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antjemue

Bewertungen

Insgesamt 72 Bewertungen
Bewertung vom 26.11.2024
Tote Augen / Georgia Bd.3
Slaughter, Karin

Tote Augen / Georgia Bd.3


sehr gut

Sara Linton ermittelt mit Will Trent und Faith Mitchell

Es ist schon einige Jahre her, dass ich dieses Buch aus der Georgia Reihe der US-amerikanischen Thriller Autorin Karin Slaughter zum ersten Mal las. Tote Augen ist bereits der 3. Teil, den ich nun mit einem in diesem Jahr neu erschienenen eBook (ich bevorzuge mittlerweile die digitalen Ausgaben, weil ich da Schrift größer stellen kann) zum zweiten Mal gelesen habe. Das damals gelesene Print-Exemplar hatte ich verschenkt.

Dreieinhalb Jahre sind seit der großen Tragödie im Leben von Dr. Sara Linton vergangen. Sie wohnt inzwischen wieder in Atlanta, versucht mit Hilfe ihrer anstrengenden Arbeit als Notärztin im Grady Hospital Abstand zum seelischen Loch ihres Privatlebens zu finden und trägt den Brief der Frau, die sie für die damaligen Geschehnisse verantwortlich macht, noch immer ungeöffnet mit sich herum.

Plötzlich wird sie bei ihrer Arbeit in der Notaufnahme mit einer Serie grausamer Folterungen und Morden konfrontiert, bei denen sie als ehemalige Rechtsmedizinerin nicht tatenlos zusehen kann. Daher schaltet sie sich, trotz der schmerzhaften Erinnerungen, die von den Ereignissen geweckt werden und die sie eigentlich hinter sich lassen wollte, in die Ermittlungen der GBI Agenten Will Trent und Faith Mitchel ein…

Von Anfang an zog mich Karin Slaughter wieder mit ihrem flüssigen und leicht lesbaren Schreibstill in den Bann und spätestens mit dem ersten Auftauchen von Sara Linton, Will Trent und Faith Mitchell fühlte ich mich auch wieder zu Hause, bei guten alten Bekannten. Wobei ich betonen muss, das Stück heile Welt, welches in der Grant County Reihe ihre Familie war, gibt es für Sara so nicht mehr. Sie ist jetzt in die deutlich rauere Welt der Ermittler in Atlanta eingezogen und bislang auch die einzige der aus dem County bekannten Protagonisten, die wieder agiert.

Und das tut sie meiner Meinung nach, neben Faith und Will ziemlich gleichberechtigt. Rein menschlich gesehen, haben mir in der Geschichte die Entwicklungen der Charaktere von Sara, Faith und Will, mit einigen Abstrichen, sehr gut gefallen. Nicht so gut gefiel mir allerdings der Umgang mit der Volkskrankheit Diabetes. Dieser wurde meiner Meinung nach über weite Strecken nicht gerade realistisch dargestellt und ich hatte das Gefühl, dass die Autorin dazu nicht so gründlich recherchiert hatte, wie ich es sonst von ihr gewohnt bin. Weiterhin nervte mich diesmal auch der Umgang mit Wills Handicap – der Legasthenie – ein bisschen. Inzwischen wissen auch Amanda und Faith darüber Bescheid und es gibt sehr viele Möglichkeiten, Betroffenen das Leben zu erleichtern. Irgendwie wäre es an der Zeit, das Problem mal anzugehen, sonst wird es unglaubwürdig.

Die der Handlung diesmal zugrundeliegenden Verbrechen an Frauen empfand ich als äußerst abscheulich. Allerdings muss ich sagen, dass mein Mitgefühl mit den Opfern deutlich abflachte, je mehr ich über ihren Charakter erfuhr und das erschütterte mich fast noch mehr. Meine Gedanken kamen zwar nicht auf die Stufe, dass sie es verdient hätten, aber lediglich ein Schwarz-Weiß-Denken, war mir nicht mehr möglich und ich denke, dass war genau das, was die Autorin damit erreichen wollte. Was den Täter betrifft. Den hatte ich anfangs sogar schon mal auf dem Schirm, ließ mich dann aber längere Zeit an der Nase herumführen. Den Showdown empfand ich, nach einigen Längen zwischendurch, zwar als sehr aufregend, aber hier kamen mir ein paar Sachen zu konstruiert rüber, um wirklich glaubhaft zu wirken.

Das Ende mit einem fiesen Cliffhanger empfand ich für mich diesmal nicht so schlimm, wie beim ersten Lesen, denn die Fortsetzung der Reihe ist inzwischen ja bereits erhältlich. Als Einstieg in die Bücher von Karin Slaughter halte ich „Tote Augen“ jedoch nicht geeignet. Obwohl auch hier der eigentliche Fall abgeschlossen wird, empfehle ich vorher sowohl das Lesen der Grant County Reihe (6 Bücher), als auch das Lesen der beiden Vorgänger der Georgia Reihe, jeweils in der richtigen Reihenfolge. Das Privatleben der Ermittler bringt jedes Mal doch einiges an Gewicht mit ein und sonst wird viel zu viel vorweggenommen. Außerdem glaube ich, dass man dann – trotz diverser Kurzerklärungen zu den bereits aus den Vorgängern bekannten Protagonisten – etliche Reaktionen nicht richtig deuten kann.

Bewertung vom 22.11.2024
Zerstört / Grant County Bd.6 (eBook, ePUB)
Slaughter, Karin

Zerstört / Grant County Bd.6 (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Der Titel ist Programm

Vor mehr als 15 Jahren habe ich die Grand County Reihe schon einmal als Printausgaben gelesen und war damals davon begeistert. Nun habe ich kürzlich einen Reread der Reihe gestartet, weil ich alle 6 Bücher nun auch als eBooks auf meinem Reader hatte. Die Printausgaben habe ich mittlerweile verschenkt. Inzwischen lese ich fast nur noch eBooks, weil man da die Schrift größer stellen kann und sie zuhause keinen Platz wegnehmen.

Zerstört ist der 6. Teil der Grand County Reihe der US-Amerikanischen Thriller-Autorin Karin Slaugther. In den ersten fünf Teilen der Grant County Reihe; Reihenfolge: 1. Belladonna, 2. Vergiss mein nicht, 3. Dreh dich nicht um, 4. Schattenblume und 5. Gottlos; habe ich als Leserin mit großer Spannung die Aufklärung von Verbrechen verfolgt, die man in einem verschlafenen Nest wie Heartsdale so eigentlich gar nicht erwartet.

Die Kinderärztin Dr. Sara Linton ist enttäuscht. Die Eltern eines ihrer kleinen Patienten, der an Leukämie gestorben ist, haben einen Kunstfehlerprozess gegen sie ins Rollen gebracht. Sara ist sich selbst keines Fehlers in der Behandlung des Kindes bewusst. Doch allein die Tatsache, dass sie ihm nicht helfen konnte, dass ihm keiner helfen konnte, lässt sie sich trotzdem schuldig fühlen. Sie hat vor einer Woche ihre Klinik geschlossen, da ihr guter Ruf so oder so zerstört ist. Die Eltern des Jungen, den sie bis zum bitteren Ende begleitete, kennt Sara seit ihrer Schulzeit, sie hat sie sogar einmal als Freunde betrachtet. Jetzt geht es nur noch um Geld. Die Anwältin, die das Ehepaar engagiert hat, arbeitet mit allen Mitteln und holt dabei Begebenheiten aus Saras Leben hervor, die sie längst bewältigt glaubte. Glücklicherweise hat sie jedoch ihre Familie, die hinter ihr steht und vor allem ihren Mann, den Polizeichef Jeffrey Tolliver.

Als dieser einen Anruf des Sheriffs aus der Heimatstadt seiner Detective Lena Adams erhält, mit der Nachricht, dass Lena dort im Krankenhaus ist und unter Arrest steht, will er sich sofort auf den Weg nach Reese machen um ihr (wieder einmal) aus der Patsche zu helfen. Statt des Widerstandes, den er von seiner Frau Sara erwartet hat, begleitet sie ihn. Für Sara ist es eine willkommene Ablenkung von dem an ihren Nerven zerrenden Prozess. In Reese angekommen, suchen sie zuerst das Krankenhaus auf. Nachdem sie eine Weile hingehalten wurden, können sie endlich zu ihr. Lena reagiert auf ihren Anblick ungewohnt panisch und schickt sie weg. Als Sara es noch mal allein versucht, lässt sie sich von ihr übertölpeln und verhilft ihr dabei ungewollt zur Flucht...

Die Geschichte spielt diesmal, im Gegensatz zu den Vorgängern, nur ganz kurz im Grant County. Die meiste Zeit halten sich die Protagonisten in der Stadt Reese auf, in der Lena aufgewachsen ist. Es beginnt, ohne dass der Leser über Ort und Zeit Bescheid weiß, mit einem grausamen Verbrechen, bei dem nur die beteiligte Lena die Verbindung zur eigentlichen Geschichte darstellt und ihre Rolle bleibt lange Zeit unklar. Dann teilt sich der Plot in zwei Handlungsstränge, für den verschiedene Zeitformen gewählt werden. Die Gegenwart für die Aufklärungsversuche von Sara und Jeffrey und die Vergangenheit für Lenas Erlebnisse einige Tage und Jahre zuvor. Später fließen beide Stränge dann zu einem zusammen.

Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt flüssig und gut verständlich. Die Szenenwechsel zwischen den Handlungssträngen sind immer extrem gut gewählt, so, dass ich als Leserin von Dingen wie den Eindrücken und Meinungen von Sara und Jeffrey, der persönlichen Geschichte Lenas oder Grauen der Gesellschaft wie Rechtsradikalismus und Drogenproblematik, die ganze Zeit gefesselt war. Der Spannungsbogen baut sich dabei stetig auf, bis er sich dann in einem hochdramatischen ersten Finale in einem Sumpf aus Menschenverachtung und Korruption entlädt.

Doch diesmal setzt Karin Slaugther noch eins drauf. So ließ die Autorin die Fans der Reihe dann mit einem Ende zurück, welches mich aus reinen Sympathiegründen mit den mir lieb gewordenen Protagonisten eigentlich total verstörte und damit letztendlich auch das Ende der Reihe, so wie sie einmal war, bedeutete. Aber trotz meiner persönlichen Einstellung dazu, fand ich schon damals und jetzt immer noch, dass sie dieses mit der nachfolgenden Georgia Reihe, bei der ich sicher auch irgendwann einen Reread machen werde, definitiv wieder gut gemacht hat.

Alles in allem empfinde ich Zerstört als einen Thriller, der diesem Namen wirklich gerecht wird. Ich vergebe eine unbedingte Leseempfehlung an alle Thrillerfans. Allerdings möchte ich darauf hinweisen, dass für das gänzliche Verstehen aller Situationen die sich im Privatleben der Protagonisten abspielen, die Vorgänger der Reihe auch gelesen haben sollte. Obwohl mir Etliches, was ich in den Vorgängern bereits gelesen hatte noch mal kurz erklärt wurden (so, dass sie die Erinnerung daran weckten), würde ich jedem Neueinsteiger raten, die Reihe in der oben von mir erwähnten Reihenfolge zu lesen.

Bewertung vom 21.11.2024
Haunted Reign / Everfall Academy Bd.2
Kasten, Mona

Haunted Reign / Everfall Academy Bd.2


gut

Nicht ganz schlecht, aber es gibt zu vieles, was am Ende nicht schlüssig aufgeklärt wurde

Nachdem mich Ende vorigen Jahres der Auftakt der Dilogie um die Everfall Akademie sehr gut gefiel, wollte ich die in diesem Jahr erschienene Fortsetzung, die gleichzeitig auch (vorläufiger) Reihenabschluss ist, auf jeden Fall ebenfalls lesen.

Zwei Monate ist es her, dass Zoeys Leben komplett auf den Kopf gestellt wurde. Obwohl sie mit Kenna und Murphy sehr gute neue Freunde gefunden und auch akzeptiert hat, dass sie eine Banshee ist, wird sie aufgrund der damaligen Ereignisse noch immer von Alpträumen geplagt. Diese versucht sie zu vergessen, indem sie fast jeden Abend auf eine Party geht, ihren Kummer mit Alkohol ertränkt und sich dann an leichtsinnigen Aktionen beteiligt, die schnell auch gefährlich werden könnten. Dylan rettet sie dann zwar meistens aus dem Schlamassel, aber mehr als ein Nachhilfeprojekt scheint sie für ihn – trotz des damaligen Kusses - nicht zu sein.

Auch ihre Noten lassen nach dem Wechsel ins Haus Silver Ravens zu wünschen übrig und nun, kurz vor dem Schuljahresende, steht ihre Versetzung in die nächste Klasse auf der Kippe. Daher schreibt sie sich für das Jahresabschluss-Turnier an der Everfall Acadamie ein, in der Hoffnung, mit den dort erzielten Zusatzpunkten trotzdem versetzt zu werden. Doch schon bei der ersten Prüfung passieren gefährliche Dinge, die so eigentlich nicht hätten sein dürfen und schon bald stellt sich heraus, dass sie und alle, die ihr etwas bedeuten, in Lebensgefahr sind…

Auch dieser zweite Teil ist wieder in der ersten Person aus der Perspektive von Zoey geschrieben und ließ sich für mich durchaus flüssig lesen. Allerdings kam ich diesmal in die Geschichte trotzdem nicht so gut rein, wie es beim ersten Teil der Fall war. Das lag vor allem daran, dass mir Zoey mit ihrem Verhalten anfangs ganz schön auf die Nerven ging. Ich verstand zwar irgendwie, dass die Dinge, die im ersten Teil geschahen, nicht spurlos an der jungen Frau vorbeigehen konnten. Dennoch kam mir neben ihrem Gejammer und ihrer Eifersucht wegen Dylans Verhalten über längere Zeit hinweg die Magie deutlich zu kurz.

Diese kam dann später zwar wieder mit ins Spiel und es fanden auch einige packende Kämpfe statt, bei denen es auch tragische Opfer zu beklagen gab. Aber am Ende blieb für mich dann doch zu vieles ungeklärt. Ich persönlich wollte nämlich nicht nur wissen, wer hinter den mysteriös gefährlichen Vorfällen an der Akademie steckte, sondern hätte gern auch noch erfahren, wie den Feinden des gesamten Systems der eine oder andere Schachzug, z. B. die Manipulation des mystischen Wesens in der ersten Prüfung auf die beschriebene Art, überhaupt gelingen konnte.

Mir persönlich wurde hier deutlich zu viel ohne wirklich schlüssige Erklärung hingeworfen und das konnte auch der versöhnliche Ausgang in den Liebesdingen bei den verschiedenen mir beim Lesen dennoch liebgewordenen Charakteren nicht abfedern. So empfand ich diese Fortsetzung jetzt zwar nicht als gänzlich schlecht, aber für wirklich gut reichte es halt auch nicht.

Bewertung vom 18.11.2024
The Killer Profile
Fields, Helen

The Killer Profile


sehr gut

Hat mir sehr gut gefallen, auch wenn ich nicht alles als gänzlich rund empfand

Midnight Jones kümmert sich, seitdem sich ihre Eltern aus dem Staub gemacht haben, hingebungsvoll um ihre schwerstbehinderte Zwillingsschwester Dawn. Um ihren Lebensunterhalt zu sichern, wertet beim Biotech-Unternehmen Necto Bewerberprofile für ein Studium an der TESU aus. Eines Tages stößt sie dabei auf etwas noch nie Dagewesenes: das Profil eines vermeintlichen Serienkillers. Sie meldet dies zwar, aber ihre Vorgesetzten wiegeln ab, weisen sie jedoch gleichzeitig auf die Verschwiegenheitsklauseln in ihrem Arbeitsvertrag hin und versetzen sie in eine andere Abteilung.

Kurz darauf werden in ihrem Wohnviertel zwei junge Frauen brutal ermordet aufgefunden. Midnight ist sich sicher, dass der Mörder und das von ihr analysierte anonyme Profil K. identisch sind, aber sie kann es sich nicht leisten, mit der Polizei darüber zu sprechen, weil dann ihr Job und die Lebensgrundlage von ihr und ihrer Schwester auf dem Spiel stände. Allerdings ist ihr auch klar, dass er weiter töten wird. Einiges deutet sogar darauf hin, dass sie selbst eines seiner nächsten Opfer sein könnte. Daher begibt sie sich selbst auf die Suche nach dem Mörder und hofft, ihn zu finden, bevor er ihr gefährlich werden kann…

Leicht und flüssig konnte ich diesen für mich durchaus spannenden Thriller lesen. Geschrieben ist er in der dritten Person, abwechselnd aus den Perspektiven verschiedener Charaktere. Am häufigsten wird zwar aus der Perspektive von Midnight berichtet, aber auch die Perspektiven des Ermittlers, des lange Zeit anonym bleibenden Bewerbers und seiner Muse werden mit beleuchtet. Den Einstieg empfand ich als sehr gelungen. Vor allem, weil er mich nicht nur mit dem Opfer leiden ließ, sondern in mir auch Gefühle für die Menschen auslöste, die gerade einen großen Verlust erlitten.

Aber auch das Meiste vom Nachfolgenden empfand ich als gute Mischung zwischen Spannung, interessanten Informationen und einem guten Maß an Gesellschaftskritik. Die Hauptfigur wurde mir, vor allem wegen ihres privaten Hintergrundes, sehr schnell sympathisch. Es gab zwar auch ein paar Aktionen von ihr, die mich ein bisschen nervten und für mich nicht ganz schlüssig waren. Allerdings wurde es nie so schlimm, dass mein Lesefluss davon unterbrochen wurde und wirkliche Längen empfand ich beim Lesen nicht.

Auch vom Mörder und seinen widernatürlichen Obsessionen bekam ich nach und nach ein recht umfassendes Bild. Dennoch legte die Autorin dabei sehr geschickt falsche Spuren aus, so, dass mir seine Identität erst kurz vor der offiziellen Auflösung bekannt wurde. Die Rolle, die Necto bei der ganzen Sache spielte, ahnte ich zwar schon lange bevor sie mir im Buch offenbart wurde. Allerdings enttäuschte mich das spätere Verhalten von einigen mir anfangs sehr sympathisch erscheinenden Nebencharakteren schwer, andere wiederum überraschten mich mit einer Menschlichkeit, die ich ihnen so gar nicht zugetraut hätte.

Aber so ist es im realen Leben ja leider auch sehr oft. Nach einem richtig packenden Finale, empfand ich das Ende realistisch und teilweise auch versöhnlich. Insgesamt hat mich dieser Thriller gut unterhalten und ich kann mir gut vorstellen, in Zukunft auch zu anderen Büchern der Autorin zu greifen.

Bewertung vom 12.11.2024
Schon immer tot
Payne, T. M.

Schon immer tot


ausgezeichnet

Wieder ein sehr spannender, aber auch total erschütternder Fall

Dieses Buch ist der zweite Teil der Reihe um Detective Sheridan Holler. Nachdem mir der erste Teil schon richtig gut gefiel, wollte ich sehr gern wissen, wie es mit der sympathischen Ermittlerin weitergeht.

Im Zentrum von Liverpool stürzt sich eine Frau von der Terrasse eines beliebten Dachrestaurants. Während Sheridan Holler und ihr Team in einem Mordfall ohne Leiche ermitteln, werden kurz darauf die Eltern des vermeintlich Getöteten ermordet aufgefunden, die mit der Selbstmörderin befreundet waren. Der Vater wurde kurz zuvor noch des Mordes an seinem Sohn verdächtigt, im Prozess jedoch von den Geschworenen freigesprochen.

Sheridan, ihre Kollegin Anna und das gesamte Team ermitteln unermüdlich. Selbst als der Fall abgeschlossen scheint, Daniels Leiche jedoch immer noch nicht gefunden ist, kann Sheridan nicht ruhen. Möchte sie doch der Schwester des jungen Mannes Frieden schenken, weil sie das Trauma eines nie gänzlich aufgeklärten Mordes nur zu gut kennt…

Auch dieses Buch hatte ich aufgrund des flüssigen Schreibstils und der stets vorhandenen Grundspannung wieder innerhalb einer sehr kurzen Zeit ausgelesen. Erzählt wird in der dritten Person, mit wechselnden Perspektiven und in einer einfachen aber dennoch sehr bildhaften Sprache. Die Charaktere, die ich im ersten Teil bereits liebgewonnen hatte, entwickeln sich weiter. Eine weitere, sehr interessante Figur kam mit Sheridans neuer Chefin dazu. Die Einblicke in das Privatleben der Ermittler bringen manchmal humorvolle Auflockerungen, manchmal aber auch zusätzliches Entsetzen oder traurige Momente.

Die Ermittlungen wirkten auf mich glaubhaft realistisch und die Hartnäckigkeit von Sheridan beeindruckte mich einmal mehr. Die Spannung wird vor allem durch die recht kurzen Kapitel erzeugt, von denen so einige mit kleinen Cliffhangern enden und teilweise auch unerwartete Wendungen einläuten. Der Fall in seiner letztendlichen Komplexität erschütterte mich sehr. Vieles davon war bis zur endgültigen Aufklärung für mich nicht vorhersehbar und selbst diese ließ mich recht nachdenklich zurück, weil mein Mitgefühl sich komplett verschoben hatte.

Fragen zum aktuellen Fall blieben nicht offen, wohl aber zum Privatleben der Ermittler und auch zu Sheridans nach wie vor nicht aufgeklärten sehr persönlichen Fall. Insgesamt hat mir auch dieses Buch wieder sehr gut gefallen und ich gebe für Thriller-Liebhaber gern eine Leseempfehlung ab. Aufgrund der Entwicklungen im Privatleben der Ermittler rate ich jedoch, vorher zuerst den ersten Teil der Reihe zu lesen.

Ich selbst hoffe nun, dass der nächste Teil der Reihe nicht allzu lange auf sich warten lässt. Das englische Original ist für Mitte März nächsten Jahres angekündigt. Da mein Englisch aber grottenschlecht ist, muss ich dann noch auf die deutsche Übersetzung warten.

Bewertung vom 11.11.2024
Das verratene Herz / Empire of Sins and Souls Bd.1
Kehribar, Beril

Das verratene Herz / Empire of Sins and Souls Bd.1


sehr gut

Gelungener Auftakt einer interessanten Dark Romantasy Reihe

Kürzlich wurde ich auf die Enemies-to-Lovers Reihe Empire of Sins and Souls aufmerksam. Gestern habe ich den ersten Teil mit dem Titel Das verratene Herz ausgelesen.

Zoé Durand hatte es im Leben nicht leicht. Sie kümmerte sich seit ihrer Kindheit um ihre erkrankte Mutter und wurde, um den Lebensunterhalt bestreiten zu können, zu einer berüchtigten Diebin, arbeitete als Prostituierte und zum Schluss auch noch zur Mörderin. Bei diesem Sündenregister war es kein Wunder, dass sie nach ihrer Hinrichtung in Xanthia landete, dem Vorhof zur Hölle. Schnell merkt sie, dass es zwischen den Xathyr und den verstorbenen Sündern große Unterschiede gibt.

Sie selbst hat es unter dem Schutz von Graf Alexei sogar weitaus besser, als sie es jemals im Leben hatte. Zudem fühlt sie sich von dem attraktiven Xathyr so angezogen, wie sie es bisher noch bei keinem anderen Mann erlebt hat. Dennoch entsetzt es sie, dass die Xathyr nach dem Blut der Sünder gieren und außerdem möchte sie unbedingt zu ihrer kranken Mutter zurück. Das stellt ihr Alexei auch in Aussicht, wenn sie für ihn drei Relikte stiehlt. Letzteres gestaltet sich jedoch überhaupt nicht als einfach…

Leicht und flüssig ließ sich diese hauptsächlich in der ersten Person und der Perspektive von Zoé, in einer einfachen aber sehr bildhaften Sprache verfasste Geschichte aus dem Bereich Dark-Romantasy lesen. Getragen wird die Handlung vor allem von einer stets vorhandenen düster atmosphärischen Grundspannung sowie der, trotz der Verfehlungen im Leben, zu denen sie situationsbedingt getrieben wurde, äußerst sympathischen Hauptfigur und den sehr interessanten Nebencharakteren.

Auch erotische oder erotisch angehauchte Szenen kommen nicht zu kurz und es gab zwischenrein immer wieder Situationen, in denen Zoé in Gefahr gerät oder sich selbst in eine Solche bringt und ich ordentlich mit ihr mitfiebern konnte. Manchmal nervte mich zwar ein bisschen, dass sie sich selbst für alles Unbill die Schuld gibt und bei den Xathyr hatte ich eine große Assoziation zu Vampiren. Insgesamt hat mir aber die bisherige Geschichte sehr gut gefallen und der Cliffhanger am Ende sorgte dafür, dass ich die vor ein paar Tagen erschienene Fortsetzung in Kürze ebenfalls lesen möchte.

Bewertung vom 31.10.2024
Shades of Magic
Schwab, V. E.

Shades of Magic


sehr gut

Tolle Fantasy Trilogie mit für mich nur teilweise interessantem Bonusmaterial

Voriges Jahr wurde ich auf „Threads of Power: Die feinen Fäden der Magie“ als Auftakt einer neuen Fantasy Trilogie der Autorin V. E. Schwab aufmerksam. Erst beim Lesen stellte ich dann fest, dass es ein direkter Nachfolger ihrer Weltenwanderer Trilogie ist, hatte jedoch keinerlei Verständnisprobleme, war begeistert und wollte unbedingt auch die Vorgänger lesen. Das tat ich allerdings erst in diesem Jahr mit dem Sammelband „Shades of Magic. Dieser vereinigt alle drei Weltenwanderer-Teile in einem Buch.

Die einzelnen Teile der Trilogie las ich trotz meines Informationsvorsprungs aus dem ersten Buch der Fortsetzungs-Reihe mit großer Begeisterung. Mir gefielen der flüssige Schreibstil, die einfache aber dennoch sehr bildhafte Sprache, die Komplexität der interessanten Fantasy-Welt sowie die sympathischen und interessanten Hauptfiguren, mit denen ich, wenn sie auf ihre gefährlichen Widersacher trafen, auch ordentlich mitfiebern konnte. Ich möchte nun auf jeden Fall auch die Folgeteile von „Threads of Power“ noch lesen und hoffe, dass da die Fortsetzungen nicht mehr allzu lang auf sich warten lassen. Eine Ankündigung dafür habe ich allerdings noch nicht gefunden.

Das Besondere an diesem Sammelband ist jedoch das Bonusmaterial. Nach dem ersten Teil der Trilogie - „Vier Farben der Magie“ – sind es vier Kurzgeschichten aus dem Weltenwanderer Universum.

Zuerst gibt es eine Abhandlung über die Auslöschung der Magie in England, erstellt von einem Nebencharakter aus dem Grauen London, der im ersten Teil eine eher unwichtige Rolle spielt. Er will zwar gern ein Magier sein, ist es aber nicht wirklich. Durch diese Abhandlung quälte ich mich ein bisschen. Mir war sie zu philosophisch und wirklich Neues oder auch Interessantes hatte diese Figur darin nicht zu erzählen.

Darauf folgt eine Geschichte über zwei Brüder, die der Aven Essen – Priester Thieren, der mir im ersten Teil, viele Jahre später, als Hüter des Heiligtums und Heiler im Roten London begegnete – dem 4-jährigen Prinzen Rhy erzählt und an deren Ende er erstmals auf seinen Ziehbruder Kell trifft. Diese kurze, herzliche und kindgerecht erzählte Geschichte hat mir zwar deutlich besser gefallen als die Abhandlung, vor allem, weil alle Beteiligten für mich zu den sympathischen Charakteren im ersten Buch gehörten, aber ein wirkliches Muss, war sie für mich trotzdem nicht.

In der dritten Bonus-Geschichte spielen die bösartigen bleichen Dane-Zwillinge ein grausames Spiel und Athos erzählt nebenbei eine Legende, die der von ihm gebannte Antari Holland, nachdem er zu etwas Entsetzlichem gezwungen wurde, beendet und damit den aktuellen Zustand des Weißen London erklärt. Die Legende war durchaus interessant, das grausame Spiel hätte ich dazu jedoch nicht gebraucht. Das brutale Wesen von Astrid und Athos war mir ja bereits bekannt.

Die vierte Bonus-Geschichte trägt den Titel „Die Gabe der Magie“. Hier begegnete mir eine Figur, die im ersten Teil noch nicht auftauchte, mir allerdings aus Thread of Power bereits bekannt war. Sie untersucht ein Buch, das in der Sprache der Antari verfasst ist und bei dem sich herausstellt, dass es für Kinder geschrieben wurde. Im Märchen, welches sie mit ihrer Übersetzungsscherbe liest, geht es darum, wie die Magie zu den Menschen kam. Diese Kurzgeschichte gefiel mir richtig gut.

Auch nach dem zweiten Buch der Trilogie - „Die Verzauberung der Schatten“ - gab es als Bonusmaterial Kurzgeschichten. Diesmal allerdings nur zwei. Beide handeln von Figuren, die ich im zuvor gelesenen Buch kennenlernte.

Die erste davon hätte ich lieber vor dem zweiten Buch gelesen, weil dann der Nebencharakter, der mir da etwas nähergebracht wurde, für mich vielleicht etwas interessanter gewesen wäre. So empfand ich es eher als unwichtigen Rückblick, da mir ja bereits bekannt war, dass diese Figur ihr Ziel nicht erreicht hat. Die zweite Geschichte fand ich viel interessanter, denn was aus dieser Figur wurde, blieb im zweiten Buch offen und ich denke, dass zu ihr auch noch nicht alles gesagt ist und sie das, was ihr passierte, nicht einfach so auf sich sitzen lässt.

Nach dem dritten Teil gibt es nochmals Bonusmaterial in Form von zwei Kurzgeschichten. Die erste ist ein kleiner Einblick in die Umstände, die Kell als Kind zur Königsfamilie brachten. Sie gefiel mir sehr gut und ich bin sehr gespannt, ob in den Fortsetzungen der Threads of Power Reihe noch mehr über die Herkunft des Antari bekannt wird. Die zweite Geschichte handelt nochmals von der Figur aus der zweiten Kurzgeschichte nach Teil 2 und bringt deren unfreiwillige Reise zu Ende. Ein durchaus netter Abschluss, auch wenn es nicht unbedingt der war, den die Figur eigentlich wollte.

Insgesamt hat mir dieser Sammelband sehr gut gefallen, was jedoch vor allem an den drei darin vereinigten Weltenwanderer-Büchern lag. Die Kurzgeschichten des Bonusmaterials fand ich zwar okay, es wäre für mich aber auch nicht schlimm gewesen, wenn ich sie nicht gehabt hätte.

Bewertung vom 30.10.2024
Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2
Åslund, Sandra

Still ist die Nacht / Maya Topelius Bd.2


gut

Nicht wirklich schlecht, aber für mich deutlich Schwächer als der Vorgänger

Im vorigen Jahr habe ich den ersten Teil der Reihe um die junge Kriminalbeamtin Maya Topelius, mit dem Titel Im Herzen so kalt, gelesen und er gefiel mir sehr gut. Daher wollte ich die Reihe gern weiterverfolgen und habe das auch getan.

Eigentlich haben Maya und ihre drei Freundinnen die Mittsommernacht immer gemeinsam verbracht. Allerdings veranstaltet Emely diesmal ein Yoga-Retreat auf der Schäreninsel Svartlöga und Maya, die eine Auszeit dringend nötig hat, nimmt kurzentschlossen daran teil. Allerdings wird es mit der erhofften Entspannung für Maya leider nichts. Schon am ersten Abend überwirft sie sich beim Mittsommerfest mit ihrer Freundin. Außerdem beobachtet sie einen Streit zwischen zwei Männern. Am nächsten Morgen wird einer der Beiden im Schilf tot aufgefunden und die Polizei riegelt daraufhin die Insel ab. Da nur wenige der sich auf der Insel befindlichen Personen wissen, was Maya beruflich macht, beginnt sie verdeckt zu ermitteln. Dann geschieht ein zweiter Mord…

Auch dieser in der 3. Person verfasste Krimi ließ sich durchaus wieder flüssig lesen. Das lag vor allem an den kurzen Kapiteln und gelegentlichen Perspektivwechseln. Allerdings hat er mich diesmal nicht so abgeholt, wie der erste Teil. Das lag vor allem daran, dass ich mich diesmal nicht richtig in die Hauptfigur Maya einfühlen konnte. Das ging bereits los, als sie sich mit Emely stritt. Ich konnte nicht nachvollziehen, dass sie den Anlass als so großen Vertrauensbruch empfand, dass sie gleich die ganze langjährige Freundschaft in Frage stellte.

Dann war da die Sache mit der verdeckten Ermittlung. Mir persönlich waren dafür schon zu viele Leute auf der Insel, die wussten, dass Maya Kriminalbeamtin ist und das machte diesen Aspekt für mich wenig glaubhaft. Auch war es nicht so mein Ding, dass einige Fortschritte in der Ermittlungsarbeit durch spirituelle Eingebungen erfolgten. Längere Zeit hatte ich auch das Gefühl, dass die Handlung irgendwie ziellos vor sich hindümpelt.

Einiges hatte schon auch lange, bevor die Autorin auflöste, vorhergesehen. Es gab zwar auch Wendungen, die für mich überraschend kamen, deren Auflösung wirkten auf mich teilweise dann aber nicht wirklich realistisch, sondern eher passend zurechtkonstruiert. Insgesamt war das Buch zwar nicht wirklich schlecht und an Abbrechen dachte ich nie. Allerdings empfand ich es als deutlich schwächer als Teil 1.

Trotzdem werde ich höchstwahrscheinlich auch noch den im nächsten Oktober erscheinenden dritten Teil der Reihe lesen. Ein Aspekt aus der Vergangenheit von Maya und ihren Freundinnen, der bereits im Vorgänger mehrfach angesprochen und auch diesmal wieder gelegentlich Thema war, wurde wieder nicht aufgeklärt und für einen Cliffhanger am Ende benutzt. Ich möchte immer noch wissen, was es damit auf sich hat.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 27.10.2024
Die steinerne Krone (eBook, ePUB)
Peinkofer, Michael

Die steinerne Krone (eBook, ePUB)


ausgezeichnet

Die Geschichte wiederholt sich, immer und immer wieder

Obwohl ich dem Genre Historische Romane nicht abgeneigt bin, habe ich das in den letzten Jahren komplett vernachlässigt. Kürzlich stieß ich nun auf dieses gerade erst erschienene Buch. Vom Autor Michael Peinkofer hatte ich bislang nur Fantasy-Romane gelesen, die ich jedoch allesamt ziemlich gut fand. Da mich hier auch der Klappentext reizte, las ich es in den letzten Tagen als eBook.

Während des zweiten Weltkriegs werden bei Ausgrabungen im Fundament des Castel del Monte, welches Friedrich II. einst erbauen ließ, gut erhaltene Schriftrollen entdeckt, welche die Lebenschronik des Stauferkaisers enthalten. Der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda der Nazis gab die Grabung in Auftrag und erhofft sich Material, welches er für Propagandazwecke nutzen kann. Doch ob er das, was in der Chronik steht, verwenden will? Deckt sie doch offen und ehrlich bislang unbekannte Widersprüche im bewegten Leben sowie in den Ansichten des jungen Staufers auf, die so bislang niemandem bekannt waren. Zudem stellt sich die Frage, wer denn der geheimnisvolle Chronist ist…

Leicht und flüssig konnte ich diesen Roman von Anfang an lesen. Mir gefiel sowohl das Szenario der fiktiven Ausgrabung, als auch die hier erzählte Lebenschronik Friedrich II., bei der der Autor gekonnt belegte Eckdaten mit fiktiven Begebenheiten mischte, so, dass eine sehr authentisch wirkende Geschichte daraus entstand. Die Sprache war den jeweiligen Zeiten angepasst und anhand der bildhaften Beschreibungen konnte ich mir sowohl die Szenen im Jahr 1943, als auch die im Mittelalter sehr gut vorstellen.

Aber obwohl die Geschichte im Buch zu Zeiten spielt, die beide bereits sehr lange sowie lange her sind und der Autor selbst schon aufzeigte, dass sich die Geschichte wiederholt, hatte ich auch immer wieder Assoziationen zur Gegenwart. Auch in der heutigen Zeit ist es ja leider nicht so, dass Menschen, die verschiedenen Religionen angehören, überall in Frieden miteinander leben können und immer noch gibt es viel zu viele sinnlose Kriege.

Auf die Frage nach dem Urheber der Chronik hätte ich übrigens auf dieselbe Person getippt, wie der Historiker, der die Grabung im Jahr 1943 leitete. Insgesamt habe ich dieses Buch sehr gern gelesen, ich empfand keine Längen und habe große Lust bekommen, weitere Historische Romane aus der Feder des Autors zu lesen.

Bewertung vom 20.10.2024
Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3
Sten, Viveca

Blutbuße / Hanna Ahlander Bd.3


ausgezeichnet

Atmosphärisch spannend und eine sehr gute Mischung aus Fall und Privatleben der Ermittler

In den letzten Wochen habe ich, jeweils innerhalb kurzer Zeit, die bis dahin erschienen beiden Bücher der Polarkreis-Krimi-Reihe von Viveca Sten gelesen. Beiden fand ich sehr gut und auch auf diesen dritten Teil „Blutbuße“ war ich sehr gespannt. Der ist vor wenigen Tagen erschienen.

Gut ein Jahr ist seit dem letzten Mordfall in Åre vergangen. Hanna Ahlander hat ihre Stelle bei der Polizei inzwischen sicher und inzwischen in ein eigenes kleines Häuschen gezogen. Nun steht Ostern vor der Tür und Hanna wollte eigentlich ein paar freie Tage zusammen mit ihrer Schwester Lydia und deren Familie verbringen, als sie zusammen mit ihrem Kollegen Daniel Lindskog zu einem neuen blutigen Tatort gerufen wird.

Eine erfolgreiche Stockholmer Geschäftsfrau wurde in ihrem Hotelzimmer brutal erstochen. Schnell stellt sich heraus, dass sie für ein leer stehendes Hochgebirgshotel große Pläne hatte, mit denen viele Anwohner nicht einverstanden waren. Die Suche nach dem Täter ist schwierig. Nichts ist so, wie es scheint und aufgrund der Bekanntheit der Toten sitzt den Ermittlern auch sofort die Presse im Nacken. Dann geschieht ein weiterer Mord…

Erneut hat mich der flüssige Schreibstil der Autorin von Anfang an in seinen Bann gezogen und ich habe das Buch innerhalb von zwei Tagen ausgelesen. Längen empfand ich beim Lesen nicht, dafür jedoch eine permanent vorhandene atmosphärische Grundspannung. Diese wurde durch abwechselnde Handlungsstränge aus verschiedenen Perspektiven, teils auch in verschiedenen Zeitebenen erzeugt. Bei einigen davon war für mich als Leserin lange Zeit unklar, wie sie sich ins Gesamtbild einordnen könnten. Andere zielten auf das Privatleben der Ermittler ab und zeigten auf, wie sich dieses weiterentwickelt.

Ich persönlich mag es sehr, wenn ich von Ermittlern auch Privates erfahre und empfinde das in Krimis oder Thrillern immer als Auflockerung. Die Menschen, die hinter der Ermittlung stehen, werden mir dadurch sympathisch und ich kann deutlich besser mit ihnen mitfiebern, als wenn ich sie nur auf dienstlicher Ebene kennenlerne. Natürlich darf der Fall an sich keinesfalls zu kurz kommen. Das tut er hier jedoch nicht und die Autorin hat meiner Meinung nach auch hier wieder genau die richtige Mischung gefunden.

Auch die Ermittlungen wirkten auf mich realistisch. Ich konnte lange Zeit gut miträtseln, wer denn nun der Täter ist und wurde, als die Autorin die Katze endlich aus dem Sack ließ, davon dann trotzdem überrascht. Obwohl das sogar relativ lange vor Schluss geschah, ging es noch einmal mit Hochspannung weiter, bevor der Fall soweit abgeschlossen war. Offen blieb allerdings, ob ein ehemals Tatverdächtiger mit der nebenbei aufgedeckten Schweinerei durchkommt und auch die letzten Ereignisse im Privatleben der Ermittler schreien nach einer Fortsetzung.

Eine Ankündigung dafür habe ich zwar noch nicht gefunden, aber wenn diese kommt, möchte ich sie auf jedem Fall auch wieder lesen. Insgesamt hat mir auch dieses Buch wieder sehr gut gefallen und ich kann es definitiv weiterempfehlen. Ich denke sogar, dass man, wenn man mit diesem Buch in die Reihe einsteigt, keine Verständnisprobleme beim Lesen hat und auf die vorherigen Bücher neugierig wird. Dennoch rate ich dazu, die Reihe in der richtigen Reihenfolge zu beginnen, um einen Informationsvorsprung und damit eine leichte Spannungsminderung bei den Vorgängern zu vermeiden.