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carola1475

Bewertungen

Insgesamt 180 Bewertungen
Bewertung vom 10.10.2024
Wohnverwandtschaften
Bogdan, Isabel

Wohnverwandtschaften


ausgezeichnet

Eine warmherzige und berührende Geschichte, die locker und klug unterhält

Constanze ist der Neuzugang in einer WG, sie will nur vorübergehend bleiben, aber es stellt sich heraus, dass die vier WG-Bewohner trotz aller Unterschiede sehr gut zusammen passen und zu einer Wahlfamilie werden. Alle sorgen sich umeinander, unterstützen und helfen einander. Das gemeinsame Essen ist sehr wichtig, das wird schon beim Cover deutlich. Was es mit dem gesprungenen Teller auf sich hat, zeigt sich im Lauf der Geschichte.
Durch die verschiedenen Ich-Perspektiven teilen die Figuren ihre Gedanken, sie erzählen vom Alltag und ihrem Miteinander, aber auch, was sie über die Mitbewohner denken. Auf ungewöhnliche Art geschriebene Szenen aus dem gemeinsamen Leben vervollständigen die Geschichte. Am besten hat mir Murat gefallen, er zeigt, wie wichtig Toleranz im Zusammenleben ist und seine Lust am Garten und dem Kochen ist ansteckend.

Die mehrfach ausgezeichnete Übersetzerin und Autorin Isabel Bogdan schreibt mit Einfühlungsvermögen, humorvoll, leicht und doch tiefsinnig, der Schreibstil ist dem jeweiligen Charakter angepasst und lässt Jörg, Anke, Murat und Constanze zu lebendigen und authentischen Figuren werden, ihre Sorgen und Leidenschaften haben mich berührt und ich hätte die Vier gern länger begleitet als zwei Jahre, über die sich die Geschichte erstreckt. Mir hat 'Wohnverwandtschaften' viel Freude gemacht und ich empfehle das Buch jedem Lesenden, der sich schon mal Gedanken über alternative Wohnsituationen gemacht hat.

Bewertung vom 03.10.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


ausgezeichnet

Wieder ein spannendes Lesevergnügen

Statt eine ruhige Osterwoche mit der Familie zu verbringen, müssen Hanna Ahlander und Daniel Lindskog in ihrem dritten Fall ermitteln. Die Immobilienentwicklerin Charlotte Wretlind, die ein verlassenes Hochgebirgshotel in Storlien neu und größer als zuvor wieder aufbauen wollte, ist brutal ermordet worden. Spuren gibt es kaum, dennoch kristallisiert sich eine Reihe von Verdächtigen heraus. Die Ermittlungen sind umfangreich und werden realistisch beschrieben.

Das Cover mit seiner winterlichen Atmosphäre passt gut zum Schauplatz und zu den beiden Vorgängerbüchern der Reihe. Die Umgebungskarten vorn und hinten innen im Einband finde ich hilfreich, auch um sich die Entfernungen besser vorstellen zu können, die die Menschen in der dünn besiedelten Gegend oft zurückzulegen haben. Das selbst noch zu Ostern winterliche Wetter und die Natur um den Wintersportort Åre spielen wieder eine Rolle und werden von der Autorin atmosphärisch beschrieben.
Die Charaktere, allen voran Hanna und Daniel, aber auch alle anderen Figuren sind lebensnah und authentisch dargestellt, mit ihren Sorgen, ihren Ecken und Kanten. Diese gelungene Figurenzeichnung sowie der lebendige, bildhafte, angenehm zu lesende Schreibstil zeichnen Viveca Sten aus und machen ihre Bücher für mich zum Vergnügen. Diesmal fand ich den Anteil des Privatlebens fast etwas zu viel, obwohl ich die Entwicklung der Protagonisten natürlich gern verfolge. Bei den Recherchen und Ermittlungen thematisiert die Autorin auch aktuelle gesellschaftliche Probleme wie Hass im Internet oder Misogynie.

Der Krimi ist wendungsreich und spannend und die Autorin legt einige irreführende Fährten, beim Miträtseln war ich lange auf der falschen Spur. Wechselnde Erzählperspektiven und kurze Rückblenden in die Vergangenheit, deren Zusammenhang zur Geschichte sich erst spät erschließt, steigern die Spannung und das Finale wird für Hanna wie für den Leser nervenaufreibend. Ich empfehle 'Blutbuße' gern allen Krimilesern, mich hat das Buch sehr gut unterhalten und ich vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 27.09.2024
Frau Morgenstern und das Vermächtnis
Huwyler, Marcel

Frau Morgenstern und das Vermächtnis


ausgezeichnet

Auch der sechste Band um Frau Morgenstern und Miguel Schlunegger überzeugt

Die pensionierte Lehrerin und Auftragskillerin Violetta Morgenstern und ihr platonisch geliebter Maurice von Brandenberg führen seit fast einem Jahr auf Gozo ein ruhiges Leben, bis das Tell-Killerministerium Violetta bittet, ihren inhaftierten früheren Partner Miguel Schlunegger zum Reden zu bewegen. Warum hat er unauthorisiert, auf eigene Faust, einen Mann erschossen? Miguels Exekution durch den ehemaligen Arbeitgeber ist nur noch eine Frage der Zeit, sollte Frau Morgenstern versagen.

Wie auch in den fünf Vorgängerbänden sprüht die skurrile Geschichte vor Wortwitz und schwarzem Humor, machen Huwylers Wortschöpfungen und Wortspiele großen Spaß und Violettas Einfallsreichtum und Ideen, ihre geistreichen und schlagfertigen Dialoge, viel Freude. Der Leser sollte schon frühere Bände der Reihe kennen, um Zusammenhänge und Anspielungen verstehen und genießen zu können.
Frau Morgenstern und Miguel Schlunegger sind einmalig schräge, unbedingt liebenswerte Charaktere, die ich schon vor langem ins Herz geschlossen habe. Diesmal muss sich Frau Morgenstern nicht nur mit Gegnern auseinandersetzen, sondern auch mit ihren eigenen Gefühlen.
Figuren in Nebenrollen sind ebenfalls gelungen gezeichnet und ich kann sie mir gut vorstellen, selbst wenn sie vom Autor nur skizziert werden, das aber immer treffend.

Marcel Huwyler schreibt bildhaft und sprachgewandt, die Geschichte ist kurzweilig und spannend, obwohl Frau Morgenstern lange allein ermittelt und es erst spät zur gewohnt grandiosen Zusammenarbeit mit Schlunegger kommt. Das Ende lässt mich das Buch zufrieden und mit einem Lächeln zuklappen. Ich kann die Reihe Krimilesern empfehlen, die das Besondere suchen. 'Frau Morgenstern und das Vermächtnis' bekommt von mir 4,5 Sterne.

Bewertung vom 19.09.2024
Tote klagen an / Raven & Flyte ermitteln Bd.3
Turner, A. K.

Tote klagen an / Raven & Flyte ermitteln Bd.3


ausgezeichnet

Raven und Flyte in ihrem dritten Fall

Zu Beginn des dritten Bandes um die unkonventionelle Sektionsassistentin der Leichenhalle Camden geht es Cassie Raven nicht gut. Seit Monaten hat sie keinen Hinweis der Toten auf ihre letzten Empfindungen mehr erhalten, so hat ihre Arbeit ihren Sinn für sie verloren. Außerdem gestaltet sich das Verhältnis zu ihrem vor kurzem wieder aufgetauchten Vater schwierig, Cassies Gefühle sind ambivalent, was ihn angeht.
Eine nicht identifizierte Wasserleiche führt zu einem Wiedersehen mit DS Phyllida Flyte, die es schwer hat, sich in ihren neuen Team bei der Major Crime Unit zu behaupten. Sie nimmt Ermittlungen zu dem Toten auf, dessen Gesicht ihr vage bekannt vorkommt.

Neben dem gut recherchierten, genau und sachlich beschriebenen medizinischen Hintergrund von Cassies Arbeit überzeugt auch die psychologisch glaubhaft dargestellte Entwicklung der beiden Protagonistinnen. Cassies in der Kindheit begründete Verlustangst prägt ihre Beziehungen, und Phyllida kann inzwischen ohne Selbstzweifel um ihre tot geborene Tochter trauern, schreckt aber davor zurück, sich mit ihrer sexuellen Orientierung auseinander zu setzen. Den so unterschiedlichen Frauen gemeinsam ist der unbeirrbare Willen, die Wahrheit heraus zu finden. Die Figurenzeichnung ist gelungen, auch andere Charaktere sind authentisch, wobei insbesondere Cassies Großmutter ein richtiger Schatz ist, um den ich Cassie beneide. Eingestreutes Hintergrundwissen aus den Vorgängerbüchern ermöglicht auch Neueinsteigern in die Reihe, sich zurecht zu finden.
Erzählt wird wechselnd aus Cassies und Phyllidas Perspektive.

Der Fall, den es aufzuklären gilt, erweist sich als komplex und mit gesellschaftlich aktuellem Bezug, es gibt spannende Ermittlungen, überraschende Wendungen und eine unerwartete Auflösung.
A. K. Turners Schreibstil ist bildhaft, sprachgewandt und angenehm zu lesen. Sie thematisiert in 'Tote klagen an' polizeiliches Fehlverhalten und kritisiert das Polizeisystem, immer noch sind intolerante, homophobe, sexistische weiße Männer vorherrschend, für die Diversität alles andere als erstrebenswert ist.
Mir hat die dritte Geschichte um Cassie Raven mit ihrem Gothic Look und der spröden Phyllida Flyte wieder sehr gut gefallen und ich freue mich, besonders nach dem Cliffhanger am Ende, auf den vierten Band.

Bewertung vom 15.09.2024
Das Haus in dem Gudelia stirbt (eBook, ePUB)
Knüwer, Thomas

Das Haus in dem Gudelia stirbt (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Ungewöhnlicher Krimi um ein altes Geheimnis vor dem Hintergrund einer zerstörerischen Flutkatastrophe

Als im fiktiven Unterlingen durch ein Hochwasser große Zerstörung droht und die Menschen sich in Sicherheit bringen, harrt die 81jährige Gudelia im ersten Stock ihres Hauses aus. Auf keinen Fall wird sie das Haus verlassen.

Neben den Ereignissen der Jetztzeit gibt es Handlungsstränge aus den Jahren 1984, als Gudelia ihren Sohn Nico verlor und 1998, als ihr Mann Heinz ihr das Haus überschrieb und mit einer Alkohol-Entziehungskur einverstanden war.
Bis auf den Prolog wird ausschließlich aus der Ich-Perspektive der Protagonistin erzählt, es entsteht praktisch eine Persönlichkeitsstudie, Gudelia entpuppt sich als eine selbstreflektierende, willensstarke und konsequente Frau ohne Selbstmitleid, die Schuld auf sich geladen hat.

Die Figurenzeichnung ist gelungen, die Charaktere sind authentisch und glaubhaft, Gudelias Schmerz, Trauer und ihre Wut nach Nicos Tod berühren mich. Auch die Beziehungen zueinander im Dorf finde ich treffend beschrieben.
Die Darstellung der Flut mit an Gudelias Haus vorbeitreibenden Kadavern und Gegenständen, sogar zwei Tote sieht sie aus dem Fenster, der zurückbleibende Schlamm und Dreck, das unglaubliche Ausmaß der Zerstörung, erinnert mich an die Ahrtalkatastrophe vor drei Jahren und ist beklemmend realistisch.

Thomas Knüwers Schreibstil ist Gudelias oft nüchternen Überlegungen angepasst, manchmal abgehackt und mit Gedankensprüngen, aber immer gut lesbar und gut zu verstehen.
Spannung ist zuerst latent vorhanden und steigert sich, je mehr ich aus der Vergangenheit erfahre und Vermutungen über das Geheimnis in Gudelias Haus anstellen kann. Mir hat dieser ungewöhnliche, atmosphärische Krimi um Gudelias durchaus tragische Geschichte sehr gut gefallen.

Bewertung vom 14.09.2024
Tränengrab (eBook, PDF)
Klementovic, Roman

Tränengrab (eBook, PDF)


ausgezeichnet

Nervenaufreibend spannend und unvorhersehbar

Evelyn hat ihren krebskranken Mann monatelang gepflegt und besucht einige Wochen nach seinem Tod die Familie ihrer Tochter, um zur Ruhe zu kommen. In der eigentlich verschlafenen Kleinstadt herrscht Aufregung, da ein junges Mädchen verschwunden ist und eine zweite Schülerin vor wenigen Wochen ermordet aufgefunden wurde. Auch Evelyns Familie hat sich verändert, sie erkennt ihren Schwiegersohn Hendrik kaum wieder, ihre Tochter Manuela scheint in ihrem Job und mit der pubertierenden Anja überlastet und aus der fröhlichen kindlichen Enkelin ist in den anderthalb Jahren, die Evelyn sie nicht gesehen hat, ein gelangweilter desinteressierter Teenager im Gothic-Look geworden, der jede Kommunikation abblockt.
Evelyn fragt sich, was da los ist, sie fühlt sich bei ihrer Familie nicht wohl. In einer schlaflosen Nacht wird ihr Verdacht geweckt und widerstrebend, aber auch hartnäckig, versucht Evelyn, mehr herauszufinden.

Der Leser erfährt durch zwei weitere, einmalig auftretende Perspektiven und Anjas Tagebucheinträge mehr als Evelyn, wodurch jedoch nichts klarer wird, sondern noch mehr Fragen und Befürchtungen entstehen.

Roman Klementovic gelingt es, Evelyns Überlegungen und Gefühle, ihre Zweifel und Ängste, die zunehmende körperliche und psychische Erschöpfung glaubhaft zu beschreiben, ich habe mit ihr gelitten. Andere Charaktere sind undurchschaubar und werfen Fragen auf, hier blieb ich lieber auf Distanz.
Auch die düstere Atmosphäre im Wald, dem Wasserpark oder die lähmende sommerliche Hitze werden anschaulich vermittelt. Der Schreibstil ist flüssig und sehr angenehm zu lesen und kurze Kapitel verlocken dazu, schnell noch eins zu lesen. Mir war es nicht möglich, eine Lesepause einzulegen, ich fand die Geschichte so spannend, dass ich das Buch in einem Rutsch zu Ende gelesen habe. Klementovic hat einen überzeugenden, fesselnden Psychothriller geschrieben, der mir ausgesprochen gut gefallen hat.

Bewertung vom 13.09.2024
Den Tod belauscht man nicht (eBook, ePUB)
Schulman, Ninni

Den Tod belauscht man nicht (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Einfühlsam geschriebener und authentisch erzählter Krimi

Die ehemalige Polizistin Ingrid Wolt lässt sich nach drei Jahren im Gefängnis weit weg von Stockholm in einem kleinen Ort in Dalarna nieder, um neu anzufangen. Da sie keine Arbeit findet, macht sie sich als Privatermittlerin selbstständig. Ihr erster Auftrag kommt von Solveig, deren 12jähriger Sohn Mattias vor einem Jahr spurlos verschwunden ist. Ingrid beginnt in der kleinen Gemeinde, in der jeder jeden kennt und komplexe Beziehungen zueinander bestehen, zu ermitteln.

Eine zweite Zeitebene erzählt vom Sommer des letzten Jahres, schildert, wie Mattias und sein bester Freund Kaj die Ferien verbringen, und zeigt auch, wie Mattias öfter ausgeschlossen wird, da er noch kindlicher ist als Gleichaltrige, die bereits in die Pubertät kommen. Da die Geschichte sich Anfang der 1980er Jahre ereignet, sind die technischen Möglichkeiten andere als heute, was eine nicht unwichtige Rolle spielt.
Neben Mattias Sicht wird auch aus Ingrids und Solveigs personaler Perspektive erzählt.

Beeindruckend finde ich Ninni Schulmans einfühlsame Figurenzeichnung, ohne Ausnahme sind die Charaktere authentisch und glaubhaft, ob es sich um die Jugendlichen handelt, um die verzweifelte Solveig oder die Ermittlerin Ingrid. Die Gedanken, die sich beide Frauen machen, sind tiefgründig und berührend.
Nach der eher ruhigen Einführung der Protagonistin in ihrem neuen Leben werden nicht nur Ingrids Ermittlungen immer spannender, sondern auch das schrittweise Aufdecken ihres Hintergrunds, der betroffen macht.
Ninni Schulmans Schreibstil ist klar, fesselnd und angenehm zu lesen, die Autorin beobachtet genau und schreibt psychologisch glaubhaft.

Da Buch endet mit einem bösem Cliffhanger, der den für Juli 2025 angekündigten zweiten Band der neuen Serie, 'Das Paradies verrät man nicht' für mich zur Pflichtlektüre macht.

Bewertung vom 11.09.2024
Nacht der Verräter
Eckert, Horst

Nacht der Verräter


ausgezeichnet

Spannender und vielschichtiger Thriller um einen traumatisierten Polizisten im Konflikt zwischen Familie und Kollegen

Die Frau des Polizisten Max Bauer verschwindet spurlos von der Geburtstagsfeier seines Bruders. Julia hatte nie von ihrer Vergangenheit erzählt, deshalb weiß Max nicht, wo er mit seinen Ermittlungen ansetzen soll, er ist ratlos und enttäuscht. Er hatte Julias Weigerung, von ihrem Vorleben zu erzählen, akzeptiert, da er glücklich war, sie gefunden zu haben in einer Phase großer psychischer Belastung. Nach einem katastrophal verlaufenen Einsatz leidet Max an einer PTBS.

Max wird ausgerechnet in dieser schwierigen Situation von Kollegen unter Druck gesetzt. Seine Brüder, ebenfalls Polizisten, sollen korrupt sein und beim Drogenhandel mitmischen, er soll sie als verdeckter Ermittler bespitzeln. Max weiß nicht, wie er den Konflikt zwischen Familie und Kollegen lösen soll, ohne Schaden zu verursachen oder auch selbst zu nehmen. Er will keine Entscheidung treffen müssen.

Die Figurenzeichnung der unterschiedlichsten Charaktere ist gelungen und glaubwürdig, nur Julias dreijährige Tochter spricht und reagiert meiner Meinung nach wie ein älteres Kind. Schön für Leser, die bereits Bücher von Horst Eckert kennen, ist das kurze Auftauchen altbekannter Ermittler aus anderen Krimis des Autors.
In seinem neuen Buch konzentriert sich Eckert ganz auf die Perspektive seines ambivalenten Protagonisten und bindet Max' Entwicklung in eine spannende Handlung mit actionreichem, überraschendem Finale ein.
Wie bei Eckerts Büchern üblich, sind die Themen hochaktuell und gut recherchiert, sei es der Einsatz, der Max traumatisiert hat und der auch in der Realität stattgefunden hat oder die zunehmende Bedrohung durch Organisierte Kriminalität, hier am Beispiel des Drogenhandels durch die Mocro-Mafia und weltumspannende Kartelle. Oder auch die schwierige Einsatzplanung bei politischen Kundgebungen. Düsseldorfer Lokalkolorit kommt ebenfalls nicht zu kurz.

Horst Eckerts klarer schnörkelloser Schreibstil und kurze Kapitel, die oft mit kleinen Cliffhangern enden, sorgen für angenehmes Lesen und machen es schwer, eine Pause einzulegen. Mit hat 'Nacht der Verräter' sehr gut gefallen, der Thriller ist komplex und bleibt spannend bis zum Ende.
Ich vergebe 4,5 Sterne.

Bewertung vom 10.09.2024
Darwyne
Niel, Colin

Darwyne


ausgezeichnet

Subtil spannend, atmosphärisch und erschütternd

Der zehnjährige Darwyne lebt mit seiner Mutter Yolanda und dem inzwischen achten Stiefvater im Slum Bois Sec einer Stadt in Französisch-Guayana direkt am Amazonas-Regenwald. Der Junge ist ein Außenseiter, leicht gehbehindert und er liebt seine Mutter abgöttisch. Yolanda ist schön und klug, die Beziehung zu ihrem Sohn ist jedoch geprägt von Beschimpfungen und fragwürdigen Erziehungsmethoden.
Alarmiert durch einen anonymen Hinweis nimmt die Sozialarbeiterin Mathurine Kontakt zu Darwyne und seiner Mutter auf. Genau wie Darwyne liebt Mathurine den Dschungel und bei einem gemeinsamen Ausflug in den Wald erkennt die Pädagogin, wie besonders der Junge ist, er ist im Dschungel zu Hause und wird dort zu einem ganz Anderen.

Colin Niel ist Evolutionsbiologe und Ökologe, hat in Französisch-Guayana gelebt und weiß den Regenwald bildhaft und eindrücklich mit Flora, Fauna und Geräuschen ganz faszinierend zu beschreiben, auch das Leben im Slum schildert er glaubhaft. Die Charaktere sind authentisch und wecken Emotionen verschiedenster Art. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen, bleibt bei der Handlung eher distanziert und fesselt, wenn es um den Regenwald geht.
Erzählt wird aus den Perspektiven Darwynes, Mathurines und des Stiefvaters und eine subtile Spannung verdichtet sich zu einer erschütternden Schlussphase der Geschichte. Niel schreibt sozialkritisch, was das aussichtslose Leben der migrantischen Slumbewohner angeht, macht auch den achtlosen umweltzerstörerischen Raubbau an der Natur und die Entfremdung der Menschen von der Natur zum Thema und selbst Mathurines unbedingter Kinderwunsch passt in die Geschichte.
Das düstere Cover des Buchs mit den mächtigen, auch fühlbaren Wurzeln eines Regenwaldbaums ist passend gewählt. 'Darwyne' hat mich beeindruckt und mir sehr gut gefallen.

Bewertung vom 10.09.2024
RAUCH
Sigurdardóttir, Yrsa

RAUCH


ausgezeichnet

Spannend, atmosphärisch und komplex

Eine Clique von fünf Freunden aus Studientagen reist auf die Westmännerinseln zum Begräbnis einer Freundin aus dem Studentenwohnheim. Besonders Trausti, der inzwischen in den USA lebt, freut sich über das Wiedersehen und es ist seine Perspektive, aus der auf der einen Zeitebene erzählt wird. Die zweite Zeitebene spielt einige Tage später und die Ereignisse werden dem Leser aus Idunns Sicht geschildert, die Rechtsmedizinerin, die von Reykjavik auf die Inseln reist, um zwei Tote zu untersuchen.

Es entstehen Diskussionen und Spannungen innerhalb der Clique und Misstrauen und Chaos nehmen während der Tage im Ferienhaus immer mehr zu. Es kommt zu Handlungen, die auf der zweiten Zeitebene zu polizeilichen Ermittlungen führen. Idunn und ihr Team haben es mit verwirrenden Erkenntnissen zu tun. Und Idunn, die von den Westmännerinseln stammt und gehofft hatte, nicht mit ihrer Familie konfrontiert zu werden, macht die Begegnung mit Alexandra zu schaffen, ihrer Halbschwester.
Die beiden Zeitebenen im Abstand einiger Tage wechseln sich ab und erhöhen so die Spannung ganz erheblich. Obwohl klar ist, dass die Ermittlungen mit der Clique zu tun haben müssen, erschließt sich dem Leser zunächst nicht, was genau vorgefallen ist.

Yrsa Sigurdardóttirs Schreibstil ist fesselnd und eindringlich und auch die Westmännerinseln und das unberechenbare Wetter dort werden von der Autorin wieder eindrücklich beschrieben. Wie immer in ihren Island-Romanen, spielen Natur und Wetter eine wichtige Rolle und tragen zur bedrohlichen Stimmung bei.

Die Geschichte ist gekonnt konstruiert, komplex, voller Wendungen und Überraschungen bis zum Ende. Mir hat der Thriller sehr gut gefallen, er hat mich bestens unterhalten.