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asc259
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OELSNITZ/ERZGEBIRGE

Bewertungen

Insgesamt 37 Bewertungen
Bewertung vom 23.02.2024
Kantika
Graver, Elizabeth

Kantika


ausgezeichnet

Eine wunderschöne Geschichte. Am Beginn einiger Kapitel ist ein Schwarzweißfoto, das man sich zunächst eine Weile anschaut, bevor man zu lesen beginnt und irgendwo in dem Kapitel findet man dann etwas über die Entstehung dieser Fotos.
Elizabeth Graver hat das Leben ihrer Großmutter Rebecca in diesem außergewöhnlichen Roman verarbeitet. Sie verlebte eine unbeschwerte Kindheit in einer jüdischen Unternehmerfamilie in Konstantinopel, aus dem dann Istanbul wurde. Ab 1914 begann sich das Leben in der Familie Stück für Stück zu verschlechtern, am Ende blieb ihnen nur das Exil nach Barcelona, wo die Familie nie so richtig angekommen ist. Aus Mangel an geeigneten Kandidaten, sie mussten aus jüdischen Familien stammen, wurde Rebecca mit einem Mann verheiratet. Dieser war gesundheitlich stark eingeschränkt, ein Überbleibsel aus dem Ersten Weltkrieg. Das Paar bekam zwei Kinder, dann starb der Mann. Als Witwe schlug sich Rebecca mit Näharbeiten durchs Leben. Rebeccas Schwester, die in New York lebte, machte sie mit dem Witwer von Rebeccas Kindheitsfreundin bekannt. Was sie nicht wusste, er hatte eine von Geburt an stark behinderte Tochter. Rebecca setzte sich mit der Behinderung von Luna auseinander und mit viel Energie und jeder Menge Rückschläge holte sie das Mädchen ins Leben, sodass es sogar auf eine normale Schule gehen konnte. Rebecca und ihr Mann führten eine gute Ehe und sie lebten in bescheidenen Verhältnissen. Es kamen noch drei gemeinsame Kinder. Der Leser wurde in jede Station ihres Lebens mitgenommen, ob in Istanbul, Barcelona oder New York, erlebte die harte Zeit mit Luna die kleinen Erfolge und Rückschläge. Ein großartiges Buch! Leider gibt es nur fünf Sterne zu vergeben, ich hätte gerne mehr gegeben.

Bewertung vom 04.02.2024
Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1 (eBook, ePUB)
Helford, Anna

Frühlingsgeheimnisse / Season Sisters Bd.1 (eBook, ePUB)


sehr gut

Mit sechszehn ist Spring aus ihrem chaotischen Elternhaus, einer heruntergekommenen Farm in Wales, nach London geflohen, wo sie sich mehr schlecht als recht mit diversen Jobs und kleinen Diebstählen über Wasser gehalten hat. Sie wird zu Sozialstunden bei einer alten Dame, Sophia Fowlers, verurteilt und zum ersten Mal in ihrem Leben bekommt sie Struktur in ihren Tagesablauf. Ihr gefällt das und im Laufe der Zeit freunden sich die beiden Frauen an. Als ihnen bewusst wird, dass sie aus dem gleichen Ort in Wales kommen, begeben sie ich dorthin, um sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Da gibt es ein Geheimnis um Sophias Leben und diesem versucht Spring auf den Grund du kommen. Sie begegnet ihrer Jugendliebe wieder, der ein Enkel von Sophia ist.
Manchmal wirkt die Handlung etwas konstruiert und man meint, die Fortsetzung zu erkennen, doch dann nimmt diese einen völlig anderen Verlauf.
Dieses Buch ist das erste der Season-Sisters, es folgen noch drei weitere über Springs Schwestern, von denen wir hier schon zwei kennen gelernt haben.

Bewertung vom 26.01.2024
Mayfair House
Hay, Alex

Mayfair House


ausgezeichnet

Der Roman hat das Potential für einen spannenden Film. Dieser lief bei mir beim Lesen als Kopfkino ab. Ein Buch über starke Frauen.
Während eines Kostümballes wurde das prunkvollste Gebäude Londons leergeräumt. Der Besitzer, ein gewisser Mr de Fries ist als Diamantenminenbesitzer zu diesem unermesslichen Reichtum gelangt. Er war vor kurzem gestorben und seine Tochter gab einen Kostümball entgegen jeder Etikette. Sie ließ das Fest von ihrer Haushälterin Mrs King planen. Doch dann wurde diese von jetzt auf gleich entlassen, weil sie sich nachts im Männertrackt aufgehalten haben sollte.
Mrs King hatte den Plan, das Haus leer zu räumen schon lange im Kopf und mithilfe von sechs weiteren Frauen setzte sie den letztendlich auch in die Tat um. Der Leser wurde einbezogen in die Besprechungen zu diesem waghalsigen Plan. Wir lernen die sieben starken Frauen kennen und lieben mit all ihren Schwächen und familiären Verhältnissen. Auch Miss de Fries ist eine starke Persönlichkeit, die sich von niemandem etwas sagen lässt.
Hier sind es die Frauen, die den Ton angeben und bei der kleinen Lovestory ist es der Mann, der zu warten hat.
Ein hervorragendes Leseerlebnis.

Bewertung vom 14.01.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


sehr gut

Der Autor wird von einer Hundertjährigen Stararchitektin aufgefordert ihre Biografie zu schreiben. Es gibt bereits zwei Biografien von ihr, doch hier erzählt sie ihm von ihrer Kindheit in Sankt Petersburg der frühen Sowjetunion.
Sie schildert ihm diese Zeit aus dem Blickwinkel des Kindes, das sie damals war. Hunger, Elend und Tod waren etwas Alltägliches. Leichen von Verhungerten in den Straßen fanden keinerlei Beachtung. Ihre Eltern waren Intellektuelle, der Vater Architekt, die Mutter Forscherin. Vor der Revolution lebte sie in einem großen Haus, danach mussten sie sich eine kleine Wohnung mit Fremden teilen. Menschen aus ihrem Umfeld wurden ohne Weiters erschossen.
Intellektuelle waren "unliebsame Personen", die auf sogenannten Philosophenschiffen ausgewiesen wurden. Die Familie der Erzählerin gehörte zu diesen Personen und sie erzählt von der Zeit auf dem Schiff, auf dem sie in der 3. Klasse untergebracht waren. Nachts macht das Mädchen heimlich Erkundungstouren. Auf dem Deck der 1. Klasse begegnet sie Lenin, der zu jener Zeit aufgrund von Schlaganfällen im Rollstuhl sitzt und liest. Sie kommt mit ihm ins Gespräch.
Der Autor hat die historischen Ereignisse jener Zeit recht gut recherchiert. Es ist ein Stück Geschichte, die wir in der DDR vollkommen anders vermittelt bekommen haben.
Am Ende bleibt offen, ob die Begegnung mit Lenin Wahrheit oder Fiktion ist.

Bewertung vom 12.12.2023
Die vermisste Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.2
Lane, Soraya

Die vermisste Tochter / Die verlorenen Töchter Bd.2


sehr gut

Auch der zweite Band dieser Töchter- Serie liest sich flüssig und man kann sich einlassen auf Herz-schmerz und große Liebe. In den Zeitsprüngen findet der Leser schon früh die Verbindung heraus, wonach Claudia, die Protagonistin sucht. Das ist aber kein Manko. Wieder ist die Großmutter, die adoptiert wurde schon nicht mehr am Leben, wieder geht es um eine große Liebe in der Gegenwart und eine in der Vergangenheit. Auch hier geht die Linie zurück in eine bekannte Familie der Superlative, der reichsten Familie Kubas. Und auf der Suche nach den Zusammenhängen begegnet Claudia gleich mal der Liebe ihres Lebens. Im Großen und Ganzen finde ich ja dergleichen Familiengeschichten und -geheimnisse interessant und ich lese solche Romane auch immer wieder gerne. Aber müssen es immer wieder die Reichen, Schönen oder Berühmten sein? Doch manchmal muss man auch so einen „Alles wird gut!“ – Roman lesen. Daher bekommt er von mir trotzdem noch 4 Sterne.

Bewertung vom 06.12.2023
Die Unbestechliche
Welser, Maria von;Horbas, Waltraud

Die Unbestechliche


ausgezeichnet

Ein gelungenes Werk. Wir werden mitgenommen auf den beruflichen Werdegang von Alice, einer Redakteurin von der Volontärin bis zur Radiosprecherin. Waltraut Horbas verarbeitet in diesem Ro-man eine Menge autobiografischer Züge von Maria von Weber, einer Fernsehredakteurin in ihren frühen Jahren. Es war damals nicht einfach, Fuß zu fassen in einem Bereich, in denen die Männer das Sagen hatten und schon gar nicht als Ehefrau und Mutter. Auf der einen Seite konnte sie sich glücklich schätzen, dass ihr Mann ihr hier ihren Freiraum gelassen hat, doch mit den Kindern hat er sie stets alleine gelassen. Ich als gelernte DDR-Bürgerin würde jetzt einwenden, dass die Kinderbetreuung da besser geregelt war, allerdings war man als Redakteurin politisch nicht unabhängig. Der Roman ist vollgespickt mit hervorragenden Metaphern. Alice geht unerschrocken ihren Weg, sagt offen ihre Meinung und bringt so manches Mal auch engstirnige Chefs zum Nachdenken. Und am Ende siegt hier die freie Meinungsäußerung.

Bewertung vom 22.11.2023
Die Eisfischerin vom Helgasjön
Lamberti, Frieda

Die Eisfischerin vom Helgasjön


sehr gut

Der Anfang des Buches klang irgendwie nach Klischee, nach Beziehungs- und Persönlichkeitsproblemen einer Enddreißigerin. Trotzdem lässt es sich flüssig lesen und hat dann ab der Mitte noch einige Überraschungen bereitgehalten.
Riecke und Marco sind seit 7 Jahren ein Paar. Die Luft ist raus aus der Beziehung, Riecke findet das normal, obwohl es immer wieder Situationen gibt, in denen sie sich über ihn ärgert. Wegen einer Knieverletzung infolge eines Unfalls kann Riecke nicht mit ihm und den gemeinsamen Freunden in den Skiurlaub fahren. Rieckes Mutter tritt ihr ihre Reise nach Kiruna ab, die sie angeblich bei einer Tombola gewonnen hatte und so fährt Ricke nach Nordschweden. Unterwegs trifft sie zufällig ihren Studienfreund Theo. Sie verbringen ein paar Tage gemeinsam und sie bemüht sich, sich nicht in ihn zu verleiben. Und dann wird ihr Freund Marco nach einem Lawinenunglück vermisst.

Bewertung vom 27.10.2023
Endstation Malma
Schulman, Alex

Endstation Malma


ausgezeichnet

Anfangs sieht es so aus, als ob alle mit dem gleichen Zug fahren. Doch dann erkennt man, dass zwischen den einzelnen Reisen Jahrzehnte liegen.
In den Siebzigern fährt Harriet mit ihrem Vater mit diesem Zug, das Ziel ist am Anfang noch nicht bekannt, ist nur aus dem Titel zu erkennen, dass es Malma sein muss.
2001 dann nimmt diese Harriet mit ihrem Ehemann den Zug nach Malma.
Und in der Zeit heute ist es ihre Tochter Yana die sich auf die Reise begibt.
In den einzelnen Erzählsträngen werden dann so nach und nach die Lücken in den Zusammenhängen gefüllt mit Rückblicken und Episoden. Der Roman wird aus der jeweiligen Sicht von Harriet als Kind, Oskar, ihrem späteren Ehemann und der Tochter Yana erzählt. Dabei wird der Finger immer wieder in die offenen Wunden gelegt. Jeder ist ein bisschen Antiheld.
Am Ende schließt sich zwar der Kreis, jedoch vieles bleibt ungesagt. Das tut dem Buch keinen Abbruch.

Bewertung vom 14.10.2023
Das einzige Kind
Lind, Hera

Das einzige Kind


ausgezeichnet

Da wird ein kleiner Junge in einfachste Verhältnisse hineingeboren. Seine Mutter ist noch sehr jung und mit dem kleinen Djoko völlig überfordert. Wenn er sie stört, und das ist oft der Fall, denn Djoko ist ein aufgewecktes Kerlchen, schlägt sie ihn mit einer Weidengerte. Nur mit Schlägen lassen sich die Kinder bändigen, dieser Meinung ist auch die Nachbarin. Djokos Vater allerdings ist da nicht so. Geduldig versucht er die vielen Fragen des Kleinen zu beantworten. Doch er ist oft nicht zu Hause, er ist dann auf der Jagd.
Doch dann kommt der Krieg. Mordende Banden ziehen durch das Land und ermorden jeden, der ihnen vor das Gewehr kommt. Djokos Vater geht mit den Partisanen in den Wald und für den kleinen Djoko beginnt eine Flucht, die ihn immer wieder an den Rand des Todes führt. Wie durch ein Wunder überlebt er diese Zeit. Seine Mutter und Großmutter kommen ums Leben. Schwer verletzt gibt es immer wieder Menschen, die ihm helfen, doch immer wieder verliert er diese, sobald er sich bei ihnen wohlfühlte. Partisanen helfen den Flüchtlingen, er wird so eine Art Maskottchen bei der in Mostar stationierten SS, Auf der Flucht nach Österreich wird der Zug bombardiert. Er erlebt so viel Schreckliches, was man sich nur denken kann. Auch in Wien kommt er nicht zur Ruhe, wieder Flucht nach Kärnten. Wenn man bedenkt, dass ein Kind das alles erlebt hat, dass davon nichts ausgedacht und dazu gedichtet wurde, kann man sich nur freuen, dass es sich am Ende zu einem wertvollen Menschen entwickeln konnte. Ein Buch das einen mitnimmt und immer wieder habe ich mit dem kleinen Djoko – später Franz – gebangt und geweint. Auch wenn mir klar war, dass es für ihn gut ausgehen würde, denn das sind ja seinen Erinnerungen.

Bewertung vom 13.09.2023
Der Weg ins Apfelreich
Fredriksson, Anna

Der Weg ins Apfelreich


ausgezeichnet

Es ist das letzte Buch einer Trilogie von Anna Fredriksson über drei Frauen aus drei Generationen im beschaulichen Südschweden. Das Sommerbuch hatte ich gelesen, das Frühlingsbuch noch nicht. Jetzt also das Herbstbuch. Wie auch das Sommerbuch, hat man auch hier nicht viel verpasst, wenn man die Vorgänger nicht kennt. Lücken werden geschlossen, wenn die Ereignisse mal erwähnt werden. Also, das ist alles in allem ein in sich geschlossener Roman.
Es werden die Ereignisse immer aus Position von Vanja, der Großmutter, Sally ihrer Tochter und Josefine, ihrer Enkelin erzählt. Vordergründig geht es hier um Vanja. Sie hatte vor fast fünfzig Jahren Mann und Kind verlassen und ist mit einer Freundin nach Kuba geflogen. Vanja ist eine begnadete Künstlerin, dessen ist sie sich jedoch erst in den letzten Jahren bewusst geworden.
Der Roman nimmt uns mit zu Vanjas Wurzeln. Als Achtjährige wurden sie und ihr kleiner Bruder „in Obhut“ genommen, weil ihre Mutter als nicht erziehungsfähig galt. Man trennte die Geschwister, sie kamen in unterschiedliche Heime und Vanja kam ich eine wohlhabende Pflegefamilie in die sie sich niemals einpasste. Sobald sie volljährig war, zog sie dort aus. Sie heiratete Sallys Vater, fühlte sich jedoch in der Enge des südnorwegischen Dorfes nicht wohl.
Die komplizierten Beziehungen zwischen den drei Frauen werden jeweils aus anderer Sicht beleuchtet. Sally will mehr über ihre Mutter erfahren, die sich zunächst dagegen wehrt. Doch alles läuft behäbig. Einen großen Paukenschlag gibt es nicht. Trotzdem geht die eine oder andere Episode unter die Haut. Alles wird gut ausgehen zwischen den Dreien.