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holdesschaf

Bewertungen

Insgesamt 580 Bewertungen
Bewertung vom 15.12.2024
Aufbruch nach Artimé / Wächter der Magie Bd.1
McMann, Lisa

Aufbruch nach Artimé / Wächter der Magie Bd.1


ausgezeichnet

Fantastisches Kinderbuch mit Tiefgang in einer besonderen Welt
Das Leben in Quill ist streng reguliert. Alle Dreizehnjährigen werden in einem schrecklichen Ritual in Gruppen eingeteilt. "Gewollte" sind solche, die Quill voranbringen und im System nicht auffällig waren. "Ungewollte" hingegen sind alle, die kreativ veranlagt sind, Freigeister, die dem gleichgeschalteten Bezirk Schaden zufügen würden. Sie sollen der Liquidation zugeführt werden, was bedeutet, dass sie in einem See aus Öl sterben sollen. In diesem Jahr trifft es die Zwillingsbrüder Alex und Aaron. Letzterer darf als Gewollter in Quill verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen, doch Alex ist dem Tode geweiht. Hoffnungslos steigt Alex in den Bus zur Liquidation, doch dann erlebt er eine Überraschung. Statt dem Tod erwartet ihn Artimé, ein geheimer Ort, an dem die Ungewollten ihrer Kreativität und ihrer Magie nachspüren dürfen und sollen. Nie darf er von der Hohepriesterin in Quill entdeckt werden. Doch Alex würde gerne seinen Bruder in Sicherheit wissen, obwohl dieser nun auf der gegnerischen Seite steht. Ein Kampf entbrennt...

Der erste Band der "Wächter der Magie" hat ein für mich recht ansprechendes Cover und wird mit dem Attribut "Preisgekrönt" beworben. Das hat mich neugierig gemacht und tatsächlich hatte das Buch durchaus seinen Reiz. Es spielt in einer dystopischen Stadt, die abgeschottet ist von anderen Regionen und in der die Herrscherin, eine Hohepriesterin, die Menschen mit Angst vor Angreifern unter Kontrolle hält. Angst, ein Instrument, das auch heute immer wieder gern genutzt wird, um Macht zu erhalten und Menschen gefügig zu machen. Daher finde ich das Grundthema sehr spannend. Auch die Ausgrenzung von Menschen, die kreativ und fantasievoll sind oder Magie in sich tragen, ist kein neues Motiv, aber hier sehr gut genutzt, da es die Leser*innen emotional berührt und sie zum Nachdenken anregt.

Der Beginn des Buches, als die Kinder zur Liquidation aufbrechen, war selbst für mich als Erwachsene ziemlich schockierend und ich konnte nicht verstehen, wie die Eltern, Geschwister und Bürger*innen von Quill dieses brutale Ritual mitmachen können, ohne aufzubegehren. Das wird erst nach und nach deutlicher. Dagegen ist mir dann Artimé wie das Paradies erschienen und sein Erschaffer wie ein Quell der Inspiration und Vernunft. Natürlich gibt es auch unter den Kindern in Artimé Konflikte und individuelles Verhalten, doch die werden ganz anders gewertet, ja letzteres sogar begrüßt, weil es das ist, was die Gemeinschaft von der in Quill abhebt. Es gibt magische Wesen und sehr kreative Zauber, die wie in einer Schule erlernt und verbessert werden. Denn allen ist klar, dass es irgendwann zum Kampf mit Quill kommen wird.

Spannend wird das Buch besonders, weil Alex sich nicht damit abfinden kann, dass sein Bruder allein in Quill zurückbleibt. So läuft er Gefahr, Artimé zu verraten. "Wächter der Magie - Aufbruch nach Artimé" ist wirklich ein außergewöhnliches Buch, das in Teilen philosophisch und vor allem gesellschaftskritisch ist. Es regt zum Nachdenken an über die Welt und das eigenen Verhalten. Ich würde sagen, es ist kein typisches Fantasybuch, man muss sich als Leser*in schon für solche Themen interessieren. Dass es jetzt speziell für Harry Potter oder Kotlc Fans sein soll, würde ich nicht sagen. Mir hat es jedenfalls gefallen und ich würde es eher älteren Kindern ab 11 empfehlen. 5 Sterne bekommt es dennoch, weil der Plot interessant, anregend, lehrreich und stimmig ist. Insgesamt sind schon 4 Bände der Reihe erschienen oder angekündigt. Weiter sollen folgen. Wenn es also gefällt, ist der Nachschub gesichert.

Bewertung vom 15.12.2024
Der Krimidinnermord / Phyllida Bright Bd.3
Cambridge, Colleen

Der Krimidinnermord / Phyllida Bright Bd.3


sehr gut

Tolle Charaktere, aber diesmal ein leicht durchschaubarer Fall
Agatha und ihr Mann weilen in London, als auf Mallowan Hall eine seltsame Einladung der neuen Nachbarn eintrudelt, in der ein Mord angekündigt wird. Haushälterin Phyllida Bright bekommt den Auftrag, ihre Arbeitgeber bei dieser Gelegenheit in Beecham House zu vertreten. Die Wokesleys, die seit geraumer Zeit dort wohnen, haben auch andere Dorfbewohner geladen und schnell ist klar, dass es sich um ein Krimi-Dinner handelt. Phyllida will schon wieder gehen, als sich eine der Figuren in dem Spiel als echte Leiche entpuppt. Für Agathas Haushälterin ist klar, dass sie in diesem Mordfall ermitteln und der überforderten Haushälterin der Wokesleys unter die Arme greifen muss, auch wenn ihr das gerade gar nicht gelegen kommt. Erwartet sie doch auf Mallowan Hall eine wichtige Lieferung, die sie niemand anderem überlassen kann.

Ich bin seit dem ersten Band ein Fan der Krimis mit der neugierigen und ermittlungsfreudigen Haushälterin Agatha Christies. Phyllida ist einfach eine klassische Ermittlerfigur mit gutem Spürsinn, aber auch mit eigenen Geheimnissen, die sich weder vom Butler hineinreden, noch sich von den komischen Gefühlen für den Chauffeur ablenken lässt. Die Kulisse und die Nebencharaktere sind auch in diesem Band ein tragendes Element dieses unterhaltsamen cosy Krimis. Vor allem für alle, die die Reihe noch nicht kennen, wird trotzdem ersichtlich, welche Kräfte hier wirken. Wer allerdings wie ich schon den dritten Band liest, dem wird es vielleicht ähnlich gehen, denn stellenweise wurden die Beziehungskonstellationen etwas überstrapaziert und zu breit getreten. Zwar entwickelte sich manches auch ein wenig, aber nicht stark genug für einen Aha-Effekt.

Das Setting ist wieder sehr britisch und abwechslungsreich, da Phyllida diesmal in einem fremden Haushalt ermittelt. Durch die rätselhafte Einladung startet das Buch auch sehr spannend und es dauert nicht lange, bis es eine Leiche gibt. Danach flacht das Ganze etwas ab und beschränkt sich hauptsächlich auf Befragungen von Zeugen, dem teilweisen Eintreffen der Polizei und Phyllidas weitere Schnüffeleien. Leider haben Kenner sehr früh einen Verdacht, der so einfach zu erkennen war, dass man die ganze Zeit hoffte, dass noch eine große Überraschung eintreten würde. Dem war aber nicht so und das hat mich dann doch etwas enttäuscht. Auch ein paar nicht ganz logische Elemente trübten so ein bisschen meine Begeisterung. Keine Frage, der Schreibstil der Autorin ist auch im dritten Band sehr unterhaltsam und Phyllida und die anderen geben ihr Bestes, doch der Fall ist einfach sehr leicht durchschaubar. Darüber tröstet mich auch der gefährliche Showdown nicht ganz hinweg. Zudem hätte ich mir gewünscht, dass wir endlich mehr über Phyllidas Vergangenheit erfahren, jetzt muss ich mich bis Band 4 gedulden, denn obwohl ich etwas enttäuscht bin, werde ich Mrs Bright natürlich treu bleiben. Fazit: Ein zu leicht durchschaubarer Krimi mit sympathischen Figuren und vielen Anspielungen auf die Werke von Agatha Christie. 3,5 Sterne

Bewertung vom 13.12.2024
Abenteuer im Herbstwald / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.4
Goldfarb, Tobias

Abenteuer im Herbstwald / Spekulatius, der Weihnachtsdrache Bd.4


ausgezeichnet

Wundervoll herbstlich illustrierte Vorlesegeschichte
Eigentlich haben sich Mats und Matilda sehr auf den Ausflug mit der Waldgruppe ihrer Schule gefreut. Doch dann werden sie von Freiherr von Freysinn, dem neuen Besitzer des Waldes, hinausgeworfen. Der Freiherr hat anderes damit vor: Er möchte den Wald einzäunen und dann mit einer Jagdgesellschaft Jagd auf die Tiere machen. Mats und Matilda wollen die Tiere und bedingt retten und haben Glück. Weihnachtsdrache Specki darf ausnahmsweise schon im Herst zu ihnen kommen und als Team schmieden sie einen Plan, wie sie den Freiherrn stoppen können.

Wir haben schon einige Kinder- und Jugendbücher von Autor Tobias Goldfarb gelesen und wurden bisher noch nie enttäuscht. Bei diesem Vorlesebuch mit dem Weihnachtsdrachen Spekulatius hat uns schon das Cover sehr beeindruckt und in eine herbstliche Stimmung versetzt. Da steckt schon so viel Liebe zum Detail drin, dass wir uns auf den Rest richtig gefreut haben. Tobias Goldfarb erzählt wieder eine fantasievoll erdachte, lebendig und unterhaltsam geschriebene und liebevoll herbstlich-bunt illustrierte Geschichte. Mittendrin Mats, Matilda und natürlich Specki. Wer den kleinen Weihnachtsdrachen noch nicht kennt, der wird sich beim Vorlesen erstmal an seine mit Umlauten gespickte Sprache gewöhnen müssen. Sich hier nicht zu verhaspeln ist gar nicht so einfach, aber durch dieses sprachliche Detail wird die Geschichte nur umso lustiger und unnachahmlicher. Durch die Handlung rund um den Wald und seine Tiere erfahren die Zuhörer*innen auch ganz nebenbei lehrreiche Fakten über diesen Lebensraum.

Am Anfang der Geschichte war uns dieser Freiherr von Freysinn sehr unsympathisch, denn die Kinder, die eigentlich etwas lernen wollen, behandelt er ungerecht und bremst sie aus. Auch sein Beharren auf die Jagd, die für ihn nur den Zweck hat, Trophäen zu sammeln und Ansehen zu gewinnen, hat meine Kinder ganz schön wütend gemacht. Sie haben sichtlich mit Matilda, Mats und Specki mitgefiebert, die mit ihrer Rettungsaktion die Tiere in Sicherheit bringen wollen. Richtig toll ist, dass in der Geschichte viele herbstliche Aktivitäten ihren Platz finden, z. B. Drachensteigen mit vielen fantasievollen Drachen, ein Laternenfest, Springen im Blätterhaufen, Kastanien sammeln, Kürbissuppe essen uvm. Da springt sehr leicht die Stimmung der Jahreszeit auf die Leser*innen über und man bekommt tolle Anregungen zum Nachmachen. Über die Ideen der Kinder und Specki mussten wir auch oft lachen und gemeinsam hatten wir viel Spaß.

Die Gestaltung von Spekulatius und das Abenteuer im Herbstwald ist herausragend. Wie auf dem Kammer wimmelt es im Buch von herbstlichen Farben und Details. Über jeder Doppelseite hängt eine herbstliche Blättergirlande. Die Seitenzahlen stehen in kleinen Kürbissen. Überall findet man Nüsse und andere Baumfrüchte des Herbsts. Ein besonderes Highlight sind die gröpßeren Illustrationen, die sich direkt auf den Text beziehen und zum Verständnis beitragen. Gerade zum Vorlesen oder zum ersten Selberlesen ist die Länge der Kapitel sehr angenehm, auch wenn wir aufgrund der unterhaltsamen Geschichte immer mehrere Kapitel auf einmal lesen mussten. Die Auflösung des Problems ist logisch und hat meinen Kids supergut gefallen. Sie können es gar nicht abwarten, die neuen Abenteuer von Spekulatius zu lesen, die im Frühjahr 2025 erscheinen. Für Fans ein Muss und wer Specki noch nicht kennt, dem empfehlen wir seine Bücher nachdrücklich. Für Kinder sind die einfach ein Traum! 5 Sterne

Bewertung vom 12.12.2024
Froststerne (Romantasy-Trilogie, Bd. 2)
Fleck, Anna

Froststerne (Romantasy-Trilogie, Bd. 2)


ausgezeichnet

Wendungsreicher, dramatischer zweiter Band
Elvy, Simàja und Tomte Teda haben es geschafft. Sie sind in Ymatàja angekommen. Doch das bleibt nicht unbemerkt. Nicht nur Frostkrieger sind eine Gefahr, anscheinend hat die Ysirka nun auch ihren Frostprinzen erwählt und der ist kein Unbekannter. Mit Hilfe der Trolle erhalten sie eine wichtige Prophezeiung und müssen bei den verfeindeten Völkern der Aelfar, Grautrolle und Meerjungfrauen um Unterstützung ersuchen. Doch das gestaltet sich als schier unlösbare Aufgabe. Währenddessen versucht Elvy durch ihre Träume Erik aus dem Eispalast zu befreien. Dafür geht sie immer größere Risiken ein. Doch wird sie für die Liebe auch mit Simàja brechen?

Der erste Band von Froststerne war einfach toll, daher war ich sehr froh, dass ich der zweite zeitnah verfügbar war. Ich wollte unbedingt wissen, ob Elvy und Simàja es nach Ymatàja schaffen werden. Sehr schnell wurde es auch gleich spannend, denn das Land der Ysirka birgt mehr Gefahren, als ich dachte. Es leben dort aber auch recht niedliche Wesen. Vor allem die beiden Trollkinder haben es mir angetan und es gibt mit ihnen ein paar ziemlich lustige Situationen, bei denen ich laut lachen musste. Die Stimmung ist ansonsten düster und frostig. Elvy und Simàja müssen immer wieder den Ort wechseln, um bei verschiedenen Völkern um Hilfe zu ersuchen. Oft weiß man nicht, ob man diesen trauen kann und irgendwie machte sich bei mir ein Gefühl von Hoffungslosigkeit breit, was dieses Vorhaben betrifft. Anders sah es da bei Elvys Träumen aus. Hier hatte ich eigentlich die Erwartung, dass die Rettung positiv verläuft. Irgendwann überschlagen sich die Ereignisse, teilweise war ich schockiert über die Wendungen. Es ist wirklich eine Geschichte, bei der man gefühlsmäßig gefordert wird.

Elvy und Simàja als Trägerinnen des Froststerns und Verbündete gefallen mir wirklich gut, allerdings ist Elvy sehr auf Eriks Rettung fixiert, was die Einheit und die Zusammengehörigkeit bröckeln lässt. Der Klappentext muss ich sagen, verrät schon einiges, am besten liest man ihn vorher gar nicht. Ein Treffen mit dem Eisprinzen ist natürlich unvermeidlich. Dieser ist böse, aber auch überzeugend, trotzdem hat er bei mir eher Gänsehaut hervorgerufen. Die zweite Hälfte des Buches unterscheidet sich gravierend von der ersten, denn Simàja kommt hier absolut zu kurz, was aber wohl gewollt ist, um die Leser*innen für den dritten Band im Unklaren zu lassen. Leider muss ich sagen, dass das funktioniert. Ich bin sowas von gespannt, was im Abschlussband passieren wird. Ich kann die Reihe für alle Fantasyleser*innen sehr empfehlen. 4,5 Sterne

Bewertung vom 08.12.2024
WITCH - Das Herz der Freundschaft
Disney

WITCH - Das Herz der Freundschaft


ausgezeichnet

Genial gezeichneter Comic zur neuen Ursprungsgeschichte der W.i.t.c.h.
Will zieht mit ihrer Mutter nach Heatherfield und geht ab sofort aufs Sheffield Institute. Diesmal hofft sie, werden sie länger bleiben, als an den Orten zuvor. Schnell lernt Will ein paar gleichaltrige Mädchen kennen. Alle scheinen sehr nett zu sein, doch deren Freundin Elyon birgt ein dunkles Geheimnis. Sie möchte ihre magischen Kräfte nutzen, um ein Portal in die Welt zu öffnen, aus der sie stammt. Doch ein Rat aus mysteriösen Kreaturen wählt ausgerechnet Will aus, um Elyon aufzuhalten. Dafür bekommt sie die magische Kraft der vier Elemente...

Die ursprünglichen W.i.t.c.h Geschichten kannten wir nicht, aber das neue Buch hat uns - vor allem meine Tochter - sehr angesprochen. Für Neulinge wie uns war die Charaktervorstellung zu Beginn des Comis sehr hilfreich. Hier erfährt man schon einiges über die wichtigsten Personen, d.h. die Freundinnen Will, Irma, Taranee, Cornelia, Hay Lin und Elyon. Anfangs haben wir schon mal vergessen, wer wer ist und konnten dann zurückblättern. Die Mädchen sind teilweise sehr verschieden, auch ihre Familienverhältnisse, über die man im Laufe der Geschichte einiges erfährt. Fußball ist ihre große Gemeinsamkeit und sogar Will wird sofort für die Mannschaft angeworben. Als sehr düster und geheimnisvoll haben wir sowohl Elyon als auch den seltsamen Rat/das Orakel empfunden, was natürlich unheimlich neugierig macht .

Meine Tochter hat den Comic verschlungen, nicht nur lesend sondern auch beim ansehen der Bilder. Sie liebt diesen Anime-Style und die tolle Farbpalette. Hier wird viel mit Licht und magisch wirkenden Effekten gespielt. Das erzeugt eine richtig tolle Atmophäre. Die gesprochenen Texte sind nicht besonders lang, trotzdem schreitet der Plot megaschnell voran und manchmal habe ich mir ein Quäntchen mehr Erklärungen gewünscht. So hastet man recht atemlos durch die Seiten und auf eine großartige Wendung zu. Wir würden jetzt gern noch mehr über die andere Dimension erfahren und hoffen, dass ganz bald ein weiterer Teil erscheinen wird. Für Mädchen die Comics mögen ist W.i.t.c.h. sicherlich ein Highlight. 4,5 Sterne

Bewertung vom 28.11.2024
Der Kuss der Nachtigall / Nightbirds Bd.1
Armstrong, Kate J.

Der Kuss der Nachtigall / Nightbirds Bd.1


sehr gut

Interessante Welt mit (zu) vielen Details und verbotener Magie
Die Nightbirds sind eine geheime Gruppe von gutgestellten jungen Frauen in der Stadt Simta, die zahlenden Kunden mit einem Kuss ihre Magie übertragen. Die Künste von Matilde, Sayer und Aesa sind gefragt, doch auch ein Dorn im Auge religiöser Fanatiker und nicht legal. Trotzdem wird sie von der höheren Gesellschaft toleriert, da sie ihnen nützlich ist. Eines Abends jedoch wird eine von ihnen gewarnt, kurz darauf eine zweite angegriffen. Ihre Identität droht aufzufliegen, jemand will sie töten. Dabei hat jede der drei Frauen ihre ganz eigenen Rechnungen offen oder Dämonen der Vergangenheit zu besiegen. Um herauszufinden, was in Simta geschieht, machen sie sich auf die Suche im Nachtleben der Stadt, müssen sich mit der berüchtigsten Straßengang abgeben und gelangen in die verborgene Unterwelt, wo nicht nur sie Zuflucht suchen. Die nächste Gefahr für magischbegabte Frauen lauert schon.

Mich hat die Aufmachung mit der edlen Goldprägung sehr angesprochen und beim Lesen des Klappentextes wurde ich neugierig. Auch die Innenseiten der Umschläge und Klappen sind reich ausgestattet mit Informationen über die drei Protagonistinnen, die Nightbirds Goldfink, Schleiereule und Nachtigall, und die Stadt Simta. Die Karte sorgt für mehr Orientierung beim Lesen, denn das Umfeld ist gar nicht mal so einfach zu beschreiben. Für mich war es ein Mix aus zahlreichen verschiedenen kulturellen Einschlägen, Systemen und Traditionen, was mir anfangs doch etwas viel war und worüber ich gern mehr erfahren hätte. Doch umso detailreicher es wurde, um so eher wurde die Handlung etwas ausgebremst. Auch das Magiesystem, das anfangs recht einfach war, da jede der Nightbirds nur eine Fähigkeit mit ihrem Kuss übertragen kann, wurde unübersichtlich, sobald die drei eine Entdeckung gemacht haben. Das war zwar eine spannende Entwicklung, uferte dann aber meiner Meinung nach etwas aus, so dass der Plot nur langsam vorankam. Vielleicht lag es auch daran, dass der Funke bei mir nicht ganz überspringen wollte.

Das Geschichte beschäftigt sich auch mit den Gefühlen und den romantischen Sehnsüchten der Nightbirds, jede von ihnen hat eine Person, die ihr Herz höherschlagen lässt. Zudem lässt die Autorin die Leser*innen lange im Unklaren über die Absichten einiger Figuren, so dass man misstrauisch weiterlesen muss, immer in Erwartung eines Verrats oder eines Plottwists. Manchmal hätte ich mir gewünscht, die Autorin würde sich auf weniger Details in ihrer fantastischen Welt beschränken. Oft hatte ich das Gefühl, etwas zu verpassen. Toll sind die starken Frauencharaktere, die sich in einer gefährlichen Welt beweisen müssen und immer wieder Gefahren meistern, aber auch viel Schmerz aushalten müssen. Das Ende ist so verfasst, dass man den zweiten Band lesen möchte, um zu sehen, wie es weitergeht. Ein interessantes Buch mit tollen Ansätzen, wenn es mich auch nicht ganz gepackt hat. 4 Sterne

Bewertung vom 28.11.2024
Agency for Scandal
Wood, Laura

Agency for Scandal


sehr gut

Unterhaltsam, aber nicht ganz so spannend
Izzy wird von einer Gruppe Frauen angeworben, die sich aus dem Untergrund für die Rechte von (verheirateten) Frauen einsetzt, die von ihren Männern nicht gut behandelt werden. Weil ihr Vater der eigentlich angesehenen Familie kaum etwas hinterlassen hat, bleibt Izzy keine Wahl und tatsächlich ist sie gut, in dem was sie tut. Das Schlösserknacken liegt ihr im Blut und auch in der Verkleidung eines Straßenjungen kommt sie überall durch. Doch dann übernimmt die Agency einen heiklen Fall, in dem es um einen hochrangigen Politiker geht. Einer seiner Mitarbeiter war Izzy schon aufgefallen und hat ihr Herz höher schlagen lassen. Als er in Gefahr gerät, muss Izzy sich entscheiden, ob sie ihm auch trauen kann. Dabei kommen sich die beiden näher und müssen ihr ganzes Können aufbieten, um den Schurken zu entlarven.

Das Cover ist einladend, auch wenn ich nicht so gern Personen auf dem Titelbild mag. Die Optik hat mich angesprochen und auch die Idee des Buches, dass eine junge Frau als eine Art verdeckte Ermittlerin in der Männerwelt agiert, fand ich gut. Das ist einfach mal etwas Neues, was es so noch nicht gab. Vor allem weil das Buch in historischem Kontext spielt und nicht in der Neuzeit. Hier stecken die Frauenrechte noch in den Kinderschuhen und darum sind diese mutigen Frauen einfach zu bewundern. Die Strukturen erinnerten mich ein bisschen an die Suffragetten. Manchesmal hatten die Damen es hier allerdings sehr viel leichter, als die echten Kämpferinnen für die Frauen. Auch wenn hier von Romantik schon die Rede war, wunderte ich mich, dass die Protagonistin doch so leicht angezogen wird von der männlichen Hauptfigur. Zwar macht sie sich sehr viele Gedanken darüber, aber eigentlich ist klar, worauf es hinausläuft.

Der Fall selbst ist jetzt keiner, bei dem die Lösung erst aufgedeckt werden muss, sondern es gilt, dem Schurken das Handwerk zu legen und geschickt seine Machenschaften aufzudecken und das unter erschwerten Bedingungen. Das hat mich zwar ganz gut unterhalten, hätte aber durchaus noch etwas rätselhafter sein dürfen. Der Schreibstil ist passend zur damaligen Zeit mit einem frischen Touch. Daher 4 Sterne

Bewertung vom 27.11.2024
Huiii, wer ist denn da noch wach? - Ab ins Bett und Gute Nacht!
Kugler, Christine

Huiii, wer ist denn da noch wach? - Ab ins Bett und Gute Nacht!


ausgezeichnet

Niedliche Gespenster-Einschlafhilfe für Gruselfans
Huiii, wer spukt denn da zur Geisterstunde noch durchs Haus. Es ist Theo, das kleine Gespenst, das noch eine Runde dreht. Dabei begegnet es allerlei gruseligen Freunden, die auch noch wach sind und hilft ihnen gekonnt beim Einschlafen. Bis es selbst nur noch heim in sein kuscheliges Bettchen möchte und traumhaft schläft.

Das kleine Gespenst ist so niedlich und Einschlafbücher kann man nie genug haben. Mir ist die matte Optik der Pappe sofort positiv aufgefallen. Fasst sich gut an und reflektiert auch nicht so stark. Das finde ich sehr lesefreundlich. Die Ecken sind wie bei Pappebüchern abgerundet. Uns ist das Buch zum Glück passend zur dunklen Jahreszeit um Halloween in die Hände gefallen, da war das Interesse natürlich besonders groß. Aber auch so haben Fans von Gruselfiguren ihre Freude beim Lesen. Ob Hexe, Spinne, Wolf, Vampir oder Vogelscheuche, hier begegnet man den beliebtesten Gruselwesen, die aber alle relativ süß und freundlich gezeichnet sind. Überhaupt sind die Illustrationen total schön, man kann jede Menge Details entdecken und dazu gibt es noch Klappen, die die Szenen verändern. Geschlossen sind die Wesen wach und haben Probleme beim Einschlafen, öffnet man sie, liegen sie brav in ihren Betten. Dafür sorgt das kleine Gespenst mit tollen Ideen, bevor es selbst ins Bett geht.

Die Geschichte ist in Reimen verfasst. Jeweils zwei Vierzeiler und ein Zweizeiler in Paarreim pro Doppelseite erklären, wen das Gespenst besucht, warum das Wesen nicht schläft und wie das Gespenst hilft. Dabei gibt es auch lustige Erklärungen. Die Hexe zum Beispiel hat Bauchweh und bekommt einen Tee, durch den sie pupsen muss. Das stinkt zwar, aber schon geht es ihr besser. Meine Kleine findet das Buch witzig und schaut es sich auch tagsüber gern an. Die Reime sind super zum Mitsprechen und mit den Gruselfreunden können sich Kinder sicher identifizieren, denn dass es zu hell oder zu dunkel ist oder sie schnell noch etwas spielen wollen, kennen sie wohl alle. Sehr niedlich und lebensnah. 5 Sterne

Bewertung vom 27.11.2024
Was machen wir heute?, fragt der kleine Dachs

Was machen wir heute?, fragt der kleine Dachs


ausgezeichnet

Supersüßes Buch zum Zuhören, Mitmachen und Entdecken
Der kleine Dachs wohnt mit seiner Familie am Rand des Tannenwaldes. Der Tag startet wie immer mit einem guten, gemeinsamen Frühstück. Danach wird am Baumhaus weitergebaut, mit Freunden gespielt, Picknick gemacht, am Bach geplanscht und nach einem erlebnisreichen Tag schlafen alle ganz schnell im Dachsbau unter der Erde ein.

Was machen wir heute? ist die zentrale Frage des Buches. Jede Menge, ist die Antwort. Zunächst zeigt eine Szene, wo der Dachs lebt und welche Tiere in der Nähe wohnen. Nach dem Aufstehen sieht man die Familie am Tisch beim Frühstück sitzen. (Dabei ist mit Familie hier die traditionelle Kombination aus Vater, Mutter und Dachskind gemeint. Weitere kommen nicht explizit vor, wobei bei den Hasen und Stinktieren keine Infos genannt werden.) Auf jeder Doppelseite kann man nun sehen, wie der kleine Dachs den Tag verbringt. Mit Essen, Spielen, Bauen und Schwimmen. Auf den Seiten gibt es dazu immer mehrere Texte: einen längeren Vorlese-Text, wörtliche Rede, die bei den Charakteren dabeisteht und verteilt auf dem Bild immer auch wieder interessante Bezüge zur Illustration oder Fragen. Das können Suchaufträge sein oder Fragen nach den Erfahrungen der zuhörenden Kinder usw. Durch diese und die super wimmeligen Bilder, die größtenteils Alltägliches zeigen, ist es ein Leichtes, die Kinder hier in das Vorlesen einzubinden, sie zu aktivieren und zum Mitmachen zu animieren. Man kann Papa Dachs bei Erdbeerenpflücken helfen, Dachskinds blaue Socken finden, seine Eisenbahnschienen nachspuren oder ein paar tröstende Wort sprechen, wenn der Dachs mal gefrustet ist. Die Anzahl solcher animierenden Anlässe ist groß und so wird das Buch so schnell nicht langweilig. Zudem ist es mit den vielen Details perfekt geeignet, um den Wortschatz von Kindern spielerisch zu erweitern. Vor allem der Bezug, den sie zu ihrem Alltag herstellen können, wirkt sich motivierend aus. Über einige Kleinigkeiten haben wir sehr gelacht, zum Beispiel über einen verknoteten Regenwurm oder Toilettenpapier an einem Ast im Gebüsch. Nach dem anstrengenden und abwechslungsreichen Tag wird jedem Kind klar, dass man sich auch mal ausruhen muss. Durch die letzte Szene, bei der man gleich lernt, dass viele Tiere unterirdisch leben, und in der die Tiere schlafen gehen, kann man das Buch auch gut als Gute-Nacht-Lektüre einsetzen. Ein einfühlsames und witziges Bilderbuch. 5 Sterne

Bewertung vom 25.11.2024
Nachtschwarze Worte / Liga Lexis Bd.1
Enders, Mo

Nachtschwarze Worte / Liga Lexis Bd.1


sehr gut

Gutes, magisches Abenteuer für Bücherliebhaber*innen
Annie wurde als Baby adoptiert und ist überrascht, als zwei Männer bei ihrer Mom auftauchen, die sie mit in die geheimnisvolle Akademie Bookford Manor an der irischen Küste nehmen wollen. Schon immer war Annie besonders, wenn es um Geschichten und das Lesen ging. Nun erfährt sie auch warum: sie ist eine Migra, halb Mensch, halb Buchfigur. An der Akademie kann sie lernen, in Bücher zu reisen und dort deren Handlung live zu erleben. In Bookford Manor erregt Annie aufgrund ihrer Herkunft zweifelhafte Aufmerksamkeit. Waren ihre Vorfahren wirklich Doyles? Ausgerechnet der arrogante Sohn einer wichtigen Persönlichkeit, Caspian de Vries, wird ihr zur Seite gestellt. Der sieht zwar gut aus, ist in Annies Augen jedoch unausstehlich. Doch nach einem Besuch in Annies Lieblingsbuch, bei dem so einiges schief geht, ist Caspian plötzlich verschwunden und Annie tut alles, um ihn zu retten. Irgendetwas stimmt nicht in der Bücherwelt Lexis.

Was für ein toll gestaltetes Cover. Die Farbe wirkt edel und verleiht dem Buch einen Schimmer, die Illustration erscheint plastisch. Auch im Innenteil ist jeder Kapitelanfang in ähnlicher Optik verschönert. Die Aufmachung wirkt schon sehr edel und man merkt schon, dass Buchliebhaber*innen hier besonders angesprochen werden. Der Buchrücken macht sich einfach toll im Regal. Damit passt die Optik zum Inhalt, denn auch hier dreht sich alles um die Welt der Bücher, die Lexis, und um besondere Wesen, die zwischen der normalen Welt und der Lexis hin- und herspringen können. Der Prolog ist sehr dramatisch, spannend und wirft Fragen auf, die darauf drängen beantwortet zu werden. So stürzt man sich in die Geschichte. Als Annie erfährt, dass sie eine Migra ist, sieht sie sich und ihre Marotten in einem anderen Licht. Nie hat sie wirklich gut in ihr Leben gepasst. Trotzdem war es für mich etwas schwer nachvollziehbar, wie schnell die Mutter sie gehen lässt und wie wenig Annie diesem bisherigen Leben mit ihr hinterhertrauert. Von jetzt auf gleich reist sie mit zwei völlig unbekannten Männern gen Irland und hat fortan kaum noch Kontakt mit ihrer engsten Bezugsperson, obwohl sie so viel erlebt und viel zu erzählen hätte.

An der Stelle gibt es einen unerwartet großen Cut und die Handlung wird Wochen später fortgesetzt. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man wenigstens das Kennenlernen mit ihren plötzlich auftauchenden guten Freund*innen miterlebt hätte. Zwar gibt es eine Nacherzählung der Begegnungen, aber die ist sehr kurz gefasst. Dennoch lernt mand die beiden noch gut kennen und es sind wirklich zwei sympathische Nebenfiguren. Ganz anders die Tonangeber von Bookford Manor. Da hat sich leider das Klischee der Promqueen-artigen Mobberin, wie man es kennt eingeschlichen. Auch Caspian ist erstmal das unnahbare Ekel, taut dann aber etwas auf. Es gibt einige Geheimnisse, die die Spannung hochhalten, vor allem die Reise in ein Buch habe ich sehnlichst erwartet. Das dauert aber, bis es so weit ist. Wie erwartet gibt es Gefühle zwischen Annie und Caspian, die am ehesten als enemies to lovers trope bezeichnet werden können. Wobei ich leider diese Vibes gar nicht so stark gespürt habe.

Die Bücherwelt ist toll beschrieben, es gibt viele Anspielungen auf Bücher und Zitate daraus, was Bücherfans wie mir natürlich gefällt. Vor allem eine Selbsthilfegruppe für Buchfiguren hat mich zum Lachen gebracht. Dennoch schwebt über allem der Hauch von Gefahr, den die Erwachsenen nicht wahr haben wollen. Ich bin hin- und hergerissen bei dem Buch. Einerseits finde ich die Idee und viele Details toll, die Erzählweise hätte für mich stellenweise etwas flotter und prägnanter sein können, auf jeden Fall aber fehlten mir hier die tiefergehenden Gefühle, um wirklich gefesselt zu sein. Geärgert hat mich, dass das Geschehen aus dem Prolog mit keiner Silbe mehr erwähnt wird, obwohl man die ganze Zeit darauf wartet, hier mehr Klarheit zu bekommen. Schon allein deswegen wird man Band 2 lesen müssen. Insgesamt 3,5 Sterne.