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Benutzername: 
naje
Wohnort: 
Bayern

Bewertungen

Insgesamt 23 Bewertungen
Bewertung vom 18.10.2020
Rebenopfer / Elwenfels Bd.1
Habekost, Britta;Habekost, Christian

Rebenopfer / Elwenfels Bd.1


ausgezeichnet

Das Nordlicht Carlos Herb, der als Privatermittler engagiert wurde, verschlägt es in die schöne Pfalz, um den Tod des verschwundenen Hans Strobels zu verifizieren. Denn nur wenn seine Leiche aufgefunden wird, bekommt seine Frau das üppige Erbe ausgezahlt.

Um seine Ermittlungen durchzuführen muss er jedoch erstmal schlau aus dem Pfälzer Dialekt und den einheimischen Eigenheiten werden. Wie durch Zufall landet er in Elwenfels, einem kleinen Dorf, das pfälzischer nicht sein könnte. Neben Wein und Geselligkeit spielen hier auch die Elwetritsche eine große Rolle – Haben sie etwa auch was mit dem Verschwinden von Hans Strobel zu tun?

Ein bisschen tritt der Vermisstenfall in den Hintergrund, denn Carlos ist viel zu sehr damit beschäftigt Elwenfels und die Elwenfelser Einwohner näher kennen zu lernen. Da wären z. B. Willi, Otto oder Karl vom Stammtischs, Frau Zippel von der Bäckerei und die schöne Sofie. Im Laufe des Buches sind mir die Dorfbewohner sehr ans Herz gewachsen, was wahrscheinlich auch am Schreibstil der Autoren liegt. Mein persönliches Highlight fand in Kapitel 11 statt, als sich die Elwenfelser es sich trotz Trubel am Vortag nicht nehmen lassen mit ihrem preisgekrönten Fanbus auf ihren geliebten Betzeberg zum Fußball schauen zu pilgern. Es werden wirklich viele Pfälzer Eigenheiten im Buch wiedergegeben!

Am Ende des Tages (bzw. des Krimis) kann Carlos doch noch Licht ins Dunkle des Vermisstenfalls bringen. Ich fand es gut, dass viel Abwechslung im Spiel war und die Handlung nicht vorhersehbar war.

Ich komme selbst aus der Pfalz und bin aus beruflichen Gründen weggezogen. Das Buch hat mich aber ohne Probleme zurück in die Heimat gebracht. Das war für besonders wertvoll, da wegen Corona der ein oder andere Besuch abgesagt wurde. Noch wertvoller waren nur die unzähligen Stellen, an denen ich laut loslachen musste. Der Humor kommt hier definitiv nicht zu kurz!

Die Autoren haben sich des Öfteren am Pfälzer Dialekt bedient, was das ganze Buch sehr authentisch macht und für den ein oder anderen Lacher sorgt. Ich denke auch Nicht-Pfälzer können gut folgen, da die Elwenfelser ihr Kauderwelsch auch für Carlos übersetzen müssen.

Rebenopfer hat mich voll und ganz begeistert, denn es ist eine wunderbare Mischung aus Humor, Spannung und Pfälzer Lebensgefühl. Ich habe es schon einigen FreundInnen empfohlen und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzungen!

Bewertung vom 20.09.2020
DANCE OR DIE
Westen, Jessika

DANCE OR DIE


ausgezeichnet

Die Besonderheit bei diesem Buch liegt darin, dass man bereits das Ende kennt, denn es erzählt die Geschichte der Duisburger Loveparade Katastrophe von 2010. Es ist ein Buch, das unter die Haut geht. Man begleitet Katty und ihre Freude auf dem Weg zur Loveparade nach Duisburg. Zeitgleich erhält der Leser interessante Perspektiven aus dem Rettungsdienst und aus der Liveberichterstattung des WDRs.

Während man durch Katty direkt in die Menge eintaucht, erfährt man über Renè und Katty wie es ist Entscheidungen in einer Katastrophensituation zu treffen. Die zentralen Fragen der Handlung waren für mich: Wie verhält man sich, um im Gedränge zu überleben? Wen rettet man zuerst? Welche Bilder zeigt man im Fernsehen?

Jessika Westen hat einen sehr angenehmen Schreibstil. Man ist schnell im Geschehen und baut eine Bindung zu den Hauptcharakteren Katty, René und Emma auf. Zeitgleich schafft es die Autorin dem dramatischen Ereignis die richtigen Worte zu verleihen. Außerdem wurde bei dem Roman sehr viel Liebe ins Detail gesteckt: Das merkt man u. a. an der Covergestaltung, aber auch an kleinen Details wie z. B. die Funksprüche der Zentrale an die Einsatzkräfte, die als Stilmittel bei mir immer eine Art böse Vorahnung ausgelöst haben.

Alles in allem ist das Buch keine leichte Kost, es erschüttert, nimmt mit, regt zum Nachdenken an. Trotz der Tragödie spielt auch Positivität und Hoffnung eine zentrale Rolle. Die Autorin hat das Unglück nicht nur vor Ort als Reporterin miterlebt, sondern auch im Nachgang die erforderliche Recherche betrieben, um so ein authentisches Werk zu schreiben. Ich kann das Buch nur weiterempfehlen, es ist mit Abstand der bewegendste Roman, den ich seit langem gelesen habe!!

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.08.2020
Der Wind und Wellen lenkt
Dykes, Amanda

Der Wind und Wellen lenkt


ausgezeichnet

Die Geschichte der Familie Bliss hat viele Schicksalsschläge, denen sie mit der Macht der Hoffnung und Liebe begenen!

Der Roman hat zwei Handlungsstränge. Während sich der erste hauptsächlich um den 18jährigen Robert Bliss dreht, ist der zweite Handlungsstrang seiner Großnichte (ich hoffe das ist die richtige Bezeichnung für den Verwandtschaftsgrad) Annie gewidmet, die es aufgrund ihrer Wurzeln zurück nach Ansel-by-the-Sea zieht. Wie bereits in der Kurzrezension erwähnt ist die Familie von einigen Schicksalsschlägen gebeutelt (ich will an dieser Stelle nicht zu viel verraten), sie findet aber immer wieder durch ihren Glauben zurück auf die positive Seite des Lebens. Das ist sehr faszinierend und macht Mut!

Der Schreibstil der Autorin ist sehr lebhaft, ich habe mich schnell in das Küstenörtchen hineingedacht. Auch die Naturgewalt (Meer iVm Unwettern) spielt eine große und interessante Rolle, im Fokus sind jedoch immer die Charaktere, die mir schnell ans Herz gewachsen sind.

Im Laufe des Buches trifft man übrigens sehr viele Charaktere. Eine große Hilfe ist hier der Familienstammbaum der Familie Bliss und die kurze Auflistung der anderen Personen am Ende des Buchs. Ich persönlich finde das immer sehr hilfreich, denn mein Namensgedächtnis ist nicht sehr ausgeprägt. Außerdem sieht man auch an weiteren Punkten (z. B. die schöne Covergestaltung oder die illustrierte Karte von Ansel-by-the-Sea), dass die Autorin bzw. der Verlag sehr viel Liebe ins Detail gesteckt haben!

Der Verlauf der Handlungsstränge hatte den nötigen Spannungsbogen, gegen Ende wirkte die Geschichte jedoch etwas konstruiert. Dennoch ist das Buch eine Leseempfehlung meinerseits, denn ich habe wirklich viele Stellen mit Klebezettel markiert, um schöne Zitate mit Tiefgang wiederzufinden. Ein gelungener Debütroman der Autorin!