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Benutzername: 
Sabine
Wohnort: 
Köln
Über mich: 
https://buchmomente.blogspot.com
Buchflüsterer: 

Bewertungen

Insgesamt 410 Bewertungen
Bewertung vom 19.09.2013
Schloss aus Glas
Walls, Jeannette

Schloss aus Glas


gut

Jeannette Walls erzählt in diesem Buch von ihrer Kindheit, von ihren drei Geschwistern und ihren Eltern. Ihr Vater ist Alkoholiker und hat meist keinen Job, die Mutter ist Künstlerin und sehr auf ihre „Karriere“ bedacht. Sie leben an verschiedenen Orten, meist in heruntergekommenen, verlassenen Wohnungen oder Häusern, immer auf der Flucht vor der Behörde oder anderen Geldeintreibern. Und doch versuchen die beiden Eltern, den Kindern ein Elternhaus zu schenken, ihnen Träume zu geben und den Glauben an die eigene Kraft nicht zu verlieren.
Letztlich ist dieses Buch die Beschreibung einer leidvollen Kindheit, denn das, was die Autorin erlebt hat, ist wirklich erschüttert. In widrigen Umständen wachsen die vier Kinder auf, versuchen, trotz nie erfüllter Versprechen, das Leben zu meistern und stellen sich immer wieder vor die Eltern, nicht wahrhaben wollend, dass diese ihr Leben ziemlich verkorksen. Der alkoholkranke Vater und die egoistische Mutter schaffen es immer wieder, den Kindern das Leben als großes Abenteuer zu verkaufen und lange dauert es, bis diese Fassade zu bröckeln beginnt.
Doch es steht mir nicht zu, das Leben anderer zu bewerten – dieses Buch erschreckt mich, zum einen wegen der unzumutbaren Umstände, in denen die Kinder aufwachsen, zum anderen aber auch, weil diese Lebensform von den Eltern durchaus selbst gewählt wurde.
So schlimm auch alles war, leider hat Jeannette Walls es durch ihre Schilderungen kaum geschafft, mich zu berühren. Das Buch erscheint mir eher wie eine Aneinanderreihung von Ereignissen, aber leider kalt und emotionslos erzählt, deskriptiv und nicht bewertend. Mir hat aber gerade das gefehlt. Dass Kinder vieles als gegeben hinnehmen, glaube ich gerne, doch bei all dem Leid hätte ich schon gedacht, dass mal ein böses Wort fällt, dass die Geschwister den Eltern Vorwürfe machen. Doch letztlich können sich die Kinder dann doch noch gegen diese Lebensform wehren, indem sie sich von den Eltern lösen und eigene Wege gehen. Und erst hier merkt man, dass jedes der Geschwister eine eigene Art hat, die erlebte Kindheit zu verarbeiten. Jedes Kind geht seinen Weg und trotz allem glauben sie immer noch an die Familie.
Mich hat diese Lebensgeschichte zwar erschrocken, aber leider durch den eher beschreibenden und wenig bewertenden Schreibstil nicht berührt. Ich hatte mich vor allem auch auf eine Auseinandersetzung der Autorin mit der Vergangenheit gefreut, doch diese ist fast gänzlich ausgeblieben. Dennoch lohnt es sich, das Buch zu lesen, denn es zeigt, dass Armut nicht immer weit weg ist, sondern vor allem ganz nah und nebenan – wo man sie vielleicht gar nicht vermutet.

2 von 5 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.09.2013
Die Wand
Haushofer, Marlen

Die Wand


gut

Eine Frau, deren Namen man weder im Hörbuch noch in der Printausgabe erfährt, will einige Tage mit ihrer Cousine und deren Mann in einer Jagdhütte verbringen. Das Ehepaar geht abends noch in das Dorf, während die Protagonistin in der Hütte bleibt. Am nächsten Morgen wacht sie auf und ist alleine. Sie macht sich auf, die beiden zu suchen, stößt jedoch auf eine gläserne Wand, die sie von der Umgebung abzuschirmen scheint. Doch bei genauerem Betrachten ist alles jenseits der Wand zu Stein erstarrt. Nur sie innerhalb dieser Grenze scheint zu leben. So bleibt ihr nur, sich mit ihrem Hund in der Einsamkeit zu arrangieren. Auf Hilfe hofft sie nicht, doch um nicht verrückt zu werden, schreibt sie ihre Gedanken auf.
Dies ist kein Buch, in dem viel passiert, es lebt eher von der Atmosphäre, die durch die Schilderungen entsteht und die die Sprecherin Elisabeth Schwarz mit ihrer eher melancholischen Stimme sehr gut unterstreicht. Anfangs hatte ich Probleme mit der Geschichte, denn die Protagonistin schien sich gar nicht zu fragen, warum dort eine Wand steht und warum außerhalb der Glaswand niemand mehr zu leben scheint. Genau das waren nämlich die Fragen, die mir als erstes durch den Kopf gingen. Doch schon bald merkte ich, dass es darum gar nicht geht. Die Wand wird als gegeben angenommen, wichtig ist vielmehr der Kampf ums Weiterleben, die Verantwortung für die anderen Lebewesen in der nicht freiwillig gewählten Welt und die Einsamkeit, die sich jeden Tag mehr und mehr breit macht. Es ist eine entbehrungsreiche Zeit, durch die die Protagonistin sich selber neu erlebt: sie wächst über sich hinaus, lernt aber auch ihre Grenze kennen.
Die Sprache ist sehr einfach und eindringlich und schafft dadurch eine bedrückte und melancholische Stimmung. Ich war darin völlig gefangen und noch Tage nach Beenden des Hörbuches war ich in Gedanken bei der Wand. Es gibt sicherlich viele Interpretationsmöglichkeiten, ein Blick in die Biographie der Autorin hat mir dann geholfen, das Thema besser einordnen zu können.
Dies ist kein Buch, das mich gefesselt hat oder durch spannende Aktionen besticht, vielmehr eines, das zum Nachdenken anregt und bei mir noch tagelang nachgewirkt hat. Wer also ruhige Bücher mag und bereit ist, sich auf das Thema einzulassen, dem wird auch diese Geschichte gefallen.

3 von 3 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 16.09.2013
Tödlicher Zweifel
Norman, Hilary

Tödlicher Zweifel


sehr gut

Matthew lernt im Skiurlaub die bezaubernde Caroline kennen und verliebt sich in sie. Auch Caroline ist von ihm sehr angetan und schon bald heiraten die beiden. Nach seinem Einzug in ihrem Haus fühlt sich Matthew jedoch sehr unwohl: Flic und Imogen, die beiden Töchter aus Carolines erster Ehe – begegnen ihm mit Ablehnung und Hass. Und schon bald geschehen merkwürdige Dinge, die Matthew immer mehr in einem schlechten Licht stehen lassen…
Ich fand es spannend! Die Idee der Geschichte hat mich angesprochen, doch einiges fand ich etwas weit hergeholt und nicht wirklich glaubwürdig, aber trotzdem war das Buch sehr spannend und hat mich gut unterhalten. Da verzeihe ich auch das unglaubwürdige – oder mir unverständliche Handeln der Protagonisten. Das Buch liest sich flüssig durch den einfachen Schreibstil, die Kapitel hatten für mich genau die richtige Länge. Und durch den stetig ansteigenden Spannungsbogen habe ich das Buch auch innerhalb weniger Tage ausgelesen bzw. verschlungen.
Matthews Verhalten konnte ich jedoch meist nicht nachvollziehen – bei dem, was er alles mitmacht, hätte ich großes Verständnis gehabt, wenn er früher das Handtuch geschmissen hätte und seine Konsequenzen gezogen hätte. Doch er ist ein durch und durch guter Mensch und steht zu seinen Versprechen: sich in jeder Situation um die Kinder zu kümmern – egal, was auch passiert. Caroline fand ich eher blass gezeichnet, mit ihr wurde ich leider gar nicht warm. Dass sie sich hin und her gerissen fühlt zwischen ihren Kindern und ihrem geliebten Mann, kann ich gut verstehen, aber dennoch – jedes Verhalten hat Grenzen. Und dass sie sich ohne Nachzudenken vor ihre Kinder stellt, ehrt sie zwar, doch muss sie dafür auch teuer bezahlen. Flic und Imogen sind beide einfach nur unverschämt und krank. Unglaublich, was in deren Köpfen vor sich geht und was die beiden für Pläne geschmiedet haben – und das nur, damit Matthew das Haus wieder verlässt. Doch dafür wird ein hoher Preis gezahlt. Sympathisch war mir eigentlich nur Sylvie, Carolines Mutter – sie hat das Herz am rechten Fleck und setzt ihr Köpfchen ein. Dabei scheut sie keine Konflikte und lässt sich weder von dem einen noch dem anderen einfach einnehmen.
Die Idee des Romans fand ich wirklich gut und auch wenn die Geschichte im Verlauf immer abstruser wurde und mir die Charaktere nicht wirklich gefallen haben, war das Buch spannend und hat mich gefesselt. Kein Buch, über das man noch lange nachdenkt, doch wenn man ein bisschen Ablenkung wünscht und spannende Unterhaltung sucht, ist man mit diesem Buch gut beraten.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 11.09.2013
Rosehill

Rosehill


weniger gut

Die junge Wissenschaftlerin Verity Grey wird zu Ausgrabungen nach Schottland eingeladen. Ein römisches Marschlager wird vermutet und der in der Fachwelt nicht besonders anerkannte Archäologe Peter Quinnel ist sich sicher, dass hier die geheimnisvolle 9. Legion verborgen ist. Doch echte Hinweise gibt es nicht, lediglich einen alten römischen Legionär, dessen Geist durch das Gebiet zieht und den nur der kleine Robbie, der Sohn der Haushälterin, sehen kann. Verstehen kann er ihn nur leider nicht, denn der Soldat spricht nur Latein. Da gilt es, die alte Sprache wieder zu beleben. Und dabei ist auch David hilfreich, der zum Ausgrabungsteam gehört und Verity mit seinem Charme ganz schön beeindruckt hat…

Der Inhalt hörte sich interessant an und das Buch versprach eine Mischung aus Spannung und Grusel. Doch leider wurde ich sehr enttäuscht. Zwar liest sich der Roman sehr flüssig durch den einfachen Schreibstil und man kann sich durch zahlreiche Beschreibungen auch alles gut vorstellen. Doch oft ist es einfach zu viel des Guten, zu viele Details und bildhafte Beschreibungen von Nebensächlichkeiten, die den Roman eher langatmig erscheinen lassen. Es fehlt leider an jeglicher Spannung, die Handlung plätschert nur so vor sich hin und die ganze Geschichte ist sehr vorhersehbar.

Die Charaktere sind zwar alle ganz nett, aber leider auch nicht mehr. Es gibt viele Klischees, die bedient werden, doch richtig ans Herz gewachsen ist mir eigentlich nur eine: die Mutter von David mit ihrem dicken Kopf – doch sie spielt leider nur eine winzige Nebenrolle. Verity wirkt oft wie ein naives junges Mädchen, der Wissenschaftler Peter wird als verrückter Forscher dargestellt, David mimt den charmanten Highlander und Adrian den eifersüchtigen Ex-Liebhaber. Schade.

Im Nachhinein frage ich mich, warum ich das Buch überhaupt zu Ende gelesen habe. Aber ich habe die ganze Zeit gehofft, dass es noch spannend wird, dass etwas Unvorhersehbares passiert, dass der Geist des römischen Legionärs aktiv wird oder wenigstens die Liebesgeschichte mal so richtig Fahrt aufnimmt. Doch leider war dem nicht so – nach kurzem Finale war die Geschichte dann einfach zu Ende.

Für den gut lesbaren Schreibstil und die gute Idee des Romans vergebe ich gute 2 Sterne – aber ein weiteres Buch werde ich von Susanna Kearsley sicherlich nicht lesen.

Bewertung vom 08.09.2013
Silhouette, Gefährlicher Ehrgeiz
Kalkipsakis, Thalia

Silhouette, Gefährlicher Ehrgeiz


sehr gut

Scarlett ist die Beste ihres Jahrgangs und hat gute Chancen, als Solotänzerin im Nationalballett genommen zu werden. Mehr aus Spaß nimmt sie zuvor an einem Casting teil, wo Tänzerinnen für ein Musikvideo gesucht werden. Sie ergattert die Hauptrolle und ignoriert den damit verbundenen Ärger mit der Tanzakademie zunächst. Denn sie lernt den Sänger Moss kennen und verliebt sich unsterblich in ihn. Und er zeigt Scarlett seine Welt aus Ruhm und Party, aber auch Alkohol und Drogen. Immer tiefer rutscht sie in den Sog der Glamourwelt und setzt damit ihren hart erkämpften Traum aufs Spiel.
Mir hat das Buch sehr gut gefallen. Geschickt hat die Autorin mich in die Welt des Tanzes entführt und mich durch die rasante Handlung an das Buch gefesselt. Der Schreibstil ist jugendlich, eher einfach und flüssig zu lesen. Immer mal wieder fließen Fachbegriffe des Balletts ein, die aber zu verstehen sind und mich nicht gestört haben.
Die verschiedenen Welten werden wirklich toll dargestellt, vielleicht manchmal mit ein paar zu vielen Klischees. Aber genau so habe ich mir es vorgestellt: die Ausbildung an der Tanzakademie ist hart, der Weg steinig und oft betreiben die Jugendlichen Raubbau mit ihren Körpern. Doch durch die einfühlsamen Beschreibungen habe ich gerade die Tanzszenen von Scarlett vor Augen gehabt, durch ihre Gedanken zu den einzelnen Schritten mich in sie hineinversetzen können. Dabei ist Scarlett eine typische Jugendliche ihres Alters, deren Handlungen ich zwar meist nicht nachvollziehen konnte, sie mir aber dennoch sympathisch war. Schmerzhaft geht sie ihren Weg und macht ihre eigenen Erfahrungen, vor denen sie ihre Mutter zwar zu schützen versucht, dann aber erkennen muss, dass es Dinge gibt, die jeder selbst spüren und erleben muss. Ich konnte die Mutter sehr gut verstehen, denn natürlich will man sein Kind behüten und es tut weh, es ins Unglück rennen zu sehen.
Die Glamourwelt um Moss war mir ein bisschen zu klischeehaft, denn ich denke, auch in der Musikszene wird hart gearbeitet und Mittelpunkt sind nicht nur Partys, Drogen und Sex. Moss als Charakter war sehr blass, stereotyp und einfach nur unsympathisch. Der Sog aber, den diese Welt auf Scarlett auslöst, war sehr gut beschrieben, die Zerrissenheit der jungen Tänzerin geradezu spürbar.
Das Buch lebt durch die Atmosphäre, die die Autorin durch ihre Beschreibungen insbesondere der Tanzszenen schafft. Gerade die letzten 50 Seiten haben mich wirklich begeistert und gepackt. Ich fühlte mich als Zuschauer der großen Abendveranstaltung, so, als ob ich im Zuschauerraum sitzen würde und mir die Tänze selber anschaue.
Mich konnte das Buch vor allem durch die Atmosphäre begeistern. Jugendliche werden wahrscheinlich durch Themen angesprochen, die sie beschäftigen: Freundschaft und Liebe, Ehrlichkeit und Vertrauen, das Erwachsenwerden und wie schmerzhaft es sein kann, seine eigenen Erfahrungen zu machen.

Bewertung vom 07.09.2013
Das Haus in der Löwengasse
Schier, Petra

Das Haus in der Löwengasse


gut

Die junge Pauline findet zunächst nach dem Tod des sorgenden Onkels eine Anstellung als Gouvernante. Der Hausherr jedoch hat Hintergedanken und macht sie zu ihrer Mätresse. Als dies die Ehefrau erfährt, sitzt Pauline auf der Straße. Das Glück ist ihr jedoch hold und sie wird als Magd eingestellt. Die harte Arbeit setzt ihr zu, bis der junge Textilfabrikant Julius Reuther auf sie aufmerksam wird und sie als Kindermädchen bei sich einstellt. Schon bald scheint sich zwischen den beiden mehr zu entwickeln…
Das Buch hat mich zwar ganz gut unterhalten, konnte mich aber leider nicht so richtig fesseln. Ich hatte mich auf einen historischen Roman gefreut, leider bin ich da ein bisschen enttäuscht worden. Zwar wird die Problematik der dienenden Schicht im frühen 19. Jahrhundert angeschnitten, dennoch habe ich das Buch eher als Liebesroman empfunden. Die Handlung ist schlicht und das Ende vorhersehbar, der Spannungsbogen eher flach. Dabei ist der Schreibstil leicht und lässt sich flüssig lesen, obwohl ich mir weniger Dialoge und dafür ein paar mehr Beschreibungen gewünscht hätte.
Die Protagonistin Pauline war mir zwar nicht unsympathisch, war mir aber zu flach gezeichnet. Sie ist einfach nur gut, macht nie was falsch und hat keine Ecken und Kanten. Dadurch wirkt sie einfach nicht echt. Sympathischer war mir da Julius Reuther, den seine Erlebnisse gezeichnet haben und der durch seine Launen sehr menschlich wirkt. Die Kinder Ricarda und Peter waren dagegen sehr gut ausgearbeitet. Sie sind zwar frech und vorlaut, aber voller Energie und bringen Leben in die Geschichte. Ich hatte sie vor Augen, wie sie sich zanken und durchs Haus rennen – die beiden haben mir wirklich gut gefallen.
Wer einen unterhaltsamen Liebesroman für kurzweilige Stunden sucht, ist mit „Das Haus in der Löwengasse“ sicher gut beraten. Will man dagegen einen historischen Roman mit komplexer Thematik, ist man bei diesem Buch vielleicht etwas enttäuscht. Da ich doch vergnügliche Stunden hatte mit dem Buch, vergebe ich 3 Sterne.

Bewertung vom 01.09.2013
Das Evangelium nach Pilatus, 3 Audio-CDs (Jubiläumsedition)
Schmitt, Eric-Emmanuel

Das Evangelium nach Pilatus, 3 Audio-CDs (Jubiläumsedition)


sehr gut

Die Geschehnisse der Evangelien – diesmal aus Sicht verschiedener Beteiligter. Zunächst erzählt Jeshua, der auf seine Kreuzigung wartet, von seiner Kindheit, wie er sich berufen fühlte, wie er gelebt und was er bewirkt hat. Obwohl ich nicht bibelfest bin, erkenne ich viele Szenen wieder und die Sichtweise fand ich ungeheuer interessant. Denn Jeshua sieht sich nicht als der Befreier, sonder vielmehr tut er, was er tun muss. Er glaubt an die Liebe und lebt genau diesen Glauben. Doch dies gefällt natürlich nicht allen und Jeshua weiß, dass er sterben muss, dass es für ihn keinen anderen Weg gibt.
Nach der Kreuzigung wechselt die Sichtweise und Pilatus stellt seinen Blick auf die Dinge dar. Gerade diesen Abschnitt fand ich sehr interessant, geht es vor allem auch darum, was nach der Kreuzigung geschah. Manchmal imponiert die Schilderung Pilatus, der in Briefen seinem Freund Titus die Geschehnisse schildert, wie ein Krimi. Es wird zwar kein Mörder gesucht, aber eine Leiche, denn das Verschwinden Jesus und seine Auferstehung wurden nicht einfach als gegeben gesehen, nein, es wurde ein Komplott vermutet und erst nach und nach werden alle Fragen geklärt – oder auch nicht, denn es bleibt jedem selber überlassen, was er glauben möchte oder nicht.
Anfangs hatte ich Probleme mit dem Sprecher Burghart Klaußner, den ich zunächst als eintönig und wenig lebendig empfunden habe, doch im Laufe des Hörbuches fand ich die Stimme zunehmend passend und konnte mich mit ihr anfreunden.
Die Idee es Buches ist einfach grandios und wieder bestätigt sich, dass es interessant ist, Dinge auch mal von einer anderen Warte und Seite zu betrachten. Durch die verschiedenen Figuren und deren Sichtweisen werden die Geschichten lebendig und bekommen einen ganz neuen Sinn. Wieder und wieder habe ich innehalten müssen, um über eine Szene nachzudenken, denn immer wieder habe ich neue Denkanstöße erhalten. Gerade Pilatus, der nur das glaubt, was er sieht, hat mir sehr gefallen, die Gespräche zwischen ihm und seiner Frau Claudia, die den Glauben in sich trägt, dabei aber nicht penetrant oder belehrend ist, waren sehr interessant und lassen sich Pilatus in eine Richtung entwickeln, die ich zunächst nie vermutet hätte.
Es ist kein Buch für zwischendurch, das nur unterhalten soll, sondern eines, das zum Nachdenken anregt und zum Innehalten einlädt. Doch gelohnt hat es sich auf jeden Fall - für mich wirklich ein gelungenes Werk!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 01.09.2013
Jauche und Levkojen (MP3-Download)
Brückner, Christine

Jauche und Levkojen (MP3-Download)


weniger gut

Dies ist der erste Band der Poenichen Trilogie - die Geschichte einer Gutsfamilie in Pommern im frühen 20. Jahrhundert. Maximiliane Quindt wird im August 1918 geboren, ihren Vater lernt sie nie kennen, da er im Krieg verstirbt, ihre Mutter ist fürs Landleben einfach nicht gemacht und verlässt daher den Hof, um ihr Glück in Berlin zu suchen. Maximiliane wächst bei den Großeltern auf, erlebt eine behütete Kindheit, eine Schulzeit mit Höhen und Tiefen, jedoch immer eng verbunden mit dem Gut und den geliebten Großeltern. Selbst nach ihrer Hochzeit bleibt sie auf dem Land, ihr Mann ist meist außerhaus, besucht sie und die Kinder nur selten. Doch der Krieg rückt näher und Maximiliane muss als Flüchtende den Hof verlassen.
Ich liebe Familiengeschichten und hätte bei dieser Trilogie vielleicht besser zum klassischen Buch als zum Hörbuch gegriffen. Denn leider muss ich sagen, dass mir zwar der Inhalt gut gefallen hat, jedoch die Sprecherin Eva Matthes mich überhaupt nicht überzeugen konnte. Ihre Stimme ist monoton, hat kaum Höhen und Tiefen und vermittelt eine Traurigkeit und Melancholie, die nicht durchgängig zum Buch passt. Ich habe mich daher leider durchs Hörbuch gequält und auch nur durchgehalten, weil es ja ein eher kurzes Hörbuch ist.
Die Geschichte dagegen hat mir sehr gefallen und vielleicht lese ich einfach die weiteren Teile, anstatt sie zu hören. Die Stimmung auf dem Gutshof und der Zusammenhalt der Familie werden wirklich toll geschildert und sind überzeugend. Der Großvater als „Kopf der Familie“ ist zwar streng, dafür aber gerecht und sehr faszinierend. Er hält die Familie zusammen, auch über die Grenzen hinweg, und vermittelt immer das Gefühl von Zugehörigkeit und Geborgenheit. Auch Maximiliane hat mir gut gefallen, als Kind liebenswert und wissbegierig, zeigt sie vor allem als junge Frau Größe und Stärke und wird mir mit zunehmendem Alter immer sympathischer.
Das Ende des ersten Bandes ist offen, man merkt, dass die Geschichte als Trilogie angelegt ist, denn es gibt keinen wirklichen Abschluss. Vielleicht greife ich wirklich bald zum Buch, denn Christine Brückner konnte mich überzeugen, Eva Mattes leider gar nicht.

Bewertung vom 01.09.2013
Totenreise / Puerta Oscura Bd.1
Lozano Garbala, David

Totenreise / Puerta Oscura Bd.1


sehr gut

Eigentlich geht Pascal nur wegen Michelle mit auf die Gothic-Party. Auf der Suche nach einer passsenden Verkleidung wird er plötzlich in eine andere Welt gezogen – in die Welt der Toten. Und erst dort erfährt Pascal, dass er ein Wanderer ist, der zwischen den Welten hin und her reisen kann. Doch mit seinem Eintreten in das Totenreich ist ein Vampir in die Wirklichkeit getretene und treibt nun in Paris sein Unwesen. Du zu allem Überfluss lässt er Michelle in das Reich der Toten entführen, um sie zu opfern. Nur Pascal als Wanderer kann sie vor dem sicheren Tod retten.
Ein spannendes Buch, das mich gefesselt und in seinen Bann gezogen hat – obwohl Fantasy und Horror so gar nicht mein Genre sind! Der Schreibstil ist einfach und jugendlich, damit genau passend für die Zielgruppe. Durch die kurzen Kapitel und die wechselnden Perspektiven mit jeweils kleinen Cliffhangern bleibt es spannend und ich mochte das Buch nicht aus der Hand legen. Lediglich die Erlebnisse in der Totenwelt fand ich einige Male etwas langatmig, dafür fand ich die Geschehnisse in der Wirklichkeit umso spannender.
Die Charaktere sind allesamt gut ausgearbeitet, dennoch haben mich manche Klischees etwas gestört: die unnahbare Schöne, der unfreiwillige Held oder die taffe Ermittlerin. Mir haben vor allem die erwachsenen Charaktere gefallen – die Kommissarin Marguerite, taffe und unerbittlich und dennoch immer einen Schritt hinter dem Gerichtsmediziner Marcel, der schon früh ahnt, wer eigentlich hinter den Morden steckt – warum er das weiß, verrate ich hier nicht. Die drei Freunde Pascal, Dominique und Jules kämpfen gemeinsam gegen das Böse, sie sind zwar auch gut gezeichnet, dennoch konnte mich gerade Pascal als Protagonist nicht überzeugen. Mir war er zu blass, selbst als Held in der Totenwelt schien er mir immer von anderen gesteuert und geführt und selbst nur wenig aktiv.
Beschreibungen sind im Buch eher knapp gehalten, so dass man sich gedanklich ein eigenes Totenreich vorstellen muss – positiv formuliert sind der Phantasie hier keine Grenzen gesetzt. Das Buch spielt in Paris und hier hätte ich mir mehr Beschreibungen gewünscht, die waren aber vor allem den zum Teil sehr gruseligen und brutalen Morden und Ritualen vorbehalten.
Das Cover hat mich sehr angesprochen, auch wenn es vielleicht eher klassisch gruselig anmutet. Die Skelett-Illustrationen tauchen dann im Buch auch immer wieder auf – vor jedem Kapitel und über manches Skelett musste ich wirklich schmunzeln.
Insgesamt wurde ich von dem Buch gut unterhalten – nicht immer ist alles logisch und die Charaktere sind wirklich sehr stereotyp, dennoch war es spannend zu lesen, an manchen Stellen gruselig, öfters auch sehr blutig. Langeweile ist jedenfalls nicht aufgekommen, so dass ich dem Buch 4 Sterne gebe!