Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lesefee23.05
Wohnort: 
Stepenitztal

Bewertungen

Insgesamt 313 Bewertungen
Bewertung vom 03.08.2024
Mord im Dorf der Esel. Stella Honeycut ermittelt
Schendel, Katharina

Mord im Dorf der Esel. Stella Honeycut ermittelt


ausgezeichnet

Dr. Mamba

„Es weiß doch mittlerweile jeder, dass Jane Huffkins den Männern im Dorf mit ihren Tränken den Kopf verdreht.“

„Mord im Dorf der Esel“ ist der Auftaktband der Romanreihe um Stella Honeycut von Katharina Schendel. Er erschien im Januar 2024 bei HarperCollins.

Stellas Tante hat sich ein Bein gebrochen. Damit sie nicht alleine zurechtkommen muss, fährt Stella kurzerhand zu Jane, um sie zu unterstützen. Den Wohnort ihrer Tante kennt sie bisher nicht, denn nach ihrem eigenen Umzug nach Australien ist der Kontakt zwar weiterhin vorhanden, aber persönliche Treffen sind eher begrenzt.
In Hillbrush angekommen staunt Stella dann nicht schlecht: Autos sind verboten und Esel das Hauptfortbewegungsmittel. Wo gibt es denn sowas? Und dazu hat sie auch noch Angst vor Eseln… Auch die Bewohner des Dorfs sind recht eigenartig und als dann die Haushälterin des Vikars vor Stellas Augen vergiftet wird, ist die Aufregung natürlich groß. Stella, als großer Miss Marple Fan, beginnt sofort mit den Ermittlungen. Auf die Polizei kann man sich in Hillbrush nämlich nicht verlassen, die Wege sind zu weit. Doch kann wirklich Jane, die im Dorf „Dr. Mamba“ genannt wird, mit dem Mord in Verbindung stehen? Für Stella beginnt eine spannende Ermittlung, bei der sie den Dorfbewohnern gehörig auf den Zahn fühlen muss, ein sinnvolles Tatmotiv sucht und sich damit nicht gerade überall Freunde macht…
Wie man vielleicht jetzt schon erahnt, handelt es sich bei dem Buch eher um einen Cozy-Crime-Roman als um einen typischen Krimi. Mit viel Witz und Charme beschreibt Katharina Schendel das eigenwillige Dörfchen in England, verleiht den Figuren einzigartige und lebendige Charaktere und bewegt sich mit der Geschichte nahe am Rand des Absurden. Nicht selten musste ich Schmunzeln und natürlich ist auch nicht alles absolut authentisch. So basieren die Ermittlungen von Stella eher auf Annahmen und auf den Erkenntnissen, die sie aus den Romanen von Agatha Christie kennt und eine Vergiftung mit Nikotin lässt sich wohl auch eher nicht mit bloßem Auge erkennen... Dies tut dem Lesevergnügen aber keinen Abbruch, denn der Roman überzeugt einfach mit den wunderbaren Figuren und der gelungenen Dorfatmosphäre.
Die Handlung wird aus der personalen Perspektive von Stella und des Dorfchronisten Ernest erzählt. Der Dorfchronist ist für das Aufzeichnen von ungewöhnlichen Sterbefällen zuständig und wie sich herausstellt, gibt es davon in Hillbrush doch erheblich mehr, als man annehmen würde. Trotzdem schließt irgendwie keiner die Haustür ab. Man fühlt sich vielleicht sicherer als man ist?
Natürlich löst Stella den Fall schließlich und freundet sich sogar mit den Eseln an. Der Grundstein für einen Umzug nach Hillbrush ist also gelegt und auch der Dorfchronist ist davon überzeugt, dass endlich die benötigte Detektivin gefunden wurde - schließlich gibt es viel zu tun! Es bleibt also abzuwarten, wie es mit Stella und ihrer Tante sowie den anderen Dorfbewohnern weitergeht, ich freue mich darauf!
Das fiktive Dorf der Erzählung basiert übrigens auf einem tatsächlich in England existierenden Dorf, in dem aber wohl heutzutage die Esel nicht mehr hauptsächlich als Reittiere genutzt werden. Einen festen Platz im Dorf haben sie aber dennoch!

Mein Fazit: Katharina Schendel hat einen wunderbar leichten und unterhaltsamen Cozy-Crime-Roman geschrieben, der Spannung und Humor miteinander verbindet. Wer blutige und komplizierte Fälle erleben möchte, ist hier an der falschen Stelle, für gemütliche Unterhaltung bei Kerzenschein ist aber allemal gesorgt!
Der Schreibstil ist locker und leicht, die Figuren sympathisch und eigenwillig, was ihnen einen besonderen Charme verleiht. Die Esel als Hauptfiguren haben mir natürlich sehr gefallen und vorhersehbar war der Roman ebenfalls nicht! Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung!

Bewertung vom 01.08.2024
Herzklopfen im kleinen Bonbonladen am Meer
Rogasch, Julia

Herzklopfen im kleinen Bonbonladen am Meer


ausgezeichnet

Liebe und Bonbons

„Und wenn es irgendeinen Sinn hat, dass ich ausgerechnet jetzt auf Sylt gelandet bin, dann den, das Zuckerhüs und Alva kennenzulernen, die hier ihren Traum lebt.“

„Herzklopfen im kleinen Bonbonladen am Meer“ ist ein Sylt-Liebesroman von Julia Rogasch. Er erschien im April 2024 im Ullstein Verlag.
Marla wird von ihrem Freund verlassen, kurz bevor sie gemeinsam auf ihre Herzensinsel ziehen können. Da ihre Zelte in Hamburg aber bereits abgebrochen sind, beschließt Marla alleine auf die Insel zu gehen und einen Neuanfang zu wagen. Das Zuckerhüs, Alvas Bonbonladen, scheint diese Möglichkeit zu bieten und auch Alvas Enkel Peer lässt Marlas Herz höherschlagen. Dann soll der Bonbonladen jedoch verkauft werden und Marlas Chancen scheinen zu schwinden…

Happy-End-Garantie, Urlaubsfeeling, Meer und Herzklopfen - was will man mehr von einem Sommerliebesroman?! Vielleicht noch ein paar süße Kleinigkeiten - kein Problem. All das bekommt ihr beim Lesen dieses Romans.
Julia Rogasch entführt den Leser auf die Trauminsel Sylt und baut damit, wie bereits in vorherigen Romanen, ein wunderschönes Setting für die Geschichte von Marla und Peer.
Die Handlung beginnt dann wie erwartet - Marla wird von ihrem Freund schwer enttäuscht und beschließt, einen Neuanfang auf Sylt zu wagen. Dies gestaltet sich jedoch nicht so leicht, denn sie muss natürlich erstmal feststellen, was sie selbst eigentlich möchte. Die bisherigen Pläne hatten sich auf eine gemeinsame Zeit konzentriert und auch finanziell sieht es alleine eben anders aus als zu Zweit. Als Marla dann Alva und ihren wunderschönen Bonbonladen kennenlernt, scheint sich plötzlich alles zu fügen. Die Arbeit mit den Bonbons und den Kunden macht Marla Spaß und auch mit Alva versteht sie sich gut. Alvas Ekel Peer lässt darüber hinaus noch Marlas Herz höherschlagen und eigentlich scheint alles perfekt. Dann jedoch erfährt Marla, dass Peer plant, den Bonbonladen zu verkaufen und gemeinsam mit Alva die Insel zu verlassen. Die gerade geschmiedeten Pläne zerplatzen wie Seifenblasen und Marla steht erneut vor einem Scherbenhaufen. Zusätzlich verkompliziert wird die Situation durch Marlas Exfreund, der plötzlich wieder auf der Matte steht…
Die Figuren sind dabei absolut authentisch und passend gestaltet. Marla habe ich sofort in mein Herz geschlossen, während Peer mir zunächst etwas suspekt war. Alva hingegen sowie Marlas Freundin Insa habe ich hingegen ebenfalls sofort gern gehabt. Sie ist eine sympathische Frau und ein Wirbelwind, der sich nicht leicht entmutigen lässt und das Leben liebt. Auch die Freundschaft von Marla und Insa mochte ich sehr. Sie ist geprägt von Verbundenheit und Vertrauen und vermittelt einem dadurch ein absolutes Wohlgefühl.
Durch die Ich-Perspektive kann man Marlas Gefühle und Gedanken sehr gut nachvollziehen und fiebert während der gesamten Handlung mit ihr mit. Aus diesem Grund war mir möglicherweise auch Peer zunächst etwas fremd, man erfährt eben nichts über seine Gedanken und weiß nur, was Marla weiß. Ihre Sicht ist dabei natürlich eher subjektiv und an manchen Stellen vielleicht auch etwas übertrieben dramatisch, wobei dies zum Romangenre passt.
Insgesamt ist der Handlungsverlauf recht vorhersehbar. Dies ist aber genau das, was ich von einem Sommerliebesroman zum Schmökern erwarte. Der Roman wird dadurch auch auf keinen Fall langweilig und tatsächlich muss ich sogar sagen, dass ich mir final sogar mindestens einen Konflikt bzw. Zufall weniger gewünscht hätte. Am Romanende überschlagen sich die Ereignisse dann nämlich und viele lose Fäden werden miteinander verknüpft. Der Zufall spielt eine große Rolle und tatsächlich wirkt dies für mich nicht unbedingt realistisch.
Besonders gefallen haben mir hingegen die Einblicke in die Herstellung von Bonbons und fast hatte ich das Gefühl die Bonbonmasse selbst zu fühlen und zu riechen. An diesen Details erkennt man dann auch den bildlichen und emotionalen Schreibstil der Autorin, der einem ein wunderschönes Leseerlebnis beschert.
Erwähnen möchte ich zuletzt auch noch das wunderschöne Buchcover, welches nicht nur wunderschön aussieht, sondern sich auch noch toll anfasst, da einige Elemente hervorgehoben sind.

Mein Fazit: Julia Rogaschs neuster Roman ist wieder ein absoluter Wohlfühl- und Herzensroman. Die Handlung ist unkompliziert und herzerwärmend, der Schreibstil flüssig und leicht. Obwohl auch schwere Themen angeschnitten werden, überwiegen die Harmonie und ein gutes Gefühl. Das Setting auf der wunderschönen Nordseeinsel Sylt ist atemberaubend. Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Sternen für einen schönen Sommerroman.

Bewertung vom 29.07.2024
Stress lass nach
Zemla, Sabine

Stress lass nach


sehr gut

Das Buch beschäftigt sich mit dem Thema Stress beim Hund, welcher heutzutage leider ein immer größeres Problem ist. Die Rahmenbedingungen für die Hundehaltung haben sich verändert, der menschliche Alltag ist hektischer und lauter als früher, der Hund soll häufig als treuer Begleiter „überall“ mit hin und hat dazu ein eigenes Wochenprogramm. Doch nicht jeder Hund verarbeitet diesen Alltag gleich und nicht jeder hat gelernt, mit Stressoren umzugehen. In ihrem Buch beschreibt die Autorin, welche selbst Hundephysiotherapeutin und Anti-Stress-Trainerin ist, sehr umfassend, wie Stress entsteht und wie man ihn in den Griff bekommen bzw. den Hund unterstützen kann.

Das Buch ist unterteilt in acht Hauptabschnitte sowie weitere Unterkapitel. Wichtige Informationen werden immer wieder in anschaulichen, farblich abgesetzten Kästchen zusammengefasst. Diese Zusammenfassungen haben mir sehr gefallen, denn der Inhalt ist schon sehr umfangreich und man muss man sich beim Lesen deutlich konzentrieren. Ebenfalls abgerundet und veranschaulicht werden die Texte durch gut ausgewählte Zeichnungen, Abbildungen und Bilder. Der Schreibstil ist dabei sachlich, aber nicht langweilig.
Die Autorin setzt sich ausführlich mit Stress auseinander und beschreibt diesen auf allen Ebenen. Sie erklärt, wie Stress im Körper entsteht, wie er sich auf Körper und Verhalten auswirken kann und wie man ihn managen kann.
Viele Erkrankungen lassen sich tatsächlich auf Stress zurückführen und auch Verhaltensauffälligkeiten können entstehen, wenn der Hund dauerhaft gestresst ist. Letztlich verhält es sich bei ihm nicht viel anders als beim Menschen.
Neben der Folgen von Stress, beschreibt Sabine Zemla aber auch, welchen Einfluss die Ernährung des Hundes haben kann, welche Trainingsstrategien am wenigsten Stress auslösen, welche Therapien man einsetzen kann und natürlich, wie man gestresste Hunde als Halter unterstützen kann. Beleuchtet wird auch, was der Mensch von seinem Hund erwartet, was Stimmungsübertragung bedeutet und wie der Halter in stressigen Situationen gelassen bleiben kann.
Ich habe durch das Buch vielen wertvollen Input bekommen, hätte mir aber gerade bei den Anleitungen für die praktischen Übungen deutlich mehr Informationen gewünscht. So werden zum Beispiel einige Massageübungen beschrieben, die Erklärung ist dann aber für mich nicht detailliert genug, um sie ohne weitere Hilfe auch tatsächlich anwenden zu können.
Darüber hinaus gibt es ein paar Aussagen im Buch, die ich eher hinterfragen würde. So beschreibt die Autorin, dass gegen Artgenossen gerichtete Aggressionen „in der Regel“ daran liegen, dass sich der Hund bei seinem Halter „nicht geborgen und sicher“ fühlen würde. Man müsste daher in eine bessere Bindung investieren, um die Aggression zu mindern. Dass eine gute Bindung zum Hund wichtig ist und ihn bei Stress unterstützt, ist natürlich klar. Dass diese, wie die Autorin auch mehrfach betont, durch Bedürfnisbefriedigung und fairen, positiven Umgang mit dem Hund erreichbar ist, steht für mich ebenfalls außer Frage. Aggressionen gegen Artgenossen haben aber meines Erachtens ihre Ursache eher nicht in einer schlechten Bindung zum Halter. Wahrscheinlicher sind zum Beispiel Unsicherheiten, Ängste, Frust, Schmerzen oder negative Lernerfahrungen des Hundes, die es zu bewältigen gilt. Dass der Halter nicht genug Sicherheit vermittelt, ist für mich ein Mythos, wobei fehlende Unterstützung in einer für den Hund schwierigen Situation durch den Halter natürlich auch Unsicherheit beim Hund auslösen kann. Vielleicht hat die Autorin es auch genauso gemeint und sich an dieser Stelle lediglich unglücklich ausgedrückt. Ebensolche Bedenken habe ich zu wenigen weiteren Äußerungen, die für mich wirken, als ob die Autorin sich hier in veralteten Denkmustern verheddert, von welchem man mittlerweile weiß, dass sie unzutreffend sind. Da dies die Autorin selbst an anderen Stellen im Buch klar beschreibt, scheint es für mich aber im Gesamtkontext tatsächlich einfach unglücklich ausgedrückt.
Überzeugend ist für mich ebenfalls das umfangreiche Literaturverzeichnis am Ende des Buches.

Alles in allem vermittelt Sabine Zemla viele gute Hintergrundinformationen, die alle im Kontext Stress stehen und die man natürlich noch unendlich weiter ausführen könnte. Manches sollte man kritisch hinterfragen und obwohl das Werk der Autorin schon sehr umfangreich ist, ist es meiner Ansicht nach trotzdem nur ein Einstieg in ein wirklich komplexes Thema. Für interessierte Hundehalter*innen kann es aber definitiv ein guter Leitfaden sein und erste Impulse zur Stressminimierung beim Hund geben. Mir persönlich haben gerade die Fallbeispiele am Ende, die umfangreichen Erklärungen zum Thema Stressentstehung sowie der Blick auf den Menschen selbst sehr gut gefallen.
Zu berücksichtigen ist natürlich, dass ein Buch niemals einen Tierarztbesuch oder die individuelle Beratung durch Fachpersonen ersetzen kann und soll.

Bewertung vom 13.07.2024
Ein Sommer für die Liebe
Carlson, Elli C.

Ein Sommer für die Liebe


ausgezeichnet

Schöner mit dir

„War es das, worüber alle sprachen? Worüber Lieder geschrieben und unzählige Geschichten erzählt wurden?“

„Ein Sommer für die Liebe“ ist ein Liebesroman von Elli C. Carlson. Er erschien im Juni 2024 und ist der Auftaktband der „Jellenhusen-Reihe“ der Autorin. Er handelt von Alva und Fred, die sich nach 20 Jahren wieder treffen und bemerken, dass ihre Gefühle von damals nie ganz verschwunden sind.

Schon seit Kindertagen lebt Alva im schönen Jellenhusen an der Ostsee. Sie ist ein Wirbelwind, abenteuerlustig und Angst ist ein Fremdwort für sie. Damit ist sie das genaue Gegenteil ihres besten Freundes Fred. Dieser ist nämlich eher zurückhaltend und schüchtern. Aber vielleicht passen sie genau deswegen so gut zusammen. Unzertrennlich waren die beiden, bis Fred mit seiner Mutter plötzlich fortzog. 20 Jahre später treffen die beiden wieder aufeinander und die vergessenen Gefühle von damals kommen zurück an die Oberfläche. Schnell schüttet Alva Fred ihr Herz aus, denn sie befindet sich in einer finanziellen Schieflage und der ehemalige Klassenfeind hat es auch heute noch auf Alva abgesehen. Kann Fred Alva unterstützen oder ist seine Rückkehr vielleicht gar nicht so zufällig wie Alva denkt?
Der Roman ist in zwei Zeitebenen und zwei Erzählperspektiven geschrieben. Die Zeiten wechseln zwischen der Kindheit von Fred und Alva sowie der Gegenwart, die Perspektive zwischen Fred und Alva.
Die Episoden aus der Vergangenheit haben mir dabei sehr gut gefallen. Sie beschreiben, wie die beiden sich kennenlernten und zeichnen ein Bild darüber, wie eng sie miteinander verbunden waren, bis Fred wegzog. Gemeinsam erleben sie so einiges und mir gefällt sehr, dass Alva in der Beziehung der beiden diejenige ist, die Fred beschützt und ihn antreibt. Oft werden diese Charakterzüge eher Jungs zugeschrieben, während Mädchen schüchtern und vorsichtig sind. Bei Fred und Alva ist es umgekehrt, was in mancher Situation durchaus zum Schmunzeln einlud, aber für mich absolut passend war.
Aber auch die Gegenwart hält eine interessante Handlung bereit. Alva und Fred treffen jedoch erst nach etwa der Hälfte aufeinander und haben dann, bevor es erneut zum Konflikt kommt, auch nur wenig Zeit miteinander. Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Vorerzählung ein wenig kürzer ist, sodass das Wiedersehen und die eigentliche Story mehr Raum bekommen. Längen in der Handlung gibt es dadurch aber nicht. Der Schreibstil der Autorin ist sehr angenehm, die Handlung fließt gleichmäßig dahin und hält einige charmante Szenen bereit. Manche laden dabei auch zum Schmunzeln ein und gerade das Setting an der Ostsee mochte ich sehr.
Gefallen haben mir auch die Figuren. Sowohl Alva und Fred, als auch die Nebencharaktere sind authentisch gezeichnet und gut charakterisiert. Gerade Knut, Alvas Adoptivopa mochte ich sehr. Durch ihn nimmt die Handlung zudem eine überraschende Wendung, wobei es von diesen insgesamt einige gibt. Ich hatte die Entwicklung insgesamt nicht kommen sehen und war bis zum Schluss unsicher, ob es ein Happy End geben würde oder nicht.

Mein Fazit: Happy End Garantie und Langeweile gibt es bei diesem Roman nicht, es passiert so einiges, dass der Liebe zwischen Fred und Alva Steine in den Weg wirft… Wenn ihr allerdings wissen wollt, wie es mit den beiden ausgeht, dann solltet ihr unbedingt zu diesem Roman greifen! Von mir gibt es 4,5 von 5 Sternen und eine Leseempfehlung für diesen leichten und charmanten Sommerroman.

Bewertung vom 11.05.2024
Blind Date mit Möwe
Struck, Yvonne

Blind Date mit Möwe


ausgezeichnet

Stimme der Liebe

Ich hab mich wirklich verliebt, in eine Frau, die ich noch nie gesehen hatte. Und über die ich fast nichts wusste. Verrückt, oder?“

„Blind Date mit Möwe“ ist ein Liebesroman von Yvonne Struck. Er erschien im April 2024 im Bastei Lübbe Verlag.
Nach einem vollkommen verpatzten Tinder-Date beschließt Lisa, sich auf einer Dating-Plattform anzumelden, bei der es um die „inneren Werte“ geht. Kennenlernen ohne Fotos, Namen oder Berufe - das Blind-Date der anderen Art, eigentlich perfekt, oder?
Jonas wird auf der Onlineplattform von seinem Freund Timo angemeldet, er soll beweisen, dass es beim Kennenlernen nicht auf das Aussehen ankommt. Laut Fragebogen sind Lisa und Jonas ein perfektes Match, doch wie sieht es im wahren Leben aus?

Yvonne Strucks Roman spielt in Lübeck und tatsächlich wird die Stadt der sieben Türme im Roman immer wieder authentisch und bildlich beschrieben. Für mich war das Lesen daher quasi ein Heimspiel und nicht selten hatte ich beim Lesen ganz konkrete Bilder vor Augen. Doch auch jemandem, der die Stadt nicht kennt, wird durch die realistischen Beschreibungen sicherlich eine perfekte Romankulisse geboten. Mit dabei sind Strand und Stadt sowie malerische Natur in all ihrer Vielfalt. An manchen Stellen sind die Erläuterungen vielleicht sogar etwas zu detailliert, mir hat es aber insgesamt sehr gefallen, welchen Stellenwert der jeweilige Handlungsort bekommt.
Die Autorin hatte mich jedoch nicht nur durch den Handlungsort sofort gefesselt, sondern auch durch den insgesamt sehr bildhaften, leichten und humorvollen Schreibstil sowie die sympathischen Protagonisten. Schon nach den ersten Seiten war ich vollkommen in die Geschichte eingetaucht und fühlte mich an Romane von Petra Hülsmann oder Meike Werkmeister erinnert.
Das Buchsetting, eine Onlineplattform, die Menschen unabhängig von Aussehen und finanziellen Aspekten zusammenbringt, gefällt mir sehr gut. Yvonne Struck schildert das Kennenlernen von Lisa und Jonas sehr charmant und amüsant, bringt einem so manches Lächeln auf die Lippen und ist dabei keinesfalls albern oder überzogen.
Insgesamt ist die Geschichte, wie auch die beiden Protagonisten, absolut authentisch.
Lisa ist eine fröhliche junge Frau, die für ihren Beruf brennt. Sie leitet eine Naturstation auf dem Priwall und kann sich nichts schöneres vorstellen, als die Natur zu hegen und sie Kindern und Erwachsenen näher zu bringen. Lisas Leidenschaft war für mich durch die Zeilen spürbar und als Figur ist sie mir sofort sympathisch gewesen. Sie ist auf keinen Fall perfekt, lebt oft im Moment und ist manchmal ein bisschen verplant. Gleichzeitig ist sie darauf bedacht, dass es den Menschen in ihrer Umgebung gut geht und setzt ihre eigenen Bedürfnisse dadurch oft zurück. Dies wird ihr im Laufe des Romans klar und mir gefiel gut, wie sie sich hier entwickelt hat. Gerade die Reflektion ihrer eigenen Handlungen mochte ich sehr!
Ebenso sympathisch ist mir Jonas, der ein ganz normaler Typ ist. Er ist Architekt und hat gerade den ersten großen Auftrag auf dem Schreibtisch liegen. Entsprechend viel Druck lastet auf seinen Schultern, weitere Probleme kann er eigentlich nicht gebrauchen. Dennoch jongliert er parallel mit seiner dreizehnjährigen Tochter und dem Onlinedating, was nicht immer ganz leicht ist.
Auch die Nebenfiguren, gerade die aus der Naturstation, haben mir sehr gefallen. Weniger mochte ich Jonas Freund Timo, welcher irgendwie eher wie ein egoistischer und selbstverliebter Mann als wie ein echter Kumpel auftritt. Irgendwie verkörpert er damit ein typisches Klischee…
Gefallen hat mir zudem, dass viele der betrachteten Themen im Roman tatsächlich so oder so ähnlich existieren oder passiert sind. Lisas Naturstation gibt es ihn ähnlicher Form zum Beispiel tatsächlich und Vorbeischauen lohnt sich garantiert - eine entsprechende Erläuterung gibts im Nachwort!

Mein Fazit: Yvonne Struck hat einen humorvollen und wunderschönen Liebesroman geschrieben. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen und hatte unglaublich viel Freude am Lesen. Im Roman passte für mich einfach alles, weshalb es 5 von 5 Sternen von mir gibt! Außerdem dazu natürlich eine klare Leseempfehlung, gerade für Leser*innen von Autorinnen wie Petra Hülsmann oder Meike Werkmeister!

Bewertung vom 11.05.2024
Einfach lieben / Glückstöchter Bd.2
Schuster, Stephanie

Einfach lieben / Glückstöchter Bd.2


sehr gut

Leben und lieben

„Jeder Mensch erschuf und erfand sich seine eigene Welt, war frei und gebunden zugleich. Die Kunst bestand darin zu lernen, mit dieser Verantwortung umzugehen.“

Der Roman spielt, wie schon Band 1, in zwei Zeitebenen. Zum einen begleiten wir Anna von Quast (Bayern, ab 1911), welche nach Jahren auf die Alm ihrer Eltern zurückkehrt. Alleine will sie hoch oben auf dem Berg ihr Glück versuchen, sich selbst versorgen und ein unabhängiges Leben führen. Doch die Bedingungen auf der Alm sind schwierig und zum Teil sogar lebensgefährlich. Dennoch kämpft Anna sich durch und arbeitet täglich fast bis zum Umfallen. Unterstützung erhält sie von den Menschen der benachbarten Alm, denn alleine ist man in den Bergen am Ende doch aufgeschmissen.
Der Zweite Erzählstrang (München, ab 1977) handelt von Eva, welche auf der Suche nach ihrer leiblichen Mutter und Großmutter ist. Immer wieder liest sie im Tagebuch von Anna und fragt sich, warum sie wohl abgegeben wurde. Gleichzeitig geht aber auch ihr eigenes Leben weiter und gemeinsam mit ihren Freunden plant sie einen Laden, in dem natürliche Lebensmittel angeboten werden sollen.
Die Erzählperspektive wechselt dabei Kapitelweise zwischen den beiden Protagonistinnen, wobei die Handlungen weitestgehend unabhängig voneinander sind. Die Übergänge sind jedoch oft sehr geschickt und passend gewählt, sodass sich die zwei Zeiten gut ergänzen. Gerade Anna gefällt mir als Figur sehr. Entgegen der Zeit in der sie lebt, ist sie eine unabhängige und moderne Frau. Ihr ist es wichtig, sich selbst zu versorgen und ohne eine Ehe zurechtzukommen. Dabei hat sie sich auf der Tonkaalm die wohl schwierigsten Bedingungen ausgesucht…
Auch Eva ist eine interessante Frau, jedoch konnte ihre Geschichte mich nicht so gut erreichen. Dabei lebt auch sie in einer interessanten Zeit, mit großartigen Ideen und Möglichkeiten. Leider wird jedoch Evas interessanteste Eigenschaft, der besondere Geruchssinn, im Roman nur sehr wenig betrachtet. Im Grunde spielt er nur eine sehr untergeordnete Rolle.
Auch insgesamt muss ich leider sagen, dass ich mich mit Band 2 der Glückstöchter-Reihe sehr schwer getan habe. Ich hatte große Schwierigkeiten, in die Handlung hineinzufinden und dachte zunächst, dies liegt daran, dass das Lesen von Band 1 schon ein Jahr her ist. Leider empfand ich die Handlung dann aber fast 2/3 des Buches als zäh und eher sanft dahinplätschernd - irgendwie langweilig. Es geschieht nicht viel und wirkliche Spannung kommt zunächst auch nicht auf. Dabei hat die Geschichte eigentlich viel Potential und die behandelten Themen - u.a. die Suche nach der wirklichen Familie durch Eva, der Aufbau eines Naturkostladens bzw. die natürliche Landwirtschaft, die Entnazifizierung, die Zeit der RAF, Frauenrechte - sind grundsätzlich interessant, in den meisten Fällen aber leider nur sehr knapp beschrieben und werden dann schnell fallengelassen. Gerade die historischen Begebenheiten werden aber in beiden Zeitebenen gut eingeflochten, ohne zu sehr im Fokus zu stehen. Gefallen hat mir hier das Nachwort der Autorin, in dem es noch einmal Hintergrundinformationen zu finden gibt.
Die Handlung hatte mich dann tatsächlich erst im letzten Buchdrittel gefesselt, endlich kam Spannung auf! Ich konnte nun deutlich flüssiger lesen und empfand ab hier auch den Schreibstil als mitreißender. Leider endete der Roman dann wiederum sehr abrupt, wo ich mir noch weitere Details, gerade zum Leben von Anna, gewünscht hätte. Hier wäre ich deutlich begeisterter gewesen, wenn am Anfang weniger detailliert beschrieben worden wäre, dafür aber am Ende mehr.
Der Schreibstil von Stephanie Schuster ist präzise und geradlinig. Man merkt, dass sie sich gut in die behandelten Themen eingearbeitet hat und sie sich sehr mit der biologischen Landwirtschaft auseinandergesetzt hat. Ihr Roman ist damit auch ein Plädoyer für natürliche Lebensmittel und Kosmetik. Der historische Zeitgeist wurde in beiden Handlungssträngen gut eingefangen und dargestellt.
Gefallen hat mir auch die wunderschöne Buchgestaltung, bei der die Geschichte durch wunderschöne Illustrationen ergänzt wird. Auch die Nummerierung der Bände auf dem Buchrücken gefällt mir sehr, da ich es manchmal schwierig finde, Buchreihen nach der richtigen Reihenfolge zu sortieren.

Mein Fazit: Lieder konnte mich der Roman von Stephanie Schuster diesmal nicht ganz überzeugen. Ich konnte mich insgesamt nicht gut in die Handlung einfinden und habe mich dadurch mit dem Lesen sehr schwergetan. Erst im letzten Drittel, mit zunehmender Spannung, habe ich begonnen den Roman zu mögen. Insgesamt ist es aber ein solider Unterhaltungsroman, der historisch sehr gut recherchiert ist und mit starken Protagonistinnen aufwartet. Von mir gibt es aber leider nur 3,5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 07.05.2024
Wenn die Sonne glüht / Die Himmelsschwestern Bd.2
Bichon, Sophie

Wenn die Sonne glüht / Die Himmelsschwestern Bd.2


ausgezeichnet

Glühsonne

„Frauen bildeten die Minderheit und hatten sich keine Gedanken über die wirklich wichtigen Dinge zu machen.“

„Wenn die Sonne glüht“ ist der zweite Band der Himmelsschwestern-Reihe von Sophie Bichon. Er erschien im Dezember 2023 im Heyne Verlag. Er kann theoretisch unabhängig gelesen werden, empfehlen würde ich es aber nicht.
Hamburg, 1978 - Klio bekommt eine Assistentenstelle bei einem großen Fernsehsender. Sie darf bei ihrem Idol Anni Winter arbeiten - welch ein Glück! Der vermeintliche Traumjob entpuppt sich jedoch als schwierig, denn die im Fernsehen so charmant und freundlich wirkende Anni ist in der Realität unnahbar und abweisend. Klio muss also die Zähne zusammenbeißen und zwischen dem Terror der RAF, den Vorurteilen der Gesellschaft sowie dem Fluch ihrer Familie ihren eigenen Weg finden.

Tja, was soll ich zu dem Roman von Sophie Bichon sagen. Mir fallen im Grunde nur drei Worte ein: einzigartig, brillant, emotional! Für eine Rezension ist das aber wohl zu wenig, daher versuche ich, meine Begeisterung mal in Worte zu fassen…
Schon Band 1 der Buchreihe mochte ich sehr, hatte aber leichte Schwierigkeiten beim Einstieg in die Handlung. Dies war nun, bei Klios Geschichte, ganz anders. Die Handlung zog mich sofort in ihren Bann und obwohl ich hier ein wenig außerhalb meine Lesekomfortzone unterwegs bin, konnte ich das Buch kaum aus der Hand legen.
Die Stimmung im Roman ist insgesamt eher düster, dabei aber unglaublich atmosphärisch und emotional. Sophie Bichon fängt den Zeitgeist der 80er-Jahre sehr realistisch ein und gibt einem das Gefühl, live dabei zu sein. Dargestellt wird, wie viel Angst tatsächlich während des RAF-Terrors in der Gesellschaft bestand und welche Maßnahmen ergriffen wurden. Tatsächlich habe ich davon bisher kaum etwas gelesen und auch in der Schule nichts davon gelernt, umso wichtiger finde ich es, auch diese Zeit zu beleuchten und darzustellen!
Sie vermischt Realität und Fiktion, bringt Fantasyelemente in historische Begebenheiten ein und stellt gleichzeitig die Schwierigkeiten und die Kämpfe der LSBTI sowie der Frauenbewegung zu dieser Zeit dar. Es wird deutlich, wie schwer es Frauen in dieser Zeit hatten, verantwortungsvolle Positionen zu bekommen, in denen es nicht um das häusliche Leben ging. Annis und Klios Job beim Fernsehsender zeigt diese Widrigkeiten und Vorurteile gut auf und verdeutlicht, wie sehr sie kämpfen mussten, nur weil sie weiblich gelesen werden!
Nebenbei kommen aber auch die Gefühle nicht zu kurz, denn obwohl Anni gegenüber Klio so abweisend ist, knistert es zwischen ihnen. Und zwar nicht wenig… Die Gefühle „dürfen“ aber nicht sein und so kämpfen beide mit ihren Emotionen, ihren Gefühlen und ihren Handlungen; nähern sich dabei aneinander an, entfernen sich aber ebenso wieder voneinander…
Nicht selten hatte ich Gänsehaut beim Lesen. Leid und Glück liegen so dicht beieinander und die Liebe hat viele Gesichter…
Die Autorin zeichnet starke Protagonistinnen und starke Nebenfiguren. Die Spannung ist durchgehend hoch und wird zum Ende mit einem unglaublichen Spannungsbogen garniert. Das Ende war für mich dann auch tatsächlich absolut unerwartet!
Auch die Beziehung der drei Himmelsschwestern kommt natürlich nicht zu kurz und ich hoffe sehr, dass wir erfahren werden, wie diese buchübergreifende Handlung zu Ende geht!

Mein Fazit: Ich bin absolut begeistert von Sophie Bichons Roman. Er ist meines Erachtens unglaublich gut gelungen und verbindet Liebesroman, historischen Roman und Fantasyroman auf eine einzigartige Weise! Von mir gibt es eine klare und begeisterte Leseempfehlung und natürlich 5 von 5 Sternen, wobei ich auch mehr vergeben hätte!

Bewertung vom 02.05.2024
Die Weite des Horizonts
Walker, Noa C.

Die Weite des Horizonts


sehr gut

Durchhalten

„Vielleicht konnte man das Böse in der Welt nur durch sich verschenkende Liebe besiegen. Und diese Liebe hatte viele Gesichter.“

„Die Weite des Horizonts“ ist ein historischer Liebesroman von Noa C. Walker. Er erschien im November 2023 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing.

Anhand des Klappentextes und der Beschreibung „historischer Liebesroman“, war ich davon ausgegangen, dass es in der Geschichte hauptsächlich um Cara und Nic sowie um ihr Wiedersehen gehen würde. Tatsächlich macht dies aber nur einen sehr kleinen Teil der Handlung aus.
Die Geschichte besteht aus wechselnden personalen Erzählperspektiven und mehreren Handlungssträngen, die jeweils nur indirekt miteinander zusammenhängen. Ein Teil der Handlung spielt also in der Normandie, wo Cara stationiert ist und auf ihre Jugendfreundin sowie im Verlauf auch auf Nic trifft. Der Fokus liegt hier klar auf den historischen Begebenheiten, der Résistance sowie auf Caras persönlicher Entwicklung. Diese ist als Wehrmachtshelferin zwar den Nationalsozialisten unterstellt, agieren tut sie aber eher gegen diese, wenn auch nicht bewusst im Widerstand. Sie unterstützt jedoch ihre alte Freundin und deckt deren Handlungen, wodurch auch Cara selbst in Gefahr gerät.
Die Handlung ist dabei spannend und an vielen Stellen überraschend. Nic und Cara treffen aber erst spät aufeinander, wobei ihr Wiedersehen dann sehr schnell, sehr emotional ist. Vorher wird immer wieder deutlich, dass die beiden viel aneinander denken. Wirklich realistisch ist das Szenario für mich aber nicht, da es letztendlich mit ihrer Liebe für mich zu schnell ging.
Der zweite große Erzählstrang spielt in Deutschland, genauer im Schwarzwald, wo Caras Familie lebt. Ihr Bruder setzt sich aktiv gegen die Nationalsozialisten ein und auch ihre Eltern helfen aktiv Menschen, die vor dem Regime fliehen müssen. Durch ihre Handlungen bringen sie jedoch auch sich selbst massiv in Gefahr und Emmi, Caras Schwägerin, die bisher aus allem herausgehalten wurde, muss plötzlich alle Probleme lösen. Mir persönlich hat Emmi als Figur im Roman am besten gefallen. Sie wirkt zunächst unsicher und naiv, entwickelt sich dann aber zu einer entschlossenen und tatkräftigen Frau.
Für meinen Geschmack hätten beide Geschichten ein eigenes Buch verdient, da sie insgesamt nahezu gleich viel Raum einnehmen, aber miteinander nur bedingt in Kontakt stehen und ein roter Faden durch den ständigen Wechsel fehlt. Natürlich gibt es gewisse Verbindungen, aber aufeinander angewiesen sind die beiden Handlungen eigentlich nicht. So wirken sie für mich nebeneinander etwas auseinandergerissen und als ob der Roman künstlich länger werden sollte. Natürlich bleibt die Spannung durch die wechselnde Handlung höher, aber auch die Konzentration beim Lesen wird mehr gefordert, sodass ich sehr lange für das Lesen gebraucht habe.
Insgesamt lag dies aber auch daran, dass es gerade am Anfang einige Längen im Roman gibt und es eine Weile dauert, bis die Handlung wirklich in Fahrt kommt. Zudem konnte ich mit Cara nicht wirklich warm werden, da ich ihre Gefühle und und Gedanken nicht gut nachempfinden konnte.
Gefallen hat mir sehr, dass historische Fakten in die fiktive Geschichte eingearbeitet werden und auch historische Figuren auftreten. Die Autorin legt den Fokus der Handlung auf ein Manöver an der deutschen Küste, welches als eine Art Himmelfahrtskommando beschrieben werden kann und welches tausende Menschen das Leben kostete. Die Aktion war schlecht geplant und militärisch unnötig, lieferte aber dennoch wichtige Erkenntnisse für den weiteren Kriegsverlauf. Entsprechende Hintergründe werden am Ende des Romans aufgegriffen und erläutert, was ich ebenfalls sehr mochte.

Mein Fazit: Ich hatte Schwierigkeiten, in den Roman hineinzufinden und habe wirklich sehr lange für das Lesen benötigt. Dies lag vor allem daran, dass die wechselnden Handlungsstränge nur bedingt miteinander zusammenhängen und es gerade am Anfang lange dauert, bis man alle Figuren und ihre Rolle zuordnen kann. Später ließ sich der Roman deutlich flüssiger lesen, wirklich erreichen konnte mich aber nur der Handlungsstrang aus dem Schwarzwald. Bei einem historischen Liebesroman erwarte ich zudem einen Fokus auf der Liebesgeschichte, was hier absolut nicht erfüllt war. Der Fokus lag auf den historischen Ereignissen, welche dann auch sehr im Detail und zum Teil langatmig beschrieben wurden. Die Darstellung ist dabei sicher konkret und präzise, gleichzeitig aber eben auch kompliziert und für mich wenig mitreißend.
Letztlich kann ich daher nur 3,5 von 5 Sternen für den Roman vergeben.

Bewertung vom 01.05.2024
Die Liebe der Lady River / Celtic Dreams Bd.2
MacIver, Kristin

Die Liebe der Lady River / Celtic Dreams Bd.2


ausgezeichnet

Blau wie das Meer

„Sie roch nach Minze und Meer und sah in ihrem dunkelblauen Kleid und mit den geflochtenen Haaren aus wie das Wasser, wie die Wellen, wie der Wind.“

Der Roman von Kristin MacIver ist ein historischer Liebesroman, der im malerischen Schottland spielt. River ist eine fröhliche und freundliche junge Frau, die schon immer von der Handelsstadt Brügge geträumt hat. Fortwährend lässt sie sich die Stadt von ihrem Hauslehrer Jan beschreiben und die Hochzeit mit Morgan scheint sie endlich ein Stück dichter an die Traumstadt zu bringen. Obwohl River schon lange von ihrem Hauslehrer unterrichtet wird, gelingt es ihr kaum, korrekt zu schreiben. Offenbar hat sie eine Rechtschreibschwäche, wodurch sie immer wieder große Selbstzweifel überkommen - nichtmal den Namen ihres zukünftigen Ehemanns kann sie richtig schreiben...
Morgan hat vor Kurzem seine erste Ehefrau verloren und kämpft noch immer mit dem Schmerz über ihren Verlust. Dennoch will er River ehelichen, immerhin war dies der letzte Wunsch seiner Frau und sein Sohn benötigt dringend eine Ersatzmutter. Vollkommen sicher ist er mit der Entscheidung jedoch nicht und obwohl er River durchaus anziehend findend, stößt er sie immer wieder von sich.
Die Beziehung von Morgan und River steht insgesamt unter keinem guten Stern. Eigentlich freut sich nur River richtig auf die Hochzeit, ihre Familie ist zwiegespalten angesichts Rivers Ehemann und auch Morgan sowie seine engsten Vertrauten sind eher skeptisch. River tat mir dabei an vielen Stellen der Geschichte leid. Sie kämpft sehr für ihre Ehe und versucht alles, um Morgan von sich zu überzeugen. Dabei wird ihr ständig unterstellt, böse Absichten zu hegen und tatsächlich geschehen Dinge, die mysteriös wirken.
Morgan und River sind im Grunde wie zwei Magneten, die immer wieder aufeinander zu gehen, dann aber wieder abgestoßen werden. Gepflastert ist ihr Weg mit Missverständnissen und Intrigen, durch welche eine große Spannung im Roman entsteht. Lange war mir nicht klar, wer ein falsches Spiel mit den beiden spielt und hatte auch tatsächlich die falschen Personen in Verdacht…
Die Nebenfiguren im Roman konnten mich nämlich diesmal gar nicht erreichen, ich mochte niemanden! Nicht Jan, nicht Rivers beste Freundin Isla, nicht Hewie, den Freund von Morgan und auch mit Niamh, Morgans Schwester und dessen Mann Logan habe ich mich schwergetan.So fiel es mir sehr leicht, jeden von ihnen zu verdächtigen. Lediglich Morgans Sohn habe ich sehr in mein Herz geschlossen. Es war schön, wie schnell er und River einen Zugang zueinander fanden und wie er Vertrauen zu der eigentlich Fremden fasst.
Kristin MacIver verwebt also die Liebesgeschichte sehr geschickt mit einem Geheimnis, durch das keine Romanseite langweilig wird. An manchen Stellen war mir das ständige hin und her von Morgan und River aber etwas zu viel, wohl auch, weil ich Morgans Haltung nur bedingt verstehen konnte. Ich hätte mir ein wenig mehr Einblicke in seine Gefühlswelt und ein bisschen mehr eigene Meinung von ihm gewünscht. Zwischendurch wirkte er auf mich nämlich eher wie ein Spielball, als wie ein Clanführer.
Auffällig war erneut, wie modern die Figuren und ihre Ansichten gestaltet waren. Für ein Schottland im Jahr 1486 sind die Handlungen doch sehr wenig konservativ und eher tolerant weltoffen. Wie schon in Band 1 der Reihe entsteht dadurch eine insgesamt entspannte Atmosphäre, für mich ist aber eher nicht vorstellbar, dass die Menschen damals tatsächlich so gehandelt oder gedacht haben.
So oder so habe ich Morgans und Rivers Geschichte aber sehr gern gelesen. Hauptsächlich überzeugt hat mich die spannende und mitreißende Schreibweise sowie die Spannung insgesamt, die den Liebesroman von vergleichbaren Geschichten abhebt. Gefallen hat mir auch Rivers Entwicklung. Zunächst ist sie sehr unsicher und versucht irgendwie zu Morgan durchzudringen, später handelt sie dann aber sehr entschlossen und durchsetzungsstark.
Im Roman bekommt außerdem Leaf, die Protagonistin des nächsten Bandes, schon eine etwas größere Rolle. Leaf gefällt mir dabei bisher unglaublich gut und ich freue mich wahnsinnig auf ihre Geschichte!

Mein Fazit: Auch der zweite Band der Celtic-Dreams-Reihe von Kristin MacIver konnte mich also fesseln und mitreißen. Ich habe die Geschichte von River und Morgan sehr gerne gelesen und bin nur so durch die Seiten geflogen! Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

Bewertung vom 01.04.2024
Deutschland mit Hund
Schattauer, Julia

Deutschland mit Hund


ausgezeichnet

Reisen mit Hund

„Doch Urlaub mit Hund braucht ein wenig Planung, damit die Reise nicht in Stress ausartet.“

„Deutschland mit Hund“ ist ein Reiseführer für Menschen und ihre Vierbeiner von Julia Schattauer. Er erschien im Juni 2023 im Bruckmann Verlag.

…welcher Hundehalter kennt es nicht? Endlich Urlaubszeit, doch welches Ziel soll man ansteuern, wenn der liebe Vierbeiner mitkommen soll? Welche Urlaubsorte eignen sich, wo soll man übernachten, was kann unternehmen…?
Fragen über Fragen, die nicht immer einfach zu beantworten sind und definitiv Vorausplanung erfordern. Der Reiseführer aus dem Bruckmann Verlag beschäftigt sich mit genau diesen Fragen und hilft so bei der Reiseplanung ungemein.
Anders als bei anderen Reiseführer ist er dabei nicht kleinteilig in einzelne Orte aufgebaut, sondern gröber in Himmelsrichtungen unterteilt. Nach dieser Aufteilung geht es dann feiner um Regionen und Tipps, aber nicht im kleinsten Detail um Städte. Einen Gesamtüberblick über die beschriebenen Reiseziele gibt eine Übersichtskarte zum Buchanfang.
Mir hat diese Einteilung sehr gut gefallen, da man so einen wunderschönen Einblick in ganze Reiseregionen bekommt. Wenn man dann weiter ins Detail gehen möchte, kann man sich spezifischere Reiseführer anschauen, muss sich aber nicht sofort kleinteilig entscheiden und kann sich gröber orientieren und fokussieren.
Bei der Vorstellung der jeweiligen Regionen wird auf Hauptattraktionen gesetzt, dabei aber immer der Hund im Blick behalten. So gibt es zum Beispiel bei Schlössern Hinweise, ob Hunde erlaubt sind oder nicht und wenn ja, ob eventuell ein Maulkorb getragen werden muss oder Anbindemöglichkeiten vorhanden sind. Von entsprechenden Anbindemöglichkeiten halte ich aus diversen Gründen nichts, finde es aber gut, dass im Buch erwähnt werden.
Diese Anmerkungen gibt es auch in Bezug auf Seilbahnen oder Brücken. Der Besuch der Hängebrücke im Harz ist etwa nur bedingt angeraten, da diese aus einem Gitterrost besteht und Hunde auf diesem schlecht laufen können. Diese Betrachtungen haben mir sehr gefallen, denn sie zeigen, dass viel über den treuen Begleiter nachgedacht wurde und helfen sehr!
Gewisse Unternehmungen können so direkt aus der Planung gestrichen, bewusst eingeschlossen oder ohne Hund geplant werden.
Die Unternehmungstipps sind dabei insgesamt vielfältig und umfassen sowohl Wanderungen als auch Städte- oder Museumstipps.
Die unglaublich schönen Bilder laden auf jeder Seite zum sofortigen Reiseantritt ein und machen gemeinsam mit den Beschreibungen wirklich Lust auf das Erkunden Deutschlands.
Auf der Strecke bleiben dabei auch diverse Übernachtungsempfehlungen nicht und sowohl Hotel als auch Campingplätze sind bedacht worden. Außerdem werden auch einige ungewöhnliche Schlafmöglichkeiten genannt, die den Hund nicht ausschließen.
Abgerundet wird der Reiseführer durch allgemeine praktische Tipps fürs Reisen mit Hund - zum Beispiel „Autofahren mit Hund“ oder „die schönsten Hundestrände“. Diese befinden sich immer wieder zwischendurch als „Gut zu Wissen“-Parts. Die allgemeinen Hinweise gefallen mir an sich sehr gut, die Anordnung im Buch dagegen gefiel mir weniger. So sind in diesen Parts auch Tipps für Campingplätze oder Skiferien, welche dann aber nicht in die jeweilige Region passen, die eigentlich grade im Fokus steht. Mich hat die Anordnung dieser Tipps daher etwas irritiert und ich hätte sie mir eher zwischen den einzelnen Regionen oder eben passend zu den Regionen gewünscht.
Darüber hinaus habe ich am Reiseführer aber absolut nichts auszusetzen und kann ihn wirklich von ganzem Herzen empfehlen. Einige der genannten Orte habe ich schon selber besucht und weitere werden nach der tollen Beschreibung mit Sicherheit folgen!

Mein Fazit: „Deutschland mit Hund“ ist ein sehr gelungener Reiseführer, der einem einen schönen Überblick für die Reise mit Hund verschafft und dabei so manchen Geheimtipp bereithält. Er überzeugt durch die Hundeliebe, die aus jeder Zeile herausspricht und durch Hinweise, die deutlich machen, dass die Autorin sich wirklich Gedanken gemacht und umsichtig recherchiert hat. Von mir gibt es daher 4,5 von 5 Sternen und eine klare Empfehlung!