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SofieWalden

Bewertungen

Insgesamt 715 Bewertungen
Bewertung vom 01.07.2025
Die Hummerfrauen
Gerstberger, Beatrix

Die Hummerfrauen


ausgezeichnet

Die raue Küste von Maine und drei Frauen, die es hier gefunden haben, ihr Sein

Die raue Küste von Maine, einst der Rückzugsort der Autorin selbst, nach einem Schicksalsschlag, heute ist es der Ort für diese Geschichte. Drei Frauen, drei Generationen und die große Verbundenheit zu diesem Streifen Land und dem Meer, und wir als Leser nehmen daran teil. Da ist Ann, um die 70, hart im Nehmen, in ihrem Beruf als Hummerfischerin und auch in dem Aufrechthalten einer Fassade der Stärke, denn das hat sie daa Leben gelehrt, traue nur dir selbst. Und da ist Julie, fast 20 Jahre jünger. Auch sie fährt zum Hummerfischen hinaus aufs Meer. Ihre Verletzungen durch das Leben, die eher sichtbaren und die ganz tiefen in ihr drin, sie kann sie ertragen, in ihrer Verbundenheit zu dieser rauen Welt und den beiden Frauen, die es ihr gleichtun, nämlich eine Hummerfrau zu sein. Die Dritte dabei, Mina, mit Ende 20 die Jüngste im Bunde, ist zurückgekommen in die Heimat aus Kindheitstagen, um eine Türe zu schließen oder vielleicht doch eher zu öffen, für das Finden zu sich selbst und dem ein oder anderen Eingestehen. Drei Frauen stehen ihren Mann, haben es sich verdient, Akzeptanz zu erfahren, mehr noch Respekt und Anerkennung, wenn auch eher aus der Ferne. Es gibt gute und schlechte Tage, unausgesprochene Geheimnisse, Oberflächlichkeit, die gerade Julie nicht gelten lässt, bei anderen. Und es gibt Widerstreit, Zurückweisungen, Auseinandersetzungen, alles weil man es sich einander wert ist und weil man füreinander da ist, unausgesprochen festgelegt, zu einem Band der Freundschaft.
Ein Buch, so rau wie das Meer und auf Ebbe folgt Flut. Und auch wenn man den Pegelstand des Wassers am Ufer nicht halten kann, es gibt immer ein 'bis dann' und das finde ich ziemlich tröstlich.
Einfach schön.

Bewertung vom 30.06.2025
We Burn Daylight
Johnston, Bret Anthony

We Burn Daylight


sehr gut

Das Inferno von Waco, das fiktive Davor und eine Liebesgeschichte mit Protagonisten beider Seiten

1993, das Inferno von Waco, das Aufeinanderprallen einer kleinen Sekte und der Staatsgewalt, es endete, nach 51-tägiger Belagerung, bei der Stürmung des Geländes, mit einer Feuersbrunst. 85 Sektenmitglieder inkl. deren Anführer starben, nur 9 überlebten.
Von diesem Waco erzählt diese Geschichte. Sie ist an sich fiktiv, mit abgeänderten Namen, hält sich aber möglichst authentisch an die wahren Begebenheiten des unfassbaren Geschehens. Und in erster Linie geht es um Menschen, mit dem Fokus auf zwei Jugendlichen, Jaye und Roy, sie sich zufällig begegnen und langsam einander nähern. Jaye, deren Mutter sich gerade erst der sich hier angesiedelten Sektengemeinschaft angeschlossen hat und Roy, der Sohn des örtlichen Sheriffs, zwei absolut unterschiedliche Welten, auch als Belastung, mit im Gepäck, sie finden Gefallen aneinander und erleben die Anziehungskraft einer ersten Liebe. Sie beide erzählen abwechselnd von ihrem Erleben der Abläufe vor Ort und vor allem von ihren Empfindungen rund um ihr Leben. Jaye hat Probleme, sich in die Wahl ihrer Mutter und der geforderten Indoktrination durch die Sekte einzufinden und Roy, er hat unter anderem mit den authoritären Vorgaben seines Vaters zu kämpfen. Aber da ist natürlich noch sehr viel mehr. Man erfährt das ganze Spektrum der Gefühle, das den Menschen in ihrer Sektenenklave widerfährt, das langsame Aufschaukeln zwischen den beiden Formen der Macht und Gewalt und schließlich die Eskalation.
Gut gemacht in seiner Verwebung von Innen und Außen, von Fakten und Fiktion und dazu zwei junge Menschen, mittendrin und doch in einer Blase der ersten Liebe, die es nicht so richtig schafft. Und als besonders Stilmittel eingefügt, die Podcastsequenzen aus dem Heute, mit Erinnerungen von Menschen beider Seiten, das hat schon eine besonders intensive Note.
Ein interessantes gutes Buch über dieses umstrittene Kapitel der amerikanischen Geschichte wird hier vorgelegt, das aus einem Fakt so viel mehr macht, gerade wenn man vorher nicht viel über Waco wusste. Da bleibt die eigene Recherche nicht aus. Und über die Mechanismen, die hier ineinander gegriffen haben, wie eins zum anderen führte, ein bisschen hat mich die Realität emotional mehr berührt als Teile der Geschichte in seiner fiktiven Aufbereitung selbst.
Aber das ist wohl auch nicht anders zu erwarten.

Bewertung vom 26.06.2025
Die Geschichte des Klangs
Shattuck, Ben

Die Geschichte des Klangs


sehr gut

Die Verbundenheit über die Musik, erste Lieben und Reflexionen über das Leben
Zwei Kurzgeschichten, verbunden durch einen zufälligen Fund, in beiden ist es eine erste Liebe, die etwas macht mit seinen Protagonisten und im Nachhinein zu Erkenntnissen führt, schönen, denn sie war, ganz natürlich, sehr positiv für das sehr frei gelebte Leben des einen, ein wenig bitter, traurig ob der vielleicht falschen Entscheidung, bei der anderen.
Im ersten Teil des Büchleins geht es um Lionel und David, die sich in jungen Jahren zufällig kennenlernen und dann nach dem 1.Weltkrieg einen gemeinsamen Sommer lang mithilfe einer Phonographenwalze alte Volkslieder sammeln. Dabei wird David für Lionel zu seiner ersten und im nachhinein der einen großen Liebe, die jedoch keine Fortsetzung erfährt.
Im zweiten Abschnitt geht es um Annie, die auf dem Dachboden ihres neuen Hauses eben diese Phonographenwalze findet und, nochmal ein glücklicher Zufall, diese dem inzwischen 84-Jährigen Lionel zuordnen kann und die damit verbundene Geschichte erfährt. Auch für sie hat die erste Liebe eine enorme Bedeutung, denn sie hat damals alles aufgegeben und diesen Mann, ihren heutigen Ehemann, geheiratet. Nun steht sie da, lebt ein freudlosen unerfülltes Leben und das wird ihr nun bewusst.
Ausschnitte aus zwei Leben, von dem einen weiß man, zumindest schemenhaft, wie es weitergeht, im Fall von Annie lässt man am Ende eine Person zurück, die, so wünscht man es sich natürlich auch, etwas Neuem entgegengeht.
Die Sprache, beide Episoden werden auf eine zart poetisch angehauchte Weise abgehandelt, emotional eher zurückhaltet gestaltet und es ist einfach wie es ist. Vieles bleibt offen, aber so ermöglicht man den Lesern auch, auf sehr persönliche Art den Faden aufzunehmen und seine ganz eigenen Erinerungen und Gedanken zuzulassen.

Bewertung vom 24.06.2025
Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen
Rossell, Judith

Midwatch - Schule der unerwünschten Mädchen


ausgezeichnet

Erst unerwünscht und dann beginnt etwas Gutes

In einem Waisenhaus aufzuwachsen und nicht einfach nur demütig zu sein, sondern durchaus auch mal das Richtige zu tun, wenn einer meint, er darf alles, das endet dann in Midwatch, der Schule der unerwünschten Mädchen. Und so wird auch Maggie eines Tages dort abgeliefert. Alles scheint düster und trostlos. Die vorbeilaufenden anderen Mädchen schauen bedrückt zu Boden und die Erwachsenen machen wirklich Angst. Doch kaum schließt sich die Tür hinter Maggie, wird alles anders. Muntere Musik, Gelächter und strahlende Gesichter, jetzt kommt das wahre Midwatch zum Vorschein. Diese Schule ermutigt seine Mädchen, sie selbst zu sein, taff, gewitzt und klug. Denn der Unterricht hier soll sie zu Ermittlerinnen machen, solchen, die es echt drauf haben und die kniffeligsten Fälle lösen können. Etwas Besseres gibt es doch wohl kaum. Und Maggie und ihre neuen Freundinnen müssen dann auch schon sehr bald den ersten spannenden Fall in Angriff nehmen.
Diese Geschichte, es ist schön zu sehen, dass Unangepasstheit erlaubt ist, gerade bei Mädchen und zudem in ein spannendes herrlich lebhaftes turbulentes Abenteuer mit ganz viel positiver Energie eingebunden ist. Und die fantastisch magische Note, gegen einen Besuch in Wolkensphären und das Ermitteln unter der Erde ist ja nichts einzuwenden und passt hier gut hinein. Man fühlt sich prima unterhalten und die Entwicklung der Mädchen, von ängstlichen Gestalten zu selbstbewussten Wesen mit viel Power, das erlebt man einfach gerne mit. Und so hat dieses Buch auch eine gute Aussage mit im Gepäck.
Einfach eine klasse Geschichte. Von mir aus darf es gerne weitergehen.

Bewertung vom 17.06.2025
Reset
Grandl, Peter

Reset


ausgezeichnet

Eine Dystopie, die erschaudern lässt und zur Realität ist es nicht weit

Die Welt, ohne die digitale Vernetzung, die wir Menschen geschaffen haben, würde schon heute alles zusammenbrechen. Auch das zeigt uns 'Reset', diese Geschichte aus einer nahe Zukunft, ein dystopisch gehaltenes Szenario und ein Thriller der Extraklasse. Schon nach wenigen Seiten ist man diesem packenden intensiven Buch 'verfallen'. Das Wegbrechen jeder Sicherheit, aller seriösen Orientierung, Fake-News statt Faktenlage, wo festhalten, wem glauben, wie daraufhin handeln, die Welt, wie wir sie kennen, steht vor dem Untergang und das erlebt jeder einzelne auf seine ganz persönliche Weise. Und wir erleben es mit. Vier Protagonisten, vier Orte auf der Welt und der verzweifelte Kampf, dem allem Einhalt zu gebieten, nicht aufzugeben, alles zu tun, um den Reset-Knopf zu drücken und den alten Ist-Zustand wieder herzustellen.
Diese Geschichte ist einfach groß, groß in seiner spannenden Handlung und in der Nähe, die sie vermittelt, zu und mit den handelnden Personen, den Guten in diesem Fall. Und sie ist schaurig gut, wenn sie, sehr klug und herrlich ausbalanciert, von dieser Nichtrealität erzählt, denn das ist sie, gerade noch so eben und dabei genau das in uns auslöst, das Bewusstsein, wie nah dran dies alles ist und wie leicht uns genau das ereilen könnte, schon morgen. Und das macht Angst.
Ein grandios gutes Buch. Das sollte man sich nicht entgehen lassen.

Bewertung vom 16.06.2025
Geschichten aus dem Muckligwald - Geschenkbuch mit Zeichnungen von Bestseller-Illustrator Charlie Mackesy
Cowie, Vicky

Geschichten aus dem Muckligwald - Geschenkbuch mit Zeichnungen von Bestseller-Illustrator Charlie Mackesy


ausgezeichnet

Heimelige Geschichten zum Vorlesen und das wird eine schöne Zeit

Eine Großmutter besucht ihre Enkelkinder und diese warten nur auf Omas tolle Geschichten aus dem Muckligwald. Sofort soll das Erzählen beginnen und wir tun es ihr gleich. Wir blättern im Buch an die richtige Stelle und dann geht es los. In gereimter Form erleben hier die Kleinsten zarte wunderbar beschauliche kleine Leseabenteuer. Es geht natürlich um Kinder und dann auch um ihre neu gewonnenen Begleiter. Zwerge, Brownies, Feen und noch einiges mehr an fantastischen Wesen werden hier vorgestellt. Von manchen hat man mit dem, was sie tun, noch nie gehört, andere sind einem schon eher bekannt. Sie alle bringen sich ein in eine jeweils sehr besondere Geschichte, die man als Kind manchmal auch liebend gerne selbst erleben würde. Und dann gibt es da etwas, was das alles auf eine noch höhere Stufe stellt, die Bilder. Sie begleiten die Geschichten, natürlich. Aber sie sind von der Wahrnehmung her auch so einzigartig, kunstvoll, edel und wunderschön, da muss man einfach hinsehen und geniessen. Kein Wunder, denn der Illustrator, der hier seine Kunst an uns weiter gibt, hat sogar schon einen Oscar gewonnen, mit seinen typischerweise mit Tinte gezeichneten kleinen Kunstwerken, verewigt in einem Animationskurzfilm.
Dieses Buch, sowohl außen wie innen edel gestaltet, es ist ein Genuss für immer wieder und braucht nur eine kuschelige Ecke, für den vorfreudigen Vorleser und seine kleinen Zuhörer.
Es lässt der Fantasie der Kinder und auch den vortragenden Erwachsenen eine Menge freien Raum für eine herrliche (Aus)-Zeit, hinein in diese märchenhafte Welt des Muckligwalds.

Bewertung vom 05.06.2025
Der Angriff der Dunkelelfen / Royal Institute of Magic Bd.3
Kloss, Victor

Der Angriff der Dunkelelfen / Royal Institute of Magic Bd.3


ausgezeichnet

Die Dunkelelfen starten zum Angriff und das nächste Teil der Rüstung muss her

Weiter geht die magische Reihe rund um das Royal Institute of Magic und seine Schüler. Um einen vor allem, Ben, er ist der Hauptprotagonist und auch Held dieser Geschichte. Schon in den beiden Vorbänden hat er gezeigt, was er kann und das ist diesmal nicht anders. Zusammen mit seinen Freunden Charlie und Natalie muss er ein weiteres Teil der Rüstung finden, um den Dunkelelfen, die sich zu einem Angriff auf die Schule formieren, erfolgreich entgegentreten zu können. Dafür ist es notwendig, sich weit hinauszuwagen, aus seinem halbwegs geschützten Umfeld. Und alles wird noch gefährlicher und spannender als man dies schon von ihren vorherigen Abenteuern kennt. Das verlangt den Dreien viel ab, denn auch die schulischen Herausforderungen werden ordentlich hochgeschraubt. Und dann gibt es da noch einen ziemlich coolen Neuzugang, der die Aufgaben in der Schule superlocker meistert, aber anscheinend im Hintergrund nicht gerade freundschaftlich zu Ben eingestellt agiert. Doch Ben ist ja auch älter und erfahrener geworden, um dementsprechend angemessen zu reagieren. So wird er auch in diesem Band alles richtig machen, das hoffen wir doch mal. Und dann am Ende, ein Cliffhanger, der es in sich hat. Aber eigentlich will man es ja auch nicht anders, für noch ein bisschen mehr Vorfreude auf den nächsten Teil. Denn wenn eins sicher ist, dann, dass es weitergeht, für Ben und seine herrlich fantastische magische Welt.
Und seine inzwischen zu Fans gewordenen Leser, einschließlich mir, wir sind dann, absolut sicher, wieder mit dabei.

Bewertung vom 02.06.2025
Shark Heart
Habeck, Emily

Shark Heart


ausgezeichnet

Ein menschliches Leben wird enden, ganz zur falschen Zeit, bizarr und berührend zugleich

Zwei Menschen, sehr unterschiedlich in ihrem Wesen, haben sich gefunden. Liebe, Glück, Heirat und voller Freude auf ein langes gemeinsames Leben. Doch für Wren und ihren Mann Lewis kommt es anders. Da ist etwas komisch und geradezu bizarr ist die Diagnose. Lewis wird sich in einen weißen Hai verwandeln. Medizinisch ist das gar nicht so selten, dass Mensch mutiert, in was auch immer, in dieser heftig realen und doch kreativ fantastisch angenommen Welt. Und eine Heilung, es wenigstens aufhalten, gibt es nicht. Es wird geschehen, ziemlich schnell. Wren tut, was sie kann, um es ihrem geliebten Mann leichter zu machen, ihn zu umsorgen. Innerlich ringt sie um Akzeptanz, um Stärke, für das, was kommt, den Verlust, das Hineingleiten in ein anderes Sein. Nichts mehr bleibt übrig, nur ein Raubfisch mit seinem animalischen Trieb nach Futter, um auf seine Art zu überleben.
Schräg, bizarr, grotesk und eigentlich auch gar nicht so neu, diese Konstellation, Metamorphose vom Mensch zum Tier. Und doch, dies hier ist ziemlich anders. Der Fokus liegt auf zwei Menschen und diesem wertvollen bisschen Zeit, dem langsamen doch so schnellen Entgleiten und einer bombastischen Intensität an Gefühlen, die realer auch nicht sein könnten, in unserer Welt, wo Menschen einfach sterben. Und dann ist es vorbei und der andere bleibt zurück. Er sucht nach Gründen fürs Weiterleben und manchmal ist das nicht ganz so einfach und dauert lange. Und manchmal ist es das eben doch.
Ein Buch, der 'einfach anderen Art' mit weniger Befremden als ich dachte, aber ein bisschen eben schon und mit der ganzen Bandbreite der Gefühlspalette, schwer und bedrückend, aber eben nicht nur.
Lesen sollte man es auf jeden Fall. Es macht etwas mit einem, so oder so oder vielleicht auch ein bisschen anders.

Bewertung vom 28.05.2025
Neon und Bor
Kling, Marc-Uwe;Cronauer, Jan

Neon und Bor


ausgezeichnet

Auf Problem folgt Erfindung und das machen zwei Kinder richtig gut

Wenn man schon Neon und Bor heißt, wie zwei Elemente im chemischen Periodensystem, dann ist 'Wissenschaft' und Erfindergeist nicht weit. Und tatsächlich, die 11-jährige Neon und ihr kleiner Bruder Bor, gerade mal 1 Jahr alt, sind ganz besonderes kluge Köpfe. Für sie gilt die Devise, ein Problem, oft dem eigenen Alltag entspungen, braucht eine Lösung, in Form einer Erfindung natürlich, ihrer Erfindung. Und nur so am Rande, wenn daraus wieder ein Problem wird, dann setzt es eben die nächste Eigenkreation obendrauf. In sechs Geschichten schreiten die beiden zur Tat und heraus kommen ein Robotor, das ist ja noch nachvollziehbar, aber auch Fantastisches wie die Zeitschleife, der Lärmsauger und Co. erblicken hier das Licht der Welt.
Und wie läuft das so ab. Lustig, schräg, gewitzt, superklug und von einem gigantischen Einfallsreichtum getragen, so sieht das aus. Wenn schon Marc-Uwe Kling draufsteht, dann ist eben genau das, wie eben hier, auch drin. Ein absolut irrsinnig gut gelungenes Lesevergnügen, für kleine und auf jeden Fall auch für die großen Spaßversteher.

Bewertung vom 24.05.2025
Die Wortlosen
Haass-Pennings, Marion

Die Wortlosen


ausgezeichnet

Die Geschichte eines unverarbeiteten Todes, wortlos gemacht von der eigenen Familie und dann eine Freundin, die 'hilft'

Es sind die 1970er Jahre, Vater, Mutter, zwei gesunde Kinder, ein Sohn und eine jüngere Tochter, eine Vorzeigefamilie, die alle Klischees der damaligen Zeit erfüllt. Sonja, von ihrem bewunderten Bruder Uli nach einer nächtlichen Mutprobe nach dem Durchwaten der Isar zu Moon umbenannt, sie ist diese Geschichte. Sie beschreibt ihr Leben, der ultimative Einschnitt, als ihr Bruder als 11-jähriger ertrinkt. Es soll ein Badeunfall gewesen sein. Die Familie trotzt dem Unfassbaren mit einem Neufang, der Umzug aufs Dorf. Doch was wir als Leser dann an Moons Seite erleben, ist das pure Davonlaufen, vor allem, was geschah. Zweigen, gar Verleugnung, die Familie, sie zerbricht an ihrer Wortlosigkeit. Die Mutter beginnt zu trinken, der Vater stürzt sich in die Arbeit und sein Weg führt zu anderen Frauen. Und Moon, sie bleibt zurück. Da ist niemand, der ihre stummen Schreie hören will, bis auf die Nachbarstochter, die sie fast schon rettet, ihr zuhört, zu einer wirklichen Freundin wird. Moon fängt sich, scheinbar, erst einmal, doch dann kommen die Erinnerungen wieder. Flashbacks, Szenen, die sie sich nicht erklären kann, was konstruiert ihr Hirn da, aus der Not heraus.
Diese Geschichte, deren Schreibstil, er ist sehr authentisch und präsent, um das alles kundzutun. Ob real oder dem Inneren dieses leidenden Mädchens entstanden, viel Schwere, Traurigkeit, Verzweiflung, Not liegt darin und das Konkrete, das, was wirklich als tatsächlich geschehen zu benennen ist, kommt ein wenig abhanden. Das ermöglicht zwar eigene Gedanken, aber dieses Unwägbare geht schon sehr weit. Manchmal erscheint es einem zu viel, denn man sehnt sich, sucht für Moon nach Lösungen, die wirklich sind.
Ein Buch, unerwartet und besonders in seinem Leseerlebnis, zum Durchatmen gibt es nicht viel, aber die Schwere auszuhalten, es lohnt sich und es begleitet einen noch lange danach.