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Benutzername: 
Pharo72
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Zittau
Über mich: 
Büchersüchtige, introvertierte Leseratte!

Bewertungen

Insgesamt 479 Bewertungen
Bewertung vom 26.10.2014
Eigentlich Liebe
Sonntag, Anne

Eigentlich Liebe


ausgezeichnet

Die drei Freundinnen Vero, Hanna und Clara sind auf die Hochzeit ihres ehemaligen WG-Mitbewohners Hannes eingeladen. Dabei ist zumindest Clara momentan gar nicht danach, da sie gerade von ihrem Freund verlassen wurde. Auch in Veros Beziehung kriselt es und sie lässt sich auf einen Internetflirt ein, während Hanna in Gedanken permanent bei ihrem attraktiven, aber verheirateten Nachbarn weilt. Die Hochzeit wird dennoch aufgesucht, für alle drei mit völlig unerwarteten Folgen.

Meine Meinung:

Schon lange habe ich mich auf das auf der LLC bereits im Mai so nett angekündigte erste Piperlein von Anne (Freytag) Sonntag gefreut. Meine recht hohen Erwartungen, nachdem ich den Schreibstil der Autorin als Ally Taylor bereits kennenlernen durfte, wurden sogar noch übertroffen.

Auch wenn Kollege Zufall seine Finger ausgiebig im Spiel hat, so ist es doch ein Roman und in dieser Eigenschaft Unterhaltung auf bestem Niveau. Die drei Freundinnen sind unterschiedlicher, wie sie kaum sein könnten und bilden dennoch ein unzerbrechliches Dreiergestirn. Immer abwechselnd aus Sicht von einer der Frauen beschrieben, dringt der Leser in die intimsten und verzweifeltsten Gedanken derjenigen Person vor. Das ist mitunter irrsinnig witzig – Anne Sonntag hat einen begnadeten und vor allem intelligenten Humor, aber oft auch zu Tränen rührend. Die Autorin hat einige so wunderbare Sätze auf das Papier fließen lassen, dass ich sie mir am liebsten als Wandtattoo über die Couch hängen würde.

Besonders ergriffen hat mich die „Herzblatt“-Szene. Überhaupt sind viele Situationen dermaßen aus dem Leben gegriffen, dass sie dazu anregen, sich selbst zu hinterfragen. Man fiebert mit jeder der Protagonistinnen auf ihrem Weg zur großen Liebe unheimlich mit und es gibt dabei durchaus auch überraschende Wendungen. Eine Sache bezüglich Hanna und ihrem Nachbarn war mir nicht ganz schlüssig, worauf ich aber nicht näher eingehen kann, ohne zu spoilern. Dies schmälert jedoch den großartigen Gesamteindruck, den der Roman bei mir hinterlassen hat, in keinster Weise.

Ich kann somit allen Lesern von Liebesromanen, die eine perfekte Mischung aus Humor, Gefühl, Erotik und jede Menge Herz bevorzugen, das Buch nur wärmstens ans Herz legen.

Bewertung vom 18.10.2014
Ohne Gnade / Crossroads Bd.1
Raven, Michelle

Ohne Gnade / Crossroads Bd.1


ausgezeichnet

Der Ex-Marine Warren Harper möchte Versäumtes nachholen und endlich seiner siebenjährigen Tochter Emma wieder nähergekommen, weshalb er sie, sehr zum Missfallen seiner Ex-Frau, zu einem Campingausflug in den Olympic National Park mitnimmt. Sein größter Albtraum nimmt Gestalt an, als sie plötzlich nachts aus ihrem Zelt verschwindet. Was er nicht weiß, die Polizei vor Ort sowie das FBI sind genau im selben Gebiet auf der Jagd nach zwei entflohenen Sträflingen, weshalb sie ihm auch keine Unterstützung bei der Suche nach seiner Tochter geben können.

Rettung in der Not bietet die Hundeführerin Angel Burns, die sich umgehend mit ihm und ihrem Suchhund Moonlight auf Emmas Spur begibt. Bei der entbehrungsreichen Hatz durch den Regenwald kommen sich beide näher, als sie sich hätten vorstellen können, doch Hauptziel bleibt Emmas Befreiung, die sich, wie sich bald herausstellt, längst in den Händen der Verbrecher befindet ...

Meine Meinung:

Ich kenne ja Michelle Raven vorrangig als Romantic Suspense-Autorin und mit diesem Thriller hat sie mich einmal mehr vollends überzeugt. In Anbetracht der Umstände ist der Romantik-Faktor hier ein wenig kleiner, was mir als Thriller-Fan jedoch sehr entgegenkommt. Nicht, dass das Prickeln zwischen Warren und Angel nicht auch toll wäre ...

Die Perspektiven wechseln ständig zwischen den entflohenen Gefangenen, den Beamten vom FBI sowie dem Suchteam um Warren, Angel und Moonlight. Daraus ergibt sich eine Spannung, die dem Leser kaum Atempausen lässt und vor allem von der ersten bis zur letzten Seite konstant bleibt. Dabei fliegen die fast 500 Seiten nur so dahin.

Sehr anschaulich beschreibt die Autorin das Setting, sodass man meint, den Tücken der Natur selbst ausgesetzt zu sein. Besonders gelungen ist aber die Charakterzeichnung der Figuren. Angel hat einen faszinierenden Job und ihre Liebe zu ihrem Tier ist rührend. Aber auch Warren verliert trotz der Anziehung, die er gegenüber Angel empfindet, sein wahres Ziel, die Rettung seiner Tochter, nie aus den Augen und überwindet dabei jede noch so große Hürde.

Bei einigen Nebenfiguren wird gerade so viel angedeutet, dass der Leser neugierig auf die Fortsetzung der Reihe wird. Besonders prädestiniert für einen zweiten Teil wären die junge Agentin Valerie Hayes und der unschuldig verurteilte Damon Thomas. Ich bin gespannt, ob sich meine Hoffnung dahingehend erfüllt. Natürlich freue ich mich aber auch bereits auf Agent Lynchs Geschichte.

„Crossroads – Ohne Gnade“ ist ein Pageturner, der nichts zu wünschen übrig lässt. Beste Unterhaltung mit jeder Menge Spannung, der richtigen Portion Emotionen und einem abenteuerlichen Schauplatz. Für meinen Geschmack kann es nicht schnell genug weitergehen.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 13.10.2014
Und dann kam Billy
Booth, Louise

Und dann kam Billy


sehr gut

Nach einer äußerst schweren Geburt wird Louise Booth nicht etwa mit einem gesunden Jungen belohnt, sondern einem Kind, das permanent schreit. Ihre Umwelt zeigt kein Verständnis, doch Louise, am Ende ihrer Kräfte, verfällt in eine postnatale Depression. Endlich, nach ca. 1,5 Jahren, kommt die erlösende wie erschütternde Diagnose. Fraser ist kein normales Kind, er leidet an Autismus, einhergehend mit einer schlimmen Muskelschwäche. Das Leben mit ihm ist ein Auf und Ab und erst der Tag, an dem Louise sich entscheidet, ihrem Sohn mit dem Kater Billy einen Freund fürs Leben an die Seite zu stellen, bringt die entscheidende Wende.

Meine Meinung:

„Die Geschichte einer wunderbaren Freundschaft“ erzählt Louise Booth in diesem sehr persönlichen Sachbuch über ihren autistischen Sohn Fraser und seinen Kater Billy. Mal rückblickend in die Zeit seiner Geburt, über das Eintreffen Billys und seinen Einfluss auf den Jungen bis hin zum Schuleintritt, der von den Ärzten einst als unmöglich diagnostiziert wurde.

Es ist natürlich ein Mysterium, das der Mensch wohl nie ergründen wird, wie stark der Einfluss eines Tieres auf einen Menschen sein kann, gerade wenn er so in seiner eigenen, oft unbegreiflichen Welt lebt wie Fraser. Louise erzählt leicht verständlich, oft sehr sachlich über ihre Probleme mit Fraser, ohne dabei zu sehr ins Emotionale zu rutschen. Jeder Fortschritt, den der kleine Junge mithilfe seines Katers macht, ist dennoch rührend und freut den Leser.

Auch wenn es keineswegs zu sehr in medizinische Details geht, habe ich über die Krankheit Autismus einige nähere Informationen bekommen können und ich kann mir vorstellen, wie schwer der Umgang mit einem derart Betroffenen ist. Fast unheimlich scheint der Einfluss von Billy, was ich aber durchaus als glaubhaft empfinde, ist es doch auch meinen Katern schon gelungen, mich in schwierigen Situationen aus einem emotionalen Tief herauszuholen.

Im Mittelteil des Buches gibt es eine kleine Fotostrecke, vorrangig mit Fraser und seinem Billy, was die beiden für mich noch realer werden ließ. Ich wünsche Fraser wirklich sehr, dass ihm Billy noch lange Zeit als bester Freund zur Seite stehen und er trotz seiner Erkrankung ein weitestgehend erfülltes Leben führen kann.

Wer wahre Geschichten über die heilbringende Liebe eines Tieres zum Menschen mag, ist mit diesem Buch auf jeden Fall an der richtigen Adresse. Ich fand es schön, dass die doch immer als recht eigenwillig angesehene Katze mal in die Rolle des besten Freundes eines Menschen schlüpfen durfte und nicht der klassischerweise dafür prädestinierte Hund.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2014
Das Licht im Fenster
Morgenroth, Dorothea

Das Licht im Fenster


sehr gut

Die 18-jährige Grafentochter Charlotte von Rixtorf hält es nicht mehr in ihrer holsteinischen Heimat. In ihrer Abenteuerlust vom Lieblingsonkel unterstützt, nimmt sie die Stelle einer Gesellschafterin für die gelähmte Engländerin Mallory Cranshaw auf Lowerdale Manor in Gloucestershire an. Sie ist in ihrem Alter und beide werden schnell zu Freundinnen. Ihr Glück scheint perfekt, als sie in Mallorys Cousin Myles Carrington ihre große Liebe findet. Doch ein Reitunfall entreißt ihn ihr kurz vor der Hochzeit.

Durch Zufall findet Charlotte einen Brief von Myles an Charlie, wie er auch sie stets liebevoll genannt hat, und entdeckt damit ein Familiengeheimnis. Ein böser Streit zwang Charlie Carrington vor langer Zeit, das Landgut zu verlassen. Wild entschlossen, die Verwandten wieder zu vereinen, tritt Charlotte eine gefährliche Reise nach Amerika an, die sie in Lebensgefahr bringt. Wird ihre Mission „Vergebung“ von Erfolg gekrönt sein?

Meine Meinung:

„Das Licht im Fenster“ ist ein historischer Schicksalsroman zum Schlüsselthema Vergebung, der es geschafft hat, mich einige Stunden in eine andere Zeit zu versetzen.

Charlotte ist eine tapfere junge Frau, die sich durch nichts von ihren einmal gemachten Plänen abbringen lässt. Durch die kursiv gehaltenen Tagebucheinträge an ihre „Reisegefährtin“ erhält der Leser einen sehr intensiven Einblick in die Gefühls- und Gedankenwelt der Protagonistin. Aber auch die anderen Charaktere sind liebevoll und individuell gezeichnet.

Ein wenig unglaubwürdig fand ich, dass Charlotte auf ihrer ganzen langen Reise so gar nichts passiert, sieht man von einer Erkrankung auf dem Schiff ab. Nur nette und gottesfürchtige Menschen kreuzen ihren Weg. Da hatte sie als alleinreisende Frau zu dieser Zeit tatsächlich großes Glück. Dieser Umstand bringt mich dazu, ein halbes Pünktchen abzuziehen.

Die Geschichte zeichnet sich nicht durch großes Tempo aus, die Autorin nimmt sich vielmehr Zeit, ihre Figuren deutlich zu skizzieren und lässt auch die großartige Natur nicht unbeachtet. Dabei findet sie teils wunderschöne Worte, die das Lesen zu einem echten Vergnügen machten.

Auch wenn der Glaube an Gott immer mal wieder eingeflochten wird, so doch in passender Dosis, an der sich auch Leser, die wenig Erfahrung mit Inspirationals haben, nicht stören dürften. Das Ende ist nicht wirklich überraschend, passt jedoch perfekt und lässt einen mit einem schönen Gefühl zurück.

Und so ist es Dorothea Morgenroth schlussendlich sehr gut gelungen, ihre Botschaft, dass Vergebung einer der Schlüssel zu einem glücklicheren Leben ist, in Form einer mitreißenden, historischen Liebesgeschichte zu vermitteln.