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fantasia

Bewertungen

Insgesamt 27 Bewertungen
Bewertung vom 01.05.2024
Astrids Vermächtnis
Mytting, Lars

Astrids Vermächtnis


sehr gut

Da ist er nun, der dritte Band dieser Geschichte um die geheimnisvollen Glocken, den Teppich, die Hekne-Schwestern- Liebe, Tod.
Auch in der neueren Hekne-Generation gibt es wieder eine Astrid, der Kai Schweigaard sehr zugetan ist und in ihr eine würdige Erbin der bisherigen Geschichte sieht. Jetzt kommen aber der zeitliche Aspekt des Zweiten Weltkriegs und Nazideutschland hinzu. Die Zeiten haben sich verändert. Auf einmal wird aus Astrid aus eine Widerstandskämpferin. Na ja, alle Register werden in diesen drei Bänden gezogen – mir ist es zu viel. Gut fand ich, dass gleich zu Beginn dieses dritten Bandes der Autor die Geschichte der siamesischen Zwillingsschwestern Halfried und Gunhild Hekne zusammengefasst hat: So ist ein leichter Einstig in diesen dritten Band möglich.

Bewertung vom 21.04.2024
Nachspielzeiten
Vogelsang, Lucas

Nachspielzeiten


sehr gut

Nach dem Spiel ist mitten im Leben

„Nachspielzeiten" von Lucas Vogelsang ist ein fesselndes Buch, das die Fußballwelt abseits des Spielfelds erkundet. Mit ehrlichen Einblicken in das Leben von bekannten Persönlichkeiten wie Otto Rehhagel und Mehmet Scholl sowie hinter die Kulissen von Ruhm und Schattenseiten des Sports bietet es eine faszinierende Lektüre. Der lebendige Schreibstil des preisgekrönten Autors vermittelt Emotionen und Humor, während er das Leben nach der Karriere und Ereignisse nach dem Abpfiff beleuchtet. Auch für Nicht-Fußballfans ist dieses Buch empfehlenswert, da es die Leserinnen und Leser auf eine kurzweilige Reise durch die Welt des Fußballs mitnimmt. Trotz gelegentlicher Längen bleibt die Authentizität der Geschichten erhalten.
Eine lohnenswerte Lektüre, die zeigt, dass die besten Geschichten am Spielfeldrand passieren.

Bewertung vom 21.04.2024
Gussie
Wortberg, Christoph

Gussie


ausgezeichnet

Eindrücklich und sehr persönlich
Die politische Seite Adenauers ist vielen bekannt, doch seine persönliche nicht. Ich wusste z.B. nicht, dass er zweimal verheiratet war und eine Schar von Kindern (acht) hatte. Daher ist es umso interessanter, etwas von dieser Seite des Politikers zu erfahren. Gussie (Auguste), die zweite Frau des Politikers, gewährt den Lesern auf dem Sterbebett Einblicke in ihr und sein Leben.
Das ist sehr interessant gemacht - über jedem kurzen Kapitel steht ein Auszug aus einem Brief an ihren Vater z.B., dem sie sehr zugewandt war. Hier wird das Bild einer Frau gezeichnet, die schon immer wusste, was sie wollte und mit dem „Verrat“ an ihrem Mann hadert und letztendlich an den Folgen stirbt (was in der Forschung umstritten ist).
Diese Frau hat mich mehr beeindruckt als ihr Mann und die Geschichten um ihn - der mir als Rosen züchtender Bundeskanzler in Erinnerung geblieben ist, der doch etliche Nazis in seinem Kabinett versammelt hatte, z.B. den Herausgeber des Kommentars zu den Nürnberger Rassegesetzen, der das Bundeskanzleramt leitete. Auch sprach Adenauer sich recht bald für ein Ende der Entnazifizierung aus.
Interessantes Buch, das ich interessiert gelesen habe und gerne weiterempfehle.

Bewertung vom 13.03.2024
Das Schweigen des Wassers
Tägder, Susanne

Das Schweigen des Wassers


ausgezeichnet

Nur gut!
„Das Schweigen des Wassers" ist ein Kriminalroman der leisen Töne - die sehr eindrücklich sind und einem nicht loslassen. Der Leser will wissen, wie sich die Sache entwickelt. Und selbst am Ende bleiben Fragen offen, die die Hoffnung wecken, dass es weitere Bände der Autorin um Hauptkommissar Groth geben wird.
Der Fall oder besser die zwei Fälle verweben geschickt politische Themen in die Handlung ein, die einige Jahre nach der Wiedervereinigung Deutschlands spielt. Hauptkommissar Groth wird aus Hamburg in seine Heimat Mecklenburg abgeordnet, um beim Aufbau zu helfen. Doch seine westliche Herkunft stößt bei den neuen Kollegen auf Skepsis, und schon bald muss er sich nicht nur mit einem mysteriösen Todesfall, dessen Vorgeschichte zu dem zweiten Mordfall vor der Wende zurückführt, sondern auch mit zwischenmenschlichen Spannungen und Schicksalen auseinandersetzen.
Der Schreibstil ist leise und teils melancholisch, was perfekt zur Stimmung des Buches passt. Die Atmosphäre der mecklenburgischen Provinz und die Charakteristik der einzelnen Figuren ist eindrücklich. Man taucht ein in eine Welt voller Geheimnisse und menschlicher Abgründe, Einsamkeit und Trauer.

Bewertung vom 20.02.2024
Spur und Abweg
Tallert, Kurt

Spur und Abweg


weniger gut

Distanziert
Vom Rapper zum Schriftsteller - das klingt nach einem unüblichen Werdegang des Autors. Sein Thema Nationalsozialismus ist zwar schon häufig bearbeitet worden, aber immer wieder lesenswert. Die Widmung sagt, dass der Autor auf einer Entdeckungsreise durch die eigene Familie ist - was er dann aber daraus macht, überzeugt nicht wirklich.
Kurt Tallert spürt seinem Vater nach, der als junger Mann als Halbjude von den Nazis verfolgt wurde und später Politiker in Westdeutschland wurde.
Dabei schweift er ab - schreibt über alles Mögliche, was schon auch irgendwelche Bezüge zum Nationalsozialismus hat, bis er irgendwann mal wieder zu der Familienhistorie kommt. Deren Darstellung wirkt sehr distanziert. Beides erschwert den Lesefluss und macht nicht wirklich Lust weiterzulesen.
Am Interessantesten fand ich, wie der Autor das Cover gedeutet hat.
Das Sachbuch "Spur und Abweg" von Kurt Tallert hat mich enttäuscht.

Bewertung vom 09.02.2024
Das Philosophenschiff
Köhlmeier, Michael

Das Philosophenschiff


sehr gut

Mit den ersten Sätzen wird eine Einladung an eine der beiden Hauptfiguren ausgesprochen - eine Einladung, die auch für den Leser gilt und ihn sofort in das Geschehen einbezieht. Ein "windiger Schriftsteller" stellt sich der Aufgabe, den Erzählungen einer alten Architektin zu lauschen und zu einer Biografie zu verarbeiten.
Und hier zeigt sich schon der Witz dieses Buches - wer ist dieser
Schriftsteller, was könnte er mit dem Autor gemein haben oder sind die beiden gar ein und dieselbe Person?
Die Geschichte der 100-jährigen Architektin dreht sich hauptsächlich um eine Episode ihres Lebens, als sie als 14-Jährige mit ihen Eltern auf dem "Philosophenschiff" aus Russland verbannt wurde. Hier wird der Leser mit vielen Namen konfrontiert, was teilweise ermüdend ist. Aber die Handlung gleicht das wieder aus - die Gespräche der Passagiere und v.a. auch die Gespräche der 14-Jährigen mit dem an den Rollstuhl gefesselten Lenin über Macht und Liebe sind wunderbar. Ein echter Köhlmeier!

Bewertung vom 01.01.2024
Der süße Duft der Reben
Haigh, Tara

Der süße Duft der Reben


weniger gut

wenig überzeugend
Der Roman handelt von einer jungen Frau, die ihren Weg geht, wenn er auch noch so beschwerlich sein mag. Sie und auch die anderen Frauenfiguren sind starke Persönlichkeiten, die mit den Widrigkeiten der Zeit umgehen müssen und können. Das lädt zum Lesen ein.
Das Handlungsgeschehen jedoch ist trivial. Die Hauptfigur soll verheiratet werden (1903) - das passt noch zur Zeit des Geschehens - aber dann geht es um Flucht vom Schiff, Mord, Bordell bis zur Rettung mithilfe des ungeliebten ehemals angedachten Gatten ... Ungeahntes offenbart sich dann.
Das sollte letztendlich die Spannung (?) des Buches ausmachen.
Ich lese gerne historische Romane, bei denen Frauen im Mittelpunkt stehen. Deshalb haben mich der Titel und das Cover angesprochen. Hier jedoch ist der historische Kontext nicht wirklich präsent und die Historie banal.