Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Leseigel
Wohnort: 
Villingen

Bewertungen

Insgesamt 1128 Bewertungen
Bewertung vom 27.10.2025
Das Münster-Komplott
Hausladen, Simone

Das Münster-Komplott


sehr gut

Blutiger Neustart für Hauptkommissar Konstantin Dietrich
Dietrich hat eine schwierige Trennung von seiner langjährigen Freundin hinter sich und lässt sich deswegen von München nach Münster versetzen. Gleich am 2. Tag seines Neustartes wird eine Frauenleiche gefunden. Brisant wird der Fall dadurch, dass die Tote, eine Psychiaterin, kurz zuvor beim traditionellen Kramermahl für Aufregung gesorgt hat. Sie hat fünf angesehene Mitglieder der Kaufmannschaft bedroht. Alle fünf waren bei ihr in Behandlung und die gefundenen Behandlungsprotokolle werfen kein gutes Licht auf die Big Five. Dietrich und seine Kollegen sind sich sicher, dass der Täter hier zu finden ist. Nur gibt es keine zwingende Beweise . Als ein ein weiterer Mord geschieht, wächst der Ermittlungsdruck. Wo ist die Verbindung zum 1. Mord ? Muss man das Mordmotiv woanders suchen ?

Die Autorin hat mir den Einstieg nicht ganz leicht gemacht. Den Prolog fand ich sehr gelungen, aber Dietrich war mir erstmal unsympathisch. Ich fand ,seine privaten Probleme zu dominant. Das wird aber schnell durch den packenden Fall wettgemacht .Zuerst sieht es nach einer schnellen Lösung des Mordes aus. Der Kreis der Verdächtigen ist klein. Die Motive präsentieren die Protokolle des Opfers auf dem Silbertablett. Da aber die konkreten Beweise fehlen, beginnt die aufwendige Ermittlungsarbeit, die in meinen Augen gut und spannend beschrieben war, aber zu keinem konkreten Ergebnis führt. Erst der 2. Mord bringt Licht in den Fall. Auf das Ausmaß des kriminellen Hintergrunds des Täters war ich nicht vorbereitet. Trotz schwieriger Umstände wollte sich bei mir kein Mitleid oder Verständnis für ihn einstellen. Ich war einfach froh, dass der gewissenlose Verbrecher festgenommen wurde.

Für mich war der Erzählstil ein wesentliches Spannungselement . Einzelne Kapitel sind dem Täter und seiner Sicht der Dinge vorbehalten. Das hat meinen Ermittlungseifer sehr befeuert, weil ich dadurch eigene Überlegungen zu seiner Identität anstellen konnte. Zu meiner Freude bekommt Dietrich seine persönlichen Probleme am Ende in den Griff, so dass ich gerne zusammen mit ihm und dem sehr sympathischen Team erneut auf Verbrecherjagd gehen würde.

Bewertung vom 27.10.2025
Schatz im Anflug (eBook, ePUB)
Benedict, Emilia

Schatz im Anflug (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Sehr unterhaltsame Geschichte einer Schwangerschaft
Normalerweise sind Bücher mit dieser Thematik nicht meine erste Wahl. Ich liebe aber die fesselnden Thriller der Autorin und war deshalb bereit, das Wagnis einzugehen. Und tatsächlich war ich am Ende des Buches begeistert.

Ich lerne die 35jährige Katarina kennen, die ihre Geschichte aus ihrer persönlichen Sicht erzählt. Ich erfahre viel über ihre Gefühle, Befürchtungen und wie das Handeln anderer auf sie wirkt. Ausgangspunkt ist Katarinas Torschlusspanik, weil sie nicht schwanger wird. Dann der Unglaube und die Freude, als es tatsächlich geklappt hat. Hier hatte ich viel Spaß beim lesen. Es ist sehr anschaulich und realistisch geschrieben und hat dabei meine eigenen Erinnerungen geweckt . Schwierig wird es, als der kleine Schatz beschließt, nicht auf die Welt zu wollen. und Katarina panische Angst vor einem Krankenhausaufenthalt hat. Trotz der Dramatik konnte ich über viele Vergleiche lachen und wurde erneut an ähnliche Ereignisse erinnert. Die Geburt selbst hat mich emotional berührt und kurz hatte ich echte Sorge. Meine Lachmuskeln werden erneut in Aktion gebracht, als die Verwandtschaft im Krankenhaus einfällt. Die Situation wurde für mich absolut treffend beschrieben und ich bin sicher, viele können sich hier wieder finden. Das Buch endet mit der Heimkehr in die eigene Wohnung.

Mir hat das Buch sehr gefallen. Es war nie zu gefühlsduslig, sondern immer mit einer guten Portion Humor geschrieben, hat aber die schwierigen Momente nicht ausgespart und auch hier die richtigen Worte gefunden.

Bewertung vom 23.10.2025
Der Doktor und der liebe Mord
Anour, René

Der Doktor und der liebe Mord


ausgezeichnet

Liebenswerte Figuren, humorvoll und spannend

Severin tritt seine erste Stelle in der Tierarztpraxis des berühmten Professors und Inhaber eines Gnadenhofs , Siegfried Thalheim an . Die Stelle entwickelt sich nicht wie erhofft und zu allem Überfluss bringt Severin seinen Chef durch unglückliche Umstände um. Hinzu kommt, dass der Professor gesammelte Spendengelder veruntreut hat und nun der Gnadenhof vor dem Ruin steht. Severin will dies nicht hinnehmen, aber woher das Geld nehmen. Da erhält er das Angebot als Auftragskiller zu arbeiten. Trotz erheblicher Bedenken willigt Severin zum Wohle der Tiere ein. Allerdings hat er eine Bedingung, er will überprüfen, ob die Zielperson abgrundtief böse und damit den Tod verdient hat. Und dies bringt Severin in lebensbedrohliche Situationen, denn das Böse weiß, sich zu tarnen.

Ich kenne alle Krimis des Autors , die ausnahmslos spannend und lesenswert sind, egal ob sie im historischen Wien oder im sonnigen Grasse spielen. Deshalb war ich ausgesprochen neugierig, wie sich der neue Krimi mit einem Tierarzt als Hauptperson schlägt. Was schon nach den ersten Seiten auffällt, das Buch ist sehr humorvoll und Severin mit seiner Schüchternheit nicht das Ideal eines Helden. Aus diesem Grund schlittert er völlig unbedarft in einige gefährliche Situationen. Und das macht die Geschichte auch so spannend . denn ich war immer in Alarmstimmung, was als nächstes passiert. Durch seine Unerfahrenheit war Severin zudem unberechenbar. Unterstützung erhält er durch die Putzfee Jedna , die mehr auf dem Kasten hat, als es scheint und aus ihrem Herzen keine Mördergrube macht. Meine Lieblingsperson war der neu eingestellt Tierarzthelfer Tristan. Er hat keine Ausbildung, dafür Herzensbildung, ist liebeswert, zart besaitet, ein guter Freund und immer für eine Überraschung gut. Gerade dadurch sorgt er für viele heitere Momente . Für ihn ist das Glas immer halb voll.

Was wäre ein Gnadenhof ohne Tiere und deshalb tragen eine ganze Reihe von ihnen zu unterhaltsamen Episoden bei. Dabei war ich mir immer bewusst, dass ein Unbekannter Severin nach dem Leben trachtet und das Rätsel, ob die Zielperson das personifizierte Böse ist, wartete auch noch auf seine Lösung. Das Ende war in meinen Augen absolut genial. Severin zeigt bisher unbekannte Seiten und ließ mich ihn in einen völlig neuen Licht sehen . Besonders gut gefallen hat mir, dass viele Kleinigkeiten , die in die Handlung einfließen, Eingang in die Lösung finden. Der Roman ist für mich kein klassischer Krimi , kann es aber locker mit ihnen aufnehmen. Er ist voller Humor und dabei spannend, gerade auch weil die üblichen Wege verlässt. Figuren, humorvoll und spannend

Bewertung vom 21.10.2025
Die Rache auf der Bloody Bridge
Harris, C. S.

Die Rache auf der Bloody Bridge


ausgezeichnet

Dämonen der Vergangenheit
In diesem Fall begegnet Sebastian seiner traumatischen Vergangenheit, die ihm bis heute Alpträume beschert. Dies ahnt Sebastian aber nicht, als er zu einem makaberen und politisch brisanten Mord hinzugezogen wird. Der Tote ist mit dem Innenminister verwandt, was Sebastians ungeliebten und gefährlichen Schwiegervater Jarvis auf den Plan ruft.. Zudem war die Tötungsweise mehr als ungewöhnlich, denn das Opfer wurde geköpft.. Gibt es dadurch einen Bezug zur ungewöhnlichen Passion des Toten, denn er hat historische Relikte , gerne mit königlichen Bezug, gesammelt, darunter auch Köpfe bekannter Personen. Diese Spur scheint vielversprechend und ich lerne zu meinem Erstaunen, dass bereits damals ein reger Handel mit gestohlenen Antiquitäten obskurer Herkunft betrieben wurde.

Der Tote hat hat sein Geld mit einer Plantage auf Jamaika gemacht und das führt Sebastian zu seinem ehemaligen Vorgesetzten in der Armee, Sir Oliphant. Dieser ist für ein Massaker an Frauen und Kindern verantwortlich. Die Verdächtigen werden immer mehr und der Fall verworrener. Gleichzeitig muss ich befürchten, dass Sebastian dieses Mal nicht objektiv ist, weil sein Hass auf Oliphant seinen Blick trübt. Die Lösung des Falles hat mich überrascht, denn mit diesem Motiv hatte ich nicht gerechnet. Es wirft aber erneut kein gutes Licht auf die bessere Gesellschaft. Durch Hero erfahre ich viel über das armselige Leben der Marktleute. Besonders das Schicksal der Kinder hat mich berührt, die bereits mit sehr jungen Jahren mitarbeiten müssen , keine Schulbildung erhalten und oft häusliche Gewalt erleben. Das ist für mich ein weiterer Pluspunkt der Krimis der Autorin, die Handlung berührt alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

Mich haben die Ermittlungen mit Sebastian erneut in ihren Bann gezogen und mein Wissen über historische Gegebenheiten erweitert. Auch meine Gefühle wurden angesprochen. Zum einen geraten Sebastian und seine Ehefrau Hero in Todesgefahr . Zum anderen schildert die Autorin Momente inniger Zuneigung. Deshalb hat mich das Schicksal der Beteiligten besonders gefreut, auch wenn die Art und Weise nicht unbedingt gesetzeskonform zuging .

Bewertung vom 14.10.2025
Der Frauenrichter (Bajetzky & Kuper - Thriller 5)
Schwarz, Gunnar

Der Frauenrichter (Bajetzky & Kuper - Thriller 5)


sehr gut

Mord oder Unfall ?
Der Autor thematisiert in diesem Thriller das Problem, dass Morde unerkannt und damit ungesühnt bleiben können. Nur durch die Hartnäckigkeit der Ermittlerin Emma wird ein häuslicher Unfall als Mord identifiziert. Die Spurensicherung zollt dem Täter Hochachtung , denn es ist ein echter Könner am Werk. Aufgeschreckt durch diesen Fall untersucht Emma weitere Todesfälle, die als Unfall deklariert wurden . Zu ihrem Entsetzen scheint es tatsächlich mehr Opfer zu geben und damit einen Serientäter. Die Getöteten sind stets junge Frauen, die ihr Privatleben für ihren Berufs hintenan gestellt haben. Die Ermittlungen werden zu einer nervlichen Zerreißprobe . Der Täter scheint immer einen Schritt voraus und schreckt auch nicht davor zurück, die Beamten selbst anzugreifen. Übermüdet, entmutigt und dennoch wild entschlossen den Täter zu fassen, bevor er erneut mordet, gehen die beiden Ermittler Emma und ihr Kollege Alex ein unkalkulierbares Risiko ein.

Dieser Thriller aus der Feder des Autors ist anders , als ich es bisher gewöhnt war. Waren sonst die brutale und erniedrigende Weise der Tat die wesentlichen Bestandteile, liegt hier die Spannung für mich darin, dass der Mörder jeder sein könnte. Dann beginnt ein nervenaufreibendes Katz und Mausspiel zwischen Täter und Polizei. Wenn es nicht Menschenleben kosten würde, wäre ich fast versucht, den Täter für seine Genialität zu feiern. Doch durch seine Gnadenlosigkeit ohne Rücksicht darauf, wen es trifft, ist er für mich noch beängstigender als andere. Gut dargestellt wurde die Erschöpfung und die damit verbundene Mutlosigkeit und die Bereitschaft physische Grenzen zu überschreiten. Die Lösung des Falles hat mich nur teilweise überzeugt, obwohl auch hier ein wichtiges, gesellschaftliches Problem angesprochen wird . Am Ende überwiegt meine Erleichterung, dass der Fall gelöst wurde.

Bewertung vom 12.10.2025
Wilder Honig
Lewis, Caryl

Wilder Honig


sehr gut

Eine Geschichte von Verlust und Verzeihen
John, Ehemann der 70jährigen Hannah stirbt nach vielen gemeinsamen Ehejahren. Sie versinkt in einem Meer von Trauer. Gleichzeitig setzt dieser Tod Ereignisse in Gang, die drei Frauen ihren Platz im Leben finden lässt. Sadie, Hannahs jüngere Schwester , kommt auf den elterlichen Hof, um ihrer Schwester beizustehen. Sadie hat sich nach langer Ehe aus dieser unglücklichen Beziehung befreit und hofft auf ein spätes Glück. Die große Überraschung ist Megan, Johns uneheliche Tochter, von der niemand wusste. Sie ist der Katalysator, der die Frauen dazu bringt, über ihr bisheriges Leben nachzudenken. Hannah muss sich fragen, ob sie ihren Mann überhaupt gekannt und er sie geliebt hat. Sadie bereut, dass sie nie zu ihren eigenen Bedürfnissen gestanden ist. Megan fühlt sich nirgends zugehörig. Das verbindende Element ist der große Obstgarten , der der Pflege bedarf. So wie die Natur im Winter stirbt und im Frühjahr zu neuem Leben erwacht, machen die Frauen ähnliche Phasen durch.

Man muss sich auf diese Geschichte einlassen, die auf eine ruhige und betrachtende Weise erzählt wird. Es geht um die Gefühle der Frauen und die Beziehungen zueinander .. Vieles wird nicht wörtlich ausgesprochen, sondern zeigt sich bildhaft in der Beschreibung des Obstgartens und wie er sich im Laufe des Jahres ändert und welche Bedürfnisse er hat . Ich habe beim Lesen festgestellt, dass ich mich in die Bilder versenkt habe und zur Ruhe kam, aber auch ins Nachdenken. Es ist der jahreszeitliche Wechsel vom Vergehen hin zum Werden, der fesselt und berührt..

Was ich nicht gebraucht hätte, sind Johns Briefe, die er Hannah hinterlässt . Er äußert sich ausführlich über das Leben der Bienen und erklärt damit sein Verhalten und beteuert seine Liebe zu Hannah. Das hat für mich die eigentliche Handlung unterbrochen.

Insgesamt hat mich das Buch berührt und ich fand , Inhalt und Sprache haben sich perfekt ergänzt.

Bewertung vom 11.10.2025
Kalt wie die Nordsee   Der spannende Küstenkrimi zwischen Aurich und den Inseln Spiekeroog und Langeoog (eBook, ePUB)
Drüppel, Katharina

Kalt wie die Nordsee Der spannende Küstenkrimi zwischen Aurich und den Inseln Spiekeroog und Langeoog (eBook, ePUB)


gut

Ein Toter und viele offene Fragen
Ein Mann wird tot in Neuharlingersiel aufgefunden. Er ist nicht ertrunken, sondern zu Tode gestürzt. Ein Rätsel, das Kriminaloberkommissarin Fine und ihr Kollege Hardy lösen müssen. Noch verworrener wird der Fall, als sie feststellen müssen, dass das Opfer unter falschem Namen gelebt und eine kriminelle Vergangenheit in Nürnberg hatte. Zur Überraschung von Fine und Hardy befanden sich alle Geschädigten aus dieser Zeit zufälligerweise zum fraglichen Zeitpunkt in der Nähe des Fundortes. Ein Rachemotiv liegt nahe. Dann kommt es zu verdächtigen Zwischenfällen am Arbeitsplatz des Opfers. Müssen die Ermittler den Fokus in eine andere Richtung lenken. Die offenen Fragen kosten Fine beinahe das Leben.

Ich bin bei der Bewertung des Krimis zwiegespalten. Die Krimihandlung hat mir gut gefallen. Sie war spannend und logisch durchdacht. Besonders positiv fand ich, dass das Thema "Stalking " aufgegriffen und emotional aus Sicht der Opfer geschildert wurde. Die Lösung des Falles fand ich ebenfalls gelungen. Angefangen von der lebensgefährlichen Situation, in die Fine gerät, bis hin zu dem kleinen Knalleffekt am Ende.

Genervt war ich dagegen von Fines Befindlichkeit . Sie hat einen schweren Schicksalsschlag zu verkraften, der sie auch von Nürnberg nach Aurich gebracht hat. Dieses Trauma hat sie noch nicht endgültig überwunden . Immer wieder werden Erinnerungen wach gerufen und ausführlich geschildert. Das war mir auf Dauer zu viel und hat meine Freude über den spannenden Kriminalfall getrübt. Weniger wäre hier in meinen Augen mehr gewesen.

Bewertung vom 07.10.2025
Die Frau der Stunde
Specht, Heike

Die Frau der Stunde


ausgezeichnet

Eine kluge, ambitionierte Frau im Bonner Haifischbecken
Bonn 1978 Deutschland ist immer noch geteilt und die Politik wird in Bonn gemacht. Und dies durch eine männliche, in die Jahre gekommene Männerriege und manche davon mit zweifelhafter Vergangenheit. Mittendrin die liberale Abgeordnete Catharina Cornelius, die unerwartet Außenministerin wird, weil ihr Parteikollege wegen einer persönlichen Verfehlung zurücktreten muss. Nun muss sich Catharina im Bonner Küngel durchsetzen. Wahlen stehen an und die Machtverhältnisse könnten sich ändern. Catharina, die nur den Platzhalter spielen sollte, soll als Bauernopfer dienen . Doch die Außenministerin ist klug, hat einen messerscharfen Verstand und denkt nicht daran, ihren Posten kampflos aufzugeben. Sie beschließt, sich mit den Waffen der männlichen Kollegen zu wehren.
Ich war vom Buch begeistert. Es liest sich fesselnd wie ein Krimi und gibt interessante und in meinen Augen realistische Einblicke in den Politikbetrieb. Und ich neige dazu, zu behaupten, es ist auch heute noch so. Gereizt hat mich die Idee, dass eine Frau ein hohes politisches Amt übernimmt zu einer Zeit, als die Gesellschaft männlich dominiert war. So ist es noch gar nicht so lange her, dass das Gesetz abgeschafft wurde, das Frauen eine Berufstätigkeit ohne Zustimmung des Ehemannes verbietet. Ich fand Catharina sympathisch, aber sie ist keine Heilige , sondern will ihr Amt auf jeden Fall behalten.
Ein weiterer Grund , warum mir der Roman so gut gefallen hat, sind zum einen die Nebenschauplätze. Catharina ist Teil eines Freundinnentrios aus Internatstagen. Mit der Iranerin Azadeh erlebe ich die Euphorie der Iranerinnen, als die Revolution gegen den Schah beginnt und die Enttäuschung, als Khomeini an die Macht kommt. Zum anderen wurden Erinnerungen wach. So gab es noch keine Handys und es wurde immer und überall geraucht wie ein Schlot . Ein weiteres Vergnügen war es, zu rätseln, wer wohl als Vorbild für die einzelnen Politiker und sonstigen Prominenten gedient haben mag.
Für mich war der Roman ein absolutes Highlight meines bisherigen Lesejahres.

Bewertung vom 06.10.2025
Sturmtage
Daniel, Sibel

Sturmtage


sehr gut

Liebe und Verrat in dunkler Zeit
Die Autorin erzählt die Geschichte der jungen Johanna von Fehrsburg , die behütet auf dem Gut ihres Vaters aufwächst. Die Handlung beginnt 1932, eine Zeit, in der die Weimarer Republik in Agonie liegt und der Nationalsozialismus unerbittlich sein Haupt erhebt. Johannas Bruder Karl-Georg sitzt für die SPD im Reichstag. Johanna erhält die Erlaubnis, ihren Bruder in Berlin zu besuchen und wird Teil seines Freundeskreises, alle entschiedene Gegner der Nazis. Dort lernt sie den Norweger Sven kennen und verliebt sich in ihn. Als die Nazis die Macht ergreifen, fliehen die Geschwister nach Norwegen. Hier lernt Johanna die Höhen und Tiefen der Liebe kennen.

Mir hat sehr gut gefallen, wie die Autorin den Alltag Johannas mit den historischen Ereignissen verknüpft. Der Glaube, dass es schon nicht so schlimm kommt, bis hinzu ihrer Flucht bei Nacht und Nebel , um das nackte Leben zu retten, erhalten so mehr Lebendigkeit. Mich hat der Enthusiasmus der jungen Leute und ihre Bereitschaft, für die Freiheit zu kämpfen, sehr berührt. Gleichzeitig war der Kontrast zur Brutalität des Hitlerregimes um so eindrücklicher. Besonders eindringlich sticht das für mich in der Beschreibung des letzten Reichstagssitzung mit allen Parteien ins Auge.

Normalerweise enden Romane aus dieser Zeit mit der Flucht. Hier wurde zu meiner Freunde das Leben in der Fremde geschildert. Auch dort steht der Kampf gegen die Diktatur im Mittelpunkt. Die Geschichte wird dann persönlich, als Johanna sich verliebt und dafür alles aufgibt, was ihr bisher etwas bedeutet hat. Dieses Verhalten habe ich nur bedingt verstanden, denn Johannas große Liebe war mir unsympathisch. Wie bereits in Berlin gibt es auch im Exil Menschen, die die bereit sind, andere zu verraten und mit dem Tode zu bedrohen. Das Ende des Buches ist versöhnlich und lässt mich neugierig auf die Fortsetzung warten.

Bewertung vom 05.10.2025
Sündiges Blut (Thriller)
Schwarz, Gunnar

Sündiges Blut (Thriller)


ausgezeichnet

Ein Ritualmörder und jede Menge offener Fragen
Wieder einmal konfrontiert mich der Autor mit einem bizarren und grausamen Fall, der mich in seinen Bann zieht .Junge Frauen, die alle Verbindungen zur Kirche haben, werden auf unmenschliche Weise getötet. Da liegt ein religiöser Bezug nahe. Es gibt zudem ein Manifest des Täters mit kryptischen Symbolen . Ein Spezialist wird hinzugezogen und befeuert die schlimmsten Vermutungen der ermittelnden Beamten , Jana Bein und Oliver Markquart. Trotzdem bleiben Motiv und Täter im Nebel. Wie ich es vom Autor gewohnt bin und was ich liebe, gibt es einen grandiosen Showdown, der mich dieses Mal befürchten lässt, dass es keine Fortsetzung geben wird, was ich sehr bedauern würde.

Was mir gut gefallen hat, es gibt auch zwischenmenschliche Probleme der beiden Kollegen, die sich auf den Fall auswirken. Besonders Jana kämpft mit den Auswirkungen ihres letzten Falls. Das war in meinen Augen realistisch und nachvollziehbar dargestellt. Die Motivation des Täters hat mich nur bedingt überzeugt, was ich aber verschmerzen konnte , denn seine psychischen Probleme standen im Vordergrund. Da muss nicht alles logisch sein. Der Fall selbst war erneut nichts für schwache Nerven, spannungsgeladen und der Täter blieb bis zum Schluss im Dunkeln.