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Ann-liest
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Hessen

Bewertungen

Insgesamt 99 Bewertungen
Bewertung vom 14.03.2025
Yoko / Die Rache Bd.1
Aichner, Bernhard

Yoko / Die Rache Bd.1


sehr gut

Distanzierter Schreibstil

Yoko, Inhaberin einer Glückskeksmanufaktur und mehrfaches Opfer von Vergewaltigungen tritt aus ihrer Opferrolle heraus und wird zum Racheengel. Dafür muss sie sich mit der chinesischen Mafia anlegen - kein ungefährliches Unterfangen.

Insgesamt muss ich schon sagen, dass mich das Buch irgendwie gepackt hat. Ich habe es sehr zügig durchgelesen, fand es sehr spannend und sowohl in Sachen Story als auch vom Schreibstil her originell. Der Autor war mir bis dato noch nicht bekannt.

So ist das Buch sehr arm an Dialogen und wenn es welche gibt, sind diese listenartig notiert. Das Buch arbeitet komplett ohne Anführungszeichen. Kann man machen, konnte ich mich gut drauf einlassen. Was mir allerdings gefehlt hat, ist die Nahbarkeit der Charaktere, allen voran von Yoko. Durch den sehr erzählenden und distanzierten Stil ist sie mir irgendwie fremd geblieben, ebenso wie alle anderen. So gingen mir die diversen tragischen Szenen auch nicht so wirklich ans Herz.

Da mir Charaktere, Psychologie und Emotionen insgesamt sehr wichtig sind, fehlte mir hier etwas. Aber als eine etwas andere Spannungslektüre zwischendurch hat es für mich gut funktioniert und ein bisschen neugierig bin ich nun doch auf die Fortsetzung: 3,5 Sterne.

Bewertung vom 13.03.2025
VIEWS
Kling, Marc-Uwe

VIEWS


ausgezeichnet

Erschreckend realistisches Szenario

Dieses Hörbuch ist heftig - und das liegt in erster Linie an den beängstigenden Szenarien, die hier den Handlungsrahmen liefern. Es sind solche, die erschreckend oft an aktuelle Dynamiken erinnern, die den Finger tief in gesellschaftlich-politische Wunden legen und sich darin dann genüsslich drehen. Die Themen sind vielschichtig, es geht um Rassismus, Politik, die Diskrepanz zwischen Fakten und Meinung und nicht zuletzt die Macht künstlicher Intelligenz.

Marc-Uwe Kling versteht es meisterlich, gesellschaftliche Themen, oft gehörte Argumente und Diskussionen aufzugreifen und dem Leser um die Ohren zu hauen. Und wäre es nicht alles so traurig und erschreckend wahr, könnte man vielleicht auch darüber lachen. So bleibt einem das Lachen im Hals stecken, denn wir bewegen uns hier schon deutlich mehr in der Realität als auf satirisch sicherem Boden.

An den Autor als Sprecher seines eigenen Buches musste ich mich erst gewöhnen, mir kam es stilistisch oft zu monoton vor. Allerdings ist die Stärke dieser Umsetzung, dass Kling die Hoheit darüber hat, wie er den Text gelesen haben möchte. Und ich finde, es kam gut rüber, was er selbst empfindet und ich habe mich mit der Zeit gut eingefunden.

Aus meiner Sicht ein wichtiges, ein erschreckend wahres, ein mutiges Buch, das zumindest mich nach dem Verklingen des letzten Wortes sprachlos hat innehalten lassen. Das Buch wirkt definitiv nach.

Bewertung vom 10.03.2025
Wir finden Mörder Bd.1 (2 MP3-CDs)
Osman, Richard

Wir finden Mörder Bd.1 (2 MP3-CDs)


sehr gut

Serienauftakt mit viel britischem Humor

Im Auftakt der neuen Serie von Richard Osman um Personenschützerin Amy Wheeler und ihren Schwiegervater und pensionierten Ermittler Steve geht es rasant zu. Gewürzt mit einer ordentlichen Brise wunderbarem britischen Humors gilt es, einen Mörder zu fassen, der es auf Amy abgesehen hat.

Highlight dieses Hörbuchs sind auf jeden Fall die Charaktere. Insbesondere die toughe, schlagfertige Rosi und der schrullig gemütliche Steve haben es mir angetan. Aber alle Personen sind gut ausgearbeitet und auf ihre eigene Art überzeugend. Auf jeden Fall darf man sich auf viele witzige Dialoge und scharfsinnige Ermittlungsarbeit mit dem ein oder anderen Augenzwinkern freuen.

Auch der Fall ist durchaus spannend und jagt einen quer durch die Welt - auch wenn die Charaktere uns das ein oder andere Mal mit ihrem Wissen voraus sind und auf dem Weg zur Aufklärung etwas zappeln lassen.

In dem Hörbuch kommen zwei Sprecher zum Einsatz, was ich sehr erfrischend und passend fand. Beide haben mir sehr gefallen. Wolfgang Wagner war mir neu, konnte mich aber sowohl stimmlich als auch in der Rolle als „Bösewicht“ überzeugen. Der überwiegende Teil wird von Richard Barenberg gelesen, ein Sprecher der mir bereits bekannt war und den ich sehr schätze. Er hat eine sehr charakteristische Stimme und mir gefällt seine Art Texte zu interpretieren und auch Frauen auf dezente Art eine sehr ansprechende aber unterscheidbare Stimme zu geben.

Ich muss allerdings sagen, dass beim Hören einiges an Aufmerksamkeit gefragt ist. Man bekommt es doch mit sehr vielen Akteuren, Namen und Orten zu tun. Das gepaart mit der Situation, dass die Ermittler teilweise aus der Situation heraus Schlüsse ziehen, die dem Leser nicht gleich offenbart werden, hat dazu geführt, dass ich schon das ein oder andere Mal ein Kapitel zurück gehen musste.

Insgesamt hat mir das Hörbuch aber sehr gut gefallen und ich werde die Serie auf jeden Fall im Auge behalten. Für Fans gepflegten Humors auf jeden Fall eine Freude.

Bewertung vom 08.03.2025
Hinters Licht
Avdic, Åsa

Hinters Licht


gut

Etwas wirr erzählt

„Hinters Licht“ konnte mich insgesamt ganz gut unterhalten und vermochte es durchaus, mich am Ball bleiben zu lassen. Im Rückblick bin ich aber nicht wirklich überzeugt.

Das Buch spielt in den 1920er Jahren und nimmt mit den historischen Persönlichkeiten Thomas Lynn Bradford und seiner Laborassistentin Ruth Doran zwei Forscher und Spiritisten ihrer Zeit in den Fokus. Und hier muss ich auch schon meinen ersten Kritikpunkt anbringen: Es ist sicherlich Geschmacksache, aber ich vertrete die Meinung, dass man sich schon möglichst an die historischen Fakten halten sollte, wenn man über historische Persönlichkeiten spricht. Wenn man ein historisches Setting wählt ist man sicherlich frei, in diesem seine fiktive Geschichte zu platzieren. Aber das Leben von Menschen, die es wirklich gab, komplett umzuschreiben, finde ich komisch und störend.

So konzentriert sich das Buch überwiegend auf eine erfundene und eher schon obsessive Liebesgeschichte, anstatt die spannende Zeit des Spiritusmus im Detail zu beleuchten. Zwar werden auch Experimente zum Beweis von Telepathie und der Kontaktaufnahme mit Geistern geschildert - dies geschieht aber sehr oberflächlich.

Sprachlich lässt das Buch sich sehr gut und zügig lesen. Allerdings fehlte mir erzählerisch der rote Faden. So springt das Buch nicht nur zeitlich wild hin und her - was immer wieder dazu führt, dass Elemente zur Erinnerung wiederholt werden - sondern auch zwischen Fokus auf Ruth, Fokus auf Thomas und eingeschobenen Kommentaren des Erzählers. Diese ließen mich zeitweise sogar an den Stil eines Sachtextes denken.

Ich kann das Buch also nicht uneingeschränkt empfehlen. Wer sich ein historisch gut recherchiertes Buch wünscht, welches die Arbeit und das Leben von Bradford und Doran auch im gesellschaftlichen Kontext einordnet, wird enttäuscht sein.

Bewertung vom 08.03.2025
Die erste halbe Stunde im Paradies
Adomeit, Janine

Die erste halbe Stunde im Paradies


ausgezeichnet

Highlight!

„Die erste halbe Stunde im Paradies“ konnte mich von Anfang bis Ende überzeugen. Das Buch erzählt in zwei Zeitebenen und auf sehr bewegende Art die Geschichte von Protagonistin Anne und greift dabei ein sehr wichtiges Thema auf.

Als Elfjährige erleben wir Anne im Kontext ihrer kleinen Familie. Gemeinsam mit ihrem etwas älteren Bruder muss sie schon viel zu früh viel zu viel Verantwortung für ihre alleinerziehende und chronisch schwer kranke Mutter übernehmen. Aus Angst auseinandergerissen zu werden, verlangt die Mutter ihren Kindern mit ihrer Pflege viel ab. Die Sicht eines Kindes auf diese Situation und der enge Zusammenhalt des Gespanns wird sehr eindrucksvoll und überzeugend vermittelt. So verfolgt man das Leben der kleinen Familie voller Mitgefühl und auch Unverständnis. Hierbei treten wichtige Fragen wie der gesellschaftliche Umgang mit chronisch Kranken oder die Unterstützung betroffener Familien in den Vordergrund.

Die Problematik dieser Belastung und deren Auswirkungen erleben wir anhand der erwachsenen Anne, die sich plötzlich und unvorbereitet mit ihrer Vergangenheit auseinandersetzen muss.

Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen. Die Geschichte nimmt einen gleich gefangen und man kann kaum aufhören zu lesen. Besonders gut gefallen hat mir die intensive Auseinandersetzung mit den Themen Krankheit, Schmerz und Schmerzmittel. Hierbei werden mit Hilfe der verschiedenen Personen unterschiedliche Perspektiven auf diese wichtigen Themen eingenommen. Dies ermöglicht eine intensive Auseinandersetzung mit dem Sujet und versorgt einen mit viel Material zum nachdenken.

Dieses Buch lege ich gerne jedem ans Herz, der schwere aber durchaus gesellschaftlich aktuelle Themen mag. Das Buch erzählt eindrücklich aber dennoch mit Feingefühl und zart dosierter Situationskomik. Für mich auf jeden Fall ein Highlight.

Bewertung vom 04.03.2025
Die Bibliothek der Wahren Lügen
Cañadas, Jesús

Die Bibliothek der Wahren Lügen


sehr gut

Originelle Jugend-Fantasy

Oskar lebt in Gedanken viel in einer Fantasy-Welt. Die Geschichten um Ozzy waren die Lieblingsbücher seines verstorbenen Vaters. Ein riesiges Glück also für Oskar, als er von dem Autor der Reihe zu einem Schreiblehrgang eingeladen wird. Doch was ihn dort erwartet hätte er nicht gedacht und schon bald verschwimmen Realität und Fiktion und er begibt sich auf eine spannende Reise.

Der Stil des Autors ist unfassbar schön - bildgewaltig und sprühend vor Phantasie und Ideenreichtum. Schon zu Beginn versteht er es, die reichhaltige Phantasie Oskars dezent in die Geschichte einzuflechten.

Die Idee hinter dem Roman finde ich sehr originell - es geht um das Schreiben von Fantasy-Romanen. Dabei wird die Romanhandlung immer wieder gewürzt mit kleinen Seitenhieben und Spielereien rund um Textaufbau, typische Merkmale und Handlungselemente von Fantasy-Literatur sowie Textqualität. Es geht aber auch um das gerne von Autoren angeführte Eigenleben von Charakteren. Insgesamt empfand ich das Buch als thematisch sehr dicht und voll von Bezügen zum Schreiben, so dass ich mir nicht ganz sicher bin, ob all diese Themen tatsächlich schon Kinder ab 11 ansprechen oder ob diese sich eher an bibliophile Erwachsene richten.

Doch auch fernab davon erwarten den Leser zwei Handlungsstränge - in Oskars Realität und in seiner verfassten Geschichte, deren Grenzen gerne mal verschwimmen. Es ist ein intensives Abenteuer, das durchaus auch mit ein paar gruselig-ekligen Szenen aufwartet. Und auch wenn gegen Ende aus allen Kanonen gefeuert wird, bringt der Autor die Geschichte zu einem runden Abschluss.

Aus meiner Sicht ein tolles Buch, das bestens unterhält und viel Spaß macht. Das aber auch durchaus komplex ist und viel Spielraum für eigene Gedanken und Interpretationen lässt.

Bewertung vom 28.02.2025
bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann
Lovrenski, Oliver

bruder, wenn wir nicht family sind, wer dann


sehr gut

Schonungslos direkt

Dieses Buch saugt einen ein und spuckt einen am Ende wieder aus. Es ist originell und anders, literarisch experimentell, schnell, schonungslos direkt und zeigt ein authentisches Bild einer abgestürzten und fehlgeleiteten Jugend.

Über das Buch heißt es „Oliver Lovrenski […] zieht uns hinein in eine atemlose, brutale Jugend und offenbart Zärtlichkeit, wo niemand sie erwartet.“ - diese Beschreibung finde ich sehr treffend. Das Buch besteht aus vielen kurzen Episoden - ein kurzer Abschnitt bis maximal 1,5 Seiten, durch die man auch beim lesen ordentlich Tempo aufnimmt. Es sind Episoden in Jugendsprache, oft brutal und direkt, ohne Punkt oder Großschreibung, einfach durch Komma getrennte Aussagen. Es geht um Drogenhandel und -Konsum, unfassbare Gewalt aber auch Freundschaft und sowas wie Liebe. Der Stil ist immer recht trocken und fast emotionslos. Dennoch schafft der Autor es immer wieder, einen zu rühren und Gefühle aufzurütteln - insbesondere wenn es um Familie geht, um die Grossmutter oder auch um abwesende Eltern.

Über so ein Buch bin ich bisher noch nicht gestolpert, ich würde es als einzigartig bezeichnen. Und auch wenn ich jetzt nicht unbedingt weitere Bücher dieser Art lesen muss, bin ich froh, dass ich das Experiment gewagt habe. Es war ein Erlebnis und wirkt definitiv nach.

Bewertung vom 22.02.2025
NEW LENDT Berlin (MP3-Download)
Sand, Caro

NEW LENDT Berlin (MP3-Download)


sehr gut

Der Reiz ewigen Lebens

In diesem Buch lernen wir Adrian und Liv kennen. Adrian, der seit Jahrhunderten lebt und für einen mächtigen Despoten arbeitet. Er ist dafür verantwortlich, dass die von Alchemisten erschaffene Zeitkuppel erhalten bleibt, in der die Zeit nicht vergeht. Und Liv, die in der Jetztzeit lebt und auf Adrian und sein Tun aufmerksam wird.

Die Idee mit der Zeitkuppel finde ich sehr originell und alles rund um diese Kuppel und das Leben der Menschen darin wird sehr stimmig erzählt. Dieser erste Band der Reihe legt seinen Fokus auf Adrian, seine Kindheit/Jugend in den Fängen des Despoten, sowie die Entwicklung der Zeitkapsel. So lernt man Adrian schon sehr intensiv kennen, währen der Blick auf Liv zwischenzeitlich etwas in den Hintergrund gerät. Das habe ich während des Hörens des Hörbuchs etwas bedauert, Livs Leben wurde dann aber gegen Ende zufriedenstellend wieder aufgegriffen.

Was mir beim Hörbuch tatsächlich sehr viel Aufmerksamkeit abverlangt hat, sind die Zeitsprünge. Dass die Geschichte zwischen Adrians Vergangenheit und dem Jetzt springt gehört zur Geschichte dazu und ist gut nachvollziehbar. Allerdings springt die Geschichte auch innerhalb von Adrians Erzählung in diverse Zeiten (vor der Zeitkuppel, nach der Zeitkuppel). Hier habe ich mich gefragt, ob das für die Spannung notwendig war oder ob man innerhalb von Adrians Geschichte nicht chronologisch hätte erzählen können. In Büchern macht mir sowas nichts aus, aber im Hörbuch bin ich darüber gestolpert.

Der Sprecher gefällt mir sehr gut. Ich kannte ihn bisher nicht, aber er hat eine angenehme Stimmfarbe. Darüber hinaus arbeitet er viel mit Dynamik, was mir sehr gut gefallen hat, da es die Actionszenen schön mit Tempo und Spannung auflädt.

Insgesamt ist es ein vielversprechender Reihenauftakt mit einer sehr originellen Grundidee und zwei sympathischen Charakteren.

1 von 1 Kunden fanden diese Rezension hilfreich.

Bewertung vom 22.02.2025
Gazing into the Stars
Jodie S. Calussi

Gazing into the Stars


gut

Konnte mich nicht überzeugen

„Gazing into the Stars“ ist so schön aufgemacht - die Covergestaltung ist so schön poetisch und auch von dem Klappentext habe ich mir viel versprochen. Leider hat die Geschichte mich nicht gepackt - ich hatte ehrlich gesagt etwas ganz anderes erwartet.

Ich hatte mir eine magisch-poetische Geschichte mit Tiefgang erhofft. Eine Geschichte, die Gedankenanstöße liefert und einen mit fast schon philosophischen Fragen auf eine Reise zur Selbstfindung mitnimmt. Irgendwie ein bisschen so wie ein moderner Fantasy-Roman mit Elementen von „Der kleine Prinz“.

Ich fühlte mich zunächst aber eher an eine skurrile Version von „Alice im Wunderland“ erinnert. Der Junge mit den Hasenohren begibt sich auf eine Reise ins Unbekannte, stürzt durch einen Brunnen in eine andere Welt und macht Bekanntschaft mit Drogen und einer Reihe verrückter Menschen/Wesen. Zwar klingen immer mal wieder auch schöne Gedankengänge an, aber aufgrund des gerne auch mal flachen Humors wurde diesen die Ernsthaftigkeit genommen.

Nach hinten raus wurde zumindest die Story interessanter und es kam auch etwas Spannung auf, aber da hatte mich das Buch schon verloren. Schade, denn schreiben kann die Autorin.

Bewertung vom 19.02.2025
Das Lieben danach
Bracht, Helene

Das Lieben danach


sehr gut

Schockierend ehrlich

Mit diesem Buch beendet Helene Bracht Schweigen und Sprachlosigkeit und setzt sich sehr intensiv und gnadenlos mit ihrer kindlichen Missbrauchserfahrung und deren Auswirkungen auf ihr ganzes Leben auseinander.

Dabei wechseln sich autobiografische Episoden und die sehr fachliche Auseinandersetzung mit der Thematik, auch unter Erwähnung von Studien und Forschung, ab. Insgesamt würde ich das Buch als schwere Kost bezeichnen - sowohl thematisch als auch vom Stil her, der eher anspruchsvoll ist.

Die Autorin ist in all ihren Schilderungen schonungslos ehrlich, was einen immer wieder erschüttert zurück lässt. Da wäre der Einblick in die Gefühlswelt eines Kindes, das Missbrauch erfährt. Hin und hergerissen zwischen einer toxisch-verqueren Form von Liebe und den schmerzvollen, schrecklichen Erfahrungen, die das ganze Leben prägen werden. Aber es geht auch um Scham, um Sprachlosigkeit, um Hemmungslosigkeit, emotionale Kälte, Opfer, Täter und so vieles mehr.

Ich halte es für ein sehr wichtiges Buch, weil es wahnsinnig viele Situationen, Handlungen und Gefühle und auf den Tisch schmettert, die sicherlich viele Menschen ähnlich erlebt oder gefühlt haben, aber die einfach mit einem großen Tabu versehen sind. Vielleicht schafft dieses Buch es, ein Sprachrohr für die Sprachlosen zu sein, das Gefühl „Du bist nicht alleine“ zu vermitteln oder einfach aufzuzeigen, dass Missbrauch Spuren hinterlässt, die ein Leben lang nachwirken und weite Kreise ziehen können.