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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Sabine
Wohnort: 
Köln
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Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 410 Bewertungen
Bewertung vom 11.10.2013
Das Lied des Regenpfeifers
McKinley, Tamara

Das Lied des Regenpfeifers


sehr gut

Nach dem Tod ihrer Mutter findet die junge Olivia Briefe, die ihr keine Ruhe mehr lassen und deren Geheimnis sie auflösen will. Geboren und aufgewachsen in Australien macht sie sich in Begleitung ihres besten Freundes Giles auf die Reise. Zunächst überwältigt vom Land und alten Erinnerungen, lernt Olivia bald Menschen kennen, die ihr helfen können, das Geheimnis zu lösen. Doch die Wahrheit kann auch sehr schmerzhaft sein.
Ich bin positiv überrascht von diesem Buch, denn ich hätte nicht gedacht, dass ich so gefangen werden kann von dieser Geschichte. Das liegt sicherlich zum einen an dem sehr gut lesbaren und eher einfachen Schreibstil, zum anderen aber an den tollen Beschreibungen der Landschaft Australien, der Flora und Fauna. Dadurch war es ein Leichtes, sich alles vorzustellen, fast die Hitze zu spüren und die Geräusche zu hören. Dass das Buch in zwei Zeitebenen spielt, hat es für mich noch interessanter gemacht, denn ich liebe solche „Familiengeheimnisbücher“.
Die Charaktere waren gut herausgearbeitet, vielleicht ein bisschen zu sehr „nur gut“ oder „nur böse“ – aber dies konnte ich gut verschmerzen. Gerade die Protagonistin Olivia macht eine gute Entwicklung durch von der zunächst eher kühlen und distanzierten englischen Lady zur liebevollen und einfühlsamen Freundin. Aber auch Maggie, Sam und Giles sind wirklich sympathsiche Charaktere, die ich rasch ins Herz geschlossen habe.
Einzig nicht so gut gefallen haben mir die raschen Perspektivwechsel und zum Teil auch Zeitsprünge zwischen den einzelnen Abschnitten auch innerhalb der Kapitel. Manchmal fand ich das eher verwirrend als das es zur Spannung beigetragen hat.
Insgesamt fand ich das Buch aber sehr gelungen, die Geschichte interessant und vor allem die Beschreibungen des Landes einfach nur toll. Ich habe mich beim Lesen sehr wohlgefühlt und würde das Buch jedem empfehlen, der Bücher mit Familiengeheimnissen mag.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.10.2013
Eine wie Alaska
Green, John

Eine wie Alaska


gut

Der 16jährige Miles war bisher eher Einzelgänger, doch seit er das Internat „Culver Creek“ besucht, hat sich dies geändert. Sein Zimmernachbar Colonel gibt ihm kurzerhand den Spitznamen Pudge und führt ihn in seinen Freundeskreis ein. Dadurch lernt er Alaska kennen, in die er sich sofort verliebt. Doch dieses ungewöhnliche Mädchen ist nicht nur cool und verrückt, nein – sie hat auch eine verletzliche Seite…
Zunächst scheint dieser Roman wie eine alltägliche Internatsgeschichte, und dennoch unterscheidet sie sich von anderen thematisch ähnlichen Büchern. Dies liegt sicherlich an dem einzigartigen Schreibstil von John Green, der modern und dennoch poetisch ist und dabei gut lesbar bleibt. Unbedingt würde ich daher das englischsprachige Original empfehlen, die deutsche Übersetzung kann leider den Zauber nicht immer gut rüberbringen. Außerdem machen die Kapitelüberschriften neugierig, denn es gibt ein „Vorher“ und ein „Nachher“ und als Leser ahnt man schon früh, dass etwas Erschütterndes passieren wird.
Die erste Hälfte des Buches beschäftigt sich vor allem mit dem Internatsleben und man lernt die Protagonisten kennen. So richtig warm bin ich mit ihnen leider nicht geworden, irgendwie empfinde ich sie als klischeehaft und im Verhalten wie typische Jugendliche. Es geht vorwiegend ums Rauchen, Trinken und Streiche-spielen und gerade diese Passagen fand ich eher langatmig. Die zweite Hälfte des Buches erinnert ein bisschen an Ermittlungsarbeit in einem Krimi, auch wenn eine passende Lösung letztlich ausbleibt und nicht gefunden wird. Die Miles, Colonel und Takumi verändern sich in diesem Teil, sie sind auf der Suche nach Lösungen und finden dabei mehr zu sich selbst.
Vielleicht hatte ich einfach falsche Erwartungen an das Buch, doch die Geschichte konnte mich leider nicht wirklich überzeugen. Der tolle Schreibstil jedoch von John Green hat mich gefangen, deshalb wird es sicherlich nicht der letzte Roman gewesen sein, den ich von ihm gelesen habe.

8 von 9 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.10.2013
Odette Toulemonde und andere Geschichten
Schmitt, Eric-Emmanuel

Odette Toulemonde und andere Geschichten


gut

Auf diesem Hörbuch sind leider nur 4 der im Buch abgedruckten 8 Kurzgeschichten enthalten. Leider sind sie auch im Hörbuch-Inlet nicht aufgelistet, daher hole ich das hier nach:

1. Odette Toulemonde (die bekannteste Erzählung von allen, das wohl auch durch den gleichnamigen Film)
2. Die barfüßige Prinzessin
3. Ein schöner Regentag
4. Das schönste Buch der Welt

Ich bin wirklich ein großer Fan der Bücher von Eric-Emmanuel Schmitt, doch diese Kurzgeschichten konnten mich nicht überzeugen. Ich wollte sie mögen, es ging aber leider nicht. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass ich eigentlich fast immer Probleme mit Kurzgeschichten und Erzählungen habe, irgendwie kann ich da nicht richtig ein- und abtauchen. Denn kaum bin ich in der Geschichte angekommen, ist sie auch schon wieder vorbei.
Letztlich handeln alle 4 Geschichten von Frauen auf der Suche nach ihrem persönlichen Glück. Bekannt ist sicherlich Odette Toulemonde, schon allein durch den gleichnamigen Film, bei dem der Autor selbst Regie führte. Besser gefallen hat mir eigentlich die Novelle „Ein schöner Regentag“, diese Geschichte hat mir etwas vermittelt und konnte mich überzeugen. Die Protagonistin lernt etwas Wesentliches in ihrem Leben, dass das Glück oft in den kleinen Dingen liegt und man manchmal auch einfach seine Sicht ändern muss, um Schönes zu entdecken.
Die anderen Geschichten sind leider an mir vorbeigezogen. Jetzt – eine Woche nach Hören des Hörbuches – sind sie mir kaum noch in Erinnerung, und das ist aus meiner Sicht kein gutes Zeichen.
Vielleicht liegt es aber auch dem Sprecher Maximilian Brückner, der mich mit seiner Intonation und Interpretation der Geschichten nicht überzeugen konnte. Es klingt eher langweilig und ohne Emotion vorgetragen. Dabei ist der Stil von Eric-Emmanuel Schmitt deutlich zu erkennen. Sehr Schreibstil ist einfach und gut lesbar/hörbar. Er schafft es, durch seine Art Atmosphäre zu schaffen. Nur in diesem Hörbuch wollte es einfach nicht gelingen. Schade.

Bewertung vom 29.09.2013
Zwischen uns das Meer
Hannah, Kristin

Zwischen uns das Meer


ausgezeichnet

Jolene lebt mit ihrem Mann Michael und ihren beiden Kindern Betsy und Lulu in einem kleinen Vorort von Seattle. Sie scheinen eine kleine, glückliche Familie zu sein. Doch Michael entfernt sich zunehmend von seiner Frau und verbringt mehr Zeit in seiner Anwaltskanzlei als zu Hause. Im Streit sagt Michael dann, dass er Jolene nicht mehr liebe. Das nagt an Jolene, und zu allem Überfluss wird sie zeitgleich als Hubschrauberpilotin in den Irakkrieg eingezogen.
Während Jolene an der Kriegsfront kämpft, versucht Michael seine beiden Kinder und seine Arbeit zu bewältigen, dabei stößt er rasch an seine Grenzen. Erst jetzt merkt er, wie sehr er seine Frau noch liebt und schätzt. Als sie dann nach einem Hubschrauberabsturz verletzt aus dem Krieg heimkehrt, versucht er alles, sie zurückzugewinnen. Doch mittlerweile hat sich auch Jolene sehr verändert.
Ein sehr berührendes und ergreifendes Buch, in dem es nicht nur um Liebe, Freundschaft und Familie geht, sondern das auch die Schattenseiten des Krieges und seine Auswirkungen auf Betroffene zeigt.
Ich hatte mich auf einen netten Liebesroman eingestellt, Cover, Titel und Klappentext haben mich das so empfinden lassen. Doch davon ist dieses Buch weit entfernt. Mit ihrem flüssigen und leicht zu lesenden Schreibstil hat mich die Autorin rasch gefangen. Sowohl die Charaktere als die Ortschaften waren so treffend beschrieben, dass ich stets die Szenarien vor Auge hatte.
Jolene ist mir zwar nicht immer sympathisch, denn nicht immer kann ich sie und ihre Handlungsweisen verstehen. Doch sie ist authentisch und ehrlich. Ihr Kampf, Schwäche zuzugeben, wo sie doch genau das ein Leben lang vermieden hat, ist beeindruckend beschrieben. Auch Michael macht im Roman eine beachtliche Veränderung durch. Er erkannt erst sehr spät seine wahren Gefühle und muss wirklich hart um seine Frau und Familie kämpfen.
Berührt haben mich wirklich die Ereignisse im Krieg, hier hat Kristin Hannah alles so eindrücklich und ungeschönt berichtet, dass es mir wirklich unter die Haut gegangen ist. Dass Jolene überlebt, ist das eine, doch das andere sind die Folgen, die sie zu tragen hat und die Probleme, auf die die Soldaten und natürlich auch die Protagonistin in einem solchem Fall nicht vorbereitet werden. Und auch die Familie, Freunde und Bekannte haben unter den Folgen eines Krieges zu leiden – das ist mir durch diese Geschichte noch mal sehr klar geworden.
Dieses Buch hat mich wirklich gefesselt und emotional berührt, von leichter Kost kann hier nicht die Rede sein. Es geht um Freundschaft und Familie, die Auswirkungen eines Krieges und die Chancen der Verarbeitung, vor allem aber um die Kraft der Liebe – von meiner Seite eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 29.09.2013
Magie
Canavan, Trudi

Magie


weniger gut

Da dieses Buch als – in sich abgeschlossener – Vorgänger der Trilogie „Die Gilde der schwarzen Magier“ gilt, dachte ich, ich stimme mich schon mal auf die Reihe ein.
In diesem Buch geht es um junge Tessia, die bei ihren Eltern in Kyralia lebt und wie der Vater, die Kunst des Heilens ausüben möchte. Daher begleitet sie ihn regelmäßig bei seinen Besuchen. Doch ein Zufall bringt hervor, dass sie die seltene Gabe der Magie besitzt, und Tessia wird daher zur Ausbildung zu Lord Dakon geschickt. So richtig gefallen will ihr das nicht, denn immer noch sieht sie sich als Heilerin. Doch noch bevor die Ausbildung richtig beginnt, entbrennt ein Krieg zwischen den alten Völkern Kyralia und Sachaka. Hier nun kann sie beweisen, dass Magie und Heilkunst miteinander vereinbar sind.
Mir hat dieses Hörbuch leider nicht so gut gefallen, was aber eher nicht an der Sprecherin Martina Rester gelegen hat, sondern an dem Inhalt. Ich hatte mir leider etwas ganz anderes vorgestellt, hatte gedacht, dass insbesondere die Ausbildung von Tessia als Magierin und Heilerin den größten Teil des Buches in Anspruch nimmt. Doch leider ist dem nicht so. Den Anfang fand ich noch ganz interessant, als Tessia ihren Vater begleitet. Und auch als ihre Magie entdeckt wird und sie ihre ersten „Lerneinheiten“ erhält, war ich noch ganz angetan von dem Hörbuch. Doch schon bald bricht der Krieg aus und ab da war das Hörbuch für mich nur noch langatmig. Denn es wird immer wieder nur über strategische Dinge diskutiert, wer wen nicht oder gerade wohl angreifen soll. Tessia wird von der Protagonistin zur Nebenfigur, andere Personen tauchen auf, die mich aber nicht wirklich interessierten.
So hat sich dieses Hörbuch für mich leider sehr gezogen, gerade die Diskussionen um die Kämpfe waren uninteressant. Einzig die eher kleinen Passagen, die von Tessia, ihrer Magie und der Heilkunst handelten, haben mich angesprochen, so dass ich leider unterm Strich das Hörbuch nicht empfehlen würde. Mir stellt sich jetzt nur die Frage, ob ich der „Gilde der schwarzen Magier“ noch eine Chance geben soll – ich denke schon, nur nicht in baldiger Zukunft.

Bewertung vom 23.09.2013
Der glücklose Therapeut
Shpancer, Noam

Der glücklose Therapeut


sehr gut

David Winter ist Psychologe, und er versucht Menschen, die in eine Sackgasse geraten sind, zu helfen. Als sich der depressive Versicherungsangestellte Barry Long bei ihm vorstellt, ist er zunächst stolz auf diesen außergewöhnlichen Patienten, stellt jedoch schon bald fest, dass ihn die Situation völlig überfordert. Als dann auch noch seine Familie auseinanderbricht, macht er einen folgeschweren Fehler.
Ein gelungener Einblick in den Alltag eines Psychologen – mit all seiner Routine aber auch seinen Fallstricken. Und wenn man eines direkt merkt – auch Psychologen sind Menschen und können sich selbst anscheinend am wenigsten helfen!
Der Psychologe und Ich-Erzähler David Winter ist mir sehr sympathisch, denn er wirkt nicht wie ein allwissender Behandler, sondern vielmehr sehr menschlich mit Ecken und Kanten. Manchmal scheint er menschenscheu zu sein, oft wirkt er ein wenig tollpatschig im Umgang mit seinen Mitmenschen. Doch eines ist wirklich glaubhaft – seine beständige Liebe zu seiner Frau Alex. Seine Patienten sind für ihn eher Mittel zum Zweck, halt sein Beruf, aber nicht seine Berufung. Doch nicht nur der depressive Versicherungsangestellte Barry fordert ihn zu neuem Handeln heraus, auch seine zerbrechende Familie. Während er sich zunächst beruflich und privat in Sicherheit wähnt, muss er im Lauf der Geschichte lernen, mit seinen bröckelnden Gewissheiten umzugehen. Seine Entwicklung, sein Kampf und der stetige Zweifel sind wirklich gut dargestellt und waren für mich gut nachvollziehbar. Sicherlich spielen hier auch die anderen Charaktere eine große Rolle, die allesamt sehr gut herausgearbeitet sind und nicht nur gut oder böse sind, sondern viele Facetten aufweisen. Durch Dialoge, die zum Teil durch Witz und Charme brillieren, aber auch dem Psychologie-Interessierten laienhaftes Wissen vermitteln, lernt man den Chef John Savoia und den Mentor Dr. Helprin kennen. Die Gespräche bieten oft einen tollen Schlagabtausch und zeigen einen feinsinnigen Humor, der mich oft schmunzeln ließ.
Überhaupt lässt sich das Buch gut und flüssig lesen, der Schreibstil ist zwar eigen, aber schon nach wenigen Seiten habe ich mich einlesen können. Gefallen hat mir auch die zum Teil sehr ironisch und sarkastische Sichtweise des Ich-Erzählers, die dem Roman eine ganz besondere Note gibt. Es ist kein spannendes Buch, in dem Abenteuer und Action im Vordergrund stehen, vielmehr ein leises und stilles Buch, das mich manchmal hat innehalten lassen und zum Nachdenken angeregt hat.
Dem Psychologie-interessierten Leser, der bereit ist, sich auf einen eher ruhigen Roman einzulassen, dem kann ich dieses Buch nur empfehlen. Gerade der sympathische Protagonist und die interessanten Dialoge haben mir sehr gefallen – ich gebe dem Buch 4 Sterne.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2013
Die irgendwie richtige Richtung
Lewis-Kraus, Gideon

Die irgendwie richtige Richtung


weniger gut

Gideon ist mit seinem Freund Tom am 10. Juni verabredet. So richtig weiß er gar nicht mehr, was sie da tun wollten, denn der Termin entstand in einer durchzechten Nacht. Doch Tom weiß die Lösung – sie wollen pilgern, nach Santiago di Compostella. Warum? So richtig weiß er auch das nicht. Es ist eine anstrengende Reise mit interessanten Bekanntschaften und vielen Schmerzen, doch seinen inneren Frieden findet er nicht. Drum macht er sich auf eine weitere Reise – zunächst nach Japan zu den 88 Tempeln auf Shikoku, und in die Ukraine nach Uman, um einer chassidischen Tradition zu folgen.
Leider hat mir dieses Buch gar nicht gefallen, vielleicht waren aber auch meine Erwartungen einfach falsch. Schon die ersten 50 Seiten haben mich eher abgeschreckt als das sie mich für die Geschichte gewinnen konnten. Hier erzählt Gideon von seiner Zeit vor der Pilgerreise, als er planlos und ohne Ziel in Berlin sein Leben fristet. Schon hier ist der Schreibstil anstrengend mit langen und verschachtelten Sätzen und Gedankengängen, die für mich einfach nicht nachvollziehbar sind. Vielleicht hätte ich es mir schon denken können, dass der Ich-Erzähler und meine Person andere Vorstellungen von einer Pilgerreise haben, denn die Idee der Fahrt entstand in einer durchzechten Nacht mit seinem Freund Tom und schien mir eher wie aus einer Bierlaune heraus entstanden zu sein als denn als Reise mit wirklichem Hintergrund.
Doch mit Beginn des Pilgerns wurde es zunächst angenehmer zu lesen. Zunächst geht es durch Spanien, man lernt verschiedene Mit-Pilger kennen, aber auch einiges von der Landschaft, Rivalität zwischen den Freunden und vor allem schmerzende Füße. Auch bei der zweiten Pilgerreise, Gideon ist nun in Japan und geht den größten Teil der Strecke alleine, passiert nicht wirklich mehr. Es ist eher ein Wettkampf mit den Kilometern, wie viele am Tag zu schaffen sind. Es sind weniger Menschen unterwegs, das Wetter ist deutlich schlechter, und Gideon hadert mit seiner Entscheidung. Einzig die Beziehung zu seinem Vater beschäftigt ihn während seiner Wanderung, insbesondere auch, weil sein Großvater Max – ein wirklich toller Mann und einer der wenigen mir sympathischen Charaktere im ganzen Buch – ihn zu Beginn in Japan begleitet. Doch es bedarf einer weiteren Wallfahrt, diesmal nach Uman in der Ukraine in Begleitung des Vaters und des Bruders, um eine Annäherung an seinen Vater zu erreichen und sich mit ihm auszusöhnen.
Der letzte Teil war dann wieder sehr anstrengend zu lesen, nicht nur des vertrackten Schreibstils wegen, sondern auch wegen der vielen zum Teil philosophischen Gedankengänge und die immer wieder eingestreuten Fachwörter und Zitate anderer Autoren. Gefallen hat mir das nicht und unterhalten hat es mich leider noch viel weniger.
Ich war froh, als ich das Buch endlich beendet hatte und bin wirklich enttäuscht, denn meine Erwartungen an die Geschichte haben sich leider nicht erfüllt – ich hoffe nur, dass der Autor durch seine Pilgertouren etwas für sich selbst erreichen konnte. Ich als Leser bin froh, dass das Pilgerbuch nun zu Ende ist.

1 von 2 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.09.2013
Die Piratenkönigin
Norman, Diana

Die Piratenkönigin


gut

Ich hatte mich sehr auf dieses Buch gefreut, da ich doch historische Romane gerne lese und der Klappentext mich sehr angesprochen hat. Als ich dann noch erfuhr, dass Diana Norman auch unter dem Namen Ariana Franklin schreibt (von der ich mit Begeisterung ein Hörbuch gehört hatte), war meine Freude umso größer.
Die ersten Seiten waren auch wirklich toll. Die Flucht der kleinen Barbary aus dem Gefängnisturm, das hat mir gefallen. Doch dann wurde es sehr unübersichtlich, als die Königin ins Spiel kam und mit ihr sehr viele neue Personen. Da fiel mir zum ersten Mal der umständliche Schreibstil auf mit langen und vielfach verschachtelten Sätzen. Doch leider wurde es nicht wirklich besser. Zwar fand ich die Geschichte an sich immer noch interessant und spannend, aber die Erzählweise war langatmig und hölzern, oft verlaufen sich die Beschreibungen in kleinsten, für den Verlauf der Geschichte wirklich unwichtigen Details. Manche Perspektivwechsel waren für mich eher verwirrend als das sie der Spannung dienten, die Kapitel lang mit weitschweifigen Beschreibungen.
Aber nicht alles war schlecht, die Autorin hat einen sehr eigenen Humor, der mich immer wieder hat schmunzeln lassen. Auch die Charaktere sind gut gezeichnet, gerade die Veränderungen der Protagonistin Barbary, ihre Entwicklung ist (zumindest bis Seite 413) klar zu sehen. Sie ist eine tapfere Frau, die mutig ihre Meinung vertritt mit einem festen Ziel vor Augen. Viele Menschen laufen ihr über den Weg, manche begleiten sie ein längeres Stück. Wer aber immer wieder auftaucht, ist der Gehörnte Dick, der mir durch seine treue und liebevolle Art sehr ans Herz gewachsen ist. Doch ihn muss man erst kennenlernen, zunächst wirkt er eher wie ein Rüpel, der sich durchs Leben schlägt.
Doch an dem für mich nicht angenehm zu lesenden Schreibstil bin ich dann doch gescheitert. Auf Seite 413 habe ich aufgeben, ich konnte mich einfach nicht daran gewöhnen. Gerne hätte ich gewusst, wie es mit Barbary weitergeht, doch leider hat mir das Lesen keine Freude gemacht und hat mich eher gequält. Schade – denn gerade auf dieses Buch hatte ich mich sehr gefreut.

Bewertung vom 22.09.2013
Der grüne See
Binchy, Maeve

Der grüne See


sehr gut

Kit McMahon lebt behütet im Kreis ihrer Familie in einem kleinen Dorf in Irland namens Lough Glass. Doch eines Tages verschwindet ihre Mutter Helen, die sich leider nie in die Ortsgemeinschaft einfinden konnte und als Außenseiterin galt. Sie ging immer schon gerne am See spazieren und galt als grübelnde und in sich gekehrte Frau. Alle glauben, sie habe sich selbst das Leben genommen, und als Kit auch noch einen Brief von ihrer Mutter an ihren Vater findet, scheint diese Vermutung bestätigt. Doch Kit will nicht, dass ihre Mutter als Selbstmörderin gilt und vernichtet daher ungelesen den Brief. Es braucht Zeit, bis die Familie ihre Trauer überwindet, doch Jahre später erreicht Kit ein Brief: von einer guten Freundin ihrer verstorbenen Mutter.
Mich hat diese opulente Familiensaga sehr gefesselt! Mittelpunkt der Geschichte sind Kit und ihre Mutter Helen und man begleitet beide über einen Zeitraum von etwa 15 Jahren. Dabei lernt man nicht nur die beiden Protagonisten kennen, sondern die ganze Dorfgemeinschaft, ihren Alltag, ihre Freuden, aber auch Probleme. Durch die ausführlichen Beschreibungen konnte ich mir nicht nur Lough Glass und die Landschaft gut vorstellen, sondern durch die fantastischen Charakterisierungen auch die einzelnen Bewohner. Manchmal hatte ich das Gefühl, mitten unter ihnen zu leben – so vertraut waren mir die einzelnen Figuren.
Vor allem aber die Frauen sind wirklich gut gezeichnet. Kit wirkt zunächst wie ein eher altkluges und immer gutes Kind, doch ihre Entwicklung zu einer tatkräftigen und selbstbewussten Frau hat mir sehr gut gefallen.
Helen scheint zwei Seelen in ihrer Brust zu tragen, manchmal wirkt sie wie eine introvertierte und grübelnde Seele, die irgendwie immer verloren erscheint, manchmal aber auch ist sie eine selbstbewusste und ehrgeizige Frau, die für andere kämpft und sich für sie einsetzt.
Meine heimliche Heldin ist jedoch Schwester Madeleine – ihre ruhige Art, stets ein offenes Ohr, umsichtig mit ihren Ratschlägen und auf ihre Art ein selbstbewusstes Leben zu führen – das hat mir sehr gefallen.
Der Schreibstil ist wirklich angenehm zu lesen, auch wenn er manchmal etwas behäbig und altmodisch wirkt. Aber er fesselt und lässt mich völlig in die Geschichte eintauchen. Doch es geht hier nicht nur um die Beziehung zwischen Mutter und Tochter, ganz nebenbei lernt man auch noch einiges über die Nachkriegszeit, das Leben in den 50er Jahren, die langsame Änderung der klassischen Rollenverteilung und die verschiedenen Lebensweisen im Dorf und in der Stadt.
Mir hat das Buch gefallen und über die wenigen Längen konnte ich gut hinwegsehen. Doch man sollte Familiensagas mögen, wenn man sich auf dieses Buch einlassen will – aber dann wird man auch mit einer tollen und intensiven Geschichte über zwei starke Frauen belohnt!