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Benutzername: 
Isabel
Wohnort: 
Bietigheim-Bissingen

Bewertungen

Insgesamt 350 Bewertungen
Bewertung vom 03.09.2025
Als die Sonne im Meer verschwand (MP3-Download)
Abulhawa, Susan

Als die Sonne im Meer verschwand (MP3-Download)


gut

Nachdem ich von Susan Abulhawas ersten Buch „Während die Welt schlief“ restlos begeistert war, freute ich mich riesig auf ihren zweiten Roman, der wieder in Palästina, bzw. in Gaza, spielt. Wie sicher alle, verfolge auch ich fast atemlos und erschüttert den derzeitigen Konflikt – nein, Krieg ist hier das korrektere Wort - zwischen Gaza und Israel und somit schien mir Susans Buch mehr als passend.

Die Autorin entführt mich mit diesem Roman nach Palästina und schnell wird klar, dass der heutige Krieg nur die Spitze des Eisbergs ist, denn die Konflikte brodeln schon viele hunderte von Jahren. Was mich etwas überrascht hat ist, wie weit Susan mich in der Geschichte mit zurücknimmt – da war Nur noch nicht mal ein Glitzern in den Augen ihrer Eltern. Wahrscheinlich ist es dem Hörbuch geschuldet, dass ich im ersten Drittel mehr oder weniger keine Ahnung hatte, von wem jeweils die Rede war und wie diese Menschen zusammengehörten. Viel zu viele gleichklingende, fremdländische Namen … ich gebe zu, ich war „lost“. Als wir uns dann der Gegenwart näherten, nahm für mich die Geschichte an Fahrt auf und ich konnte die Personen und ihre Rollen in der Story besser zuordnen. Bewegt hat mich das Buch auf jeden Fall, denn es ist doch immer interessant zu lesen, wie die Moral in unterschiedlichen Ländern beurteilt und behandelt wird. Nur, die im freizügigen Amerika groß geworden ist, hat mit den strengen palästinensischen Regeln oft Probleme und stößt mehr als einmal an ihre Grenzen. Ständig ist sie hin und her gerissen zwischen Freiheit und Familie, doch am Ende findet sie, zu meiner Zufriedenheit, ihren Platz im Leben und ich wollte ihr einfach nur alles Gute wünschen.

Alles in allem handelt es sich bei „Als die Sonne im Meer verschwand“ um ein durchaus interessantes Buch, für mich allerdings mit Abstrichen. Ich vergebe drei von fünf Sternen, denke aber, dass ich bei der Printausgabe vielleicht ein wenig besser bewertet hätte.

Bewertung vom 03.09.2025
Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1
Völler, Eva

Helle Tage, dunkle Schuld / Kriminalinspektor Carl Bruns Bd.1


sehr gut

Mit „Helle Tage, dunkle Schuld“ präsentiert uns die Autorin Eva Völler den Auftakt zu einer neuen historischen Krimireihe rund um den Kommissar Carl Bruns und seine kürzlich wiedergefundene Jugendliebe Anne. Endlich darf Bruns wieder im Polizeidienst tätig sein, nachdem ihm das während des Krieges aufgrund seines jüdischen Großvaters verwehrt blieb. Als er mit den Ermittlungen zum Mord an einer Frau beginnt, stößt er plötzlich auf ein viel grausameres Verbrechen, das kurz vor Kriegsende stattgefunden hat. Schnell geraten nicht nur er, sondern auch Anne, und mit ihr deren Familie, in tödliche Gefahr …

Beim Lesen, bzw. Hören, dauert es nicht lange bis man merkt, dass das braune Gedankengut noch lange nicht aus den Köpfen der Menschen verschwunden ist und alte Seilschaften weiterhin eine große Rolle spielen. Die Not der Bevölkerung ist nach wie vor groß und so sieht man gerne großzügig über das ein oder andere Vergehen hinweg. Carl Bruns kämpft für eine moralisch vertretbare Lösung und sicher mehr als einmal gegen Windmühlen …

Dass dieser Roman auf wahren Tatsachen beruht, machte ihn für mich umso spannender und regte mich mal wieder zu eigenen kleinen Recherchen im Internet an. Wie so oft bei derlei Büchern, bin ich dankbar im Hier und Jetzt zu leben. Die Stimme des Sprechers Steffen Groth passte hervorragend, um die passende Atmosphäre zu schaffen und so vergebe ich hier sehr gerne solide vier von fünf Sternen verbunden mit einer Lese- bzw. Hörempfehlung. Ich habe gesehen, dass der nächste Band schon veröffentlicht wurde … ich freue mich darauf!

Bewertung vom 02.09.2025
Kasino
Sahler, Martina;Wolz, Heiko

Kasino


ausgezeichnet

Es brodelt in Europa, denn von Frankreich ausgehend erschüttern ab dem Frühjahr 1848 revolutionäre Unruhen weite Teile des europäischen Kontinents. Der Ruf nach einem Nationalstaat wird laut, der die Rechte der Bürger nicht länger beschneiden kann. Auch in Baden-Baden formiert sich eine kleine Gruppe, angeführt von Victoria Winter, die mit ihrer Schwester Sophie und ihrer Tante Isolde eine Villa ebendort bewohnt. Die Winters sind neu in der Stadt und während Victoria sich eher bedeckt hält, kennt die kesse Sophie keine Grenzen. Ungeniert kokettiert sie immer auf der Suche nach neuen männlichen „Opfern“. Doch eine ist ihr dabei im Weg den ganz großen Coup zu landen … Claire, die sich inzwischen zur ersten weiblichen Croupière hochgearbeitet hat und absolut korrekt und verlässlich ist. Die Situation entwickelt sich zu einem Machtkampf, bei dem es nur eine Gewinnerin geben kann …

Auf den ersten Seiten dachte ich noch, oh je, was mache ich hier und wer sind diese Personen, von denen im Buch die Rede ist. Es war ja doch fast ein Jahr vergangen, seit ich den ersten Band gelesen hatte. Doch dann machte es klick, als ob ein Schalter sich umlegte, und ich war wieder mittendrin im Geschehen und konnte einen nach dem anderen der mir bereits aus Band eins bekannten und geliebten Charakters begrüßen. Es war ein bisschen, wie nach Hause kommen. Schnell fühlte ich mich wieder wohl und nahm an den berühmten Abendessen bei Dr. Günther Leberecht und Frau Beate teil und schmunzelte immer wieder aufs Neue über Beates Kupplungsbemühungen. Ich fühlte auch mit Theo, der mit seinem Gewissen in große Konflikte geraten war, vor allem aber erfreute ich mich an Claire, eine selbstbewusste Frau, die ich sehr bewunderte.

Schade, nun ist die spannende und sehr unterhaltsame Geschichte auserzählt, aber ich verlasse sie mit einem sehr guten Gefühl, denn der Abschluss ist rund und schlüssig. Liebe Martina, lieber Heiko, mich hat das Buch bestens unterhalten aber ich denke, es ist hilfreich den ersten Band zu kennen, um in den vollen Genuss zu kommen. Von mir bekommen das Buch und natürlich ihr als Autorenduo eine uneingeschränkte Leseempfehlung verbunden mit fünf dicken, fetten Sternchen. Ich wünsche euch weiterhin viel Erfolg mit der KASINO Dilogie und viele zufriedene Leserinnen und Leser.

Bewertung vom 31.08.2025
Die Dolmetscherin
Müller, Titus

Die Dolmetscherin


ausgezeichnet

In Titus Müllers neuestem Roman schreiben wir das Jahr 1945. Der Zweite Weltkrieg ist endlich vorbei und die Menschen möchten wieder aufatmen und leben. Doch die Nazigrößen, die das furchtbare Morden der letzten Jahre zu verantworten haben, sollen nicht ungeschoren davonkommen, sondern für ihre grausamen Taten Rede und Antwort stehen. Hier kommt die junge Dolmetscherin Asta Maschner ins Spiel, die zunächst in Mondorf-les-Bains und anschließend in Nürnberg mit ihren guten Sprachkenntnissen übersetzen soll. Auf der Anklagebank sitzt die Elite des NS-Regimes, allen voran der selbstgefällige Hermann Göring, Reichsmarschall und selbsternannter Nachfolger Hitlers. Jeder der Angeklagten hat seine eigene Verteidigungsmethode, schuldig fühlten sich die wenigsten. Den Vogel schießt jedoch Göring ab, indem er die Anklagenden mit seinen immer wieder ändernden Taktiken hart an ihre Grenzen bringt. Die begangenen fast nicht beschreibbaren Taten sind nichts für schwache Nerven und so merkt auch Asta schnell, dass sie ab und zu Abstand gewinnen muss. Da tritt Leo in ihr Leben, der ihr Kraft zu geben scheint, obwohl er selbst am Ende ist …
Wie von dem bekannten Autor Titus Müller gewohnt, merkt man auch an diesem auf wahren Tatsachen basierenden Roman, dass wieder akribisch recherchiert wurde. Auf faszinierende Weise nimmt er mich mit auf eine Reise ins zerbombte Nürnberg vor achtzig Jahren und gewährt mir einen Platz in der ersten Reihe des Gerichtssaals der Nürnberger Naziprozesse. Obwohl ich im Vorfeld schon einiges darüber gehört hatte, merkte ich doch schnell, dass es hier nicht nur darum geht, den Einzelnen zu verurteilen. Nein, diesmal geht es auch um das große Ganze nämlich das Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Geschickt strickt Müller zudem eine Geschichte über die zerrissene Familie rund um genannten Leo und den kleinen Robert, die aufzeigt, wie wenig von dem Wunsch der überlebenden Bevölkerung „einfach nur zu leben“ Wirklichkeit ist. Der Winter ist klirrend kalt, die Wohnmöglichkeiten „few and far between“ und Nahrung und Kohle Mangelware.
Wenn man nun also achtzig Jahre später zurückblickt, ist es umso weniger zu verstehen, was gerade um uns herum, besonders auch in der Ukraine, geschieht. Hat denn wirklich niemand aus der Geschichte gelernt? Titus Müller hat mit „Die Dolmetscherin“ jedenfalls mal wieder ein Werk geschaffen, das aufrüttelt, das bewegt und eigentlich ein wenig Hoffnung vermitteln sollte. Ich hoffe aus tiefstem Herzen, dass das gelungen ist und es viele Menschen erreichen möge.
Lieber Titus, von mir bekommst du beeindruckte fünf von fünf Sternen verbunden mit dem Wunsch, dass dein Buch viel Erfolg haben möge. Ich freue mich heute schon auf das nächste Werk aus deiner Feder und sage bis dahin mal „see you later …“

Bewertung vom 30.08.2025
In uns der Ozean
Graw, Theresia

In uns der Ozean


ausgezeichnet

Mit dem Buch „In uns der Ozean“ begibt sich Theresia Graw auf die Spuren einer der wichtigsten Frauen des zwanzigsten Jahrhunderts. Liebevoll, in Teilen fast schon poetisch und dennoch eindringlich, beschreibt die Autorin das Leben von Biologin Rachel Louise Carson, die ihr Leben stets der Forschung, dem Schreiben und dem Meer widmen wollte. Fast sieht sie sich am Ziel ihrer Träume als ihr der Börsencrash im Jahr 1929 einen Strich durch die Rechnung macht und sie zur Unterstützung ihrer Familie beitragen muss, um deren Überleben zu sichern. Man nimmt ihr das Meer und die Wissenschaft, doch am Schreiben kann sie niemand hindern und so schreibt sie bald Geschichten über den Umgang mit der Natur, die ihre Leser verzaubern. Sie schreibt und kämpft, aber einem Feind, dem mysteriösen Wundermittel DDT, das großzügig und flächendeckend in den USA zum Einsatz kommt, scheint sie nicht gewachsen. Doch Rachel Carson stellt sich dem Unbekannten und nimmt den Kampf für ihre geliebte Natur, die Menschen und eigentlich die ganze Erde auf …

Von Seite eins an zog mich diese Romanbiografie in den Bann. Nach einer kurzen eigenen Internet-Recherche wusste ich nun auch, dass es sich bei Rachel Carson um DIE legendäre Pionierin der Umweltbewegung des letzten Jahrhunderts handelte. Wie konnte ich noch nie von ihr gehört haben? Umso mehr freue ich mich, dass Theresia Graw mir mit ihrem Buch die Augen geöffnet hat und mich, wie den kleinen Roger auch, beim Lesen staunen ließ. Bild- und sprachgewaltig und dann wieder leise und bedacht führt sie mich durch Rachels Leben mit all seinen Höhen und Tiefen, und mit all seinen Erfolgen und Misserfolgen. Ich habe mir vorgenommen nun in Zukunft auch wieder achtsamer durchs Leben gehen und mich an dem Gesang der Vögel erfreuen.

Für diese Glanzleistung, liebe Theresia, bekommst du von mir absolut verdiente fünf von fünf Sternen. Ich werde dein Buch weitergeben und empfehlen, wann immer sich die Möglichkeit ergibt. Das Buch und vor allem auch Rachel Carson haben viel, viel Aufmerksamkeit verdient!

Bewertung vom 28.08.2025
Das Haus am Gordon Place
Urbach, Karina

Das Haus am Gordon Place


sehr gut

Bei „Das Haus am Gordon Place“ handelt es sich um einen spannend verfassten Kriminal- als auch Spionageroman, der kaum einen Wunsch offenlässt. Immer wieder entführt die Autorin ihre Leser mal in die Gegenwart und dann wieder zurück nach Wien im Jahr 1948. Im letzteren treffen wir auf die junge Daphne Parson, die in einem der vielen unterirdischen Tunnel für den britischen Geheimdienst arbeitet. Doch auch die Russen haben ihre Finger mit im Spiel und schon bald wird Daphne in eine Situation hineinkatapultiert, die einen tödlichen Ausgang hat … auch in der Gegenwart geht es nicht ohne Tote ab, denn in der Wohnung von Prof. Hunt, die einst genannter Daphne Parson gehörte, wird ein Mann tot gefunden, der eindeutig Opfer eines Mordes wurde. Was also verbindet diese beiden Zeitschienen? Und wie passen die Dreharbeiten zu dem berühmten Film „Der dritte Mann“ ins Bild?

Karina Umbach, die schon für ihre Recherche Arbeiten zu den Büchern über Queen Victoria und „Das Buch Alice“ bekannt geworden ist, hat auch hier wieder eine hervorragende Arbeit geleistet. Geschickt verbindet sie Fakt und Fiktion und knüpft daraus einen rasanten Agentenkrimi, der seine Leser spielerisch bei der Stange hält. Tiefe Einblicke in das Leben einer Spionin und noch viel mehr runden die Story ab und dafür vergebe ich gerne vier von fünf Sternen. Sehr hilfreich fand ich übrigens auch das Nachwort der Autorin, in dem sie ein wenig erklärt, was wahr und was erfunden ist. Von mir eine Empfehlung.

Bewertung vom 27.08.2025
Die Spur im Fjord / Hildur Bd.1
Rämö, Satu

Die Spur im Fjord / Hildur Bd.1


ausgezeichnet

Ein Highlight! Eigentlich bin ich ja kein Fan von nordischen Krimis. So dache ich, bevor mir „Die Spur im Fjord“ in die Hände fiel. Die Autorin Satu Rämö schaffte es mich komplett zu überzeugen! Durch sie lerne ich Hildur kennen, die einzige Kriminalbeamtin in den kalten und dunklen Westfjorden Islands. Gemeinsam mit ihrer Chefin Beta und dem jungen finnischen Praktikanten Jakob verfolge ich die Spur eines Mörders, der auf Island sein Unwesen treibt. Wie hängen die Morde zusammen? Welche Botschaft versucht er auszusenden mit seinem grausamen Tun?

Doch Hildur hat auch privat ihr eigenes Päckchen zu tragen, denn noch immer leidet sie unter dem Verlust ihrer beiden kleinen Schwestern, die vor fünfundzwanzig Jahren auf dem Schulweg spurlos verschwanden. Sie versucht den Schmerz mit Surfen, Joggen und viel Sport zu unterdrücken, doch sie gibt die Hoffnung nicht auf, auch diesen mysteriösen Fall ein für alle Mal aufzuklären, um endlich ihren Frieden finden zu können …

Mit einer Bildgewalt, die ihresgleichen sucht, bring uns die Autorin ihre Wahlheimat Island näher. Ich konnte mich beim Lesen fallenlassen in die Geschichte und konnte das Buch kaum aus der Hand legen. Satu Rämö hält den Spannungsbogen hoch, so dass ich mit litt, mit fieberte und mich fast selbst durch den tiefen Schnee des dunklen Islands stapfen sah. Ich bin begeistert und freue mich schon jetzt auf den nächsten Band der bisher fünfteiligen Krimireihe. Aber nun vergebe ich für „Die Spur im Fjord“ erstmal fünf knackig kalte und wohlverdiente Sterne verbunden mit einer absolut überzeugten Leseempfehlung. Auch bei dieser Reihe empfiehlt es sich natürlich mit eben diesem ersten Band zu beginnen um nicht nur Hildur, sondern auch ihr Umfeld verstehen zu können.

Bewertung vom 11.08.2025
Belgravia (MP3-Download)
Fellowes, Julian

Belgravia (MP3-Download)


gut

Der Autor und Erfinder der wunderbaren Reihe „Downton Abbey“ entführt uns diesmal in das vornehme Londoner Stadtviertel „Belgravia“ und macht uns bekannt unter anderem mit den Familien Trenchard und Brockhurst. Es beginnt in der Nacht vor der niederschmetternden Schlacht von Waterloo im Juni 1815. Ein rauschender Ball mit „all bells and whistles“ ist im Gange als die teilnehmenden Offiziere aufs Schlachtfeld gerufen werden. Die Gesellschaft lässt sie hochleben, lediglich eine junge Frau ist am Boden zerstört. Noch weiß sie es nicht, doch sie wird ihren Geliebten nie wieder sehen …

Dann machen wir einen Zeitsprung von 25 Jahren und finden uns wiederum in London wieder. Die beiden Familien, deren gesellschaftlichen Stellungen doch sehr unterschiedlich sind, kämpfen sich durch Klatsch, Tratsch und Intrigen. Bis jetzt kennt einzig James Trenchard die Wahrheit darüber, dass beide Familien sich näherstehen, als sie denken …

Als großer Downton Abbey Fan freute ich mich sehr auf dieses Hörbuch, es sollte mir meine Autofahrten versüßen. Leider konnte der Autor bei mir diesmal nicht auf der ganzen Linie punkten. Julian Alexander Kitchener-Fellowes, Baron Fellowes of West Stafford, ein 75 Jahre alter britischer Filmschauspieler, Drehbuch- und Romanautor sowie Mitglied des britischen Oberhauses, baute meiner Meinung zu viele Personen, zu viele Schauplätze und an manchen Stellen zu viel Drama ein, um dann auf einmal über doch längere Strecken recht behäbig daher zu kommen.

Verpackt in einem Case mit einem wunderschönen Cover kommt die MP3 CD daher, die mal wieder exzellent von Beate Himmelstoß eingesprochen wurde. Das machte die Längen allerdings leider nicht ganz wett. Ich vergebe hier 3,5 auf 4 aufgerundete Sterne und bin gespannt, ob wir von Julian Fellowes nochmal hören werden.

Bewertung vom 11.08.2025
Am Meer ist es schön
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Es gibt Dinge, die sind so schauerlich, dass sie es mehr als verdient haben, in den Fokus der Öffentlichkeit gebracht zu werden. Die Verschickungsheime in den 50er, 60er und 70er Jahren gehören dazu. Die Autorin Barbara Leciejewski hat sich das auf die Fahne geschrieben und genau dieses Thema in einen Roman verpackt, nachdem sie zufällig über eine Dokumentation im Fernsehen darauf gebracht wurde. Wer waren diese armen Kinder, denen ein toller Urlaub am Meer oder im Schwarzwald versprochen wurde, dessen Horror sie später ihr ganzes Leben verfolgen würden?

In dem Buch „Am Meer ist es schön“ begleiten wir die Kinder im „Haus Morgentau“ im Jahr 1969 für einige Wochen mit besonderem Fokus auf die kleine Susanne, deren Eltern ihr bei ihrer Rückkehr aus dem „Urlaub“ nicht glauben wollten, wie grausam es in dem Heim wirklich zuging. Harte Strafen für kleine Nichtigkeiten waren an der Tagesordnung. Die „Tanten“ zögerte nicht, die Kleinen in dunkle Kellerverliese zu sperren, wenn sie ihren Teller nicht leer aßen und ihnen schlicht und einfach das Gesicht oder ihre Sprachweise nicht gefiel. Mit ihrem Lispeln gerät die Neunjährige schnell in den Fokus der Erziehrinnen und hätte diese acht Wochen wohl ohne ihre kleinen Verbündeten Mattie, Rüdiger und Moni nicht überlebt. Am Sterbebett ihrer 87jährigen Mutter, die trotz ihrer Demenz immer wieder lichte Phasen hat, beschließt Susanne endlich reinen Tisch zu machen und auszupacken über diese schlimmste Zeit ihres Lebens, die ihr bis heute horrende Albträume beschert …

Die Autorin hat es geschafft einen Roman zu verfassen, der die Grauen der Vergangenheit an diesen kleinen Menschen sehr bildhaft und authentisch beschreibt. Der flüssige Schreibstil und der Horror ließen mich an den Seiten kleben und ich schaffte es kaum das Buch zur Seite zu legen. Einige eigene Recherchen dazu im Internet geben mir aber ein wenig Hoffnung, dass heutige Überlebende vielleicht doch mit der Offenlegung der Wahrheit um diese Heime, in denen tausende von Kindern damals „gesund“ werden sollten, eine Art Frieden und vor allem einen Abschluss finden können. Für mich ist es diesmal nicht einfach mit der Sternevergabe, da das Buch doch auf so viele wahren Fakten basiert. Ich habe mich mit fünf Sterne für die Bestnote entschieden da ich mir wünsche, dass viele Menschen auf diese Vergangenheit aufmerksam werden und Betroffene von damals den Mut finden sich zu offenbaren.

Bewertung vom 10.08.2025
Die Holunderschwestern (eBook, ePUB)
Simon, Teresa

Die Holunderschwestern (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Schon nach den ersten Seiten war ich wieder mal gefesselt von dem spannenden Schreibstil der wunderbaren Autorin Teresa Simon, vielen auch bekannt als Brigitte Riebe.

Viele Frauen spielen in diesem Buch eine Rolle doch die Hauptprotagonistinnen sind Katharina, die junge Schreinerin und Restauratorin und Fanny, die den damals – vor hundert Jahren – weiten Weg von Weiden in der Oberpfalz antritt, um in München ihr Glück zu finden oder vorerst auch erstmal ihr Auskommen zu bestreiten. Bei ihrem großen Bruder Georg und seiner kleinen Familie soll sie wohnen und eine Stelle findet sie als Weißnäherin bei einer bissigen alten Witwe. Doch die Arbeit und auch ihre Lohnherrin sind ihr bald verhasst, das Leben bei George ist auch keine Zuckerschlecken und so erinnert sie sich schnell an eine Familie, die sie im Zug kennengerlernt hat. Wie es das Glück will, kann sie dort nicht arbeiten, sondern auch wohnen und so langsam fühlt sie sich wohl in der bayrischen Hauptstadt im Schoße dieser liebevollen Familie. Als jedoch ein paar Monate später ihre Zwillingsschwester Fritzi in München auftaucht, wird nix mehr so sein, wie es einmal war …

Katharina hingegen lebt in der Gegenwart und leidet sehr unter ihrer ewig verschlossenen Familie. Warum darf sie nichts über die Vergangenheit erfahren, warum werden alle stumm wie ein Fisch, wenn sie etwas erfragen will? Eines Tages bekommt sie schließlich Besuch aus England und ein junger Mann mit zwei schwarzen Kladden ihrer Urgroßmutter steht vor der Tür. Was hat das zu bedeuten und wird sie nun endlich Licht in die Vergangenheit ihrer Familie bringen?

Schnell war ich so eingenommen von der Geschichte, dass ich das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen konnte. Immer wieder gibt uns die Autorin mit ihrem Roman Rätsel auf, die mich immer tiefer eintauchen ließen, sowohl in die Vergangenheit als auch die Gegenwart. Sie schafft es den Spannungsbogen durch das ganze Buch durch hochzuhalten und ließ mich mitfiebern sowohl mit Katharina als auch natürlich Fanny und ihrem Umfeld. Mich wundert nicht, dass dieser schöne Roman nach fast zehn Jahren mit bildhübschem Cover vom Verlag neu aufgelegt wurde. Das ist wirklich ein tolles Kompliment an dich, liebe Brigitte, freut mich sehr für dich. Für mich war es ein absolutes Highlight und verdient natürlich fünf dicke Sterne. Ich werde es auf jeden Fall sehr gerne weiterempfehlen und wünsche dir viele Leser für die „Holunderschwestern“, die das Buch hoffentlich ebenso lieben werden wir ich es getan habe.