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Ulgu1978

Bewertungen

Insgesamt 45 Bewertungen
Bewertung vom 16.08.2025
Wir sehen uns wieder am Meer
Teige, Trude

Wir sehen uns wieder am Meer


sehr gut

Norwegen in Kriegszeiten
Das Cover verspricht eine Leichtigkeit, die leider nicht vorhanden ist. Der Roman erzählt von der schwierigen Zeit als Norwegen von den Deutschen besetzt war und viele russische Kriegsgefangene in Lagern leben und Zwangsarbeit durchführen mussten. Widerstand gegen die deutschen Besatzer war gefährlich und doch gab es eine Gruppe mutiger Norweger/innen, die im Untergrund agierten. Eines Tages stößt die Krankenschwester Birgit zu ihnen und hilft verwundete russische Kriegsgefangene zu pflegen. Dabei verliebt sie sich in Alexander und verhilft ihm zur Flucht. Gleichzeitig lernt sie die schwangere ukrainische Zwangsarbeiterin Nadia kennen und hilft ihr, dem Lager und der Arbeit in der Fischfabrik zu entkommen.
Birgits zusätzliche Agententätigkeit und das verbotene Verhältnis zu Alexander bringen sie in große Schwierigkeiten, denen sie sich standhaft versucht zu widersetzen.
Die Figur Birgit ist aus den zusammengefassten Schicksalen zweier tatsächlich damaliger norwegischer Agentinnen entstanden. Trotzdem hat mich teilweise das naive Agieren Birgits verwundert und ich hatte Schwierigkeiten diese nachzuvollziehen. Aber vielleicht passt hier auch der Spruch, dass "Liebe blind macht".
Wer sich für die Situation der Kriegsgefangenen und Zwangsarbeiter interessiert, ist bei diesem Buch gut aufgehoben.

Bewertung vom 15.08.2025
Anna oder: Was von einem Leben bleibt
Sußebach, Henning

Anna oder: Was von einem Leben bleibt


ausgezeichnet

Zeitreise mit Familienanschluss

Henning Sußebach versucht mit diesem Buch seiner Urgroßmutter - die er nie kennengelernt hat - ein schriftliches Denkmal zu setzen.
Anna wird 1867 in eine aus heutiger Sicht frauenfeindliche Welt hineingeboren. Schon früh entflieht sie den schwierigen Familienverhältnissen, um Lehrerin zu werden. Ein Beruf, der damals nur unverheirateten Frauen zugestanden wurde. Mit einer späteren Hochzeit verloren die Frauen automatisch ihren Arbeitsplatz und auch sämtliche Rentenansprüche. Respekt konnten sich die Frauen nur durch eine "harte Hand" (Schläge gegen die Schüler/innen) verschaffen. Aber Anna beißt sich durch und darf nach 12jähriger heimlicher Liebe ihren Clemens heiraten mit den zuvor genannten Einschränkungen. Nach seinem Tod darf Anna aufgrund seiner testamentarischen Verfügung sämtliche Geschäfte seiner Familie übernehmen. Dieser Umstand und auch, dass Anna nach Clemens' Tod einen Sohn zur Welt bringt, wird von der Familie ihres verstorbenen Mannes nicht gern gesehen. Aber Anna ist hart im Nehmen und trotzt allen Feindseligkeiten.
Henning Sußebach schafft es mit den ihm von seiner Urgroßmutter gebliebenen Fotos, Postkarten und Gegenständen Annas Lebenslauf in groben Zügen nachzuvollziehen. Dabei hilft ihm vor allem seine Vorstellungskraft. Die eingestreuten, seinerzeit aktuellen wirtschaftlichen und politischen Ereignisse helfen dem Leser sich in die damalige Zeit hineinzuversetzen.
Der durchaus lesenswerte Bericht über eine starke Frau, die es verstanden hat, sich über die damaligen Konventionen hinwegzusetzen.
Von mir eine klare Lesepfehlung.

Bewertung vom 14.08.2025
Am Meer ist es schön
Leciejewski, Barbara

Am Meer ist es schön


ausgezeichnet

Schwarze Pädagogik

Susanne Lach, eines von vielen Millionen (!) Kindern, die zwischen 1950 und 1980 in Kurheime verschickt wurden. Dieser Roman über Susannes Schicksal und ihrer Freunde ist beispielhaft für das, was viele Kinder während dieser sogenannten Kuren erleiden mussten. Jedes noch so kleine Aufbegehren gegen die strengen Reglementierungen wurde zum Teil mit unmenschlichen Methoden hart bestraft. Besonders schwer zu ertragen und völlig unverständlich ist, dass all' diese Taten gegenüber wehrlosen Kindern von den sogenannten "Tanten" vollzogen wurden.
Barbara Leciejewski hat diesen Roman nach ausführlicher Recherche sehr eindringlich geschrieben. Das Schicksal dieser Kinder ist schwer zu ertragen und es verwundert nicht, dass sie für ihr späteres Leben traumatisiert sind. In dieser Geschichte wiegt besonders schwer, dass Susanne nach ihrer Rückkehr Lügen und blühende Fantasie unterstellt werden, als sie von den Gräueltaten erzählt.
Erholsam fand ich, dass die Berichte aus der Verschickungszeit sich mit den Erzählungen der erwachsenen Susanne abwechselten.
Barbara Leciejewski gibt mit ihrem Buch allen Kindern eine Stimme, die damals diese oder ähnliche Dinge während ihrer Verschickung erleben mussten.
Ein unbedingt lesenswertes Buch!

Bewertung vom 13.08.2025
Die Verlorene
Georg, Miriam

Die Verlorene


ausgezeichnet

Familiäre Spurensuche
Ein interessantes Cover und ein Titel, den ich lange nicht einordnen konnte, haben mich dieses Buch in die Hand nehmen lassen. Und dann hat mich die Geschichte von Änne, Luise, Ellen und Laura so fasziniert, dass ich es nicht wieder beiseite legen konnte.
Änne und Luise sind Zwillingsschwestern und erleben als ganz junge Frauen die Kriegszeiten auf dem Pappelhof in Schlesien. Sie sind, wie es häufig bei Zwillingen es der Fall ist, unzertrennlich. Trotz ihrer äußerlichen Ähnlichkeit sind sie charakterlich völlig verschieden und doch kann die eine nicht ohne die andere sein. Die Erlebnisse während der Kriegszeiten hinterlassen allerdings ihre Spuren und verändern auf einem alles.
Ca. 75 Jahre später versuchen Ellen und ihre Tochter Laura nach dem Tod ihrer Mutter bzw. Großmutter, die vielen verschwiegenen Familiengeheimnisse zu lüften. Sie reisen schließlich nach Schlesien, finden den Pappelhof und hoffen, dort Antworten auf ihre Fragen zu erhalten.
Miriam Georg erzählt abwechselnd in zwei Zeitebenen was Änne und Luise widerfährt und wie viel Ellen und Laura herausfinden. Damit und mit ihrem flüssigen Erzählstil schafft sie es spielend, den Spannungsbogen aufrecht zu erhalten und den Leser zu fesseln.
Ein Buch, dass ich trotz all der tragischen Ereignisse darin gern gelesen habe und es nur weiterempfehlen kann.

Bewertung vom 02.08.2025
Der Barmann des Ritz
Collin, Philippe

Der Barmann des Ritz


ausgezeichnet

Contenance bewahren
Das Cover fällt auf und passt zum Inhalt. So stellt man sich die Bar im Ritz zu jener Zeit vor.
1940, die deutsche Armee hat die Macht über Frankreich übernommen und die Luxushotels besetzt, auch das legendäre Hotel Ritz.
Die Bar im Ritz in Paris, das Refugium von Barmann Frank Meier, wird zum Schauplatz der Ereignisse zu Kriegszeiten. Und hier treffen sich nicht nur die deutschen Besatzer, sondern auch die berühmten Mitglieder der französischen Hautevolee. Wir lernen u.a. Madame Ritz, Gabrielle Chanel, Barbara Hutton, um nur einige Berühmtheiten dieser Zeit zu nennen, kennen und erfahren wie gut (oder schlecht) sie mit den Ereignissen zu Kriegszeiten umgehen konnten. Und Frank Meier ist für sie alle ein Ankerplatz in diesen unruhigen Zeiten. Sie frönen zunächst dem Luxus, obwohl die Welt um sie herum in Schutt und Asche versinkt.
Frank Meier versucht in dieser Zeit Haltung zu bewahren, in der Hoffnung, dass niemand erfährt, dass er Kind jüdischer Eltern ist. Jede Nachricht über Denunziationen und Deportierungen von Juden ängstigt und verunsichert ihn, er versucht aber, sich nichts anmerken zu lassen.
Er bangt aber nicht nur um sein eigenes Leben, sondern auch um das seines Lehrlings Luciano und seiner heimlichen Liebe Blanche, die auch beide Juden sind.
Durch vereinzelte Tagebucheintragungen erfahren wir mehr über das Leben und den Werdegang von Frank Meier.
Philippe Collin beschreibt in seinem Buch nicht nur das Leben im Ritz, sondern auch das Weltgeschehen von Juni 1940 bis August 1944. "Der Barmann des Ritz" ist ein auf realen Ereignissen und Personen basierender Roman. Dies unterstreicht der umfangreiche, teils bebilderte, Anhang, in dem die im Roman erwähnten Personen vorgestellt werden.
Ich gebe zu, ich habe mich auf den ersten Seiten an den Schreibstil des Autors gewöhnen müssen, bin aber der Meinung, dass er letztendlich gut zu diesem Thema passt.
"Contenance bewahren", ich glaube dieser Ausdruck passt perfekt zu Frank Meier und diesem Buch. Beide, Buch und Frank Meier, haben mich als Leser sehr beeindruckt.

Bewertung vom 30.07.2025
Der Trailer / Donkerbloem Bd.1
Geschke, Linus

Der Trailer / Donkerbloem Bd.1


ausgezeichnet

Was geschah vor 14 Jahren?
Das düstere Cover hat mich auf einen spannenden Thriller hoffen lassen und ich wurde nicht enttäuscht.
Der Trailer war tatsächlich mein erster Linus Geschke und hat mich das gesamte Buch über in seinen Bann gezogen.
Worum geht es?
Frieda Stahnke, ein suspendierte Kommissarin, erfährt durch einen Podcaster von einem nicht aufgeklärten Vermisstenfall und wird von ihm dazu interviewt. Lisa Martin verschwand vor 14 Jahren während ihres Urlaubs von einem Campingplatz. Durch den Podcast werden einige Personen aufgeschreckt, die sich damals zur selben Zeit auf dem Campingplatz aufgehalten hatten. Frieda erhält einen anonymen Anruf, der sie veranlasst, sich intensiver mit diesem Cold Case zu befassen.
Aber nicht nur Friedas Interesse ist geweckt. Auch Wout Meertens im Gespann mit seinem Mitarbeiter Tayfun und seiner Mieterin Kathinka beginnt weiter nachzuforschen.
Alle vier Charaktere haben so ihre Leichen im Keller und trotzdem entwickelt man Sympathien für dieses ungewöhnliche Ermittlerquartett.
Fazit:
Der Trailer ist der Auftakt einer Trilogie, der meines Erachtens nicht spannender sein kann. Ich kann es kaum erwarten bis der zweite Band erscheint. Ein Pageturner, den sich kein Krimifan entgehen lassen sollte.

Bewertung vom 22.07.2025
Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2
Cors, Benjamin

Aschesommer / Gruppe 4 ermittelt Bd.2


ausgezeichnet

Ungewöhnliche Mordserie
Nachdem mich "Krähentage" begeistert hatten, war ich gespannt auf die Fortsetzung mit "Aschesommer".
Die Gruppe 4, im Vordergrund Jacob Krogh und Mila Weiss, ist inzwischen eingespieltes Ermittlerteam. In Aschesommer muss die Gruppe 4 in einem ungewöhnlichen Fall ermitteln. Ungewöhnlich deshalb, weil der Hauptverdächtige seit mehreren Jahren in einer psychiatrischen Klinik lebt und diese nicht verlassen darf. Er kann sehr manipulativ auf Menschen einwirken. Darum werden die in seiner unmittelbaren Umgebung tätigen Menschen häufig ausgewechselt, um sie vor seiner Beeinflussung zu schützen. Für Mila und Jacob steht bald fest, dass dieser Psychopath für die Morde verantwortlich ist. Aber wie ist das möglich, wenn er die Klinik nicht verlassen kann? Versuche, ihm in mehreren Vernehmungen Hinweise zu entlocken, schlagen fehl. Und so ist das gesamte Team der Gruppe 4 gefordert, das Rätsel zu lösen und den möglichen Helfershelfer zu finden.
Ein spannender Thriller, den man nicht aus der Hand legen kann. Für Krimifans ein Muss.

Bewertung vom 19.07.2025
Der Garten der kleinen Wunder
Koelle-Wolken, Patricia

Der Garten der kleinen Wunder


ausgezeichnet

Sommergarten
Das sommerlich gestaltete Cover lädt zum Verweilen ein und hatte mich auf dieses Buch neugierig gemacht. Und ich wurde nicht enttäuscht.
Toja entdeckt eines Tages Vica, ein vierzehnjähriges Mädchen, an ihrem Gartenzaun und bittet sie zu sich herüber. Es beginnt eine zarte Freundschaft zwischen den beiden. Vica erinnert Toja an ihre eigene Kindheit und Jugend, in der sie sich durch die Anforderungen von ihrer Mutter, der Schule und der Menschen erdrückt fühlte. Beide stellen fest, dass sie die Erwartungen aller um sich herum nicht erfüllen können. Menschmassen, Trubel oder im Vordergrund stehen sind nicht ihre Stärken.
In Rückblicken erzählt Toja wie sie es geschafft hat, ihre "Schwächen" zu akzeptieren und darin ihre Stärke zu sehen. Sie gibt damit Vica den Halt, den sie dringend benötigt.
Wenn Patricia Koelle-Wolken ihren Blumengarten beschreibt, sieht man die Blütenpracht förmlich vor sich und hat das Gefühl mitten drin zu stehen.
Ein ausgesprochen schönes Buch darüber, wie wichtig es ist, auf sich selbst zu vertrauen und das Anderssein nicht als Makel sondern als Chance zu sehen.
Eine ganz und gar unaufgeregte Geschichte, die mich trotzdem in ihren Bann gezogen hat. Ein Sommerlesebuch, das bei mir ein wohliges Gefühl hinterlassen hat. Ich habe jede Zeile genossen.

Bewertung vom 13.07.2025
Ihr werdet sie nicht finden
Winkelmann, Andreas

Ihr werdet sie nicht finden


sehr gut

Zwei verschwundene Mädchen
Ein neuer Winkelmann mit einem auffälligen Cover, von mir mit Spannung erwartet.
Das Buch beginnt mit den Geschehnissen aus der Vergangenheit, genauer gesagt vor sieben Jahren. Die Tochter von Kommissar Jonas verschwindet während/nach einer Party und ist auch nach intensiver Suche nicht auffindbar. Jonas, der eine Vermutung hat, wer für das Verschwinden seiner Tochter verantwortlich ist, begeht einen schwerwiegenden Fehler, der auch dazu führte, dass er aus dem Polizeidienst ausscheiden musste. Das Schicksal seiner Tochter blieb trotzdem ungeklärt.
Sieben Jahre später wird Privatdetektivin Franca damit beauftragt, die Enkelin einer Bankiersfrau ausfindig zu machen, die sie seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat.
Im Laufe ihrer Ermittlungen trifft Franca auf Jonas und beide erkennen, dass die beiden Vermisstenfälle zusammenhängen und ermitteln gemeinsam.
Dies ist nicht mein erstes Buch von Andreas Winkelmann. Es war nicht der Pageturnier wie ich es von ihm gewohnt bin. Und doch war es eine spannende Geschichte, die durchaus lesenswert ist.

Bewertung vom 07.07.2025
Standing Ovations
Runcie, Charlotte

Standing Ovations


gut

Wie weit darf Rache gehen? Wie geht man damit um, wenn man der Betroffene ist und gibt sie dem Ausübenden Genugtuung?
Mit diesen Fragen beschäftigt sich der vorliegende Debütroman von Charlotte Runcie.

Schauplatz des Geschehens ist Edinburgh während eines Theaterfestivals, in dem bekannte und unbekannte Künstler auftreten und auf eine gute Kritik hoffen. Aber da ist Alex, ein bekannter Theaterkritiker, dessen Markenzeichen seine schonungslosen Kritiken sind. Und so ist es für ihn selbstverständlich, dass er eine vernichtende Kritik über die Debütperformance von Haley Sinclair schreibt. Er gibt ihrem Auftritt nur einen Stern, weil es ihm nicht erlaubt ist, gar keinen Stern zu geben... und stellt seinen Bericht sofort online. Dass er Haley Sinclair noch am selben Abend trifft und sogar die Nacht mit ihr verbringt, ist für ihn kein Grund, seine Kritik zu ändern. Und so bleibt es nicht aus, dass Haley am nächsten Morgen brühwarm aus Internet und Zeitung erfährt, wie Alex über sie geurteilt hat. Und wie geht es nun weiter?
Ein guter Einstieg in die Geschichte, die aus Sicht seiner Kollegin erzählt wird, die sich zur selben Zeit in Edinburgh aufhält. Und interessant das Verhalten von Alex, Haley und der Erzählerin als Alex' Kollegin. Leider lässt die Spannung nach dem ersten Drittel des Romans nach und Charlotte Runcie begibt sich auf Nebenschauplätze, die meiner Meinung nach für die Geschichte nicht unbedingt wichtig sind. Ein interessantes Thema mit einem guten Beginn, bei dem der Leser auf das Ende gespannt ist.