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wonderland09

Bewertungen

Insgesamt 66 Bewertungen
Bewertung vom 27.02.2024
Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen
Henry, Emily

Book Lovers - Die Liebe steckt zwischen den Zeilen


weniger gut

Buchverliebte

Cover:
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Das Titelbild gefiel mir sehr gut, auf dem die beiden Protagonisten hinter dem Rücken das Buch tauschen. Man sieht, dass es um Buchliebhaber geht und die Position lässt eine gewisse anfängliche Abneigung der beiden vermuten. Die Farben passen zu einer Romantikgeschichte und gut gefiel mir die Idee, am Anfang jedes Kapitels ein Buch abzubilden.

Inhalt:
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Die 32-jährige Literaturagentin Nora Stephens liebt ihre Geburtsstadt New York. Seit dem Tod ihrer Mutter kümmert sie sich liebevoll um ihre jüngere Schwester Libby, die mittlerweile verheiratet ist und ihr drittes Kind erwartet. Doch Nora hält nicht viel von der Liebe. Sie ist Karrierefrau, steckt ihre Gefühle zurück und gilt als eher gefühlskalt.
Libby bittet Nora, mit ihr drei Wochen Urlaub in der idyllischen Kleinstadt "Sunshine Falls" zu verbringen. Das ist der Ort, in dem die Romane von Noras bester Klientin und gleichzeitig Libbys Lieblingsautorin spielen. Ausgerechnet hier begegnet sie dem unbeliebten und arroganten Lektor Charlie Lastra. Doch im Laufe der Zeit bröckeln ihre Fassaden und sie stellen fest, dass sie mehr gemeinsam haben als gedacht.

Mein Eindruck:
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"Vielleicht ist das der Grund, aus dem die Menschen reisen, um dieses Gefühl zu erleben, dass das eigentliche Leben sich verflüssigt. Dieses Gefühl, als könnte man tun, was man will, und nichts hat etwas mit der anderen Welt zu tun, in der man sonst lebt. Es ist ein Gefühl, das nicht viel anders ist als das Lesen eines wirklich guten Buches: überwältigend, alle Sorgen auslöschend."

Ich lese nicht oft Liebesromane, aber die Beschreibung klang interessant. Ich hatte mir eine witzige und romantische Liebesgeschichte versprochen, bei der ein Einblick in das Verlagswesen nicht zu kurz kommt. Der Anfang war auch sehr vielversprechend. Der Roman ist aus Noras Sicht in der Ich-Perspektive geschrieben, wodurch man als Leser vollen Einblick in ihre Gefühls- und Gedankenwelt hat. Zu Beginn war ich noch neugierig, warum Nora zu dem gefühlskontrollierenden Wesen geworden ist. Auch die ersten Dialoge mit Charlie mochte ich sehr. Aber im Laufe der weiteren Handlung werden zum einen immer mehr Klischees bedient, zum anderen hat man das Gefühl, die Autorin möchte Romantik, Erotik, Humor und alle Klischees über New Yorker sowie ein paar philosophische Weisheiten über Bücher und das Leben im Allgemeinen in die Handlung packen, ohne dass das Ganze ein stimmiges Gesamtkonzept ergibt. Die Story zieht sich sehr in die Länge und ich schwankte zwischen guten Passagen, in denen es gefühlsbetont wurde oder besagte Weisheiten einflossen und zwischen genervt sein, weil es plötzlich nur noch um erotische Beschreibungen ging und der Übergang vom guten Gespräch zum wilden Sex mir zu abrupt und unglaubwürdig erschien. Die häufigen Wiederholungen in Form gegenseitiger Beteuerungen, wie toll man den anderen findet, empfand ich als übertrieben und überflüssig. Die Geheimnisse der beiden entpuppten sich als gar nicht so wild wie gedacht und das Drama um Libby hätte es meines Erachtens auch nicht bedurft. Insgesamt kamen mir die Probleme sehr konstruiert, oberflächlich und dramatisiert vor. Vielleicht ist das typisch amerikanisch, dass man so an New York hängt, dass alles andere einem wie der Weltuntergang erscheint.
Man hätte die Geschichte mit deutlich mehr Konsistenz und gestraffter erzählen können und ohne die ganzen detaillierten Beschreibungen der Sexszenen. Die habe ich nur noch übersprungen, wie auch andere Passagen ab der Mitte. Hätte es nicht zwischendurch kleinere Highlights gegeben, hätte ich das Buch abgebrochen. Das Ende war wie in jedem Liebesfilm kitschig und was fürs Herz, aber zumindest das hatte ich auch erwartet bei einem solchen Roman. Insgesamt fand ich das Buch aber enttäuschend, vor allem wegen der Erzählweise, die eine bunte Mischung war, aber für mich kein stimmiges Gesamtbild ergab. Mit den Protagonisten bin ich auch nicht richtig warm geworden.

Fazit:
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Chaotisch und vom Stil nervig erzählte Liebesgeschichte, die ihr Potenzial leider nicht ausschöpft.

Bewertung vom 12.01.2024
Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten / Vampirtier Bd.1
Schweizer, Lotte

Das Vampirtier und die Sache mit den Tomaten / Vampirtier Bd.1


sehr gut

Hund oder Vampir oder beides?

Gestaltung:
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Das Cover mit dem kleinen Vampirhund ist so niedlich! Zudem ist das Buch durchgängig farbig liebevoll illustriert, sodass man beim (Vor-)Lesen immer was Schönes zu schauen hat.

Inhalt:
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Emma lebt zusammen mit ihrem Vater in einer kleinen Wohnung. Sie ist ein totaler Hundefan und wünscht sich schon immer einen eigenen Hund und hofft, diesen zum Geburtstag zu bekommen. Doch stattdessen bekommt sie erst mal eine neue Familie! Diese besteht aus der neuen Freundin von Papa und zwei Zwillingsbrüdern. Zum Glück verstehen sich alle auf Anhieb, denn die neuen Familienmitglieder sind auch allesamt Hundefans. Jetzt wittert Emma ihre Chance und zusammen überreden sie Papa und schließlich darf "Brutus" vom Tierschutz einziehen. Doch warum schläft er meist tagsüber und warum sind auf einmal alle Vorräte der Tomatenkonserven leer?

Mein Eindruck:
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Ich glaube, viele Kinder in diesem Alter wünschen sich einen Hund und können sich daher gut in Emma hinein versetzen. Somit ist ein erster Anreiz zum Zuhören oder Lesen gesetzt. Die Handlung ist in relativ kurzen Sätzen und in einer verständlichen Sprache geschrieben, sodass Grundschüler sehr gut die Geschichte selber lesen können. Auch die Kapitel umfassen nur wenige Seiten. Auf diese Weise kann man sich das Buch gut einteilen.
Ich selber gehöre als Erwachsene nicht mehr zur Zielgruppe, habe aber das Buch in einem Rutsch und mit viel Vergnügen gelesen, da die Story mit einigen unerwarteten Twists amüsanten Szenen aufwartet. Für mich gingen ein paar Dinge zu schnell und zu einfach, wie zum Beispiel Emmas Akzeptanz der neuen Familie. Aber für die Zielgruppe ist das wahrscheinlich nicht störend, zumal es um die Geschichte des Vampirtiers geht und die ist wirklich mal was anderes und hat mir gut gefallen. Vor allem die Anspielungen auf Halloween ("Hölloween") oder das Vampirgenre haben mich sehr amüsiert.

Fazit:
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Humorvolle und leicht zu lesende Geschichte über das Thema Hund in der Familie, gemischt mit ein bisschen Grusel

Bewertung vom 12.01.2024
Das Klugscheißerchen
Kling, Marc-Uwe

Das Klugscheißerchen


ausgezeichnet

Humorvoller Blick auf das Thema Klugscheißern

Mein Eindruck:
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"Ein wirklich echter Klugscheißer zu sein, ist harte Arbeit! Man muss Bescheid wissen, man muss auf Zack sein, man muss sich unerbittlich der Korrektheit verpflichten".

Schon optisch gefiel mir das Buch gut. Es ist als Hardcover sehr wertig verarbeitet. Es ist durchgängig farbig illustriert und die humorvollen Bilder vom Klugscheißerchen und seiner neuen Familie brachten mich oft zum Schmunzeln.

Das gleiche gilt für die Texte. Mit viel Humor und Sprachwitz wird die Geschichte des kleinen blauen (Pardon: türkisen) Klugscheißerchen erzählt, das zufällig von den beiden Theufel-Kindern Theo und Tina auf dem Dachboden entdeckt wird. Es meldet sich immer, wenn es meint, irgendwas klarstellen zu müssen oder besser zu wissen. Und: es kann nur von anderen Klugscheißern gesehen werden. Die Kinder schließen mit ihrem Vater eine Wette ab, ob er das Klugscheißerchen sehen kann, denn er glaubt nicht an dessen Existenz.
Wie die Geschichte ausgeht, soll jeder selber lesen. Denn die Handlung ist kurzweilig, lustig und man lernt dabei einige sinnige und weniger sinnige Fakten über Gott und die Welt.

Fazit:
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Ein lustiges und toll illustriertes Buch für alle Besserwisser und solche, die noch was lernen wollen.

Bewertung vom 12.01.2024
Da bin ick nicht zuständig, Mausi
Conny from the block

Da bin ick nicht zuständig, Mausi


sehr gut

Amtssatire auf berlinerisch

Gestaltung:
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Das Titelbild erinnerte mich ein wenig an die Puppen der damaligen Satireserie "Hurra Deutschland": Das Gesicht ist künstlich verzerrt, denn die Autorin möchte anonym bleiben und durch das seltsame Grinsen im Gesicht erkennt man den Humor. Im Buch selber sind die "Hauptdarsteller" alle als Karikatur zu sehen, im Laufe des Buches darf sich jede Kollegin von Conny einmal kurz mit ihren Eigenheiten vorstellen. Das Ende ist für mich die Krönung, denn da ist noch ein längeres Glossar des amtsüblichen Vokabulars mit sowohl sarkastischer als auch mit realer Erläuterung hinterlegt. Also "Amtsdeutsch für Laien" - köstlich zu lesen und lehrreich.

Mein Eindruck:
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"Weihnachtsfeiern, Sommerfeste mit BBQ und eiskalten Getränken, coole Kickoff-Partys. Auf all das verzichte ich gern, um einen pünktlichen Feierabend, geregeltes Gehalt und einen sicheren Job zu haben. Für viele mag das stinklangweilig klingen, aber für ich ist Amt das Nonplusultra. Man lernt mit der Zeit, den Schwerpunkt außerhalb des Jobs zu legen und zu kapieren, dass man im Großen und Ganzen eigentlich nur arbeiten geht, um so angenehm wie nur möglich über die Runden zu kommen. Vielleicht kein Porsche und auch keine Yacht, aber dafür auch safe - wie die jungen Leute sagen - Feierabend, wenn ich das Büro verlasse. Nach mir die Sintflut."(S. 249)

"Conny from the block" ist eine Kunstfigur, die die Autorin benutzt, um ihre Erlebnisse als Beamtin in einer Berliner Behörde in Geschichten auf Instagram und TikTok zu verarbeiten. Da ich sie dort noch nicht kannte, bin ich froh, dass sie darüber jetzt ein Buch verfasst hat. Mit einem satirischen und selbstironischen Blick berichtet sie von ihrem Leben und ihren beruflichen Anekdoten. Das Ganze durchgehend in berliner Mundart. Verständlich ist es deswegen trotzdem auch für Nicht-Berliner. Ob man diesen Dialekt im ganzen Roman lesen mag ist Geschmackssache. Ich mag Berlinerisch sehr, obwohl es mir gegen Ende doch etwas zu viel "Mausis" und "Kussis" waren.

Zwar handelt es sich hierbei um fiktive Personen und Geschichten, die aber sicherlich zumindest in ähnlicher Weise auch in der realen Welt existieren dürften. Ich selber habe beruflich eine Weile in Ämtern gearbeitet, allerdings nicht als Beamtin und nicht auf kommunaler Ebene, aber die ein oder anderen Klischees und Stereotypen an Charakteren sind mir dort schon begegnet.
Das Buch liest sich sehr kurzweilig, die Kapitel sind nicht sehr lang und wenn man sich mal eben etwas entspannen, über Beamte lustig machen oder allgemein einen humorvollen Blick auf das Berufsleben und menschliche Miteinander werfen will, dann ist man bei diesem Buch gut aufgehoben.

Fazit:
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Kurzweiliges und humorvolles Lesevergnügen mit Blick auf das Beamtentum in einer Berliner Behörde

Bewertung vom 27.12.2023
Flitz und Fluse - Gespenster-Training leicht gemacht
Moser, Annette

Flitz und Fluse - Gespenster-Training leicht gemacht


ausgezeichnet

Süße kleine Gespenster-Geschichte

Gestaltung:
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Das Buch ist ansprechend gestaltet: durchgehend mit großen, farbigen Illustrationen. Die Gespenster sind kein bisschen gruselig, sondern im Gegenteil: sehr putzig! Das macht groß und klein Spaß!

Inhalt:
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Familie Grausewitz, bestehend aus Papa Grausewitz, Mama Grausewitz und den Geschwistern Flitz und Fluse ziehen von der Stadt in ein verlassenes Försterhaus im Wald. Denn Mama Grausewitz ist schwanger und da brauchen sie Platz und Ruhe. Das modrige alte Häuschen ist genau der richtige Platz für sie. Doch kaum angekommen im neuen Heim, kündigt sich Besuch an: Tante Twister. Sie ist die Schwester von Mama und leitet eine Schule für Altspukerei. Sie kommt vorbei, um die Spukeigenschaften von Flitz und Fluse zu prüfen. Doch obwohl Mama auch eine echte "Mac oh Schreck" ist, mag sie das Spuken gar nicht und hat es den beiden auch nicht beigebracht. Als dann die Tante auch noch früher als angekündigt vor der Tür steht, ist erst mal guter Rat teuer. Doch Flitz und Fluse haben plötzlich einen genialen Einfall.

Mein Eindruck:
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Die Geschichte ist sprachlich sehr einfach erzählt und eignet sich daher gut für die Zielgruppe (Kinder ab 4 Jahren) zum Vorlesen oder für Erstleser zum selber lesen. Sie bietet dabei viele witzige Momente und alleine die kleinen Sprachspiele und bspw. dass bei Gespenstern z. B. Dreck und Unordnung sein müssen, haben uns oft zum Schmunzeln gebracht. Mit den 64 Seiten ist die Geschichte kurz und eignet sich daher gut, um sie zwischendurch mal (vorzu)lesen. Das Ende war rund und wir hätten gute Lust, noch mehr Abenteuer mit Familie Grausewitz zu erleben.

Fazit:
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Kurzweilige und lustige Gespenstergeschichte für kleinere Kinder, an der auch ältere Kinder und Erwachsene noch ihre Freude haben.

Bewertung vom 14.12.2023
Das Mosaik meines Lebens
Wiebusch, Michaela

Das Mosaik meines Lebens


gut

Eine Reise zu sich und seinen Bedürfnissen

Gestaltung:
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Das Buch hat ein farbenfrohes Cover und auch der Inhalt ist mit einigen farbigen Grafiken versehen. Optisch für ein Erwachsenenbuch sehr schön und anschaulich.

Mein Eindruck:
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"»Was ist das für ein Haus?«, erkundige ich mich nach einer Weile.»Es hat eine lange Geschichte und wird das Haus des Lebens genannt.«"

"Ich betrachte das wunderschöne alte Mosaik auf dem Fußboden etwas genauer. Es ist so groß, dass es die Hälfte des Raumes einnimmt, und besteht aus Einzelmotiven, die in einem perfekten Kreis angeordnet sind. Im Zentrum fehlt ein Bild, obwohl auch hier eines gewesen sein muss, denn wie bei den anderen Darstellungen ist die terracottafarbene Umrandung zu erkennen. Auch die Abbildungen des äußeren Kreises sind nicht vollständig erhalten. Es fehlen Steine, manche der einst prächtigen Farben sind verblasst."

Lisa ist verheiratet und hat 2 Kinder. Doch sie fühlt nicht das Glück, das sie fühlen sollte und hat das Gefühl, dass ihre Bedürfnisse im Alltag abhandengekommen sind. Unglücklich und unzufrieden nimmt sie sich eine Auszeit von der Familie. Sie fährt dorthin, wo sie viele glückliche Ferien in ihrer Kindheit verbracht hat. Dort begegnet sie Judith, einer alten Frau, der sie als Kind oft bei der Olivenernte geholfen hat. Von ihr erfährt sie vom Mosaik ihres Lebens und den 12 Rollen, die ihre weiblichen Archetypen darin spielen.
Langsam lernt sie ihre verschiedenen Seiten besser kennen, auch die, die sie lange verdrängt hat. So lernt sie, ihr Leben von einer anderen Seite zu betrachten und neu zu gestalten.

Die Geschichte ist sehr ruhig aufgebaut. Es passiert insgesamt wenig, im Wesentlichen ist Lisa im ständigen Zwiegespräch mit sich und ihren Archetypen. Die Idee, jeden Typ einer einzelnen Frauenrolle zuzuweisen und diese Rollen miteinander interagieren zu lassen, finde ich gut umgesetzt. So werden die einzelnen Teile des Charakters anschaulicher für jemand, der sich bis dato mit diesem Thema noch nicht befasst hat. Auch ließen mich die Dialoge manchmal schmunzeln und regten mich zum Nachdenken über mein eigenes Leben an. Am Ende erfolgt von der Autorin eine Übersicht über die einzelnen Archetypen und ihrer Bedeutung. Das ist zum Nachschlagen hilfreich.
Insgesamt empfand ich die Handlung stark konstruiert. Da wollte jemand Lehrstoff in Romanform verpacken, was jedoch wenig glaubhaft erfolgte, zumal vor allem das Ende unglaubwürdig war.
Ein schöner Einstieg für Menschen, die sich mit dem Thema Archetypen und Selbstfindung noch nie auseinandergesetzt haben. Man hätte jedoch mehr draus machen können, die Story ist etwas flach geraten.

Fazit:
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Roman, der zum Nachdenken über das eigene Leben und zur Selbstfindung anregt, dem es jedoch an Tiefe mangelt.

Bewertung vom 01.12.2023
Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte
Hacke, Axel

Über die Heiterkeit in schwierigen Zeiten und die Frage, wie wichtig uns der Ernst des Lebens sein sollte


sehr gut

Kurzmeinung:
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"Ich möchte ein heiterer Mensch sein. Manchmal gelingt mir das. Oft nicht. Es gibt Tage, an denen mir die Dinge leichtfallen und ds Leben etwas Schwebendes hat. Es gibt andere Tage. Mit Sicherheit ist ihre Zahl größer. Und sind es nicht in den vergangenen Jahren mehr geworden? Schade. Ich hätte es gerne anders." (S. 13)

Die Buchgestaltung erinnerte mich an ein Notizbuch: Die gelben Punkte auf dem Cover als "sonnige" Verzierung, das Format etwas größer als DIN A6 und dazu ein gelbes Lesebändchen. Als Hardcover sehr schön und von der Größe her passend für die Handtasche zum Zwischendurchlesen.
Und genau das kann man auch gut: Alles so zwischendurch lesen. Herr Hacke macht sich Gedanken über die Heiterheit: Was ist das, dürfen wir das, wie können wir unseren Tag und unser Leben besser "durchheitern"? Dabei zieht er bekannte und weniger bekannte Dichter, Denker und Komiker für Zitate und Analysen heran und beschreibt selbst alles mit einer gewissen Lockerheit. Das Büchlein lässt sich gut lesen, vieles ermuntert dazu, den Ernst des Lebens von seiner komischen Seite zu sehen. Es lohnt sich, das ein oder andere Zitat zu notieren, um es sich später noch einmal zu Gemüte zu führen.

"Vielleicht kann man festhalten: Wenn man die Suche ernsthaft betrachtet, ist unser Leben ohne Heiterheit nicht möglich. Wir wären eben sonst sehr traurig, und wem würde das nützen? Und was wäre das für ein Leben: immer traurig? Retten würde es uns nicht." (S. 42)

Ab und an habe ich einen roten Faden vermisst und manche Gedanken wiederholen sich. Aber im Prinzip kann man auch jedes Kapitel alleine für sich stehend lesen, auch wenn zuweilen auf frühere Kapitel Bezug genommen wird.

Fazit:
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Ein sehr schönes kleines Büchlein zur Aufmunterung im Alltag!

Bewertung vom 17.11.2023
Zippel macht Zirkus / Zippel Bd.3
Rühle, Alex

Zippel macht Zirkus / Zippel Bd.3


sehr gut

Quockels alte Heimat ist in Gefahr!

Gestaltung:
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Das Cover ist typisch im Stil von Axel Scheffler gehalten, sein lustiger Zeichenstil ist unverkennbar. Auch im Innenteil findet man passend zur Geschichte immer wieder witzige Illustrationen. Sehr schön!

Inhalt:
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Das Schlossgespenst Quockel bekommt einen Brief von Freunden aus dem Zirkus. Dort lebte er zwischenzeitlich, bevor er wieder zu seiner Freundin Frau Wilhelm einzog. Der Zirkus ist in Schwierigkeiten. Sie haben den bösen Zauberer Burlesconi rausgeschmissen, der nun droht, den fast insolventen Zirkus aufzukaufen. Zippel, sein Freund und das Schlossgespenst, das bei Paul ein Stockwerk tiefer wohnt, kann das nicht mit ansehen. Gemeinsam machen sich Paul, Frau Wilhelm, Zippel und Quockel auf den Weg, den Zirkus zu retten.

Mein Eindruck:
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"Sollten dir deine Eltern mal erzählt haben, dass Schlossgespenster in alten Schlössern und Burgen leben – das ist ganz großer Awachsananquatsch. Aber sei nicht böse, deine Eltern wissen es einfach nicht besser. Wenn sie das nächste Mal mit diesem Unsinn anfangen, kannst du ihnen ja einfach geduldig erklären, wie es wirklich ist: Schlossgespenster leben nämlich in Türschlössern. Allerdings nur in alten Türschlössern, weil sie Rost und Staub und Dreck brauchen, und den gibt es in neuen, sauberen Schlössern genauso wenig wie genug Platz, um sich darin eine gemütlich verkruschtelte Schlossgespensterhöhle einzurichten."

Insgesamt ist es der dritte Zippel-Band, war für mich aber der erste. Zippel hat mich dabei des Öfteren an Pumuckl erinnert, weil er viel reimt und manchmal ziemlichen Schabernack treibt. Aber er hat ein gutes Herz. Die Art und Weise, wie die Geschichte geschrieben ist, hat mir gut gefallen. Sie ist lustig mit interessanten Ideen, kurzweilig, zwischendurch auch ein wenig spannend und hat ein schlüssiges Happy End. Eine perfekte Geschichte zum Vorlesen.
Das einzige, was ich zu bemängeln habe, ist die Tatsache, dass das Buch für Kinder ab 6 empfohlen wird, die ja gerade erst mit dem eigenständigen Lesen anfangen. Zippel und auch der Erzähler verwenden manchmal Wörter, die falsch geschrieben sind, wie z. B. "Awachsananquatsch", "Eletrick" oder "Apselut". Das zu verstehen und als unkorrekte Schreibweise zu identifizieren können eher ältere Kinder. Für Leseanfänger finde ich das suboptimal.

Fazit:
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Humorvolle Zirkus-Rettungsaktion mit einem frechen, lustigen und sympathischen Schlossgespenst als Protagonist

Bewertung vom 17.11.2023
Irgendwo wartet das Leben
Kelly, Erin Entrada

Irgendwo wartet das Leben


ausgezeichnet

Die Kids von Fawn Creek

Cover:
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Das Titelbild wirkt für mich ein wenig aus der Zeit gefallen. Kein wirklicher Eyecatcher. Aber es passt zu diesem Buch vor dem Hintergrund, dass es das ländliche von Fawn Creek ganz gut einfängt.

Inhalt:
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Dorothy Doucet und Greyson Broussard gehen mit zehn anderen Mitschülern in die siebte Klasse in Fawn Creek, einer Kleinstadt irgendwo in Südlouisiana. Wie in jeder Provinzstadt kennt jeder jeden, jeder hat seine bekannten Eigenheiten und es passiert nie was Aufregendes. Doch das ändert sich plötzlich, als Orchid Mason als neue Mitschülerin in die Klasse kommt.

Mein Eindruck:
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"Sonst legten die zwölf Siebtklässler großen Wert darauf, mit möglichst ausdrucksloser Miene dazusitzen. Niemand wollte zuerst zugeben, dass man irgendetwas aufregend fand. Doch das hier – eine leibhaftige neue Mitschülerin, überhaupt irgendetwas aus dem richtigen Leben – war viel spannender als jedes Experiment im Naturkundeunterricht. Leute von irgendwo kamen nicht einfach so nach Fawn Creek. Schon gar nicht ohne Ankündigung."

Ich kannte noch kein Buch der Autorin, aber die Beschreibung hatte mich neugierig gemacht. Als ich dann mit dem Lesen begann, war ich direkt vom Schreibstil fasziniert. Aus wechselnden Perspektiven der Fawn-Creek-Teenager erlebt man das Geschehen. Die Autorin beweist dabei ihr Feingespür sowohl für die Gefühlswelt von Teenagern als auch für das Lebensgefühl von Kleinstadtbewohnern. Durch die Ankunft von Orchid ist das bekannte Leben aufgewühlt. Das liegt zum einen daran, dass sie von "draußen" kommt, einer Welt außerhalb des Kaffes, die sich nur wenige vorstellen können. Oder besser gesagt: Sie kommt aus einer Welt, die sich die meisten nur vorstellen, aber denken, dass sie sich in Wahrheit nie sehen werden. Die Neugier ist geweckt. Doch Orchids Weise, mit ihren neuen Mitschülern umzugehen, gefiel mir sehr gut. Sie beobachtet, hört zu und setzt auf ihre Art neue Impulse, die Änderungen in der Gemeinschaft bewirken. Doch Orchid selbst hütet zunächst auch einige Geheimnisse und als diese ans Licht kommen, spitzt sich die Lage gegen Ende dramatisch zu und wird schlüssig und überraschend zugleich aufgelöst. Die Geschichte zieht einen von Anfang bis Schluss in ihren Bann und regt zum Nachdenken an. Und zwar nicht nur Jugendliche, sondern auch Erwachsene!
Es ist eine Geschichte über Freundschaft, aber auch über Selbstfindung, den Mut, über bekannte Grenzen zu gehen und sein Leben in die Hand zu nehmen.

Fazit:
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Fesselnde und berührende Geschichte über Freundschaft, Selbstfindung und Mut, sein Leben zu gestalten

Bewertung vom 24.10.2023
October, October
Balen, Katya

October, October


ausgezeichnet

Geschichte eines besonderen Mädchens

Gestaltung:
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Das Titelbild finde ich traumhaft! Es wirkt ein wenig wie aus einem Traum oder Fantasybuch und das Mädchen im mit der fliegenden Eule strahlt die Wildheit aus, die October im Wald ausleben kann. Das Cover hatte auf mich eine magische Anziehungskraft. Im Buch findet man immer wieder Schwarz-Weiß-Illustrationen der Eule, anhand derer man ihre Entwicklungsstadien nachvollziehen kann. Die Schrift des Titels ist leuchtend gelb und strahlt dem Betrachter entgegen. Als Hardcover wunderschön gestaltet, es fehlt nur noch ein Lesebändchen.

Inhalt:
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October ist 9 Jahre alt, lebt mit ihrem Vater im Wald, etwa 2 Std. Autofahrt von London entfernt. Weil ihr Vater ihren Namen immer zweimal hintereinander ausspricht, nennt er sie October, October (wie der Titel des Buches). October fühlt sich wohl in der Wildnis, sie braucht keine Freunde, geht nicht zur Schule. Es reicht ihr, was ihr Vater ihr beibringt und verbringt viel Zeit damit, Schätze im Wald zu suchen und sich Geschichten dazu auszudenken.
Ihre Mutter hat die beiden verlassen und ist nach London gezogen, weil sie das Waldleben nicht mehr aushielt. Aber sie schreibt October Briefe, die diese nie liest und zu ihrem Geburtstag besucht sie sie im Wald. Doch October will keinen Kontakt zu ihrer Mutter und läuft immer weg. So auch an ihrem 10. Geburtstag. Dann passiert ein Unglück, Octobers Vater muss länger ins Krankenhaus und October zu ihrer Mutter in die verhasste Stadt. Das Eulenküken, das sie kurz zuvor gefunden und Stig genannt hatte, muss sie abgeben. Sie hasst ihre Mutter, die Stadt und alles um sie herum, doch nach und nach entdeckt sie, dass es nicht nur im Wald Abenteuer zu erleben gibt und nicht alles so schlecht ist, wie es scheint. Man muss den Dingen nur eine Chance geben.

Mein Eindruck:
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"Ich hingegen bin aus Stein gemacht. Im Wald, da würde ich zwischen Bäumen hindurchgleiten, so als wäre ich der Wind, aber seit ich hier bin, werden meine Muskeln und Sehnen immer härter, und alles, was ich sage, kommt wie mit spitzen Zacken heraus. Ich weiß nicht, wie man locker mit Leuten redet, wie man kichert und spielt und irgendwo dazugehört. Das wollte ich auch noch nie, es war mir immer egal, was irgendwer von mir denkt, mal abgesehen von Dad. Bisher brauchte ich keine Freunde."

Ich war sofort gefesselt vom Schreibstil. Die Geschichte ist ausschließlich aus Octobers Gedankenwelt heraus erzählt. Dabei bedient sich die Autorin oft einer außergewöhnlichen Schreibweise. Z. B. ist das Wort "springen" wie eine steile Treppe arrangiert, als bei der Namensfindung der Eulenkopf hin und her geht, sind die Namensvorschläge abwechselnd links und rechts abgedruckt, sodass das Pingpongspiel dem Leser direkt vor Augen geführt wird. Wenn sich Octobers Gefühle überschlagen, dann sind die Worte fett, ohne Punkt und Komma angeordnet. Das ist zwar anfangs gewöhnungsbedürftig, aber ich fand es genial und konnte dabei komplett in Octobers Gefühlswelt eintauchen.
Das Mädchen ist anders als andere Gleichaltrige, sie redet nicht so gerne, nimmt alle äußeren Einflüsse wie Geräusche, Bilder, Gerüche und Geschmäcker sehr intensiv wahr. Daher ist diese neue Welt außerhalb des Waldes auch eine große Herausforderung. Ich konnte mir ihr Leben anfangs schwer vorstellen, aber der Autorin gelingt es, mich von Anfang bis Schluss mitfiebern zu lassen und es ist eine Freude, Octobers Weiterentwicklung parallel zu der von Stig zu beobachten. Mit der Zeit findet sie Freunde sowie neue Geschichten über das sogenannte Mudlarking (Gegenstände aus der Themse aufsammeln) und einen Weg, sich mit ihrer Mutter zu versöhnen. Das Ende ist für mich harmonisch und gleichzeitig authentisch gelöst.

Fazit:
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Berührende und spannende Geschichte eines außergewöhnlichen Mädchens über Freundschaft, Selbstfindung und Authentizität