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Nordwind
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Bremen

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Insgesamt 58 Bewertungen
Bewertung vom 14.11.2023
Der Weg nach Hause
Nordqvist, Sven

Der Weg nach Hause


ausgezeichnet

Eine fantastische Reise nach Hause
Sven Nordquist nimmt uns mit auf eine fantastische Reise. Sein Buch „Der Weg nach Hause“ ist was eigentlich? Es ist in wunderschönes Wimmelbuch, bei dem man bei jedem weiteren Mal des Lesens immer wieder etwas Neues entdeckt, oder ein Märchenbuch, dessen Geschichte spannend, aufregend und doch wieder versöhnlich ist, oder sogar ein Comicbuch, bei dem zwischendurch immer wieder Sequenzen in Comicform dargestellt werden. Es hat für jeden etwas und trotzdem ist jede einzelne Stilrichtung so gut dargestellt, dass man es auch allein für eine Stilrichtung kaufen könnte.
Die Wimmelbilder sind nicht nur herzallerliebst, sondern zeigen auch Figuren/Tiere, die so nicht bekannt sind und deswegen allein schon die Neugierde wecken. Auch die Detailvielfallt ist bewundernswert, wie z.B. kleine Häuschen in den Bäumen oder auch eine Figur, bei der nur der Kopf aus dem Heuwagen hervorlugt, oder der Käfer der eben diesen Wagen zieht. Immer wieder etwas neues Interessantes! Das dazugehörige Märchen erzählt von einem kleinen Jungen, der den langen Weg nach Hause finden muss und dabei immer wieder vor andere Herausforderungen gestellt wird, aber durch das was ihm mitgegeben wurde, kann er sich immer wieder erretten. Es ist eben ein Märchen, bei dem man vieles Lernen kann nämlich „Egal wie weit ein Weg auch ist, am Ende wartet immer mein Zuhause“. Denn wie es sich für ein Märchen gehört gibt es natürlich ein Happyend.
Und auch die mittlerweile erwachsenen Fans von Sven Nordquist, die ihn vor allen Dingen aus seinen Büchern über Petterson und Findus kennen und lieben gelernt haben, kommen auf ihre Kosten. Auch für sie ist diese Reise spannend durch die vielen schönen Zeichnungen, teilweise im Comic-Stil und wenn sie ganz genau hinsehen, können Sie sogar auf einem Bild Petterson entdecken.
Fazit: „Der Weg nach Hause“ von Sven Nordquist ist ein wunderschönes Kinderbuch mit tollen Zeichnungen und einer Botschaft, von der man vieles Lernen kann. Ich empfehle es für Kinder beginnend ab vier Jahren und für alle jung gebliebenen, die sich an diesem wunderschönen Buch erfreuen können. Von mir gibt es fünf Sterne und eine volle Leseempfehlung!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 08.11.2023
Die Postbotin (eBook, ePUB)
Schneefuß, Elke

Die Postbotin (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Wie gut als Frau in der heutigen Zeit zu leben

Drei Frauen, drei Schicksale. Allerdings handelt der Roman „Die Postbotin“ nicht nur von den drei Hauptpersonen, sondern von vielen Frauen, die nach dem ersten Weltkrieg ums Überleben kämpften! Und Kampf muss man das nennen. Uns ist heute und in Deutschland nicht bewusst, welche Entbehrungen die ärmere Bevölkerungsschicht nach dem ersten Weltkrieg auf sich nehmen mussten. Richtig hungern, oder Angst um eine Wohnung oder um die Kleidung, die er am Leibe trägt, muss sich zumindest in Deutschland heute niemand mehr machen. Ganz anders ergeht es den Hauptfiguren in diesem Buch. Z.B. der Familie von der Aushilfsbriefträgerin Regine, die trotz der Beamtenpension des Vaters und Regines Gehalt noch darauf angewiesen ist, dass die Mutter putzen geht, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Und dann plant die Post auch noch alle weiblichen Kriegsaushilfen zu entlassen, um die männlichen Kriegsheimkehrer in Lohn und Brot zu bringen. Kann Regine ihre Kolleginnen zu einem Aufstand bewegen und was wird aus ihrer Freundin Evi, die für eine ausweglose Liebe ihren Arbeitsplatz aufs Spiel setzt? Und schafft Regine es die Aufmerksamkeit des „schönen Kurts“ auf sich zu lenken, für den ihr Herz brennt, seitdem sie dem Gewerkschafter das erste Mal begegnete?
Elke Schneefuß schreibt in einem angenehmen Stil. Ich habe schon viele Romane aus dieser Zeit gelesen, allerdings befassen sich die meisten mit Töchtern aus höheren Kreisen. Elke Schneefuß schafft es die Not der einfachen Menschen in dieser Zeit sehr eindringlich zu beschreiben. Wie leicht schmeißen wir heute einen verschrumpelten Apfel in den Müll und hier ist das Geschenk dieses Apfels ein großer Freundschaftsdienst und stillt ein wenig den Hunger, der bei den Protagonisten in diesem Roman ein steter Begleiter ist.
Die Charaktere sind sehr gut beschrieben, wobei ich als emanzipierte Frau aus der heutigen Zeit, mich erst einmal daran gewöhnen musste, wie sich die Frauen in diesem Roman teilweise selber klein machen. Gut ist, dass alle Figuren mit ihren Aufgaben wachsen.
Das Ende soll Hoffnung machen, allerdings fand ich es ein wenig zu „glücklich“ und mir fehlte die weitere politische Entwicklung. Es mag sein und ist zu hoffen, dass Elke Schneefuß uns mit einem Fortsetzungsroman über das weitere Schicksal von Regine, Evi und auch den vielen anderen Frauen aus diesem Roman unterhält, ausreichenden spannenden Stoff gibt die Geschichte in jedem Fall her.
Fazit: „Die Postbotin“ ist ein guter Unterhaltungs- und Liebesroman, der den Leser aber auch zum Nachdenken anregt und ihn mit nimmt in eine Zeit die deutlich schwerer als die Heutige.

Bewertung vom 02.11.2023
Hope's End
Sager, Riley

Hope's End


ausgezeichnet

"»Das war ich nicht«, rief sie nachher. Doch außer ihr lebt keiner mehr"
Gefährliche Brandung, ein dunkler Felsen und obendrauf trohnt ein stattliches Anwesen, während der Hintergrund ganz in rot gehalten ist. Dramatischer könnte das Cover eines Buches nicht gehalten sein. Und dramatisch scheint auch die Geschichte um Lenora Hope zu schein. Eine Mörderin, oder doch nicht? Denn das Geheimnis um die Mordnacht im Jahr 1929, bei der ihre Eltern und ihre Schwester ums Leben kamen, hat Lenora 50 Jahre für sich behalten, bevor sie sich ihrer Pflegerin Kit anvertraut. Doch was geschah wirklich in dieser dramatischen Nacht und welche Auswirkungen hat ihr Geständnis auf die Gegenwart? Leonora Hope wohnt zusammen mit einer kleinen Schar Bediensteter in Hope´s End, dem Familiensitz und Schauplatz der Tragödie. Doch „wer ist wer“ in dieser illustren Runde, zumal jeder etwas zu verbergen hat und anscheinend auch nicht vor Mord zurückschreckt. Kann Kit wirklich die Wahrheit herausfinden und um welchen Preis? Und ist Hope´s End wirklich das Ende aller Hoffnung?
Riley Sager ein amerikanischer Autor und Zeitungsredakteur entwickelt auf mehr als 470 Seiten einen packenden Thriller. Dabei schreibt er so authentisch, dass es mich manches Mal schaudern und bis zum Schluss rätseln lies. Der Roman ist von Anfang bis Ende hochintelligent aufgebaut und regt zum intensiven Nachdenken an. Und so entwickelt sich ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, das nur der lösen kann, der weiß, wer Leonora Hope wirklich ist. Der Roman spielt in den 1970er Jahren und mit Utensilien wie einer Schreibmaschine und einem Walkman wirkt er schon beinahe wie ein historischer Roman. Allein die Erinnerung an die 1970er Jahre, ohne dass mal eben etwas „gegoogelt“ werden kann verleiht diesem Thriller noch einen zusätzlichen Charme.
Alle Charaktere in diesem Roman sind absolut authentisch und in ihrer Konstellation zueinander so gut entwickelt, dass allein dadurch eine außerordentliche Spannung entsteht. Kit McDeere: unsicher wegen einer eigenen Verfehlung, unbeirrbar in ihrem Glauben an das Gute, die zwischen Loyalität, dem Ringen um die Wahrheit und dem eigenem Gewissen schwankt, hat mit der außerordentlich intelligenten und dann auch wieder beschützenswerten Leonora Hope einen herausragenden Gegenpart gefunden. Aber auch die Bediensteten im Hause geben dem Leser Rätsel auf, allen voran Mrs. Baker, der Hausdame auf Hope´s End.
Die rasante Story, die vielfältigen Charaktere und die vielen unerwarteten Wendungen in dem Buch geben viel Raum für Spekulationen. Aber trotzdem einiges im ersten Moment vielleicht verwirrend erscheint, wird alles bis zum teilweise überraschenden Ende aufgeklärt. Intrigen, Vertuschung, fiese Machenschaften und Erpressung. Hochspannung pur, ohne dass großartige Action nötig gewesen wäre. Ein Thriller, den man beim Lesen nicht aus der Hand legen mag und deswegen gibt es von mir für die „Hope´s“ End fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 29.10.2023
Weihnachtszeit! Bald ist's so weit
Moser, Annette

Weihnachtszeit! Bald ist's so weit


ausgezeichnet

Es weihnachtet !
Bereits auf dem Cover begegnen wir dem Igel, der Eule, dem Hasen, dem Eichhörnchen und dem Dachs allesamt in weihnachtlicher Stimmung. Das Cover ist wunderschön illustriert, hochwertig und mit Sternen und Lichterketten, die goldfarben eingeprägt sind. Überall entdeckt man kleine Ausschnitte wie z.B. die Häuschen der Tiere, die in, um und auf einem großen Baum platziert sind. Man entdeckt sofort die Liebe zum Detail und mit jedem Blick entdeckt man etwas Neues, was man vorher noch nicht gesehen hat. Alle Tiere sind so niedlich dargestellt, dass man sie sofort in dem Arm nehmen und knuddeln möchte! Und dieser schöne Stil erstreckt sich vom Cover über das gesamte Buch. Jedes Tier bekommt eine eigene Seite und eine eigene Geschichte. Da geht es ums Basteln, um das Besorgen eines Weihnachtsbaumes, um die Festbeleuchtung, um das Weihnachtsbacken, um Weihnachtslieder und um Geschenke. Auf jeder Seite gibt es viele detailreiche Klappen, in denen die Kinder das suchen dürfen, was für die entsprechende Geschichte benötigt wird. Alles ist ein großer Spaß und verkürzt das Warten auf Weihnachten zeitweilig und liebevoll.
Fazit: ein wunderschönes Buch geeignet für Kinder ab zwei Jahren aber auch noch für etwas größere Kinder. Ich gebe fünf Sterne und eine volle Leseempfehlung!

Bewertung vom 09.10.2023
Wieso? Weshalb? Warum? Sonderband - Mein großes junior-Lexikon
Mennen, Patricia

Wieso? Weshalb? Warum? Sonderband - Mein großes junior-Lexikon


ausgezeichnet

Tolles Lexikon für die Kleinsten
Wieso, weshalb, warum, wer nicht fragt bleibt dumm! Nach diesem Motto hat Patricia Mennen ein erstes Lexikon für Kinder geschrieben. Patricia Mennen ist die Tochter eines Erfinders und das merkt der Leser sofort, weil „mein großes junior Lexikon“ alles abdeckt, was Kinder fragen können. Ursula Weller hat dieses Lexikon liebevoll illustriert, sie möchte den Kindern ihre Freude am Beobachten der Natur wiedergeben und das ist ihr mit ihren Zeichnungen wunderbar gelungen. Die Zeichnungen sind kindgerecht und erinnern genau wie der Aufbau des Buches ein wenig an die tiptoi Bücher, die auch vom Ravensburger Verlag herausgegeben werden. Jede Doppelseite befasst sich mit einem Lebensraum z.B. auf der Straße, im Kindergarten, auf der Baustelle, warum kommt die Polizei, im Wald, im Urlaub und Zuhause.
Das Format ist groß und die Seiten sind stabil für die Beanspruchung in dieser Altersgruppe und eine Spiralbindung erleichtert das eigenständige Umblättern. Insgesamt gibt es 32 Seiten, was auch vollkommen ausreichend ist, sonst würden die Kinder überfordert. Das Lesealter ist mit 2 – 4 Jahren angegeben, wobei bereits meine 1 ½ jährige Enkelin ausdauernd und mit wachsender Begeisterung Gegenstände benennen kann. Gut gefallen haben uns auch – wie bei allen Büchern aus dieser Reihe – die ausklappbaren Klappen hinter denen sich auch schon einmal ein Bagger in Aktion oder drei Polizisten verbergen können. Die Kinder lieben diese Klappen!
Mit mein großes junior Lexikon ist dem Ravensburger Verlag wieder einmal ein schönes Kinderlexikon gelungen, was nicht nur zum spielerischen Lernen anregt, sondern bei den Kindern auch für kurzweilige Unterhaltung sorgt, gerade wenn man die Aufmerksamkeit der Kinder z.B. auf Reisen fesseln möchte.
Von mir gibt es für dieses schöne Kinderbuch fünf Sterne und eine volle Leseempfehlung!

Bewertung vom 03.10.2023
Hamburg vor der Haustür
Nebermann, Karolin

Hamburg vor der Haustür


ausgezeichnet

Hamburgs schöner Norden
Planen wir eine größere Urlaubsreise, so ist es selbstverständlich, dass wir uns mit diversen Reiseführern eindecken, um uns bereits vorher auf den Urlaub vorzubereiten. Urlaub ist eine Ausnahme aus dem Alltag, aber das ganze Jahr leben wir an einem Ort und wissen gar nicht, wie schön es dort ist.
Karolin Nebermann nimmt uns mit auf eine Reise in den Hamburger Norden. Und so können wir uns eine Auszeit nehmen und „Urlaub daheim“ machen, denn hier gibt es wunderschöne Ecken, die wir mit dem Buch „Hamburg vor der Haustür“ sehr gut erkunden können.
Auf 208 Seiten stellt die Autorin insgesamt 22 Ortsteile im Hamburger Norden vor, zusätzlich gibt es noch ein Kapitel für die schönsten Wanderwege quer durch Hamburg. Zum leichteren Orientieren sind die Stadtteile alphabetisch geordnet und mit unterschiedlichen Farbrändern gekennzeichnet. Besonders gut hat mir die Legende im Inhaltsverzeichnis gefallen, so dass der Leser sofort erkennen kann, wo z.B. ein Spielplatz, oder eine öffentliche Toilette, oder eine Anbindung an den HVV zu finden ist, oder ob das Highlight z.B. rollstuhlgerecht ist. Und bei jedem besonders erwähnten Ort im Stadtteil werden die Symbole aus der Legende angezeigt, so dass der Leser sich sofort orientieren kann. Jeder Bericht über einen Stadtteil beginnt mit einer Karte desselben und einer kleinen Zusammenfassung über die typischen Eigenschaften und die Geschichte dieses Stadtteils. Außerdem werden die angrenzenden Orte genannt und - wenn vorhanden – die entsprechenden U-Bahn-Stationen. Die Highlights und die besonderen Orte des Stadtteils werden ebenso erwähnt und mit einer Nummer auf der Karte gekennzeichnet. Ich konnte aus dem Buch sehr viel mitnehmen z.B., dass es in Volksdorf nicht nur ein Museum gibt, sondern dass dort auch das einzige FKK-Schwimmbad in Hamburg zu finden ist, welches sogar über einen eigenen Strand verfügt. Eine der ältesten Kirchen Hamburgs - nämlich aus dem Jahr 1248 - steht in Bergstedt und diese ist als Hochzeitskirche allgemein beliebt und sucht jemand die „Königskinder“ so kann er in Schnelsen fündig werden. Viele Fotos runden den Bericht über die Stadtteile ab.
Gut gefällt mir auch, dass Karolin Nebermann mit ihrem „Reiseführer“ unterschiedliche Gruppen anspricht. Für Eltern mit Kindern gibt es genauso gute Tipps über Spiel/Sportplätze, die in den Stadtteilen zu finden sind, wie es für Hundebesitzer Tipps für Freilaufflächen und schöne Spaziergänge gibt und auch die Wanderer kommen mit den gut zusammengestellten Wanderwegen voll auf ihre Kosten! In Hamburg ist sogar eine der schönsten Pilgerstrecken auf dem Jakobsweg zu finden.
Fazit „Hamburg vor der Haustür“ ist ein „Reiseführer“ für die kleine Auszeit zu Hause und sollte eigentlich zur Pflichtlektüre für jeden Hamburger werden, damit er feststellt welche wunderschönen Ortsteile gerade im Norden seiner Stadt zu finden sind, aber auch für Besucher dieser schönen Stadt ist es ein sehr informativer „Reiseführer“. Von mir gibt es dafür fünf Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Bewertung vom 02.10.2023
Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1
Claire, Anna

Der Geschmack von Freiheit / Die Glücksfrauen Bd.1


sehr gut

„Erbsünde“
Eigentlich sollte die Testamentseröffnung ihrer Großmutter Luise für die Amerikanerin June nur eine „Proforma-Sache“ sein und dann das: Ein Geheimnis, ein unverzeihlicher Fehler und ein Restaurant von dem June zum ersten Mal hört, krempeln ihr Leben fortan komplett um. Das Cover des Buches auf dem eine junge Frau auf die Brooklyn Bridge blickt, deutet schon an, dass Luise in den 1930er Jahren aus Deutschland nach New York immigriert ist. Doch was ist geschehen, dass Luise nie darüber gesprochen hat? Welche schwere Schuld hat sie damals auf sich geladen und wer sind die beiden verschollenen Freundinnen von Luise aus Deutschland und warum hat Luise sie jeweils zu einem Drittel in ihrem Testament bedacht? Nur, wenn June alle Erben oder deren Hinterbliebenen aufspürt, erbt sie selbst. Schafft June es, Maria und Anni zu finden, schließlich hatten beide ihre Gründe im Nazideutschland unterzutauchen und kann June die „Erbsünde“ tilgen?
Was so harmlos beginnt, nimmt rasch große Geschwindigkeit auf. Das Rätsel um Luises Schuld nimmt den Leser mit ins Nazideutschland und nach New York, wo die deutschen Immigranten unter schwersten Bedingungen versuchen sich ein neues Leben aufzubauen. Alle haben ihre eigenen Probleme: Angefangen von der Jüdin Maria, bei der es in Deutschland nur noch um das nackte Überleben geht, über die deutschen Immigrantinnen in New York, die sich ums „Überleben“ im teuren New York sorgen mussten, bis hin zu denen, die durch die Immigration nicht nur ihre Sprache, sondern auch ihre Identität verloren haben. Dreh- und Angelpunkt des Romans sind Luise und ihre „Schuld“, die sie irgendwo in Deutschland begraben hat.
Geschickt spannt die Autorin den Bogen und führt uns in die Vergangenheit: Plötzlich sehen wir die Hitlerfahnen wehen und Luise sich in größter Gefahr vor den Nazischergen verbergen.

Alle Geheimnisse in diesem Buch spinnen sich irgendwie um einen Brief und um die große Liebe. Nur wer die Geheimnisse löst, weiß was damals wirklich geschehen ist.

„Die Glücksfrauen – Der Geschmack von Freiheit“ ist der Auftakt einer Trilogie von der Autorin Anna Claire, die hauptberuflich als Dramaturgin und Drehbuchautorin für das Fernsehen tätig ist, aber auch schon viele erfolgreiche Romane geschrieben hat. Mit Luise beschreibt sie eine starke junge Frau, deren Flucht vor den Nazis sie nach Amerika verschlagen hat. Luise, die die Sorge um ihren Verlobten Richard aber auch um ihre beiden Freundinnen Maria und Anni vor ihr eigenes großes Glück stellt. Und trotzdem, egal welcher Abgrund sich gerade vor ihr öffnet, weiß sie genau in dem Moment, was zu tun ist. Luise ist herzensgut, sympathisch und absolut taff. Mit Luise, die schnell zu einer lieben Freundin wird, geht der Leser durch dick und dünn. Aber nicht nur Luise ist mir zu einer lieben Freundin geworden, auch die anderen Figuren wurden von Anna Claire wunderbar authentisch gezeichnet. Ein weiteres Highlight – natürlich neben Luise – ist der amerikanische Anwalt George: empathisch, gutaussehend, unheimlich sympathisch und absolut begehrenswert. Spannend ist, ob es für Luise und George eine gemeinsame Zukunft gibt?
Nur June, die Enkelin von Luise, fällt ein wenig ab. Sie wirkt ein wenig naiv und unselbstständig, aber vielleicht ändert sich das ja noch in den kommenden beiden Bänden.
Mit Leichtigkeit bindet Anna Claire die deutsche Geschichte von den Anfängen des Nationalsozialismus mit der Judenverfolgung, über die Emigration bestimmter Gruppen in die USA, das Leben der Immigranten dort, aber auch die Zerstörung Deutschlands nach dem Krieg und die Entwicklung bis in die jetzige Gegenwart in ihrem Roman ein. Viele Wendungen in dem Roman lassen sich erst dadurch wunderbar erklären.

Anna Claire schreibt so authentisch, dass der Leser sich hautnah auf die Auswandererschiffe bis zur Ankunft in Ellis Island versetzt fühlt und die Angst der Immigranten vor Zurückweisung hautnah spürt. Andererseits nimmt sie den Leser mit in eine wunderbare Liebesgeschichte, wo er selbst die Schmetterlinge im Bauch spüren kann. An dieser Stelle muss ich Anna Claire einmal ein großes Kompliment machen, die Geschichte ist so spannend geschrieben und das Ende nicht vorhersehbar, dass ich das Buch nicht aus der Hand legen mochte, in der Hoffnung der „Erbsünde“ auf die Spur zu kommen. Leider gibt es einen großen Cliffhanger, denn das Geheimnis um Luise konnte in diesem Band noch ganz nicht gelöst werden. Aber es stehen ja noch zwei weitere Bände aus, die sich sicherlich - genauso spannend wie dieser Band – um die Geschichten von Maria und Anni drehen. Sehr gut haben mir auch die verschiedenen Handlungsstränge in den unterschiedlichen Zeitepochen gefallen.

Fazit: Wer eine spannende Familien-/ Liebesgeschichte lesen möchte und gleichzeitig einiges über die jüngste deutsche Geschichte erfahren möchte, ist bei Anna Claire und „Die Glücksfrauen – Der Geschmack von Freiheit“ goldrichtig!

Bewertung vom 14.08.2023
Die Erfindung des Lächelns
Hillenbrand, Tom

Die Erfindung des Lächelns


gut

Dem Täter auf der Spur – oder auch nicht?

Wir schreiben das Jahr 1911 als aus dem Pariser Louvre eines der berühmtesden Kunstwerke überhaupt, die „Mona Lisa“ von Leonardo da Vinci, geraubt wird. Doch wer hat diesen dreisten Kunstraub zu verantworten? Einer der Künstler vom Montmartre, gar die Picasso-Bande? Hat etwa ein amerikanischer Millionär diesen Kunstraub in Auftrag gegeben, oder hängt dieser Raub mit den russischen Anarchisten zusammen, die zu der Zeit in Paris ihr Unwesen treiben? Fragen über Fragen, mit denen sich Juhel Lenoir für die Pariser Polizei beschäftigen muss.
Und schon bald beginnt ein wilder Ritt durch ständig wechselnde Schauplätze und Handlungen. Wir lernen so die Belle Époche wie auch zeitgenössische Künstler in den turbulenten Jahren 1911-1914 in dem Ort (Paris) kennen, „wo sich das zwanzigste Jahrhundert befand“. Allerdings wandeln die Handlungsorte, Handlungstränge und handelnden Personen in einer wahnsinnigen Geschwindigkeit, teilweise angefacht durch Opiumträume, Ätherrausch oder satanistische Séancen. All diese Szenen werden lose zusammengehalten durch den Raub der La Joconde, die irgendwie mit allen etwas zu tun hat.
Entsprechend gibt es in diesem Roman auch nicht „die Hauptfigur“ – abgesehen von der Mona Lisa -, sondern für jeden Handlungstrang eine eigene Hauptfigur. Wobei Tom Hillenbrand die Charaktere gut beschrieben hat und mir persönlich dadurch den Maler Pablo Picasso persönlich etwas nähergebracht hat.
"Die Erfindung des Lächelns", was für ein Titel Chapeau! Allein das ist schon ein Grund dieses Buch zu kaufen. Allerdings ist der Titel gleichzeitig auch eine Hypothek, denn gepaart mit dem Klappentext suggeriert er, dass es sich um einen historischen Kriminalroman handelt, der sich in erster Linie mit dem Raub der Mona Lisa beschäftigt. Das ist dieses Buch leider nicht. Eher handelt es sich um einen Episodenroman der die Atmosphäre oder auch „Die Farben der Welt“ im brodelnden Paris Anfang des 20. Jahrhunderts sehr gut wiedergibt, bei dem aber der Raub und die Aufklärung desselben zwischenzeitlich teilweise zur Nebensache wird. Deswegen kann ich aufgrund meiner Erwartungshaltung leider nur drei Sterne vergeben.

Bewertung vom 31.07.2023
Grenzenlose Gier
Brun, Georg

Grenzenlose Gier


ausgezeichnet

Hochbrisant, hochintelligent – und absolut lesenswert!
Industriespionage in einem renommierten bayrischen Forschungsinstitut für Onkologie, damit beschäftigt sich der dritte Fall der Anwältin Olga Swatschuk. Doch „Who is Who“? Wer ist der Verräter, der in dem Institut Forschungsergebnisse ausspioniert und weitergibt? Gleich mehrere Verdächtige haben die Anwältin Olga, die Hackerin Sonja und der befreundete Privatermittler Alex Sorger auf ihrer Liste, nachdem ihnen die renommierte Wissenschaftlerin Nina Kaul den Auftrag erteilt, den Verräter zu finden. Wirtschaftsspionage ist ein Milliardengeschäft und bestimmt nicht ehrlich. Aber wie steht es mit der Ehrlichkeit von Nina Kaul? Und was haben einige Mitarbeiter aus dem Institut zu verbergen? Allen voran die überehrgeizige Wissenschaftlerin Cleo Ascher, die so begierig danach ist die Beste zu sein… „Gier lässt sich nur kurz besänftigen, meist wird sie nach jedem Erfolg unstillbarer…“ Und wer ist der Abnehmer der Daten? Ist es ein chinesischer Pharmakonzern, oder haben die Russen – die ihre Pharmaproduktion vom Westen unabhängig machen wollen - ihre Finger im Spiel, oder spioniert ein mit dem Forschungsinstitut verbandelter westlicher Pharmakonzern die neuesten Forschungsergebnisse aus, um daraus seinen Profit zu ziehen? Fragen über Fragen, die die Spannung bis zum Schluss hochhalten.

Georg Brun ist ein bayrischer Jurist mit wissenschaftlichen Hintergrund, er entwickelt in einem angenehm flüssigen Schreibstil mehr als einen Wissenschaftskrimi. Er greift viele aktuelle Themen auf, denn es geht nicht nur um Intrigen und Eifersüchteleien unter den Wissenschaftlern, sondern auch mit welcher Wucht ausländische Institutionen inländischen Forschungsergebnisse ausspionieren. Bei dem Roman handelt es sich um reine Fiktion mit faszinierenden Parallelen zum aktuellen Geschehen. Georg Brun schreibt dabei so authentisch, dass es mich schaudern lässt. Der Roman ist von Anfang bis Ende hochintelligent aufgebaut und regt zum intensiven Nachdenken an. Und so entwickelt sich ein spannendes Katz-und-Maus-Spiel, das nicht nur unser Ermittler-Trio, sondern auch die längst eingeschaltete Polizei nur schwer lösen können.

Alle Charaktere in diesem Roman sind absolut authentisch und in ihrer Konstellation zueinander so gut entwickelt, dass allein dadurch eine außerordentliche Spannung entsteht. Olga Swatschuk: taff, unbeirrbar in ihrem Glauben an das Gute, die zwischen Loyalität, dem Ringen um die Wahrheit und dem eigenem Gewissen schwankt, hat mit der außerordentlich intelligenten, teilweisen skrupellosen und dann auch wieder beschützenswerten Cleo Ascher einen herausragenden Gegenpart gefunden. Doch nichts ist wie es scheint.

Die rasante Story, die vielfältigen Charaktere und die vielen unerwarteten Wendungen in dem Buch geben viel Raum für Spekulationen. Aber trotzdem einiges im ersten Moment vielleicht verwirrend erscheint, wird alles bis zum teilweise überraschenden Ende aufgeklärt. Intrigen, Vertuschung, fiese Machenschaften und Komplotte. Hochspannung pur, ohne dass großartige Action nötig gewesen wäre. Ein Thriller, den man beim Lesen nicht aus der Hand legen mag und deswegen gibt es von mir für Grenzenlose Gier fünf Sterne und eine ganz klare Leseempfehlung!

Bewertung vom 22.07.2023
Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2
Aicher, Petra

Die Schwabinger Morde / Fräulein Anna, Gerichtsmedizin Bd.2


ausgezeichnet

Ein kongeniales Duo ermittelt

Ein kongeniales Duo ermittelt

Respekt! Dass eine Frau Anfang des 20. Jahrhunderts als Assistentin in der Gerichtsmedizin arbeiten darf, verdient meinen gehörigen Respekt. Gerade in diesen Zeiten, in denen nur Frauen aus „höheren Kreisen“ in der „Mädchenschule“ gerade einmal schreiben, lesen, und Handarbeiten lernten und die Naturwissenschaften lediglich dem „starken Geschlecht“ vorbehalten waren, schafft es Anna - aus einfachen Verhältnissen kommend - bis in die Gerichtsmedizin. Und dort trifft sie auf etwas, was - egal wann immer es passiert - unser Herz anrührt, den Tot eines Säuglings. Und hier verdient Anna sich erneut meinen Respekt, weil sie das nicht auf sich beruhen lassen will. Als kongeniales Duo zusammen mit dem aus höheren Kreisen stammenden Reporter Fritz von Weynand will sie dieses unerhörte Verbrechen aufklären. Als dann noch weitere Verbrechen geschehen, geraten sie in höchste Gefahr und es entwickelt sich ein Wettlauf gegen die Zeit. Können Anna und Fritz dieses Verbrechen lösen?
Interessant an diesem Roman sind nicht nur die besonderen Lebensumstände der Protagonisten, sondern auch die „einfachen Methoden“ mit denen in dieser Zeit Verbrechen aufgeklärt wurden. Unterdessen wirft der erste Weltkrieg seine dunklen Schatten voraus. Sehr genau beschreibt Petra Aicher hier die Auswirkungen, die der Krieg auf die Bevölkerung hatte. Gleichzeitig beschreibt sie ausdrucksstark das Vergnügungsviertel in Schwabing und lässt den Leser auch hier durchs Schlüsselloch blicken.
Anna und Fritz werden dem Leser schnell zu guten Freunden. Sie sind authentisch und sehr sympathisch. Trotzdem oder gerade weil ihre Hintergründe so verschieden sind, ergänzen sie sich sehr gut als Ermittlerduo und haben die richtige Spürnase, um genau dort ins Wespennest zu stoßen, wo es notwendig ist. Ein klein wenig knistert es zwischen den beiden Ermittlern, was das Buch noch ein wenig sympathischer macht. Auch die übrigen Charaktere sind in ihrer Konstellation zueinander so gut entwickelt, dass allein dadurch eine außerordentliche Spannung entsteht.
Petra Aicher schreibt nicht nur humorvoll, sondern auch so lebendig, dass sich der Leser mitten im Geschehen fühlt, gleichzeitig sind historische Details sehr gut eingearbeitet. „Die Schwabinger Morde“ stecken von Anfang bis Ende voller unerwarteter Überraschungen, Entwicklungen und Emotionen und geben viel Raum für Spekulationen. Der Spannungsbogen wird immer weiter aufgebaut, so dass ich das Buch kaum aus der Hand legen mochte.
Fazit:
In den „Schwabinger Morden“ „kommen nicht nur Krimifans voll auf ihre Kosten, da der Kriminalfall sehr spannend entwickelt wird, sondern auch Leser von historischen Romanen werden hier interessant unterhalten. Von mir gibt es hierfür eine klare Leseempfehlung.