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Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Lara89
Wohnort: 
Münster
Über mich: 
Geschichten sind das Größte

Bewertungen

Insgesamt 98 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2024
Leute von früher
Höller, Kristin

Leute von früher


gut

Langweilig, aber am Meer
Marlene hat ihr Studium abgeschlossen und weiß im Moment nicht so recht weiter. Sie nimmt einen Sommerjob an und arbeitet als Saisonkraft in einem Erlebnisdorf auf der Nordseeinsel Strand. Hier werden vergangene Zeiten dargestellt, und die hier Arbeitenden tragen Kostüme von früher.
Die Nordseeinsel Strand hat es wirklich gegeben, und auch den Ort Rungholt auf dieser Insel. Laut Wikipedia ist Strand schon 1634 untergegangen bzw vom Meer in drei verschiedene Inseln geteilt worden.
Aus Marlenes Sicht sehen wir die Tage vergehen und die Leute sich aneinander gewöhnen. Es entsteht eine Routine, und es entsteht auch eine zarte Liebesgeschichte, zu Marlenes Überraschung mit einer Frau. Im Zentrum steht Marlenes Innenleben, doch sie hat zuwenig Profil, als dass sie den Roman tragen könnte. Auch die Liebesgeschichte erscheint eher wie eine Nebensache.
Außer ein bisschen gruseliger Atmosphäre und den Beziehungsfragen Marlenes und einiger anderer Figuren passiert hier eigentlich nichts. Es gibt eine gewisse Kritik an solchen Erlebnisdörfern, in denen das präsentierte „Alte‟ allzu neu und unecht ist, vertieft wird das aber nicht.
Der Stil ist flüssig, man kann das Buch einfach so weglesen. Und dann da sitzen und sich fragen, was war eigentlich? Insgesamt hat es mir gefallen, eine ruhige Geschichte über Saisonarbeit an der Nordsee zu lesen. Wer sowas mag, ist hier gut aufgehoben. Deshalb immer noch drei Sterne.

Bewertung vom 09.03.2024
Das Mädchen mit dem Porzellangesicht
Keil, Simone

Das Mädchen mit dem Porzellangesicht


sehr gut

Poetisches Märchen
Die Geschichte beginnt in einem magischen London zu Zeiten von Pferdekutschen und Jack the Ripper. Mechanische Menschen sind weit verbreitet. Puppenmacher Kobayashi hat einen sonderbaren Vertrag. Nun wird seine Tochter geboren. Um sie zu schützen, baut er eine besondere Gesichtsmaske für sie. Doch nach seinem Tod muss Miyo andere Beschützer finden und schließlich selbst erwachsen werden.
Aus Porzellan lassen sich besonders ebenmäßige, glatte Oberflächen herstellen. Ein Porzellangesicht ist sprichwörtlich wunderschön. Hier lernen wir die Nachteile eines solchen Gesichtes kennen: Es ermöglicht keinerlei sichtbare Emotionen, keinerlei Bewegung. Faktisch ist es ein totes Gesicht. Das Leben kann hier keine Spuren hinterlassen, es sei denn, das Porzellan zerbricht.
Der Stil ist poetisch, Märchenmotive tauchen immer wieder auf. Die Hauptperson, die erst einmal geboren wird, ist ein kleines Mädchen, das sich zu einer mutigen und selbstbewussten jungen Frau entwickelt. Sie ist sehr sympathisch und man empfindet schnell Mitgefühl, denn sie hat einiges durchzustehen.
Immer wieder geschehen Magie und Zauberei, und sie erscheinen ganz natürlich. Die Figuren sind interessant und glaubhaft, einige hätten durchaus mehr Platz verdient und mehr Tiefe. Auch über die besondere Fähigkeit der Hauptperson hätte ich gern mehr gewusst. Besonders gefallen hat mir, dass manche Personen, die unterwegs das Geschehen verlassen haben, wieder auftauchen und man erfährt, was aus diesem oder jener noch wird. Das macht das Ganze rund. Überhaupt passt hier eins zum anderen – Personen, Magie, Setting und Zufälle. Alles was passiert, erscheint wirklich möglich und logisch innerhalb dieser Welt. Gruselig wird es auch manchmal, aber niemals allzu blutig. Eine besndere Epfehlung für die Fans der Kranich-Romane von Elizabeth Lim.
Das Buch ist in einen wunderschönen HC-Umschlag mit Lesebändchen verpackt.

Bewertung vom 05.03.2024
Der Stich der Biene
Murray, Paul

Der Stich der Biene


weniger gut

Experimentell und schmerzhaft
Dickie Barnes Autohaus macht immer schlechtere Geschäfte, während seine Frau Imelda immer mehr Geld ausgibt. Die Tochter Cassie soll in diesem Jahr die Schule abschließen, aber im Moment hat sie ganz andere Sorgen. Der jüngere Sohn PJ versucht, die Probleme der Familie auf seine Weise zu schultern. Das ist alles so lebensecht beschrieben, dass es wehtut: „Sie sind an einem Punkt angelangt, er und seine Tochter, wo sie in seiner Gesellschaft nur glücklich sein kann, wenn sie das Gefühl hat, ihn gedemütigt zu haben.“
Zunächst lernt man die beiden Kinder der Familie kennen. Und dann wird es auch schon schwierig zu lesen, denn es werden die Satzzeichen weggelassen. Die Geschichte geht weiter, ist aber plötzlich kaum noch lesbar. Nach knapp 200 Seiten hat das Lektorat offenbar Punkte, Kommata und Anführungszeichen wiedergefunden. Jetzt kommen auch mehr Rückblicke vor. Wann begann dieser fürchterliche Abstieg, welche Ursachen gab es vielleicht dafür, dass so viel schiefgehen konnte in dieser Familie?
Man kommt den Menschen sehr nahe, und jede einzelne Hauptperson der Familie ist sympathisch und gut zu verstehen. Auch der Stil ist recht gut zu lesen, wenn man auf Satzzeichen auch mal verzichten kann. Oder wenn man darin einen Sinn findet. Mir erschloss er sich nicht. Humor fand ich nicht in der Geschichte, eigentlich gab es fast nur Verzweiflung. Auch irgendwelche positiven Gedanken oder gar Ausblicke fehlten mir. Das Ganze tat einfach nur weh.

Bewertung vom 27.02.2024
James
Everett, Percival

James


ausgezeichnet

Jungsabenteuer in Zeiten der Sklaverei
Die Romane um Tom Sawer und Huckleberry Finn sind amerikanische Klassiker. Hier erzählt der schwarze Sklave Jim die Geschichte aus seiner Sicht. Der Autor ist Professor für Literatur, seit vielen Jahren erfolgreicher Schriftsteller und ebenfalls schwarz.
James ist clever. Er kann lesen und schreiben, und er kann auch denken. Doch er bemüht sich so zu wirken, wie die Weißen einen Schwarzen erwarten: dumm, einfältig, untertänig. Das macht er sehr erfolgreich, aber schließlich will seine Besitzerin ihn verkaufen – dann muss er seine Frau und seine kleine Tochter verlassen. Er flieht. Unterwegs trifft er auf Huck, der vor seinem prügelnden Vater auf der Flucht ist.
Die groben Züge der Handlung sind aus Mark Twains Romanen bekannt. Für uns in Mitteleuropa erscheint die Radikalität, mit der man Schwarzen damals ihre Menschlichkeit absprach, irrwitzig und grotesk. Auch der Rest der damaligen USA kommt nicht gut weg: James und Huck bekommen es fast nur mit Gaunern und Dummköpfen zu tun. Lynchmorde an Schwarzen sind an der Tagesordnung und werden nicht bestraft. Das ist eine ständige Bedrohung.
Der Stil ist flüssig und gut zu lesen. Ein spannendes Abenteuer, das Spaß macht! Der schwarze Protagonist ist ein sympathischer Held, der in dunklen Zeiten überleben und Mensch sein will. Er ist nicht nur belesen und klug, er besitzt auch Humor. Doch gerade als Mensch stößt er immer wieder an Grenzen. Und schließlich fängt er an, andere auf die Ungerechtigkeit aufmerksam zu machen. Weil man mit ihm fühlt, ist die Geschichte grausam, absurd und insgesamt tragisch. Sehr gelungen ist die Nachdichtung jener stark vereinfachten Sprache, die von den Schwarzen erwartet wird, und die James wie eine Fremdsprache benutzt. Da hat der Übersetzer Nikolaus Stingl gute Arbeit geleistet.
Insgesamt ist dies eine wirklich starke Neuerzählung. Wer die Vorlage kennt, hat besonderes Vergnügen daran. Eine Frage bleibt am Ende offen: Warum erst jetzt?

Bewertung vom 23.02.2024
Krummes Holz
Linhof, Julja

Krummes Holz


gut

Heimkehr in eine lieblose Kindheit
Jirka kehrt nach fünf Jahren Abwesenheit zurück auf den Hof seiner Eltern. Seine Schwester Malene, die den Hof gern übernehmen würde, hatte ihn mehrmals gebeten, nach Hause zu kommen und ein paar Dinge zu klären. Warum er jetzt kommt und was er dort tun will, ist nicht ganz klar.
Emotional und düster wird aus Sicht Jirkas geschildert, wie das Leben hier war und warum er geflohen ist. Immer wieder gleitet er in Erinnerungen ab. Oft weiß man beim Lesen nicht, in welcher Zeit man sich befindet – was durchaus passend ist, denn Jirka weiß es manchmal auch nicht.
Die Sprache ist poetisch, die Beschreibungen der Natur und der Lebensweise auf dem Land sind schön zu lesen. Manches ist etwas speziell; wer kein Bauer ist, versteht nicht alles.
Außer der Erinnerungslast und ihrer Bewältigung passiert nicht viel in diesem Buch. Der Sommer ist sehr heiß. Es gibt einige homosexuelle Männer, zu denen Jirka sich hingezogen fühlt. Eine Geschichte kommt nicht zustande.

Bewertung vom 20.02.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


gut

Spektakuläre Ganovinnengeschichte mit zuviel Personal
London, zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der schwerreiche Mr. de Vries ist verstorben, einzige Erbin ist seine Tochter, die jetzt die riesige Villa allein bewohnt – so allein, wie man mit Heerscharen von Dienern eben lebt. Sie will sich schnellstens verheiraten und plant eine gigantische Party. Doch Miss de Vries ist keineswegs die einzige Tochter des reichen Mannes, und schon gar nicht die einzige Verwandte. Und so verfolgen die Dienstboten des Hauses eigene Pläne.
Besonders gut gefallen haben mir die weiblichen Hauptpersonen. Eigentlich handeln hier nur Frauen, und sie sind selbstbewusst und mutig bis zur Kühnheit. Aber es sind einfach zu viele: Zu viele wichtige Personen, zu viele komplexe Beziehungen, die das Geschehen beeinflussen und somit zu viele scheinbar gleichwertige Handlungsstränge, denen ich schließlich kaum noch folgen konnte. Mir fehlte eine Gewichtung, ein Fokus. So kam auch keine rechte Spannung auf, und für bloße Unterhaltung ist die Geschichte zu komplex. Schade. Doch es gibt eine Menge toller Ideen, was die Selbstinszenierung der Reichen betrifft. Auch Elend und Armut werden hier gezeigt und wie sich die nicht so reichen Leute so durchschlagen. Denn diese sind die Hauptpersonen. Doch eine charakterliche Entwicklung konnte ich nicht erkennen. Dafür stand wieder das Geschehen und die Frage, ob das Geplante denn gelingt, zu sehr im Mittelpunkt.
Fazit: Dies ist weder ein Spannungsroman noch eine Charakterstudie. Man hätte mehr draus machen können, auf dreimal so vielen Seiten.

Bewertung vom 01.02.2024
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen (eBook, ePUB)
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen (eBook, ePUB)


sehr gut

Schwestern, Männer und Bücher
Es geht um zwei unterschiedliche Schwestern, die einander sehr nahe stehen: Nora ist Literaturagentin, Stadtmensch und Karrierefrau. Libby, ihre jüngere Schwester ist verheiratet und schwanger mir ihrem dritten Kind. Im Prolog des Buches lernt Nora den Lektor Charlie kennen, den sie für ein Buch erwärmen möchte, und das Treffen geht gründlich schief. Jahre später trifft sie diesen Mann wieder, das von ihm abgelehnte Buch ist ein Erfolg geworden, und er hat inzwischen die Stelle gewechselt. Hier entwickelt sich die genretypische Liebesgeschichte.
Nora erscheint als ziemlich überdrehte Person, die einige erfolglose Liebesbeziehungen hinter sich hat. Vieles, was in ihrem Leben passiert, analysiert sie als Geschichte, als Story, als vielleicht verkäufliches Buch. Das ist interessant und für die Leserin eine andere Sicht auf Bücher. Doch Nora steht sich oft selbst im Weg. Der selbstironische Humor, den sie speziell in Liebesdingen an den Tag legt, ist ein bisschen albern. Doch sie ist eine durchaus komplexe Person, ebenso wie Charlie und die schwangere Libby.
Das Geschehen verlagert sich von New York in ein kleines Dorf. Der Rest ist ein wenig klischeehaft und vorhersehbar. Die „enemies“ sind schon in der Mitte des Buches zu „lovers“ geworden, danach folgen Erotik, viele Gefühle und großes Drama bis zum Happy End. Doch die Dialoge sind witzig, ein- oder zweimal habe ich laut aufgelacht. Noras Vergangenheit erschließt sich mehr und mehr, und auch Charlie lernt man immer besser kennen, was die Portagonisten interessanter und glaubwürdiger macht.
Genrefans werden hier sicherlich gut bedient. Die Charaktere sind überraschend komplex, die Dialoge witzig. Unterhaltsam, aber etwas länglich.

Bewertung vom 26.01.2024
Nachbarn
Oliver, Diane

Nachbarn


ausgezeichnet

Ausgrenzungen
Vierzehn Kurzgeschichten, mitten aus dem Leben. Wir befinden uns im beginnenden zwanzigsten Jahrhundert in den USA. Es sind eher arme Leute, um die es hier geht, meistens Frauen, und immer sind es Schwarze. Es ist die Zeit der Rassentrennung. Die Autorin verstarb schon 1966 und wird erst jetzt (wieder-)entdeckt. Was für ein Fund!
Die Rassentrennung ist nicht ausdrücklich Thema des Buches, aber der Hintergrund jeder einzelnen Story. Es geht um Abhängigkeiten, Armut und Ausgrenzung. Und in einigen Fällen, nicht in allen, geht es um Unerhörtes: Da will eine schwarze Familie ihr Kind auf eine weiße Schule schicken. Da gehen vier schwarze Menschen in ein Restaurant, um zu Mittag zu essen. Und Winifred geht aufs College. Es ist erst wenige Jahre her, dass Rosa Parks sich weigerte, in einem Bus ihren Sitzplatz einem Weißen zu überlassen; damit nahm die Bürgerrechtsbewegung und letzlich das Ende der Rassentrennung ihren Anfang.
Der Stil der Autorin zeigt die Protagonistinnen aller Geschichten sehr authentisch. Wie sie sich fühlen in ihrem Alltag, wie sie leben und was sie denken, erscheint atmospärisch dicht und man kommt den Menschen sehr nah. Manche Geschehnisse überraschen, andere passieren heute noch: Da ist der Ehemann, der Frau und Kinder verlassen hat. Die Mutter, die mit ihren vier Kindern zum Arzt geht, um sie impfen zu lassen und dann dort im Wartezimmer sitzt und sitzt. Da ist die Frau, die die Tochter ihres Mannes aus dessen erster Ehe kennen lernt. Das sind heutige Geschichten ganz normaler Leute. Gerade dadurch wirkt der Rassismus noch bedückender.
Harte Kost. Aber großartige Literatur.

Bewertung vom 15.01.2024
Lieber verhext als verstorben / Spellbound Bd.5 (eBook, ePUB)
Chase, Annabel

Lieber verhext als verstorben / Spellbound Bd.5 (eBook, ePUB)


gut

Amüsant und unterhaltsam
Spellbound ist ein Ort, in dem ausschließlich magische Wesen leben: Hexen, Vampire, Harpyen, Werwölfe, Gorgonen, Feen und viele andere. Anwältin Emma ist eine Hexe und aus der normalen, menschlichen Welt hergekommen. Das geschah schon vor vier Bänden, dies ist der fünfte. Für mich war es der erste, den ich las. Es ist allerdings keine abgeschlossene Geschichte.
Emma ist Anwältin und arbeitet mit den ermittelnden Sheriffs zusammen. Da macht sie immer wieder den Eindruck einer vernünftigen Person. Doch wenn es um die Liebe geht, ist sie ein unvernünftiger Teenager, was ziemlich witzig erzählt wird. Der Mann, den sie seit mehreren Bänden liebt, wird bald eine andere heiraten. Lässt sich das noch verhindern? Als sie sich mit einem Minotaurus anfreundet, legt sie großen Wert darauf, dass dies „nur“ Freundschaft sei und kein Date. Sie gibt die Hoffnung auf ihren Daniel nicht auf.
Der Stil ist flüssig und leicht zu lesen. All die Geister, Vampire und Medusen machen das Buch amüsant und besonders, man könnte fast sagen: divers. Es gibt auch einen Kriminalfall. Ein Satyr wurde ermordet. Doch das ist eher ein Nebenplot. Im Mittelpunkt stehen die Liebesgeschichte und die zahlreichen seltsamen Wesen, die in größter Selbstverständlichkeit in Spellbound existieren und ihre Eigenarten ausleben. Damit hat mir das Lesen größtenteils Freude gemacht.
Fazit: Eine unterhaltsame Liebesgeschichte vor dem Hintergrund allerhand fantastischer Gestalten und Umstände. Man kommt gut rein, aber ein befriedigendes Ende gibt es nicht. Mit weiteren Fortsetzungen ist zu rechnen.

Bewertung vom 05.01.2024
Yoga Town
Speck, Daniel

Yoga Town


ausgezeichnet

Sinnsuche 1968
Corinna ist weg. Ihr Exmann Lou, ein Althippie mit Gitarrenladen, und ihre Tochter Lucy, Yogalehrerin in Berlin, machen sich auf die Suche. Es geht in die Zeit vor Lucys Geburt zurück. Damals reisten viele junge Leute nach Indien, um Erleuchtung zu finden, unter anderem auch die Beatles. Wie erreichen wir den Weltfrieden? Und was geschah mit Lous Bruder Marc?
Die gemeinsame Suche nach Corinna wird aus der Sicht der Tochter geschildert, die hier ihre Eltern von einer ganz anderen Seite kennen lernt, und damit auch sich selbst. Lou lässt in Rückblicken die damalige Zeit aufleben: Auf dem Hippie-Trail ging es zu Viert nach Süden und durch den Orient. Im Grunde waren sie in der Wildnis unterwegs, aber wenn mal ein Auto liegenblieb, fand sich ein anderes für die Weiterreise. Denn viele waren "on the road", unterwegs.
In dem kleinen indischen Ort Rishikesh sind noch heute die Reste des "Beatles-Ashram" zu besichtigen. Man spürt, dass der Autor persönlich vor Ort war, wenn auch viele Jahre später. Hier prallten östliche Spiritualität und westliche Popkultur aufeinander. Vor dem exotischen Hintergrund Indiens verfolgt man die weitere Entwicklung der Hauptpersonen, bis in die Meditation hinein und in den kreativen Schaffensprozess. Die Geschehnisse wirken sehr authentisch, und die Personen finden alle etwas, aber nicht immer das, was sie suchen. Immerhin hat Lou seine Bestimmung gefunden, damals. Und nun sucht auch Lucy.
Die Personen sind durchweg glaubhaft und sympathisch, auch wenn es Streit gibt. Das Buch liest sich sehr spannend, wie ein Thriller. Und es bleibt bewegend, bis zum Schluss. Eine besondere Empfehlung für Menschen, die in den Sechzigern und Siebzigern jung waren. Und für alle, die gerne mal auf eine weite Reise gehen.
Als besonderes Plus gibt es eine Playlist unter dem Titel "Yoga Town" auf den gängigen Streaming-Plattformen.