Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
marielu
Wohnort: 
Mainbernheim

Bewertungen

Insgesamt 190 Bewertungen
Bewertung vom 02.06.2024
Der Glashund
Conrad, Iris

Der Glashund


sehr gut

Versteckt unter den Augen des Feindes

Zum Inhalt:
Berlin, 1936 flirtet Henriette auf Veranlassung ihrer Freundinnen Anneliese und Ruth mit dem Hitlerjungen Rolf Reinhardt, um ihn dann fallen zu lassen. Ein Streich, den die jüdischen Mädchen sich wegen der Nürnberger Gesetze ausgedacht haben. 6 Jahre später arbeitet Rolf im Dezernat IV, das für die Endlösung der Judenfrage zuständig ist. Da Henriette ein Geheimnis von ihm weiß, setzt er alles daran, sie so schnell wie möglich deportieren zu lassen. Doch Henriette entwischt immer wieder den braunen Schergen, überzeugt davon, dass der Glashund, ein letztes Geschenk ihres Großvaters vor seiner Deportation, ihr Glück bringt.

Meine Meinung:
Das Cover ist schön gestaltet, verrät aber nichts über seinen Inhalt. Der Titel macht neugierig, was es denn mit dem Glashund auf sich hat, der im Klapptext jedoch mit keinem Wort erwähnt wird. Iris Conrad beschreibt in einem flüssigen, authentischen Schreibstil, wie die jüdische Bevölkerung nach und nach entmenschlicht wird. Ich bin der Meinung, solche Bücher kann man nicht oft genug in die Regale der Buchhandlungen stellen, zur Erinnerung und zur Mahnung.
Iris Conrad hat aus Tatsachen und Berichten Überlebender einen fiktionalen Roman geschaffen, der nicht mit großer Dramatik punktet, aber klar und deutlich aufzeigt, wie sehr Hass und Hetze wirken. Mit Henriette erlebt man dies hautnah und doch gibt es die unterschiedlichsten Menschen, die es gut mit ihr meinen und ihr helfen, ob aus Eigennutz, Profit oder Menschlichkeit. Die facettenreichen Figuren sind in ihren Charakteren sehr gut und realistisch ausgearbeitet und dadurch erhält man einen guten Einblick in deren Gedanken. Schon bald ist Henriette gezwungen, unterzutauchen. Ihren ehemaligen Studienkollegen Benjamin aus der jüdischen Kunsthochschule begegnet sie dabei immer wieder und aus Freundschaft wird Zuneigung. Dies ist in diesen Zeiten schwierig, in der Beide um ihr Überleben gegen das Naziregime kämpfen und gleichzeitig Gefahr durch die Bombardierung der Alliierten droht.
Regelrecht spürbar war die Angst von Henriette, aber auch ihr Mut, den sie aufbringen muss, um sich unter den Augen des Feindes in Berlin zu verstecken. Wirklich geärgert hat mich zum Schluss, was aus Rolf Reinhardt geworden ist und nur zu gut kann ich mir das in der Realität vorstellen.

Fazit:
Ein gelungener historischer Roman, der mir neue Einblicke vermittelt hat.

Bewertung vom 01.06.2024
Extinction. Wenn das Böse erwacht (eBook, ePUB)
Preston, Douglas

Extinction. Wenn das Böse erwacht (eBook, ePUB)


sehr gut

Gefährliche Experimente

Zum Inhalt:
Der Milliardärs-Sohn Mark und seine Ehefrau Olivia werden in dem gigantischen 400 qm Ferienresort Erebus mitten in den Rocky Mountains entführt und später im Hinterland tot aufgefunden. FBI-Agentin Francis Cash und Sheriff James Colcord sollen den Mord so rasch wie möglich aufklären. Das Ferienresort, in dem dank modernster Technik Mammuts, Riesenhirsche und Riesenfaultiere in ihrem natürlichen Habitat beobachtet werden können, kann sich keine schlechte Publicity leisten. Doch für die beiden Ermittler stellt sich die Frage: Wer hat die beiden getötet? Schon bald gibt es weitere Opfer und Cash und Colcord entdecken, dass es dank der De-Extinktion das gefährlichste Tier auf sie abgesehen hat.

Meine Meinung:
Das Cover suggeriert etwas Falsches, denn es geht nicht um einen Dinosaurier. Douglas Preston besticht den Leser mit einer interessanten Landschaft, in der man prähistorische Tiere beobachten kann. Durch seinen flüssigen Schreibstil und detailreicher Beschreibung hatte ich das Gefühl, vor Ort persönlich die Tiere zu beobachten. Relativ rasch wird die Harmonie dieser fantastischen Welt jedoch gestört und man ist mitten in einer Mordermittlung. Beide Ermittler Cash und Colcord sind sympathisch, konnten mich aber nicht richtig erreichen.
Bedauerlicherweise gibt es nicht die gewünschte Unterstützung der Betreiber von Erebus. Dass die Besitzer und Wissenschaftler des Resorts etwas Entscheidendes verbergen, wird relativ rasch klar, doch dauert es einige Zeit, bis das Böse präsentiert wird und es zu blutigen Auseinandersetzungen kommt. Ich empfand es als erschreckend, wie mit Genen experimentiert wird, aus Neugier und um eine gewisse Klientel zu bedienen. Dies regt zum Nachdenken an, denn ist das, was Douglas Preston hier gekonnt in einer interessanten und zum Ende hin actionreichen Story einbindet, reine Fiktion oder doch schon nahe Zukunft? Hierzu empfehle ich, das Nachwort auf jeden Fall zu lesen.

Fazit:
Ein interessanter und zum Ende hin actionreicher Wissenschaftsthriller.

Bewertung vom 19.05.2024
Ein Toter lag im Treppenhaus (eBook, ePUB)
Neuenkirchen, Andreas

Ein Toter lag im Treppenhaus (eBook, ePUB)


gut

Krimikomödie für Zwischendurch

Zum Inhalt:
Albrecht Niedermeyer liegt tot beim Zugang zum Keller. Kriminalkommissar Cem Aslam ist sich schnell sicher, hier handelt es sich eindeutig um einen tödlichen Unfall. Da hat er aber die Rechnung ohne die Schriftstellerin Holly McRose gemacht, die ihren Schriftstellerkollegen und Nachbarn Amadeus Wolf so lange damit in den Ohren liegt, dass es sich um Mord handeln müsse, bis er sich Baby Maxine um den Bauch schnallt und zusammen mit ihr ermittelt.
Niedermeyer war zwar nicht sehr beliebt, doch hatte er Kontakt zu skurrilen Personen, denen Holly und Amadeus unprofessionell auf den Zahn fühlen.

Meine Meinung:
Das Cover passt wunderbar zu der Geschichte, die uns Autor Andreas Neuenkirchen in seinem Cosy Crime präsentiert. Zwei Schriftsteller, die zufällig Nachbarn sind, schließen sich zusammen, um einen Mord aufzuklären. Da sie sich zunächst nicht unbedingt gegenseitig sympathisch sind und obendrein in unterschiedlichen Genre schreiben, gibt es hier schon den einen oder anderen verbalen Schlagabtausch. Zu den Protagonisten fand ich leider keinen richtigen Zugang, bedauerlicherweise kann ich aber auch nicht definieren, woran das lag. Die kuriosesten Personen begegneten mir bei den Ermittlungen und somit kam etwas Würze in die Story, die manchmal eine gewisse Leichtigkeit für eine Krimikomödie im Schreibstil vermissen lässt. Manche Dialoge waren mir zu langatmig und verwirrend, daran musste ich mich erst einmal gewöhnen. Dass sich die beiden Hauptcharaktere bis kurz vor dem Schluss siezen, empfand ich keinesfalls als störend, im Gegenteil, ist es doch ein Zeichen von Höflichkeit und Akzeptanz, die sich die Protagonisten gegenseitig entgegenbringen. Da Andreas Neuenkirchen offenbar plant eine Fortsetzung zu schreiben, bin ich nicht abgeneigt weiteren Ermittlungen von Holly und Amadeus zu folgen und bin auf die Weiterentwicklung neugierig.

Fazit:
Krimikomödie, der manchmal eine gewisse Leichtigkeit im Schreibstil fehlt und meine Erwartungen nicht ganz erfüllte.

Bewertung vom 18.05.2024
Das letzte Schweigen (eBook, ePUB)
Ruff, Jenifer

Das letzte Schweigen (eBook, ePUB)


sehr gut

Der Zahlenkiller – guter Auftakt einer neuen Reihe

Zum Inhalt:
Ein wichtiger Zeuge im Fall Butler wird tot aufgefunden. Wurde er bewusst aus dem Weg geräumt? Das FBI geht davon aus, doch Agent Victoria Heslin kommt die Zahl 2 auf der Stirn des Opfers merkwürdig vor. Gibt es auch noch einen Toten mit der 1, der nur noch nicht gefunden wurde? Als weitere Tode mit Zahlen auf der Stirn auftauchen, ist sich Vicotria sicher, dass es hier um etwas anderes als die Zeugenaussage gegen Butler handeln muss. Doch auch eine Verbindung unter den Opfern lässt sich nicht herstellen. Während Victoria Heslin sämtlichen Spuren nachgeht, gerät sie ins Visier des Täters.

Meine Meinung:
Dies ist der Auftakt aus der Reihe um Agentin Victoria Heslin, der in den USA bereits 7 Bände umfasst. Der englische Titel – The Numbers Killer – passt meiner Meinung besser als der deutsche Titel, mit dem ich leider gar nichts anfangen konnte. Bisher war mir die Autorin Jenifer Ruff unbekannt und die Neugier auf diesen ersten Teil war durch den Klapptext schnell geweckt. Bereits ab Kapitel 1 ist man Zeuge eines Mordes, doch an wen, bleibt längere Zeit unbekannt. Da nicht nur aus der Perspektive von Ermittlerin Victoria Heslin, sondern auch aus der des Täters erzählt wird, kommt man schneller als Victoria auf die Zusammenhänge. Relativ rasch ahnte ich schon, was mit Beth los ist. Rasant führt die Autorin durch die Story und spart nicht mit einfallsreichen Morden und Privatem über die Ermittlerin. Ihre Liebe zu Hunden hat die Autorin ihrer Protagonistin ebenfalls mitgegeben; so sind sieben Hunde Victorias Familienmitglieder, um die sich natürlich ein gutaussehender Hundesitter liebevoll kümmert, was auch einen großen Teil in der Story einnimmt. Ich wurde auf jeden Fall gut unterhalten und bin gespannt, wie sich Victoria und auch ihre Beziehung zu dem Hundesitter Ned weiterentwickeln werden.

Fazit:
Guter Auftakt der Victoria Heslin Reihe und ich bin neugierig wie sich die Serie weiterentwickelt.

Bewertung vom 24.04.2024
Wir waren nur Mädchen (eBook, ePUB)
Jackson, Buzzy

Wir waren nur Mädchen (eBook, ePUB)


sehr gut

Eine wahre Geschichte

Zum Inhalt:
1940 studiert die schüchterne 20-jährige Johanna Schaft Jura in Amsterdam. Während einer Feier lernt sie ihre Freundinnen Philine und Sophie kennen. Zunächst sind sie noch unbeschwert, doch dies ändert sich im Mai 1940 mit der Besetzung durch die Nazis. Plötzlich dürfen Philine und Sophie nicht mehr an die Uni und ihr Alltag wird immer schwerer. Hannie, wie sich Johanna jetzt nennt, versucht so gut wie es geht ihren Freundinnen zu helfen. Dabei gerät sie eher zufällig in den Widerstand. Aus dem schüchternen Mädchen entwickelt sich eine couragierte Frau, die ihre ganze Kraft dem Widerstand widmet. Schon bald wird sie zu der meistgesuchten rothaarigen Frau Hollands.

Meine Meinung:
Das Cover zeigt eine junge Frau mit offenem Blick, der Titel verrät nicht, worum es in dem Buch geht und die Autorin ist mir unbekannt. Nun wurde meine Neugier geweckt und ich widmete mich dem Klapptext, der eine Widerstandskämpferin als Femme fatale suggeriert. Dies ist etwas verwirrend, denn das ist Hannie Schaft auf keinen Fall.
Fast schon etwas nüchtern und doch bewegend beschreibt die Autorin Buzzy Jackson in ihren Debütroman den kurzen Werdegang der jungen Hannie Schafft während des Krieges zwischen 1940 und 45. Fast zufällig gerät Hannie in den Widerstand und wächst mit ihren Aufgaben, die sie zwar bejahend und mutig annimmt, doch in ihrem Innern manchmal vor Angst davonlaufen möchte. Bewunderung empfindet sie für die jungen Schwestern Truus und die 14-jährige Freddie, die bereits im Widerstand agieren und bald schon ihre Stütze und Freundinnen werden. Tief bewegt war ich davon, wie jung diese drei Mädchen waren, und dennoch so couragiert gegen die Besatzer und dem Unrecht auf gefährliche Weise stellen und selbst zur Waffe greifen, denn das ist durchaus nicht selbstverständlich. So beschäftigte mich ständig die Frage: „Ob ich so heldenhaft wäre?“ Ich hoffe, dass sich niemand mit dieser Problematik auseinandersetzen muss; und deshalb sind solche Bücher wichtig, gerade in der heutigen Zeit.

Fazit:
„Wer die Vergangenheit kennt, kann die Zukunft gestalten“ und deshalb kann ich diesen Roman empfehlen, der mich tief bewegt hat.

Bewertung vom 24.04.2024
Just Another Missing Person - Findest du sie, wirst du alles verlieren (eBook, ePUB)
McAllister, Gillian

Just Another Missing Person - Findest du sie, wirst du alles verlieren (eBook, ePUB)


gut

Julia bricht die eigenen Regeln

Zum Inhalt:
Julia Day ermittelt in dem Vermisstenfall der 22-jährigen Olivia. Bisher war sie immer korrekt und unbestechlich. Bisher, doch nun ändert sich alles. Jemand stellt ihr ein Ultimatum und droht mit seinem Wissen, was sie und ihre Tochter vor einem Jahr getan haben. Wird Julia deshalb einen Unschuldigen des Mordes an der vermissten Olivia überführen? Für Julia beginnt ein Alptraum, doch sie ist nicht bereit, so leicht aufzugeben.

Meine Meinung:
Der Klapptext lässt einen spannenden Thriller erhoffen und das Cover, mit seinen kräftigen Farben eines Sonnenuntergangs und einer einsamen Person am Strand – hat das gewisse Etwas.
Erzählt wird aus der Sichtweise von DCI Julia Day, Lewis, dem Vater der Vermissten und der Mutter des Verdächtigen. Die Kapitel sind mit den Namen der jeweiligen Protagonisten überschrieben, so erhält man Einblick in die Gedanken und Handeln der jeweiligen Figuren. Den Schreibstil empfand ich jetzt eher nüchtern, deshalb konnte ich zu keinem Protagonisten eine Beziehung aufbauen. Julias innere Zerrissenheit konnte ich jedenfalls nicht spüren. Lewis‘ Gedankenspiel verwirrte mich teilweise und forderte ein konzentriertes Lesen. Es gibt viele Fäden, die sich erst nach und nach zusammenfügen und Raum für Cliffhänger geboten hätten. Meinen Lesefluss störten leider Sätze, die die letzten Worte dreimal wiederholten; ob gewollt oder versehentlich, kann ich nicht beurteilen.
Bald konnte ich erahnen, was es mit Olivias Verschwinden und Lewis auf sich hat, und ich war neugierig auf die Auflösung. Am Ende überschlagen sich die Ereignisse und lassen kurz Spannung aufkommen, die ich bedauerlicherweise die meiste Zeit vermisst habe. Letztendlich habe ich von einem Thriller mehr Spannung erwartet.

Fazit:
Enttäuschenderweise entwickelte sich der angeblich raffinierteste Thriller des Jahres recht spannungslos

Bewertung vom 09.04.2024
Die Angst hinter den Worten: Ein Krimi aus London
Spencer-Smith, Edward

Die Angst hinter den Worten: Ein Krimi aus London


gut

Mord nach Romanvorlage

Zum Inhalt:
Ausgerechnet an Islas Geburtstag erhält die Detektei Walker, Wright & Ferguson einen neuen Auftrag. Ihre Sekretärin, Molly, wird verdächtigt, die Frau ihres Ex-Mannes und Assistentin des Erfolgsautors Aryan E. Lamb getötet zu haben. Irgendjemand versucht, alle Spuren auf Molly zu lenken. Noch ehe sich die drei Privatdetektivinnen in die Ermittlungen stürzen können, gibt es ein weiteres Opfer. Wiederum gibt es eine Verbindung zu dem berühmten Autor von Thrillern, da die Opfer wie in seinem neuesten Buch ermordet wurden. Lamb selbst befürchtet, dass es weitere Morde nach seiner Buchvorlage geben wird. Wird es den drei Detektivinnen gelingen, den Mörder zu finden, bevor es weitere Opfer gibt?

Meine Meinung:
Dies ist bereits der 4. Band aus der Serie um die drei Privatdetektivinnen Isla, Abigail und Emma. Bisher habe ich jedoch noch kein Buch aus der Reihe gelesen. Der Einstieg fiel mir aufgrund des lockeren Schreibstils leicht und ich vermisste Vorkenntnisse zu keiner Zeit.
Der Fall an sich klingt interessant und ich habe mir anhand des Klapptextes gute Ermittlungsarbeit der Detektivinnen erhofft.
Erzählt wird aus der Sicht von Isla, die vorher als Journalistin tätig war. Ihre Verbindung zur Zeitungsbranche nutzt sie auch, da immer wieder Artikel über den Fall erscheinen, in denen die KI genutzt wird. Hilfe erhält sie von ihrem Freund Max, der bei einer Londoner Zeitung arbeitet, doch auch er nutzt die KI für seine Artikel und begründet dies mit dem Druck, immer mehr reißerische Artikel zu bringen.
Der Schreibstil war wirklich angenehm, doch die erwartete Spannung wurde leider durch die Verstimmungen zwischen Isla und Abigail und die daraus resultierende Unsicherheit von Isla immer wieder gestört. Mir persönlich war Miss Molly am sympathischsten. Enttäuschenderweise verloren die Ermittlungen der drei Detektivinnen oft an Gewicht und nur durch zufällige Gespräche mit Freunden oder ehemaligen Kollegen erhielten sie Anhaltspunkte, die sie weiterbrachten. Letztendlich war die Auflösung für mich auch keine große Überraschung.
Das Autorentrio hat hier einen guten Krimi in einem schönen Schreibstil geschrieben und ich bin sicher, die Reihe findet ihre Fans, für mich war jedoch das Geplänkel zwischen den Detektivinnen etwas zu viel.

Fazit:
Ein guter Krimi mit einigen Schwächen für lockere Lesestunden zwischendurch. Leider wurden meine Erwartungen an gute Ermittlungsarbeit nicht erfüllt.

Bewertung vom 09.04.2024
Schwestern in einem anderen Leben (eBook, ePUB)
Wünsche, Christiane

Schwestern in einem anderen Leben (eBook, ePUB)


sehr gut

Schwerwiegende Entscheidungen

Zum Inhalt:
Fast 50 Jahre hat Rosi sich durchs Leben gelogen. Viele Menschen haben ihren Weg gekreuzt, aber ihre eigene Familie hat sie damals, als Teenager, verlassen und aufgegeben.
1976 erlebt die 16-jährige Rebecca einen unbeschwerten Sommer, in einem liebevollen Elternhaus und ihre erste Liebe, doch mit den letzten Sommertagen tritt ein unerwartetes Ereignis in Rebeccas Leben. Rebeccas Zukunft ändert sich dramatisch und droht ihre Familie zu zerstören.

Meine Meinung:
Das Cover mit seinem schönen Gelb und den roten Früchten weckt das Gefühl einen leichten Sommerroman vor sich zu haben, jedoch ist der Inhalt sehr dramatisch.
Erzählt wird die Geschichte der 16-jährigen Rebecca und ihrer Familie, aufgegliedert in drei Teile über mehrere Jahrzehnte hinweg aus Sicht von Rebecca/Rosi, ihrer Schwester Miriam und ihrer Mutter Hilde.
Dramatisch beschreibt die Autorin Christiane Wünsche, welche Auswirkungen die Entscheidung der 16-jährigen Rebecca auf ihr weiteres Leben und das ihrer Familie hat, ja sogar zerstörerische Ausmaße annimmt. Wie oft habe ich mir während des Lesens gedacht, dass so vieles verhindert hätte werden können, wenn man nur ein Wort gesagt, einmal richtig zugehört oder den Mut aufgebracht hätte, sich zu melden. Gesellschaftliche Strukturen, politische Ereignisse und viele Themen wurden sehr gut mit Rosis Leben verknüpft und sensibilisieren den Blick darauf, dass zwischen richtig und falsch sich noch viel Zwischenraum offenbart. Trotz allem konnte ich nicht so richtig mit Rebecca/Rosi warm werden. Miriam gefiel mir eindeutig besser, sie gibt die Hoffnung nie auf, dass ihre Schwester noch lebt, unterstützt ihre Familie und versucht sie zusammenzuhalten und bringt trotzdem den Mut auf, ihr eigenes Leben zu leben.

Fazit:
Ein dramatischer Roman über eine schwerwiegende Entscheidung, gepaart mit tiefgründigen Themen.

Bewertung vom 14.03.2024
Devil's Playground (eBook, ePUB)
Russell, Craig

Devil's Playground (eBook, ePUB)


sehr gut

Geheimnisse in Hollywood

Zum Inhalt:
1927 trifft die Problemlöserin der Carbine International Pictures, Mary Rourke, im Wohnhaus des Stummfilmstars Norma Carlton ein. Der Selbstmord der Hauptdarstellerin des gerade im Dreh befindlichen Horrorfilms Devil’s Playground muss vertuscht werden. Mary ahnt zunächst nicht, dass sie getäuscht wurde und einen Mord kaschiert. Doch wer hat Norma ermordet? Carbine beauftragt Mary damit, das herauszufinden. Mehrere mysteriöse Fälle häufen sich bei den Mitarbeitern des Films und so entwickelt sich das Gerücht, dieser Film ist verflucht. Ist es wirklich der Film oder spielt etwas Mystisches, das schon 1907 seinen Ursprung in Louisiana hat, eine wichtige Rolle bei diesen merkwürdigen Vorkommnissen?

Meine Meinung:
Die Schlange aus den Bildern einer Filmrolle auf weißem Untergrund auf dem Cover gefällt mir gut. Übersetzt wurde das Buch des Autors Craig Russell von Wolfgang Thon.
Die Story erstreckt sich über einen längeren Zeitraum, umfasst Geschichten aus den Jahren 1907, 1927 und 1967, wobei der Fokus mehr auf 1927 in Hollywood liegt, als der Film Devil’s Playground gedreht wurde. Ich muss zugeben, am Anfang kam ich etwas schwer in die Handlung rein.
Durch Mary Rourke erhielt ich Einblick auf das große Hollywood der Stummfilmzeit und die unsauberen Methoden der Macht der Filmindustrie. Viele Figuren und andere Filmtitel werden ins Spiel gebracht, was mich manchmal etwas verwirrt hat. Mary Rourke besticht durch ihre Kompetenz und Intelligenz und ich habe sie gerne begleitet. Die kurzen Kapitel enden immer mit etwas Ungewissen und regen damit die Fantasie an. Einiges bleibt allerdings auch ungelöst, was wohl der komplexen Geschichte geschuldet ist. Hier hätte ich mir gerne etwas weniger, dafür mehr Tiefe gewünscht, vor allem um die beiden Frauen aus der Hintergrundgeschichte. Die Story und die Verwicklungen wurden spannend, mystisch und interessant präsentiert und wirkten auf ihre Weise originell, doch letztendlich bleiben für mich einige Fragen zu der Story und den Protagonisten offen. Ist es also wirklich das Böse oder nur jemand, der in Ruhe gelassen werden will? Dies muss jeder für sich selbst beantworten.

Fazit:
Komplexe, spannende Story, die für mich jedoch einige Fragen offen lässt.

Bewertung vom 08.03.2024
Gruß aus der Küche (eBook, ePUB)
Noll, Ingrid

Gruß aus der Küche (eBook, ePUB)


sehr gut

Facettenreiche Küchencrew

Zum Inhalt:
Die 40-jährige Irma betreibt ein vegetarisches Restaurant, die Aubergine. Zur Seite stehen ihr; der Weltenbummler Josch, mit dem Sie etwas mehr verbindet und sich als Kellner und Buchhalter nützlich macht; ihre Schulfreundin und Küchenhilfe Nicole, die sich gerne auch als Klatschbase gibt; die 17-jährige Schulverweigerin Lucy als Mädchen für alles und den 80-jährigen Pensionär Dr. Soloth, der das Gemüse schnippelt. 5 Personen, die Tag für Tag zusammenarbeiten und unterschiedlicher nicht sein könnten, so ist es auch kein Wunder, dass es nicht nur zu Spaß und guten Unterhaltungen, sondern auch zu Missverständnissen und kleinen Ränkespielen kommt.

Meine Meinung:
Dies ist mein erstes Buch der Autorin Ingrid Noll. Durch ihren einfachen, flüssigen Schreibstil merkt man, dass sie ihr Handwerk versteht. Realitätsnah und überzeugend gibt sie jedem ihrer Protagonisten seinen eigenen Wortschatz, der das Alter, Bildung und Stil widerspiegelt, egal ob 80-jähriger Gemüsemann oder 17-jährige Jugendliche. Leider war mir das Denglisch aber etwas too much.
Abwechselnd wird aus der Sicht der einzelnen Figuren berichtet. Schonungslos weiht uns die Autorin in die Gedanken und Gefühlswelt von Irma und ihren Angestellten ein; dadurch wird das Buch zum Leben erweckt und ich erfahre kleine und große Geheimnisse. In dieser Küche findet das pure menschliche Leben statt, welches mit einem gewissen Charme und Humor dem Leser präsentiert wird. Feinheiten wie z.B. das Gedicht - Ein Jüngling liebt ein Mädchen - von Heinrich Heine runden das Ganze ab. Eigentlich passiert nichts und doch so viel, das hat die Autorin wunderbar herausgearbeitet. Ingrid Noll hat mich mit dem Gruß aus der Küche und der facettenreichen Küchencrew gut unterhalten.

Fazit:
Ingrid Noll hat mich mit dieser kleinen, feinen Geschichte gut unterhalten.