Benutzer
Top-Rezensenten Übersicht

Benutzername: 
Hornita
Wohnort: 
Augsburg

Bewertungen

Insgesamt 780 Bewertungen
Bewertung vom 24.03.2025
Kankos Reise
Usami, Rin

Kankos Reise


ausgezeichnet

Bewegendes Portrait einer Jugendlichen unter Druck;
Für mich war es bereits das zweite Buch von Rin Usami und auch dieses hat mir sehr gut gefallen. Es ist kurz, aber die Handlung und Charaktere werden so geballt geschildert, dass man daraus auch eine doppelt so lange Geschichte machen könnte. Man begleitet die siebzehnjährige Kanko, an die eine Vielzahl von Anforderungen gestellt werden, über einige Tage beim Familienausflug. Ihre Lebenswelt bewegt sich zwischen schulischen Druck und einem dysfunktionalem Elternhaus. Ihr Verhältnis zu den abwesenden Brüdern wird sichtbar und auf der Fahrt zeigt sich an vielen kleinen Details, dass sie für ihre Eltern da sein will, obwohl sie ihr nicht gut tun. Ihre Zerrissenheit zwischen Selbstschutz und Verantwortungsgefühl wird sehr gut dargestellt. Man bekommt außerdem einen Einblick in die japanische Gesellschaft und Familiendynamiken. Die Autorin nimmt ihre Hauptfigur ernst und obwohl Kanko erst 17 ist, ist man als Leser immer mit ihr auf Augenhöhe. Besonders gut hat mir das Ende gefallen, da Kanko, die sich ihrer herausfordernden Situation bewusst ist, einen unkonventionellen Weg findet, damit umzugehen.

Bewertung vom 24.03.2025
Image
Mausolf, Svea

Image


gut

Blick hinter die Fassade mal treffend, mal überzogen;
Der Schreibstil hat mir gut gefallen, er ist frisch und spritzig und nennt die Dinge beim Namen. Die Autorin hat eine tolle Beobachtungsgabe und kann dadurch die Charaktere böse und bissig zeichnen, ohne dass sie unglaubwürdig werden. Die Handlung war allerdings schon sehr abgefahren und von der anfänglichen Milieustudie entwickelte sie sich in der Mitte des Buches immer mehr zum Klamauk. Streckenweise wirkte das Buch auf mich, als wären einfach gute Einzelszenen aneinander gereiht worden, ohne im Ganzen wirklich Sinn zu machen. Leider wurden dabei auch die ausgegrenzten und unterprivilegierten Charaktere extrem überzogen und bestimmte negative Eigenschaften immer wieder betont, obwohl ein guter Ansatz zur tiefgründigeren Darstellung dagewesen wäre. Auch die Privilegierten bekommen ihr Fett weg, kommen aber insgesamt besser weg, was mir nicht so gut gefallen hat. Das Ende ist dann wieder unterhaltsam, endet aber überraschend und abrupt. Insgesamt war ich etwas ratlos, wie ich dieses unkonventionelle Buch bewerten soll. Aufgrund der genannten Schwächen sind es 3 Sterne geworden.

Bewertung vom 24.03.2025
Das Zeitalter des magischen Zerdenkens. Notizen zur modernen Irrationalität
Montell, Amanda

Das Zeitalter des magischen Zerdenkens. Notizen zur modernen Irrationalität


ausgezeichnet

Guter Einstieg in die wissenschaftliche Erklärung menschlichen Verhaltens ;
Der Schreibstil ist angenehm, wie eine erfrischende Plauderei, und wirkte auf mich sehr amerikanisch. In elf Kapiteln analysiert die Autorin menschliche Verhaltensweisen und Sozialphänomene und begründet sie mit verschiedenen Theorien aus den Bereichen der Sozialpsychologie, Verhaltensökonomik, etc. Es werden viele persönliche Erfahrungen der Autorin erzählt, was die Themen greifbar und gut verständlich macht. Es gibt aber auch zu jedem Kapitel einen ausführlichen Anhang mit Verweisen und Quellen, so dass alles wissenschaftlich unterfüttert wird. Obwohl ich bereits ein bisschen Wissen aus diesen Bereichen mitbringe, fand ich die Zusammenstellung interessant und gut gemacht. Ich kann mir vorstellen, dass sich die Mischung aus persönlichen Anekdoten und wissenschaftlichem, fachübergreifenden Hintergrund für ein breites Publikum eignet und ein guter Einstieg in dieses Themenfeld ist. Deshalb bekommt das Buch von mir volle fünf Sterne. Mit dem Buchtitel und dem Cover bin ich allerdings nicht so zufrieden, da sie für mich nicht so richtig zu einem Sachbuch passen.

Bewertung vom 18.03.2025
Es geht mir gut
Anthony, Jessica

Es geht mir gut


sehr gut

Eine Ehe am Wendepunkt;
Der Schreibstil hat mich überrascht, er ist sehr minimalistisch und kommt sofort auf den Punkt. Das finde ich gar nicht schlecht und ich habe mich schnell daran gewöhnen können. Die Erzählzeit muss Ende der 1950er Jahre liegen, das hätte die Autorin gerne aufschlüsseln dürfen. Die Handlung passiert an einem einzigen Tag und ist versetzt mit Rückblenden und Gedanken des Ehepaars. Die zeitlich leicht versetzten Erzählperspektiven von Virgil und Kathleen fand ich sehr gelungen. Die Charaktere waren gut getroffen und die Gedanken zu ihrer Beziehung und ihrem Leben nachvollziehbar. Der Leser denkt, er könnte sich mit den vorhandenen Informationen ein Urteil über diese Ehe erlauben, es gibt dann aber immer noch eine teils überraschende, teils erwartete Information. Das Ende hat mir nicht so gut gefallen, für meinen Geschmack hätte das Buch noch ein paar Kapitel länger sein dürfen und die Geschichte noch etwas fortführen müssen. Daher gibt es einen kleinen Bewertungsabzug von mir.

Bewertung vom 18.03.2025
Die Magnolienkatzen
Morishita, Noriko

Die Magnolienkatzen


ausgezeichnet

Wie Tiere das Leben verändern;
Der Schreibstil hat mir sehr gut gefallen und mich ab der ersten Seite gefangen genommen, so dass ich große Lust aufs Weiterlesen hatte. Ich bin kein Katzenfan, fand aber die Geschichte der zugelaufenen Streunerkatze und ihren fünf Jungen zauberhaft. Das Buch wird aus der Perspektive Norikos erzählt und man erlebt Schritt für Schritt mit, wie sich das Leben im Haus durch die Katzen verändert und sie ihr und ihrer Mutter immer mehr ans Herz wachsen. Plötzlich erweitern sich die sozialen Kontakte, alte Erinnerungen werden wach, das war gut aufgebaut und glaubhaft erzählt. Wer keine Erfahrungen mit Katzen hat, der kann mit Noriko langsam das Wissen über die Tiere und ihr Verhalten ausbauen. Auch die Entwicklung vom Problem zum geliebten Haustier hat mir gut gefallen und war leicht zu lesen. Allerdings lag mir der Fokus zu sehr auf den Katzen, ich hätte mir noch mehr menschliche Details und Auswirkungen gewünscht. Vor allem im letzten Drittel dreht sich sehr viel um die Katzen, weshalb ich einen halben Stern abziehe und 4,5 Sterne vergebe. Davon abgesehen war es eine kurzweilige und unterhaltsame Lektüre, die außerdem einen netten Einblick in japanische Haushalte gewährt hat.

Bewertung vom 13.03.2025
Von Stufe zu Stufe
Kucher, Felix

Von Stufe zu Stufe


sehr gut

Interessanter Roman über die Österreichische Filmgeschichte;
Der Start ins Buch ist mir etwas schwer gefallen, es gab viele technische Details, deren Relevanz mir nicht klar war. Nach dem Überwinden des etwas langatmigen Beginns hatte ich dann aber sehr viel Spaß am Buch. Es wird in zwei Erzählzeiten und -perspektiven eine spannende Geschichte erzählt. Zum einen die Pioniere der österreichischen Filmgeschichte in den Jahren 1907 bis 1909 bei ihren ersten Schritten sowie Marcs Jagd nach alten Filmrollen eben dieser Filme in der Ukraine im Jahr 2021. Beides wird fesselnd erzählt. Besonders interessant, glaubhaft und unterhaltsam fand ich, wie man die Filmemacher, das Ehepaar Luise und Anton Kolm und Jakob Fleck, in ihrer Entwicklung begleiten konnte. Da es sich bei diesen um reale Personen handelt, hätte ich mir eine historische Einordnung in Form eines Nachworts gewünscht. Was am Roman ist Fiktion, welche realen Details sind eingeflossen und auf Basis welcher Quellen? Für das Fehlen dieser Informationen und der etwas zu ausführlichen, technischen Details ziehe ich einen Stern ab. Insgesamt hat mich dieses Buch aber sehr gut unterhalten.

Bewertung vom 11.03.2025
Hase, Hund, Birnen - UND?
Laibl, Melanie

Hase, Hund, Birnen - UND?


sehr gut

Eine ungewöhnliche Freundschaft;
Die Geschichte vom Hasen und vom Spitz, die gut befreundet sich und sich rund um den Birnbaum jagen, fand ich ganz nett und das Ende beim gemeinsamen Birnenkuchen backen auch passend. Die Reime sind angenehm kurz, so dass sie für Kleinkinder tauglich sind. Allerdings waren sie manchmal nicht ganz rund und an einigen Stellen sind mir ad hoc Verbesserungen eingefallen. Das Farbkonzept vom Buch hat mir sehr gut gefallen und die Innenseiten vom Einband sind liebevoll gestaltet mit Birnen und Tieren und weiteren kleinen Details. Den Aufbau im Buch fand ich gut, also das Verhältnis von Text zu Bild ist für ein Kinderbuch angemessen. Allerdings bin ich mit den Illustrationen nicht zufrieden. Die Tiere sind teilweise schlecht getroffen, sehen nicht immer gleich aus und wirken gar zu künstlerisch, nicht unbedingt tauglich für ein Kinderbuch. Beim zweiten Lesen wird dieser Eindruck etwas abgemildert, so dass es am Ende aufgrund der schönen Farben und der liebevollen Aufmachung vier Sterne von mir gibt.

Bewertung vom 11.03.2025
1774. Als die jungen Genies die Freiheit suchten
Schmidt, Simone Francesca

1774. Als die jungen Genies die Freiheit suchten


ausgezeichnet

Ein ungewöhnliches Buch, sehr empfehlenswert!
Die Idee, ein Buch auf ein Jahr zu fokussieren, fand ich sehr ungewöhnlich, aber es macht erstaunlich viel Sinn. Nicht nur die Genies werden in ihrem Leben eingeordnet, sondern auch das Weltgeschehen, was ich als Bereicherung empfand. Oft weiß man etwas über historische Persönlichkeiten, hat sie aber nie in Bezug zu anderen Personen oder zur damaligen Weltpolitik gesehen. Mir waren nicht alle handelnden Personen bekannt, aber die Autorin schafft es, dass man dennoch den Überblick behält, indem sie die Personen und teilweise ihre Werke erklärt und in den Kontext der Zeit setzt. Durch viele kleine Details wird das Jahr 1774 lebendig, die Recherche muss sehr aufwendig gewesen sein. Das Buch geht chronologisch vor und bei den Kapiteln handelt es sich um Monate, was einem ein hervorragendes Zeitgefühl vermittelt. Man hat ja normalerweise keine Ahnung, was damals wie lange gedauert hat. Man kann richtig in die Zeit eintauchen und das Leben und Schaffen der Sturm und Drang Kraftmänner begleiten. Das Buch ist eine runde Sache, da alles zu einem Ende gebracht wird. Man erfährt zu den Personen Details über ihr weiteres Leben, es gibt eine ausführliche Personenübersicht und ein Quellenverzeichnis am Ende. Besonders gut hat mir auch der Schreibstil gefallen. Es gelingt der Autorin, durch kleine Kommentare und Analysen so manches Geschehen mit Humor zu betrachten und in Relation zu setzen.

Bewertung vom 11.03.2025
Der ewige Tanz
Schroeder, Steffen

Der ewige Tanz


sehr gut

Exzessives und provokantes Künstlerleben;
Das Leben der Anita Berber wird auf verschiedenen Zeitebenen erzählt. Es beginnt chronologisch, springt dann mal an ihr Ende in der Klinik, dann wieder zu den verschiedenen Lebensstationen und Karriereschritten. Das macht es zwar abwechslungsreich, aber trotzdem blieben die Charaktere etwas hölzern. Der Autor hat gründlich recherchiert, aber es wurden zu viele unwesentliche, kleine Details wie Möbel, Geschirr, usw. beschrieben. Dadurch wird zwar das Umfeld, die Stimmung der Lokale in den 1920er Jahren, usw. ausführlich geschildert, aber im Gegenzug bleibt die Person der Anita Berber trotz aller Exzesse irgendwie blass. Ihre Darstellung als exzentrisch, unangepasst und unkonventionell ist treffend, aber mir hat eine gewisse Tiefe in der Charakterdarstellung gefehlt. Der Schreibstil ist gut, das Zeitgeschehen wird gut getroffen und Anita Berbers Leben ist wirklich ungewöhnlich, trotzdem ist bei mir der Funke nicht richtig übergesprungen.

Bewertung vom 07.03.2025
Ginsterburg
Frank, Arno

Ginsterburg


sehr gut

Interessant und gut aufgebaut, aber am Ende bleibt viel offen;
Der Schreibstil ist ungewöhnlich, ein bisschen unstrukturiert, genauso wie ein Gespräch oder Gedanken verlaufen und auch mal abschweifen. Mal kurze Sätze, mal ganz lang und verschachtelt. Mir ist das Lesen nicht schwergefallen, da der Stil jeweils passend zum Inhalt wechselte. Die Geschichte ist gut konstruiert und durchdacht und man begleitet Ginsterburg und seine Bewohner über zehn Jahre von 1935 über 1940 bis 1945. Die Bandbreite der Charaktere und der Handlung fand ich gut, der Fokus liegt auf dem, was sich im Ort verändert und wie es sich auf die Personen und Familien auswirkt. Ab und zu tauchen Zeitungsartikel und behördliche Anweisungen als Schnipsel im Buch auf. Da einige Motive und Personen auf wirklichen Personen beruhen, hätte ich mir ein klarstellendes Nachwort und Quellenangaben dazu gewünscht. So bleibt unklar, was Fiktion ist und was Fakten sind. Alles in allem hat mir die Geschichte gut gefallen, am Ende bleiben für meinen Geschmack etwas zu viele Dinge offen. Ich hatte den Eindruck, dass am Ende einige Kapitel fehlen, daher von mir ein kleiner Abzug für die genannten Kritikpunkte.