sich wohltuend von anderen Werken des Genres abhebt.

Bewertung vom 04.11.2014
Passagier 23
Fitzek, Sebastian

Passagier 23


ausgezeichnet

Mit dem Leben abgeschlossen hat Polizeipsychologe Martin Schwartz, weshalb er sich auf immer riskantere Aktionen als verdeckter Ermittler einlässt. Grund dafür ist der erweiterte Suizid von Frau und Sohn auf einem Kreuzfahrtschiff vor fünf Jahren. Er hatte nicht vor, ein ebensolches jemals wieder zu betreten, doch der Anruf einer älteren Dame, die angeblich Näheres über das Verschwinden der beiden wissen will, lässt ihn sofort zur „Sultan of the Seas“ aufbrechen. Dort lernt er die schwer traumatisierte Anouk kennen, ein elfjähriges Mädchen, das über Wochen verschwunden war und plötzlich wieder aufgetaucht ist - mit dem Teddy seines Sohnes im Arm ...

Meine Meinung:

Auf dem Schirm hatte ich den neuen Roman von Sebastian Fitzek schon länger, aber nachdem ich seine Online-Lesung gesehen hatte, war die Neugier so groß, dass ich das Buch unbedingt sofort bei Erscheinen haben musste. Für manche sicher langsam, für mich eine echte Leistung war es nach knapp drei Tagen förmlich inhaliert. Es gab eigentlich keine Stelle im Buch, an der ich es hätte unterbrechen wollen, aber natürlich läuft das Leben weiter …

„Noah“ war schon etwas ganz Besonderes, was nicht so einfach in die Reihe der Veröffentlichungen des Autors passt, aber auch wenn ich noch nicht alle Romane von Sebastian Fitzek gelesen habe, so halte ich doch „Passagier 23“ für eines seiner besten Werke.

Es war mein erstes Buch überhaupt, welches auf einem Kreuzfahrtschiff spielt. Allein schon das originelle Setting verdient Anerkennung. Dazu hat der Autor um die traurige Tatsache, dass Jahr für Jahr Dutzende Passagiere spurlos auf diesen Ozeanriesen verschwinden, eine ebenso geniale wie zutiefst aufwühlende Geschichte gesponnen. Er macht dabei weder vor Tabuthemen halt noch scheut er sich, die Fantasie des Lesers über die eigene Vorstellungskraft hinaus zu beflügeln.

Jede Handlungsebene ist gleich spannend und die Kapitelwechsel sind dergestalt mit Cliffhangern versehen, dass man wirklich nur sehr schwer eine Pause finden kann. Gekonnt sind immer wieder neue Wendungen eingefügt, kaum dass man meinte, den Dreh rauszuhaben. Selbst über das Dankeswort hinaus weiß der Autor zu überraschen.

Eigentlich hatte ich vorgehabt, in den nächsten Jahren auch mal einen Kreuzfahrt-Urlaub ins Auge zu fassen (ich bin ebenfalls ein Nur-ins-Wasser-gucken-Woller), werde diese Entscheidung aber wohl noch ein wenig aufschieben. Bis dahin kann ich den neuen Fitzek einmal mehr nur wieder jedem Thriller-Liebhaber wärmstens empfehlen. Besten Dank für die gute Unterhaltung!

12 von 13 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.