Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Glüxklaus
Wohnort: 
Franken

Bewertungen

Insgesamt 616 Bewertungen
Bewertung vom 10.11.2024
Die Goldene Schreibmaschine
Henn, Carsten Sebastian

Die Goldene Schreibmaschine


gut

Gute Grundidee und wichtige Botschaft, Umsetzung nur teilweise gelungen

„Emily verspürte einen starken Drang, sich auf den Stuhl zu setzen und etwas auf der Schreibmaschine zu tippen. Aber konnte sie dieser fremden Welt trauen? Welche ungeschriebenen Gesetze galten hier? Was mochte hinter diesen unzähligen Regalen lauern?“

Emily macht in der geschichtsträchtigen Anna-Amalia Bibliothek, in der ihre Oma arbeitet, eine ganz und gar unglaubliche Entdeckung. In einem geheimen, magischen Raum befindet sich hier eine goldene Schreibmaschine, mit der man bereits erschienene Bücher für alle Leser auf der Welt umschreiben kann, was weitreichende Konsequenzen hat. Nun kann Emily Bücher und Entwicklungen ganz nach ihren Vorstellungen verändern. Eine sehr gute Sache, findet Emily begeistert. Doch dann kommen ihr erste Zweifel. Emilys Lehrer, der gemeine Dr. Dresskau, erfährt nämlich von Emilys Geheimnis und setzt alles daran, selbst an die Schreibmaschine zu kommen. Und er führt äußerst Böses im Schilde. Ob es Emily gelingt, ihren fiesen Widersacher zu stoppen?

Die Geschichte liest sich insgesamt gut verständlich und flüssig. Die Sätze sind abwechslungsreich, lebendig und bildhaft formuliert. Zielgruppe des Buchs sind. Kinder ab zehn Jahren.

In Emily können sich Kinder sicher gut hineinversetzen. Sie lebt bei ihren Großeltern, während ihre Eltern am anderen Ende der Welt arbeiten müssen. Weil ihr Leben sonst so ungeordnet und unstet ist - sie musste bisher oft umziehen und sich immer wieder an neue Orte gewöhnen- mag es Emily ordentlich und hat die Dinge gerne unter Kontrolle. Dass Emily auch emotionale und unvernünftige, falsche Entscheidungen trifft und sie sich im Verlauf entwickelt macht sie zu einer interessanten, nachvollziehbaren Protagonistin mit Ecken und Kanten. Auch einige der Nebenfiguren haben mir gut gefallen: Charly, die Gefühle schmecken kann, der etwas nerdige Frederick oder Opa Martin, der zwar viel vergisst, aber dennoch sehr viel weiß. Schade finde ich, dass Emilys Eltern sehr wenig Raum einnehmen. Die Erklärung für ihre dauerhafte Abwesenheit hat mich nicht ganz befriedigt. Emilys Feind, der Geschichtslehrer Dr. Dresskau, ist ein Bösewicht wie aus dem Bilderbuch. Er strotzt nur so vor Klischees und ist in seiner Gemeinheit extrem überzeichnet. Für mich eine überhaupt nicht überzeugende Figur, die die Geschichte für mich ziemlich erdrückt. Hier hätte ich mehr Fingerspitzengefühl bei der Ausgestaltung des Charakters gewünscht.

„Die goldene Schreibmaschine“ basiert auf einer wirklich guten Grundidee: Was, wenn es möglich wäre, Bücher im Nachhinein zu korrigieren? Würde sich da nicht auch die ganze Welt verändern lassen? Ein wirklich spannender, faszinierender Gedanke. Zweifelsohne entfalten Worte oft eine ganz gewaltige Macht.…
Leider ist es dem Autor nicht gelungen, aus dieser tollen Idee eine durchgehend fesselnde Geschichte zu entwickeln. Das liegt vor allem an der völlig übertriebenen, unglaubwürdigen Figur Dr. Dresskau, die die wichtige, sehr berechtigte Botschaft des Romans auf zu plumpe Weise mit dem Holzhammer vermittelt. Der Autor nimmt seinen Lesern durch die äußerst plakative Darstellung des Charakters das Denken ab. Dabei böte die Geschichte selbst viel interessanten Stoff zum Nachdenken und Diskutieren. Zudem werden manche eigentlich zentralen Ereignisse und Entwicklungen teilweise recht lieblos in wenigen Sätzen nebenbei abgehandelt, hätten meiner Meinung nach aber mehr Aufmerksamkeit verdient. So war für mich dann auch nicht jeder Handlungsaspekt hundertprozentig logisch und stimmig. Letztlich gelang es der Handlung nicht, mich emotional mitzureißen. Ich fühlte und fieberte nicht recht mit, blieb eher wie ein neutraler Zuschauer außen vor.
Das Buch lässt für mich leider insgesamt viel Potential liegen und einige wirklich gute Ideen bleiben ungenutzt. Unterm Strich: Unterhaltsam, aber kein Highlight.

Bewertung vom 15.10.2024
Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13
Klüpfel, Volker;Kobr, Michael

Lückenbüßer / Kommissar Kluftinger Bd.13


gut

Nette Unterhaltung, aber wenig Spannung und viel Klamauk

Eine großangelegte Polizeiübung wird plötzlich bitterer Ernst, als ein Polizist ums Leben kommt. Kluftinger, aktuell Interimspräsident der Polizei, muss sich den Vorwurf der Fahrlässigkeit gefallen lassen. Er und sein Team ermitteln und bald schon stellt sich heraus, dass der Tod des Kollegen kein Unfall, sondern Mord war. Bei den Untersuchungen verkehrt Kluftinger in ihm völlig fremden politischen Kreisen. Ziemlich erhellend auch für ihn privat, da er sich aktuell selbst als Politiker versucht und für den Gemeinderat kandidiert. Eigentlich sollte er als Lückenbüßer einen hinteren Listenplatz füllen, ohne Aussicht gewählt zu werden. Doch dann tritt Kluftis liebster Feind Dr. Martin Langhammer ebenfalls bei der Wahl an und Klufti entwickelt den Ehrgeiz, ihn in die Schranken zu weisen.

Die Geschichte wird chronologisch erzählt. Sie liest sich meist flüssig und leicht. Manche Formulierungen wirken allerdings etwas steif und brav und erinnern fast an einen Schüleraufsatz. Das einprägsame Cover ist auf den ersten Blick sofort als Teil der Reihe zu erkennen.

Als Klufti-Fan der ersten Stunde habe ich den etwas tollpatschigen Kommissar mit der Zeit sehr liebgewonnen. Kommissar Adalbert Kluftinger, Klufti, tritt oft in Fettnäpfchen, steht mit Technik, Digitalisierung und Neuerungen auf Kriegsfuß und wirkt häufig unbeholfen, aber stets sympathisch. Immer wieder beweist er aber auch besonderen Scharfsinn und Intelligenz, die ihn so manche verzwickte Kriminalfälle erfolgreich haben lösen lassen. Leider zeigt sich Kluftis Spürnase in diesem Band erst sehr spät und der Kommissar kommt insgesamt doch sehr naiv und plump herüber. Es gab für mich deutlich zu viele Fremdschämmomente, in denen ich Klufti sein allzu kindliches Denken und die Ungeschicklichkeit einfach nicht abnehmen wollte. Er wirkte mir, wie auch sein Konkurrent Doktor Martin Langhammer, deutlich zu überzeichnet.

Bei den Kluftinger-Krimis spielt der Kriminalfall in der Regel die Nebenrolle. Auch diesmal laufen die Mordermittlungen nur am Rande ab. Die Auflösung gestaltet sich dann auch recht unspektakulär und scheint letztlich gar nicht so wichtig. Stattdessen sammelt Kluft Pilze, macht Wahlkampf, wirbt für sich und erfährt, warum manche Bürger sich nicht mehr repräsentiert fühlen und das Vertrauen ins System verloren haben. Dabei werden leider kaum Klischees ausgelassen und alles bleibt doch sehr an der Oberfläche.
Einige skurrile Szenen, vor allem mit Dr. Langhammer und Kluftingers Eltern, haben mich gut unterhalten. Aber viele Situationen waren mir einfach zu viel, zu gewollt, zu klamaukig, zu überzeichnet und zu oft schon dagewesen. Es fehlt der rote Faden, die Handlung plätschert ohne Spannung nur so dahin. Den eigenen, ganz speziellen, drolligen Kluftingercharme habe ich diesmal zu selten wahrgenommen. Ich wollte das Buch wirklich gerne mögen, aber leider ist „Lückenbüßer“ für mich der bisher schwächste Band der Reihe und nur hartgesottenen Kluftifans zu empfehlen. Alle anderen sollten lieber mit den früheren, deutlich unterhaltsameren und originelleren Bänden starten.

Bewertung vom 15.10.2024
Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht
Minnameier, Christoph

Lua Luftwurzel - Silberelfen fängt man nicht


ausgezeichnet

Zauberhaftes Abenteuer mit umtriebiger, drolliger Hauptfigur

Die Wald- und Silberelfe Lua Luftwurzel kümmert sich intensiv um die Tiere des Waldes und ist immer zur Stelle, wenn sie gebraucht wird. Leider gerät Lua in die Fänge der Hexe Malicia Warzenbuckel, die die Elfe ausbilden und anschließend verkaufen möchte. Doch da hat sie die Rechnung ohne Lua gemacht. Die setzt alles daran, aus ihrem Gefängnis zu flüchten, was gar nicht so einfach ist, denn Malicia hat wirklich gut vorgesorgt. Als der Zauberer Zappaniel Zifferzank auftaucht, der hinterhältige Pläne verfolgt und Malicia übervorteilen will, bietet sich eine neue Chance für Lua, endlich das Weite zu suchen. Ob sie ihre Freiheit wiedererlangen kann?


Das Buch ist kindgemäß, lebendig und abwechslungsreich geschrieben und lässt sich prima und flüssig vorlesen. Besonders gut gefallen mir die drolligen, ansprechenden bunten Illustrationen, die neugierig machen und motivieren. Zum Vorlesen eignet sich das Buch für Kinder ab sechs Jahren, zum Selberlesen für ältere Kinder ab sieben oder acht Jahren.


Lua Luftwurzel ist als Silberelfe immer gut beschäftigt. Die Tiere des Waldes zählen auf sie. Daher hat sie eigentlich überhaupt keine Zeit dafür, eingesperrt in einem Käfig zu sitzen und sich von Malicia dressieren zu lassen. Doch aufgeweckt, schlau und beharrlich wie sie ist, gibt sie nicht auf, nach einer Fluchtmöglichkeit zu suchen. Während ihrer Gefangenschaft lernt Malicia den Gnom Fobu kennen. Der ist etwas bequemer und weniger umtriebig als Lua, doch erweist er sich auch als ziemlich netter Zeitgenosse. Und dann ist da noch Malicia, die böse Hexe wie aus dem Lexikon. Doch ist die wirklich so gemein wie gedacht? Und was führt der düstere, zwielichtige Zauberer Zifferzank im Schilde?
Eine phantastische, magische und originelle Figurenkonstellation ist hier versammelt, die für allerlei Überraschungen sorgt.


Wird Lua Malicia überlisten? Und wer hat im Duell zwischen Malicia und Zappaniel die Nase vorn?
Wie Lua Luftwurzel hartnäckig und umtriebig versucht, sich aus ihrer Misere zu befreien hat meiner neunjährigen Tochter und mir viel Spaß gemacht. „Silberelfen fängt man nicht“ ist ein kurzweiliges, originelles, buntes Leseabenteuer mit einer drolligen Hauptfigur, die ganz genau weiß, was sie will
Die Geschichte wirkt aufgrund des phantasievollen Settings fast zeitlos, entführt in eine ganz andere Welt und braucht keine moderne Technik, um von Anfang an bis zum versöhnlichen Bilderbuchende wunderbar zu unterhalten und zu überzeugen.
Fans der kleinen Hexe oder von Petronella Apfelmus und Kinder, die phantastische, märchenhafte Geschichten mögen, werden Lua Luftwurzel sicher sofort ins Herz schließen.

Bewertung vom 24.09.2024
#buch4you: Dein Mädchenbuch: Kreativ durch's ganze Jahr
Busch, Nikki

#buch4you: Dein Mädchenbuch: Kreativ durch's ganze Jahr


ausgezeichnet

Ein Buch, 160 motivierende, abwechslungsreiche Anregungen und Aktivitäten für Mädchen

„Mir reichts, ich geh‘ jetzt basteln“

„Dein Mädchenbuch- Kreativ durchs ganze Jahr“ enthält 160 Tipps und Ideen für „mehr Konfetti im Alltag“. Nach einer kurzen Einleitung, einer Liste von Bastelmaterialien zum Abhaken und einem kleinen Klebstoff-Lexikon, das erklärt, welcher Klebstoff sich für welche Arbeit eignet, geht es schon los mit zwei „Rezepten für Klebstoff ohne Zusatzstoffe“. Danach finden sich viele Anleitungen für Bastelarbeiten aus Papier wie Karten, Bilder oder Faltkunstwerke. Es folgen Projekte mit Blumen und Blüten. Anschließend werden Dekoidee „für zu Hause oder zum Verschenken“ vorgestellt, weiter geht es mit „Basteln im Boho-Style“. Das Kapitel „Partytime“ widmet sich allem, was zur Partyplanung gehört. Die Feste „Ostern“, „Halloween“ und „Weihnachten“ haben ebenso eigene Kapitel. „Mit Stiften Pinseln und ganz anderen Dingen“ lassen sich viele Projekte gestalten, dabei werden auch verschiedene Maltechniken und Grundsätzliches zu Doodeln Zentagels, Kawaiis oder Handlettering erläutert. Zwischendurch gibt es einige Rätsel z.B zu Pflanzen oder Kunst, Beobachtungs- und Forscheraufgaben und Listen zum Ausfüllen. Es sind durchgehend motivierende und teils witzige Sprüche abgedruckt. Im Stichwortregister kann man ganz gezielt nach einen bestimmtem Projekt suchen.
Das Buch ist etwas größer als DIN A 5. Es hat außen eine praktische Gummilasche zum Fixieren. So kann man angefangene Projekte im Buch sammeln, ohne dass sie herausfallen. Die graphische Gestaltung und das Layouts des Buchs sind mindestens so abwechslungsreich und vielfältig wie der Inhalt, die Aufmachung ist also sehr stimmig. Das zeigt sich schon am Cover. Auf diesem sind viele unterschiedliche Schriftarten, gezeichnete Bastelmaterialien und Bastelprojekte zu sehen.
Alle Projekte werden klar, prägnant und für die Zielgruppe verständlich beschrieben, die Anleitungen sind gut nachzuvollziehen. Einzelne Bastelschritte werden dabei mit Bildern klar und deutlich erkennbar dargestellt. Insgesamt werden die Anleitungen sehr anregend und motivierend präsentiert, die ansprechende Gestaltung macht Lust, sofort loszulegen. Das Buch richtet sich an Mädchen ab 8 Jahren, kommt aber sicher auch bei Teenagerinnen noch gut an.

Ob Zeichnen, Basteln, Falten oder Malen. Hier ist sicher für jedes Mädchen etwas dabei. Dabei geht es nicht nur um klassische Bastelideen, es werden auch aktuelle Trends wie Kawaii vorgestellt und wichtige Begriffe erklärt. Sachen, die man das ganze Jahr über basteln kann, sind genauso vorhanden wie saisonale Projekte. Meine dreizehnjährige Tochter besitzt mehrere Bände der Reihe und liebt sie heiß und innig. Auch von diesem Buch ist sie restlos begeistert. Eine abwechslungsreiche, vielfältige, kunterbunte, einfach tolle Sammlung an Ideen, die den Alltag schöner machen. Für alle kreativen Mädchen ein perfektes Geschenk.

Bewertung vom 24.09.2024
Dein Mädchen-Bastelblock
Busch, Nikki

Dein Mädchen-Bastelblock


ausgezeichnet

Ein kunterbunter, vielseitiger Bastelblock gegen die Langeweile

„Dein Mädchen Bastelblock“ enthält zahlreiche ganz unterschiedliche Ideen zum Selber- kreativ-Werden. Für die einzelnen Projekte benötigt man meist nicht mehr als Stifte, Schere und Kleber. Im Block finden sich z.B. Anleitungen für Origami, Türschilder, Dekorationen, Bilder, ein Memoryspiel, Geschenkideen, Fingerpuppen, Fenster- und Ausmalbilder, Glücksbringer, Lesezeichen, Namensschilder, Gutscheinvorlagen, Karten, Ausmalprojekte und jede Menge andere Bastelvorschläge. Außerdem bietet der Block 20 bunte Motivbastelpapiere und zusätzlich einen Bogen mit vielen ansprechenden Stickern. Der Block ist etwas kleiner als DIN A 4. Er richtet sich an Mädchen zwischen acht und vierzehn Jahren.

Die Auswahl an Projekten in diesem Bastelblock ist sehr groß und vielfältig. Hier ist sicher für jedes Mädchen etwas Passendes dabei. Kinder, die gerne malen und zeichnen, kommen dabei
genauso auf ihre Kosten wie solche, die Spaß am Basteln, Falten oder Dekorieren haben. Großer Vorteil des Blocks: Es braucht kaum zusätzliche Materialien und man kann mit den allermeisten Projekten direkt loslegen. Wer Langeweile hat, wird in diesem Block bestimmt ein wirksames Gegenmittel finden.
Dass man manche Origamipapiere an allen vier Seiten ausschneiden muss, finde ich nicht ganz so ideal, da es gar nicht so einfach ist, alle Seiten ganz exakt abzuschneiden. Vielleicht hätte man alternativ hier mit nur einer oder zwei Schneidekanten oder einer Perforierung arbeiten können.
Insgesamt halte ich den Block dennoch für rundum gelungen. Er ist ein wirkliches tolles, motivierendes und abwechslungsreiches Geschenk für alle kreativen Mädchen.

Bewertung vom 20.09.2024
Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1
George, Nina;Kramer, Jens J.

Das Verrückte Orakel / Die magische Bibliothek der Buks Bd.1


ausgezeichnet

Phantastisches, packendes Bücherabenteuer mit tollen Figuren

„Bücher steckten Menschen mit Möglichkeitssinn an. Insbesondere Kinder: Wenn Kinder lasen, wuchsen sie über sich hinaus.“

Am Tag nach einem heftigen Sturm entdecken die Zwillinge Nola und Finn und ihre Freunde Mira und Thommy in der Nähe eines entwurzelten Baumes eine Mauer. Dahinter erhebt sich
eine seltsame Villa. Als sie verbotenerweise das Haus betreten, trauen sie ihren Augen kaum. Hier leben viele kleine Wesen, die sich als Buks, Buchschutzgeister, vorstellen. Und nicht nur das: Die Buks scheinen auf die Kinder gewartet zu haben, denn ihr verrücktes Orakel hat prophezeit, dass die Kinder ihnen helfen werden, ihr größtes Problem zu lösen. Eigentlich haben die Buks nämlich die Aufgabe, Bücher zu bewahren, die in der echten Welt schon längst Vergangenheit sind. Leider verblassen aber in ihrer Bibliothek in letzter Zeit immer mehr der Bücher. Diese scheinen von einer schrecklichen Bücherseuche befallen zu sein und sind davon bedroht, für immer verloren zu gehen. Ob die Kinder die Bücher retten können?

Sehr lebendig, abwechslungsreich, bildhaft und mit viel Humor beschreibt das Autorenduo Nina George und Jens Kramer, was die Buks in ihrer verborgenen Welt und die Kinder „draußen“ erleben. Das Buch liest sich angenehm unkompliziert und flüssig. Absolut gelungen finde ich die hinreißende äußere Gestaltung des Buchs. Es wirkt sehr hochwertig, verfügt über ein Lesebändchen. Das Cover zeigt die versteckten Buks in ihrer dunklen Bibliothek, ihre leuchtenden Augen sind dabei echte Hingucker. Ein sehr ansprechendes Cover, das die Neugier weckt. Einzigartig auch das Vorsatzpapier, eine Galerie mit bunten, gerahmten Bildern der wichtigsten Buks. Die Figuren sehen niedlich und charakteristisch aus, man kann erahnen, welche Eigenschaften und Aufgaben sie haben. Jedes Kapitel beginnt mit einer hübsch gestalten Initiale, auf einigen Seiten finden sich wiederholende kleine Illustrationen von Büchern und winzigen, liebevoll und detailliert gezeichneten Buks. Das Buch richtet sich an Kinder und Erwachsenen ab zehn Jahren.

Mit den vier unterschiedlichen Kinder können sich die Leserinnen und Leser ganz sicher prima identifizieren. Hier wird garantiert jeder seinen Lieblingscharakter finden. Nola ist sportlich und mutig, Finn sehr direkt und spontan, Mira eher vorsichtig und sensibel und Thommy ist der loyalste treuste Freund, den man haben kann. Wie die Vier in einer Welt zusammenhalten, die echte Freundschaft schwer macht, ist beeindruckend. Und dann gibt es noch die drolligen Buks, die alle sehr eigene Persönlichkeiten und individuelle Aufgaben haben: Reimling hat beispielsweise einen Faible für Verse, Alice mag es märchenhaft, Rebella sucht das Abenteuer. Queen Buk ist die Königin aller Buks, doch scheint sie aktuell nicht ganz auf der Höhe. Eine wunderbare, vielfältige Personentruppe, die großen Spaß macht.

Was für ein faszinierendes Setting! Einerseits die phantastische, gemütliche, magische Welt der Buks im Verborgenen, andererseits eine hochtechnisierte, überwachte und für mich als Bücherfan ziemlich deprimierende Welt der Menschen da draußen.
Wir sind auf dem besten Weg, das „Draußen“ aus dem Roman Wirklichkeit werden zu lassen: Bücher verlieren an Bedeutung, Primärerfahrungen werden durch sekundäre, digitale ersetzt und heimliche Überwachung und permanente Kontrollen werden immer selbstverständlicher…
Was diese Entwicklungen eigentlich bedeuten, wird in „Die magische Bibliothek der Buks“ sehr deutlich gemacht. Freilich ist das Buch in erster Linie ein„Fantasy-Abenteuer“, aber gleichzeitig verstehe ich die im Roman sehr drastisch und erschreckend dargestellte Menschenwelt draußen auch als Warnung. Denn dass die Autoren eine solche Welt entwerfen, kommt sicher nicht von ungefähr. Umso wichtiger ist für mich die Botschaft des Buchs. Echte Gemeinschaft, echte Freundschaft, echte Abenteuer machen den Unterschied, das Leben lebenswerter und lebendiger. Und Bücher können die Welt verändern, was hier immer wieder in schönen Worten ausgedrückt wird. Dafür müssen Menschen aber weiterhin lesen und sich inspirieren lassen. All das wird in eine magische, zauberhafte, phantastische und sehr spannende Geschichte mit tollen Figuren verpackt, die mich großartig unterhalten hat. Die Anspielungen auf bekannte Bücher haben mir sehr gut gefallen und machen Lust, das ein oder andere angesprochene Buch selbst zu lesen.
Ob die Bücher der Buks letztlich gerettet werden können?
Das offene Ende mit ziemlich fiesem Cliffhanger ist ein kleiner Wermutstropfen, aber nur, weil ich am liebsten sofort weitergelesen hätte und unbedingt noch mehr von dieser Geschichte haben wollte. Für mich ein rundum gelungener, phantastischer Kinderbuchschatz für alle großen und kleinen Bücherfreunde.

Bewertung vom 20.09.2024
Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null
Graw, Theresia

Don't kiss Tommy. Eine Liebe in der Stunde Null


sehr gut

Zwei Frauen zur Stunde Null - packender historischer (Liebes)-Roman zum Mitfiebern

Nach dem Krieg wird der Kurort Bad Oyenhausen zum Hauptquartier der britischen Besatzungsarmee. Anne, deren Familie ein Hotel gehörte, das jetzt vom Militär besetzt ist, verliert fast ihren gesamten Besitz. Sie lebt mit ihrer Familie nun in einer Barracke außerhalb der Sperrzone. Doch die junge Frau will die Hoffnung nicht aufgeben und träumt davon, eines Tages das Hotel zurückzubekommen. Weil sie sich schwer mit ihrer persönlichen Situation und den allgemeinen, kaum erträglichen Zuständen abfinden kann, gerät sie immer wieder mit dem britischen Colonel Michael Hunter aneinander. Doch ist der wirklich so hart und unnachgiebig, wie Anne glaubt? Annes ehemalige Freundin Rosalie hingegen arrangiert sich mit ihrer Situation und fasst den Plan, beim britischen Militär einen Ehemann zu finden. Wird sich ihr Wunsch erfüllen?


Theresia Graw erzählt abwechselnd aus Annes und Rosalies Perspektive in der dritten Person. Es wird anfangs geschildert, was die beiden unabhängig voneinander erleben. Später werden ihre Geschichten zusammengeführt. Der Schreibstil liest sich angenehm unkompliziert und erleichtert das Hineinfinden in die Handlung.


Anne steht nach dem Krieg mit nichts da, ihr bisheriges Leben als Hotelierstochter ist vorbei, jeden Tag muss sie nun ums Überleben kämpfen. Das fällt ihr natürlich schwer, zumal sie jetzt erst erfährt, welche grausamen Verbrechen das Naziregime zu verantworten hat. Es dauert etwas, bis sie in der Realität ankommt. Mit ihrer Freundin Rosalie hat sich Anne entzweit, seit sie diese als Mitarbeiterin im Hotel entlassen musste. Rosalie stammt aus ärmlichen, einfachen Verhältnissen, für sie ist der Absturz nach dem Kriegsende nicht ganz so groß. Sie kostet es weniger Mühe, sich anzupassen. Dass Anne und Rosalie so unterschiedlich sind und individuell auf die neuen Umstände reagieren, wird nachvollziehbar und realistisch beschrieben. Die britischen Besatzer und Rosalies Freund Helmut, bei dem diese wohnt, gestalten die Personenkonstellation zusätzlich interessant und spannend.


Sehr eindrücklich schildert die Autorin, was die Stunde Null für Deutsche wie Rosalie und Anne wirklich bedeutete. Dabei geht es weniger um konkrete Entscheidungen und Entwicklungen, sondern um die allgemeine gesellschaftliche Situation und Stimmung. Auch das ambivalente und komplizierte Verhältnis zu den britischen Besatzern stellt Theresia Graw anschaulich und nachvollziehbar dar. Der Roman gibt einem Kapitel der Nachkriegsgeschichte ein persönliches Gesicht, lässt seine Leser an zwei individuellen Schicksalen teilhaben. Ich habe „Don’t Kiss Tommy“ sehr gerne gelesen, habe mit den beiden Protagonistinnen gefiebert und gefühlt.
Ein leichter, unterhaltsamer, packend geschriebener Schmöker für alle, die gerne Liebesromane lesen und sich für deutsche Geschichte interessieren.

Bewertung vom 03.09.2024
Zwei in einem Leben
Nicholls, David

Zwei in einem Leben


ausgezeichnet

Pures Leseglück

„Die Schwelle ihrer Wohnung hatte sich in ein hohes Sprungbrett verwandelt; und selbst, wenn sie sich traute, worüber sollte sie reden?“

Nach der Pandemie steckt die Lektorin Marnie in ihrer Einsamkeit fest. Sie verlässt ihre Londoner Wohnung nur noch, um einzukaufen. Auch Erdkundelehrer Michael hat sich seit seiner Scheidung von der Welt zurückgezogen. Marnies und Michaels gemeinsame Freundin Cleo lädt die beiden zu einer mehrtägigen Wanderung ein. Widerwillig stimmen die beiden zu. Während der Regen immer mehr an den Nerven zerrt und sich nach und nach alle Ausflugsteilnehmer verabschieden, bleiben schließlich nur noch Marnie und Michael übrig. In intensiven Gesprächen kommen sich die beiden näher. Gibt es für die beiden ein Happy End?

Abwechselnd aus Marnies und Michaels Sicht beschreibt Autor David Nicholl, was vor und während der Wanderung geschieht. Der gefällige, leichte Sprachstil liest sich dabei angenehm und flüssig.

Marnie ist intelligent und witzig, doch gibt sie ihren Mitmenschen kaum Gelegenheit, das zu erkennen, weil sie sich nur noch in ihrer Wohnung aufhält. Der Natur und dem englischen Wetter gegenüber ist Marnie recht wenig aufgeschlossen. Sie wünscht sich zunächst, dass die Wanderung schnell vorbei ist. Der schüchterne Michael hingegen möchte nicht nach Hause, wird er dort doch mit zu vielen traurige Erinnerungen und unerfüllten Sehnsüchten konfrontiert. Beide Hauptfiguren mochte ich sehr gerne. Sie sind sorgfältig, authentisch und stimmig ausgearbeitet und ich konnte sie und ihre Situation gut nachvollziehen und verstehen.

Wo können sich Gespräche besser entwickeln als beim Wandern in trauter Zweisamkeit? Wenn man nur der Natur und ihren Gewalten ausgesetzt ist und sonst keinen anderen Reizen unterliegt?
Marnie und Michael führen unterhaltsame, witzige, spannende, kluge und ehrliche Dialoge. Sehr gerne war ich Zeuge, wie sich die beiden behutsam kennenlernen, einander annähern, miteinander lachen, wie sie gemeinsam wieder das Leben spüren. Es passiert sehr wenig in diesem ruhigen Roman und die meiste Zeit regnet es, dennoch sprüht das Buch nur so vor Intensität und Wärme. Einsamkeit muss nicht die Endstation sein, wenn man sich nur herauswagt und das Schicksal selbst in die Hand nimmt. Genauso kann es manchmal wirklich gehen und das macht diesen charmanten Roman so lesenswert und beglückend. Ein rundum schönes Buch.

Bewertung vom 03.09.2024
Pineapple Street
Jackson, Jenny

Pineapple Street


ausgezeichnet

Ein kurzweiliges Lesevergnügen mit wundersamer Geheimzutat

„Es war das Geld, das sie so furchtbar machte. Es hatte sie verwöhnt und verweichlicht und verdorben, und sie hatte keine Ahnung, was sie dagegen tun sollte.“

Die Schwestern Darley und Georgiana Stockton wohnen im New Yorker Nobelviertel Brooklyn Heights und stammen aus einer sehr reichen Familie. Ihre Schwägerin Sasha hingegen wurde nicht wie sie mit dem goldenen Löffel im Mund geboren und muss sich daher an die Gepflogenheiten in ihrer Schwiegerfamilie erst noch gewöhnen. Keine leichte Aufgabe, sich in der Familie Stockton zu behaupten und akzeptiert zu werden, ohne sich dabei selbst zu verlieren. Ob es ihr gelingt?

Dank des leichten, angenehmen Schreibstils war es kein Problem, in die Geschichte hineinzufinden. Der Roman ist aus drei verschiedenen Perspektiven geschrieben. Es wird geschildert, was Georgiana, Darley und Sasha aktuell erleben, was sie denken und fühlen. Aus der jeweiligen Sicht der erzählenden Figur entwickelt sich die Handlung mit abwechselndem Fokus weiter.

Darley kümmert sich hauptsächlich um ihre beiden Kinder. Für sie ein Fulltimejob, müssen doch permanent, diverse Freizeitaktivitäten organisiert und koordiniert werden. Muttersein ist für Darley eine Flucht aus der stressigen, nervenaufreibendem Arbeitswelt. Doch dann sinkt der Stern ihres beruflich überaus erfolgreichen Ehemanns Malcolms…
Darleys Schwester Georgiana arbeitet in einer gemeinnützigen Firma. Sie scheint noch recht unbedarft, nicht geerdet und in vielerlei Hinsicht auf der Suche. Ihren Traummann hat sie beispielsweise bisher noch nicht gefunden. Zumindest hat der sie noch nicht richtig wahrgenommen…
Schwägerin Sasha ist mit Darleys und Georgianas Bruder verheiratet, die beiden leben im altehrwürdigem Familiendomizil der Stocktons wie in einem Museum. Sasha wuchs unter völlig anderen Umständen auf als die Stocktons. Von ihren Schwägerinnen wird sie „Goldgräberin“ genannt, was ihr verständlicherweise schwer zu schaffen macht.
Die Figuren werden auf authentische, nachvollziehbare Weise dargestellt. Sie entwickeln sich individuell weiter.

Jenny Jackson kann zweifelsohne schreiben. Sie schafft mit ihrem Roman „Pineapple Street“ auf wundersame Weise Bemerkenswertes, ohne dass ich erklären kann, wie genau. Ihre Charaktere sind überwiegend eigentlich recht unangenehm und unsympathisch: Darley, Georgiana und ihre Eltern beispielsweise verhalten sich oft wie arrogante Snobs und dennoch entwickelt man Sympathien und Mitgefühl für sie, gewinnt sie sogar lieb.
Außerdem hat die Geschichte objektiv recht wenig Handlung. Und doch geht von ihr ein besonderer Sog aus, eine ganz eigene Art von Spannung, die mich fesselte. Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen.
Die Autorin beobachtet genau, porträtiert mit scharfsinnigen, analytischem und weisem Blick eine besondere Familie. Dabei überzeugt sie immer wieder mit ihrem Humor, stellt Szenen urkomisch auf herrlich skurrile Weise dar. Man kommt ihren oberflächlichen, fehlbaren Figuren nahe, schaut tief in sie hinein, erkennt ihre Dilemmata. Vieles kreist dabei um die Fragen, ob und wie Geld glücklich machen kann und was Liebe und Familie letztendlich wirklich definiert und ausmacht. Parallelen zu Jane Austen sind daher nicht weit hergeholt. Zumal „Pineapple Street“ ohne Frage auch ein Gesellschaftsroman ist, schließlich stehen die Figuren wie auch bei Jane Austen für Vertreter ihrer speziellen gesellschaftlichen Schicht und Generation.
Mich hat der kluge, kurzweilige, witzige Roman wirklich großartig unterhalten. Ein echtes Lesevergnügen. Wie ein Lieblingsgericht hat er wohl eine besondere Geheimzutat, die ihn ausmacht, die ich aber nicht konkret benennen kann. Vielleicht einfach Erzählkunst?

Bewertung vom 29.08.2024
Disney Prinzessinnen - Starke Heldinnen - Volle Girl Power. Erstleseabenteuer
Scheller, Anne

Disney Prinzessinnen - Starke Heldinnen - Volle Girl Power. Erstleseabenteuer


sehr gut

Drei Geschichten in einem Band - Disneyabenteuer einfach und prägnant mit vielen Bildern für Leseanfänger erzählt

Wer kennt sie nicht, die Disneyheldinnen Belle, Tiana und Rapunzel? Ihre Abenteuer („Die schöne und das Biest“, „Küss den Frosch“ und „Rapunzel neu verföhnt“) werden in diesem Sammelband für Erstleser erzählt.

Die Geschichten sind in leicht verständlicher Sprache in Gegenwart geschrieben. Satzbau und Wortwahl sind sehr schlicht gehalten. Durch die Verwendung des Präsens wirkt die Sprache mehr sachlich und beschreibend als lebendig. Es handelt sich schließlich auch um eine Zusammenfassung von Filmen. Die Schrift ist groß, der Zeilenabstand weit, so ist der Text für Leseanfänger unkompliziert zu lesen. Jede Geschichte besteht aus fünf bis sieben kurzen Kapiteln. Die bunten, bewegten Bilder stammen alle aus den Originalfilmen. Sie sind im klassischen, gefälligen Disneystil gezeichnet, sprechen Kinder bestimmt an und motivieren sie, egal, ob sie die Filme kennen oder nicht. Das Buch richtet sich an Kinder, vornehmlich Mädchen, ab sechs Jahren.

Belle, Rapunzel und Tiana sind schöne, unabhängige, kluge Hauptfiguren, die alle ihre Frau stehen und mutig selber aktiv werden. Jedes Mädchen wird hier sicher seine Lieblingsheldin finden.

Als Kind besaß ich ein ähnliches Buch mit verschiedenen Disneygeschichten, das ich immer wieder gerne angeschaut und gelesen habe. „Starke Heldinnen“ erinnert mich sehr an das Buch aus meiner Kindheit. Die Sprache ist definitiv nicht schön zu lesen, es wird hier in wenigen, schlichten Sätzen stark verkürzt für Kinder erzählt, was in den Filmen passiert. Manche Aspekte wurden mir persönlich dabei etwas zu sehr gestrafft, so empfand ich einige Handlungsstränge als nicht mehr ganz logisch und folgerichtig. Dass viele Kinder die Filme vermutlich schon kennen, wird sie zusätzlich ermutigen und anspornen, nun die Geschichten selbstständig zu lesen. Die bekannten Bilder werden dabei alle Disneyfans begeistern. Unterm Strich ein prima Geschenk für alle kleinen Disneyprinzessinnenfans, die gerade lesen gelernt haben.