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Bookwood
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Bad Honnef

Bewertungen

Insgesamt 114 Bewertungen
Bewertung vom 06.10.2024
Pi mal Daumen
Bronsky, Alina

Pi mal Daumen


gut

Nicht wirklich mein Buch
„Pi mal Daumen“ ist das erste Buch, das ich von Alina Bronsky lese. Sind ihre bisherigen Werke immer recht gut besprochen, hat mich bei ihrem neuesten Roman auf jeden Fall die Geschichte interessiert. Geht es hier doch um eine ungewöhnliche Geschichte, die mich entfernt an die Story des Filmes „Harold and Maud“ erinnert.
Der völlig lebensuntüchtige Oscar, Spross einer Adelsfamilie, beginnt nach dem Abitur sein Mathematikstudium an der Uni , an der Fields-Medaillengewinner Daniel Johannsen tätig ist, den er schon seit seiner frühesten Kindheit bewundert.
In den Vorlesungen lernt er Moni Kosinsky kennen, die so ganz anders ist als er selbst.
Sie ist bereits mehrfache Großmutter, versucht ihre chaotische Familie mit mehreren Jobs über Wasser zu halten und scheint aus für Oscar zunächst unerklärlichen Gründen trotzdem wild entschlossen zu sein, ein Mathematikstudium zu absolvieren. Was anfangs lediglich eine Zweckgemeinschaft zu sein scheint, entwickelt sich schnell zu einer echten Freundschaft, bei der Oscar nicht nur erkennt, was alles in Moni steckt und ein Geheimnis lüftet, sondern in manchen Situationen auch über sich hinauswächst.
Die Idee für das Buch hat mich eigentlich auch beim Lesen noch überzeugt. Ein Sprössling einer Helikoptermutter trifft auf jemanden, der sein Leben selbst unter schwierigsten Bedingungen noch im Griff hat und für seine Ziele sein Leben lang hart kämpfen musste.
Allerdings finde ich, dass die Autorin an vielen Stellen in der Darstellung über das Ziel hinausschießt und einige Situationen so überzogen wählt, dass ich nicht mal darüber schmunzeln konnte, sondern eher etwas genervt, die Stirn runzelte. Ausserdem sind mir weder Oscar noch Moni wirklich ans Herz gewachsen. Oscar möchte man manchmal einfach nur schütteln, Moni an einigen Stellen fragen, ob sie nicht erkennen will, dass ihre Familie sie nur ausnutzt. Ich finde, weniger dick aufgetragen, hätte mir das Buch auf jeden Fall erheblich besser gefallen. Vielleicht lese ich einfach mal ein anderes Buch von Alina Bronsky, es gibt einige, die ich thematisch auch ansprechend finde.
Die Covergestaltung finde ich etwas bieder.

Bewertung vom 20.09.2024
Pineapple Street
Jackson, Jenny

Pineapple Street


gut

New York Upper Class
Auf die Lektüre des New-York-Times- Bestsellers „Pineapple Street“ von Jenny Jackson hatte ich mich sehr gefreut. Allerdings war das Buch für mich eher eine Enttäuschung als ein Lese-Highlight.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht die Familie Stockton, die einen Familiensitz in der Pineapple-Street, einer Straße im New Yorker Reichenviertel Brooklyn Heights hat. Dort leben zwar nicht mehr die Familienoberhäupter Tilda und Chip, sondern der älteste Sohn der Familie Cord mit seiner Frau Sarah, aber trotzdem ist es so, als wären die anderen Familienmitglieder nie aus diesem Haus ausgezogen. Das alte Stadthaus aus dem 19. Jahrhundert ist quasi ein Familienmuseum, in dem jedes Familienmitglied sehr präsent ist, da niemand die Notwendigkeit sieht zu registrieren, dass es nun das Heim von Sarah und Cord ist.
Die Stocktons versuchen immer unter allen Umständen den Schein zu wahren.
Sarah ist durch ihre Herkunft eine Außenseiterin, hinter deren Rücken die beiden Schwägerinnen Darley und Georgina sich lustig über sie machen. Darley selbst ist unzufrieden mit ihrer Reduzierung auf die Mutterrolle, Georgina taumelt eher etwas ziellos durchs Leben. Als sie sich ernsthaft in einen verheirateten Kollegen verliebt und dieser bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommt, gerät ihre Welt ins Wanken und sie beginnt ihre Lebensweise zu hinterfragen.
Auf dem Covertext des Buches wird Jane Austen erwähnt, „die diesen Roman geschrieben hätte, wenn sie im 21. Jahrhundert leben würde“. Ich muss leider sagen, dass für mich dieser Roman in keinster Weise die Tiefe und den Charm eines Jane- Austin-Werkes besitzt.
Mir bleiben die Familienproblem der Stocktons zu sehr an der Oberfläche, vieles ist mir einfach zu clichehaft und zu dick aufgetragen. Auch die „Verwandlung“ der jüngsten Tochter Georgina fand ich alles andere als überzeugend.
Alles in allem war der Roman für mich eine eher leichte Lektüre, die bei mir keinen bleibenden Eindruck hinterlassen hat. Die Covergestaltung finde ich farblich sehr schön, aber auch nicht sehr aussagekräftig.

Bewertung vom 15.09.2024
Der Salon der kühnen Frauen
Pollard, Clare

Der Salon der kühnen Frauen


sehr gut

Doppeldeutige Märchen
Das Buch „Der Salon der kühnen Frauen“ hat mir erst auf den den zweiten Blick gefallen. Fand ich Klappentext und Leseprobe durchaus interessant, muss ich doch gestehen, dass ich mich mit der Lektüre anfangs mehr als schwer getan habe.
Die Autorin Clare Pollard führt uns in ihrem Roman an den Hof des Sonnenkönigs Ludwig des XIV. Dieser herrscht in absoluter Maßlosigkeit und hat überall seine Spitzel, um jegliche Art von Kritik im Keim zu ersticken und seine Macht aufrechtzuerhalten. Alle, die auch nur andeuten, dass sie seinen Absolutismus verabscheuen, bezahlen dies mit ihrem Leben. Umso mutiger ist die Adlige Marie d‘Aulnoy, die regelmäßig in ihrem Salon „Märchenabende“ veranstaltet. Verschiedene Adlige tragen Geschichten vor, die nur vordergründig für die Unterhaltung von Kindern erdacht wurden. Die Texte darüber hinaus aber versteckte Kritik am Versailler Hofleben und seiner adligen Gesellschaft.
Obwohl sie das das Leben kosten könnte, versuchen die Teilnehmenden so auf die Ungerrechtigkeiten und die Willkürlichkeit aufmerksam zu machen, denen die meisten von ihnen in ihrem Leben bereits selbst zum Opfer fielen.
Ich finde, allein schon durch die vielen Personen gelingt es bei der Lektüre anfangs sehr schwer, sich in der Geschichte zurechtzufinden. Man muss erst zuordnen, wer welche Lebensgeschichte hat. Ich war da auch wirklich dankbar, dass es ein Personenverzeichnis gibt. Zum Schluss hin, wo sich dann einige Fäden noch entwirren, hat mir der Roman dann richtig gut gefallen. Wenn man ein zweites Mal über die vorgetragenen Märchen nachdenkt, wird einem im Nachhinein noch so manches klar.
Was ich für mich allerdings problematisch fand, war die teilweise vulgäre Wortwahl. Ich denke, dass eine gewisse Grobheit aber durchaus auch für den Hof des Sonnenkönigs typisch war.
Die Personen waren für mich überzeugend gezeichnet. Besonders sympathisch war mir Charles Perrault.
Die Covergestaltung ist gut gemacht und auch die Länge des Buches passte für mich.
Der Roman ist sicherlich keine leichte Lektüre. Wenn man sich aber einmal auf ihn eingelassen hat, kann man sich gut einfinden und erhält einige Anregungen zum Nachdenken.

Bewertung vom 13.09.2024
Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2
Engels, Lars

Glutmoor / Janosch Janssen ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Toller zweiter Band mit dem Ermittlerduo Janssen/Quester
Janosch Janssen und Diana Quester ermitteln in ihrem zweiten Fall und es ist wirklich spannend das zu lesen. Nach dem ersten tollen Band „Totes Moor“ hat der Autor Lars Engels mit „Glutmoor“ einen ebenso rasanten Rhön-Krimi nachgelegt.
Allerdings ist die so faszinierende Moorlandschaft bei diesem Buch eher etwas nebensächlich. Die Geschichte lebt von der doch ziemlich emotional geprägten Situation des Ermittlerduos. Janosch wird zum ersten Mal Vater, Diana dementsprechend Großmutter. Helen, Janoschs Frau und Dianas Tochter gerät während der Ermittlungen in eine lebensbedrohende Situation, die die beiden Polizisten über sich hinauswachsen lässt.
Darüber hinaus lernt man die sonst eher gefühlskalte Polizeidirektorin von einer verletzlichen Seite her kennen, als sie an der Loyalität ihres engsten Mitarbeiters zu zweifeln beginnt und ihre Beziehung zu ihm überdenken muss.
Echt interessant ist auch die Story, die hinter dem zu lösenden Fall steckt. Wer hat fast eine gesamte Familie ausgelöscht? Liegen die Motive in der Vergangenheit oder haben ganz andere Gründe zu der blutigen Tat geführt? Ich fand, das war wieder ein absolut runder und gelungener Krimi. Gerne werde ich auch den nächsten Fall mit Janosch Janssen verfolgen um zu sehen, wie er es schafft die beiden Rollen als frischgebackener Vater und als engagierter Ermittler unter einen Hut zu bringen.
Die Covergestaltung ist wieder mega gut gelungen und passend. Bis hoffentlich bald Janosch und Diana!

Bewertung vom 02.09.2024
Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1
Georg, Miriam

Im Nordwind / Nordwind-Saga Bd.1


ausgezeichnet

Toller Auftakt eines neuen Zweiteilers
Für mich ist schon allein die Gestaltung des Buchcovers einfach überzeugend. Der neue Zweiteiler von Miriam Georg kommt schon mit einem „Wow-Effekt“, einem wunderschönen Frauenfoto, daher.
Es geht wieder um ein Frauenschicksal im neuen Roman „Im Nordwind“. Ort der Handlung ist wiederum Hamburg zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Die Autorin führt uns dieses Mal in die Welt der Schausteller.
Die junge Heldin Alice führt ein Leben in Armut, geprägt außerdem durch die Gewalttätigkeit ihres Mannes Henk. Als sie nur knapp dem Tod entgeht, wagt sie, nicht zuletzt, um ihre Tochter zu schützen, einen ungeheuerlichen Schritt: sie will sich von ihrem Ehemann scheiden lassen. Anwalt John Reeven, der aus begütertem Hause stammt, versucht Alice zu helfen, stößt aber dabei an seine persönlichen Grenzen. Alice hütet ein schreckliches Geheimnis aus ihrer Vergangenheit. Wird es für immer ihrem Glück im Wege stehen?
Miriam Georg ist einfach eine tolle Erzählerin! Geschickt verwebt sie verschiedene Erzählstränge zu einer fesselnden Geschichte. In Rückblenden wird Alices Vergangenheit aufgerollt, dazu auch noch die komplizierte Familiengeschichte der begüterten Reeves beleuchtet. Es entsteht ein vielschichtiges Bild der Hamburger Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhundert, das nicht packender sein könnte.
Die Charaktere sind authentisch und die Heldin Alice sehr sympathisch. Mit dem offenen Ende des ersten Bandes bleibt viel Spielraum für den abschließenden zweiten Band. Die historischen Einblicke in die Welt der Schausteller sind zudem sehr interessant. Wie immer setzt die Autorin auf eine genaue Recherche der Hintergründe und vermittelt dadurch fundierte historische Fakten, ohne dabei langweilig zu erzählen.
Ich habe die Lektüre des Buches wirklich sehr genossen und warte schon sehr gespannt auf die Fortsetzung.

Bewertung vom 20.08.2024
Anna O.
Blake, Matthew

Anna O.


ausgezeichnet

Perfekt inszeniertes Verwirrspiel
Anna O ist ein wirklich außergewöhnlicher Thriller. Eine junge Frau, die seit vier Jahren in einem komatösen Schlaf liegt, soll ihre beiden besten Freunde und Geschäftspartner getötet haben. Der Psychologe Ben, dessen Spezialgebiet Verbrechen, die im Schlaf begangen wurden sind, soll Anna nun zurück ins Leben holen und aufwecken, damit ihr der Prozess gemacht werden kann. Erzählt wird die Geschichte aus verschiedenen Perspektiven. Allmählich wird klar, dass nichts so ist wie es zunächst schien und nur ganz langsam beginnen sich die Fäden zu entwirren. Doch dann ist plötzlich wieder alles ganz anders und erst ganz zum Schluss des Buches kommt letztendlich die ganze Wahrheit ans Licht.
Matthew Blake hat dieses Verwirrspiel wirklich grandios konstruiert. Gespannt verschlingt man ein Kapitel nach dem anderen und möchte das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen, bis man endlich auf der letzten Seite angekommen ist. Für mich war der Thriller einmal etwas ganz anderes im Vergleich zu den üblichen „Whodunit-Krimis“, zumal es ja auch keinen Ermittler im klassischen Sinne gibt.
Für mich ist „Anna O“ auf jeden Fall jetzt schon eines der Krimi-Highlights des Jahres 2024.
Ich hoffe, von Matthew Blake wird man bald mehr lesen können.
Das Cover passt für mich gut, den Farbschnitt hätte ich, wie immer, nicht gebraucht.

Bewertung vom 11.08.2024
Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1
Cors, Benjamin

Krähentage / Gruppe 4 ermittelt Bd.1


ausgezeichnet

Nervenaufreibend
Das ist ja mal wieder ein richtig supertoller Krimi! Mir war der Autor Benjamin Cors bisher noch nicht ins Auge gefallen, obwohl er ja wohl schon eine ganze Reihe in der Krimiwelt beliebter Normandie-Krimis verfasst hat. Von seinem neuesten Werk „Krähentage“ war ich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt.
Das Ermittlerduo Jakob Krogh und Mila Weiß bilden gemeinsam die neue Teamleitung der Gruppe 4, zuständig für die Aufdeckung von Serienstraftaten. Beide hüten ein Geheimnis aus Ihrer Vergangenheit, von dem ihr Handeln und Denken stark geprägt ist. Sie bauen gleichsam einen Schutzwall um sich herum, der aber langsam im Verlauf der Geschichte zu bröckeln beginnt. Gleich am ersten Tag werden sie mit einem Mord an einer alten Frau konfrontiert. Das merkwürdige an dem Fall ist, dass diese zu dem Zeitpunkt ihres Todes von Zeugen noch gesehen wurde. Die Mitglieder von Gruppe 4 stehen vor einem Rätsel, bis schließlich immer mehr Todesopfer auftauchen, bei denen es die selbe Ungereimtheit gibt. Parallel dazu müssen aber auch noch Gewalttaten an jungen Frauen aufgeklärt werden, die alle im gleichen Viertel gewohnt haben.
Die Story ist äußerst komplex und wird teilweise aus der Sicht des Täters erzählt. Lange weiß man, wer hinter den Morden steckt, aber das Motiv wird erst ganz zum Schluss klar und ist ziemlich schockierend. Auch die Lösung bezüglich Jakob Kroghs Geheimnis bringt eine völlige Überraschung. Da das Rätsel um seine Kollegin Mila aber noch offen bleibt, bietet dies einen tollen Cliffhänger für den hoffentlich bald folgenden zweiten Band.
Die Covergestaltung ist genauso schön gruselig wie der Krimi selbst und passt ungemein gut. Ich kann es kaum erwarten, bis hoffentlich dann im nächsten Band Mila Weiß Geheimnis gelüftet wird.

Bewertung vom 29.07.2024
Hast du Zeit?
Winkelmann, Andreas

Hast du Zeit?


sehr gut

Ein Serienkiller geht um
Als großer Andreas Winkelmann war sein neuer Thriller „Hast du Zeit?“ natürlich ein Muss und wurde schon sehnsüchtig von mir erwartet.
Im Buch geht es, wie oft bei diesem Autor, um die Mordserie eines irren Täters, dessen Motiv lange im Unklaren bleibt. Irgendjemand bringt Menschen um, die scheinbar in keinerlei Verbindung zueinander stehen. Allerdings stellt er ihnen stets wenn er sie in seine Gewalt bringt die Frage, die sich im Buchtitel widerspiegelt. Die Ermittlungen in diesem Fall liegen zwar offiziell in den Händen der Polizei, doch eigentlich versucht der pensionierte Bundespolizist Lars Erik Grotheer den Täter zur Strecke zu bringen, hat er doch dessen Tochter entführt. Zusammen mit der jungen Fotografin Lilly, deren Lebensgefährtin ebenfalls verschwunden ist, muss er erst manche falsche Fährte verfolgen, ehe klar ist, wer hinter allem steckt.
Andreas Winkelmann fesselt seine Leserinnen und Leser in diesem Krimi durch abwechslungsreiche Twists. Die Ermittlungen von Grotheer und Lilly führen mehrere Male ins Nichts und da die Zeit, die verschwundenen jungen Frauen Michelle und Felicitas zu finden, immer mehr schwindet, steigt die Spannung stetig. Gut beschrieben fand ich auch die Szenen, in denen die einzelnen Opfer ihre Gefangenschaft durchleben. Das brachte mir wirklich ein richtiges Gänsehautgefühl. Obwohl durch eingeschobene Textteile, in denen der Täter beginnt sein Motiv näher offenzulegen, tappt man bis zum Schluss des Buches weitesgehend im Dunkeln, wer der irre Verbrecher ist. Mir kam die Auflösung dann vielleicht doch eher etwas „out of the box“ vor. Getrübt hat das meine Lesefreude jedoch nicht wirklich und so kann ich abschließend sagen: das war wieder ein Winkelmann-Krimi, der mir gut gefallen hat. Allerdings gibt es auch noch bessere Bücher des Autors - aber das mag jeder selbst herausfinden. Die Covergestaltung ist eher unspektakulär, der Farbschnitt ist für mich unnötig.

Bewertung vom 28.07.2024
Aufbruch in eine neue Welt / Savannah Bd.1
Wilke, Malou

Aufbruch in eine neue Welt / Savannah Bd.1


sehr gut

Savannah- Geschichte über die ersten Siedlungen in den Südstaaten
Die Autorin Malou Wilke beginnt mit „Savannah - Aufbruch in eine neue Welt“ eine Romanreihe, die das Leben der Einwanderinnen und Einwanderer in die amerikanischen Südstaaten im 18. Jahrhundert beschreibt. Im Mittelpunkt der Erzählung steht die junge Nellie Bernstein aus Preußen, die, nach einer Vergewaltigung schwanger geworden, von ihrem Vater aus dem Haus gejagt wird. Nellie muss schweren Herzens ihre Geschwister zurücklassen und findet zunächst Zuflucht bei Verwandten im kleinen Dorf Wedensen. Dort bringt sie ihre Tochter Barbara zur Welt und leidet unter der Situation, dass sie ihrem Cousin und seiner Familie zur Last fällt, da diese selbst nicht wohlhabend sind. Als schließlich noch weitere Verwandte bei der Bäckersfamilie stranden, beschließt Nellie sich mit ihrer Tochter Justus anzuschließen, der dem Ruf des Generals James Oglethorpes folgt, der Menschen die Möglichkeit zur Auswanderung nach Georgia in den Südstaaten von Amerika anbietet. So beginnt ein großes Abenteuer für Nellie, das ihr Leben vollständig verändert und bei dem sie neben einem großen Verlust aber auch ein neues Glück findet.
Der Roman bietet einen guten Eindruck davon, wie das Leben der ersten Siedlerinnen und Siedler in den Südstaaten ausgesehen haben könnte. Menschen, die die Gefahren des neuen Landes, in dem sie Fuß zu fassen versuchten, erst langsam erkannten und mit sehr widrigen Umständen umzugehen lernen mussten, kämpften dort sicherlich Tag für Tag um ihr Leben. Außerdem mussten sich Menschen aus verschiedenen Ländern und aus den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Schichten „zusammenraufen“ und eine neue Gesellschaft bilden. Ich finde, die Darstellung dieser Problematiken ist der Autorin sehr gut gelungen. Die Geschichte liest sich spannend, hat einen realen Bezug und auch die Romantik kommt nicht zu kurz. Rundum ein wirklich schöner historischer Schmöker, der gut unterhält. Mir hat vielleicht an manchen Stellen etwas der Tiefgang gefehlt, aber da der Fokus des Buches sicherlich darauf liegt zu unterhalten und weniger darauf historische Details zu vermitteln, ist deshalb die Mischung aus historischem Hintergrund und persönlichen Geschichten absolut ok so. Die Protagonistin Nellie fand ich sympathisch und auch die anderen Figuren fand ich überzeugend gezeichnet.
Die Story lässt noch genug Luft für Fortsetzungsbände und so freue ich mich schon auf Band 2 „Erwachen einer neuen Zeit“, der im nächsten Jahr erscheinen wird.

Bewertung vom 28.07.2024
Die Verlierer
Hammesfahr, Petra

Die Verlierer


sehr gut

Racheengel
Seit längerer Zeit habe wieder einmal einen Krimi von Petra Hammesfahr als Lektüre gewählt. Schon früher fand ich ihre Bücher sehr spannend und die erzählten Geschichten intelligent gestrickt. Auch bei ihrem neuesten Werk „Die Verlierer“ zeigt sich, dass sie nach wie vor eine der besten deutschen Krimiautorinnen ist.
Dabei beginnt alles relativ unspektakulär: Ein Ehemann meldet seine Ehefrau als vermisst. Sie sei bei einer gemeinsamen Urlaubsreise vom Joggen nicht mehr zurückgekehrt.
Die ermittelnde Kriminalbeamtin Rita Voss stellt bei ihren Nachforschungen fest, dass es noch mehr verschwundene Frauen gibt, die anscheinend vom selben Täter entführt wurden. Obwohl ihr neuer Chef nicht an einen Serientäter glaubt, fühlt sich Rita immer mehr in ihren Vermutungen bestätigt und kommt einem ungewöhnlichen Tatmotiv auf die Spur. Dabei beginnt für sie ein Wettlauf gegen die Zeit, wenn sie weitere Morde verhindern möchte.
Obwohl die Geschichte sich etwas langsam entwickelt, ist sie gleich von Anfang an ziemlich spannend, da sie zusätzlich zum aktuellen Geschehen immer Erzählabschnitte aus der Täterperspektive beinhaltet. Durch diese Rückblenden wird das Tatmotiv immer klarer, so dass der Leser/die Leserin quasi mit ermittelt. Zusätzlich gibt es zum Ende des Buches hin aber auch nochmal einen richtig pfiffigen Twist, den man eher nicht erwartet hatte.
Petra Hammesfahrs Figuren sind wieder sehr überzeugend gestaltet, die Ermittlerin sympathisch in ihrer eigenen nicht perfekten Art und mit ihren persönlichen Problemen.
Für mich war das neue Werk der Autorin richtig gute Krimiunterhaltung, die ich auf jeden Fall weiterempfehle. Die Covergestaltung finde ich nicht so umwerfend. Da hätte man vielleicht noch etwas Ausdrucksstärkeres finden können.