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bolie
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Langscheid

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Insgesamt 945 Bewertungen
Bewertung vom 13.03.2023
Requiem (eBook, ePUB)
Loeser, Karl Alfred

Requiem (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Arthur Eberle, Onkel von Fritz Eberle, gibt Unterricht in Musik. Fritz spielt Cello und überschätzt seine Fähigkeiten enorm. Sein Spiel ist nicht einmal dürftig. Der Ehrgeiz seines Vaters liegt allerdings darin, dass der Filius einmal im städtischen Orchester auftritt. Hier ist Erich Krakau seit Jahren der erste Cellist und das nicht ohne Grund. Er ist ein begnadeter Musiker, der nur einen „Makel“ hat. Er ist Jude. Wie es in den 1930er Jahre halt war, die braune Uniform machte jeden zum Herrn über „Randgruppen“. Eine Union von rechten Genossen, der „Kampfbund für Deutsche Kultur“, wird unter anderem in „Requiem“ näher beschrieben.

Für mich war das Lesen dieses Mal etwas ganz Besonderes. Es ist ein Unterschied, ob ich einer Story folge, die von Dritten erzählt wurde, oder eine Geschichte lese, die tatsächlich vom Autor selbst erlebt wurde. Karl Alfred Loeser schrieb den Roman in den 1930er Jahren und er wurde nie veröffentlicht. Erst 1999 fand die Familie von ihm verfasste Manuskripte. Dazu gehört auch
„Der Fall Krakau“ beziehungsweise „Requiem.

Nein, eine Autobiographie ist der Roman nicht. Viel mehr eine Beschreibung, wie es damals den Menschen jüdischen Glaubens in Deutschland ging. Wie sie angefeindet wurden, wie sie schuldlos im Gefängnis landeten und keinerlei Gesetz oder Recht für sie galt. Das erlebte Loeser hautnah bei seinen Freunden und Bekannten. Er floh schweren Herzens zunächst nach Holland und dann nach“ Brasilien. Aber auch hier musste er wachsam sein. Der Antisemitismus war auch in diesem Land stark vertreten. Es wird vermutet, dass er aus dem Grund seinen Roman nicht veröffentlichen wollte. Er mochte nicht als Jude erkannt werden.

Bereits auf der ersten Seite wurde ich von der Erzählung gefesselt. Die gehobene Sprache und die vielen Bilder, die im Laufe des Lesens in meinem Kopf entstanden, gaben den Ausschlag. Wie sich die Charaktere, hier besonders die Ehefrau von Krakau, im Laufe der Geschichte entwickelten, grandios. Und der Spannungsbogen, der sich nur langsam straffte und bis zur letzten Seite gespannt blieb, ebenfalls bewundernswert. Ganz klare Leseempfehlung und fünf Sterne plus.

Bewertung vom 08.03.2023
Der Teufel von Rom (eBook, ePUB)
Peer, Günther

Der Teufel von Rom (eBook, ePUB)


gut

Vinzenz ist Mönch und lebt in einem Kloster der Dominikaner. Mit sich und der Welt zufrieden hätte er niemals gedacht, dass ein Mensch so böse und ohne Skrupel sein könnte. Bis er den Kardinal Rodrigo Borgia kennenlernt. Da Vinzenz ihm den Gehorsam verweigert und das immer wieder, wird er verhaftet und in einen Kerker unterhalb der Engelsburg gebracht.
„Der Teufel von Rom“ beschreibt das Leben des Widerlings Rodrigo, der am 03. August 1482 zum Papst gewählt wurde und als Alexander VI in die Geschichte einging.

Bevor Vinzenz Mönch wurde, erlebte er bereits Entbehrung, Tod und schwerste Arbeit. Nachdem sein Vater starb und die Not in der Familie immer größer wurde, schickt ihn die Mutter in ein Kloster. Da war er 12 Jahre alt. Der gottesfürchtige Junge verlor nie seine Bescheidenheit und predigte immer wieder gegen die Genusssucht von Lateran und Adel. Die Feinde ließen nicht lange auf sich warten und sein ärgster war dieser Rodrigo Borgia. Sein unerschütterliches Gottvertrauen war es wohl, was ihn so stark machte, dass Vinzenz Borgia die Stirn bieten konnte.

Die Schilderung der Machenschaften des späteren Papstes ließen mich sprachlos und erschüttert zurück. Alles in lebendiger und bildhafter Sprache geschrieben und kurzweilig. Bei der Sprache waren diese Kraftausdrücke, teilweise ins Vulgäre abdriftend, so gar nicht mein Fall. Auch die minutiöse Beschreibung der Geschlechtsakte haben in einem historischen Roman nichts verloren. Das Cover wiederum passt ausgezeichnet zum Genre.

„Mein Leben liegt in der Hand Gottes, nicht in der Macht eines raffgierigen Papstes.“

Bewertung vom 03.03.2023
Zeiten der Auflehnung
Mattioli, Aram

Zeiten der Auflehnung


ausgezeichnet

Es begann etwa zur Zeit des ersten Weltkriegs, als die „First People“ von Amerika und Kanada sich endlich den Mächtigen entgegenstellten. Das geschah nicht immer gewaltlos aber stets zum Wohle der Gemeinschaft. Der Autor Aram Mattioli beschreibt in seinem Buch „Zeiten der Auflehnung“ welche unterschiedliche Maßnahmen die Menschen im Kampf ihrer Identität und Kultur ergriffen. Ob es Tom Bee mit seiner Band XIT oder der erste indigene Autor Charles Eastman war. Alle bekommen von Aram Mattioli eine Stimme.

Unfassbar traurig fand ich die Ungerechtigkeit gegenüber den Crow. Sie lebten mit und von ihren Mustangs. Die mussten ihr Dasein nicht in Ställen fristen, sondern durften als Wildpferde mit ihren Menschen zusammen sein. Bis, ja bis die Amerikaner meinten, dass diese Tiere ihren Schafen und Rindern das Gras wegfressen würden. Und ohne Federlesen wurden die Pferde zum Abschuss freigegeben. Was mag in den Köpfen der First People vorgegangen sein? Tausende Mustangs verloren ihr Leben. Und das einzig durch Arroganz des „weißen Mannes“.

Und dann gab es diese unsäglichen Boarding oder Residential Schools unter „christlicher“ Leitung. Ausschließlich Kinder der Ureinwohner lebten und lernten hier. Sie wurden von den Eltern ferngehalten und ihrer Kultur beraubt. Unglaubliches Leid erfuhren sie in diesen Internaten. Die Folgen sind bis heute spürbar. Aber auch hier konnten Mutige erkämpfen, dass den Betroffenen zumindest ein wenig Hilfe zuteil wird. Das sind zwei Beispiele für die Schilderungen in diesem Buch.

„Zeiten der Auflehnung“ berührte mich sehr. Der Autor schreibt klar und leicht verständlich. Also auch für Menschen ohne Hochschulabschluss und Studium gut nachvollziehbar. Obwohl ich schon einige Werke zum Thema las, erfuhr ich hier viel Neues über die Ureinwohner der USA und Kanada.

Bewertung vom 01.03.2023
Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3 (eBook, ePUB)
Schneider, Anna

Grenzfall - In der Stille des Waldes / Jahn und Krammer ermitteln Bd.3 (eBook, ePUB)


sehr gut

Ein alter Fall, bei dem die Ermittler wohl den Falschen inhaftierten. Ein Tierpräparator, der verschwunden ist und seinen Sohn bei sich hatte. Die Ehefrau des Vermissten, die ebenfalls seit einiger Zeit nicht mehr gesehen wurde. Ereignisse, die sich in unterschiedlichen Städten aber alle nahe an der Grenze zwischen Österreich und Deutschland ereigneten.
„Grenzfall - In der Stille des Waldes“ nimmt den Leser mit in abwechslungsreiche Ermittlungen.

Das war mein erstes Buch dieser Reihe. Auch ohne Vorwissen konnte ich dem Geschehen gut folgen. Nur die persönlichen Angelegenheiten der Hauptfiguren kannte ich nicht und das warf mitunter doch Fragen auf. Die Story ist aus etlichen Begebenheiten zusammengefasst. In kurzen Kapiteln wechseln Orte und Grund der Ermittlung. Auch die Teams treten getrennt voneinander auf. Da war es mitunter nicht einfach zu folgen.

Der Spannungsbogen baut sich langsam auf und durch die nicht vorhersehbaren Wendungen, bleibt er bis zum Schluss erhalten. Das große Finale war mir dann doch ein wenig übertrieben. Gut gefiel mir aber, dass die Autorin klar herausstellte, dass latenter Rassismus selbst vor der Staatsgewalt nicht haltmacht. Wer spannende Unterhaltung mit dramatischen Einflüssen mag, wird den Kriminalroman mögen. Und das sehr schöne Cover verdient es, erwähnt zu werden.

Bewertung vom 26.02.2023
Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1 (eBook, ePUB)
Ryan, Anthony

Der Paria / Der stählerne Bund Bd.1 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Was ist Deckin Scarl für Alwyn? So richtig weiß er es wohl selbst nicht. Aber eins ist gewiss. Alwyn bewundert ihn und würde alles für ihn tun. Als Deckin verraten und kurz darauf ermordet wird, sinnt Alwyn auf Rache. Vorher muss er aber noch etliches Ungemach ertragen. So wird er zur Arbeit in einer Erzmine verdonnert. Einzig die Begegnung mit einer gelehrten Frau ist für ihn vorteilhaft. Sihlda bringt ihm das Lesen und Schreiben bei und das ist so viel mehr wert, als der kärgliche Lohn des Besitzers der Mine. Bei allen Widrigkeiten vergisst er nie, was er seinem Freund und Vorbild Deckin schuldig ist.

Das Genre Fantasy ist eigentlich so gar nicht mein Fall. Da ich aber viel Gutes von dem Buch
„Der Paria“ las, wagte ich mich doch mal wieder an ein von mir nicht gerade bevorzugte Thematik. Und ich bin beeindruckt. Das Buch fesselt. Es beschreibt das Leben von Alwyn, der als „Bastard“ geboren wird. Der Autor lässt ihn in der Ich-Form von seinem Leben erzählen. Es gibt Rückblicke, die sein Leben im Hurenhaus und den Misshandlungen des Zuhälters seiner Mutter beschreiben. Das Kennenlernen der Gemeinschaft von Gesetzlosen und deren Leben im Wald machen aus dem schüchternen Jungen einen wehrhaften Mann.

Alwyn berichtet von Ungerechtigkeit, der Willkür des Adels und der ständigen Gefahr Gesetzloser. Aber auch von Erfolgserlebnissen und dem mal mehr, mal weniger guten Zusammenhalt unter den Geächteten. Die Sprache beeindruckte mich. Auch die Charaktere baute der Autor langsam auf, bis sie mir absolut präsent waren. Die Spannung entwickelte Anthony Ryan langsam und übertrieb dabei nicht. Ja, ich freue mich auf die weiteren Bücher der Reihe, dies ist nämlich der erste Band.

Bewertung vom 23.02.2023
Einsame Nacht / Polizistin Kate Linville Bd.4
Link, Charlotte

Einsame Nacht / Polizistin Kate Linville Bd.4


sehr gut

Alvin Malory, 16 Jahre alt, ist adipös. Abnehmen? Ja, das würde er gerne ist aber gar nicht so leicht. Immer alleine, stopft er aus lauter Langeweile die Mahlzeiten in sich hinein. In der Schule wird er gehänselt und Freunde findet er nicht. Das war 2010 und ist eine Rückblende.

2016 geht es weiter. Anna Carter ist auf dem Heimweg. Doch, was ist das? Ein kleiner, roter Wagen touchiert sie fast. Am Steuer sitzt eine Frau mit langen blonden Haaren. Mehr kann sie nicht erkennen. Es kommt ihr aber so vor, als sei es eine Teilnehmerin bei ihrem Kochkurs für Singles. Rasch möchte sie dem Auto folgen, denn da stimmt etwas nicht. Jedoch macht ihr altes Auto schlapp.

Bis der Leser erfährt, wie diese beiden Handlungsstränge zusammengehören, dauert es. „Einsame Nacht“ ist der vierte Band der Reihe um die Ermittlerin Kate Linville. Gewohnt clever konstruierte Charlotte Link auch diesen Thriller. Viele Wendungen garantieren, dass die Spannung bis zum Schluss bleibt. Und dann, die Überraschung. So gar nicht das, was ich erwartete.

Neben aktuellen Ermittlungen gibt es auch einen Cold Case, der aufzuklären ist. Aber nicht nur die spannende Seite ist für mich wichtig, wenn ich Thriller lese. Sie sollten auch Tiefe haben und damit kann dieses Werk ebenfalls punkten. Mich störte aber dieses Mal dann doch, dass das Buch Längen hat, die meiner Meinung nach nicht nötig wären. Aber eine Leseempfehlung gibt es trotzdem.

2 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2023
Das Gelübde der vergessenen Tochter / Das Bergkloster Bd.1
Schörghofer, Manuela

Das Gelübde der vergessenen Tochter / Das Bergkloster Bd.1


ausgezeichnet

Sie behauptet, ihr Gedächtnis verloren zu haben und nicht zu wissen, woher sie kommt. Auch kann sie nicht sagen, wer ihr die schlimmen Verletzungen antat. Obwohl die Oberin ihre Zweifel an diesen Behauptungen hat, verrät sie ihre Gedanken nicht. Zu schwer waren die Blessuren der jungen Frau, die künftig auf den Namen Laya hören soll. Welches Trauma führte sie ins Kloster und wer wollte ihrem Leben ein Ende setzen?

Manuela Schörghofer ist mir bekannt und aus dem Grund freute ich mich auch auf das Lesen dieses Romans. Und diese Freude wurde nicht getrübt. Auffallend war hier, dass die Autorin sich sehr intensiv mit dem Klosterleben zur damaligen Zeit beschäftigte. Sie recherchierte nicht nur, sie beschrieb die Gegebenheiten so bildhaft, dass ich direkt am Leben im Kloster teilnehmen konnte. Ja, es gab immer wieder Säuglinge, die an den Klostermauern vergraben wurden. Das wurde mir aus erster Hand berichtet und ist keineswegs der Phantasie Frau Schörghofers entsprungen.

Der Spannungsbogen baut sich langsam auf und bleibt gestrafft. Das Finale zeigt einmal mehr, dass die Autorin immer wieder für Überraschungen gut und das Ende keineswegs vorhersehbar ist. Die damaligen Standesdünkel hat sie gut erfasst und für mich ist es kaum nachvollziehbar, wie sehr die „Armen“ unter der Macht des Adels litten. Oft sahen sie tatsächlich keinen anderen Ausweg, als sich in ein Kloster zu begeben. Ich freue mich sehr auf den zweiten Band und hoffe sehr, dass das Schicksal Leylas ein gutes Ende nimmt.

Bewertung vom 21.02.2023
Der Hunger nach Freiheit
Zeiss, Ella

Der Hunger nach Freiheit


sehr gut

Nahtlos geht die Geschichte weiter. Noah ist auf dem Weg ins Ungewisse. Er muss sich für den „Dienst an der Waffe“ ausbilden lassen. Jakobine wartet vergebens auf ihn und ihr Vater spielt den Ahnungslosen. Welche Grausamkeiten muss der junge Mann noch erleben? Hat er nicht schon genug mitgemacht und ein wenig Frieden und Harmonie verdient?

Eigentlich mag ich ja Serien in Buchform gar nicht. Aber bei diesen Werken dauerte es nicht lange, bis der zweite Band erschien. Die Ereignisse des ersten Buches waren noch frisch und ich konnte direkt in das Geschehen eintauchen. Die Autorin schreibt sehr ausführlich, wie es jungen Männern an der Front ging. Kaum Nahrung, Schlamm und Kälte oder gar Gefahr durch Angriffe des Gegners. So war ihr Alltag. Noah hat hier allerdings eine außergewöhnliche Position. Als Deutscher in der Ukraine musste er bereits Ungerechtigkeit hinnehmen. Als Soldat kam es für ihn dann noch schlimmer.

Jakobine wuchs bisher behütet und fern von Repressalien auf. Ihr Vater sorgte dafür, dass niemand sie wegen Herkunft oder Religion stigmatisierte. Als aber die Front immer näher rückte, gab es auch für Jakobine keinen Ausweg mehr. Sie konnte und durfte nicht mehr in ihrem Heimatort bleiben und floh. So sehr wünschte ich den beiden lieben Menschen, dass sie ihre Leben können und endlich zusammen sein dürfen. Aber ob sich das wirklich erfüllt? Das zweite Buch baut auf dem ersten auf und ich rate jedem, dass er zunächst den ersten Band liest.

Bewertung vom 21.02.2023
Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten? (eBook, ePUB)
Weber, Sara

Die Welt geht unter, und ich muss trotzdem arbeiten? (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Menschen, die in „systemrelevanten“ Berufen arbeiten wurden beklatscht. Homeoffice und Zoom hatten Hochkonjunktur und Kinder durften nicht zur Schule. Das waren nur einige Beispiele für Vorschriften zu Beginn der Zeit mit COVID-19. Aber nicht nur die Pandemie ist ein Thema in dem Buch „Die Welt geht unter und ich muss trotzdem arbeiten“. Arbeitsbelastung und dadurch resultierende Erkrankungen, wie zum Beispiel Burnout, ebenfalls. Was macht der Dauerstress mit uns und müssen wir wirklich immer alles geben, um anerkannt zu werden?

Die Autorin ist Journalistin und das fällt beim Lesen sofort auf. Klar strukturierte und abwechslungsreiche Sprache machen hier den feinen Unterschied. Frau Weber beleuchtet ihr eigenes Arbeitsleben und was der Dauerstress mit ihr machte. Sie schaut in dem Buch häufig in die USA, wo der Begriff „Great Resignation“ bei vielen schon angekommen ist.

Aber nicht nur die Überforderung von Arbeitnehmern legt Frau Weber dar. Auch das Problem der offenen Stellen. Warum werden diese nicht besetzt? Warum gibt es kaum noch Berufskraftfahrer, Krankenpfleger und Lehrer, die sich für die Allgemeinheit hingeben? Ja, es stehen gerade in diesen Branchen mehr offene als besetzte Stellen zur Verfügung. Viele Betriebe setzen daher auf die „Alten“. Nicht nur der Staat möchte den Menschen im Rentenalter das Weiterarbeiten schmackhaft machen.

Dieses Sachbuch zeigt sehr deutlich, welche Probleme der Arbeitsmarkt in Deutschland hat. Und das obwohl, die Autorin oft den Blick in die USA lenkte. Neben den fundierten Ausführungen zum Thema Arbeit gibt Frau Weber am Ende des Buches eine Aufzählung für weiterführender Literatur. Ein wertvolles Sachbuch nicht nur für Arbeitnehmer.

Bewertung vom 19.02.2023
Als Großmutter im Regen tanzte (eBook, ePUB)
Teige, Trude

Als Großmutter im Regen tanzte (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Juni erbt das Haus ihrer Großmutter. Es liegt auf einer norwegischen Insel, die nur wenig besiedelt ist. Als ihr Mann mal wieder die Hand gegen sie erhebt, flieht sie vor ihm in dieses Haus. Ihre Mutter Lilla starb vor wenigen Wochen und sowohl sie als auch Großmutter Tekla trugen schwer an Geschehnissen aus der Vergangenheit. Als Juni sich damit beschäftigt merkt sie rasch, dass auch ihr Verhalten eng mit jenem von Tekla und Lilla verknüpft ist. Sie begibt sich auf eine Reise in die Vergangenheit.

Der zweite Weltkrieg war grausam und hat die Wertschätzung gegenüber Deutschen beeinflusst. Die war nämlich nicht mehr vorhanden. Junge Frauen, die sich in einen deutschen Soldaten verliebten, wurden als „Deutschenhure“ bezeichnet und selbst von der Familie gemieden. Das war auch in Norwegen der Fall und dieses Kapitel deutscher Geschichte greift die Autorin Trude Teige in
„Als Großmutter im Regen tanzte“ auf. Es dauerte eine Weile, bis ich in das Buch eintauchen konnte. Aber es nahm dann doch noch Fahrt auf und je länger ich las, desto erschütterter war ich. Denn, auch wenn es kein Tatsachenbericht ist, die Ereignisse sind mit Sicherheit nicht an den Haaren herbeigezogen.

Der Massenselbstmord von Demmin zum Beispiel ist Fakt und das Ereignis wurde dokumentiert. Wie schrecklich muss ein Erlebnis sein, wenn als Ausweg danach nur noch der Tod gesehen wird? Anschaulich berichtet die Autorin von den Qualen der Frauen. Aber auch den Bogen zum Leben Junis spannt sie sehr gekonnt. Zeigt er doch eindeutig, wie sich Traumata der Eltern und Großeltern auf das Leben ihrer Nachkommen auswirken. Es gibt so viele Gräueltaten während und nach dem Krieg, die niemals in Vergessenheit geraten dürfen. Und ich danke jedem Autor, der sich auf Recherchereise begibt und alle Erkenntnisse in Buchform veröffentlicht. Klare Leseempfehlung von mir.