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Test-LR

Bewertungen

Insgesamt 208 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2025
Die Villa
Ryder, Jess

Die Villa


ausgezeichnet

Tödlicher Junggesellinnenabschied

Inhalt:
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"Tiff und Beth sind Aoifes alte Schulfreundinnen, aber vor diesem Junggesellinnenabschied hatte Dani sie nur wenige Male getroffen – Aoifes Fünfundzwanzigster und eine Sylvesterparty in dem schicken Apartment, das sie sich mit Nathan teilte. Celine war Aoifes Arbeitskollegin, auch für die anderen eine Fremde. Es war Aoifes bevorstehende Hochzeit gewesen, die sie zusammengebracht hatte und, absurderweise, ihr Tod, der sie zusammengehalten hat. Inzwischen kennen sie sich besser, aber Dani würde nicht behaupten, dass die Tragödie sie zu Freundinnen gemacht hätte, ganz und gar nicht. Als Gruppe bleiben sie so unverbunden und dysfunktional wie vor dem schicksalhaften Wochenende."

Anlässlich Aoifes anstehender Hochzeit lädt ihre beste Freundin und Brautjungfer Tiffany sie und vier weitere Freundinnen ein, in einer Villa in Marbella ein Wochenende lang den Junggesellinnenabschied zu feiern. Doch am Ende stirbt die zukünftige Braut unter mysteriösen Umständen.
Drei Jahre später lädt Dani die anderen Freundinnen anlässlich des Todestages wieder in die Villa ein. Sie will klären, warum sie an den besagten Abend keine oder nur verschwommene Erinnerungen hat und aufklären, was wirklich geschah. Doch einige Leute fühlen sich durch ihr Vorhaben gestört und auch die Freundinnen haben alle etwas zu verbergen.

Mein Eindruck:
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Die Beschreibung erinnerte mich an "One of the Girls" von Lucy Clarke. Auch hier treffen stereotype Frauen in einem abgeschiedenen und luxuriösen Setting aufeinander und am Ende stirbt eine von ihnen. Doch abgesehen von diesen Gemeinsamkeiten entwickelt sich die Handlung hier ganz anders. Diese wird wechselnd aus der Perspektive der unterschiedlichen Frauen widergespiegelt, wobei Danis Sichtweise überwiegt. Und es wird innerhalb des Wochenendes zwischen "Damals" und "Heute" in den Kapiteln erzählt. Vergangenheit und Gegenwart werden durch die Überschriften deutlich gekennzeichnet, sodass man die Handlung gut mitverfolgen kann. Durch die Kürze der Kapitel und die wechselnden Erzählperspektiven und -zeiten wird stetige Spannung aufgebaut und so habe ich das Buch in wenigen Stunden verschlungen.
Die Erzählung erfährt einige überraschende Wendungen und die Auflösung am Ende hat mich überrascht und mir sehr gut gefallen. Obwohl ich mich mit keiner der Frauentypen identifizieren konnte, empfand ich ihre Charaktere als glaubhaft und fühlte mich durch die spannende Handlung hervorragend unterhalten.

Fazit:
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Fesselnder Krimi um einen Junggesellinnenabschied in Marbella mit überraschenden Wendungen und überzeugendem Schluss.

Bewertung vom 22.03.2025
Hotel Wunderbar
Nymphius, Jutta

Hotel Wunderbar


ausgezeichnet

Mikas Weihnachtswunsch

Gestaltung:
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Das verschneite Hotel und die menschlichen Silhouetten, die man am Rande sieht, haben etwas sehr Heimeliges an sich. Meine Neugier war geweckt. Im Innenteil befinden sich einige Illustrationen in Grautönen, die teilweise lustige Szenen darstellen und uns beim Lesen zum Schmunzeln gebracht haben. Sehr schön!

Inhalt:
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"Ich weiß, was Weihnachten ist. Weihnachten ist ein Tannenbaum, aber ein echter. So einer mit klebrigen Nadeln, die gut riechen. Auf gar keinen Fall ist Weihnachten ein Plastikbaum zum Aufklappen." (S. 11)

Das ist der Wunsch des zehnjährigen Mika: ein "richtiges" Weihnachtsfest wie früher. Er wohnt im "Hotel Jameel" (jameel=arabisch für wunderbar), das sein Vater alleine betreibt, seit Mikas Mutter gestorben ist. Seit ihrem Tod ist nichts mehr so wie früher. Der Vater zieht sich zurück, ist immer müde und beschäftigt sich kaum mit Mika. Nicht einmal das Spiel "Hase und Jäger" spielen sie noch gemeinsam! Die einzigen, die sich um ihn kümmern, sind die Hotelangestellte Fanny und der Hotelkoch Henry. Aber das ist kein Ersatz für ein richtiges Familienleben und kein Mittel gegen Mikas Einsamkeit.
Da begegnet er im Winter eines Tages dem Obdachlosen Teddy und dessen Hund Silvester. Er bietet den beiden an, im leerstehenden Hotelanbau zu übernachten, um die kalten Winternächte zu überstehen. Aber keiner darf davon erfahren! Also schleicht sich Mika Nacht für Nacht aus seinem Bett, bezieht das Bett für Teddy, lässt ihn rein, macht für ihn Frühstück und lässt ihn dann wieder hinaus, bevor sein Vater oder die Hotelangestellten etwas bemerken. Doch Teddy erzählt von seiner Übernachtungsmöglichkeit auch seinen Freunden und so übernachten immer mehr neue Gäste heimlich im Hotel. Und Mika wird von Tag zu Tag müder, weil er sich alleine um alles kümmert. Wie lange kann das noch gut gehen?

Eindruck:
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Ich habe das Buch gemeinsam mit meiner 11-jährigen Tochter gelesen. Diese Geschichte ist im Präsens geschrieben, darüber sind wir beim Vorlesen zunächst gestolpert, weil dies selten bei Kinderbüchern oder Romanen vorkommt. Aber wir hatten uns schnell eingelesen und so wirkte es, als wäre man live dabei. Mika haben wir sofort ins Herz geschlossen. Er ist klug, empathisch und seine Einsamkeit nach dem Tod seiner Mutter sowie seine Sehnsucht nach einem "richtigen" Weihnachtsfest sind nachvollziehbar. Die Handlung wechselt immer wieder zwischen humorvollen Momenten, die uns zum Lachen brachten und nachdenklicheren Szenen. Gerade diese Mischung hat uns gefallen. Mika hat für sein Alter ein hohes Verantwortungsgefühl und ist sehr selbstständig. Zum Schluss kümmert er sich um eine gute Handvoll Gäste ganz alleine. Er bezieht die Betten ohne Hilfe, räumt die Zimmer auf und bereitet Frühstück für alle vor. Damit nimmt er eine tolle Vorbildfunktion für Kinder ein. Zudem zeigt das Buch, dass Weihnachten eben nicht die Geschenke, sondern die Gemeinschaft im Vordergrund stehen sollte und führt vor Augen, dass es Menschen gibt, denen es nicht so gut geht.
Die Geschichte fesselt einen, weil sich die Ereignisse immer weiter zuspitzen und man neugierig auf die Auflösung ist. Auf den letzten Seiten ist die Anleitung des Spiels "Hase und Jäger" aufgeführt, sodass man es selbst ausprobieren kann. Zudem gibt es ein Nachwort der Autorin, in dem sie kurz von Ben Ahmed berichtet, der im realen Leben Obdachlose kostenfrei in seinem Hotel im Winter übernachten lässt und sie zu dieser Erzählung inspiriert hat.
Ein sehr empfehlenswertes Buch für Kinder und Erwachsene und das nicht nur zur Winter-Weihnachtszeit!

Fazit:
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Humorvoll, warmherzig und nachdenklich zugleich: Ein tolles Buch über Verantwortung, Mitgefühl und Nächstenliebe.

Bewertung vom 22.03.2025
Der Lehrling des Wunscherfüllers
Khoo, Rachel Chivers

Der Lehrling des Wunscherfüllers


sehr gut

Die Magie der Wünsche

Gestaltung:
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Das Titelbild ist farbenfroh gestaltet und zeigt vorne Felix auf seinem besonderen Fahrrad und auf der Rückseite den Wunscherfüller Rupus. Im Hintergrund deutet sich das Schwarze, das Bedrohliche an. Im Innenteil befindet sich eine Karte des Ortes "Whittlestone", der eine zentrale Rolle spielt. Darüber hinaus ist das Buch mit vielen detailreichen Illustrationen in Schwarz-Weiß versehen, so wird die Geschichte fast lebendig beim Lesen. Als Hardcover ist das Buch sehr schön anzusehen und wertig gestaltet.

Inhalt:
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"Wir Wunscherfüller lauschen den Wünschen. Wir bewerten ihr Risiko. Wir erfüllen sie und überwachen den weiteren Verlauf. Und am allerwichtigsten: Wir beschützen sie. Nicht, dass es uns irgendjemand danken würde. Aber was soll's: Wir Wunscherfüller sind nun mal Wunscherfüller, und wir tun, was wir zu tun haben." Rupus atmete hörbar aus. "Und wir tun es im Verborgenen. Wir hinterlassen keine Spuren von unserem Wirken. Wir sind komplett unsichtbar." (S. 28)

Der zehnjährige Felix Jones fühlt sich sehr allein, seit sein bester Freund in eine andere Stadt gezogen ist. Auch seine ältere Schwester Rebecca möchte keine Zeit mit ihm verbringen. Und generell mangelt es ihm an Selbstvertrauen. Um sich aus der Einsamkeit zu befreien, wirft er einen Cent in den Wunschbrunnen. Dort begegnet er zu seinem Erstaunen Rupus Beewinkle, einem Wunscherfüller. Dieser ist ebenso erstaunt, denn eigentlich kann ihn keiner sehen, nur Felix! Da Rupus zu viel Arbeit und keinen Helfer hat, ernennt er kurzerhand Felix zu seinem Lehrling.
Doch kaum fängt er mit seiner neuen Aufgabe an, droht ein Wunschklauer Whittlestone zu zerstören. Als dann Rupus verschwindet, muss Felix alles tun, um den Ort, die Wünsche, Rupus und auch sich selbst zu retten.

Mein Eindruck:
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Optisch traf das Buch meinen Geschmack. Durch die vielen Illustrationen war die Handlung immer anschaulich und besonders die Darstellung von Rupus hat mir sehr gut gefallen. Mit seiner etwas zu großen Brille wirkt er leicht verwirrt und irgendwie niedlich. Außerdem ist er weise und lustig und gibt seinem Zuhause den passenden Namen "Muckelschnuck". Ich habe ihn sofort ins Herz geschlossen. Und auch Felix mochte ich sehr. Seine Einsamkeit werden viele Kinder nachvollziehen können. Zudem macht es Spaß, seine positive Entwicklung mitzuverfolgen, bis er schließlich am Ende über sich hinauswächst.
Die Idee, das Thema Wünsche in eine mutmachende Geschichte zu verpacken, gefiel mir gut. Die Handlung ist spannend geschrieben. Allerdings ist der Kampf am Ende gegen den Wunschklauer für Kinder etwas gruselig und ich empfand die Auflösung von Felix' Geheimnis am Schluss nicht ganz logisch. Es stecken jedoch auch einige Weisheiten in dem Buch. Das Happy End ist zwar final, ich könnte mir aber vorstellen, mit Felix und Rupus noch weitere Abenteuer zu erleben.

Fazit:
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Spannende Geschichte rund um die Kraft des Wünschens und Träumens mit leichten Fehlern, aber einer tollen Botschaft.

Bewertung vom 22.03.2025
Ein Fall für alle Felle / Die Lama-Gang. Mit Herz & Spucke Bd.1
Schmidt, Heike Eva

Ein Fall für alle Felle / Die Lama-Gang. Mit Herz & Spucke Bd.1


sehr gut

Flauschige Detektive auf vier zweizehigen Füßen

Gestaltung:
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Das Titelbild hat uns schon sehr gut gefallen. Die flauschigen Tiere mit den leicht drolligen Blicken und im Hintergrund der dunkle Verbrecher versprechen eine amüsante und spannende Tiergeschichte. Im Innenteil sind immer wieder lustige Grafiken in Grau enthalten, die etwas satirisch gestaltet sind. Die Art, wie die Menschen gezeichnet wurden, traf nicht unseren Geschmack, dafür fanden wir die Tiere umso drolliger. Die Seiten dieses Hardcovers sind aus etwas dickerem Papier. So liegt es für Kinder im Grundschulalter gut in der Hand und es gibt nicht so schnell Eselsohren.

Inhalt:
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Nachdem das Lama Einstein und die Alpaka-Dame Petersilie glücklich mit ihren Hausmenschen auf Gut Erlenbach leben, wird ihr Leben aufgerüttelt: Ein neues Lama zieht ein! Der schwarze Vokuhila ("vorne kurz, hinten lang") ist noch etwas unerfahren, aber immer gut gelaunt und wird daher von seinen Stallgenossen sofort willkommen geheißen.
Als dann bei ihren Hausmenschen eingebrochen wird und Vokuhila zufällig Zeuge wird, beschließen die Drei als Lama-Gang den Fall zu lösen.

Mein Eindruck:
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Die Welt aus Sicht von Lamas ist eine tolle Idee! Den klugen und besonnenen Einstein haben wir sofort ins Herz geschlossen, ebenso wie den etwas naiven, aber gutherzigen Vokuhila. Dazu bildet die manchmal zickige Petersilie einen scheinbaren Kontrast, aber letztendlich ergänzt sie das Trio perfekt. Die kleineren Neckereien und Streitereien zwischen ihr und Einstein haben wir immer schmunzelnd mitverfolgt. Vor allem die auf Lama-Sprache getrimmten Wortspiele haben uns oft zum Lachen gebracht, genauso wie Vokuhilas Nachfragen, weil er so manche Floskel wörtlich versteht.

Aber auch die Hausmenschen Lisa und ihr Mann Knut Sonnenschein sowie deren Töchter Lilly und Finja gefielen uns. Die beiden Mädchen haben mit ihren Freunden Tim, Fussel und Mina eine Kinder-Detektivbande gegründet, um den Einbruch zu klären. Leider mischt sich ein weiterer Klassenkamerad in die Ermittlungen ein und sorgt dabei für eine Spaltung der Bande. Hier können sich die lesenden Kinder bestimmt gut wiederfinden. Das Rätseln um den Einbruch sorgt neben dem Humor in der Erzählung für jede Menge Spannung und die Auflösung am Ende war überraschend und rührend zugleich. Durch diese Geschichte werden den Kindern nicht nur Werte über Freundschaft und Zusammenhalt vermittelt, sondern auch über den verantwortungsbewussten Umgang mit Tieren. Das Einzige, das uns beim Lesen sehr gestört hat, war die permanente Wiederholung der Tatsache, dass die Menschen ja leider die Lama-Sprache nicht verstehen (umgekehrt die Lamas die Menschen-Sprache aber schon). Das wurde für unseren Geschmack zu häufig erwähnt. Meine Tochter (11 J.) hat gemeint, dass sich die Auflösung für sie zu sehr in die Länge gezogen hat. Das sind die Gründe, weswegen wir nur 4 Sterne vergeben. Ansonsten hat uns dieses erste Abenteuer sehr gut gefallen und wir freuen uns auf die weiteren Fälle!

Fazit:
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Lama-tastisches Kinder-Kriminalfall mit Humor!

Bewertung vom 22.03.2025
Hamster Humboldt. In der Größe liegt die Kraft
Betz, Meike

Hamster Humboldt. In der Größe liegt die Kraft


sehr gut

Ein Hamster als Detektiv

Gestaltung:
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Das Titelbild ist sehr raffiniert: In Form einer Briefmarke mit bunten Farben und Elli auf dem Postrad zusammen mit dem Hamster, der die Post um sich herum wirbeln lässt. Wir fühlten uns sofort davon angezogen. Im Innenteil sind viele lustige Grafiken, die leider nicht farbig sind, aber dafür unterstützen sie beim Rätselraten und bringen einen zum Schmunzeln.

Inhalt:
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Hamster Humboldt lebt zusammen mit Elli und ihrer Mutter Babs im beschaulichen Ort Ditzendorf.Babs betreibt ein kleines Krimskrams-Lädchen und ist Postverteilerin des Ortes. Humboldt und Elli fahren daher jeden Morgen mit dem Postrad durchs Dorf, um die Post zu verteilen. Humboldt ist ein außergewöhnlicher Hamster, der frei herumlaufen darf und seine Menschen unterstützt, wo er kann. Um sich fit zu halten, betreibt er jeden Morgen Schattenboxen und Yoga. Leider kommen ihm ab und zu hamstertypische Eigenschaften in die Quere: Totstellen bei Angst, Hamsterbacken füllen vor Nervosität und Anknabbern sowie stetiger Hunger und manchmal auch seine Kurzsichtigkeit. Doch das hält ihn nicht davon ab, seinen Menschen zur Seite zu stehen! Als dann die beiden unerwartet im Lotto gewinnen und ein Erpresser droht, ihren Gewinn streitig zu machen, sieht sich Humboldt in der Pflicht, zu ermitteln und den Täter zur Strecke zu bringen. Doch welche Rolle spielt Baal, der Kater und sein bisher größter Feind, dabei?

Mein Eindruck:
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Dieser Kinderkrimi ist aus Hamsterperspektive geschrieben und schon deswegen einmalig lustig. Humboldt ist nicht nur klug, sondern besitzt auch ein Selbstbewusstsein, von dem sich andere eine Scheibe abschneiden könnten. Manchmal überschätzt er sein Können ein wenig, was zu sehr amüsanten Situationen führt. Humboldt versteht die Menschen, aber umgekehrt gilt dies leider nicht, auch wenn Elli ab und zu seine Gedanken scheinbar erraten kann. Die Gespräche mit den anderen Tieren wie Kater Baal, Hund Brutus oder den Tauben sind sehr humorvoll, und so gibt es jede Menge zu lachen. Die Handlung um den Erpresser ist im Agentenstil gestaltet, so ermittelt der Hamster in einer Art Mischung aus Sherlock Holmes und James Bond. Bei der Tätersuche werden viele heiße und auch kalte Spuren gelegt, und so machte es besonders anfangs viel Spaß, mitzurätseln. Meine Tochter empfand die Suche gegen Ende etwas zu langatmig, ich dagegen halte die Lösung für etwas zu simpel und unwahrscheinlich. Daher geben wir diesem tierischen Kinderkrimi 1 Punkt Abzug. Schön fanden wir die Entwicklung der Tiere untereinander besonders zwischen Humboldt und Baal. Wir würden uns freuen, wenn es noch mehr Fälle mit diesem tollen Hamster geben würde, denn es war sehr unterhaltsam.

Fazit:
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Ein Hamster als Detektiv: amüsant, spannendes Rätselraten und eine tierisch schöne Freundschaftsgeschichte!

Bewertung vom 08.03.2025
In einem Zug
Glattauer, Daniel

In einem Zug


ausgezeichnet

Unverhoffte Zugbekanntschaft

Gestaltung:
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Das Titelbild hat mich neugierig gemacht. Es zeigt eine männliche Person, die in einem Zug sitzt und nachdenklich aus dem Fenster blickt. Man fragt sich, wer er ist und woran er denkt. Das Hardcover ist mit Schutzumschlag und passend farbigen Lesebändchen versehen und somit sehr wertig.

Inhalt:
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"Ich habe vor, das Gespräch abzustellen. Es befindet sich in einer Sackgasse. Ich suche nur noch die geeignete Parklücke, aber Sackgassen sind meistens verstopft." (S. 14)

Der Schriftsteller Eduard Brünhofer sitzt im Zug von Wien nach München. Er ist ein gefeierter Liebesromanautor, doch in letzter Zeit ist ihm wenig Stoff für seine Romane eingefallen. Er hat sich auf eine ruhige Fahrt eingestellt. Doch dann sitzt ihm im Abteil plötzlich eine Frau gegenüber. Catrin ist Therapeutin und verwickelt ihn in ein Gespräch, dem er sich schwer entziehen kann. Und so erwächst daraus eine längere Unterhaltung über Schriftstellerei, das Leben und die Liebe.

Mein Eindruck:
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"Aber so sind wir Menschen. Solange wir uns völlig fremd sind, gering schätzen wir einander oft genussvoll um die Wette und schicken uns, mit allen erdenklichen Vorurteilen behaftet, gegenseitig in die Wüste.
Doch kaum kommen wir unverhofft miteinander ins Gespräch, teilen wir uns in liebevoller Zuwendung die schönsten Sachen mit und heischen inbrünstig nach der Gunst des anderen." (S. 117)

Ich kannte und mochte Daniel Glattauer von seinem Roman "Die spürst du nicht", der mir sehr gut gefallen hat.
Ich hatte mich durch einige negative Kritiken verunsichern lassen, ob ich dieses Buch lesen sollte. Ich bin froh, dass ich es doch getan habe. Es dauerte etwas, bis ich mich eingelesen hatte und scheinbar passierte anfangs nicht viel. Aber nach den ersten beiden Kapiteln hatte ich Spaß, den Protagonisten bei seinen Gedankengängen zu beobachten. Hier zeigt sich wieder, dass Herr Glattauer ein feiner Beobachter ist und mit treffenden Worten die Gesellschaft und die Menschen sezieren kann. Denn die Handlung wird vorwiegend aus den Gedanken von Eduard Brünhofer erzählt, unterbrochen von den "verbalen Spielchen" (S. 123) mit seiner Zugbekanntschaft Catrin.
Ich musste sehr oft schmunzeln bei den humorvollen und tiefgründigen Schlagabtauschen der beiden und habe mir einige Passagen als Zitate für mich festgehalten.
Die Kapitel sind entsprechend den Zugstationen aufgebaut. Je weiter sich die Reise ihrem Ziel nähert, umso näher rückt das Gespräch seinem Höhepunkt, der für mich ein überraschendes Highlight darstellte und mit dem sich der Kreis der Erzählung schloss. Ich habe selten eine Geschichte, die sich "nur" um ein Gespräch drehte, so genossen. Wer gerne etwas ruhigere und tiefgründigere Romane mit subtilem Humor mag, wird hier gut bedient.

Fazit:
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Ein tiefgründiges Gespräch über Schriftstellerei, das Leben und die Liebe mit feinem Humor und genialer Auflösung am Schluss.

Bewertung vom 27.02.2025
Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5
Schwiecker, Florian;Tsokos, Michael

Der zweite Verdächtige / Eberhardt & Jarmer ermitteln Bd.5


ausgezeichnet

Vorurteilsbehaftete Ermittlungen

Cover:
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Die Gestaltung des Titelbildes harmoniert erneut ausgezeichnet mit dem Gesamtkonzept der Buchreihe. Auch hier ist alles in den Farben Schwarz, Weiß und Rot gehalten. Diesmal ein Kriminalbeamter in einem Justizgebäude. Mir gefällt es sehr gut.

Inhalt:
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"Er fühlte sich ohnmächtig und musste darauf vertrauen, dass alles nach Plan lief. Und der Plan besagte, dass Staiger »lebenslänglich« kriegen musste. Daran führte kein Weg vorbei. Denn damit würde der Dreckskerl endlich für all den Schmerz zahlen, den er verursacht hatte.
Und auch Eberhardts Ruf würde für immer ruiniert sein." (S. 184)

In einem Nachtclub wurde ein homosexueller Mann mit heruntergezogener Hose tot aufgefunden: Tod durch eine Überdosis Liquid Ecstasy. Schnell wird ein Verdächtiger ausgemacht und festgenommen: Jan Staiger, der zuvor mit dem Toten Kontakt hatte und mit ihm gestritten hatte. Doch der kann sich an nichts erinnern. Der Strafverteidiger Rocco Eberhardt setzt sich aufgrund nicht ausreichender Beweise dafür ein, ihn bis zur Verhandlung aus der Untersuchungshaft zu entlassen. Möglicherweise ein Fehler, denn wenige Monate später geschieht ein weiterer Mord, der sehr identisch zum ersten Fall ist. Wieder wird Staiger verhaftet, doch dieser behauptet, nicht am Tatort gewesen zu sein. Doch viele Tatsachen sprechen dagegen.
Rocco ist hin und her gerissen zwischen seinem Gefühl, dass sein Mandant die Wahrheit sagt und den scheinbaren Beweisen. Doch er vertraut auf seine Intuition, dass etwas nicht stimmt. Die Indizien sind zu eindeutig und der zuständige Kriminalbeamte Berger scheint voreingenommen zu ermitteln. Doch je näher Rocco der Wahrheit kommt, desto mehr gerät er selbst in Gefahr.

Mein Eindruck:
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Mittlerweile ist die Reihe um Rocco Eberhardt, den Rechtsmediziner Dr. Justus Jarmer und Privatermittler Tobi zu einer meiner Lieblingskrimireihen aufgestiegen. Ich mag die Protagonisten, vor allem Rocco, der sich mehr der Wahrheit als seinem Anwaltsruhm verschrieben hat, sowie den leichten Humor, der in den Dialogen immer wieder hervorbricht.
Auch dieser Fall ist von Anfang bis zum Ende so fesselnd geschrieben, dass ich das Buch in wenigen Stunden in einem Rutsch verschlungen habe. Die Handlung ist wie in den Bänden zuvor mit Überschriften mit Ort und Zeit des Geschehens überschrieben und chronologisch geordnet. Es ist, als würde man live alles miterleben. In Zwischenkapiteln erhält man Einblicke in die Gedanken des Täters und so rätselt man umso mehr über die eigentlichen Tathintergründe.
Die Erzählung knüpft etwa eine Woche nach Band 4 an, es werden darin auch immer wieder Bezüge auf ältere Fälle eingebaut. Jedoch ist es nicht zwingend notwendig, die Vorgänger zu kennen, denn die relevanten Punkte werden zusammengefasst. Gut gefiel mir auch die weitere persönliche Entwicklung, die Rocco mit seiner Freundin Claudia und deren Sohn macht.

In diesem fünften Band werden Themen wie Homophobie, Vorverurteilung durch Beamte sowie Tod durch Liquid Ecstasy (K.-O.-Tropfen) sowie Positionsmissbrauch im Rechtssystem aufgegriffen. Die Ermittlungen und das teilweise aggressive und vorurteilsbehaftete Handeln der Kriminalbeamten sowie der Justiz werden sehr authentisch geschildert. Dies hinterließ bei mir einen erschreckenden und nachdenklich machenden Eindruck.
Nach vielen unerwarteten Wendungen wird der Fall am Ende überraschend gelöst. Am Schluss hat der Autor jedoch einen fiesen Cliffhanger eingebaut, bei dem man sich wünscht, dass man sofort weiterlesen dürfte. Doch leider wird man bis zum nächsten Fall warten müssen, sofern es einen geben wird. Ich habe an anderer Stelle gelesen, das dies das Finale der Reihe sei. Das hoffe ich nicht, denn ich würde gerne noch viel mehr von Rocco und Co. lesen!

Fazit:
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Der bisher fesselndste Rocco Eberhardt-Fall.Diesmal geht es um die Themen Homophobie und Machtmissbrauch in der Justiz.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 19.02.2025
Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5
Schneider, Anna

Grenzfall - Ihre Spur in den Flammen / Jahn und Krammer ermitteln Bd.5


ausgezeichnet

Krammers und Alexas 5. Fall: der bisher Beste!

Cover:
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Das Titelbild passt perfekt zur Reihe, diesmal das zentrale Feuer, getrennt durch das Grenzband als gutes Wiedererkennungsmerkmal. Gefällt mir gut.

Inhalt:
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Alexa Jahn und ihr Kollege Florian Huber werden zu einem mysteriösen Autounfall gerufen. Das Auto ist samt Fahrer komplett verbrannt. Doch der Unfall wirft Fragen auf durch widersprüchliche Zeugenaussagen, einem gefundenen Brandbeschleuniger und der Tatsache, dass der Fahrer Immobiliengeschäfte tätigte und in letzter Zeit Geschäftsprobleme hatte.
Kurz darauf entsteht ein Feuer in einer Flüchtlingsunterkunft und das Haus eines Immobilienmaklers geht in Flammen auf, bei dem es eine Tote gibt. Zufall? Oder gibt es Zusammenhänge zwischen den Vorfällen? Alexa und ihre Kollegen tappen lange im Dunkeln. Gleichzeitig haben es Bernhard Krammer und seine Kollegin Roza Szabo auf der österreichischen Seite mit einem Hausbrand zu tun und einem scheinbaren Attentat auf das Auto eines Mannes im Kreditwesen. Zusammen versuchen Alexa und Krammer Verbindungen zu suchen. Dabei gerät Krammer schließlich unerwartet in Gefahr.

Mein Eindruck:
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"Der Rechtsruck in der Gesellschaft zeichnete sich auch in der Art ab, wie über andere geurteilt wurde. Eine derbe und abfällige Färbung der Sprache war längst üblich – trotz aller Bemühungen um die Anerkennung von Diversität und einen bewussteren Gebrauch von Worten und Titulierungen. Krammer hatte nie viel von Gleichmacherei gehalten, und vielleicht hing er aufgrund seines Alters zu sehr an Traditionen. Doch deshalb lehnte er nicht alles Fremde ab. Was sie aber heute hörten, sprach eine deutliche Sprache: Es waren die anderen, die für die Anschläge verantwortlich gemacht wurden, die die Sicherheit bedrohten. Xenophobie war en vogue.Und seinem Gefühl nach warteten Zahlreiche nur auf einen Auslöser, um als wütender Mob durch die Straßen zu ziehen, zum Gegenschlag auszuholen. Niemals hätte Krammer für möglich gehalten, dass er noch einmal solche Zeiten erleben würde. Aber in der gesamten Geschichte der Menschheit hatte man viel zu selten Lehren aus der Vergangenheit gezogen." (S. 264-265)

Ich verfolge die Serie von Beginn an und mag sowohl Alexa als auch ihren Vater Bernhard Krammer als Protagonisten. Bei den Vorgängerbänden hat mich jedoch oft gestört, dass Alexa gefährliche und unnötige Alleingänge unternahm und sie und Krammer zu wenig miteinander kommuniziert haben, sodass Ermittlungserfolge oft zu spät eintraten. In diesem Band haben beide wohltuende Entwicklungsfortschritte gemacht. Alexa ist weniger stur, empathisch gegenüber ihrem Kollegen Huber, der Eheprobleme hat und deutlich vernunftorientierter unterwegs als zuvor. Krammer hat ebenso dazugelernt und generell an seinem Kommunikationsvermögen gearbeitet. So tauschen die beiden schon relativ früh Informationen aus und kooperieren, wie es eigentlich bei grenzübergreifenden Fällen auch sein sollte. Gleichzeitig verbessert sich ihre Vater-Tochter-Beziehung. Schon aus diesen Gründen empfand ich diesen Band als den bisher besten.
Doch auch die Kriminalfälle waren sehr spannend. Die Handlung wird abwechselnd aus Sicht des deutschen Ermittlerteams, dem österreichischen Team und der Ich-Perspektive des Täters erzählt. Diese Tatsache sowie die Kürze der Kapitel lädt zum stetigen Weiterlesen ein. Die Fälle haben zwar alle mit Bränden zu tun, aber die Zusammenhänge sind zunächst nicht deutlich zu erkennen. So rätselt man sehr lange bis zur Lösung des Falles mit. Das Ende ist actionreich, spektakulär und die Aufklärung schlüssig. Nebenbei erfährt man viel über die Entstehung von Bränden, Brandbeschleuniger und mögliche Verletzungen sowie Vorgänge im menschlichen Körper bei Bränden. Auch sozialkritische Aspekte zu den Themen Flüchtlinge, dubiose Immobilienverkäufe sowie soziale Wohnungsnot werden aufgegriffen.
Dieser Band nimmt inhaltlich Bezug auf den vierten Teil, aber die notwendigen Fakten werden erklärt, sodass dieser unabhängig von den anderen Bänden gelesen werden kann.
Am Schluss gibt es einen Ausblick auf den kommenden 6. Fall, der ebenfalls sehr vielversprechend klingt und dem ich bereits entgegenfiebere.

Fazit:
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Fesselnder Krimi um Brandfälle für Alexa und ihren Vater Krammer, deren Beziehung eine positive Entwicklung gemacht hat.

Bewertung vom 14.02.2025
The Killer Profile
Fields, Helen

The Killer Profile


sehr gut

KI in der Psychologie: Gefährlich oder nützlich?

Inhalt:
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Midnight Jones ist Anfang 30, hat einen sehr guten Abschluss in Sozialwissenschaften sowie einen Master in Psychologie und Neurowissenschaften. Sie arbeitet bei der Londoner Biotech-Firma Necto. Diese produziert Headsets für VR-Training, Zubehör für Elektrokonvulsionstherapie, Lügendetektoren und Psychogalvanometer, die die Reaktion auf emotionale Stimuli messen. Im Rahmen ihrer Arbeit wertet Midnight Profile von Universitätsbewerbern aus. Dabei stößt sie auf ein anormales Profil, das von der Software als "K"-Profil gekennzeichnet wird. Midnight hegt den Verdacht, dass sich dahinter ein rücksichtsloser, brutaler Killer verbergen könnte und geht mit dieser Annahme zur Geschäftsleitung. Doch keiner scheint ihr zu glauben. Da sie sich privat um ihre behinderte Zwillingsschwester Dawn kümmern muss, ist sie hin- und hergerissen zwischen Firmenloyalität und ihrem Gerechtigkeitssinn. Dann werden in ihrer Wohngegend mehrere Frauen brutal ermordet. So hegt sie den Verdacht, dass der Killer auch sie verfolgt und sie und ihre Schwester geraten zunehmend in Gefahr.

Mein Eindruck:
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"Auf niedrigster Stufe konnte die Software erkennen, ob man lieber Kaffee oder Tee trank, auf Männer oder Frauen stand, eher segeln oder Ski fahren würde. Aber sie bot noch viel mehr. Wurde dir ein Clip gezeigt, registrierte sie, wovon dein Blick angezogen wurde, welchen Bewegungen er folgte, ob das Gezeigte dich fesselte oder langweilte, dich ansprach oder abstieß – und Millionen und Abermillionen weiterer winziger Dinge. Der wahrhaft schlaue Kniff war jedoch, dass sie sich den Reaktionen der Testpersonen anpasste. Verriet man bei einem Bild Anzeichen von Erregung, wurden einem ähnliche Aufnahmen gezeigt, bis die Erregung ein Maximum erreichte oder sich Langeweile einstellte, dann ging sie zu anderen Themen über. Nichts war tabu. Nichts blieb verborgen. Was dein künftiger Arbeitgeber oder deine Ausbildungsstätte danach nicht über dich wusste, war auch nicht von Bedeutung. Es war ein psychometrischer Test, gesteuert von einer KI, die schneller lernte, als Necto sich zunutze machen konnte, und Midnight hatte gewaltigen Respekt davor. Amber meinte, dagegen sähe das Lügendetektorsystem der CIA steinalt aus, und das war noch untertrieben. Als die Software herausgekommen war, hatte es Einwände wegen der Verletzung der Privatsphäre gegeben, aber wie so oft hatte sich die Menschheit irgendwann daran gewöhnt. Tatsächlich war es schlicht so, dass fast niemand begriff, welches Potenzial wirklich darin steckte." (S. 22-23)

Die Idee, mittels KI psychologische Profile von Menschen auszuwerten, ist nicht neu. Mich reizte die Umsetzung in einem Roman. Dieser Thriller ist sehr gut aufgebaut und packend geschrieben.
Midnight war mir als Protagonistin sympathisch. Sie liebt ihre Schwester und kümmert sich aufopfernd, hat aber auch manchmal das nachvollziehbare Bedürfnis, ihr eigenes Leben zu leben und ist wütend auf ihre Eltern, die die beiden sich selbst überlassen haben, um auf Reisen zu gehen.
Necto ist eine moderne Tech-Firma, wie sie heute bereits existieren könnte. Jeder ist ersetzbar und absolute Loyalität der Mitarbeiter wird vorausgesetzt. Midnight widersetzt sich jedoch des Öfteren, da ihr Gewissen ihr wichtiger ist, womit sie bei ihren Kollegen und Vorgesetzten verständlicherweise aneckt. Das mochte ich besonders an ihr.
Die Geschichte ist gut und spannend aufgebaut. Die Kapitel sind von den Längen her recht kurz und ich konnte das Buch kaum aus der Hand legen.
Dass Bewerbungsprofile mit Hilfe von KI ausgewertet werden, ist keine Zukunftsmusik mehr. Dass für die Auswertung jedoch dem Bewerber ein Teil des Mitarbeiternamens mitgeteilt wird, halte ich aus Datenschutzgründen eher für unrealistisch. Auch sonst gibt es im Roman ein paar Dinge, die etwas überzogen und nicht realitätsnah sind. So fieberte ich zwar durchweg mit, aber das Ende kam für mich etwas zu konstruiert und fast kitschig daher.
Das "Renfield-Syndrom" kannte ich bis dato noch nicht. Es hat dem Killer ein interessantes Mordmotiv gegeben. Auf faszinierende Art und Weise wirft der Roman die Frage auf, ob das Böse in jedem Menschen steckt und durch bestimmte Bilder getriggert werden kann oder nur der Identifizierung des Bösen im Menschen dient.
Ich könnte mir gut vorstellen, dass sich das Buch fürs Kino verfilmen lässt. Midnight verkörpert für mich das Klischee einer modernen Cyberagentin.

Fazit:
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Packender Thriller, der das Thema KI gekonnt, aber manchmal nicht ganz realitätsnah in Szene setzt und einige Ecken und Kanten aufweist.

Bewertung vom 04.02.2025
Mord im Himmelreich / Mord auf Achse Bd.1
Winkelmann, Andreas

Mord im Himmelreich / Mord auf Achse Bd.1


sehr gut

Humorvoller Cosy Crime auf dem Campingplatz

Gestaltung:
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Das Titelbild ist für einen Camping-Krimi sehr passend, wobei der Krimi-Anteil nicht ersichtlich ist. Es steht eher das Gemütliche im Vordergrund.
Bei der Klappenbroschur ist zu Beginn ein Foto mit dem Schild des (real existierenden) Campingplatzes Himmelreich neben dem Autor amüsant. Zur besseren Orientierung in der Handlung sorgt hinten im Buch eine Karte mit den Schauplätzen. Insgesamt sehr schön gemacht!

Inhalt:
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Der sechzigjährige ehemalige Schauspieler Björn Kupernikus genießt seinen Ruhestand, indem er als Vagabund mit seinem Campingbus Otto umherzieht. Gerade als er es sich auf dem Campingplatz Himmelreich eingerichtet hat, wird er von einer Frau zu Hilfe gerufen: Ein scheinbar herrenloser Hund treibt auf einem Stand-up-Paddleboard auf dem See herum. Kupernikus eilt zur Rettung und entdeckt dabei eine Männerleiche, die unter dem Board festgebunden war. Es ist unklar, wer der Tote ist und zu wem der Hund gehört. Klar ist nur, dass der Tod durch Fremdeinwirkung eintrat. Da er nie seine Traumrolle als Kommissar ergattern konnte, aber alles über Kriminalfälle gelesen hat, beginnt er zu ermitteln. Annabelle, die Frau, die ihn um Hilfe gebeten hatte, ist eine resolute Künstlerin, die ihm gerne dabei unter die Arme greift mit ihrer besserwisserischen, aber charmanten Art.


Mein Eindruck:
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Andreas Winkelmann schreibt normalerweise Thriller, die ich wiederum selten lese. Daher war sein Debüt als Cosy-Crime-Autor auch mein erstes Buch von ihm. Ich bin sehr gut in die Lektüre reingekommen. Die Handlung ist wie ein Film in mehrere Teile und diese wiederum in Szenen mit passenden Überschriften aufgeteilt. Das passt zu dem Schauspielberuf von Kupernikus und demonstriert seine neue Rolle als Ermittler im wahren Leben. Der Protagonist ist mir als Morgenmuffel, der ohne Kaffee nicht wach wird und gerne seine Ruhe haben möchte, sehr sympathisch. Auch Annabelle gefiel mir, sie bildet seinen perfekten Gegenpart. Als ehemalige Lehrerin weiß sie viel, sie kann gut kochen (er isst gerne), sie ist sehr kontaktfreudig (er eher nicht). Der Fall bietet leichte Spannung und einige unerwartete Wendungen sowie eine überraschende schlüssige Auflösung. Doch im Vordergrund steht beim Lesen eher der Alltag auf dem Campingplatz sowie der Humor.

Besonders Kupernikus lässt in Gedanken immer wieder lustige, teils philosophische Sprüche verlauten, davon sind meine liebsten:

"Er ließ den Satz unvollendet. Nicht alles musste bis ins Letzte ausformuliert und besprochen werden. Das galt nicht nur für die Leiche unter dem Stand-up-Board, sondern gleichsam fürs ganze Leben. Wer wenige Worte machte, ließ mehr Platz für Stille. Und die Stille gebar die besten Gedanken." (S. 18)

"In diesem Zustand es Ungehaltenseins mochte er niemanden sehen und mit niemandem reden, was kein Problem war, wenn man wie er allein lebte. Allein zu leben löste sowieso die allermeisten Probleme, bevor sie überhaupt entstehen konnten." (S. 7)

Die Kapitel sind nicht sehr lang, sodass man immer weiter lesen möchte. So hatte ich das Buch schnell durchgelesen. Als krönenden Abschluss des Romans gibt es die Rezepte zu Annabelles Lieblingsgerichten sowie ein Interview mit dem Autor über die Entstehung dieser Geschichte.

Ich habe diesen Kriminalroman sehr genossen und freue mich auf die geplante Fortsetzung!

Fazit:
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Amüsanter und kurzweiliger Krimi im Campingmilieu mit einem ungewöhnlichen, aber sympathischen Ermittlerteam und einem überzeugenden Fall.